PFERDE MAGAZIN Editorial und Inhalt 3 Sie wollen hoch hinaus – Fredenbecks Voltigierer und ihr Weg an die Spitze 4 Voltigier-Bundestrainerin Ursula Ramge über das Fredenbecker Erfolgsteam 6 Manege frei für die blonden Pferde – Die Haflingerfreunde beim Showauftritt 8 Die Faszination der Freiheitsdressur – Zu erleben auf der Messe Hansepferd 10 Erfolg zum Anstecken – Die Träger des goldenen Reit- und Fahrabzeichens 12 Reiten mit „Wackelkontakt“ – Andrea Voß und ihre Passion Pferde 14 Anna Höhl, die Vielseitige – Mit „Fritz“ zu den Erfolgen 15 Am liebsten im Gelände – Femke Missal liebt das Vielseitigkeitsreiten 16 Sophie Hinners und die Stute Eliza: Ein Erfolgs-Team Springsport 17 Eine Runde Bier und zehn Jahre Freundschaft unter Pferdezüchtern 18 Mit dem richtigen Bauchgefühl: Addi Brunkhorst ist stolz auf „Gentleman“ 19 Ausgezeichnete Züchter: Familie Klintworth aus Ohrensen 20 Der Ausgleich zum Alltag – Lüder Köpke entspannt bei seinen Pferden 22 Neue Wege in der Islandpferdezucht – Familie Wruck setzt auf Embryo-Transfer 23 Im Zeichen der Hengste – Das Dressurpferde Leistungszentrum in Lodebrgen 24 Ebbe und Flut in der Reithalle – Der Zuchthof Hollen in Oyten 26 Reiten in der Dreh- und Kochpause – Rainer Sass sitzt auf 29 Die Termine 2016 in der Übersicht 30 Skadi sammelt Schleifen an der Zimmerwand 32 Jette verwöhnt ihren Bommel und macht Spazierritte in den Wald 33 Am liebsten ist Cinja bei den Ponys 34 Ponys sind für Alexandra das Größte 35 Zwei mit dem gleichen Ziel: Die Zucht-und Ausbildungsställe Lorenz und Brunkhorst arbeiten zusammen 36 Hier lernen die Dressurtalente – Der Ausbildungsstall in Sandbostel 38 Ein Sattel namens Leistur – Kerstin Baden aus Gräpel entwirft eigenen Serien Sattel 40 Eine Ausbilderin mit Grundsätzen – Gisela Schröder-Kern im Porträt 41 Am liebsten reitet er aus – Ralf Plitzkat und sein Warmblut Sam 42 Halsringreiten ist Vertrauenssache – Marlien Milsmann und ihre Reitpony-Stute 43 Nach 30 Jahren zurück im Stall und wieder im Sattel: Susanne Helfferich wagt den Neuanfang 44 Die barocken Schönheiten mit der langen Ahnenreihe – Lipizzaner 46 Ins weite Watt mit Nerven wie Drahtseile – Was ein Wattwagenpferd können muss 48 Der Traum vieler Pferdefans – Mit den Vierbeinern Tür an Tür 50 Glückliche Pferde in der Herde – Die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft 52 Niedersachsen ist Pferdeland – Das wird in Verden gefeiert 54 Wenn es in den Gelenken hakt – Tierärztin Stefanie Pachel ist die Spezialistin 55 Sanfte Tiermedizin im Doppelpack: Rike und Kati van der Weerd 56 Von Budget und Balance – Ein Pferd meldet sich zu Wort 58 Von Kämpfern und Kumpels Editorial Inhalt 3 Was für Persönlichkeiten: Wer sich dieses Pferdemagazin ansieht, entdeckt auf allen Seiten beeindruckende Charaktere, die in der Region zu Hause sind. Da ist der Jungspund, der nicht weiß, wohin mit seiner Energie. Da ist der Routinier und Alleskönner, der mitdenkt, auf den immer Verlass ist, und der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Da ist die Hochleistungssportlerin, die Kämpferin mit dem großen Herzen, die nie aufgibt. Wir machen die Bekanntschaft einer Dame mit beeindruckender Ahnenreihe und lernen ein kapriziöses Mädchen kennen, das nur mit ihrer Partnerin zusammen die Ruhe selbst ist. Es gibt die Schwerstarbeiter, die sich gemeinsam ins Zeug legen und die erfahrenen Showstars, die das Rampenlicht seit Jahren kennen. Dazu gibt es Artikel über Zuchtbetriebe und Ausbildungsställe, über artgerechte Pferdehaltung und eine Übersicht über die Turnier-Termine dieses Jahres. Wir stellen das Programm der Messe Hansepferd Hamburg vor. Im Interview lobt die Bundestrainerin der Voltigierer das Team aus Fredenbeck, das sie in den B-Bundeskader berufen hat. Den erfolgreichen Athleten ist selbstverständlich auch ein Artikel gewidmet. Um noch einmal auf die besonderen Persönlichkeiten zurückzukommen – die dazu gehörenden Menschen stellen wir natürlich auch vor. Die Reiter, Züchter und Pferdefans wissen, was sie an ihren vierbeinigen Partnern haben, schätzen deren Charakter und sind mit ihnen eng verbunden. Diese Partnerschaft macht die Faszination Pferd aus. Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Grit Klempow Impressum Das Pferde Magazin erscheint mit dem TAGEBLATT, der Bremervörder Zeitung und der Niederelbe Zeitung am 5. Februar 2016 Chefredakteur: Wolfgang Stephan Projektleitung: Grit Klempow Redaktion: Hans-Lothar Kordländer, Katharina Jothe, Frauke Siems, Carmen Monsees, Wilfried Stief Layout/Produktion: Grit Klempow Titel: Volker Rohbeck Schlussredaktion: Arno Grewe Anzeigen: Georg Lempke (verantwortlich) Vertrieb: Achim Preißler Auflage: 50 000 Herausgeber: Zeitungsverlag Krause GmbH & Co. KG, Glückstädter Str. 10, 21682 Stade, Postfach 22 49, 21662 Stade, Tel. 0 41 41/9 36 - 0; Internet: www.tageblatt.de Verleger: Dr. Christoph Gillen (Stade), Philipp Krause (Goslar), Klemens Karl Krause (Goslar) Geschäftsführer: Dr. Christoph Gillen (Stade), Philipp Krause (Goslar), Georg Lempke (Stade) Druck: Pressehaus Stade Zeitungsdruck-GmbH, Glückstädter Str. 10, 21682 Stade 4 PFERDE MAGAZIN Sie wollen noch höher hinaus Fredenbecks Voltigierer und ihr Weg an die Spitze – Von der Bundestrainerin in den Kader berufen Foto: Stroscher PFERDE MAGAZIN 5 Von Hans-Lothar Kordländer Die Voltigiergruppen des Reitvereins Fredenbeck waren 2015 auf Erfolgskurs. Sie holten beinahe alles, was es für sie zu gewinnen gab. Die erste Gruppe wurde Bezirksmeister, Landesmeister, norddeutscher Meister – und sie errang die Bronzemedaille bei den deutschen Meisterschaften. Die zweite Gruppe wurde Kreismeister und gewann den Deutschen Voltigierpokal. Viele Voltigiererinnen stehen in den Startlöchern auf dem Sprung in höhere Leistungsklassen. D och ohne Fleiß gibt es keinen Preis. Für ihren Erfolg trainieren die Fredenbecker Voltigierer(innen) viele Stunden. Sie üben nicht nur auf dem Pferderücken, sondern studieren neue Figuren auf einem Holzpferd ein, sie machen Konditionssport und Gymnastik, sie sind bei ihren Treffen immer in Bewegung. Treibende Kraft und Motor der Leistungsgruppen ist Gesa Bührig, die es versteht, die Teammitglieder immer wieder zu Höchstleistungen anzuspornen. Manchmal geht es hart zur Sache. Aber wie man sieht, die engagierte Arbeit zeichnet sich aus. Die Voltigiergruppen haben viele Fans, die die eingeschworene Mannschaft zu Meisterschaftsturnieren und anderen Wettkämpfen begleiten. Vor einigen Monaten wurde auch ein Förderverein ins Leben gerufen, um den Voltigierern noch mehr Unterstützung zukommen zu lassen. Denn in der Saison 2016 möchten die jungen Damen, zwei junge Männer sind auch im Boot, an die Erfolge des vergangenen Jahres anknüpfen. Das wird schwierig. Denn inzwischen sind die Fredenbecker in der Spitze angekommen, und dort müssen sie sich behaupten. Aber die Sportler(innen) sind gut in Form, ebenso wie die Voltigierpferde Wizzaro und Shakira. Wenn man dann noch eine große Portion Optimismus ausstrahlt, dann kann man schließlich nur gewinnen. Wie es aussieht, schließt die zweite Fredenbecker Voltigiergruppe an die erste Mannschaft an. Im vergangenen Jahr hat das Team nahezu nach jedem Start eine so gute Wertnote erhalten, dass es schnell in die Leistungsklasse M* aufgestiegen ist. D ie Kreismeisterschaften hatten im vergangenen Jahr die Fredenbecker Voltigierer ausgerichtet und dabei keinen Zweifel daran gelassen, hochklassigen Sport zu präsentieren. „Wir waren mit sieben Gruppen dabei“, berichtete Gesa Bührig seinerzeit. Den Kreismeistertitel holte sich die Fredenbecker L-Gruppe. Ihren Aufstieg in die M*-Gruppen Fredenbecks Voltigierer freuen sich über die Bronzemedaille bei den „Deutschen“: Fenna Liestmann, Winke Rademaker, Magdalena Holysz (erste Reihe von links), Gesa Bührig, Tom Vollmer, Kevin Greiner und Kathleen Schuldt. Fotos: Kordländer schaffte die zweite Fredenbecker Gruppe bei dem Wettkampf um den Deutschen Voltigier-Pokal, das ist eine inoffizielle deutsche Meisterschaft, in Herxheim. 24 Gruppen aus Deutschland waren in dem pfälzischen Ort angetreten. Die Fredenbecker Mitglieder der zweiten Voltigiergruppe tragen sich in das Fredenbecker Sportbuch ein. nahmen die Anfahrt von 645 Kilometern gern auf sich. Zehn Gruppen kamen ins Finale, in der Endrunde setzten sich die Fredenbecker deutlich an die Spitze. Die Teammitglieder waren dort Lisa Marie Schumacher, Kira Großer, Kimberly Hyks, Josephine Meybohm, Larissa Oppermann, Katharina Grottschreiber, Insa Rademaker, Mila Koböck und Marie Schwarze. Die Sportlerinnen, wie auch die Voltigierer der ersten Gruppe, wurden im Herbst wegen der guten Erfolge auch von der Gemeinde ausgezeichnet. Die erste Fredenbecker Voltigiermannschaft mit Trainerin Gesa Bührig sowie Fenna Liestmann, Winke Rademaker, Magdalena Holysz, Tom Vollmer, Kevin Greiner und Kathleen Schuldt gehört längst zu den Spitzenvoltigie- ren in Deutschland. Ihre erste nationale Medaille holte die Gruppe im Vorjahr bei den deutschen Meisterschaften in Alsfeld. Das Team errang „Bronze“. Insgesamt wetteiferten 25 Mannschaften um den Meistertitel. S owohl im Rennen um die Goldmedaille als auch um die Bronzemedaille hatten sich spannende Duelle herauskristallisiert. Im Kampf um Rang drei konnte sich die Fredenbecker SMannschaft mit Trainerin Bührig und dem Erfolgspferd Wizzaro behaupten. Mit 8,227 Punkten setzte sich das Team gegen Mitbewerber Köln-Dünnwald durch. Ihren Titel bei den norddeutschen Meisterschaften konnten die Fredenbecker zum dritten Mal in Folge verteidigen. 6 PFERDE MAGAZIN „Fredenbeck kann mithalten“ Bundestrainerin Ursula Ramge über das Erfolgsgeheimnis der deutschen Voltigierer und das Team aus Fredenbeck Von Katharina Jothe Deutschland ist eine der erfolgreichsten VoltigierNationen überhaupt. Ihre Athleten bringen regelmäßig Edelmetall von Weltund Europameisterschaften mit nach Hause. Verraten Sie uns ihr Erfolgsgeheimnis? Der Erfolg hat natürlich sehr viele Säulen. Eine davon ist sicherlich unsere Tradition im Pferdesport aber auch in der Zucht in Deutschland und unser Ausbildungssystem, das einmalig ist. Darum werden wir in der Welt beneidet. Eine weitere wichtige Säule ist der Ehrgeiz und der absolute Wille, in einer Sportart, wo die Spitze sehr eng zusammen gerückt ist, immer den einen Wimpernschlag besser zu sein als die anderen. Das ist nicht leichter geworden in den letzten zehn Jahren. Viele Nationen sind inzwischen in der Lage, Goldmedaillen zu holen. Meine Aufgabe sehe ich darin, zu gucken wie wir unser ganzes Potenzial nutzen können, um am Ende dann doch besser zu sein, trotz dieser hohen Leistungsdichte. Das Team Fredenbeck war zwar bereits mehrfach auf deutschen Meisterschaften vertreten, allerdings, abgesehen vom sechsten Platz im vergangenen Jahr, immer eher im hinteren Feld. Hat Sie das Team in diesem Jahr mit der Bronzemedaille überrascht oder haben Sie damit gerechnet? Ich habe mit einem sehr guten Abschneiden gerechnet, weil ich Gesa Bührig bei der Junioren-Europameisterschaft in der Zusammenarbeit intensiv kennengelernt habe. Sie ist eine Voltigiertrainerin, die sehr professionell arbeitet und die das richtige Know-how und das Fingerspitzengefühl für Pferde hat. Außerdem hat sie die Einstellung, was Leistungssport erfordert und die Professionalität, das auch umzusetzen. Wenn das alles vorhanden ist, bleibt der Erfolg Im Interview spricht Voltigier-Bundestrainerin Ursula Ramge auch über das erfolgreiche Team aus Fredenbeck. Foto: Daniel Kaiser nicht aus. Insofern habe ich schon mit einem sehr guten Abschneiden gerechnet. Was hat Sie dazu bewogen, das Team für 2016 in den B-Bundeskader (Anschlusskader mit Perspektive zur Erreichung der Weltspitze) zu berufen? Unsere aktuellen Kaderkriterien richten sich nach dem internationalen Vergleich, das ist neu. Die Fredenbecker Mannschaft hat 2015 nicht nur die Bronzemedaille bei der deutschen Meisterschaft gewonnen, sondern auch gezeigt, dass sie in der internationalen Spitze gut mithalten kann. Da war das sehr gute Abschneiden bei der DM nur noch eine Bestätigung für die klare Nominierung in den BKader. Was macht eine Spitzenmannschaft im Voltigieren aus? Eine Spitzenmannschaft 2015 im Voltigieren ist etwas völlig anderes als noch vor fünf oder zehn Jahren. So eine Mannschaft muss heutzutage sehr professionell trainieren und hat auch mehrere Trainer. Dazu gehören der Trainer und der Longenführer, ein Athletiktrainer sowie die Reiter, die nach einem speziellen Trainingsplan die Pferde trainieren. Außerdem ist die Bereitschaft der aktiven Voltigierer, ihr Leben nach dem Sport auszurichten, unabdingbar. Sie müssen jeden Tag in der Woche mehrere Stunden trainieren, um in der Spitze erfolgreich zu sein. Welche Rolle spielt das Pferd dabei? Das Pferd ist die wichtigste Säule des Erfolgs, auch das muss Weltspitze sein und das ist Wizzaro. Ich habe ihn über mehrere Turniere gut und zuverlässig laufen sehen. Das Pferd ist in einem guten Trainingszustand und auch das ist Voraussetzung für eine Kadernominierung. Eine Mannschaft auf Bundeskaderebene braucht mehrere Pferde für Training und Wettkampf, aber das Top-Pferd hat ganz klar bewiesen, dass es den Anforderungen sehr gut gerecht wird. Hat ein eher kleiner Verein wie der RV Fredenbeck langfristig Chancen, große „Traditionsvereine“ im Voltigiersport wie den VV Ingelsberg/München oder den RSV Neuss-Grimmlinghausen zu überflügeln? : Die Chance ist immer da, denn auch ein kleiner Verein kann in der Hinsicht wach- sen. Das hängt ganz klar von den handelnden Personen ab. Natürlich sind die Infrastruktur und die Anlage des Vereins wichtig, aber all das kann wie gesagt wachsen. Der Erfolg ist davon abhängig, ob man den vielseitigen Anforderungen des Voltigierens gerecht wird. Das heißt, man muss mehrere Pferde haben und die Voltigierer durch ein sehr gutes Athletik-, Choreografie- und Mentaltraining entsprechend vorbereiten. Es muss also gelingen, ein Team um das Team aufzubauen, was es noch erfolgreicher macht. Die Größe des Vereins ist da nicht das Entscheidende. Zur Person Ursula Ramge ist seit Ende 2002 als Bundestrainerin im Voltigieren für den deutschen A-, B- und C-Kader verantwortlich. Die 52-Jährige lebt in Warendorf in Westfalen und war selbst als Gruppenund Einzelvoltigiererin erfolgreich. Außerdem war sie im Dressur- und Springsattel bis zur Klasse L aktiv, bildete zahlreiche Voltigiergruppen und Einzelvoltigierer aller Leistungsklassen aus und fungierte von 1990 bis 2002 als Landestrainerin in Westfalen. PFERDE MAGAZIN 7 8 M PFERDE MAGAZIN Manege frei für die blonden Pferde Ein Blick hinter die Kulissen des Showprogramms: Haflingerfreunde auf der Pferd & Jagd Von Katharina Jothe Blondes Pferdehaar dominiert in Halle 14 des Messegeländes Hannover. Die „Pferd & Jagd“, Europas größte Messe für Reiten, Jagen und Angeln, hat begonnen. Angereist sind 14 Zwei- und Vierbeiner aus dem Landkreis Cuxhaven, um im Showprogramm dabei zu sein. Ein Blick hinter die Kulissen eines Showprogramms. ehr als eine Stunde vor dem Auftritt geht es ans Aufhübschen der Haflinger. Da wird gebürstet und gestriegelt, was das Zeug hält. Schließlich sollen die langen blonden Mähnen und Schweife in der Showarena wallen. Erst wenn das erledigt ist, heißt es für die Reiter Kostüme anziehen. Ein Traum von Amsterdam ist dieses Mal das Motto. Bereits seit 1999 begibt sich die Schaubildgruppe der Haflingerfreunde mit ihren Mottos auf eine Reise durch die ganze Welt. Jedes Jahr steht ein anderes Land Pate für das Thema der Aufführung, unter anderem traten die Reiter als Cowboys, Tiroler und Mexikaner auf. In diesem Jahr sind Frau Antje und die holländischen Fischer Vorbilder für die Kostüme, die in stundenlanger Kleinarbeit selbst genäht werden. Als Zwei- und Vierbeiner fertig „angezogen“ sind, geht es gemeinsam auf den Abreiteplatz. Hier tummeln sich Reiter, Voltigierer, Fahrer unterschiedlichsten Alters und Könnens mit Pferden vom Urgestein: Haflingerstute Nele ist zum 17. Mal auf der „Pferd und Jagd“ dabei. winzigen Minishetty bis zum riesigen Kaltblüter. Bei Pferden und Reitern steigt die Aufregung. Unter dem berühmten Expo-Holzdach geht es von der Stallhalle zur Show-Arena. Ein paar Minuten dauert es noch bis zum Auftritt. Auf dem Vorbereitungsplatz sind die Reiter von den Blicken der Zuschauer abgeschirmt, die Atmosphäre ist aber schon greifbar. Die Reiter vor den Blonden aus Cuxhaven tra- ben in die Arena. Jetzt heißt es, langsam Aufstellung nehmen. Die Ohren der Pferde sind gespitzt, die Reiter konzentriert. Dann setzt die Musik ein. Los geht’s. Zuerst läuft alles glatt, doch auf einmal ist alles still, die Musik fällt aus. Eine kurze Schrecksekunde – doch Reiter und Pferde lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Dann wird eben selbst gesungen und auch die Zuschauer erweisen sich als textsicher. „Traum PFERDE MAGAZIN 9 Die blonden Mähnen und Schweife sind gebürstet. Jetzt kann es losgehen. von Amsterdam“ klingt es von den Tribünen. Unter donnerndem Applaus verlässt die Gruppe die ShowHalle. Leiterin Ilka Hübner ist zufrieden. „Das war einwandfrei“, erklärt sie. Der Erfolg beruht auf einer gesunden Mischung aus erfahrenen Reitern und Pferden sowie einigen Neulingen. Haflingerstute Nele ist bereits zum 17. Mal auf der Messe dabei. Damit übertrifft sie sogar ihre Reiterin Beate Eisenberg, die „nur“ 16-mal dabei war. Inzwischen ist Nele 20 Jahre alt, mischt aber immer noch gerne die ganze Truppe auf. „Sie hat nichts von ihrem Temperament verloren“, betont ihre Reiterin. Zum ersten Mal sind dagegen Lina und Anne dabei. Viel Spaß mache es, erklären die beiden Mädchen. Die Aufregung habe sich in Grenzen gehalten, so die Neulinge. „Wenn man in der Arena drinnen ist, konzentriert man sich aufs Reiten“, sagt Lina. Auch die erste Vorsitzende der Haflingerfreunde, Heike Meyer, ist voll des Lobes über die jungen Reiterinnen. „Sie haben das gut gemacht. Die Neuen werden von den alten Hasen mitgezogen, dann läuft das auch“, betont die Vereinschefin. Was dann folgt, haben aber auch die Routiniers noch nicht erlebt. Eine Drohung geht bei der Messeleitung ein. Angeblich wollen sogenannte Tierschützer nachts einen Brandanschlag auf die Halle, in der die Pferde untergebracht sind, verüben. Ein großes Polizeiaufgebot rückt an und umstellt die Halle, keiner darf sie in der folgenden Nacht betreten. Der Schock ist groß, doch es war wohl eine leere Drohung. Nichts passiert bis zum Morgen und am nächsten Tag geht das Programm wie geplant weiter. Der Sonntag hält für die Haflingerfreunde allerdings noch eine weitere, diesmal positive Überraschung bereit. Während ein Teil der Gruppe gerade dabei ist, die Sachen für die Heimreise zu packen, geht ein „Notruf“ von der Messeleitung bei Vereinschefin Heike Meyer ein: Ein Programmpunkt der großen Pferde-Kinder-Pony-Show „Mi Ma Mo“ sei ausgefallen. Ob die Cuxhavener vielleicht einspringen könnten? Alle Reiter sind sofort Feuer und Flamme und erklären sich spontan bereit, noch zu bleiben und ein weiteres Mal in die Arena einzureiten. Auch diesen Auftritt bei der ausverkauften Show meistern die Nur noch wenige Minuten bis zum Auftritt. Blonden und ihre Reiter perfekt. Großer Applaus begleitet sie beim Finale am Ende der Show mit Radio-Moderator FFN „Morgenman Franky“. Anschließend geht es für die Zweibeiner noch zur Autogrammstunde „Triff deine Fotos Jothe Stars von Mi Ma Mo“, wo sie sich unter den leuchtenden Augen vieler Kinder auf zahlreichen Plakaten verewigen. „Jeder Auftritt lief nahezu perfekt, wir hatten einen echten Lauf. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, kommentiert die Chefin. • Reithallen • Pferdeställe • Landwirtschaft • Typengeprüfte Hallen Feldstraße 1 · 27419 Lengenbostel · Tel. 0 42 82 / 59 48-43 · Fax 0 42 82 / 59 48-502 · www.ds-stahl.de 10 PFERDE MAGAZIN Die Faszination der Freiheitsdressur D Die Französin Alizée Froment ist einer der Stars bei der Gala-Show der Messe Hansepferd Hamburg ie Messe hat für ambitionierte Pferdesportler, Freizeitreiter ebenso wie Halter oder Einsteiger ein einzigartiges, abwechslungsreiches, wie innovatives und faszinierendes Angebot. Hier gibt es die ganze Welt rund ums Pferd unter einem Dach hautnah zu erleben und zu entdecken. Darüber hinaus werden 300 Pferde und Ponys aus über 35 Rassen in den verschiedenen Vorführringen und auf dem Außengelände der Hamburg Messe erwartet. Mehr als 470 Aussteller aus 15 Nationen kommen mit einem überwältigenden Angebot an Produkten und Dienstleistungen, das zum Shoppen, Vergleichen und Ausprobieren einlädt. „Coole“ Reitoutfits, neueste Sättel und das passende Zaumzeug – es gibt einfach alles, was das „Reiterherz“ begehrt und zum Wohle des Pferdes ist. Neben dem umfangreichen Ausstellungsbereich rund um Pferdesportzubehör dürfen sich Besucher auf weitere spannende Themen freuen. Auch mit einem großen Ausstellungsbereich rund um die Pferdegesundheit und Fütterung, Pferdehaltung, den Transport sowie Reiturlaub „Dreams“ – einen passenderen Titel hätte die Gala-Show der Messe Hansepferd nicht haben können. Welcher Reiter träumt nicht davon, so mit seinem Pferd zu harmonieren wie die Akteure in der Halle? Zum ersten Mal dabei ist die Französin Alizée Froment. Sie zeigt die klassische Reitkunst in Verbindung mit einer faszinierenden Freiheitsdressur. Ihre Ausbildungsmethoden demonstriert sie täglich während der Messe. Die lockt von Freitag, 22., bis Sonntag, 24. April, Pferdefans nach Hamburg. und Ausbildung punktet das einzigartige Messe-Erlebnis. Publikumsmagnete sind das Island-Dorf sowie der Western- und Horsemanship-Bereich. Eine Premiere feiert der große „Extreme Trail Parcours“. Die Trainingsidee ist, dem Pferd Freiheit und Eigenentscheidung zu geben, ihm zu ermöglichen, Hindernisse sicher und ruhig bei gleichmäßiger Geschwindigkeit mittig zu überwinden. Hier zeigt die 1st EETA – 1. Europäische extreme Trail Association – mehrmals am Tag ein pferdegerechtes Training. Aufgebaut sind natürliche oder der Natur nachempfundene Hindernisse. Die Disziplin ist offen für alle Reitweisen und Rassen. „Das Wohl des Pferdes liegt uns am Herzen. Auf der Hansepferd finden Besucher alles, was dem Pferd gut tut, und es unterstützt“, sagt Son- Gut gestapelt: Laurent Galinier – Humor und Reitkunst. Fotos: Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg ja Tegtmeyer, Projektleiterin der Hansepferd Hamburg, die sich über viele Neuheiten und Trends freut. Auf Norddeutschlands größter Messe für Pferdefreunde, -sportler und -halter gibt es in sieben Hallen eine Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen aus den Bereichen Freizeit-, Dressur-, Spring-, Westernreiten, Vielseitigkeits-, Fahr-, Polo- und Rennsport, Voltigieren, Trekking- und Wanderreiten. 300 Pferde und Ponys aus 35 Rassen sind live in den Vorführringen auf dem Messegelände hautnah zu erleben. Vom Holsteiner, Hannoveraner bis hin zur ältesten deutschen Reitpferderasse, dem Trakehner, über edle Lusitanos, feurige Araber, stolze Pura Raza Espanola, töltende Isländer, die beliebten Fjordpferde bis hin zu verschiedenen Kaltblutrassen. Bekannte Trainer lassen sich über die Schulter schauen und geben Tipps für den Umgang mit Pferden. Philippe Karl und Michael Geitner Mer als 100 Vorführungen und Vorträge sind täglich im Rahmenprogramm zu sehen. Schwerpunkt ist die Ausbildung von Pferd und Reiter. Neu und erstmalig auf der Hansepferd Hamburg ist der Auftritt der Französin Alizée Froment. Sie wird täglich ihre Ausbildungsmethoden demonstrieren. Erstmals kommt auch der Pferdetrainer Michael Geitner auf die Messe. Ihr Kommen zugesagt haben auch der Franzose Philippe Karl und Wolfgang Marlie. Zahlreiche weitere Trainer und Ausbilder präsentieren ihre Methoden und stehen für Fragen zur Verfügung. Pferdefreunde erhalten wertvolle Tipps rund um Ausbildung, Horsemanship Gesundheit und Haltung. Es gibt anschauliche Demonstrationen sowie Vortragsveranstaltungen in den Foren Gesundheit und Pferdekompetenz. Vorführungen in der großen Show-Halle, im Ausbildungsring, im Rassen-Ring sowie im Horsemanship-Ring warten auf die Besucher. „Dreams“: Die große Gala-Show „Dreams“ – die neue große Galashow der Hansepferd Hamburg lässt Träume wahr werden. Träume von vollendeter Harmonie zwischen Mensch und Pferd, von absolutem Vertrauen, Eleganz und Leichtigkeit. Sensationell ist der Auftritt der international bekannten Alizée Froment, die mit ihrem Lusitano-Hengst Mistral du Coussoul anspruchsvolle Grand-Prix-Lektionen zeigt. Einzigartig: Die AusnahmeReiterin reitet Pirouetten und Passagen nicht wie üblich auf Kandare, sondern lediglich mit Halsring und beweist so eindrucksvoll, dass Leistungssport mit der Liebe zum Pferd vereinbar ist. Ein weiterer Top-Star ist der international gefeierte Pferde-Comedian Laurent Galinier. Der exzellente Reiter aus Frankreich vereint Humor mit hoher Reitkunst „Laurent Galinier zeigt eine sehr komische Nummer bei gleichzeitig hohem Ausbildungsstand seines Pferdes“, sagt Kai Haase vom Landesverband der Reit- und Fahrvereine Hamburg, der die PFERDE MAGAZIN große Galashow im Auftrag der Hamburg Messe federführend mitorganisiert. Er hat auch die Weltklasse-Voltigiererin Kristina Boe, die zusammen mit den VizeWeltmeistern Viktor und Jannik Brüsewitz ein Feuerwerk der Akrobatik auf dem Pferderücken entzünden wird, für die Show gewonnen. In den „Wilden Westen“ geht es mit Lassokünstler Leo Holcknecht. Er begeistert als „Black Leo“, und Weltmeister im Trick-Roping weltweit. „Seine Tricks mit Lasso und Pferd sind einfach unglaublich. Wir haben „Black Leo“ bereits in Österreich gesehen, wo er das Publikum vollkommen verzückt hat, und freuen uns sehr, ihn präsentieren zu können“, betont Kai Haase. Mit einer neuen Inszenierung aus Licht und Schatten beeindruckt Ina Krüger-Oesert. Die Barockreiterin ist für feine und sanfte Arbeit mit dem Pferd bis hin zur Hohen Schule und Zirzensik beliebt. Das Schattenspiel der renommierten Ausbilderin verspricht Kommunikation und Harmonie zwischen Mensch und Tier in Perfektion. Action pur stellt die Fahrergemeinschaft SchleswigHolstein/Hamburg auf die Beine, oder vielmehr auf die Räder. In einer einzigartigen Kombination von rasantem Fahrsport und atemberaubenden Mounted Games werden vier Fahrer und sechs Reiter der hoch erfolgreichen Mounted-Games-Mannschaft Lindau-Gettorf starten. Das Mini-Shetland-Pony Gijs mit seiner erst 17-jährigen Trainerin Maja Hegge erobert die Zuschauer im Sturm. Gijs – ein Minishetty mit Talent – besticht mit verblüffenden Tricks und Zirkuslektionen. (st) Die Hansepferd Hamburg hat von Freitag, 22., bis Sonntag, 24. April, täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Beginn der Gala-Show „Dreams“ ist am 24., 25. und 26. April jeweils um 19.30 Uhr. Die Tageskarte für die Messe kostet für Erwachsene 11 Euro, Kinder (6-15 Jahre) zahlen 7,50 Euro, unter 6 Jahren ist der Eintritt frei. Gala-Show-Karten gibt es unter www.hansepferd.de oder an den bekannten Vorverkaufsstellen. Erwachsene zahlen am Freitag 42, am Sonnabend 45 und am Sonntag 39 Euro. Für Kinder von 6 bis 15 Jahren kostet der Eintritt Freitag, 28, Samstag 29 und Sonntag 25 Euro (plus Vorverkaufsgebühren). Gala-ShowKarten gelten am selben Tag für den Messeeintritt. www.hansepferd.de Trickroper Leo Holcknecht ist bei der Gala-Show dabei. 11 12 PFERDE MAGAZIN Glänzende Erfolge zum Anstecken Die Auszeichnung für Erfolgssportler: Das goldene Abzeichen Von Hans-Lothar Kordländer Reiter und ein Gespannfahrer aus der Region Stade haben ihre sportlichen Leistungen im vergangenen Jahr vergoldet. Sie konnten das Goldene Reitabzeichen und Fahrabzeichen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) entgegennehmen. E s war ein feierlicher und emotionaler Moment, als der stellvertretende Vorsitzende des Pferdesportverbandes Hannover, Dr. Martin Lübbeke aus Wingst, während des Turniers des Harsefelder Reitvereins in Bargstedt an Springreiter Harm Wiebusch aus Fredenbeck-Wedel, Dres- Niels Grundmann (Fredenbeck) ist stolz auf sein Goldenes Fahrabzeichen. surreiter Marko Bührig aus Kutenholz und Springreiter Mikko Mäentausta aus Bremervörde das Goldene Reitabzeichen überreichte und dazu ein paar ansprechende Worte fand. Der Fredenbecker Reitverein und auch der Kreisverband Stader-Altländer Reitvereine waren dazu hoch zu Ross mit Standarten aufmarschiert. Auch viele Fans der drei geehrten Reiter kamen in die Reitbahn und hielten Papierblätter mit Buchstaben, die den Satz „Herzlichen Glückwunsch zu den Reitabzeichen“ bildeten, hoch. Überdies gab es von den Zuschauern reichlich Applaus. Für die Ehefrauen gab es in Bargstedt Blumen während der Auszeichnung der Reiter mit dem goldenen Abzeichen: Das Foto zeigt Gesa Bührig, Christina Wiebusch und Emma Melgin (von links). Am Abend dann luden die drei „Goldjungs“ zu einer Fete im Turnierzelt ein, die deren Frauen organisiert hatten. „Es gibt Getränke für alle“, hatte der Vorsitzende des Fredenbecker Reitvereins, Klaus Hauschild, in einer launigen Rede an den sportlichen Weg der drei vergoldeten Reiter erinnert. Mikko Mäentausta war von dem Festakt auf dem Bargstedter Turnierplatz so beeindruckt, dass er seine Stammmitgliedschaft noch am Abend vom Reitverein Sandbostel in den Reitverein Harsefeld wechselte. Auch die Frauen der drei erfolgreichen Sportler, die ih- Fotos Kordländer re Männer stets tatkräftig unterstützen, wurden geehrt. Blumen gab es für Wiebuschs Frau Christina, Bührigs Frau Gesa und Mäentaustas Lebensgefährtin Emma Melgin. Ebenfalls Blumen erhielt Christine Müller aus Stade, die Marko Bührig die erfolgreichen Pferde Delgardo und Diva del Garda zur Verfügung stellt. Dr. Martin Lübbeke heftete den Geehrten die goldenen Abzeichen an die Jacke und überreichte ihnen die Urkunde der FN. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist aus dem Springreiter Harm Wiebusch längst ein begnadeter und erfolgrei- cher Pferdesportler geworden. In seinen ersten sportlichen Jahren stand er stets ein wenig im Schatten seiner erfolgreichen Schwester Rike. Harm Wiebusch ist auf dem Pferdehof seines Vaters aufgewachsen. Er konnte kaum laufen, da durfte er sich schon auf dem Pferderücken über den Hof tragen lassen. Mit 13 Jahren packte ihn dann ein besonderer Ehrgeiz. Er hatte das Pferd Ile de Destin von seiner Schwester übernommen und stieg danach auf der Karriereleiter mit vielen Siegen und Platzierungen flott nach oben. Zudem hat er eine fundierte Ausbildung in renommierten Reitställen rund ums Pferd gemacht. Er ist heute Pferdewirt der Fachrichtung Reiten. Zurzeit ist Harm Wiebusch auch amtierender Landesmeister im Springsport. E her zurückhaltend gibt sich Dressurreiter Marko Bührig auf den Turnierplätzen. Doch davon ist bei den Wettbewerben vor den Preisrichtern nichts mehr zu spüren. Mit viel Schwung und Esprit präsentiert er seine Pferde. Bührig favorisiert für sich das PFERDE MAGAZIN Reiten in der „Hohen Schule“. Bei der Ausbildung von jungen Pferden ist der 38-Jährige hin und wieder aber dazu verdonnert, auch über Hürden in einem Parcours zu springen. 2004 machte sich der Pferdewirt mit einem eigenen Reitbetrieb bei Familie Klintworth in Ohrensen selbstständig. Mikko Mäentausta, dessen Pferde in Bremervörde im Stall stehen, war im Turniersport ein Spätzünder. Erst mit zwölf Jahren hat er seinen ersten Springwettbewerb bei einer Pferdeleistungsschau geritten. Der 39-jährige passionierte Pferdesportler hat seine Pferde heute im Stall von Matthias Schäffer stehen. Mäentausta ist in Koski bei Helsinki in Finnland geboren. Bevor der Reiter sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig machte, arbeitete er einige Jahre in Reitbetrieben in Deutschland. Mäentausta findet es oft schwer, sich von guten und treuen Pferden zu trennen. y Einer der erfolgreichsten jungen Gespannfahrer im Pferdesportverband Hannover, Niels Grundmann (25) aus Fredenbeck, wurde an- 13 Die Goldreiter: Harm Wiebusch, Marko Bührig und Mikko Mäentausta (von links). lässlich des Fahrturniers in Bösdorf (Sachsen-Anhalt) aufgrund seiner Fahrerfolge mit dem Fahrabzeichen in Gold der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ausgezeichnet. Aktuell fährt Grundmann auf Bundesebene in der Perspektivgruppe Pony- Einspänner und ist mit seinen Ponys Tadeusz (10) und Dorino (8) national und international erfolgreich unterwegs. Niels Grundmann kommt aus einer Familie, die sich seit vielen Jahren im Fahrsport, aber auch im Reitsport und in der Ponyzucht engagiert. Er, seine Schwester Pia (20) sowie auch die Eltern Rainer und Sigrid Grundmann haben sich am Rand von Fredenbeck ein Pferdeparadies geschaffen und sind in den Sommermonaten beinahe wöchentlich auf Turnierplätzen zu finden. 14 PFERDE MAGAZIN Reiten mit „Wackelkontakt“ Andrea Voß und ihr Wallach bei M-Dressur an der Spitze Von Hans-Lothar Kordländer Nur Fliegen ist schöner? Oder doch das Reiten? Die Freizeit- und Turnierreiterin Andrea Voß (39) mag beides. Sie arbeitet bei Airbus und leitet den technischen Support der A 380-Endlinie. „Ich achte in der Werkstatt darauf, dass alles richtig eingebaut wird.“ Sie gehört zum Team von 70 Leuten, zu dem auch einige wenige Frauen gehören. In der Freizeit widmet sie sich ganz und gar ihren Pferden. J e älter ich werde, desto weniger reite ich über Hürden“, erzählt die Pferdeliebhaberin. Gerne sei sie mit dem Pferd im Gelände oder auch bei der Dressurarbeit. Auch ihr Mann Sascha (38) ist fasziniert von Pferden. „Bei uns heißt es nie, wir müssen zu den Pferden, sondern wir sagen immer, wir dürfen zu den Pferden.“ „Wackelkontakt“ heißt das Pferd von Andrea Voß. „Und manchmal benimmt er sich auch so“, unterstreicht die Reiterin. „So ein Name provoziert.“ „Wackelkontakt“ ist ein Sohn des hannoverschen Hengstes „White Star“. Das Pferd hat Andrea Voß selbst aufgezogen und zugeritten. „Schon die Mutter habe ich geritten.“ „Wackelkontakt“, der sich als Fohlen zunächst immer ein bisschen lahm gab, ist ein Rappe mit breiter, weißer Blesse und vier weißen Beinen. Als das Pferd dreieinhalb Jahre alt war, wurde es wieder lahm und musste operiert werden. „Ich habe dem Pferd immer eine Chance gegeben“, so Voß. „Vom Wesen her ist er brav und tutig.“ Manchmal führe er sich auf, als sei er der Hengst auf dem Hof. Er steht im Stall des Hofes Perlberg in Stade und kommt dort viel auf die großen Weiden. „Wir haben sportlich gesehen nur kleine Etappenziele“, so die Reiterin. Bei Turnieren in der Region hat das Paar schon eine Reihe an Siegen und Platzierungen in den Klassen A und L geholt. Beim Reit- und Springturnier des Stader Reitvereins in Barge stand das Paar im vergangenen Jahr sogar in einer MDressur an der Spitze. Ein toller Erfolg für beide. Längst hat das Pferd bei Turnieren keinen Wackelkontakt mehr, sondern gibt sich flott und souverän. „Wenn ich ihn an der Weidehecke rufe, kommt er sofort angaloppiert“, erzählt Andrea Voß. „Oder er lässt sich auch schon mal abholen.“ Das Pferd habe auch keine Scheu vor Maschinen. Wenn die Weide ausgemäht werde, laufe er locker um den Trecker herum. Allerdings – wenn „Wackelkontakt“ merkt, dass es zum Turnier gehen soll, dann ist er so aufgeregt, dass er schon in der Stallgasse piaffiert. Doch die Unruhe gibt sich wieder, wenn er im Dressurviereck sein Können zeigt. M-Lektionen beherrscht das Pferd perfekt. „Die kann ich mit ihm auch ohne Sattel reiten“, so Voß. „Jetzt wollen wir uns langsam auf die Aufgaben der schweren Dressuren vorbereiten.“ Unterricht erhält Andrea Voß regelmäßig von der Pferdewirtschaftsmeisterin Meike Janzen. Viel ist die Pferdefreundin mit ihrem Vierbeiner im Gelände um den Hof Perlberg unterwegs. „Mein Mann Sascha ist bei all meinem reiterlichen Tun mein größter Kritiker.“ Manchmal ist es für die Reiterin nicht einfach, die Balance zwischen Beruf und Hobby zu finden. Doch sie versucht, stets einen gerechten Ausgleich zu ermöglichen. Das Ehepaar Voß besitzt noch eine Stute mit Namen Toni und zwei Fohlen von den Vererbern Rotspon und Diacontinus. Insgesamt besitzen die Eheleute sechs Pfer- de, die täglich betreut werden müssen. „Das ist unsere Passion.“ Daneben spielen beide noch Tennis und Sascha Voß ist begeisterter Motorradfahrer. chon im Alter von zehn Jahren hat Andrea Voß beim Fredenbecker Reitverein im Schulbetrieb das Reiten erlernt. Nach der Gründung des Stader Reitvereins ging sie dort mit Schulpferden ihrer Faszination nach. Auch mit Reitbeteiligungen hat sie sich über Wasser gehalten, bevor sie sich ihre eigenen Pferde kaufen konnte. „Pferde sind für mich immer Gesprächsthema“, so die Reiterin. Beim Reitsport würde man viele Menschen kennenlernen, sagt sie, und man erlebe viel. „Reiten ist einfach ein schöner Sport.“ S PFERDE MAGAZIN 15 Anna und ihr Alleskönner „Fritz“ Die vielseitige Vielseitigkeitsreiterin Anna Höhl Von Hans-Lothar Kordländer Mit Pferden hat Anna-Kristina Höhl vom Hof Perlberg in Stade schon ihr Leben lang zu tun. Die 27-Jährige tritt in die Fußstapfen ihrer Eltern Beate Vollmers-Höhl und Hans-Günter Höhl. Sie ist nicht nur begeisterte Vielseitigkeitsreiterin, sondern auch vielseitig ausgebildet. Kürzlich hat Anna Höhl die Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin abgelegt, außerdem ist sie Physiotherapeutin für Vierbeiner. S ie ist schon immer geritten, als Kind habe sie mit Ponys die ersten Sporen verdient, erzählt Anna Höhl. „Im Alter von zehn Jahren bin ich dann auf Großpferde umgestiegen. Für Ponys war ich da schon zu groß.“ Zuerst Springen und Dressur, dann sei sie auf die Vielseitigkeit umgestiegen. Anna Höhl hat viele Pferde in Beritt. Viele Erfolge hat sie mit ihrem inzwischen 16-jährigen Fizz Oblon (ein Sohn des Hannoveraner-Hengstes Fabiano) errungen. In der Perlberger Pferdeanlage wird das Pferd von allen liebevoll „Fritz“ genannt. Anna Höhl behauptet von ihrem Pferd: „Der kann alles, sogar lesen und schreiben, wenn es darauf ankommt.“ Die Mutter des Pferdes hat Familie Vollmers-Höhl als junge Stute gekauft. Fizz Oblon ist auf dem Hof geboren. „Gemeinsam haben wir alles für den Turniersport gelernt“, erzählt Anna Höhl. Ausbilderin im Dressurreiten ist Cornelia Haack-Höring aus Kehdingen, Ausbilder im Springreiten Reinhard Jonas aus Brest. Irgendwann entdeckte die junge Reiterin ihr Herz für die Vielseitigkeit, insbesondere für das Reiten im Gelände. In der Nähe ihres Hofes hat sie eine tolle Trainingsstrecke, auf der sich sogar Wasserlöcher befinden. Reihenweise hat das Perlberger Paar Platzierungen errungen. Mehrfach war sie bei der Landesmeisterschaft Vielseitigkeit dabei. Auch auf hiesigen Turnierplätzen standen sie oft in der Reihe der Sieger und Platzierten. Die 27-Jährige hat schon Pferde bis zur Klasse M ausgebildet. „Aber die Vielseitigkeit macht einfach am meisten Spaß.“ Da müsse man schon gut reiten. Insbesonde- re sei es aber wichtig, ein großes Vertrauen zu dem Vielseitigkeitspferd aufzubauen. „Zu meinen reiterlichen Vorbildern gehören Ingrid Klimke, Marlin Petersen und Peter Thomsen.“ „Bei der Vielseitigkeit muss man sehr gut trainiert sein – Reiter wie Pferd“, stellt Anna Höhl heraus. Ein gutes Nervenkostüm bei beiden sei nur von Vorteil. Es dauere viele Jahre, um einen guten Leistungsstand in der Vielseitigkeit zu erreichen. Man fange ganz unten an, aber auch im Spitzensport sei die Ausbildung nie zu Ende. „Die Buschreiter sind eine große Familie“, erzählt Anna Höhl. Hier gebe es einen großen Zusammenhalt. „Jeder gönnt dem anderen die Erfolge.“ Als Quereinsteigerin hat sie nun die Prüfung zur „Pferdewirtschaftsmeisterin in Reiten und Zucht und Haltung“ abgelegt. Ihr Examen legte sie nach intensiver Ausbildung mit vielen Stationen ab. „Die Prüfung war schon sehr schwer, ich musste viel dafür lernen.