Vitamin D Sinn und Unsinn der Therapie T. Reinehr Abteilung für Pädiatrische Endokrinologie, Diabetologie und Ernährungsmedizin Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln Universität Witten- Herdecke Fallvorstellung stationäre Aufnahme eines 2.2 jährigen Junges aufgrund seit dem 1. Lj. bestehenden motorischen Entwicklungsproblemen (Kind „läuft nicht richtig“, nur wenige Schritte mit Unterstützung möglich) & Infektneigung (rez. Bronchitiden) Labor Diagnostik Alk. Phosphat Phosphat Ca2+ 940 + U/l 1.90 – mg/dl 2.17 mmol/l Vitamin D Parathormon 2.4 - ng/ml 290 + pg/ml Diagnose ? Vitamin Mangel Rachitis bei fehlender Vit. D Prophylaxe Vitamin D Mangel Calcitriol ↓ Ca 2+ Resorption ↓ PTH↑ PTH↑ (sekundä (sekundärer Hyperparathyreodismus) Ca 2+ wird aus Knochen freigesetzt PhosphatPhosphat- Ausscheidung ↑ Normokalziä Normokalziämie Hypokalziä Hypokalziämie Hypophosphatä Hypophosphatämie Rachitis • Klassische Trias: 1. Typische Klinik 2. Radiologische Veränderungen • Aufhellungen • Unregelm. Begrenzung der Metaphysenabschlussplatte • Auftreibungen • Becherförmige Deformierung • Epiphysenverbreiterung • Subperiostale Aufhellungen Diaphysen (Looser Umbauzonen) • Osteoporose • Patholog. Frakturen 3. Erhöhung Alkalische Phosphatase Welche Erkrankungen sind in der Literatur mit Vitamin D Mangel assoziiert? • Osteomalazie /Rachitis • Osteoporose • • • • Adipositas Typ 2 Diabetes, Metabolisches Syndrom Bluthochdruck Herzinsuffizienz • • • • Asthma bronchiale Diabetes mellitus Typ 1 Multiple Sklerose Autoimmunerkrankung • Krebserkrankungen • Schizophrenie • …. Entzündliche Erkrankungen klassische Zivilisationskrankheiten in Haut Vitamin D biochemisch ein Steroidhormon ! Vitamin D Synthese Testosteron in Leber & Niere Estran Vitamin D wirkt auch wie ein Hormon! Vitamin D Stoffwechsel Deckung täglicher Vitamin D Bedarf • 90% über die Haut • 10% über Nahrung – – – – – stark fetthaltiger Fisch (Lachs, Hering): 500 IE pro Portion Eigelb Leber Margarine (angereichert) in USA Milch, Orangensaft, Frühstücksflocken Vit D angereicht (ungleich Europa) – Muttermilch (ungleich industrielle Flaschennahrung) Vitamin D arm • Wirkpotenz – Vitamin D 1 – 25 OH Vitamin D 10-15 – 1,25 OH Vitamin D 1000 Differentialdiagnose Vitamin D Mangel • Fehlende Vitamin D Prophylaxe gestillter Säugling • Meiden Sonne / starke Pigmentierung • Chonische Malabsorption – Zöliake – Mucoviscidose – M. Crohn • Lebersynthesestörung • Gallenwegserkrankung • Chron. Niereninsuffizienz Differentialdiagnose Rachitis • Vitamin D abhängige Rachitis (VDAR): sehr selten – CYP2R1 Gen Vit D 25 Hydroxylase – CYP27B1-Gen: 25 Hydroxyvitamin D 1 alpha Hydroxylase – Vitamin D Rezeptor Gen • Phosphatdiabetes: selten DD Rachitis / Vitamin D Mangel Rachitis / Vitamin D Mangel: Vitamin 25-OH bestimmen nicht Vitamin D 1,25 OH (außer genetische Formen) Vitamin D Stoffwechsel Beeinflusst Vitamin D außer dem Knochenstoffwechsel noch weitere Regelkreise? Vitamin D reguliert mehr als 200 Gene Vitamin D & Immunsystem Laborchemische Definition des 25-OH Vitamin D Mangels • Normal: 20-100ng/ml • > 150ng/ml: Intoxikation • < 20ng/ml Defizienz American