Nürnberg, 23. Dezember 2015 Liebe Kolleginnen und Kollegen, das erste Drittel des Schuljahres liegt hinter uns. Interessant waren sicher die Erfahrungen der Pilotschulen mit den Klassen der Mittelstufe Plus. Die Grundsatzabteilung des ISB hat den Auftrag, die Mittelstufe Plus zu evaluieren und im Moment läuft die erste Befragung von Schülern, Lehrern und Eltern. Um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen, werden auch 47 nicht am Pilotversuch beteiligte Gymnasien befragt. Erste Erfahrungen der Pilotschulen mit Mittelstufe Plus Im Rahmen des Erfahrungsaustausches zeichnen sich gewisse Schwierigkeiten bei der Parallelführung ab: • Manche Schulen befürchten, dass sie im nächsten Jahr keine Regelklasse mehr bilden können. • Viele Schulen befürchten, dass die Parallelführung im nächsten Schuljahr nicht mehr „budgetneutral“ gelingen könnte. • Einige Schulen mussten das Angebot der Mittelstufe Plus auf bestimmte Ausbildungsrichtungen bzw. Sprachenfolgen beschränken. So könnte die Vielfalt, die das Bayerische Gymnasium auszeichnet, gefährdet sein. • Einige Schulen berichten von einer problematischen Arbeitshaltung der Schülerinnen und Schüler in der Mittelstufe Plus. Es wurden aber auch positive Aspekte genannt: • Einige Schulen berichten von einer hohen Zufriedenheit der Eltern, die in der Mittelstufe Plus eine Entlastung der Familiensituation sehen. • In einigen Schulen nutzen die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe Plus das Wahlunterrichtsangebot stärker. Wir sind gespannt, ob die ersten Evaluationsergebnisse diese Aussagen bestätigen. Zu hoffen ist, dass die Ergebnisse der Evaluation wertvolle Hinweise darüber liefern werden, ob die Mittelstufe Plus ein gangbarer Weg für alle Gymnasien sein kann. Zu hoffen ist auch, dass die Politik sich nicht durch die Medien treiben lässt, sondern klug die Weichen für die weitere Entwicklung des Bayerischen Gymnasiums stellt. Landesvorsitzender Karl-Heinz Bruckner, OStD Mobil 0171-644 76 68 [email protected] 1 Neues Gymnasium Weddigenstraße 21 . 90478 Nürnberg Tel. 0911-23 11 42 30 . Fax 0911-23114235 www.baydv.de Forderungen der BayDV vor allem an die Politik Die BayDV wird weiterhin ein aufmerksamer Beobachter sein und dabei den Fokus auf folgende Bereiche legen: • Sollte die Mittelstufe Plus in die Fläche gehen, dürfen wir Schulleiterinnen und Schulleiter nicht diejenigen sein, die jährlich aufs Neue dafür sorgen müssen, dass die Parallelführung „budgetneutral“ erfolgen kann. Wenn die Politik sich dafür entscheidet, müssen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Auch die Vielfalt des Bayerischen Gymnasiums muss erhalten bleiben. • Sollte der Weg zum neunjährigen Gymnasium gehen, muss die Politik von Anfang an sagen, welches G9 man anstrebt. Ein „G9 light“ darf es nicht geben, die Qualität unseres Gymnasiums muss im Vordergrund stehen. Darüber hinaus darf der Weg zum G9 nicht erkauft werden durch den Wegfall von Intensivierungsstunden, individueller Förderung und integrierter Lehrerreserve: Bewältigung gestiegener Heterogenität, schülerspezifische individuelle Förderung und die Minimierung von Unterrichtsaufall sind auch in einem neunjährigen Gymnasium erstrebenswerte Ziele. • Sollte es beim achtjährigen Gymnasium bleiben, müssen die Gymnasien im ländlichen Raum deutlich mehr Unterstützung, z.B. in der Schülerbeförderung, erfahren. Auch