“ Im praktischen Examen seien Spring- und Dressuranforderungen bis zur Klasse M gefordert gewesen. nna Höhl hat vor ihrer Meisterprüfung auch eine Ausbildung zur Physiotherapeutin für die Vierbeiner gemacht. Dazu besuchte sie diverse Wochenendlehrgänge in Dülmen beim Deutschen Institut für Pferde-Osteopathie. Die 27-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, den Hof ihrer Eltern weiterzuführen und auch beständig auszubauen. Die Schwerpunkte: die Aufzucht von jungen Pferden, die Pensionshaltung von Stuten und das Aufziehen von Fohlen, um sie dann ab dem dritten Lebensjahr auszubilden. Auch Turnierpferde A Anna Höhl auf ihrem „Fritz“. Die 27-Jährige ist erfolgreich in der Vielseitigkeit: „Die Pferde sind nur so gut wie ihre Reiter“, sagt sie. Foto: Kordländer sollen vorgestellt werden. Die Arbeit mit den Pferden ist nach den Worten von Anna Höhl ein Geben und Nehmen. „Die Pferde sind nur so gut wie ihre Reiter.“ Man müsse immer bedenken, dass zwei Lebewesen zusammenarbeiten. Der Reiter müsse lernen, sich beim Umgang mit Pferden durchzusetzen. Oberste Prämisse sei aber die Verantwortung für das Pferd. Der Reiter müsse auch zurückstecken können, wenn es dem Pferd mal nicht so gut gehe. „Niederlagen hat man gemeinsam zu tragen.“ 16 PFERDE MAGAZIN Femke hält Lifestyle (rechts) und ihre junge Stute Honeymoon am Zügel. Erst jüngst war die 13-Jährige wieder mit Lifestyle beim Vielseitigkeitslehrgang in Luhmühlen. Foto: Kordländer Am liebsten ins Gelände Femke Missal will sich künftig weiter auf das Vielseitigkeitsreiten konzentrieren Von Hans-Lothar Kordländer Durch ihre Eltern ist die 13-jährige Femke Missal aus Fredenbeck in ganz jungen Jahren zu Pferden und zum Reiten gekommen. Seitdem verbringt sie die meiste Zeit mit ihren Pferden. Bei der Ponymeisterschaft des Kreisverbandes Stader-Altländer Reitvereine hat sie im vergangenen Jahr zwei Medaillenränge errungen. Im Herbst war sie zum Sichtungsreiten in Luhmühlen eingeladen. F emke hat die Liebe zu Pferden bei ihrem ersten Pony, der Schimmelstute Schneewittchen, entdeckt und gefestigt. „Damals war ich vier Jahre alt“, berichtet die Schülerin. Schon ab sechs Jahren habe sie regelmäßig Reitunterricht erhalten. Im Alter von acht Jahren sei sie dann auf ihr Pony Rusty umgestiegen. Zu dieser Zeit habe sie schon an Dressur- und Springreiterwettbewerben teilgenommen. Heute reitet sie den neunjährigen, erfahrenen Lifestyle. Das Pferd, das auch von ihren Brüdern geritten wird, hat sie seit einem Jahr unter dem Sattel. Und die Erfolge können sich sehen lassen. So hat sie bei den Kreismeisterschaften der Ponyreiter im Landkreis Stade in Bargstedt gleich zwei Medaillen gewonnen. Im Springen hatte sie den dritten Platz belegt und in der kombinierten Prüfung den zweiten Rang. Eigentlich ist Femke eine „Hardcorereiterin“. Am wohlsten fühlt sie sich mit ihren Pferden auf einer Geländestrecke. Die Schülerin mag die Vielseitigkeit, also die Abwechslung zwischen Spring-, Dressur- und Geländereiten. Die Feinheiten des Geländereitens übt sie in der Dollerner Sandkuhle. Ihre Ausbilderin nicht nur auf der Geländestrecke, sondern auch im Dressurviereck und im Parcours in der Reithalle der Helmster Familie Hans-Heinrich Ehlers ist die Pferdewirtschaftsmeisterin Mathilde Klausberger. Vereinsmitglied ist Femke im Fredenbecker Reitverein. Während Femke im Gelände gerne so durch Wasserlöcher reitet, dass das kalte und nasse Element hoch und weit spritzt, mag ihr Lifestyle diese spritzige Angelegenheit nicht so gerne. „Doch er lernt, damit nach und nach umzugehen“, erzählt Femke. Pferdeexperten sind bereits auf das Können im Geländereiten von Reiter und Ross aufmerksam geworden. „Im Oktober war ich zu einem Sichtungsreiten im Reiterzentrum Luhmühlen eingeladen“, erzählt die Fredenbeckerin. „Die Dressuraufgabe musste ich dort aus dem Kopf reiten.“ Unter anderem der bekannte Ausbilder in der Vielseitigkeit, Claus Erhorn, hat der jungen Reiterin viele Tipps gegeben. Femke Missal möchte sich auch in Zukunft noch mehr auf das Vielseitigkeitsreiten konzentrieren. Im Februar wird sie an weiteren Sichtungen mit Claus Erhorn teilnehmen. „Ich habe immer Spaß an meinen Pferden“, sagt die Fredenbeckerin, die mit der Stute Honeymoon auch noch ein junges, unerfahrenes Pferd unter dem Sattel hat. Sie bleibt gelassen, „auch wenn es sportlich mal nicht so gut klappt“. Irgendwann würden die Erfolge schon kommen. chließlich könne die Ausbildung nur Schritt für Schritt erfolgen. „Das Pferd und ich können nicht alles auf einmal lernen.“ Der Spaß müsse bei beiden im Vordergrund stehen. S PFERDE MAGAZIN 17 Sophie und Eliza sind ein Team Wenn eine talentierte Reiterin auf eine vierbeinige Kämpferin trifft: Sophie Hinners ist Landesmeisterin der Junioren Von Hans-Lothar Kordländer Eigentlich sollte es der Dressursport sein. Aber dann kam es anders: Sophie Hinners aus Vierden landete doch im Springsport. Dass das seinen guten Grund hat, ist in ihrer Erfolgsliste abzulesen. Mit ihrer Stute Eliza wurde sie Landesmeisterin in der JuniorenKlasse. „Eliza hat ein großes Herz“, sagt die 18-Jährige über ihre Stute. S chon mit vier Jahren ging sie in der Führzügelklasse an den Start. Dann sollte es eigentlich die Dressur sein. Aber sie habe immer nur zu Springreitern Kontakt gehabt. „Da musste ich auch Springen reiten“, so die junge Amazone. Richtig losgelegt habe sie dann im Ponyspringen mit ihrem treuen „Nabucco“. „Zwei Mal habe ich mit ihm an deutschen Meisterschaften teilgenommen. Einmal bin ich sogar unter die besten Zehn gekommen.“ Schon parallel ritt die 18Jährige, die für den Reitverein Sittensen startet, neben dem Pony auch Großpferde. Mit 16 Jahren wechselte sie dann ganz zu den Pferden. Sie durfte junge Pferde ihres Cousins Lennert Hauschild, der heute auch ihr Trainer ist, reiten. Nachdem Sophie Hinners 2014 bei der Landesmeisterschaft in Hannover den zweiten Rang belegt hatte, eroberte sie ein Jahr später souverän den Titel bei den niedersächsischen Springreitern in der Junioren-Klasse. Mit ihrem Pferd Eliza, heute 13 Jahre alt, einer Tochter des hannoverschen Hengstes El Bundy, startet sie nicht nur bei Landesmeisterschaften erfolgreich. „Zweimal habe ich mit Eliza auch Zwei-Sterne-Prüfungen der Klasse S gewonnen“, berichtet Sophie. Das Pferd habe vor ihr Lennert Hauschild geritten. „Auch der hat viele Siege und Platzierungen mit ihr geholt.“ Eliza habe mindestens schon sechs Mal an deutschen Meisterschaften teilgenommen – zwei Mal davon mit Sophie im Sattel. „Im vergangenen Jahr bei den deutschen Titelwettkämpfen im rheinland-pfälzischen Zeiskam habe ich sogar das Auftaktspringen der Klasse S gewonnen.“ Auch sei das sportliche Ziel er- reicht worden, dort unter die zehn besten Junioren zu kommen. „Eliza ist eine Kämpferin“, erzählt die Gymnasiastin über ihr Pferd. „Die macht aus allen Situationen im Parcours das Beste.“ Sie gleicht auch die Fehler der Reiterin aus. „Eliza hat zudem beim Springen ein großes Herz, sie galoppiert mutig an jedes Hindernis heran.“ Doch Sophie reitet nicht nur Eliza. Viele Pferde hat sie unter dem Sattel. Für sie ist Reiten nicht nur ein Hobby, sondern inzwischen ein Beruf. Viele junge Pferde hat sie von ihrem Trainer und Cousin Lennert Hauschild übernommen. Jeden Tag fährt sie nach der Schule zur Reithalle der Familie Hoffmann, um mit Pferden zu trainieren. Vier bis sechs Pferde reitet sie am Tag. o kommt es auch vor, dass die junge Amazone mehrere Pferde während eines Turniers reitet. Im vergangenen Jahr hatte sie beim Turnier in Scharnebeck zwölf Pferde unter dem Sattel. „Das ist dann richtige Arbeit.“ Und trotz aller Anstrengen, oder gerade deswegen, qualifizierte sich die Schülerin mit zwei jungen Pferden für das Bundeschampionat – und gewann am Turnier-Sonntag das Finale im Springen um den Großen Preis. Mit ihrer Eliza hat Sophie Hinners auch beim Verdener Jugendturnier schon ein Zwei-Sterne-Springen der Klasse S gewonnen. Beim sogenannten SalutFestival in Aachen hat Sophie Hinners zusammen mit den Team-Kollegen des Stader Bezirksreiterverbandes – Josephine Dallmann, TimUwe Hoffmann und Finja Bormann – im Mannschaftsspringen den dritten Rang belegt. Hier wurde in der Reit- S Sophie Hinners und Eliza sind ein erfolgreiches Team, auch bereits in S-Springen. Foto: Kordländer halle geritten. „Aber ich habe mein Pferd auch einmal über den großen internationalen Turnierplatz geführt“, berichtet sie. So konnte sie schon mal ein bisschen Turnierluft des internationalen Pferdesports schnuppern. Im Reitsport machen Sophie Hinners und ihr Cousin Lennert Hauschild, unterstützt von den Müttern Nicole Hinners und Susanne Hauschild – die übrigens Zwillinge sind – unter dem Namen „Sportpferde Hauschild“ alles gemeinsam. „Bei uns hilft jeder jedem“, unterstreicht Sophie. Inzwischen ist die Reiterin in die Leistungsklasse der Jungen Reiter aufgestiegen. „Hier ist es mein Ziel, an die Erfolge der Juniorenzeit anzuschließen.“ Sophie Hinners findet es faszinierend, mit Pferden zusammenzuarbeiten. Sie habe es mit einem lebenden Wesen zu tun, das man nicht einfach beiseite stellen könne. „Man muss gemeinsam funktionieren und sich gegenseitig aufeinander verlassen.“ Sophie verwöhnt ihr Spitzenpferd Eliza gerne mal mit Leckerlis. Aber auch Karotten und Bananen frisst die wählerische Stute gerne. Sophie Hinners besucht die zwölfte Klasse des St.-Viti-Gymnasiums in Zeven und bereitet sich gerade auf das Abitur vor. „Im Sonner werden die Arbeiten geschrieben.“ Nach der Schule möchte die Reiterin zwar den Pferden eng verbunden bleiben, aber zunächst eine Ausbildung machen. „Vielleicht im kaufmännischen Bereich“, überlegt sie. Mutter Nicole Hinners lobt ihre Tochter: „Sophie ist ein tolles, fleißiges und ehrgeiziges Mädchen.“ enn kein Turnierwochenende ist, dann trifft sich Sophie gerne mit Freunden. „Hin und wieder darf es gerne auch mal zur Party oder Disco gehen.“ W PFERDE MAGAZIN 18 Eine Runde Bier und zehn Jahre Freundschaft Pferdezuchtvereine Stade-Altes Land und Ederbergland-Werra sind eng verbunden D Erster Besuch des Pferdezuchtvereins Stade Altes Land im hessischen Pferdezentrum Edersee von Ulrich Heinze. rei Unbekannte wurden zum Bier eingeladen, wenig später waren die Unbekannten die „Neuen aus Hessen“ – schließlich wurden es Freunde. Das ist die kurze Version, wie die gute Freundschaft zwischen zwei Pferdezuchtvereinen entstanden ist. Zum Hintergrund: 2005 war das Jahr, in dem sich der Pferdezuchtverband Hessen dem Hannoveraner Verband angeschlossen hat. Im Januar 2006 war dann die erste Zusammenkunft der Vorsitzenden sowie der Geschäftsführer der hannoverschen und hessischen Pferdezuchtvereine in der Hannoveraner Verbandszentrale in Verden anberaumt. An diesem Treffen nahmen auch der 1. Vorsitzende Johann Gerdes und Alles begann mit einem Bier auf der Tribüne: Der Pferdezuchtverein Stade-Altes Land und Ederbergland-Werra feiern das Bestehen ihrer seit zehn Jahren bestehenden Freundschaft. der Geschäftsführer Wilfried „Neuen aus Hessen“. Man Bei den jeweiligen Besuchen Schmädjens vom Pferde- tauschte sich aus und verein- wurden einige Zuchtstätten zuchtverein Stade-Altes Land barte Besuche vonseiten der der Vereinsmitglieder in Ausowie der 1. Vorsitzende Hessen zur Bargstedter und genschein genommen und Herbert Sauer und der Kas- Großenwördener Fohlengala den Gästen aus Hessen wird senwart Dieter Loch vom und im Gegenzug den Be- natürlich der Besuch bei den Pferdezuchtverein Ederberg- such des Fritzlarer Pferde- Gebrüdern Eylmann in land-Werra teil. Im Anschluss marktes noch im gleichen Drochtersener Sand immer an die Besprechung gehört es Jahr. in Erinnerung bleiben, aber zur Tradition, dem gleichzeiDass aus dieser Runde Bier auch interessante Ausflugstig stattfindenden Hallenreit- einmal eine so intensive ziele und Kulturstätten wurturnier mit anschließender Freundschaft zwischen den den besucht. So besuchte die Hengstvorführung einen Be- Pferdezuchtvereinen entste- Stader Gruppe den nicht weit such abzustatten. hen würde, ahnte damals nie- von Fritzlar entfernten EderHier traf Schmädjens in mand. „Fast zu jeder Fohlen- see sowie die Dom- und KaiBegleitung von Heiner Brand gala konnten wir Gäste aus serstadt Fritzlar mit seinen auf eine Gruppe Vereinskol- dem hessischen Land begrü- herrlichen Fachwerkgebäulegen aus dem Ahlerstedter ßen und auch vonseiten des den und dem Dom. Den hesund Hollenbecker Raum. Pferdezuchtvereins Stade-Al- sischen Freunden wurden Schnell wurde vonseiten der tes Land wurde so manches Stade und Buxtehude, die ElGruppe der Wunsch nach ei- Mal dem Fritzlarer Pferde- beregion mit dem Alten Land ner Runde Bier an den Ge- markt ein Besuch abgestat- und dem Kehdinger Land schäftsführer Schmädjens ge- tet“, berichtet Schmädjens. präsentiert. Aber so schön richtet, aber mit dem Hinweis „die drei da vorne“, Schmädjens bis dahin unbekannte Besucher, bekommen auch eines ab. Gesagt getan, das Bier wurde geholt, und beim Verzehr kam man Zum Fritzlarer Pferdemarkt im Jahr 2006 ließ es sich der schon verstorins Gespräch. bene Züchter Robert Eylmann aus Asselersand (links) nicht nehmen, Die drei Un- den Siegern der Fohlenschau ein Kehdinger Halfter zu spendieren. Mit dem Vorsitzenden des PZV Ederbergland-Werra (Dritter von links) und bekannten Wilfried Schmädjens vom Pferdezuchtverein Stade-Altes Land (Vierter entpuppten sich als die von links) sind die „Macher“ der Vereinsfreundschaft dabei. die Besichtigungstouren auch immer sind, das Highlight ist meist der gemütliche Abend in geselliger Runde. Das Zehnjährige wollen die Vereine gebührend feiern. So ist geplant, dass zur diesjährigen Fohlengala am 10. Juni ab 19 Uhr in Bargstedt während des Reit- und Springturniers und am 11. Juni ab 9.30 Uhr in Großenwörden wieder eine Gruppe aus dem Edertal anreist. Im Gepäck hat sie auch einen Römerwagen mit vier herrlichen Haflingern vom Talhof Biederbeck, dem Übernachtungsquartier in Hessen. Den Römerwagen wird Boris Nördtling vom Talhof-Team den zahlreichen Zuschauern präsentieren. Den Höhepunkt dieses Wochenendes wird das Fohlenchampionat des Pferdezuchtvereins Stade-Altes Land am Sonntag, 12. Juni, bilden. Ab ca. 15.30 Uhr werden sich die Sieger und Reservesiegerfohlen der beiden Schauen in Bargstedt und Großenwörden nochmals dem Richtergremium in der Bargstedter Turnierarena stellen, um dann den Fohlenchampion 2016 zu ermitteln. er diesjährige Fritzlarer Pferdemarkt findet vom 14. bis 17. Juli statt. Der Pferdezuchtverein Stade-Altes Land wird versuchen, mit einem Bus in Richtung Hessen aufzubrechen. Diesem Trip dürfen sich weitere Pferdefreunde anschließen, wer Lust hat mitzufahren, ruft Wilfried Schmädjens unter 콯 01 71/ 7 30 33 71 an. (ws). D PFERDE MAGAZIN Mit dem richtigen Bauchgefühl Addi Brunkhorst stellt mit „Gentleman“ das teuerste Fohlen des Springpferde-Nachwuchses Von Grit Klempow „Gentleman“zeigt sich ganz gelassen kurz vor der Auktion: Auf den kleinen Fuchshengst ist Hannoveraner-Züchter Addi Brunkhorst stolz. Keine Frage: Wäre es eine Stute gewesen, „die hätte ich behalten“, sagt Addi Brunkhorst. Seine Augen glänzen, wenn er über den jüngsten Nachwuchs aus seinem Stall spricht. „Gentleman“ heißt der junge Hannoveraner, der dem Züchter nicht nur Erfolg, sondern auch viel Freude bereitet hat. Bei der Elite-Fohlen-Auktion im August letzten Jahres war „Gentleman“ das teuerste Talent unter den künftigen Springpferden. W as in diesem Fohlen steckt, war Addi Brunkhorst eigentlich sofort klar, spätestens aber, als der junge Fuchshengst sieben Tage alt war. Auf dem Weg zur Weide, an der Seite seiner Mutter „Raphael’s Girl“ machte der Jungspund einen Abstecher in den Garten – nur um einen kleinen Satz über die niedrige Feldsteinmauer zu machen. „Ich hab’ gedacht, ich guck nicht richtig“, sagt Brunkhorst. Zwei Zuchtstuten stehen zurzeit in seinem Stall: „Raphael’s Girl“ und „Whoopi“. Auf der Suche nach dem richtigen Vater stieß Addi Brunkhorst auf den Hengst Galant de Semilly, der auf dem Burghof von Volker Brodhecker steht. Über die Freundschaft der Pferdezuchtvereine (Bericht auf der Vorseite) wurde Brunkhorst auf den Hengst aufmerksam. Und er guckt bei den Hengsten lieber zwei Mal hin, schaut sie sich gern im Alltag noch einmal an. Die sportlichen Erfolge des Hengstes können sich sehen lassen: Galant de Semilly errang etliche Siege in den großen Turnier-Arenen der Welt. Aber es war der Charakter des ausdrucksvollen Fuchshengstes, der Brunkhorst am meisten beeindruckt hat. „Es kommt auf das Bauchgefühl an“, sagt Addi Brunkhorst über die Pferdezucht. Seit 19 Jahren züchtet er, so manches seiner Pferde ist im Sport erfolgreich. Aber: Ein Spitzenhengst als Vater und eine ausgezeichnete Mutter seien keine Garantie für Spitzen-Nachwuchs. Im Falle seines bisher größten Zuchterfolgs wurde Brunkhorsts gutes Bauchgefühl gleich bestätigt. Der Lütte zeigte gleich, wo es lang geht. „Der hatte Power und musste beschäftigt werden“. Als Brunkhorst ihn in Verden vom Hänger gehen ließ, „stand er danach erstmal auf Addi Brunkhorst zeigt die Zuchtstuten Raphael’s Girl (rechts) und Whoopi. Foto: Klempow zwei Beinen“. Trotz der Aufregung, der ungewohnten Umgebung und seines Elans und seiner Kraft, machte „Gentleman“ danach seinem Namen alle Ehre, fing sich wieder und benahm sich später in der Stallgasse und bei der Vorstellung ganz und gar wohlerzogen. „Der hat wirklich ’ne Einstellung und einen tollen Charakter“, sagt Addi Brunkhorst. Schon vor der Auktion hatte er ein gutes Angebot für das Fohlen. Aber auch in diesem Fall hörte er auf sein Bauchgefühl und stellte das junge Springtalent vor. Die Verdener Auktion selbst, das Bieten der Interessenten zu verfolgen, kostete dann doch Nerven. Am Ende erhielt ein Käufer aus Dänemark den Zuschlag. Für 16 000 Euro wechselte der laut Verband „athletische Fuchshengst“ den Besitzer. Der siegreiche Bieter arbeitet eng mit dem erfolgreichen dänischen Springreiter Soeren Pedersen zusammen. „Es tut einem ja auch immer leid“, sagt Brunkhorst über das Abschiednehmen. Schließlich gehörten die Pferde zur Familie. „Wir beschäftigen uns mit den Fohlen, das ist ja auch das Schöne daran“, erzählt er. Deswegen wüssten gerade auch die „kleineren“ Züchter, welche Qualitäten der Pferdenachwuchs aus dem eigenen Stall hat. Selbst wenn die Voraussetzungen bestens sind, eine Garantie für ein Spitzenpferd gibt es nicht. Wohl dem, der auf seinen Bauch hört. 19 20 PFERDE MAGAZIN Martin Klintworth auf der Weide zwischen den Jungpferden. Für ihre Leistungen wurde Familie Klintworth nun vom Hannoveraner Verband geehrt. Foto: Kordländer Klintworths sind eine ausgezeichnete Familie Die Hannoveraner-Züchter Martin und Silke Klintworth werden überraschend geehrt Von Hans-Lothar Kordländer Pferdezüchter Martin Klintworth und seine Frau Silke aus Ohrensen sind vom Hannoveraner Verband in Verden mit dem Hans-Joachim-Köhler-Preis ausgezeichnet worden. Die Ehrung erhalten Pferdezüchter, die in den vergangenen zehn Jahren bei Verdener Auktionen die meisten Pferde verkauft haben. Während des jüngsten Gala-Abends im Herbst in der Niedersachsenhalle überraschte der Verband die Ohrensener. D er Verband hatte allerdings Mitwisser. Die Kinder Janina, Ole und Pia Luisa hatten bei der Vorbereitung der Ehrung geholfen. Beim Gala-Abend ritten Janina und Ole plötzlich mit Pferden aus Klintworths Stall, die am nächsten Tag versteigert werden sollten, in die Reitbahn. Martin und Silke Klintworth wurden ebenfalls in die Arena gebeten. Dort überreichten Verbandsvorsitzender Manfred Schäfer und Geschäftsführer Dr. Werner Schade dem Ehepaar einen Teller mit dem Hannoveraner-Brand als Emblem. „Die Überraschung war groß, Silke und ich haben von nichts gewusst“, sagt der engagierte Pferdezüchter und -halter. Nach der Übergabe des Tellers kam ein kleines Kutschgespann in die Reithalle gefahren, auf dem bereits die jüngste Tochter Pia Luisa saß. In der Kutsche wurden denn auch die Geehrten aus der Halle gefahren. Die vie- len Zuschauer auf den Tribünen applaudierten. Ein wenig stolz sind Martin (54) und Silke (48) Klintworth auf die Auszeichnung schon. „Die bekommt man nicht jeden Tag.