Autor: Zahnräder vom Uhrmacher, winzige Dio den und Motörchen, deren Durchmesser kaum über dem eines Streichholzkop fes liegt – das ist die Welt von Thorsten Feuchter. Dann zumindest, wenn der lie bevolle Vater seine Kinder ins Bett ge bracht hat und sich in seinem HobbyKeller vergräbt: Thorsten Feuchter ist passionierter Modellbauer. Vom geländegängigen Unimog mit Die selsound bis zum Krankenwagen mit Blaulicht finden sich in seinem Reich zahlreiche Fahrzeuge im Maßstab 1.87. Doch nichts fasziniert den virtuosen Modellbauer so sehr wie alte Menks: Bagger aus Opas Zeiten, die er trotz ih rer vergleichsweise winzigen Größe mit allen Funktionen eines großen Baggers ausstattet und das selbstverständlich ferngesteuert! Peter Leuten n r e g g im a B miniatur -Format Fotos: Thorsten Feuchter, Peter Leuten Bewaffnet mit Uhrmacherbrille und Pinzette macht sich Thorsten Feuchter an die Arbeit. Nichts in seinem Dunstkreis ist klein genug, als dass er davor zurückschrecken würde, doch noch die eine oder andere Funktion zu implantieren W er Tosten Feuchter die Hand zum Gruße reicht, hat sofort eine Vorstellung, welchen Beruf dieser freundliche, Zufriedenheit ausstrahlende Mann ausüben könnte. ein Kleiderschrank und Hände wie wie Ein Kreuz Mann arbeitet bestimmt als Polier der – n Bratpfanne mir vor, vielleicht habe ich auch ich stelle Bau, auf dem irgendwas wo man richtig ranmir, vor irt einen Landw gut: Mindestens müsste er na oder – muss klotzen Elektriker sein, auch die bekommen nach jahrelanger Arbeit solche Pranken. Doch weit gefehlt! Dieser sympathische Zeitgenosse, den ich an seinem Wohnort in Uelzen besuche ist Systemadministrator bei einer Firma, die landesweit mit der Farbe Pink assoziiert wird: der Telekom. Okay! Doch schließlich bin ich nicht hier, weil ich den Beruf von Thorsten Feuchter vorstellen wollte. Systemadministratoren sind in der Regel Leute, mit denen ich nicht allzu viel anzufangen weiß, weil sie über Dinge reden, die ich nicht verstehe. Das soll nicht heißen, dass ich die Vertreter dieser Berufsgruppe nicht schätze. Im Gegenteil: Immer dann, wenn an meinem Arbeitsplatz etwas nicht funktioniert, kann ich mich über kein Gesicht so sehr freuen, wie über das des Admins aus unserem Hause. Das Interesse jedoch, dass mich den Weg in die niedersächsische Provinz nehmen ließ, gilt viel mehr ei- ner bestimmten Profession von Thorsten Feuchter, die mich vor einigen Jahren, als ich das erste Mal darüber gestolpert war, zunächst recht sprachlos machte: Der Uelzener baut ferngesteuerte Modelle von Nutzfahrzeugen; Schiffe, LKW, Krane und besonders gerne: Bagger! Kaum größer als eine Schachtel Zigaretten und doch voll funktionsfähig: Ein Menk 152 schickt sich ferngesteuert an, einen abgestellten Anhänger zu beladen Zurück zur Märklin-Eisenbahn Das an sich ist nun auch noch nichts Ungewöhnliches. Rekordverdächtig und damit für einen Journalisten spannend ist da schon eher der Maßstab. Denn Thorsten Feuchter baut seine Modelle am liebsten im Verkleinerungsfaktor 87:1, sprich im H0-Maßstab. Das ist das Maß der Dinge! Egal ob Sie als Junge nun die übliche Märklin-Eisenbahn hatten, Fleischmann oder Trix; alle kamen in der gleichen Größe daher. Häuser, Brücken, Modellautos, alles war und ist bis heute 87mal kleiner als das Original. Doch gab es vor 35 bis 40 Jahren am heiligen Abend schon mal lange Gesichter, weil unterm Weihnachtsbaum nicht die ersehnte E-Lok oder der Schnelltriebwagen lag, den man doch tagtäglich vor Augen hatte – schlicht und einfach, weil bis dato kein Hersteller ein solches Modell aufgelegt hatte, ist die Modellbahnerei heute ein eigenständiger Industriezweig mit stattlichen Umsatzzahlen. Mit anderen Worten: Es Halb-null Fast Perfekt