Wir-Gefühl statt Einzelkämpfer-Mentalität

Grafschafter Nachrichten 20160319
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Sonnabend, 19. März 2016
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Zur Teilnahme an der „Dorfgemeinschaft 2.0“ riefen Angelika Frederking (links) und Projektleiter Thomas Nerlinger (rechts, am Mikrofon) gestern in Neuenhaus auf.
Fotos: Westdörp
„Wir-Gefühl statt Einzelkämpfer-Mentalität“
Fünfjähriges Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0“ zum altersgerechten Leben feiert in Neuenhaus Auftakt
Mit einer großen Auftaktveranstaltung ist gestern
das Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0“ offiziell an
den Start gegangen. Ziel
ist es, ein Konzept für ein
generationenfreundliches
Miteinander in ländlichen
Gebieten zu entwickeln.
Von Sebastian Hamel
NEUENHAUS. Trist und mitleiderregend wirkt das Leben
des alten Mannes, der im
Kurzfilm des Projekts „Dorfgemeinschaft 2.0“ seine unzähligen Tablettenschachteln
durchwühlt. Die Packungsbeilagen kann er kaum lesen,
beim Öffnen des Kühlschranks bietet sich ihm gähnende Leere und zu guter
Letzt stolpert er sogar noch
über seinen Hund und bleibt
hilflos liegen. So soll es nicht
sein, sagen die Projektbeteiligten und stellen im zweiten
Teil des Films ansprechende
Alternativen vor: Über einen
virtuellen Marktplatz auf seinem Tablet-PC ordert er sich
per Lieferdienst Lebensmittel ins Haus, holt sich Hilfe
für den Garten – und beim
Sturz über den Hund wird automatisch die Verbindung zu
einer Notfallzentrale hergestellt, deren Mitarbeiterin
sich über den Zustand des Seniors erkundigt.
Der Mensch im Mittelpunkt, unterstützt durch
technische und digitale Innovationen, die mit den unterstützenden Akteuren in der
Region verbunden sind: An
diesem Prinzip orientiert
sich das auf fünf Jahre angelegte Projekt, das aus dem
Verein
Gesundheitsregion
Euregio erwachsen ist. Über
ein virtuelles Dorfgemeinschaftszentrum sollen alle relevanten Dienste koordiniert
werden. Gleichzeitig soll dieses als tatsächliche Begegnungsstätte dienen. Mit rund
fünf Millionen Euro erfährt
das Vorhaben eine üppige
Förderung durch das Bundesministerium für Bildung
und Forschung. Zuvor hatte
die „Dorfgemeinschaft 2.0“
erfolgreich am Wettbewerb
„Innovationen für Kommunen und Regionen im demografischen Wandel“ – kurz
„InnovaKomm“ – teilgenommen. Mit dem Projekt kann
das Gebiet Grafschaft Bentheim/südliches Emsland, auf
das sich das Vorhaben erstreckt, zum Modell für vergleichbare Regionen in ganz
Deutschland werden.
„Kräfte bündeln,
Netze spannen und
die Öffentlichkeit
mitnehmen“
Dr. Arno Schumacher
Die Vorstellung am Freitag
im Forum des Lise-MeitnerGymnasiums stieß auf reges
Interesse. Zahlreiche Beteiligte und Gäste wohnten der
Veranstaltung bei, die durch
Pianomusik und Gesang von
Armanda ten Brink einen
musikalischen Auftakt erlebte. Durch den Vormittag führten Projektleiter Thomas
Nerlinger sowie Britta Blotenberg. In seinem Grußwort
sagte Dr. Arno Schumacher,
Die „rollende Praxis“ zeigt Matthias Quickert (links) von der
Firma WAS aus Wietmarschen einem Besucher.
Foto: Hamel
Vorsitzender der Gesundheitsregion Euregio, mit
Blick auf die aktuelle Situation, dass die Versorgungsstrukturen für ältere Menschen noch nicht ausreichen.
Die technischen und digitalen Möglichkeiten seien noch
nicht ausgeschöpft. Daraus
ableitend formulierte er den
Geist des Projekts: „Kräfte
bündeln, Netze spannen und
die Öffentlichkeit mitnehmen.“ Günter Oldekamp,
Samtgemeindebürgermeister in Neuenhaus, würdigte
den Erfolg der „Dorfgemeinschaft“, da nur fünf aus 180
Bewerbungen den Zuschlagen bekommen hätten. Er
rief dazu auf, das Projekt mit
Leben zu füllen.
