Der Ball ist auf der ganzenWelt rund

Integration durch Sport: Dorothee Kugler (Mitte) mit Helfern des Sportteams im Altomünsterer Helferkreis und Flüchtlingen, die am Sportangebot teilnehmen.
Foto: Berndt Herrmann
Der Ball ist auf
der ganzen Welt rund
Sport ist enorm wichtig für die Integration von Flüchtlingen
Im Altomünsterer Helferkreis gibt es dafür ein eigenes Sportteam
Von Dr. Berndt Herrmann
Altomünster – Pressschlag, der Spieler fällt, ganz in der Nähe des Tors.
Penalty! Elfmeter! No Penalty. Kein
Elfmeter! Alles ganz normal? Nicht
ganz: In der Altomünsterer Turnhalle
spielen Flüchtlinge miteinander Fußball. Verschiedene Religionen, verschiedene Kulturen, noch mehr verschiedene Nationalitäten, jeder mit
einer ganz eigenen Fluchtgeschichte,
und dazwischen kicken ein paar junge Altomünsterer mit. Doch gerade
jetzt spielen all die Unterschiede keine Rolle. Und genau darum geht es.
„Für diese zwei Stunden am Samstagnachmittag gibt es keine Zwänge,
keine Unterschiede, es ist eine Zeit
außerhalb der Zeit“, sagt Dorothee
Kugler, die mit dem Sportteam des
Altomünsterer
Asylhelferkreises
Sportangebote für Flüchtlinge organisiert. Eine wichtige, mitunter aber
unterschätzte Aufgabe.
„Es geht nicht darum, unsere Gäste
zu bespaßen“, sagt Dorothee Kugler.
Für die Asylsuchenden hat der Sport
vielmehr eine enorm wichtige Bedeutung. Ihr Tag, der aus Warten, Hoffen
und Sorge besteht, bekommt eine
Struktur, sie haben eine Beschäftigung, sie können ohne Druck ein Miteinander erleben, bei dem die religiösen und kulturellen Unterschiede keine Bedeutung haben. Sie erleben,
dass es noch etwas anderes als den
oft tristen Alltag in der Unterkunft
gibt, und nicht zuletzt ist es eine der
besten Möglichkeiten, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen.
Sport ist ein ganz entscheidender Integrationsfaktor.
Weil man das weiß, hat sich in Altomünster innerhalb des Helferkreises ein Sportteam gebildet. Zunächst
schulterte Dorothee Kugler die Aufgabe alleine, mittlerweile hat sie Mitstreiter. Zusammen haben sie schon
viel geschafft.
Seit Sommer spielen die Flüchtlingen zwei Mal die Woche auf dem
TSV-Gelände Fußball, zwei von ihnen
kicken mittlerweile in den Mannschaften des TSV mit. Der Sportverein hat geholfen, auch mit Ausrüstung. Als dann der Winter kam, standen Bürgermeister Anton Kerle und
die Gemeinde zur Seite.
Zwar sind Hallenstunden in Altomünster, wie in den meisten anderen
Orten auch, rar, aber am Samstag
kann das Sportteam mit seinen
Schützlingen jetzt von 16 bis 18 Uhr
in die Halle. „Wir spielen aber nicht
nur Fußball, sondern auch Volleyball,
in Zukunft vielleicht auch Badminton“, erzählt die Leiterin des Teams.
Ein Asylsuchender kommt mittlerweile auch regelmäßig zum Training
der Volleyball-Abteilung.
Dorothee Kugler, die in einer Schule arbeitet und soziale Arbeit studiert,
hat in den vergangenen Monaten gelernt, dass auch beim Sport mit
Flüchtlingen Geduld angesagt ist und
man sich dem Erfolg in kleinen
ruft ihre Leser auf zur
Weihnachts
hilfe 2015
Spendenaktion
für benachteiligte
Jugendliche
im Aichacher Land
Spendenkonten:
Sparkasse Aichach-Schrobenhausen
IBAN DE79 7205 1210 0560 0897 40
Augustabank Augsburg
IBAN DE06 7209 0000 0005 5840 60
Schritten nähert. Manche, die eigentlich gerne Sport machen würden,
muss sie aus der Unterkunft regelrecht herauslocken. „Manchmal
muss man einfach anschieben.“ Keine Überraschung und nachvollziehbar bei den Flucht- und Traumageschichten, die viele von ihnen mit
sich herumschleppen. Da gibt es eine
ganz eigene Art von Schwellenangst.
Ist der Schritt aber gemacht, dann
sind die Freude und die Begeisterung
oft umso größer, wie man unschwer
erleben kann, wenn man in die Altomünsterer Schulturnhalle kommt.
Dass die Weihnachtsaktion der
Stiftung „Bürger helfen Bürgern“ in
diesem Jahr Sport- und Kulturprojekte für benachteiligte Jugendliche unterstützt, hält Kugler für sehr wichtig,
gerade weil diese „weichen“ Angebote oft unter den Tisch fallen. In Altomünster läuft es, und auch der Bedarf
an finanzieller Unterstützung ist nicht
allzu drängend. Aber anderswo
scheitert ein solches Angebot vielleicht, weil laufende Kosten entstehen, ein Übungsleiter gezahlt werden
will oder entscheidende Ausstattung
fehlt.
Zwei Wünsche hat aber auch Dorothee Kugler: Sportkleidung, vor allem
Schuhe und Fußballschuhe könnte
das Sportteam noch gut brauchen;
und mehr Kontakt zu den Einheimischen würde sie sich wünschen: „Es
ist jeder eingeladen, vorbeizuschauen, zuzuschauen oder noch besser:
mitzuspielen“, sagt sie.
Wie gut das Miteinander bereits
funktioniert, zeigt sich am Ende der
Sporteinheit: Da gibt es ein Geburtstagsständchen für einen der deutschen Mitspieler, und es wird mindestens genauso begeistert gesungen
wie gekickt. Und auch die entscheidendste Frage war da längst geklärt:
Es war kein Elfmeter. No Penalty!
■ Mit der diesjährigen Weihnachtsak-
tion will die Aichacher Stiftung „Bürger helfen Bürgern“ Sport- und Kulturangebote für benachteiligte Jugendliche und junge Flüchtlinge fördern. In
einer Serie stellt die AICHACHER ZEITUNG verschiedene Beispiele vor, die
zeigen, wie Integration durch Sport,
Musik und Kunst unterstützt werden
kann.