gibt fast alles, was die bald 200-jährige Geschichte der Eisenbahn als Mobilie jemals gesehen hat. Und das macht für den Mann aus Uelzen und viele seiner zahlreichen Modellbaukollegen den besonderen Reiz aus. Ob Lanz Bulldog, Isetta, Krupp Titan oder Meck 152; irgend einer der zur Szene gehörenden Produzenten von Modellautos – Wiking, Brekina, Herpa oder Kibri etwa hat ein zumindest abgewandeltes Modell des zum Wunschmo und ter dell erkorenen Fahrzeugs im Programm. Für Feuch seine Mitstreiter besteht die Herausforderung daher nicht in der perfekten Nachbildung der äußeren Gestalt eines Fahrzeugs, das man im Zweifelsfall so oder so ähnlich sowieso schon kaufen kann, sondern darin, dem jeweiligen Modell ein adäquates Leben einzuhauchen. Sattelzugmaschinen sind in der Lage, ihren Auflieger abzustellen und ihre Fahrt mit einem anderen Auflieger fortn zusetzen, Tieflader senken ihre Rampen herab und könne n, werde hernach von einem zweiten Fahrzeug befahren r Kehrmaschinen kehren, Gabelstapler stapeln und Bagge ngsbaggern. Hinzu kommt natürlich das volle „Beleuchtu Programm“: Scheinwerfer vorn; Rücklicht, Bremslicht und r Rückfahrscheinwerfer hinten, selbstverständlich Blinke ige und ohne Frage natürlich auch all das, was der jeweil Fahrzeugtyp möglicherweise noch an Lichtquellen zu bieten hatte. Täuschende Illusion Der mit der Eisenbahn übereinstimmende Maßstab und das in großer Vielfalt verfügbare Modellbau-Material ist für Feuchter und seine Modellbaufreunde zudem noch in anderer Hinsicht von großem Vorteil. Sie können dadurch mit überschaubarem Aufwand ganze Modell-Landschaften als Bühne für ihre Eigenbauten erschaffen – sie brauchen sich nur aus den Regalen der einschlägigen Zubehör-Anbieter zu bedienen. So hat auch Feuchter in seinem Hobby-Keller ein kleines Diorama erstellt, eine fiktive Szene eines kleinen Hafens, dem die Herkunft dieser Modellbau-Disziplin noch deutlich anzusehen ist: Neben Kai-Mauer mit Verladekran, einer kleinen Werft mit Helling und einigen anderen Nebengebäuden führen hier ein paar Gleise einer Schmalspurbahn noch ein Statisten-Dasein. Und genau genommen ist es vor vielen Jahren auch einer der ältesten Produzenten für Modellbahnzubehör, die Firma Faller, gewesen, welche die Steilvorlage für die Entstehung dieser Spezial-Disziplin des Modellbaus geliefert hat: Mit dem so genannten Faller Car-System, 1989 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg präsentiert, standen erstmals einige Fahrzeuge zur Verfügung, die über einen Motorantrieb und über eine lenkbare Vorderachse verfügten. Gelenkt wurde freilich durch einen zuvor in der Fahrbahn eingelassenen magnetischen Draht, mit dem ein winziger Magnet Tuchfühlung hielt, der seinerseits am Lenkgestänge der Fahrzeuge befestigt war. Damit besaßen die MikroModellbauer der ersten Stunde bereits zwei Schlüsselkomponenten, an die zu dieser Zeit kaum heranzukommen war. Modernste Technik Auch Thorsten Feuchter und sein Modellbau-Kollege Harry Jacobsen stellten zu dieser Zeit ihre ersten Modelle fertig – ausgewachsene LKW, bis zum Rand gefüllt mit Auch wer mit Modellbau nichts am Hut hat, kann sich kaum der Faszination entziehen, die dieses filigrane Modell des alten Baggers ausübt. Selbst die aus Messing geätzten Ketten des 152er sind voll beweglich und laufen auf zierlichen Radscheiben Der Oberwagen des Menck-Baggers mit einem Teil der Elektronik. Links am Bildrand ist der Lipo-Akkupack zu sehen, rechts daneben befindet sich der Getriebemotor für den Drehantrieb. Unter dem Akku sitzt der Empfänger für die Fernsteuerung Die Technik Das noch nicht fertiggestellte Fahrwerk des Modells, auf das probeweise der Boden des Oberbaus gesteckt wurde. Im Vordergrund ist ein Teil des