Academy of Pediatrics (2008) Lawson Wilkens Pediatric Endocrine Society (2008) Ernährungskommission der DGKJ (2011) aber • Vitamin D Spiegel im Blut hängen von Jahreszeit ab • keine Normwerte für das Kindesalter adaptiert für Alter und Geschlecht • Woher stammt der Grenzwert? aber Ca Absorption aus Nahrung • Vitamin D Spiegel im Blut hängen von Jahreszeit ab • keine Normwerte für das Kindesalter adaptiert für Alter und Geschlecht • Woher stammt der Grenzwert? Methodische Herausforderung Vitamin D Bestimmung Bruce W. Hollis, Assessment and Interpretation of Circulating 25-Hydroxyvitamin D and 1,25Dihydroxyvitamin D in the Clinical Environment Endocrinol Metab Clin North Am. 2010 June ; 39(2): 271: • Goldstandard : HPLC oder LC/MS Methoden (nicht Elisa: Steroidhormone viele Störeinflüsse) • Kein international anerkannte Standard für Bestimmung • Intraindividuelle Variablität 13-19% der Test Kits • Vitamin D labil gegen Licht Vitamin D Status bei Kindern in BRD Täglicher Vitamin D Bedarf • 1. LJ: 500 IU • ab dem 2. Lj.: 600 IU • Jugendliche: 800 IU Höherer Bedarf: • FG (GG<1500g): 800-1000 IU • Malabsorptionserkrankungen: 1200-1500 IU • Jugendliche mit Migrationshintergrund 1000-1500 IU KIGGS Studie: nur 36,1 % der Kinder ausreichende Vitamin- D Spiegel ! Defizite v.a.: • im Winter und Frühling • adipöse Kinder • Kinder aus sozial schwachen Schichten • Kinder mit niedrigem Aktivitätsniveau Bös et al.. Ernährungsumschau 2009 (12): 496-503 Donald Studie • 2729 3-Tage-Wiege-Ernährungsprotokolle • Kinder im Alter von 1-12 Jahre • 80 % der Kinder bei ihrer alimentären Vitamin-D-Zufuhr unter der DGE-Empfehlung Mathilde Kersting et al.: Die Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr von Kindern Ernährungsumschau 2008 (9): 523 Warum ist die Vitamin D Versorgung in Deutschland mangelhaft? • Muttermilch enthält 12-60 IE/l Vit. D (Bedarf 500 IE/Tag) -> > 8l MM pro Tag notwendig! • Geringer Vitamin D Gehalt der Nahrung: – Nennenswert nur in stark fetthaltiger Fisch (Lachs, Hering: 500 IE pro Portion), Eigelb, Leber – Vit D Anreicherung in Europa außer bei Flaschennahrung nicht zulässig (ungleich U.S.A: Orangensaft, Milch usw. angereichert) • Geringe Produktion über Haut – Sonnenexposition (Tages/Jahreszeit/Dauer): 10 bis 16°° Vit D – Fläche der Hautbedeckung/ Sonnenschutzcreme – Ab 35. Breitengrad nicht ausreichend Vit D Produktion von Oktober bis März • BRD: 48-54 Breitengrad empfohlene Sonnenexposition in BRD • April bis September 5-30 min 2x /Woche unbedeckt (und ohne Sonnenschutz) Kopf + freie Arme in Mittagszeit da UV-B wichtig für Vit D Produktion (UV-B aber auch Risikofaktor Plattenepithelkarzinose) • UV-A eher morgens und abends (führt zu Melanom/ Basalcarcinom) • >1 Stunde pro Tag Bewegung draußen Ernährungskommission der DGKJ Monats Kinderheilk 2011; Anreicherung Lebensmittel mit Vit D? • In Wintermonaten 90% der Jugendlichen Vitamin D Spiegel < 20ng/ml in Finnland • Ein Expertenkomitee in Finnland empfahl im Jahr 2003 die Anreicherung von Milch, Sauermilch und Joghurt mit 0,5 μg Vitamin D/100 g (20 Einheiten pro 100 g) und von Margarine und Brotaufstrichen mit Mengen zwischen 