“ Die Eheleute haben den Ohrensener Hof zu einem Pferdehof ausgebaut. Nachdem Martin Junior die Ausbildung in der Landwirtschaft abgeschlossen und die Meisterprüfung abgelegt hatte, übernahm er 1988 den Hof von seinen Eltern. Die damals bereits eingeleitete Spezialisierung auf Pferdezucht und -haltung wurde von ihm fortgesetzt. Bereits 1985 hatte Martins Vater eine Reithalle auf dem Hof gebaut und den Hof in Richtung Pferde organisiert. Die zweite Reithalle hat dann der Junior um die 2000er-Wende gebaut. „Die musste ich noch in Deutscher Mark bezahlen“, sagt Klintworth schmunzelnd. „Ein Jahr später war sie in Zahlen nur noch die Hälfte wert, der Euro wurde eingeführt.“ PFERDE MAGAZIN Große Überraschung für Silke und Martin Klintworth (Mitte): In Verden wurden sie vom Hannoveraner Verband ausgezeichnet. Foto: privat A uf dem Hof Klintworth gibt es Stallplätze für insgesamt 100 Pferde. Die Pferde sind nicht alle im Besitz der Familie, Klintworths nehmen auch Pensionspferde auf. Diese Betriebsart ist inzwischen zu einem der stützenden Pfeiler des Unternehmens geworden. Auch hält Klintworth 15 eigene Stuten. „13 Stuten sind tragend“, berichtet er. Dazu kommen zehn Stuten von anderen Pferdezüchtern, die in Ohrensen betreut werden. „Im langjährigen Durchschnitt werden bei uns auf dem Hof jährlich um die 20 Fohlen geboren.“ Junge Pferde werden zugeritten, auf Turnieren vorgestellt und für den Verkauf vorbereitet. Seit 13 Jahren arbeitet der Bereiter Lucas Kurpiewski auf dem Hof Klintworth. Er ist auch ein erfolgreicher Turniersportler. Die Pferde werden direkt vom Hof oder auch über die Ver- dener Auktion verkauft. „Fünf bis sechs Pferde melden wir jedes Jahr für die Versteigerung in Verden an“, so Klintworth. artin Klintworth bildet jedes Jahr einen Lehrling aus. „Alle Auszubildenden waren bisher dem Pferdesport eng verbunden.“ Klintworths Sohn Ole, der den Hof später weiterführen möchte, macht zurzeit eine landwirtschaftliche Ausbildung. Zudem reitet er erfolgreich im Turniersport. Er hat bereits viele Platzierungen in der schweren Springklasse errungen. 2013 wurde er Landesmeister in der Altersgruppe Children. Auch Janina und Pia Luisa reiten erfolgreich im Pferdesport. 2014 und 2015 haben alle drei Kinder an der Landesmeisterschaft in Hannover teilgenommen. Wenn Familie Klintworth von Ohrensen aus zu Turnieren ausschwärmt, muss M gleich alles mehrfach vorbereitet und eingepackt werden. Erst einmal für die 23-jährige Tochter Janina und deren Geschwister, den 18-jährigen Ole und die 16-jährige Pia Luisa. Dazu kommen die Pferde für den Reiter Lukas Kurpiewski, manchmal reitet auch Martin Klintworth mit. Seine Frau Silke begleitet das Team hin und wieder. Meistens jedoch hält sie den Betrieb zu Hause aufrecht und dort alles am Laufen. Familie Klintworth arbeitet eng zusammen und hilft sich gegenseitig. Im Mittelpunkt stehen beim Sport die Kinder. So zum Beispiel auch beim Dobrock-Turnier. Hier sind Janina, Ole und Pia Luisa oft gleich mehrfach am Start. Da ist Vater Martin dann in Eile, um alle Kinder gleichzeitig zu unterstützen. Er hilft beim Satteln der Pferde und geht mit seinen Sprösslingen den Parcours vor den Springen ab. Und, wie gewohnt, gibt er Ratschläge mit auf den Weg. „Auch Kritik kann ich ganz gut verteilen, wenn etwas mal nicht so gut klappt“, sagt er. Er ist froh, dass seine Kinder sich wie er und seine Frau Silke für Pferde und den Sport begeistern. „Für uns ist klar, dass wir uns gegenseitig helfen“, unterstreichen die Kinder. Ole hat sich dabei als Organisator hervorgetan. So übernimmt er es, alle Familienmitglieder rechtzeitig in die Starterlisten eintragen zu lassen. anina studiert zurzeit, sie möchte Realschullehrerin werden. Ihre Fächer sind Mathe und Geografie. Sie hat das große Glück, dass sie ihre beiden Pferde in der Nähe ihres Studienplatzes in Vechta auf einem Hof unterstellen konnte und somit beinahe täglich reiten kann. Sie findet beim Sport toll, dass man nicht auf sich alleine gestellt ist und ihn gemeinsam mit dem Tier ausüben kann. „Da bleibt für andere Hobbys einfach keine Zeit mehr.“ Pia Luisa geht noch zur Schule und bereitet sich auf ihr Abitur in zwei Jahren vor. J Erfolgreich im Turniersport: Pia Luisa, Ole und Janina Klintworth. Foto: Kordländer TIERPHYSIOTHERAPIEAHLERSTEDT VORSORGE STATT SORGE FÜR IHR TIER · Physiotherapie für Pferd und Hund · Rinder-Taping Mobil: 0151 / 70 19 45 60 www.tierphysiotherapie-ahlerstedt.de 21 22 PFERDE MAGAZIN Ausgleich zum Alltag Lüder Köpke züchtet erfolgreich Von Hans-Lothar Kordländer Bei seinen Pferden findet Lüder Köpke aus Wiepenkathen Entspannung vom Alltagsstress. Der Besitzer eines Eiscafés in Stade betreibt schon seit Jahrzehnten am Rande der Stadt eine „kleine Farm“ mit Zuchtstuten und jungen Pferden. Köpke ist mit Pferden aufgewachsen. Seine Eltern betrieben auf dem heutigen Grundstück des Eiscafés eine kleine Landwirtschaft. „Meine Familie besaß damals neun Hektar Land und eine Gaststätte mit Saalbetrieb“, teilt Köpke mit. „Es war damals so üblich, dass den Gaststätten auch eine Landwirtschaft angegliedert war.“ Auf dem Hof gab es zwei Pferde, mit denen die Arbeiten auf dem Feld erledigt wurden und die den Wagen zogen. Lüder Köpke hat das noch alles hautnah erlebt. Die Ställe an der heutigen Kreuzung Bremervörder Straße und Bundesstraße 73 standen noch bis 1979. Lüder Köpke hat seine Pferdeställe 1980 nach Wiepenkathen an den Rand des Schwingetals verlegt. Einige Jahre später baute er dort auch sein Wohnhaus und zog mit seiner Familie in die Idylle. Nach und nach hat sich Familie Köpke mehr und mehr der Pferdezucht gewidmet. „Das begann, als die Kinder anfingen zu reiten“, so der Pferdefreund und Züchter. „Bevor ich den Jungen ein teures Pferd kaufe, züchte ich sie lieber selbst“, sagte er sich damals. Schon bald stellten sich züchterische Erfolge ein. Ein von ihm gezüchteter Hengst mit dem Namen First Impression konnte nach Kentucky verkauft werden. „Dort ist das Vatertier immer noch im Deckeinsatz.“ Als Dressurhengst sei der Vererber gezüchtet worden. „In Amerika nutzen die Besitzer Ein Züchter mit Erfolg: Pferde aus dem Stall des Staders Lüder Köpke sind nach Amerika und Spanien verkauft worden. Foto: Kordländer ihn heute als Hunter.“ Das sind Pferde, die dem Reiter ein sicheres Gefühl im Jagdreiten geben. Fohlenschauen und Fohlenchampionate des Pferdezuchtvereins Stade-Altes Land hat Köpke im Laufe der Jahre gewonnen und gute Preise errungen. Wenn nötig, holt sich der Pferdezüchter Ratschläge bei Hengstzüchter und -aufzüchter Heinz Katt. „Wir sind befreundet.“ 2015 ist der von Köpke gezüchtete Hengst Estador, ein Sohn des hannoverschen Vererbers Estobar, nach Spanien verkauft worden. Dort wird das Pferd im Springsport eingesetzt. Estador war nach der Körung im Celler Landgestüt eingesetzt. Zuletzt stand er auf der Besamungsstation in Verden. Der Stader Pferdezüchter weiß, dass die Entwicklung eines Pferdes maßgeblich auch davon abhängig ist, in welche Hände es kommt. Bei der Arbeit mit Pferden, die für ihn ein abwechslungsreiches Hobby ist, behält Köpke nach eigenen Worten auch stets die Kosten im Blick. Und er weiß, dass Stuten und Hengste mit guten Abstammungen nicht unbedingt hochklassige Nachzuchten garantieren. Köpkes Frau Petra hatte in jungen Jahren Erlebnisse mit Pferden, die ihre Liebe zu den Tieren nicht förderten. Dennoch unterstützt sie aber die Leidenschaft ihres Mannes im Pferdestall. Insgesamt hat Köpke neun Pferde im Stall stehen. Davon drei Zuchtstuten. Viele Fohlen zieht er bis zum Alter von drei Jahren auf. Zwei will er nach eigenen Worten demnächst in Beritt geben und für den Pferdesport vorbereiten lassen. Köpke be- hält nur die Stuten. Die Pferde haben viel Auslauf auf den Weiden. Alle sind sehr zutraulich. Denn der Pferdefreund nimmt die Tiere morgens und abends einzeln ans Halfter, um sie aus dem Stall auf die Weide zu bringen oder wieder in den Stall hineinzuführen. „In der Regel sind die Pferde jeden Tag draußen.“ Köpke hat auch einige Pensionspferde aufgenommen. Dazu steht im Stall ein Pony für die Enkelin, die Opas Leidenschaft zu Pferden teilt. Beim Füttern und beim Betreuen der Pferde wird Köpke von Nachbarn unterstützt. Die Gaststätte in Stade besteht seit 1905. Seit 1959 wird dort Eis verkauft. Nach und nach war der Betrieb zu einem Eiscafé ausgebaut worden. „Und es gibt immer noch etwas zu verbessern“, so Köpke. 30 Mitarbeiter sind als Teilzeitkräfte oder Aushilfen beschäftigt. Der Eishersteller weiß, „die Kunden wollen heute hier den Süden im näheren Umfeld erleben“. 50 Sorten Eis hat er in seinem Sortiment. Im Winter wird der Betrieb einige Monate geschlossen. PFERDE MAGAZIN 23 Gestüt Ostetal geht neue Wege Islandpferdezucht in Bremervörde: Familie Wruck setzt auf Embryo-Transfer Von Frauke Siems Seit einigen Jahren geht das Bremervörder Islandpferdegestüt Ostetal einen in der Zucht dieser Pferderasse noch recht neuen Weg. Beim Embryo-Transfer wird der Embryo einer Spenderstute entnommen und einer geeigneten Empfängerstute eingepflanzt. Die Methode ist nach den Worten von Pferdetierarzt und „Ostetal“-Besitzer Thorsten Wruck eine erfolgversprechende Alternative zur „normalen“ Zucht eines Fohlens. „Gerade bei sehr guten Stuten stellt sich dem Züchter die Frage: Zuchteinsatz oder Sporteinsatz?“, meint Wruck. „Wer beides unter einen Hut bekommen möchte, hat eigentlich keine andere Möglichkeit als den EmbryoTransfer.“ Der Hof Ostetal hat gute Erfahrungen mit dieser in der Islandpferdezucht noch seltenen Methode gemacht. „2011 haben wir unsere beste Stute ,Bibi vom Ostetal‘, mit unserem Hengst Fönix vom Klosterbach besamt“, schildert Wruck. Um Bibis Sporteinsatz nicht zu gefährden, entschied sich die Familie für den EmbryoTransfer. Stutfohlen Biblia vom Ostetal wurde von einer Leihmutter ausgetragen. Parallel zu Biblias Geburt wurde Wrucks Sohn Marian mit der leiblichen Mutter des Fohlens Deutscher Meister in der Töltprüfung T1. 2013 startete der Young Rider mit Bibi bei der Weltmeisterschaft in Ber- „GaBi vom Ostetal“, sieben Tage alt, in der Petrischale. Marian Wruck auf seiner Spitzenstute „Bibi vom Ostetal“ im Rennpass. Um ihren Einsatz im Sport nicht zu gefährden, entschieden sich die Züchter für den Embryo-Transfer. Foto: Neddens lin. Auch Fönix‘ Referenzen können sich sehen lassen: Er ist zweifacher WM-Teilnehmer, Vize-Weltmeister in der Zucht und Deutscher Meister im Fünfgang. „Um einen Embryo-Transfer erfolgreich durchzuführen, braucht man neben der Spenderstute auch eine geeignete Empfängerstute“, berichtet Wruck. Seine Aufgabe als Tierarzt war es, „beide Stuten zyklus-synchron zu bekommen“. Am siebten Tag nach dem Eisprung und der Besamung wird bei der Spenderstute eine Uterusspülung durchgeführt. Wruck arbeitet mit einer sehr erfahrenen Fachklinik zusammen. Nach der Uterusspülung wird der Embryo im Mehrzellstadium beurteilt und vorbereitet, be- vor er der Empfängerstute eingesetzt wird. Wrucks Part sind die Synchronisierung der Zyklen sowie die Vorund Nachuntersuchungen. Ein Embryo-Transfer sei mit hohem Aufwand verbunden, da die Stuten um den Zeitpunkt der Besamung zum Teil drei- bis viermal täglich untersucht werden müssen. Voraussetzung für einen erfolgreichen ET sind daher optimale Haltungs- und Untersuchungsmöglichkeiten der Stuten. „Wir haben bei uns auf dem Hof optimale Bedingungen, und dann bringt es richtig Spaß und ist fachlich zudem sehr reizvoll“, schwärmt der Islandpferdezüchter Wruck. Der technische Vorgang des eigentlichen Transfers komme einer künstlichen Besamung sehr nahe. „Es wird hier allerdings unter sehr sterilen Bedingungen gearbeitet.“ Spannend wird es etwa sieben Tage nach dem Transfer, wenn die Empfängerstute per ET-Fohlen „Biblia vom Ostetal“ kurz nach Ultraschall auf der Geburt. Fotos (2): Wruck Trächtigkeit untersucht wird. Im Frühjahr 2015 wurde auf dem Hof Ostetal das zweite Fohlen aus einem EmbryoTransfer geboren: Mutter von Stutfohlen „Gabi vom Ostetal“ ist erneut Ausnahmestute Bibi, Vater ist diesmal der Spit- Anna Valdimarsdottir mit Fönix vom Kloszenvererber terbach bei der WM 2007 im niederländiund Zucht- schen Oirschot. Foto: Kaminski weltmeister 2016 soll nun die erste Em2007, Garri frá Rejkjavik. Natürlich gebe es häufig bryotransferstute „Biblia vom kritische Anmerkungen über Ostetal“ ihre vielversprechendiesen Weg in der Zucht, so den Qualitäten auch unter Wruck. „Die Erfahrung zeigt, dem Sattel beweisen. dass die Eingriffe sowohl für die Spender als auch für die Empfängerstuten nicht schmerzhaft sind. Um auch den Einfluss der sozialen Kontakte und der Mutterstuten-Fohlen-Prägung möglichst natürlich zu belassen, werden als Empfängerstuten nur Islandstuten eingesetzt, die im normalen Herdenverband stehen. Der Einsatz von Traberstuten, um einen bis zu fünfprozentigen Größenvorteil beim Fohlen zu erzielen, wird vom Gestüt Ostetal abgelehnt.“ 24 PFERDE MAGAZIN Im Zeichen der Hengste Im Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen werden Oldenburger Dressur-Cracks ausgebildet S chlüsselfigur dieser Initiative, zunächst im Hinter- und nun schon fast sechs Jahre im Vordergrund, ist der Schweizer Geschäftsmann Urs Schweizer, der schon über lange Jahre eine enge Geschäftsbeziehung zu Harli Seifert pflegte. Der Anfang in der neuen Geschäftsform war etwas holprig, es gestaltete sich nicht ganz einfach, geeignetes Personal zu bekommen, so dass Urs Schweizer beruflich einen Neustart wagte. Innerhalb weniger Wochen musste er sein Leben neu sortieren, und am 1. Mai 2010 übernahm er die Geschäftsführung des Dressurpferde-Leistungszentrums in Lodbergen. In Deutschland war er kein Unbekannter, über seine Firma Swiss Horse Management vertrieb er Samen deutscher Hengststationen in der Schweiz, unterhielt somit rege Kontakte zu vorzugsweise norddeutschen Hengsthaltungen. In den letzten sieben Jahren hat sich in Lodbergen viel getan: es sind Paddocks neu entstanden, der Außenplatz wurde auf 34 x 74 Meter deutlich vergrößert, ein zweiter 20 x 60-Meter-Dressurplatz wurde angelegt, so dass auch die Ausrichtung von Dressurturnieren künftig realisierbar wäre. Auch die Boxengassen und die Verwaltungsräumlichkeiten wurden vergrößert, modernisiert sowie aus- und umgebaut. Für die nähere Zukunft ist der Neubau einer weiteren Halle mit den Maßen 20 x 30 Meter und ein Trakt mit elf Boxen, speziell für die Arbeit mit den jungen Pferden, vorgesehen. Durch den Zukauf angrenzender Grundstücke ist das Areal sinnvoll erweitert worden, so dass die Aufzucht der Jungpferde teilweise auch am eigenen Betrieb erfolgen kann. Im Sommer sind einige der Jungpferde in Lodbergen zu finden, denn die arrondiert liegenden Weiden müssen nach dem ersten Schnitt, der der Raufutterwerbung für den Eigenbedarf dient, schließlich auch weiter genutzt werden. In der früheren Betriebsform der Pferdezucht Harli Seifert war es so, dass sich aus der eigenen Zucht später auch die Hengsthaltung rekrutierte; Beispiele sind Beschäler wie Couleur-Rubin, Conterno-Grande oder auch Rubin Royal, die alle interna- Von Claus Schridde Wer sich im Oldenburger Land auskennt, weiß, dass in Löningen-Lodbergen die Oldenburger Zucht von Harli Seifert ihr Zuhause hat. Lange Jahre hat die engagierte Züchterin „ihren“ Stutenstamm der Rudilore gepflegt und aufgebaut, doch als ihr Ehemann Theo vor Jahren starb, war es an der Zeit, für Pferde und Immobilie eine neue Perspektive zu schaffen. So wurde das Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen 2008 auf Initiative des Freundeskreises um Harli Seifert neu gegründet. Impressionen aus dem Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen. tional eine Rolle gespielt haben. H eute ist das Hauptaugenmerk auf die Hengsthaltung gerichtet. „Neun Hengstboxen haben wir, die müssen reichen!“, sagt Urs Schweizer, denn er weiß: „Die Masse macht es nicht!“ Das Dressurpferde-Leistungszentrum Lodbergen hat sich innerhalb weniger Jahre zu einer der führenden Hengststationen in Deutschland entwickelt. Der Erwerb von Dante Weltino auf der Oldenburger Körung 2009 hatte sich als Glücksgriff erwiesen, denn er verursachte vom Fleck weg Begehrlichkeit, war vielfacher S-Sieger, qualifiziert zum Finale des Nürnberger Burgpokals bzw. des Louisdor-Preises, ist Vater gekörter Söhne und wurde 2015 im Rahmen der Oldenburger Hengsttage mit dem Titel des „VTV-Hengstes des Jahres“ besonders ausgezeichnet. Ausgebildet wurde er von der gebürtigen Schwedin Terese Nilshagen, die als Chefbereiterin seit Anfang 2012 die Zügel in Lodbergen fest in der Hand hält. Ab 2016 ist Dante Weltino OLD ausschließlich im Sporteinsatz, schließlich stehen er und seine Reiterin auf der schwedischen Longlist für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Ein großes Reservoir Fotos: Kordländer an Tiefgefriersperma steht allerdings zur Verfügung. Eine besondere Anziehungskraft entfachte in Züchterkreisen auch der Oldenburger Körsieger des Jahres 2011, For Romance, der 2012 eine volle Deckliste hatte und 2013 erwartungsgemäß nach HLP und erstem Fohlenjahrgang mit der I-aHauptprämie ausgezeichnet wurde. Aus dem ersten Jahrgang des For Romance wurden im Herbst 2015 sieben Hengstsöhne auf deutschen Körplätzen gekört, davon vier prämiert. 2012 war es erneut der Oldenburger Körsieger, der zu einem weiteren Stutenmagnet wurde: Der Fürstenball-Sohn Follow Me, jüngst im 30-Tage-Test mit 10er Noten in Schritt und Galopp bewertet, war in den letzten Jahren einer der gefragtesten Hengste Deutschlands. Rund 1600 Stuten haben die Lodbergener Hengste 2015 gedeckt. 2014 kam ein weiterer Siegerhengst dazu: Rock for Me, „rockte“ 2013 die WestfalenKörung und zog dann als Boxennachbar zu For Romance und Follow Me in Lodbergen ein. Dort stehen heute, von Couleur Rubin abgesehen, nur noch Hengste der Marke „Dressur pur“: Rubin-Royal, Follow Me, For Romance, der süddeutsche Prämienhengst Dominy, First Ampère, Rock For Me sowie die Neuzugänge für die Decksaison 2016, der Trakehner Rappe Herakles und der zuchtbewährte Royal Doruto. Nach der Hengsthaltung liegt das Hauptaugenmerk auf der Ausbildung und dem Verkauf. Im Betrieb stehen 40 Pferde, die nicht nur dreimal täglich gefüttert und mehrmals gemistet werden, sondern auch dreimal täglich ihre Box verlassen: Ein bis zwei Stunden geht es in die großzügig angelegten Paddocks, eine weitere Stunde steht für jedes Pferd die große, ovale Führmaschine auf dem Programm und als dritte Einheit wird je nach Ausbildungsstand geritten oder longiert. Die Jungpferdeaufzucht ist ein weiteres Standbein. Urs Schweizer erklärt: „Ich kaufe jedes Jahr 15 Hengstfohlen bevorzugt von den eigenen Hengsten, die wir dann aufziehen.“ Die Pläne tragen Früchte: 2015 war das Dressurpferde-Leistungszentrum mit mehreren Kör-Aspiranten erfolgreich auf deutschen Körplätzen vertreten. D ie Pferdezucht von Harli Seifert, den Oldenburger Traditionsstamm der Rudilore, gibt es unverändert, wenn auch in deutlich kleinerer Form. In Lodbergen sind also nicht nur jede Menge neue Perspektiven geschaffen, sondern auch bestehende Werte bewahrt worden. Und am 21. Februar 2016 steht das Oldenburger Pferdezentrum ganz im Zeichen der Lodbergener Hengste: Gemeinsam mit der Station Beerbaum (Riesenbeck) zelebriert Urs Schweizer dann mit seinem Team die große Hengstschau in Vechta. 