Auslegers zu sehen, in dem bereits ein Motor für die Vor- und Zurückbewegung des Löffels platziert wurde Das Bagger-Fahrwerk mit den Kettenrädern und den beiden Antriebsmotoren. Als Drehzapfen für den Oberwagen dient ein handelsüblicher Mini-Klinkenstecker. Er dient zudem auch der Weiterleitung des Stroms für die beiden Motoren des Fahrwerks Der Löffel des Miniatur-Baggers läßt sich wie beim großen Vorbild durch eine Bodenklappe entleeren. Dazu wird einfach der Strom der winzigen Spule abgeschaltet, die den Löffel im Normalzustand geschlossen hält Technik. Heute stellt die Versorgung mit den benötigten Teilen kein Problem mehr dar. Die in den neunziger Jahren rasant zunehmende Verwendung von sogenannten SMD-Bauelementen machte Komponenten in bis dato unvorstellbarer Miniaturisierung verfügbar. LEDs gibts mittlerweile in einer Größe, gegen die sich ein Brotkrümel als Riese ausnimmt. Und die um sich greifende Mobilfunk-Welle lieferte mit ihren winzigen Vibrationsmotoren und Akkus die Grundlagen für immer kleinere Modelle. Auch die Steuerung dieser hochkomplexen Wunderwerke hat sich mittlerweile weiterentwickelt. Gab es zu Beginn keine Alternative zum FM-Handsender, mit dem etwa auch die Freunde Benzin-getriebener Modell-Flugzeuge ihre Schätzchen an die unsichtbare Leine nehmen, brachten es irgendwann findige Tüftler fertig, Steuerungen auf Basis der Infrarottechnik zu bauen, mit der wir seit ehedem Fernseher und Videorecorder in Betrieb nehmen. Inzwischen ist auch dies längst nichts Besonderes mehr. Feuchter präsentiert mir in seinem Keller den Prototypen einer neuen Steuerung, die auf dem Bluetooth-Protokoll aufbaut; der Technik also, mit der PC, Handy, Drucker, Tastatur und Maus miteinander kommunizieren. Eine Antenne ist nicht mehr nötig und die viel kleinere Steuerung „passt doch auch viel besser zu den zierlichen Modellen“, wie Feuchter meint. An die zwanzig solcher Mikromodelle hat Thorsten Feuchter inzwischen gebaut, verschiedene LKW, einen Krankenwagen mit Blaulicht, einen geländegängigen Unimog mit Allradantrieb und inzwischen den dritten Menck-Bagger, ein ehemals bedeutendes Fabrikat, dass in seiner Kindheit noch an jeder Baustelle anzutreffen war. „Die Bagger des 1978 in Konkurs gegangenen Hamburger Traditionsunternehmens haben es mir einfach angetan,“ gibt er zu. Und nachdem ich mich mit dem Unimog auf dem Hafengelände „warm“ gefahren habe, drückt er mir die Steuereinheit für sein neuestes Modell in die Hand: einen jener Mencks, ein 152er. Es ist ein wunderschönes Modell, versehen mit den Spuren jahrelanger Schwerstarbeit. Schmutz und Öl-Flecken täuschend echt mit Farbe angedeutet überziehen das ganze Gerät. Es ist ein Hochlöffelbagger, wie er zum Beispiel für die Verladung von Schüttgut eingesetzt wurde. Zunächst gilt es, das Modell, das mir Feuchter willkürlich irgendwohin auf ein weiteres Diorama hingesetzt hat, optimal in Positur zu bringen. Beide Joysticks der auf Bluetooth-Basis. Als InformatikDer neueste Schrei: Eine Fernsteuerung s Problem, dem entsprechenden große kein hter Profi war es für Thorsten Feuc n. Inzwischen wird das Gerätchen Chip die geforderten Funktionen abzuringe im Freundeskreis in Kleinserie gefertigt Doch meine hastigen Steuerbefehle sind am Ende zu viel für das filigrane Modell. Im denkbar ungünstigsten Moment gebe ich zu viel Seil. Die Folge ist Bandsalat. Wartungsarbeiten Es hilft alles nix, das Modell muss geöffnet und der Bandsalat geordnet werden. Das gibt mir immerhin Gelegenheit, das Innere des Baggers zu inspizieren. Vorsichtig zieht der begnadete Modellbauer mit seinen kräftigen Händen das vordere aufgesteckte Teil des Gittermastes ab und hebelt hernach das Gehäuse ab. Es offenbart sich mir ein