7,5 und 10 μg Vitamin D/100 g (400 Einheiten pro 100 g; 0,5 μg Vitamin D pro Teelöffel Margarine). • Diese Empfehlung war nicht verpflichtend, allerdings haben sich die meisten Nahrungsmittelhersteller danach gerichtet. • Berechnungen gehen von >50 % der Jugendlichen aus, die so nur über die Nahrung - eine ausreichende Vitamin DVersorgung erreichen würden. Tylavsky et al, 2006 Anreicherung Lebensmittel mit Vit D? • Um die Effektivität der nationalen Vitamin D-Anreicherung von Milch und Margarine zu überprüfen wurden die alimentäre Vitamin D-Zufuhr sowie der Vitamin D-Status im Serum bei 4jährigen finnischen Kindern jeweils in den Wintermonaten vor (2001-2002) und nach (2003-2004) Initiierung der Lebensmittelanreicherung gemessen. • Die mittlere tägliche alimentäre Vitamin D-Aufnahme stieg signifikant von 2,1 auf 4,5 μg. • Ebenso konnte die Serumkonzentration von 25-OHD signifikant von 54,7 auf 64,9 nmol/l (21,9 auf 26 ng/ml) angehoben werden. Piirainen et al, 2007 Anreicherung Lebensmittel mit Vit D? • Deutschland würde die mittlere Vitamin D-Aufnahme auf bis zu 4,0 μg/d (Jungen) bzw. 3,2 μg/d (Mädchen) steigern und damit den DACH-Referenzwerten von 5 μg/d stärker annähern • In Deutschland darf Margarine mit 2,5 μg/100g angereichert werden; eine höhere Anreicherungsdosis könnte die Versorgungssituation nur leicht verbessern. Hintzpeter, 2008 Oder Supplementierung mit Tablette? Empfehlung Vit. D Prophylaxe BRD • 1. Lebensjahr: 400-500 IE (zusammen mit Fluor) bis zum zweiten erlebten Frühsommer – Cave: Kosten Vit. D > 12 LM nicht durch gesetzliche Krankenkassen übernommen • bei Risikogruppen Vit. D Prophylaxe bei <30ng/ml Vit. D mit 400-500 IE • keine ausreichende Sonnenlichtexposition (aber Sonnenexposition effektivere Maßnahme): 400 IE ? Ernährungskommission der DGKJ Monats Kinderheilk 2011 Risikogruppen (I) • Gestillte Kinder • Vegetarische oder makrobiotischer Ernährung ohne Kalzium, Vitamin D und Fettzusätze • Migranten – Ernährung vegetarisch, kalzium- und Vitamin D arm – unzureichende intestinale Kalzium Absorption (durch hohe phytat- und oder oxalsäurereiche Ernährung: z.B. Kohl, diese stört intestinale Resorption Vit D) – Dunkles Hautpigment (erschwerte Vitamin D Synthese) • 10 min Kaukasier = 30 min Asiat = 90 min Afrikaner für dieselbe Vit D Synthese – Religiöse / kulturelle Ursachen (Bekleidung, keine außerhäuslichen Aufenthalte) Risikogruppen (II) • Chronische Malabsorption – Zöliake – Mucoviscidose – M. Crohn • • • • Lebersynthesestörung Gallenwegserkrankung Chronische Niereninsuffizienz Medikamente: – – – – Antiepileptika Steroide anti-retroviral Fungizide Therapie Vitamin D Mangelrachitis • < 1 LM: – 3 Monate Vit D 1000 IU + Calcium 250 mg – Danach 500 IU Vit D 1. Lebensjahr • 1-12 LM – Vitamin D 3000 IU + 500-1000mg Calcium – Danach 500 IU Vit D 1. Lebensjahr • > 12 Monate: – Vitamin D 5000 IU + 1000-1500mg Calcium – Danach Sonnenexposition + Ernährungsumstellung 1000 IE Vit D erhöht Vit D Spiegel um 10 ng/ml Vitamin D Präparate • i.m. – D3-Vicotrat: 100.000 IE Cholecalciferol i.m. • Oral: – Vigantolette 500/1000 IE Vit D3 – Dekristol 20.000 IE (Gabe 1x / Woche) • Tropfen: Vigantol Öl: – 1ml = 20.000 IE, 1 Trpf= 667 IE Vitamin D 1,25 OH • Indikation: – Nieren- / Lebererkrankung, Malabsorption – Vitamin D resistente Rachitis (VDAR) • Rocaltrol (Calcitriol) • Eins- alpha Tropfen – Enthält Alkohol (14%) – 2 µg/ml, 1 Tropf=0,1µg Vitamin D Intoxikation • >40.000 IE /Tag oder > 300.000 Einzeldosis Vitamin D • oder bei Immobilisation unter Therapie (insb. Rocaltrol) • Leitbefunde: – Hypercalcämie – Hypercalcurie (Nierensteine) – Vitamin D > 150 ng/ml • Therapie: – Steroide – forcierte Diurese Vitamin D auch zur Prophylaxe anderer Erkrankungen? • Osteoporose • • • • Adipositas Typ 2 Diabetes, Metabolisches Syndrom Bluthochdruck Herzinsuffizienz • • • • Asthma bronchiale Diabetes mellitus Typ 1 Multiple Sklerose Autoimmunerkrankung • Krebserkrankungen • Schizophrenie • …. klassische Zivilisationskrankheiten Entzündliche Erkrankungen Osteoporose • Hintergrund: – Bis zum Alter von ca. 18 - 20 Jahren werden 90 % der maximalen Knochenmasse (peakbone-mass) aufgebaut. – Eine Optimierung der Knochenmineralisierung in der Adoleszenz und im jungem Erwachsenalter kann zur Vorbeugung einer Osteoporose im späteren Leben beitragen (DACH, 2008; Stránský, 2009). Osteoporose • 3 Jahres Studie an 171 finnischen Mädchen (Alter: 9-15 Jahre) – Alle Teilnehmerinnen erhielten während der Wintermonate der Studie Vitamin D2 (erste zwei Studienjahre 10 μg/Tag, drittes Jahr 20 μg/Tag) und hatten eine Calciumzufuhr von mindestens 1000 mg/Tag. – Die zu Beginn gemessene 25-OHD-Konzentration im Serum korrelierte bei allen Teilnehmerinnen signifikant mit der Änderung der Knochenmineralstoffdichte (BMD) der Lendenwirbelsäule und des Oberschenkelhalses nach 3 Jahren. – Der Unterschied in der BMD-Akkumulation in der Lendenwirbelsäule nach 3 Jahren betrug 4 % zwischen den Teilnehmerinnen mit 25-OHD-Serumkonzentrationen < 20 nmol/l und denen mit normalem Vitamin D-Status (> 37,5 nmol/l) zu Studienbeginn. Lehtonen-Veromaa et al, 2002 Osteoporose • Young Hearts 2000 Studie – 1015 Jugendlichen im Alter von 12- 15 Jahren – Mädchen mit einer normalen 25-OHDSerumkonzentration hatten eine signifikant höhere Unterarm-Knochendichte, geringere Serum-PTHKonzentrationen sowie niedrigere Knochenumsatz-Marker im Vergleich zu denen mit zu niedrigeren 25-OHDKonzentrationen. – Es wurden keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Vitamin D-Status und der Knochendichte bei Jungen beobachtet. Cashman et al, 2008 aber Bewegung führt auch zu Knochendichtesteigerung und Vitamin D als Sunshine Hormone evtl. nur Marker für Bewegung draußen? Vitamin D auch zur Prophylaxe anderer Erkrankungen? • Osteoporose • • • • Adipositas Typ 2 Diabetes, Metabolisches Syndrom Bluthochdruck Herzinsuffizienz • • • • Asthma bronchiale DiabetesVitamin mellitus Typ 1D Multiple Sklerose Autoimmunerkrankung • das Sunshine Hormon Entzündliche Erkrankungen Zivilisationserkrankungen durch Bewegungsmangel und daher alles nur Schizophrenie Assoziationen ohne Kausalität? …. • Krebserkrankungen • klassische Zivilisationskrankheiten Vitamin D und assoziierte Erkrankungen Beispiel Adipositas Vitamin D Spiegel als Prädiktor Morbidität