18.11.15 Wissenschaftliche Begleitung der Implementierung und Evaluation des Programmes schritt:weise in der Schweiz Dr. phil. Maria Teresa Diez Grieser lic. phil. Corinne Dreifuss Marie Meierhofer Institut für das Kind, Zürich Herbstmeeting des Kompetenznetzwerks Frühe Kindheit 13. November 2015, FHS St. Gallen M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Das Programm schritt:weise • schritt:weise ist ein spezifisches und niederschwelliges Angebot für eineinhalb- bis vierjährige Kinder aus sozial benachteiligten Familien und deren Eltern und dauert 1½ Jahre. • Komm- und Geh-Strukturen kombiniert und begleitet: Professionelle Koordinatorinnen (Rekrutierung, Coaching, Einzelgespräche und Vernetzung Familien) Hausbesuche mit standardisierten Materialien, semiprofessionelle HB/Laien Gruppentreffen • Der Verein zur frühen Förderung von sozial benachteiligten Kindern a:primo hat das Programm „Opstapje“ an die schweizerischen Verhältnisse angepasst und bietet es unter dem Namen schritt:weise in Städten und Gemeinden an. M.T. Diez Grieser/2015 1 18.11.15 schritt:weise neue Modelle: Hintergrund • Ausarbeitung von 4 neuen Modellen durch den Verein a:primo; Kostenreduktion angestrebt (à ländliche Gebiete) • Die Modelle werden an je einem Standort pilotiert und durch das MMI evaluiert • Im Vergleich zum Standardmodell neue Programmelemente/aspekte (à konzeptuelle Veränderungen), die aus einer fachlichen Perspektive relevant sind. à zusätzliche Erfassung von Daten zu entsprechenden Prozessen (z.B. an den Gruppentreffen) • wissenschaftliche Begleitung, die zusätzlich zu den summativen auch formative Elemente (v.a. Auswertungsworkshop mit den Programmstandorten) enthält M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Beschrieb der neuen Modelle • Kleingruppenmodell: Die meisten Hausbesuche werden durch Kleingruppentreffen ersetzt. Jeweils eine Hausbesucherin führt die Treffen mit einer Gruppe von 4-6 Familien der gleichen Sprache durch. Bei einem Teil der Treffen kommt in der letzten ½ Stunde die Koordinatorin hinzu. Individuelle Hausbesuche in reduzierter Anzahl. • Modell focus: Fokus auf Vernetzung der Familien mit Angeboten*; Verkürzung der Phasen 1 und 2 (je 6 Monate); in Phase 3 Fokus auf Anschlusslösungen bei geringerer Zahl von Hausbesuchen und Gruppentreffen (je 1x pro Monat). • Modell Ausdehnung des Altersbereichs (AA): Es werden Familien mit Kindern mit den Einstiegsaltern 1, 2 und 3 Jahren aufgenommen à altersgemischte Gruppe an den Gruppentreffen • Modell Flexibler Start (FS): Programm beginnt mit einer kleinen Gruppe von ca. 5 Familien. Alle 3 bis 6 Monate werden neue Familie aufgenommen, d.h. die Gruppe wird erweitert à Teilnehmergruppe setzt sich sowohl aus Einsteigern als auch Fortgeschrittenen zusammen (à Gruppentreffen). M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 2 18.11.15 Veränderungen des Programms (modellunabhängig) im Vergleich zum Standardmodell 2008-2011 Zentrales Element der Weiterentwicklung von schritt:weise durch a:primo: Höhere Gewichtung der Vermittlung der Elternkompetenzen (klare Konzeptualisierung als 5 Elternkompetenzen, die während der gesamten Programmzeit in verschiedener Form thematisiert werden) M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Wissenschaftliche Begleitung schritt:weise: Überblick Basisevaluation N = 129 Familien 2008 2011 Evaluation neue Modelle N = ca. 131 Familien 2013 2017 M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 3 18.11.15 Evaluation neue Modelle Follow-up Kleingruppenmodell Modell focus Modell AA Modell FS Follow-‐up Follow-‐up Follow-‐up Längsschnittstudie: je 2013 Programmdauer Kohorte 1½ Jahre 2016/17 + ca. ¾ Jahr 2017/18 M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Pilotstandorte und Fallzahlen (Anzahl Familien) Modell Standort Anzahl Programmdurchläufe (Eval.) N* Kleingruppenmodell Bern 2 41 focus Basel 2 32 Ausdehnung des Altersbereichs Oensingen/Balsthal (SO) 2 34 Flexibler Start 24 Region La Broye (VD) 4 Programmzyklen M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 4 18.11.15 Ziele/Fragestellungen der Evaluation Bereich A1: deskriptive Statistik analog Basisevaluation (Beschreibung der Kinder/Familien, Rekrutierungswege, etc.) Analyse von modellspezifischen Einflüssen Bereich A2: Verlaufsvariablen, Untersuchung der Effekte des Programms (auf Kinds-, Eltern und Familienebene) analog Basisevaluation Bereich B1: Implementierung der Modelle: allgemeine bzw. Gesamtgruppenebene (Arbeitsprozesse Programmmitarbeiterinnen, Erfahrungen mit den teils neuen Programmelementen; Rolle als KOO/HB) Auch: standortspezifische Hintergrundinformationen (à Dateninterpretation, Implikationen) Bereich B2: Fragestellungen bzgl. Implementierung auf Ebene der Familien (z.B. Teilnahmequote Gruppentreffen) M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Erhebungsmethoden I Rekrutierungsbogen Protokollbogen Erstgespräch Koordinaè Einschätzungen (u.a. torin Beobachtung ElternKind-Interaktion) Protokollbogen Abschlussgespräch Einschätzungen (u.a. Beobachtung Eltern-KindInteraktion) Dokumentation Gruppentreffen è Hausbes. Dokumentation Hausbesuche Einschätzungen nach jedem Programmblock zu Fortschritten Eltern (Elternkompetenzen) u. Kind t0 Abschlussfragebogen Erhebung bzw. Einschätzungen durch die Programmmitarbeiterinnen: t1 M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 5 18.11.15 Erhebungsmethoden II Erhebung durch das Evaluationsteam: ET 6-6 BRS Beobachtung ElternKind-Interaktion* t0 ET 6-6 BRS Beobachtung ElternKind-Interaktion* ET 6-6 BRS Beobachtung ElternKind-Interaktion* t1 t2 *in Anlehnung an Klassifikation von Beziehungen Zero to Three (National Center for Infants, Toddlers and Families, 1999) Sowie zu mehreren Zeitpunkten im Evaluationsverlauf: • Gruppeninterview mit den Programmmitarbeiterinnen • Interview mit Programmleiterin Verein a:primo M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Erhebungsmethoden III Einschätzungen durch die Eltern: Elternfragebogen ET 6-6 t0 Elternfragebogen ET 6-6 Abschlussfragebogen t1 Elternfragebogen ET 6-6 Elterninterview und Kurzfragebogen t2 M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 6 18.11.15 Prozesse der konzeptuellen Weiterentwicklung im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung von schritt:weise MMI Sitzungen mit a:primo, Kontakt mit Programmstandorten Bericht Auswertungsworkshops Konstruktion Instrumente und Datenerhebungsprozess M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Formative Prozesse: konkrete Gefässe • Gruppeninterviews: Jeweils nach rund der Hälfte eines Programmdurchgangs werden die KOO und die HB der Standorte zu ihren Erfahrungen mit der Implementierung des Modells befragt. • Auswertungsworkshops: Ca. ein Jahr nach Start des Programmdurchlaufs werden im Rahmen eines Workshops mit der Projektleitung am Standort, den Programmmitarbeiterinnen (KOO, HB) sowie der Programmleiterin a:primo Zwischenergebnisse der Datenauswertung durch das Evaluationsteam präsentiert und zur Diskussion gestellt. M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 7 18.11.15 Bisherige Erkenntnisse aus dem formativen Evaluationsteil: Gruppeninterviews Die Gruppeninterviews stellen eine wichtige Ergänzung zu den mit den verschiedenen Erhebungsinstrumenten erfassten Daten dar, da mit den Interviews zum einen zentrale Aspekte im Zusammenhang mit den Implementierungsprozessen sowie zum anderen einer Fallebene übergeordnete, allgemeine Einschätzungen zur erreichten Zielgruppe erfasst und im Gespräch erörtert werden können. Gemeinsame Diskussion (Fragen stellen – neue generieren – wichtige Aspekte diskutieren und reflektieren, in den weiteren Prozess mit aufnehmen). M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Bisherige Erkenntnisse aus dem formativen Evaluationsteil: Auswertungsworkshops Im Rahmen der Auswertungsworkshops werden die Zwischenergebnisse der Datenauswertung diskutiert und mit dem Arbeitsprozess der Programmstandorte rückgekoppelt. Ziel der Präsentation der Zwischenergebnisse ist es auch, gegenüber den Programmmitarbeiterinnen zu veranschaulichen, in welcher Form und auf welche inhaltlichen Fragestellungen hin die verschiedenen Daten durch das Evaluationsteam ausgewertet werden. Des Weiteren bilden die Workshops einen passenden Rahmen, um die Ergebnisse aus den Gruppeninterviews aufzunehmen und gemeinsam zu diskutieren. M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 8 18.11.15 Bisherige Erkenntnisse aus dem formativen Evaluationsteil: übergeordnete Ebene • Das Evaluationsteam profitiert durch den Austausch mit den Programmmitarbeiterinnen von den Erfahrungen der Programmstandorte mit der Programmumsetzung und mit der Evaluation, insbesondere, was die Ausarbeitung von zusätzlich interessierenden Aspekten im Hinblick auf die Datenauswertung betrifft. • Durch den Kontakt mit der Praxis Generierung und Bearbeitung von praxisrelevanten Forschungsfragen • Die Erfahrungen des Evaluationsteams zeigen, dass mit den Gruppeninterviews und Auswertungsworkshops das formative und partizipative Moment der Evaluation in geeigneter Weise umgesetzt werden kann; die Gefässe stellen einen Diskussionsund Reflexionsraum dar, der auch ganz allgemein für den Austausch zwischen Forschung und Praxis hilfreich und wichtig ist. M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 Gruppendiskussion • A: Welche Vorgehensweisen haben sich aus Ihrer Sicht bezüglich Passung zwischen Forschung und Praxis bewährt? • B: Ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis während des Evaluationsprozesses immer zielführend? • C: Was sollte von einem Evaluationsteam bei der Umsetzung von formativen Prozessen beachtet werden? M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 9 18.11.15 Danke für die Aufmerksamkeit M.T. Diez & C. Dreifuss / 2015 10
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