müssen diese frühzeitig die Gelegenheit erhalten, die Eltern sachbezogen und direkt über den Bildungsgang des Gymnasiums zu informieren. Auch bei einem Bevölkerungsrückgang müssen die Bildungschancen und Bildungsqualität erhalten bleiben. Weniger Studienabbrecher unter den Gymnasiasten Dass es in Bayern viele Wege an die Hochschule gibt, ist sehr begrüßenswert. Ganz entscheidend ist aber, wie der Weg dann weitergeht. Hier fordern wir mehr Ehrlichkeit in der öffentlichen Diskussion über den Studienerfolg. Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung führt immer wieder Untersuchungen zum Studienabbruch durch. In den beiden Anlagen erhalten Sie dazu ausführliche Informationen. Folgende wesentliche Ergebnisse möchte ich hervorheben: • 85% der erfolgreichen Absolventen einer deutschen Universität kommen von einem Gymnasium, nur 2% von einer Fachoberschule. Jedem Absolventen vom Gymnasium stehen 0,82 Studienabbrecher gegenüber, jedem Absolventen von der FOS steht aber auch ein Abbrecher gegenüber. • Noch eindeutiger sind die Zahlen bei den Hochschulen für angewandte Wissenschaften. 49 % der erfolgreichen Absolventen kommen vom Gymnasium, 26% von der Fachoberschule. Jedem Absolventen, der vom Gymnasium kommt, stehen 0,53 Studienabbrecher gegenüber, auf jeden Absolventen von der FOS treffen dagegen 1,62 Studienabbrecher. • Auch dass die Fachoberschulen besser auf ein Ingenieurstudium vorbereiten würden, ist eine Mär. Das gleiche Institut hat festgestellt, dass im Fachbereich Maschinenbau an deutschen Hochschulen 79% der erfolgreichen Absolventen Landesvorsitzender Karl-Heinz Bruckner, OStD Mobil 0171-644 76 68 [email protected] 2 Neues Gymnasium Weddigenstraße 21 . 90478 Nürnberg Tel. 0911-23 11 42 30 . Fax 0911-23114235 www.baydv.de vom Gymnasium und 5% von der Fachoberschule kommen. Einem Absolventen vom Gymnasium stehen 0,58, einem Absolventen von der FOS dagegen 5,2 Studienabbrecher gegenüber. Auch hier sind also die ehemaligen Gymnasiasten deutlich erfolgreicher. Fazit: Der Bildungsgang des Gymnasiums bereitet eindeutig besser auf ein Studium vor, als jeder andere, über den eine Hochschulzugangsberechtigung erworben werden kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist keine Kampfansage an die Real- und Fachoberschulen. Wir wissen, dass dort sehr gute Arbeit geleistet wird. Wir wollen aber auch nicht länger hinnehmen, dass der Weg an die Hochschule über Real- und Fachoberschule als der bequeme, leichte und kindgerechte, der Weg über das Gymnasium als der steile, steinige und den Kindern die Kindheit raubende hingestellt wird. Wer für sein Kind nicht nur den Weg an die Hochschule, sondern auch den erfolgreichen Abschluss möchte, tut gut daran, den Bildungsgang Gymnasium nicht nur unter dem Aspekt des freien Nachmittags zu betrachten. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest. Ich hoffe, dass Sie zwischen den Jahren einige Tage der Muße finden. Kommen Sie gut in das neue Jahr und möge 2016 ein erfolgreiches für Sie, für uns und für das Bayerische Gymnasium sein. Mit den besten Grüßen Ihr Karl-Heinz Bruckner Landesvorsitzender Landesvorsitzender Karl-Heinz Bruckner, OStD Mobil 0171-644 76 68 [email protected] 3 Neues Gymnasium Weddigenstraße 21 . 90478 Nürnberg Tel. 0911-23 11 42 30 . Fax 0911-23114235 www.baydv.de
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