26 PFERDE MAGAZIN Ebbe und Flut in der Reithalle Zukunftsweisende Bewässerung des Hallenbodens im neuen Pferdezentrum „Zuchthof Hollen“ in Oyten Von Hans-Lothar Kordländer Das Pferdezentrum „Zuchthof Hollen“ in Oyten wächst und gedeiht. Seit Ende des vergangenen Jahres ist die große Reithalle auf dem Gelände fertig gestellt und von Günther Friemel und seiner Mannschaft in Betrieb genommen worden. Gebaut wurde sie von dem Unternehmen Poort-Bau aus Sittensen, das die Anlage mit innovativen und energiesparenden Einrichtungen ausgestattet hat. Z ukunftsweisend ist zum Beispiel die Bewässerung des Hallenbodens. Diese funktioniert nach dem System „Ebbe und Flut“ und wird deswegen auch so bezeichnet. Der Boden in der Reithalle hat eine Höhe von 35 Zentimetern. Er liegt in einer Betonwanne, die restlos mit einer Folie abgedichtet wurde. Jeweils im Abstand von einem Meter liegen unter dem Sand Wasserröhren, die mit einem Schutzvlies abgedeckt wurden. Über dem Vlies ist zunächst grobkiesiger Sand aufgetragen worden. Der Hallenboden ist dann mit einer Schicht von Quarzsand, 15 Zentimeter, aufgefüllt worden. Durch einen sogenannten Schwimmer, der ähnlich wie eine Klospülung funktioniert, kann der Wasserstand im Hallenboden eingestellt werden. „Wir können das Wasser ansteigen lassen und den Hallenboden so feuchter be- kommen oder das Wasser ablassen und dem Hallenboden so Feuchtigkeit entziehen“, erklärt Friemel die relativ einfache Funktionsart. Das passiere mit relativ wenig technischem Aufwand. Draußen ist eine Reitbahn nach dem gleichen Prinzip aufgebaut worden. Auch hier steuert ein Schwimmer den Wasserstand im Boden. Das funktioniert auch, wenn es regnet. Dann wird das Regenwasser von den Rohren aufgenommen. Der Sandboden bleibt so bereitbar. Es entsteht kein Matsch auf der Reitfläche. In der Reithalle kann Friemel mit der neuen Bewässerungstechnik komplett auf eine herkömmliche Beregnungsanlage verzichten. Solch eine Anlage funktioniert nach seinen Worten ohnehin meistens zu ungenau. „An einigen Stellen kommt zu wenig, an anderen Stellen zu viel Wasser.“ Die Gleichmäßigkeit der Bewässerung mit der Anlage „Ebbe und Flut“ könne das traditionelle System nicht toppen. Wie Bauunternehmer Poort bei einem Ortstermin in der neuen Reithalle berichtete, gibt es das Ebbe-Flut-System für Reithallen bereits seit 15 Jahren. Poort hat das System seit zehn Jahren in seinem Reithallen-Bauprogramm. Er nennt noch einen tollen Nebeneffekt der Einrichtung: „Der Reithallenboden hat nicht nur ständig die notwendige Feuchtigkeit, sondern die Anlage klimatisiert die wärmegedämmte Reithalle auch.“ Selbst entwickelt hat Poort nach eigenen Worten das Heizungs- und Wärmesystem, was sich schon nach kurzer Zeit auch in der neuen Oytener Reithalle bewährt hat. Um es schlichtweg zu sagen: „Die Reithalle wird mit Pferdemist beheizt.“ Die Pferdeboxen wurden mit einer Betonsohle ausgefüllt“, erläutern Poort und Friemel. Das habe nicht nur gute Umweltschutzgründe. In den Betonsockel wurden Rohrschlagen verlegt, ähnlich wie bei einer Fußbodenheizung. Die Wärme, die sich im Pferdemist bildet und dort speichert, wird von dem in den Rohren fließenden Wasser aufgenommen und zu einem Wärmeaustauscher geführt, von wo aus die Wärme in die Räume der Reithalle geführt wird. Eine Umwälzpumpe lässt das Wasser langsam zirkulieren. „Beim Betrieb entstehen nur Kosten für die kleinen Pumpen“, erläutern Poort und Friemel weiter. ie neue Reithalle hat Friemel mit seinen Mitarbeitern am 1. Dezember 2015 bezogen. Die Reitbahn ist 25 mal 54 Meter groß. „Das ist das ideale Maß für einen Springstall.“ Zum Anreiten von jungen Pferden seien die Ausmaße aber viel zu groß. Daher ist noch eine zweite, kleinere Reithalle geplant. Friemel hat D PFERDE MAGAZIN Stolz auf den Bau: Günther Friemel (rechts) und Bauunternehmer HeinzDieter Poort. Fotos: Kordländer den Betriebsablauf in der Reithalle so durchdacht und aufgebaut, dass an allen Ecken und Enden Manpower eingespart werden kann. „Und wir überlegen immer weiter, wie wir den Betriebsablauf kostensparend und ohne großen Zeitaufwand weiter ausbauen können.“ „Wenn alles fertig ist, wollen wir hier Pferde züchten, aufziehen, anreiten und verkaufen.“ Günther Friemel Die Reithalle ist so hell wie möglich konzipiert, es herrscht stets gute Luft durch eine unkomplizierte Lüftung. Des Weiteren soll die Anlage pflegeleicht sein und wirtschaftlich betrieben werden können. Als Mitarbeiter in der Reithalle wurde Rolf Radeck eingestellt. Dieser war 30 Jahre lang Karosseriebauer und hat jetzt sein Hobby Reiten zum Beruf gemacht. Bislang ist er nur nebenbei geritten. „Aber die neue Reitanlage in Oyten gefiel mir so gut, dass ich hier nun ständig reiten möchte.“ Radeck sei auch der „Landwirtschaftsminister“ auf der Reitanlage und somit für die Pflege der Anlage und für die Futterbeschaffung zuständig, teilte Friemel mit. adecks 13-jährige Tochter begleitet ihren Vater – wann immer es geht. Denn auch sie ist in Pferde vernarrt und sie reitet gerne. Als weitere Angestellte ist die 27-jährige Melanie von Enzberg in der Reithalle tätig. Sie hat Agrarwissenschaft studiert und liebt ihren Beruf mit Pferden. Nahezu täglich schaut Nachbar Gerhard Fröhlich in die neue Reithalle, um sich den Fortbildungs- R Hell und freundlich: Die Stallgasse im „Zuchthof Hollen“ in Oyten. Agrarwissenschaftlerin Melanie von Enzberg (links) ist für die Zucht zuständig. 27 28 PFERDE MAGAZIN stand der Pferde anzuschauen. Günther Friemel steht für Veränderungen. Für sich selbst und für die Pferde. Er leitet das neue Reitzentrum in Oyten. In Konstanz am Bodensee ist der heute 47jährige Pferdeexperte geboren. Seine Bundeswehrzeit absolvierte er in Bayern. Eine landwirtschaftliche Lehre machte er in der Lüneburger Heide. Anschließend folgt ein landwirtschaftliches Studium in Kiel. Vor über 15 Jahren bei einer Hengstkörung in Holland lernte Friemel den südafrikanischen Kartoffel-Großhändler Ian Callender kennen, als dieser Hengste und Stuten für seine Pferdezucht suchte. Aus der anfänglich lockeren Zusammenarbeit der beiden Pferdefreunde entwickelte sich im Laufe der Jahre mehr. Eines Tages fragte Callender: „Wollen wir nicht einmal etwas gemeinsam machen?“ Daraus entwickelte sich ein Projekt, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Lange war Friemel auf der Suche nach Grund und Boden für ein Reitzentrum und wurde schließlich im Oytener Ortsteil Bassen fündig. Dort er- Reitsport hat Zukunft – und eine sehr gute Perspektive im neuen Reitzentrum „Zuchthof Hollen“ in Oyten. warb Callender einen Resthof mit 43,7 Hektar Fläche drum herum. „Wenn alles fertig ist, wollen wir hier Pferde züchten, aufziehen, anreiten und verkaufen“, so Friemel. „Das Pferdegeschäft wird zukünftig immer mehr von persönlichem Kennen und Vertrauen abhängig sein“, ist sich Frie- mel sicher. „Das Über-dasOhr-hauen wird nicht als Volkssport erhalten bleiben, sondern eine Vertrauensbasis mehr denn je als in der Ver- gangenheit stören.“ Für die Zukunft im Pferdegeschäft sieht Friemel nicht schwarz. „Sonst würden wir hier nicht so viel Geld investieren.“ PFERDE MAGAZIN Reiten in der Drehpause Müllers Hoff in Farven ist Kulisse für die Rainer-Sass-Sendung „So isst der Norden“ Wenn Rainer Sass kocht, lernen die Zuschauer immer wieder dazu. Wenn Rainer Sass auf dem Islandpferdehof „Müllers Hoff“ in Farven kocht, lernt auch er noch etwas dazu. Sein neu erworbenes Wissen über Islandpferde konnte er sogleich praktisch erproben. Das Fernsehteam um TVKoch Sass hatte auf dem Hof Station gemacht, um eine Folge von „So isst der Norden“ zu drehen. Gemeinsam mit Hofbesitzerin Nana Degenhardt und Unternehmerin Friederike Dammann zauberte der dynamische Dampfplauderer auf dem denkmalgeschützten Hof zwischen Paddocks und Roundpen Ossobucco mit Safran-Risotto und dreierlei Bruschetta. Aber auch Sass lernte dazu. Zwischen Olivenöl, Knoblauch und Schalotten verrieten ihm Degenhardt und Dammann, was Islandpferde und ihre Zucht so besonders macht und warum die Viertaktgangart Tölt so bequem ist. Mehr noch: In einer Kochpause tauschte Sass Schürze gegen Reitkappe und stieg zum ersten Mal überhaupt selbst aufs Pferd. Islandwallach Kolgrimmur brachte Fernsehkoch Rainer Sass zum Strahlen. Der ließ sich zum ersten Mal von einem Islandpferd über die Ovalbahn tragen. Foto: Müllers Hoff In Begleitung seiner reiterfahrenen Kochpartnerinnen drehte er auf Islandwallach „Kolgrimmur“ ein paar Runden auf der hofeigenen Ovalbahn. 140 Islandpferde leben auf dem Hof. Dass „Müllers Hoff“ als Drehort für „So isst der Norden“ auserkoren wurde, liegt an Nana Degenhardts „kulinarischer Seele“ (Sass) und an Friederike Dammanns guten Kontakten zu Rainer Sass. Der hat die malerische Hofanlage, auf der auch Dammanns Pferde zu Hause sind, Monate zuvor besichtigt und als „Koch- und Klön-Location“ für tadellos befunden. Zu sehen ist das Ganze in der Mediathek des NDR (www.ndr.de/fernsehen/Sass-So-isst-der-Norden,sass330.html) oder über die Homepage von Müllers Hoff. (fs) www. muellershoff.de Stapeln und Kehren Wendige Hoflader erleichtern die Arbeit im Pferdebetrieb Hoflader bieten sich für viele Pferdebetriebe als universell einsetzbare Arbeitsmaschinen an. Entscheidende Vorteile sind die kompakte Bauweise, die extreme Wendigkeit sowie die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Mit den neuen Modellen 2345 T und 2345 T SLT bietet Schäffer nun kompakte Teleradlader-Modelle an, die das Einsatzgebiet deutlich erweitern. Anstrengende Handarbeit kann gerade dort mechanisiert werden, wo Frontladerschlepper zu groß und zu unbeweglich sind. Auf einem Pferdebetrieb kommen vornehmlich die kleineren Hoflader zum Einsatz. Diese sind extrem wendig. Typische Aufgaben wie das Entmisten von Pferdeboxen werden somit schnell und einfach maschinell erledigt, mühsame Handarbeit gehört somit der Vergangenheit an. Die Lader sind einfach zu fahren, so dass auch Ungeübte die Maschine innerhalb kürzester Zeit sicher beherrschen. Ein besonders großer Vorteil ist die universelle Einsatzfähigkeit der Maschinen. So steht eine Vielzahl von Arbeitsgeräten zur Verfügung, wie zum Beispiel Schaufel, Dunggabel, Ballengreifer, Reitbahnenplaner oder Kehrbesen. Sogar zum Koppelbau bietet Schäffer mit dem Erdbohrer das passende Anbaugerät. Wenn das Stapeln von Stroh- und Silageballen erle- digt werden muss, kommen immer häufiger Teleradlader zum Einsatz. Der neue 2345 T von Schäffer liefert dazu die Kombination aus Kraft, Hubhöhe, Kompaktheit und Wendigkeit. Die gegenüber einem normalen Hoflader weitaus größere Hubhöhe und Reichweite macht das Ballenstapeln zum Kinderspiel. Besonders interessant ist auch die SLT-Version des 2345 T, die sich durch eine sehr niedrige Bauweise auszeichnet. Mit einer Gesamthöhe von weniger als zwei Metern meistert diese Maschine auch sehr niedrige Durchfahrten. (st) Weitere Informationen zur Schäffer Maschinenfabrik: www.schaeffer-lader.de. 29 30 PFERDE MAGAZIN Jan Witt Schulweg 8 21717 Fredenbeck Telefon 0 41 49 / 71 97 Telefax 0 41 49 / 72 97 www.reitsport-witt.de PFERDE MAGAZIN Die Termine im Überblick: Turniere T und Zuchtschauen P 30. und 31. Juli Reitturnier in Kirchwalsede rächtige Hengste, funkelnde Geschirre und historische Uniformen machen die Celler Hengstparaden seit mehr als 100 Jahren zu etwas ganz Besonderem. In einem etwa vierstündigen Programm zeigen die Hengste ihr vielseitiges Können, wobei die Freiheitsdressur, die bei keiner Hengstparade der anderen neun deutschen Staatsgestüte zu sehen ist, die Ungarische Post und die Römerwagen seit jeher Favoriten des Publikums sind. Natürlich gehören anspruchsvolle Fahrschaubilder ebenso zum Programm wie Dressurund Springdarbietungen. Die Hengstparaden im Landgestüt Celle sind am Sonnabend, 24. September, und Sonntag, 25. September, jeweils ab 13 Uhr zu sehen. Weitere Termine: Sonnabend und Sonntag, 1. und 2. Oktober, jeweils ab 13 Uhr. Tickets gibt es im Gestüt unter 콯 0 51 41 / 92 94 15 und 0 51 41/ 9 29 40 oder auf www. eventim.de August 3. August Herwart-von-derDecken-schau 5. bis 7. August Reitturnier in Ankelohe 6. / 7. August Reitturnier in Bokel 12. bis 14. August Reitturnier in Sellstedt 21. August Reitturnier in Engelschoff 18. bis 21. August DobrockTurnier 27. bis 28. August Reitturnier Ringstedt 26. bis 28. August Reitturnier Sieversen-Rosengarten 27. und 28. August Reitturnier Rotenburg September 2. bis 4. September Reitturnier Stotel 4. September Reitturnier Großenwörden 3. / 4. September Reitturnier Glinstedt Februar 19. bis 21 Februar Reitturnier in Luhmühlen 7. September Zuchtstutenprüfung in Elmlohe März 9. bis 11. September Reitturnier Stade 5. / 6. März Drei/Vierkampf in Rotenburg 11. September Fahrturnier in Ebersdorf 5. März Reitturnier in Sieversen-Rosengarten 5. März: Hengstschau am Dobrock 17. / 18. September Reitturnier in Appelbüttel 17. / 18. September Voltigierturnier in Ihlienworth 8. März Zuchtstutenprüfung, Hannoveraner-Zuchtverband, Verden 13. März Hengstvorführung, Hengstation Pape, Reithalle Wingst, 11 Uhr 18. bis 20. März Reitturnier in Kutenholz 30. März Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen April 1. bis 3. April Reitturnier in Sieversen-Rosengarten 6. April Vielseitigkeit in Luhmühlen 9. / 10. April Reitturnier in Selsingen 9./10. April Reitturnier in Fredenbeck 16. / 17. April Turnier in Lilienthal Foto: Kordländer 16. April Voltigieren in Drochtersen 16. / 17. April Turnier in Harsefeld (Weißenfelde) 22. bis 24. April Messe Hansepferd Hamburg 23. / 24. April Turnier in Stade 28. April bis 1. Mai Turnier in Jesteburg. 30. April Vielseitigkeit CIC in Luhmühlen Mai 1. Mai Vielseitigkeit in Luhmühlen 4. Mai Stutenprüfung des Hannoveraner-Zuchtverbandes in Elmlohe 5. Mai Reitturnier Sittensen 6. bis 8. Mai Reitturnier in Otterndorf Juni 16. bis 19. Juni Deutsche Meisterschaften Vielseitigkeit in Luhmühlen Fahren, Qualifikation zum Bundeschampionat des 4jährigen Fahrpferdes 18. und 19. Juni Reitturnier in Visselhövede 26. Juni Reitturnier in Kuhstedt 24. bis 26. Juni Voltigierturnier in Dorum 29. Juni Stutenschau am Dobrock 30. Juni Stutenschau Sandbostel 30. Juni Stutenschau Bargstedt 30. Juni bis 2. Juli Deutsche Jugendmeisterschaften Viel- 1. bis 3. Juli Reitturnier in Wohlesbostel 2. Juni Zuchtschau Freiburg 13. bis 15. Mai Reitturnier in Geestenseth 18. Mai Zuchtstutenprüfung in Verden 2. Juni Zuchtstutenprüfung in Dorum 3. Juni Zuchtstutenprüfung in Lilienthal 21. und 22. Mai Fahrturnier in Stade-Barge 27. bis 29. Mai Reitturnier in Zeven 4. / 5. Juni Reitturnier Hüttenbusch in 17. Juni Fohlenschau am Dobrock, 18 Uhr 18. Juni Fohlenschau Freiburg, 14 Uhr 19. Juni Hengststation moor, 14 Uhr Fohlenschau Pape Hem- 28. bis 29. Mai Voltigierturnier in Hechthausen 9. bis 12. Juni Reitturnier in Bargstedt 10. Juni Fohlenschau in Bargstedt, 19 Uhr 29. Mai Reitturnier in Bargstedt 11. Juni Fohlenschau in Großenwörden, 9.30 Uhr 19. Juni Voltigieren, Stade 27. bis 29. Mai Reitturnier in Bülkau, Qualifikation zum Bundeschampionat des 5+6jährigen Dressurpferdes 10. bis 12. Juni Reitturnier in Sottrum 14. Juni Zuchtstutenprüfung in Ihlienworth 17. bis 19. Juni: Fahrturnier in Hagen-Driftsethe, mit Landesmeisterschaften und Landesjugendmeisterschaften 17. bis 19. Juni Reitturnier in Heyerhöfen/Beverstedt Juli seitigkeit in Luhmühlen 1. Juli Stutenschau Großenwörden 1. Juli Stutenschau Freiburg 2. Juli Stutenschau Elmlohe 2. und 3. Juli Reitturnier in Barchel 29. Juni, 2. Juli und 3. Juli Vielseitigkeit in Rüspel 8. Juli Stutenschau in Tarmstedt 8. bis 10. Juli Reitturnier in Tostedt 8. bis 10. Juli Reitturnier in Dorum 16. und 17. Juli Fahrturnier in Wohlesbostel, Qualifikation zum Bundeschampionat des 4-7-jährigen Fahrpferdes 24. / 25. September Reitturnier in Spaden 24. September Voltigierturnier in Sieversen 25. September Reitturnier in Horneburg 24./ 25. September Reitturnier in Otterndorf Oktober 15./16. Oktober Vierkampf in Sieversen-Rosengarten November 22. November Zuchtstutenprüfung in Verden 23. Juli Friedrich-JahnckeSchau Stade Dezember 28. bis 31. Juli Reitturnier und Vierkampf in Elmlohe 8. bis 11. Dezember Messe Pferd & Jagd, Hannover 31 32 PFERDE MAGAZIN Skadi sammelt Schleifen Fredenbecker Nachwuchsreiterin hat schon eine Führzügelprüfung gewonnen Von Hans-Lothar Kordländer Die siebenjährige Skadi Klintworth aus Fredenbeck stammt eigentlich aus einer Handballer-Familie. Sie spielt zwar auch Handball im VfL Fredenbeck, doch ihre ganze Leidenschaft gehört den Pferden. Fenster und Türen in Holz, Holz-Alu und Kunststoff Verglasungen, Holztreppenbau, Rollläden und Insektenschutz Landstraße 1 Telefon (0 41 66) 4 06 Telefax (0 41 66) 13 79 21702 Ahrenswohlde [email protected] www.tischlerei-detjen.de Z u Weihnachten hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als Eintrittskarten für die Pferdeshow „Apassionata“ in Hamburg. Und siehe da, der Weihnachtsmann hatte ein Einsehen, und legte die Karten auf den Gabentisch. Inzwischen hat Skadi die Hamburger Pferdeshow mit der gesamten Familie besucht. Das war für alle ein tolles Erlebnis. Im Alter von vier Jahren hatte Skadi beim Fredenbecker Reitverein angefangen zu voltigieren. Doch das Turnen auf dem Pferderücken war nicht ihr Ding. So fing sie mit fünf Jahren an zu reiten. Regelmäßig erhält sie nun Reitunterricht in dem kleinen Reitparadies der erfolgreichen Fahrerfamilie Grundmann in Fredenbeck. Und in den Ferien fährt sie gerne zu ihrer Tante nach Mörsum. Denn auch dort gibt es Pferde, und die Zweitklässlerin kann dort nach Herzenslust reiten. „Es ist ein tolles Gefühl im Sattel auf „Es ist ein tolles Gefühl im Sattel auf dem Pferd. Das schaukelt so schön“, sagt Skadi Klintworth. Die Zweitklässlerin hat in ihrem Zimmer schon Platz für Schleifen und Pokale. Foto: Kordländer dem Pferd“, beschreibt Skadi. „Das schaukelt so schön.“ Das sei doch etwas ganz anderes, als zu Hause auf dem Holzpferd auf Omas Terrasse zu sitzen. Skadi hat auch schon an Turnieren teilgenommen und Wettkampfluft geschnuppert. „Dabei habe ich schon eine Führzügelprüfung gewonnen“, berichtet das Mädchen stolz. Zweimal habe sie den vierten Platz errungen. Die Schleifen hätten einen Ehrenplatz zu Hause. Die Schleifen hängen an einem Band und die Pokale stehen auf einem Regal. Einmal in der Woche reitet sie unter der Anleitung von Sigrid oder Pia Grundmann. „Da fahren mich dann Mama, Opa oder Papa hin. Je nachdem, wer Zeit hat.“ „In der Reithalle reite ich am liebsten Galopp“, erklärt die Schülerin. Sie reitet aber auch im Gelände oder auf dem Springplatz. Natürlich kommt auch sie nicht zum Stall, um sich gleich auf das Pferd zu setzen. Vorweg sind einige Dinge zu tun, um das Pferd auf die Reitstunde vorzubereiten. Dazu gehören Putzen, Hufe auskratzen und dabei helfen, den Sattel richtig auf den Pferderücken zu legen. Meistens reitet Skadi auf dem Pony Shirkan. „Der geht einfach am besten“, stellt die junge Reiterin heraus. Früher habe sie auch Risco oder Niklas geritten. „Die beiden sind mir aber zu schnell im Galopp.“ Irgendwann möchte Skadi auch ihr eigenes Pferd haben. „Beim Dressurreiten lerne ich mehr“, erzählt Skadi. „Doch das Springen ist viel spannender.