überaus dicht gepacktes Arrangement von Elektronikteilen, Zahnrädern und winzigen Motörchen. Um die Winden zu lösen muss noch das von außen sichtbare Zahnrad der Konstruktion abgezogen werden, es hat früher in einem mechanischen Wecker seinen Dienst getan. Erst jetzt ist die Winde frei und kann von Hand wieder sauber aufgewickelt werden. Während ich zusehe, wie Thorsten geschickt mit Pinzette und Uhrmacherschraubenzieher hantierend wieder in Ordnung bringt, was ich zuvor in Unordnung gebracht habe, fällt mein Blick auf die zahlreichen Modelle, die dieser passionierte Modellbauer schon fertiggestellt hat. „In zwanzig Jahren kommt schon was zusammen“, scherzt er. Regelmäßig auf Messen und Modellbautreffs zu finden und als Co-Autor mittlerweile dreier Bücher ist Thorsten Feuchter unter Seinesgleichen längst kein Unbekannter mehr. So kam er inzwischen auch schon mehrfach zu seltenen Ehren: Er hatte mit anderen Modellbau-Kollegen die Gelegenheit, seine Modelle auf dem ausgedehnten Straßennetz des Miniatur-Wunderlands in Hamburg auszuführen. Das freilich nur nach Feierabend, wenn der übliche umfangreiche Fahrbetrieb ruht. Fernsteuerung vorsichtig nach vorn gedrückt, setzt sich das kleine Modell rumpelnd in Bewegung. Es ist ein erhabener Anblick, wie die aus beweglichen Gliedern bestehenden Ketten sich langsam über die zierlichen Speichenräder bewegen. Wow! Meine anfängliche Vorsicht stellt sich schnell jedoch als übertrieben heraus. Baggertypisch kommt mein Gefährt selbst bei Vollgas nur allmählich voran. Endlich habe ich mich in Positur gebracht und erhalte nun den Auftrag, die vor meinem Bagger sich aufbauende Halde aus gemahlenem Kork in den seitlich abgestellten Kaelble-Kipper zu schaufeln. Da die Steuerung nur zwei Joysticks besitzt, können nicht alle Funktionen des Modells zugleich bedient werden; ich muss also die Menue-Ebene wechseln. Nach dem Umschalten liegt auf dem rechten Knüppel das Heben und Senken des Auslegers sowie das Heben und Senken des Löffels, während der linke Knüppel für die Drehung des Oberwagens und das Vor- und Zurück des Löffels zuständig ist. Alles klar! Nichts ist klar Doch schon die erste Aktion verunsichert mich: Eigentlich möchte ich den Ausleger senken, doch wo lag jetzt noch mal diese Bewegung. Zaghaft schiebe ich den rechten Knüppel nach links. Das Modell antwortet mit dem Senken der Schaufel. Nee, das war falsch. Zweiter Versuch: Probefahrt Menck 152 TECHNISCHE DATEN Jetzt gelingt es mir zwar, den Ausleger zu senken, doch anschließend muss ich den Löffel über die Zahnstangen nach vorne bewegen und zugleich absenken. Eine durchaus komplexe Bewegung. Was ich fabriziere, ist hingegen das Vorschieben und das Heben des Löffels. So macht er zwar eine schöne Schaufelbewegung, doch die greift leider ins Leere. Als Thorsten, der mir schon längst das „Du“ angeboten hat, die Hebel feinfühlig bediente, sah das doch so einfach aus! Ein ums andere Mal versuche ich mein Glück. Zwei Bewegungen zugleich zu steuern überfordert offenbar mein Gehirn. Am Ende senke ich den Löffel in eine geeignet scheinende Position und fahre den ganzen Bagger in den Korkhaufen. Nicht die feine englische Art, aber zumindest ein Teilerfolg. Sie können sich schon denken: Das ist erst die halbe Miete! Denn nun muss das Schüttgut irgendwie noch in den wartenden Kipper verholt werden... Antrieb: 7 Getriebemotoren Stromversorgung: 3,6 Volt-Lipo-Zelle Fahrwerk: Kette m. echten Gliedern Funktionsumfang: Heben/Senken d. Auslegers Vor-/Zurück des Löffels Heben/Senken des Löffels Öffnen des Löffels Schwenken d. Oberwagens Kettenfahrantrieb Gewicht: 87 g Fahrzeit: ca. 60 min Länge: 137 mm Breite: 38 mm Höhe: 85 mm
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