Adipositas Gröber et al Dermato- Endocrinology 5:3; e2 Reinehr et al Eur J End 2007; S 156- Vitamin D fettlösliches Vitamin Vitamin D im Fettgewebe gespeichert Reinehr et al Eur J End 2007; S 156- Korrelation zwischen Vitamin D und Insulinresistenz in unserem Kollektiv auch durch Korrelation zwischen Adipositas und Vitamin D und Korrelation zwischen Adipositas und Insulinresistenz zu erklären Vitamin D auch zur Prophylaxe anderer Erkrankungen? alität • • • • • • • • • • • • s u a K Osteoporose n o ! v g i is Adipositas d e n w e Typ 2 Diabetes, Metabolisches Syndrom eklassische w t B Zivilisationskrankheiten o Bluthochdruck e n n n h Herzinsuffizienz e o i d n u e t i Asthma bronchiale s d s u n Diabetes mellitussTyp st 1 o i t Entzündliche n n Multiple Sklerose o e i t v Erkrankungen r Autoimmunerkrankung ia e z t o n I s s e v AKrebserkrankungen i t k e Schizophrenie p s o r …. P Kardiovaskuläre Erkrankungen • Metaanalysis von 8 randomisiert kontrollierten Studien mit Vit. D Gabe bei Erwachsenen mit Hypertonus: – Minimale Reduktion diastolischer (-2mmHG) aber nicht systolischer Blutdruck [Witham M et al.: Effect of vitamin D on blood pressure: a systematic review and meta-analysis. J. Hypertens. 27, 1948–1954 (2009)] • Vit. D Gabe führt nicht zu kardiovaskulären Benefit Metaanalyse von RCTs [Wang L, et al.: Circulating 25hydroxy-vitamin D and risk of cardiovascular disease: a metaanalysis of prospective studies. Circ. Cardiovasc. Qual. Outcomes. 5, 819–829 (2012)] Kardiovaskuläre Erkrankungen • Carotid intima-media thickness is not associated with vitamin D and PTH levels • Vincenzo et al. Endocrine 2015; 47 (3): 833-838 Vitamin D Gabe und Diabetes In prospektiven Studien hat Vitamin D kein Einfluss auf Glucosestoffwechsel Jennifer C. et al.: Effect of Vitamin D3 Supplementation on Improving Glucose Homeostasis and Preventing Diabetes: A Systematic Review and Meta-Analysis. JCEM 2014 (99): 3551 aber Anstieg Vitamin D korrelierte nicht mit Verbesserung Glucosestoffwechsel! Vitamin D auch zur Prophylaxe anderer Erkrankungen? • Osteoporose • • • • Adipositas Typ 2 Diabetes, Metabolisches Syndrom Bluthochdruck Herzinsuffizienz • • • • Asthma bronchiale Diabetes mellitus Typ 1 Multiple Sklerose Autoimmunerkrankung • Krebserkrankungen • Schizophrenie • …. klassische Zivilisationskrankheiten Entzündliche Erkrankungen Autoimmunerkrankungen • Hintergrund: – Vitamin D reguliert direkt und indirekt die T-Zellbildung und –funktion. – In Abwesenheit von Vitamin D bilden sich autoreaktive TZellen. • Mit der zusätzlichen Einnahme von 400 IE Vit D pro Tag konnten das Risiko einer rheumatoiden Arthritis bei Frauen jeweils um bis zu 40 % reduziert werden (Merlino et al, 2004): – Prospektive Beobachtungsstudie an 29368 Frauen (Alter 55-69 Jahre) – Ernährungsstatus mittels Food Frequency Questionnaire – Kein RCT! Vitamin D in Ernährung ohne Einfluss Typ 1 Diabetes mellitus • Eine niedrige Vitamin D-Zufuhr im Kleinkindalter wurde mit einem 4fach erhöhten Risiko der Entstehung eines Typ-1 Diabetes mellitus assoziiert (Pawley & Bishop, 2004; Zamora et al, 2000). – reine Assoziationsstudien • Eine