“ it den Pferden könnte sie ewig herumtüdeln. Tante Lara ist ihr Vorbild beim Reiten. „Wo der Reiter hinguckt, dort geht das Pferd auch hin“, hat Skadi gelernt. Und bei aller Pferdeliebe, so ganz geht es dann auch für Skadi nicht ohne Handball. Sie spielt bei den Minis der E-Jugend im VfL Fredenbeck. M PFERDE MAGAZIN 33 Jette verwöhnt ihren Bommel Die Vierjährige zieht am liebsten mit ihrem Pony und mit ihrer Mama bei Spazierritten durch den Wald Von Hans-Lothar Kordländer Etwas über einen Meter ist die vierjährige Jette Wiebusch aus Fredenbeck-Wedel groß. Ihr achtjähriges Pony Bommel misst gerade mal 96 Zentimeter. Beide sind dicke Freunde und haben viel Spaß miteinander. Jette ist die Tochter des erfolgreichen Springreiters und des amtierenden Landesmeisters Harm Wiebusch und dessen Frau Christina. Christina Wiebusch bietet für die Pferde Physiotherapien, Akupunktur, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie und HorseMassage an. Außerdem lädt sie regelmäßig zu Pferdeseminaren mit anerkannten Refe- renten ein. Das Ehepaar führt seine Tochter langsam an den Pferdesport heran. „Wir reiten nach Lust und Laune des Kindes“, erzählt Christina Wiebusch. Dann hilft das kleine Mädchen auch beim Putzen und Sattelauflegen. Am liebsten jedoch verwöhnt Jette ihren Bommel mit Leckerlis. Karotten, Äpfel und Pellets mag das Pony am liebsten. Bommel ist ein ganz braves Pferdchen. Nach dem Aussehen des Minis hat Jette auch ihre Lieblingsfarbe ausgesucht. „Schwarz ist meine Lieblingsfarbe, weil das Pony schwarz ist“, murmelt das Mädchen. Zu Weihnachten haben Wiebuschs ihren Kindern ein zweites Pony gekauft. Denn es ist schon abzusehen, dass auch Jettes zweijährige Schwester Ella reiten möchte. Am liebsten ziehen Christina und Jette mit Bommel durch die Natur. Dann nimmt die Mutter das Pferd Jette liebt die Entdeckungstouren mit Bommel. an die lange Leine. Sie geht zu Fuß und Töchterchen vergnügt sich im Sattel. „Wir ziehen bis in den Wald.“ Diese Touren sind auch sehr lehrreich für Jette. „Wir entdecken Tierspuren im Wald und wir sehen Rehe und Hasen“, sagt Christina Foto: Kordländer Wiebusch. Jette ist mit vier Jahren schon ein richtiger Technik-Freak. Mit Handy und Computer versteht sie perfekt umzugehen, um sich die Kinderfilme aufzurufen. Dann lässt sie sich auch nicht ablenken. Außerdem ist sie kreativ beim Basteln, Ma- len und Tuschen. Morgens besucht Jette den Kindergarten. Aber meistens dreht sich alles um Pferde. Jette macht alles so, wie sie es im Pferdestall ihres Papas Harm und Opas Hans-Jürgen Wiebusch gesehen hat. „Übrigens kennt sie jedes Pferd mit Namen, das Harm reitet“, erklärt Mutter Christina. In der Reithalle reitet sie ihren Bommel im Schritt, Trab und Galopp. Bis Mama aus der Puste ist und nicht mehr weiterlaufen kann. Als Jette kürzlich eine Reithose von Bekannten geschenkt bekam, aus der die Kinder herausgewachsen waren, meinte sie stolz zu ihrem Papa: „Jetzt kann ich auch bei Turnieren mitreiten.“ Regelmäßig kommt Jana Willers auf den Hof, um mit der kleinen Jette zu reiten. Bald wird es so weit sein, dass sie gemeinsam mit ihrer Schwester Ella reiten kann. 34 PFERDE MAGAZIN Am liebsten ist Cinja bei den Ponys Die Sechsjährige kennt sich gut mit der Pferdepflege aus Von Hans-Lothar Kordländer Natürlich fährt Cinja auch mal bei Papa Tim auf dem Trecker mit. Aber so richtig leuchtende Augen bekommt die Sechsjährige aus Ebersdorf, wenn es um Pferde geht. Und mit denen kennt sie sich auch schon richtig gut aus. Ganz allein holt sie ihr Pony von der Weide. Cinja und Polly – am liebsten reitet sie über Cavaletti. Foto: Kordländer S chon als Baby ist Cinja Schröder vom Kinderwagen direkt auf den Pferderücken oder auf Mama Irenes Kutsche gestiegen, und zwar im Tragegurt. Kein Wunder also, dass das Mädchen beinahe alles für die Pferde hergibt. Zuerst ist Cinja auf dem Pony Pepe geritten. Das zottige Pferdchen gehörte zu Mamas Vierergespann, mit dem sie nicht nur eine Augenweide auf vielen Turnierplätzen in der Elbe-WeserRegion war, sondern mit dem sie auch viele Siege eingefahren und Preise gewonnen hat. Heute reitet Cinja die kleine Polly, die mit zwölf Jahren doppelt so alt ist wie das pferdebegeisterte Mädchen. Cinja weiß längst, dass zum Reiten mehr gehört, als nur im Sattel zu sitzen. Aber auch die „Begleiterscheinungen“ wie Putzen, Hufe auskratzen oder auch mal den Stall ausmisten, erträgt sie nicht nur locker, sondern mag sie sogar genauso gerne. Das Fell ihres Ponys wird ganz vorschriftsmäßig von oben – so weit die kleinen Hände reichen – gestriegelt und abgebürstet. Unterstützung hat sie immer von Mama Irene Schröder oder heute auch von Opa Mathias Brückner aus Schwinge. Cinja freut sich schon auf die Schule, die sie ab August besuchen wird. Die Grundschule ist ganz in der Nähe. Cinja muss nur mal eben über den Hof des Nachbarn gehen. Und so ist sie denn nachmittags auch wieder schnell bei ihren Pferden. Cinja mag nicht nur auf dem Pferd sitzen, wenn Mama das Pony am langen Zügel führt. Auch alleine dreht sie ihre Runden. Und das Reiten über Cavaletti ist immer ein besonderer Spaß. Cinja ist schon sehr weit im Umgang mit Pferden. Sie holt die Tiere alleine aus dem Stall oder von der Weide. Man sieht ihr den Stolz darauf an, wie gut sie mit den Ponys umgehen kann. Und die Ponys gehorchen fast auf jedes Wort. Denn bei den Pferden redet sie munter drauf los. Cinja wächst mit Tieren auf dem Hof auf. Sie hat keine Scheu vor Sauen und Ferkeln. Und fährt auch mal bei Papa Tim auf dem Trecker mit. Doch meistens ist das Mädchen bei den Pferden. Wenn Freundinnen zu Besuch kommen, geht es erst einmal zu den Pferden in den Stall oder auf die Weide. Opa Mathias hat Cinja ein Pferd aus Holz gebaut, auf dem natürlich auch die Geschwister Fjora (3) und Eliah (zehn Monate) sitzen dürfen. Natürlich gehören zu Cinjas Spielzeug Pferde aus Plastik und Stoff. Satteldecken bastelt sie sich aus Handtüchern zusammen – und manchmal zieht sie auch wiehernd durch das ganze Haus. Hauptsache Pferde, eben. PFERDE MAGAZIN 35 Ponys sind das Größte Zwei Jahre alt und vernarrt in ihren Siggi: Alexandra Viebrock Von Hans-Lothar Kordländer Erst zweieinhalb Jahre alt ist Alexandra Viebrock aus Harsefeld, aber schon seit einem Jahr sitzt sie im Sattel. Das temperamentvolle Mädchen ist begeistert von Pferden. So schnell es nur geht, möchte sie an Turnieren teilnehmen. Die Liebe zu Pferden ist Alexandra in die Wiege gelegt worden. Ihr Vater Dirk Viebrock hat im Dressur- und Springreiten viele Preise gewonnen, macht aber zurzeit aus beruflichen Gründen eine Pause. Mutter Andrina Viebrock ist erfolgreich im Dressursport und reitet bis zum Grand Prix. Alexandra reitet die Ponys Gigolo und Siggi. Beide sind sehr brav. Aber am liebsten sitzt das Mädchen mit Mama auf den großen Pferden. Die Lütte hat schon ein großes Ziel vor Augen. Sie möchte im Sommer beim Bargstedter Reitund Springturnier des Harse- felder Reitvereins an der Führzügelklasse teilnehmen. „In zwei Jahren, wenn Alexandra dann alt genug ist, nehmen wir in der Führzügelklasse an dem BurgpokalTurnier teil“, ergänzt Andrina Viebrock. Ihren Siggi, ein Springpony, streichelt die Zweieinhalbjährige gerne. „Der hat so schön kleine Ohren“, sagt Alexandra. „Und er hat so einen frechen Blick.“ Im Trab sitzt Alexandra bereits fest im Sattel. „Am liebsten mag ich aber Leichttraben“, erzählt sie. Wenn Mama das Pferd nur an der Hand führt, dann wird ihr schnell langweilig. Ganz im Gegensatz zu ihrer kleinen Schwester Viktoria, die mit einem Jahr ebenfalls schon gerne mal reitet. Die Kleine könne eher genießen, sagt Andrina Viebrock. Mit den Ponys haben Viebrocks einen Glücksgriff getan. Siggi ist neun Jahre alt, Gigolo 15. Die Kinder, die die Ponys zuvor geritten haben, sind zu groß geworden. „So konnten wir die Ponys kaufen“, erzählt Andrina Viebrock. Dass Alexandra ganz vernarrt in Pferde ist, zeigt sich auch im häuslichen Umfeld. Natürlich schläft sie im Bett unter Decken mit Pferdemotiven. Auch hat die Zweieinhalbjährige einen Ponyhof, mit dem sie sich gerne beschäftigt. „Pferde sind überall im Haus präsent“, erzählt ihre Mutter. Viebrocks lassen ihre Mädchen gewähren. Wenn sie reiten möchten, fahren sie in die Reithalle. Es gibt keine festen Stundenpläne. Die Mädchen können immer frei entschei- Hauptsache Pferde: Alexandra und Andrina Viebrock. den, ob sie Reiten möchten, oder ob sie sich anders beschäftigen wollen. Bisher überwiegt das „Reiten gehen“. Ihre Ponys sind für Alexandra und Viktoria das Größte. 36 PFERDE MAGAZIN Zwei mit dem gleichen Ziel Sebastian Lorenz und Steffen Brunkhorst wollen die Kompetenz ihrer Betriebe gemeinsam zeigen Von Grit Klempow Die beiden verstehen sich gut. Beide haben einen Zucht- und Ausbildungsstall, der sich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb entwickelt hat. Sie gehören einer Generation an und haben die gleichen Ziele. Sie könnten Konkurrenten sein. Aber Steffen Brunkhorst und Sebastian Lorenz haben sich bewusst für einen anderen Weg entschieden. Statt Konkurrenz setzten sie auf Kooperation. Die wollen sie weiter ausbauen. Sie sind nicht nur über die Pferde ein gutes Team, sondern auch befreundet: Sebastian Lorenz (links) und Steffen Brunkhorst wollen auch geschäftlich verstärkt kooperieren. Foto Klempow PFERDE MAGAZIN Sebastian Lorenz errang 2015 beim Turnier in Wohlesbostel mehrere Platzierungen in den Springdisziplinen. Fotos (2): Kordländer S ie arbeiten derzeit an einer Idee, wie sie das auch nach außen zeigen können und wollen sich etwas Besonderes einfallen lassen. Zu viel verraten wollen sie noch nicht. Wie es zu der Kooperation gekommen ist? „Was die Zucht angeht, haben wir dieselben Ansichten“, sagt Sebastian Lorenz. Dass sie den gleichen Blick für die Pferde hatten, stellten sie schnell bei einer Ver- kaufsveranstaltung fest, auf der sie sich kennenlernten. Bereits seit rund zwei Jahren kooperieren sie, „ziemlich erfolgreich“. Der gemeinsame Weg hat einen Namen. Die Stute Deonie, die sie gemeinsam entdeckten, haben sie auch gemeinsam gekauft. Bei der Reitpferde-Auktion in Verden wurde sie Ende Januar verkauft. Möglichst gute Pferde zu züchten und sie auch erfolgreich zu vermarkten und an die richtigen Besitzer zu vermitteln, ist das Ziel beider Betriebe. Sie wollen ihr Augenmerk auch verstärkt aufs Ausland richten. „Gute Pferde, korrekt ausgebildete Pferde sind stark gefragt“, wissen sie. Und die Qualität der Hannoveraner im Norden sei überdurchschnittlich gut. Die Zukunft liege im Verkauf von solide ausgebildeten Pferden, ist sich Sebastian Lorenz sicher. Sebastian Lorenz’ Stall ist in Holtorfsbostel beheimatet, Steffen Brunkhorst ist in Selsingen zuhause. Die Pferde sind Familiensache Bei Familie Brunkhorst sind die Pferde Familiensache. Hier verwirklichen Steffen Brunkhorst und sein Vater Johann Brunkhorst ihre Vorstellungen von der Pferdezucht, gemeinsam auf einem Hof, aber jeder mit eigenem Betrieb. Steffen Brunkhorst ist hier mit Leib und Seele zuhause. Seit dem 17. Jahrhundert ist der Hof bereits in Familienbesitz, „darauf bin ich auch stolz“, sagt er. Sein Großvater war „passionierter Pferdemann“, und Steffen war schon von klein auf mit ihm unterwegs. So verwundert es nicht, dass er auf die Frage nach den Pferdekennern, die ihn am meisten beeinflusst haben, auch eine familiäre Antwort gibt: „Das waren mein Vater und mein Großvater.“ 37 Steffen Brunkhorst als Sieger in der L-Dressur beim Turnier in Lilienthal. Die Zucht und Aufzucht von talentierten Dressur- und Freizeitpferden ist sein Metier. In früheren Jahren sei er viel geritten, stellte Jungpferde vor, war bei Turnieren dabei. „Das kommt mir im Nachhinein zugute“, weiß er seine Erfahrung zu schätzen. Jetzt liegt sein Arbeitsschwer- punkt auf der Beratung der Käufer, er ist viel unterwegs, um sich Pferde anzusehen. „Zucht und Verkauf liegen mir einfach mehr“, sagt er. m Stall Lorenz stehen immer 60 bis 75 Pferde, um die sich auch eine Bereiterin und eine Pflegerin kümmern. Kunden „aus dem I 38 PFERDE MAGAZIN Ausgezeichneter Zuchterfolg von Familie Brunkhorst: Die „Elitefamilie“ von Rascalina mit ihren zwei Desperados-Töchtern bei der Stutenschau in Sandbostel. Fotos (2): Brunkhorst In- und Ausland“ kommen auf der Suche nach ihrem Traumpferd hierher. „Wir suchen händeringend gute Pferde“, sagt Sebastian Lorenz. Der Betrieb bietet auch Ausbildung oder Auktionsvorbereitungen an. So mancher Vierbeiner ist hier im Beritt, um Fehler in der Ausbildung zu korrigieren. So wie bei Steffen Brunkhorst ist das Verhältnis zwischen zugekauften und eigenen gezogenen Pferden ausgeglichen. Auch hier zählt: „Qualität ist mehr als Quantitä.t“ Die Ausbildung müsse auf das Pferd abgestimmt sein. „Mit den guten muss man auch mal einen längeren Weg gehen“, sagt Sebastian Lorenz. Das gehe nicht immer nach Lehrbuch. Einige Pferde brauchten ein bisschen mehr Zeit. Und diese Zeit sollen sie eben auch bekommen, sagt Sebastian Lorenz. Gerade für solch korrekt ausgebildete Pferde gebe es eine große Nachfrage. Pferde, die so gut ausgebildet sind, dass die Verständigung zwischen dem Pferd und auch mit jedem anderen Reiter einwandfrei klappt. Dass diese Pferde in ihren Ställen zu finden sind, wollen die beiden Jungunternehmer demnächst gemeinsam präsentieren. Sebastian Lorenz bei den Jungpferden in Holtorfsbostel. PFERDE MAGAZIN Hier lernen die Dressurtalente Kira Ripphoff und Mathis Goerens bilden Vierbeiner nach der klassischen Reitkunst in Sandbostel aus S elbstständig einen Ausbildungsstall führen? Für Kira Ripphoff (24) und Mathis Goerens (27) kam diese Option überraschend. „Wir waren zu dem Zeitpunkt, als uns die Anlage angeboten wurde, beide fest angestellt und eigentlich total zufrieden mit unseren Jobs“, erzählt Kira Ripphoff. Sie ritt erfolgreich für das Gestüt Nymphenburg in Bad Zwischenahn, wurde mit „Front Girl“ 2014 gleich Zweite bei der Qualifikation für das Bundeschampionat der fünfjährigen Stuten und Wallache auf Gestüt Bon Homme; er war als Bereiter auf dem Hof Kasselmann in Hagen tätig, wo Goerens erfolgreich Pferde bis zur schweren Klasse S vorstellte. „Aber als wir dann nach Sandbostel fuhren und uns alles in Ruhe angeschaut hatten, waren wir total begeistert“, sagt der Pferde-Experte. Die stilvolle Reitanlage an der Oste habe einen ganz individuellen Charme, dem die beiden nicht widerstehen konnten. Der Vorplatz, das Rondell, der Allwetterplatz, die Paddocks, die moderne und überdachte Führ-Anlage mit Longierzirkel, drei Hektar große Weideflächen – vor allem aber die lichtdurchflutete 20 mal 50 Meter große Halle und die angrenzenden Stallungen mit komfortablen Putz- und Waschplätzen sowie zwei modernen Solarien, hätten ihnen die Entscheidung leicht gemacht, beruflich einen neuen Weg einzuschlagen. „Es passte einfach alles toll zusammen. Wir haben uns hier auf Anhieb wohlgefühlt“, sagt Ripphoff. Nach einem Monat Bedenkzeit kündigten sie schließlich ihre alten Arbeitsverträge und zogen noch vor Stilvoll und mit Charme: Der Hof in Sandbostel. Von Ines van Rahden Als der erfolgreiche Dressurreiter Hartwig Burfeind mit Pferd und Freundin auf den Eichenhof nach Pinneberg zog, war seine ehemalige Wirkungsstätte in Sandbostel lange Zeit unbewohnt. Mittlerweile ist die Anlage wieder belebt: Das Reiterpaar Kira Ripphoff und Mathis Goerens führt seit einem knappen Jahr den Ausbildungs- und Verkaufsstall in der Dorfstraße 12 weiter – und setzt neue Akzente. Kira Ripphoff und Mathis Goerens: Der Dressurausbildungsstall in Sandbostel war ihr Schritt in die Selbstständigkeit. Fotos: van Rahden Weihnachten 2014 mit Tannenbaum, Hausstand und zwei eigenen Reitpferden nach Sandbostel. Den Hof pachteten sie zunächst für die Dauer von drei Jahren, halten regelmäßig Kontakt zum ehemaligen Hausherren Hartwig Burfeind. „Wir wollten uns beruflich ausprobieren, solange wir noch jung sind, aber uns nicht sofort bis in alle Ewigkeit festlegen. Wir wussten ja nicht, wie das Ganze anläuft“, erklärt Goerens. Doch momentan sehe es ziemlich gut aus: Alle 24 Boxen seien belegt, vier weitere Kunden stünden auf der Warteliste. Die eigenen Pferde haben den Besitzer gewechselt, weitere neun Pferde haben Goerens und Ripphoff im Kundenauftrag verkauft – zwei davon nach Schweden, eines nach Italien. Käufer fanden sich auch in Belgien, Dänemark, Schweiz, Luxemburg und Deutschland. „Das ist für 2015 ein guter Schnitt“, sagt der Dressurreiter. Dennoch legen die beiden großen Wert darauf, nicht als Verkaufsstall gesehen zu werden. Goerens und Ripphoff haben sich auf die Ausbildung von talentierten Dressurpferden spezialisiert – von der Remonte bis hin zur schweren Klasse. „Wir sind definitiv ein Ausbildungsstall. Unsere Philosophie ist es junge Talente zu fördern und nicht zu überfordern. Uns geht es nicht darum, möglichst viele Pferde schnell unter die Leute zu bringen. Wir bemühen uns, pferdegerecht nach der klassischen Reitkunst auszubilden und für alle Pferde den richtigen Besitzer zu finden. Wenn es aus unserer Sicht nicht zusammenpasst, sagen wir das. Und auch, wenn wir meinen, dass das Pferd noch nicht so weit ist. Dann reiten wir sie lieber noch ein, zwei Monate weiter“, erzählt Ripphoff. brigens gehen Kira Ripphoff und Mathis Goerens nicht nur beruflich gemeinsame Wege: Die beiden sind auch privat ein Paar. Kennengelernt haben sie sich in Soltau: Als Ripphoff ihre Ausbildung zur Pferdewirtin mit Schwerpunkt Reiten bei Hans Jürgen Armbrust absolvierte, fing Goerens als Bereiter auf dem Hof an. Zwei Jahre später im Februar 2013 habe es dann endgültig gefunkt. Auch 2016 soll es erfolgreich weitergehen: „Die Teilnahme am Bundeschampionat wäre toll. Das richtige Material dafür steht im Stall – wenn es bis dahin nicht verkauft wird“, sagt Goerens. Au- Ü ßerdem wäre der ehrgeizige Reiter gern bei der Weltmeisterschaft der jungen Pferde dabei, die ab 2016 nicht mehr in Verden, sondern im holländischen Ermelo stattfindet: „Als Luxemburger würde ich dann für mein Heimatland starten. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.