Ein Grußwort ließ auch
der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann
übermitteln. „Heute gestalten Sie Zukunft“, lobte er die
Beteiligten. Bei der Kombination „Technik und Zusam-
menleben“ würden zwar viele noch fremdeln, dabei komme der Technik jedoch eine
zutiefst dienende Funktion
zu: „Menschen sollen möglichst selbstständig und
selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden alt werden
können.“ Er betonte zudem
die Wichtigkeit des Breitbandausbaus, wobei dieser
aber nur Mittel zum Zweck
sei: „Im Zentrum stehen
Dienstleistungen, die Sie in
den nächsten Jahren entwickeln, erforschen und zusammenführen wollen.“
Aus Berlin angereist war
Angelika Frederking vom Unternehmen VDI/VDE-IT, das
für das Ministerium die Projektträgerschaft des „InnovaKomm“-Wettbewerbs übernommen hat. Sie berichtete,
dass der Wettbewerb sogar
Teil des Koalitionsvertrags
der Bundesregierung ist. Darin heißt es: „Mit einem Demografiewettbewerb unter-
„Menschen sollen
in den eigenen vier
Wänden alt werden
können“
Albert Stegemann
raum „Bedarfsgerechte Versorgung“ stellt die Frage:
„Wie versorgen wir uns heute
und wie morgen?“ Die technische Unterstützung soll dabei der virtuelle Dorfmarktplatz bieten, über den der
Kontakt zu den Akteuren hergestellt wird. Bei der Entwicklung der Technik sollen
die Ängste und Sorgen der
Menschen
aufgenommen
werden. Der Lebensraum
„Wohnen“ steht besonders im
Zeichen des „Smart Home“,
das mit Fernsteuerungen
und Automatisierungen die
Lebensqualität im Wohnraum steigern soll.
Bei einem „Marktplatz der
Möglichkeiten“ in der benachbarten Mensa der Wilhelm-Staehle-Schule konnten sich die Besucher im Anschluss ein Bild von den Angeboten machen, die die zahlreichen Verbundpartner der
„Dorfgemeinschaft“ und weitere Vereine und Firmen dort
präsentierten. So stellte das
Unternehmen WAS aus Wietmarschen eine „rollende Praxis“ vor.
Bei einer Gesprächsrunde
zuvor schilderten Wolfgang
Gröbe (Grafschafter Bürgergemeinschaft),
Friedrich
Reurik (Neuenhauser Seniorenbeirat), Heike Butke
(Landfrauen) und Joachim
Berends (Bentheimer Eisenbahn) ihre Eindrücke. Auch
Franz Loth (Caritas-Direktor
für die Diözese Osnabrück)
war anwesend und resümierte, mit dem Projekt seien „tiefe Haltungsfragen“ verbunden: Es komme auf die Gemeinschaft an, das „Wir-Gefühl“ müsse an die Stelle der
der Einzelkämpfer-Mentalität rücken.
Nun sind die Menschen gefragt: Wer sich für das Projekt
interessiert, kann bei der weiteren Entwickelung mitwirken. Anmeldungen sind möglich unter www.dorfgemeinschaft20.de.
Weitere Fotos und ein Video
sind auf GN-Online zu sehen.
Einfach Online-ID @1155 im
Suchfeld eingeben.
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Urlaub und möchten die
März 31, 2016 1:49 pm (GMT -2:00)
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Heimatgrüße in die Ferne
© Grafschafter Nachrichten
stützen wir die Regionen, die
gute Antworten auf die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur gefunden haben.“ Ihr Fazit an die Bürger:
„Machen Sie mit!“
Die
„Dorfgemeinschaft
2.0“ gliedert sich auf in vier
Lebensräume. Im Punkt „Gesundheit und Pflege“ geht es
unter anderem darum, die
Sektorengrenzen zwischen
Hausarzt, Krankenhaus und
Pflegedienst aufzusprengen.
Weiterhin sind mobile Gesundheitsangebote sowie digitale Assistenzsystem, etwa
der automatische Hilferuf
per Sensor, von Bedeutung.
Dem Lebensraum „Mobilität“ liegt der Wunsch vieler
Menschen, am Leben um sie
herum teilzuhaben, zugrunde. Aspekte wie Bürgerbus,
Ruftaxi und E-Mobilität spielen dabei ebenso eine Rolle
wie Fahrgemeinschaften und
Car-Sharing. Der Lebens-
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