suffiziente Vit D Prophylaxe im 1. Lj (2000 IE) war mit einem um 80% erniedirgten Risiko eines Typ1 Diabetes mellitus im Alter von 25 Jahren assoziiert (Hypponen et al, 2001). – Reine Assoziationsstudien Krebserkrankungen • Hintergrund: Vitamin D reguliert Autoimunregulation und Apoptosis • epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass eine höhere Aufnahme Vitamin D mit einer niedrigeren Inzidenz für Krebserkrankungen korrelieren. • Der inverse Zusammenhang zwischen höheren 25-OHD Serumkonzentrationen und einem geringeren Krebsrisiko ist gut dokumentiert für Colon- und Colorektale Karzinome (Garland et al, 1985; Glinghammar et al, 1997; Holt, 1999; La Vecchia et al, 1997; Langman & Boyle, 1998; Martinez & Willett, 1998; Posner, 2002). • Der Nachweis eines Kausalzusammenhangs durch kontrollierte Interventionsstudien liegt nicht vor. Zusammenfassende Metaanalysen Dieselben Ergebnisse in einem anderen aktuellen Review: The effect of vitamin D supplementation on skeletal, vascular, or cancer outcomes: a trial sequential meta-analysis. • Schlußfolgerung: • Our findings suggest that vitamin D supplementation with or without calcium does not reduce skeletal or non-skeletal outcomes in unselected community-dwelling individuals by more than 15%. Future trials with similar designs are unlikely to alter these conclusions. Bolland et al Lancet Diabetes Endocrinol. 2014(4):307-20. Zusammenfassung • Vitamin D ist ein Steroidhormon • Referenzwerte für Kinder nicht vorhanden, Messung technisch nicht unproblematisch • Klassische Vitamin D Mangelkrankheit: Rachitis – Risikopopulation: • gestillte Säuglinge ohne Prophylaxe • jugendliche Mädchen mit Migrationshintergrund • Darm-/Leber-/Nierenerkrankung – Bestimmung von 25 OH Vitamin D nicht 1,25 OH Vit D! • Zusammenhang Vit D mit Osteoporose oder Autoimmunerkrankung physiologisch möglich, jedoch keine eindeutigen Interventionsstudien • Zusammenhang Vit D und Zivilisationskrankheiten (Adipositas, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck) sehr umstritten • Vitamin D eher Marker für gesundes Verhalten Empfehlung (persönliche) • Vitamin D nur bestimmen bei Verdacht auf Rachitis oder in Risikopopulationen • wenn Frage klinische Relevanz der niedrigen Vitamin D Spiegel: Parathormon bestimmen (sek. HPT?) • Empfehlung für Eltern/Kindern wenn niedrige Vit D Spiegel ohne Klinik und normale Parathormonspiegel: – > Mehr draußen bewegen Viele offene Fragen • Wie hoch ist die Prävalenz von Rachitis und wie hat sie sich in den letzten Jahren verändert? • In welchem Ausmaß liegen regionale und saisonale Unterschiede vor? • Welchen Einfluss hat die erhöhte Körperfettmasse bei Adipösen auf die 25-OHDSerumkonzentration und hat diese die gleiche klinische Bedeutung wie bei Normalgewichtigen? • Wie viel Vitamin D muss in den Wintermonaten mehr zugeführt werden als im Sommer, um mittlere 25-OHDKonzentrationen >20 ng/ml (> 50 nmol/l) zu erreichen? • Sollten Adoleszenten mit dunkler Hautpigmentierung eine Vitamin D Prophylaxe erhalten? • Sollte eine Anreicherung mit Vit. D in der Nahrung erfolgen?
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