“ 39 40 PFERDE MAGAZIN Ein Sattel namens Leistur Kerstin Baden aus Gräpel lässt eigene Sattelreihe produzieren – 30 Jahre Erfahrung in dunklem Leder verarbeitet Von Grit Klempow In dem weichen, dunklen Leder stecken 30 Jahre Erfahrung. Als Kennerin der Islandpferde-Szene, als passionierte Reiterin und einfühlsame Trainerin. Aber vor allem die Erfahrungen, die Kerstin Baden beim Verkauf und Anpassen von Sätteln gemacht hat, sind in Nähte und Polster geflossen. Kerstin Baden hat einen Sattel in Serie bauen lassen. Das Modell heißt Leistur, so wie ihr Hengst. I m schwarzen Leder kommt die Prägung gut zur Geltung. Dort prangt das Logo von Kerstin Baden, die seit 1994 in Gräpel auf dem Gestüt Mühlenbach zu Hause ist, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Bernd Arnhold und Martina und Peter Miessner betreibt. Das Islandpferde-Gestüt hat einen guten Namen, vor einigen Jahren zog Leistur vom Habichtswald ein, einer der Deckhengste des Gräpeler Gestüts. Nach dem schön geKerstin zeichneten Baden. Der Hengst Leistur trägt den nagelneuen Sattel, der nach ihm benannt ist. Mausfalbschecken, den sie auch auf Turnieren vorstellt, hat Kerstin Baden ihr Sattelmodell genannt. Wie aber kommt eine Trainerin und Gangpferdespezialistin dazu, einen Sattel unter Privatlabel herauszubringen? „Vielleicht wäre ich Sattlerin geworden“, sagt Kerstin Baden. Wenn sie gewusst hätte, wie viel Spaß ihr die Arbeit mit ihrem Sattelservice macht. Seit sechs Jahren verkauft sie Sättel verschiedener Anbieter, von deren Qualität sie überzeugt ist. Lange Jahre war sie nebenberuflich als Ausbilderin für Reiter und Pferd aktiv, schon 1991 machte sie ihren Trainer B, war lange im Islandpferdezuchtverband (IPZV) engagiert, ist auch zurzeit als eine der Trainerinnen des Jugendkaders im IPZV Nord bei der Betreuung dabei. Seit 2013 unterrichtet sie hauptberuflich als Ausbilderin von Freizeit- und Sportreitern und ist mit ihrem Sattelservice zu Kunden unterwegs. Aus dem, was ihre Kunden wollen, was den meisten Pferden passt und was sie selbst am meisten schätzt, entwickelte sie den Leistur-Sattel, den sie mithilfe und unter den Fittichen von Anoush Bargh (HilbarSättel) in Übersee bauen ließ. „Ihr“ Serien-Sattel sollte ein Kriterium auf jeden Fall erfüllen: Es gibt einen Markt für Sättel, die mit Qualität überzeugen, aber für so manchen als Neuerwerbung auch bezahlbar sein müssen. Weitere Punkte waren ihr wichtig: Ein tiefer, schmaler Sitz und ein Kissen, das sich aufpolstern lässt. Eine Kammer, die von außen verstellbar und damit für das Pferd anpassbar ist. Ein breites Sattelblatt, damit das Reiterbein Blick in die Sattlerei: Die Keder, die Abschlusskanten, gibt es beim Leistur-Sattel in verschiedenen Farben. Geprägt in schwarzes Leder: Das Logo. genug Platz hat. Dazu eine schlichte Aufmachung und die Möglichkeit, über Klett verschiedene Pauschen auszuprobieren, lang oder kurz, je nach Geschmack des Reiters. „Das Klett-System hat sich bei anderen Herstellern ewig bewährt“, sagt Kerstin Baden. Ihren Sattel gibt es mit und ohne Klett-Variante. ls die Sättel eintrafen, da war sie „schon stolz“. Und auf ihrem vierbeinigen Leistur macht sich das Modell Leistur auch ganz gut. A PFERDE MAGAZIN „Von Schlaufzügeln halte ich nichts“ 41 Tierarztpraxis Fit 4 Motion Chiropraktik und Physiotherapie für Ihr Pferd Gisela Schröder-Kern unterrichtet nach klassischen Grundsätzen Von Hans-Lothar Kordländer Gisela Schröder-Kern aus Drochtersen hat ihr Hobby Reiten und Ausbildung zu ihrem Beruf gemacht. In vielen Reithallen in der Region fungiert sie als Reitlehrerin und führt ihre Reitschüler und -schülerinnen in die hohe Kunst des Reitens ein. Sie selbst lebt mit ihrem Ehemann Harald Kern in Drochtersen direkt am Elbdeich, auf dem das Ehepaar endlose Spaziergänge unternimmt. G isela SchröderKerns Weg zu den Pferden ist klassisch. Schon als Mädchen faszinierten sie die Tiere. Ihren ersten Reitunterricht erhielt sie beim Ausbilder Hans-Georg Gerlach in Buxtehude. Auch voltigierte sie. Sie ritt zusammen mit den Kindern der Familie Ney in Stade und trat später in den Fredenbecker Reitverein ein. Auch ritt sie bei der Familie von Hans Stelling, dem langjährigen Vorsitzenden des Kreisverbandes StaderAltländer Reitvereine, in Helmste. Nach dem Abitur studierte sie Landwirtschaft, spezialisierte sich auf das Thema Tierproduktion und schloss das Studium als Agraringenieurin ab. Später befasste sie sich mit Pferdefütterung. Als in Drochtersen-Nindorf der Reitverein Südkehdingen gegründet wurde, traten Vereinsmitglieder an Schröder-Kern heran und fragten, ob sie nicht in der Reithalle Unterricht geben wolle. Sie sagte zu. 1989 legte die Kehdinger Pferdefreundin bei Reitmeister Achim Weiß in Verden die Prüfung zum Reitwart ab und so wurde sie Trainerin B im Reiten, Leistungssport. Seitdem nimmt sie ständig an Fortbildungen teil. Vor zehn Jahren schloss sich Gisela Schröder-Kern der Fachgruppe Amateurausbilder an und wurde Regionalvertreterin in Norddeutschland. Die Vereinigung organisiert regionale Schulungen, die zur Lizenzverlängerung notwendig sind und anerkannt werden. Gisela Schröder-Kern ist Verfechterin der um 350 vor Christus von Xenophon verfassten Reitlehre. Die von ihm verfassten Grundsätze Tierärztin Stefanie Pachel Termine nach Absprache 0178/8042030 Mittelstraße 6 A · 21698 Harsefeld [email protected] www.tierarztpraxis-fit4motion.de über die Ausbildung des Pferdes sowie des Reitens haben bis heute Gültigkeit. Xenophon fordert dazu auf, das Pferd als Partner zu sehen und dementsprechend zu behandeln. Das Pferd musste zu seiner Zeit gut behandelt werden, da der Mensch im Krieg und in Notsituationen sich zu hundert Prozent auf seinen Partner Pferd verlassen musste. Xenophon lehnte Gewalt im Umgang mit Pferden strikt ab. Belohnung war für ihn die wichtigste Ausbildungshilfe. Viele seiner Grundsätze sind eins zu eins auf die heutige Zeit übertragbar. „Darum ist – und bleibt – Wesir und D’Artagnan genießen den Ruhestand. Gisela Schröder-Kern ist dagegen viel unterwegs. Als mobile Reitlehrerin unterrichtet sie auf vielen Plätzen in der Region. Reiten eine Schule der Menschlichkeit“, schrieb er. „Richtig reiten reicht“, zitiert Gisela Schröder-Kern Major a.D. Paul Stecken. „Von Knüppeln und Schlaufzügeln halte ich nichts“, sagt Schröder-Kern. „Die werden im Pferdesport einfach nicht gebraucht.“ Seit 2009 ist die Drochterserin als „mobile Reitlehrerin“ in der Stader Region unterwegs. Sie unterrichtet Reiter auf privaten Pferden. Ihr Schwerpunkt ist das Dressurreiten. Es beginnt damit, jedem Reitanfänger und jedem Pferd eine sinnvolle Grundausbildung zu bieten, damit sich die Reiter in allen Situationen sicher auf dem Pferd halten können. Die Pferde müssen durchlässig gehen und die leichtesten Hilfen annehmen. Eines der Ziele für Reiter und Pferd ist „gesund bleiben“. Der Mensch müsse stets harmonisch mit Pferden zusammenkommen. „Die Pferde müssen den Spaß an der Arbeit behalten.“ Zwei Pferde haben Gisela Schröder-Kern und Harald Kern in ihrem Stall und auf der angrenzenden Weide. Das sind Wesir (27 Jahre alt) von World Cup und D’Artagnan (16) von Dacrapio. Beide Pferde, die Gisela SchröderKern einmal selbst und andere Pferdefreunde geritten haben, genießen auf der fetten Kehdinger Weide den Ruhestand. Altersentsprechend werden sie bewegt, manchmal auch unter dem Sattel. Harald Kern hält seiner Frau stets den Rücken frei, wenn sie zum Unterrichten unterwegs ist. Er versorgt dann zu Hause die Tiere. Denn es gibt eine zweite Leidenschaft in der Familie: Die Zucht von Irish Terriern. Dabei wird allergrößter Wert auf gesunde, typvolle und charakterfeste Hunde gelegt. Kontakt: [email protected] PFERDE MAGAZIN 42 Ein Mann, ein Pferd Ralf Plitzkat verbringt seine Freizeit am liebsten bei Ausritten mit seinem polnischen Warmblut Sam Von Hans-Lothar Kordländer Nach großen sportlichen Ehren strebt der Stader Ralf Plitzkat (50) nicht. Er möchte nach getaner Arbeit Spaß mit seinem Pferd haben. Durch seine Frau Annette und seine beiden Töchtern Tabea und Bonnie ist der Freizeitreiter zum Pferd gekommen. Im Pferdestall oder bei Ausritten findet er den notwendigen Ausgleich zu seinem Beruf. P litzkat ist Angestellter bei der Deutschen Bahn AG. Er leitet dort das Qualitätsmanagement eines Geschäftsfeldes der DB AG. Er ist viel in ganz Deutschland unterwegs. „Ich bin Freigänger und kein Hallensportler“, berichtet Plitzkat über seine Freizeitbeschäftigung mit seinem Pferd. „In der schönen Natur ausreiten ist für mich das Beste.“ Seine erste Ausbildung hat er bei Helga Anselmino im Stader Reitverein erhalten. Für ihn gilt noch heute: „Rauf aufs Pferd und die Seele baumeln lassen.“ Einmal in der Woche bekommt er auf dem Hof Perlberg, wo er auch sein Pferd stehen hat, Reitunterricht von der freien Reitlehrerin Gisela Schröder-Kern. Der Hobbyreiter schätzt die Vielseitigkeit am Pferdesport. In einem Lehrgang hat Plitzkat das große und kleine Hufeisen erworben. „Schließlich muss man wissen, was im Umgang mit Pferden alles so passiert.“ Er sei mit Demut und Respekt vor den Pferden ausgestattet. „Inzwischen habe ich gelernt, was alles zum Umgang mit den Tieren gehört.“ Nach seinen ersten Unterrichtsstunden hatte Plitzkat eine Reitbeteiligung. „Doch etwas Dauerhaftes ist, ein eigenes Pferd zu besitzen.“ So kam vor zweieinhalb Jahren nach dem Pferd seiner Frau ein zweites in die Familie. „Unsere Reiterfahrungen waren so unterschiedlich, dass jeder ein Pferd mit anderem Temperament und Können brauchte“, sagt Plitzkat. Samson, kurz und liebevoll Sam genannt, heißt das Pferd von Ralf Plitzkat. Das polnische Warmblut ist 16 Jahre alt. „Er ist stets ruhig und geduldig und lässt sich von nichts ablen- Ralf Plitzkat und sein Samson, genannt Sam. „Der macht einfach alles ken.“ Da Sam mit“, sagt der begeisterte Freizeitreiter. Foto: Kordländer nicht so hektisch sei, sei er ideal für Reit- registriere sofort die Stim- dass das Pferd auch bewegt anfänger. „Der macht einfach mung des Reiters, sagt Plitz- wird, wenn Plitzkat bei seiner alles mit.“ kat. „Und gerade Sam ist ein Arbeit quer durch DeutschDer Pferdefreund mag sei- Spiegel meiner eigenen Stim- land reist. „Als Reiter haben nen Sam nicht gerne auf ei- mung.“ Doch Mensch und Anja und ich die gleichen nen Anhänger laden und Pferd würden sich selbst Ansprüche an Pferde.“ Beim zum Reiten vorher durch die steuern, damit sie erholsam Ausreiten kommt auch FamiGegend fahren. „Ich reite in der Natur unterwegs seien. lienhund Abby richtig in Begerne hier in der Stader Um- „Da kann ich vollkommen wegung. Der zwei Jahre alte gebung aus.“ Und das nicht entspannen und abschalten“, Mischling darf dann an der nur, um fit zu bleiben. „Das so der Freizeitreiter. Die Leh- Leine nebenher laufen. Und alles ist eine Welt, in der man rerin Anja Janzen hat eine das scheint ihm offenbar abschalten kann.“ Das Pferd Reitbeteiligung an Sam, so Spaß zu machen. PFERDE MAGAZIN Eine Frage des Vertrauens Marlien Milsmann probiert mit ihrer Stute „Sometimes true“ viel aus – Auch das Halsringreiten Von Grit Klempow Ein Bild, das ein tiefes Vertrauen ausstrahlt: Nur mit dem Halsring reitet Marlien Milsmann ihre Reitpony-Stute „Sometimes true“ über die Weide. „Die Idee hat mich fasziniert“, sagt Marlien über das Reiten ohne Zaumzeug. Die Stader Gymnasiastin und ihre Stute sind seit neun Jahren ein eingespieltes Team. Und Marlien probiert gerne aus, sucht die Abwechslung für sich und ihr Pony, das sie kurz „Schnecke“ nennt. Weil sie ohnehin oft mal ohne Sattel reitet, probierte sie auch die Variante ohne Kopfstück aus und griff zum Halsring. Der erste Versuch in der Reithalle klappte auf Anhieb. Und auch auf der großen Wiese gab es keine Probleme. „Sie hat das so toll angenommen“, sagt Marlien. „Schnecke“ reagiert ohnehin gut auf Schenkel- und Gewichtshil- fen. Weil auch der Ausflug mit dem Halsring auf die Wiese so gut klappte, „habe ich mich auch getraut zu galoppieren“. Den schönen Moment fotografierte Mama Berit Milsmann. Täglich sind Mutter und Tochter bei den Pferden, die im Stall Vollmers in Stade-Barge stehen. Ihre „Schnecke“ würde Marlien nicht mehr hergeben. Bei anderen könne die Stute durchaus hektisch werden, aber „man muss nur ruhig mit ihr umgehen“, sagt die 17-Jährige. Sie freut sich auf besseres Wetter – und auf das Halsringreiten auf der Wiese. Nur mit dem Halsring galoppiert Marlien Milsmann auf ihrer Stute über die Wiese. 43 44 PFERDE MAGAZIN Nach 30 Jahren zurück im Stall Wie eine begeisterte Reiterin nach Jahrzehnten den Wiedereinstieg probiert – Die Stute Aphrodite aus dem Stall Erste Kontaktaufnahme: Gestatten, Aphrodite, Hannoveraner, Reitpferd. Gestatten, Susanne Helfferich, Redakteurin und Wiedereinsteigerin. Fotos Paul Kühn Von Susanne Helfferich Meine Reitstiefel hatte ich nie aussortiert; ebenso wenig die Reithose. Beides passt noch. Etwas unbeholfen und mächtig aufgeregt stehe ich auf dem Hof Böhmke in Belum. In einer Viertelstunde beginnt mein Unterricht. R eiten verlernt man nicht. Der Satz hat sich eingeprägt. Das ist wie Fahrradfahren. 30 Jahre ist es her, dass ich das letzte Mal auf einem Pferd saß. Ich hatte das Glück, eine Freundin zu haben, die elf Pferde im Stall stehen hatte. Die mussten bewegt werden. Ich war dabei. Dann kam der Umzug nach Hamburg, und damit wurde Reiten ein unbezahlbares Hobby. Dann der Job, dann die Kinder, dann der Hund, ... Doch die Sehnsucht blieb. Bis heute kann ich an keinem Pferd vorbeigehen, ohne meine Hände auf die weichen Pferdenüstern zu legen und den Geruch des Fells einzuatmen. Jedenfalls hatte ich meine Stiefel gut gefettet in der Kammer aufbewahrt. Man kann ja nie wissen. Und jetzt ist es so weit. Waltraud Böhmke begrüßt mich und führt mich in den Stall. Neugierig heben die Pferde die Köpfe, luschern aus ihren Boxen, hier schnaubt es, dort scharrt ein Huf. 60 Hannoveraner stehen auf Böhmkes Hof. Vor der Box einer zierlichen braunen Stute bleiben wir stehen. „Das ist Aphrodite“, stellt Böhmke vor, „sie ist ganz ruhig, aber nicht zu ruhig.“ Der Wiedereinstieg solle ja nicht zu anstrengend werden. Das klingt doch vielversprechend. Bevor es aufs Pferd geht, kommt die Pflicht. Putzen ist angesagt. „So lernt Ihr Euch erstmal kennen“, sagt Waltraud Böhmke. Aphrodite lässt sich ohne Probleme zum Putz- und Sattelplatz führen. Kaum habe ich den Striegel in der Hand, ist alles wieder da: Jede Handbewegung, jeder Griff, jede Berührung kommen wie von selbst. Und plötzlich sind da Begriffe, die ich 30 Jahre nicht mehr ausgesprochen habe, etwa „Kardätsche“ für die weiche Bürste, die das Fell zum Glänzen bringt. Als ich die Hufe zum Auskratzen hebe, meint Waltraud Böhmke: „Man sieht schon, dass Sie das nicht zum ersten Mal machen.“ Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Satz nicht nur mich beruhigt. Wir sind in der Halle. In der Mitte steht ein Tritt. Das ist neu. Vor 30 Jahren durfte eigentlich nur reiten, wer aus eigener Kraft rauf aufs Pferd kam. Alles andere war verpönt. Die Aufstieghilfe schont nicht nur den Reiter, sondern auch das Pferd. PFERDE MAGAZIN 45 und endlich wieder im Sattel Böhmke in Belum trägt Redakteurin Susanne Helfferich geduldig – An der Longe kommt die Sicherheit zurück N icht jeder kommt sportlich federnd und geschmeidig auf 1,60 Meter Höhe in den Sattel. Viele hängen wie ein nasser Sack an der Seite, bevor sie mit Mühe ihr rechtes Bein über den Pferderücken hieven und dann in den Sattel plumpsen. Je nach Konstitution des Reiters wirken da einseitig 60 bis 90 Kilo auf das Tier ein. Das Aufsteigen über den Steigbügel führe zu einer starken Belastung der Wirbelsäule und der Rückenmuskulatur des Pferdes, erklärt meine Reitlehrerin. Überhaupt steht das Tierwohl offenkundig heute ganz anders im Fokus: Das fängt schon beim Satteln an. Früher wurde der Sattelgurt gleich ordentlich festgezurrt. Heute lässt man dem Pferdeleib Zeit, sich an die Belastung zu gewöhnen. Verspannungen und Blockaden sollen vermieden werden. Ich bin also froh, dass ich dem Pferderücken ein paar Stufen entgegengehen darf. Und kaum sitze ich im Sattel, habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Knie und Schenkel schmiegen sich an den Sattel – ein unbeschreibliches Gefühl der Vertrautheit. Das soll sich ändern. Zunächst nimmt uns die Hofchefin an die Longe. „So können Sie sich erst einmal auf sich konzentrieren“, sagt sie. Ich drücke die Unterschenkel an den Pferdeleib, den inneren stärker, da Aphrodite nach außen gehen soll, ein leichter Zug am äußeren Zügel und sie folgt den Hilfen. Doch ich habe das Gefühl, nicht locker lassen zu dürfen. Immer wieder gebe ich Schenkeldruck, nach fünf Minuten brennen bereits die Oberschenkel, nach zehn Minuten stehe ich im Schweiß – und wir befinden uns noch im Schritt. „Sie müssen gar nicht so viel tun“, klärt mich Waltraud Böhmke auf, „dann weiß sie gar nicht mehr, was sie tun soll.“ Offenkundig ist hier weniger mehr. Ich soll antraben. Zügel aufnehmen, fest in den Sattel setzen, Schenkeldruck und schon trabt Aphrodite los. Automatisch hebe ich mich bei jedem zweiten Schritt aus dem Sattel und klatsche ziemlich unelegant zurück. Nach wenigen Runden pariere ich ziemlich abrupt wieder in den Schritt. Der Wohlfühleffekt nach dem Aufsitzen ist verschwunden und ich erkläre die Behauptung, dass man Reiten nicht verlernen könne, für eine absolute Mär. Waltraud Böhmke lässt mich erst mal ein paar Lockerungsübungen machen: nach links drehen, nach rechts, das Becken bewegen; auch der Reiter soll vor Blockaden und Muskelverspannungen bewahrt werden. Daran hat man vor mehr als 40 Jahren, als ich den ersten Reitunterricht hatte, keinen Gedanken verschwendet. Im Gegenteil: Einmal sollten wir mit einer Besenstange zwischen Ellbogen und Rücken eingeklemmt den aufrechten Sitz trainieren. Das war einmal ... ch müsse beim Leichttraben weiter vorne im Sattel ankommen, erklärt meine Reitlehrerin, ich solle das Becken weiter vorschieben. Zweiter Versuch. Ein Glück, dass ich mich voll auf mich konzentrieren darf. An Aphrodite verschwende ich keinen Gedanken. Aufstehen, Senken und Becken nach vorn, Aufstehen und Senken, und nun brennt auch die Bauchmuskulatur, die schwer gefordert ist. Allmählich gewinne ich die Kontrolle über meinen Körper zurück; ich klatsche nur noch bei jedem fünften Schritt in den Sattel. Wieder Schritt. Erholungspause für Reiterin und Aphrodite. Ein paar Mal wechseln wir noch zwischen Trab und Schritt, zwischendurch auch die Richtung. Dann fragt mich meine Trainerin, ob ich einen Galopp wagen möchte. Natürlich will ich. In meiner Dank an Waltraud Böhmke und Aphrodite. Erinnerung ist I Gefühlte Vertrautheit auf Aphrodites Rücken: Susanne Helfferich reitet endlich wieder. das die schönste Gangart. Ein Pferd im Galopp läuft von selbst, fast wie auf einem Schaukelpferd. Ob ich denn noch die Hilfen kenne fürs Angaloppieren? Klar doch: äußerer Schenkel eine Handbreit zurück, Druck von beiden Schenkeln und schwer im Sattel machen. Aphrodite versteht. Braves Mädchen. Was bin ich froh, an der Longe zu sein! Von wegen Schaukelpferd. Ich muss mich mit beiden Händen am Riemchen am Sattel festhalten, sonst würde mich der Schwung rauswerfen. Dennoch ist es ein unbeschreibliches Gefühl. Ein zweiter Spruch von damals fällt mir ein: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Ein kleines Stück von diesem Glücksgefühl ist da. Will ich es ganz packen, liegt ein ordentliches Stück Arbeit vor mir. ls ich am Ende der Stunde von Aphrodites Rücken rutsche, lande ich mit weichen Knien. Ich fühle mich wie nach schwerem Seegang endlich an Land. Ich führe die Stute zum Putzplatz, befreie sie vom schweren Sattel und schütze den schwitzenden Leib mit einer Decke. Dann reinige ich die Hufe vom Sand der Reithalle. Plötzlich beschleicht mich das schlechte Gewissen: Ich habe ein Dankeschön für das Pferd vergessen und weder Mohrrübe noch trockenes Brot mitgebracht. Vor 30 Jahren wäre mir das nicht passiert. „Beim nächsten Mal werde ich das nicht vergessen“, verspreche ich der Stute, nachdem ich sie zurück in die Box geführt habe. „Bis bald!