Manifest anlässlich 90 Jahre 20m²-Rennklasse 1925 - Z

1925 – 2015 90 Jahre 20m² - Rennjollenklasse
Wir habe die heurige Klassenmeisterschaft unter dieses Motto gestellt, weil 1925 den
Zeitpunkt markiert, wo unsere Klasse vom deutschen Seglerverband offiziell als gültige
Rennklasse mit unbeschränkter Neubau-Berechtigung anerkannt wurde. In der Tat sind kurz
darauf geradezu explosionsartig Neubauten entstanden, wie sich ja den Baujahren der meisten
unserer Boote ablesen lässt. Dazu möchte ich ein bisschen in die Vorgeschichte ausholen und
beziehe mich dabei auf den Artikel von Manfred Jacob „Entstehung und Entwicklung der
Verbands-Jollenklassen in Deutschland“, der von unserer Homepage z-rennjolle.at
heruntergeladen werden kann:
Nach dem ersten Weltkrieg teilte der Berliner Kleinsegler-Verband Jollen nach
Quadratmetern Segelfläche in die Klassen I (28m²), II (20m²), III (14m²) ein. Bei
Eingliederung in den Deutschen Segler-Verband wurde die Klasse I fallen gelassen, Klasse III
um einen Quadratmeter zum Fünfzehner angehoben, eine 10m²- und 5m²-Rennklasse wurden
neu geschaffen. Auf dem Seglertag 1921 wurde der Berliner Antrag auf Gründung einer
20m²-Rennjollenklasse abgelehnt, da man sie als Konkurrenz zur nationalen 22m²-Jolle
fürchtete. Man definierte sie erst als Altersklasse, später als Klasse mit zeitlich beschränkter
Neubaugenehmigung. Erst auf dem 27. Seglertag 1925 entschloss man sich endlich, die
Zwanziger als vollwertige Wettfahrtklasse mit unbeschränkter Neubaugenehmigung
zuzulassen, was wir als Gründungsjahr unserer Klasse auffassen können.
Die Rennjollenklassen waren wie bekannt freie Konstruktionsklassen, bei denen nur die
Segelfläche und wenige Materialstärken vorgeschrieben waren, was am Anfang zu wenig
haltbaren Konstruktionen geführt hat. Umso erstaunlicher ist es, dass unsere Schiffe großteils
schon mehr als 80 Jahre auf dem Buckel haben, obwohl man von ihnen zunächst nur eine
Lebensdauer von wenigen Jahren erwarten konnte. Dass vergleichsweise viele von ihnen
übrig geblieben sind, dürfte auf das interessante Geschwindigkeitspotenzial zurückzuführen
sein, waren sie doch zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg die schnellsten Jollen, wenn nicht
überhaupt die schnellsten Segelboote, mit einem überlieferten Rekord der Rennjolle „Agra“ Z
286 aus dem Jahre 1937 mit 27,3 kn (Pechstein, Z-Nachrichten 2008). Die Blütezeit der
Klasse lag zwischen den beiden Kriegen, doch gab es bis in die 1950er Jahre vor allem im
süddeutschen Raum Neubauten. Damals waren die Erfolge der Zwanziger bei der
Langstrecken-Regatta „Centomiglia“ auf dem Gardasee legendär, mit Siegen durch „Otter“ Z
501 (1953), „Annerl“ Z 514 (1957), „Komet“ Z 503 (1962), „Annerl“ (1963 und 1968). Im
Jahr 1938 waren im DSV 248 Stück registriert, im Jahr 1952 immerhin noch 83 Einheiten.
Das Auftreten moderner Einheitsklassen, v. a. des FD, brachte eine Zäsur, bevor in einer
Renaissance in den 1970er und 1980er Jahren, ausgehend hauptsächlich von Ratzeburger See,
Grundlsee und Mondsee das Interesse wieder aufflammte. Um die starken Unterschiede
innerhalb der Klasse auszugleichen, wurde 1985 eine klasseninterne Yardstickwertung
eingeführt (vor 30 Jahren!), seit 1987 halten wir jährliche Klassenmeisterschaften ab und
befolgen wieder strikte Vermessungsregeln.
Nicht zuletzt diese Klassenmeisterschaft beweist wieder, dass die Z-Klasse einen festen Platz
in der Seglerszene des 21. Jahrhunderts hat und einen kleinen, erlesenen Kreis von
Enthusiasten erfreut, die wissen, dass sie ganz besondere, aufregende Boote segeln.