“ A Nachtrag: Am nächsten Morgen wache ich mit leichtem Ziehen in Beinen und Rücken auf. Prima, denke ich, hätte schlimmer kommen können. Vier Stunden später kann ich kaum noch gehen. Vier Tage dauert der Muskelkater an. Da hilft nur eins: Schnell wieder aufs Pferd. PFERDE MAGAZIN 46 Die Schönen mit der Ahnenreihe Barbara Schulte aus Essel-Hemelingsbostel ist einzige Lipizzaner-Züchterin im norddeutschen Raum D ie „Lipizzanerzucht unter den Linden“ gibt es seit 1999, seitdem ist auch Rava auf dem Hof. Erklärtes Zuchtziel ist es, die vom Aussterben bedrohten letzten überlebenden Pferde der Barockzeit in ihrem Typ und mit ihren vielen positiven Eigenschaften zu erhalten. Lipizzaner, erklärt Barbara Schulte, bewahrten sich ein Großteil ihrer barocken Gene. Lipizzaner sind weiß – ein weit verbreiteter Irrtum. Richtig ist zwar, dass meistens nur weiße Pferde zur Schau gestellt werden, aber das ist vom Menschen so gewollt. Ursprünglich gab es in der Barockzeit um 1750 bei den Lipizzanern eine bunte Farbenvielfalt. Und die will Barbara Schulte mit ihrer Zucht wieder zurückbringen. Das hat auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit des Tieres, weil es die Von Wilfried Stief Wenn Rava auf der Weide galoppiert, sieht die Stute von Barbara Schulte einfach nur wie ein schönes Pferd aus. Doch in dem Lipizzaner steckt etwas Besonderes: Die Ahnenreihe von Rava reicht bis ins Jahr 1775 zurück. Wegen ihrer Ursprünglichkeit eignet sich Rava besonders zur Zucht. Und solch eine Lipizzanerzucht betreibt Barbara Schulte in Essel-Hemelingsbostel. Übrigens die einzige aktive Zucht im norddeutschen Raum. Möglichkeit der Entstehung eines Schimmelmelanoms verringert. Beim Schimmelmelanom handelt es sich um eine gutartige Hautveränderung, die für das Pferd sehr lästig ist. Mit Hautkrebs dürfe das nicht in einen Topf geworfen werden, so Barbara Schulte. Hautkrebs sei bei Lipizzanern so selten wie bei allen anderen Pferden auch. Barbara Schulte geht es nicht ums Geldverdienen. Sie hat viel in die Zucht investiert. Wer sie im Umgang mit ihren Lipizzanern sieht, weiß warum. Der Lipizzaner gilt als sehr menschenfreundlich. Das kultiviert Barbara Schulte bei ihren Tieren. Bei Geburten ist sie stets dabei, hilft bei den ersten Steh- und Gehversuchen. So ist der freundschaftliche Kontakt gleich aufgebaut. Die älteste Kulturpferderasse der Welt war nie als Nutzpferd gezüchtet worden. Lipizzaner sollten bei Hofe Prunk- und Paradepferde sein. Sie sollten den König gut aussehen lassen und selbst durch Körperbau und Farbe auch etwas hermachen. Damals legten sie eine prächtige Farbenvielfalt an den Tag. Am beliebtesten war damals der goldene Schimmer. Erst für öffentliche Vorführungen vor gut 100 Jahren wurde den Lipizzanern die Farbe weggezüchtet. Sie galoppierten als weiße Pferde durch die Manege oder durch die Straßen. In den letzten Jahren war der Lipizzaner Gegenstand Barbara Schulte aus Essel-Hemelingsbostel begeistert sich für Lipizzaner. vieler wissenschaftlicher Untersuchungen, die im Rahmen des von der EU geförderten Copernikus-Projekts erarbeitet wurden. Die Ahnen des Lipizzaners lassen Zum Familienurlaub auf den Talhof Verlosung: Zu Besuch bei Haflingern und Warmblütern im Edertal D Laurine und Lennart freuten sich über den gewonnenen Urlaub auf dem Talhof. Mit ihren Eltern verbrachten sie dort schöne Tage. 22. Februar 2016 as ist schon fast eine gute Tradition: Die Reiterpension Talhof aus dem Edertal verlost im Pferdemagazin einen Familienurlaub. Als Familie Lührs aus Drochtersen im vergangenen Jahr gewann, schickte die Familie gleich ein Urlaubsbild an die Redaktion. Vor allem Tochter Laurine amüsierte sich als Pferdefan prächtig. „Auch die Landschaft ist wunderschön, Wälder und Felder“, erzählt Nadine Lührs. Sie könnte sich vorstellen, noch einmal im Edertal Urlaub zu machen. Der Talhof liegt im Ortsteil Wellen der Großgemeinde Edertal, inmitten der Ferienregion Waldecker Land. Der Hof liegt etwa 200 Meter vom Dorf- rand entfernt, abseits der Straße, umgeben von Feldern und Wiesen. Von hier aus blickt man durch das von bewaldeten Hügeln umgebene Edertal bis hin zu den Ederseebergen mit der Silhouette des alten Fürstenschlosses Waldeck. Bad-Wildungen mit seinen Kuranlagen, der Eder-Stausee, der Nationalpark Kellerwald-Edersee und die alte Kaiserstadt Fritzlar sind einige Ausflugsziele, die schnell und bequem zu erreichen sind. Der Hof ist das Zuhause von Familie Biederbeck und von vielen Tieren. Haflinger und Ponys. Pferde, Ponys, Kühe, Kälber, Bullen, Schweine, Ziegen, Kaninchen, Hunde, Katzen, Gänse und Enten. Auf dem Talhof werden auch Pferde gezüchtet. Für die Haflinger-Zucht steht mit dem Edelblut-Haflinger-Hengst „Stern von Waldeck“ ein eigener Zuchthengst zur Verfügung. Für die Warmblutzucht kommen die Zuchthengste vom Gestüt „Burghof-Brodhecker“. PFERDE MAGAZIN 47 sich lückenlos bis auf die Begründer der einzelnen Hengstlinien und Stutenfamilien im 18. Jahrhundert zurückführen. 60 Prozent der ursprünglichen barocken Gene konnten in die moderne Zeit hinübergerettet werden. G leichzeitig stammen ein Viertel der Gene von sogenannten Blutpferden, überwiegend Arabern und etwa drei Prozent englischem Vollblut. Somit ähnelt die genetische Struktur durchaus den modernen europäischen Warmblutpferden. Auch der Inzuchtgrad ist nicht höher als bei Warmblütern, obwohl es sich um eine kleine geschlossene Population handelt. Diese eignet sich deshalb hervorragend für wissenschaftliche Untersuchungen, die dann auch auf andere Pferde übertragen werden können. Schon als Kind hat Barbara Schulte die Lipizzaner lieben gelernt. Als sie anfing zu reiten, machte sie gleich Bekanntschaft mit diesen Pferden. Als sich die Pferdeliebhaberin mit der Zucht beschäftigte, gerieten die Lipizzaner in ihren Blick. Für sie Ihr Herz schlägt für die Lipizzaner des barocken Typs: Barbara Schulte und ihre Stute Rava. ist der barocke Lipizzaner auch ein Kulturerbe. Heute gibt es nur wenige Züchter, die sich um Lipizzaner küm- mern und noch weniger von ihnen, die auf den barocken Fotos: Stief Typ setzen. Barbara Schulte ist einer davon. 48 PFERDE MAGAZIN Ins weite Watt mit Nerven wie Drahtseile Der Alltag eines Wattwagenpferdes – Zwei Vierbeiner im Porträt PFERDE MAGAZIN 49 Von Katharina Jothe Nely ist sieben Jahre alt und kommt aus Polen. Jetzt soll sie Wattwagenpferd werden und in der nächsten Saison zahlreiche Touristen zwischen der Insel Neuwerk und dem Sahlenburger Strand hin und her befördern. Eine Kutsche kennt die Stute schon aus Polen, der große Wattwagen ist neu für sie. Deshalb ist ein erfahrener Kollege dabei. S Schließlich setzt oder leer müssen die sei, erklärt Wagen auf ihNelys neuer rem Weg ins Besitzer und Watt quer Wattkutscher durch SahlenKai Stelling. burg fahren. Der Neuling Hier hat Nely könne sich so also noch langsam an Übungsbedie Anfordedarf. Die Starungen getur des Pferwöhnen. des ist dage„Wichtig ist, gen nicht so dass die Pferentscheidend. de einen guAuffällig ist ten Charakter vor allem, wie haben“, beunterschiedtont Stelling. lich die Pferde „Während des gebaut sind. Aufenthaltes Hauptsache auf der Insel sie sind groß stehen die und kräftig Pferde eng zuum sammen und Erster Versuch: Neuling genug, großen die Leute lau- „Nely“ wird das erste Mal den fen dazwi- vor den Wattwagen ge- Wagen durchs Fotos: privat Watt zu zieschen durch.“ spannt. hen. Nely geAngst vor Wasser sollten sie natürlich hört da eher zu den schlanauch nicht haben. Obwohl keren Vertretern. Lord ist dagegen ein richtidas Wasser im Watt gar nicht der entscheidende Faktor sei, ger Brocken. Der Kaltblüter so der Wattwagenfahrer. Die ist Kai Stellings Lieblingsgroße Weite verunsichere die pferd und der Chef im Stall. Pferde viel mehr, daran müss- Stelling entdeckte den impoten sich viele erst gewöhnen. santen Braunen auf einer Verkehrssicherheit ist ein Weide in Cuxhaven und verweiterer wichtiger Punkt. liebte sich spontan. Lord wurde sein erstes eigenes Wattwagenpferd. Die erste Tour ins Watt mit ihm geriet allerdings fast zum Desaster. „Ich dachte, ich komme nicht mehr nach Hause“, erzählt der Fuhrunternehmer. „Lord zeigte null Temperament und Vorwärtsdrang, Ausdauer hatte er erst recht nicht.“ Aufgeben wollte er dennoch nicht. Sein Vater Werner, von dem Kai Stelling den Familienbetrieb übernommen hat, bestärkte ihn darin. „Behalte das Pferd, der hat eine schlechte Kindheit gehabt. Das wird mal ein Guter“, riet er seinem Sohn und er behielt recht. ittlerweile gibt Lord vor dem Wagen das Tempo an. Wenn er mit einem unerfahrenen Pferd zusammenläuft, zieht er den Neuen mit oder schnappt schon mal, um ihn zu bremsen, je nachdem was gerade angesagt ist. Kai Stelling spricht den Braunen daher Kaltblüter „Lord“ ist der wahre „Chef“ im Stall von Kai respektvoll mit „Chef“ an – Stelling. Foto: Jothe Ehre, wem Ehre gebührt. ky kennt das Geschäft schon länger, er hat schon viele Leute zur Insel gebracht. Jetzt soll er dem unerfahrenen Pferd Sicherheit vermitteln. Zunächst geht es aber nicht ins Watt, sondern nur durch Wald und Heide. Etwa eine Stunde dauert die erste Fahrt, sie führt über Straßen und Sandwege. Nely macht brav mit, nur große Lkw sind ihr noch etwas unheimlich. Damit die neue vierbeinige Mitarbeiterin zum Saisonstart fit für die sechsstündige Tour zur Insel und zurück ist, muss das Pensum über den Winter langsam gesteigert werden. Das heißt, die Trainingsstrecken durch Wald und Heide werden länger werden und demnächst wird die polnische Stute zum ersten Mal das Watt unter den Hufen fühlen. Die erste Fahrt zur Insel wird Nely wahrscheinlich nur mit zwei Kutschern auf dem Wagen absolvieren dürfen. Das habe zum einen Sicherheitsgründe, da man nicht vorher wisse wie das Pferd reagiere. Zum anderen mache es natürlich einen gewaltigen Gewichtsunterschied, ob der Wagen vollbe- M Pferdeausbildung u. -verkauf, Boxenvermietung, Ferienwohnung Hannelore und Dietrich Bargsten Im Heisterbusch 11 · 21717 Fredenbeck Telefon 0 41 49 / 72 48 · Handy 01 70 / 9 21 73 14 www.hof-heisterbusch.de 50 PFERDE MAGAZIN Der Traum vieler Pferdefans: Nachfrage nach Immobilien zur Pferdehaltung ist groß – Resthöfe sind besonders gefragt – Wohnprojekt wird mit Von Katharina Jothe Viele Pferdeliebhaber haben einen Traum: Die eigenen Pferde direkt am Haus zu haben. Vom Frühstückstisch schon die geliebten Vierbeiner sehen, abends schnell noch einmal in den Stall gucken und ein besonderes Verhältnis zu den Tieren aufbauen, so sind häufig die romantischen Vorstellungen. R olf Flessau aus Hemmoor hat sich diesen Traum erfüllt. Er und seine Frau halten seit über 30 Jahren ihre Pferde direkt am Haus. Spontan in den Urlaub oder auch nur über das Wochenende wegfahren, ist nicht möglich. Die Eheleute beschränken sich daher meistens auf Tagesausflüge, sodass sie ihre Pferde morgens und abends selbst versorgen können. Die Entscheidung für seinen „Selbstversorger“Stall bereut Flessau dennoch nicht. „Man ist mit den Pfer- den auf Du und Du“, sagt er. „Außerdem kann ich meine Pferde so halten, wie ich es möchte: Mit viel Auslauf auch im Winter.“ „Resthöfe werden bei uns ständig nachgefragt“, bestätigt Detlef Osterndorf von der Stadtsparkasse Cuxhaven. Es gäbe durchaus viele davon auf dem Markt, allerdings seien die Stallgebäude in der Regel alt und entsprächen nicht mehr Der Plan: Just neben den Häusern gibt es einen Gemeinschaftsstall. den heutigen Grafik: IDB Cuxhaven GmbH Standards, erdings immer noch vieles zu klärt der Immobilienberater. ven. Da die Nachfrage groß ist, beachten. Wohin bloß mit Auch die Lage des Hofes sei entscheidend. „Weit abgele- ist im „Reiterdorf“ Holte- dem Mist, ist eine Frage, die gene Höfe sind für Pferdehal- Spangen, einem Ortsteil von so manchem Pferdehalter ter selten interessant“, so Cuxhaven, das Projekt „Woh- graue Haare wachsen lässt. Osterndorf. Immobilien rund nen mit Pferd“ entstanden. Denn Pferdemist gilt ebenso wie Gülle als wasum das mit Reitwegen sergefährdender durchzogene Natur„Man ist mit den Pferden auf Stoff. Die Lagerung schutzgebiet „Cuxhavemuss daher „auf einer Küstenheiden“ Du und Du.“ ner nachweislich stünden bei potenzielRolf Flessau, Hemmoor. flüssigkeitsdichten len Interessenten dageFläche erfolgen, Sigen hoch im Kurs. ckerwasser ist zu Nicht überall ist je„Weit abgelegene Höfe fassen und aufzudoch die Haltung von fangen“, so heißt es Pferden zulässig, beisind für Pferdehalter selten im Gesetzestext. spielsweise, wenn das interessant.“ „Wer dem zuwiderAreal in einem reinen handelt, begeht eiWohngebiet liegt. Dann Detlef Osterndorf. ne Ordnungswidspielt es auch keine rigkeit oder, bei Rolle, ob das GrundVorsatz, sogar eine stück es hergibt. „Um auf der sicheren Seite zu sein, Am Berenscher Heideweg in Straftat“, erklärt der Leiter sollte man unbedingt vor unmittelbarer Nähe des Reit- des Wasser- und Abfallwirtdem Kauf eines Hauses oder wegenetzes wurden Bauplät- schaftsamtes, Andreas Lesch. Nicht viele Pferdebesitzer Bauplatzes Kontakt mit der ze explizit für die Nutzung zuständigen Behörde aufneh- zur Pferdehaltung ausgewie- sind bereit, das alles auf sich men und erfragen, ob eine sen. „Diese Bauplätze waren zu nehmen. Ebenfalls im Pferdehaltung dort erlaubt ruckzuck verkauft“, sagt Ost- Herzen des Reiterdorfes Holte-Spangen ist daher kürzlich ist“, empfiehlt Andreas Eick- erndorf. Wenn das richtige Anwe- ein weiteres Projekt aus der mann, Leiter des Amtes für Bauaufsicht und Regionalpla- sen oder der ideale Bauplatz Taufe gehoben worden. In nung beim Landkreis Cuxha- gefunden ist, gibt es aller- Planung ist ein sogenanntes PFERDE MAGAZIN 51 Mit den Vierbeinern Tür an Tür Gemeinschaftsstall und kurzen Wegen für Pferdehalter in Holte-Spangen geplant Angerdorf mit acht Fachwerkhäusern. Statt einzelner Stallgebäude direkt am Haus soll dort ein Gemeinschaftsstall gebaut werden. Diesen soll später ein Betreiber übernehmen. „Die Idee ist, dass die Reiter ihre Pferde wie gewohnt mit allem Service einstellen können, aber selbst kurze Wege haben“, erläutert Immobilienberater Osterndorf. Ein Reitplatz ist in Planung und auch Weideflächen, die den Häusern am Berenscher Heideweg fehlen, sind vorhanden. Eingeplant sind ein Heulager sowie ein Stellplatz für Pferdeanhänger. Das sei aber alles noch Zukunftsmusik, so Osterndorf. Zunächst müsse ein Großteil der Häuser verkauft sein, dann könne mit dem Bau des Stalls begonnen werden. Ein Musterhaus ist aber schon fast fertig und kann bereits besichtigt werden. Auch hier dürfte es an Interessenten nicht mangeln. Schließlich geben Reiter, Fahrer, Voltigierer und Züchter laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) um die 2,6 Milliarden Euro jährlich für laufende Kosten in Pferdesport und -haltung aus. Allein in Niedersachsen sind rund 130 000 Reiter in mehr als 1000 Reitund Fahrvereinen organisiert, die Gesamtzahl wird sogar auf 300 000 ge- Die Pferde immer in der Nähe: Das wünschen sich viele Pferdebesitzer. Dazu gibt es jetzt ein Projekt im schätzt. Reiterdorf Holte-Spangen bei Cuxhaven. Foto: Jothe 52 PFERDE MAGAZIN Glückliche Pferde in der Herde Die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft setzt sich für die artgerechte Pferdehaltung ein – Zwei Ställe als Beispiel Von Grit Klempow Wer seine Ruhe will, kann sich ein Plätzchen suchen. Wer toben will, findet einen Spielkameraden. Wer noch einen Nachschlag möchte, kann ungestört Heu knabbern gehen – die Idee der Laufställe ist, dass die Pferde selbst entscheiden, was sie wann tun wollen. Das Ziel ist eine möglichst artgerechte Pferdehaltung. Das Pferdemagazin hat sich zwei Laufställe angesehen. Vier-Sterne-Stall: Marlene Birke und ihre Familie halten ihre Pferde artgerecht. Fotos: Klempow N ur langsam kommen die drei Wallache von der Weide, aber schließlich siegt die Neugier. Herdenchef Wisus, ein englisches Vollblut, macht als Erster einen Abstecher in den Paddock mit dem trockenen Sandboden und schnuppert am Besuch. „Gerüche faszinieren ihn“, sagt Marlene Birke. Mit den Vorderbeinen auf dem Holzklotz zeigt er noch mal kurz, dass er in diesem Stall auf jeden Fall der Größte ist. Sein Stall in der Nähe von Mulsum ist ein Vier-SterneStall. Die Sterne hat die Laufstall-Arbeitsgemeinschaft (LAG) vergeben, der Familie Birke angehört. Die AG hat sich zum Ziel gesetzt, die artgerechte Haltung von Pfer- Eric kann in Ruhe sein Heu fressen. Den Fressständer kann er verlassen oder betreten wie er will. Von seinen Artgenossen kann er beim Fressen nicht gestört werden. den in Gruppen und mit Auslaufhaltung mit Rat und Tat zu unterstützen. Damit ein Stall vier Sterne bekommt, muss er einige Kriterien erfüllen. Sowohl Privatpferdehalter als auch Pensionsbetriebe können eine Plakette bekommen. Grundlegend geht es darum, den Pferden Kontakt zu Artgenossen, frische Luft, freie Sicht und ständige Bewegung zu ermöglichen. Das Zusammenleben mehrerer Pferde ist bestimmt durch die Rangordnung in der Herde, daraus ergeben sich bestimmte Kriterien, die ein Laufstall erfüllen muss. Birkes VierSterne-Stall ist picobello sauber. Der große Liegebereich ist mit Sand und darüber Strohspänen eingestreut. Bei Bedarf kann ein Tor ge- schlossen werden, das die Pferde räumlich voneinander trennt. Gerade rangniedere oder ältere Pferde brauchen ab und an ihre Ruhe. Seit 2004 sind Birkes schon dabei. Zwei Eingänge hat der Liegebereich, auch das muss sein, um den Pferden jederzeit einen Fluchtweg zu ermöglichen, falls ein Eingang durch ein ranghöheres Tier blockiert ist. Der trockene, drainierte Sandauslauf, die fest eingezäunten Weiden, zu denen die Pferde auch im Winter Zugang haben, sind weitere Pluspunkte. Die massiv gebauten Fressständer sorgen dafür, dass auch das Tier, was am wenigsten in der Gruppe zu melden hat, in aller Ruhe und so viel fressen kann wie es will und braucht – ohne, dass die gierigen Kumpel es wegscheuchen. K leine Details im Stall zeigen: Birkes tun alles, damit es ihren Pferden gutgeht. Scheuermatten an den Ständern, Äste zum Knabbern im Auslauf. Auch ein Pferdeball liegt bereit, um getreten zu werden – die drei Wallache machen davon gerne Gebrauch. Die Tränke so weit weg, dass die Pferde immer einen Weg zurücklegen müssen, Bewegung ist wichtig. Wenn Marlene Birke am Stall ist, ist auch Eric, ihr imposanter Schotte da. Das sei ein ruhiges, gemütliches Pferd, sagt Marlene Birke, die vor 25 Jahren mit dem Reiten angefangen hat, über ihr Highlandpony. „Ich bin kein Tempo-Mensch.“ Mittlerweile macht sie viele Spaziergänge mit Eric, der Athrose hat. In Birkes LAG-Stall kann er sich genauso viel bewegen, wie er will. Als Herdenchef Wisus einen Abstecher zum Auslauf macht, nutzt Eric die Gelegenheit, um sich ausgiebig auf der Weide zu wälzen. W ährend der Stall bei Mulsum eher ein kleinerer LAG-Stall ist, hat Klaus Völkers in Stade mehr Platz und vor allem Pensionspferde. An zwei verschiedenen Plätzen bietet er Einstellern die Gruppenhaltung ihrer Pferde an. Hierher kommen Pferdebesitzer, die wollen, dass ihr Pferd rund um die Uhr draußen ist und Bewegung hat. Auch Völkers’ Stall ist durch die LAG mit Sternen ausgezeichnet worden. An dem einen Standort haben bis zu 16 Pferde Platz. Der meist genutzte Platz ist ein großer Unterstand, der Schutz vor Wind und Wetter und weichen Boden bietet. „Hier sind die Pferde am liebsten“, erzählt Völkers. An mehreren überdachten Futterplätzen bekommen die Pferde ihr Heu. Damit sie nicht so schlingen und sich mehr Zeit PFERDE MAGAZIN beim Fressen nehmen müssen, ist ein Heunetz darüber gelegt. Durch die Maschen müssen die Pferde sich die Halme zupfen. Auch einen Futterautomaten hatte Völkers angeschafft, aber „den würde ich nicht wieder nehmen“, sagt er. Für die Fütterung von Kraft- oder Mineralfutter hängt er den Pferden jeweils einen Eimer um. „Jeden Tag sehe ich das Pferd zweimal“, sagt Völkers, das ist ein Vorteil. Eine kleine Reithalle an dem einen, eine große Reithalle am anderen Standort bedeuten vor allem Komfort für die Reiter. Nicht ohne Stolz zeigt Völkers seine Heuwaschanlage im Maxi-Format. Viele Einsteller lehnen Heulage für die Pferde ab, andere Vierbeiner reagieren aber empfindlich auf Heustaub. So schafft die Waschanlage mit feuchtem Heu Abhilfe. Die Paddocks sind befestigt, auch hier tüftelt Völkers ständig an Verbesserungen. Immer auf dem Laufenden zu bleiben, ist auch das Ziel der LAG. Sie passt ihre Bewertungskriterien ständig an. Das LAG-Siegel wird für drei Jahre vergeben, dann melden sich die Inspekteure an und nehmen den Betrieb oder den Privatstall erneut in Augenschein. Dabei schauen sie genau hin. Die LAG über ihre Kriterien: „Neben dem eigentlichen Stallbereich mit Ruheraum, Auslauf, Futter- und Tränkebereich, spielen Faktoren wie zum Beispiel eine Eingewöhnungs- oder Krankenbox, Stallklima, Hygiene, Futterqualität und der Weidegang eine Rolle für die Bewertung der Pferdehaltung. Ebenso wird die Weide- und Zaungestaltung sowie der gesundheitliche Zustand der Pferde bei der Stall-Inspektion genau protokolliert. Doch auch kleine Details, wie abgerundete Ecken zur Verminderung des Verletzungsrisikos oder Beschäftigungsmaterial in Form von Knabberästen oder Spielbällen für die Pferde finden Beachtung.“ Der Chef noch größer: Wisus klettert gerne auf den Holzklotz im Auslauf. Das Zusammenspiel dieser Faktoren bestimme die Qualität artgerechter Pferdehaltung, die von der LAG mit einer unterschiedlichen Anzahl von Stall-Sternen auf der LAG-Plakette bewertet und ausgezeichnet werde. Je nach Qualität der Pferdehaltung verleihen die Inspekteure bei der Stall-Bewertung bis zu fünf der begehrten „Sterne“ zusammen mit der LAG-Plakette. Weitere LAG-Ställe in der Region sind im Internet zu finden: www.lag-online.de Klaus Völkers betreibt einen LAG-Stall in Stade. Überdachte Raufen, befestigte Paddocks und ein heller, windgeschützter Unterstand bieten den Pferden Komfort. 53 54 PFERDE MAGAZIN Tolles Programm Ein tolles Programm soll es zum zweiten Züchterfrühschoppen am Sonntag, 3. April, ab 10.30 Uhr an der Deckstelle Bargstedt geben. Dazu lädt der ehemalige Deckstellenausschuss der Besamungsstation Stader Geest in Zusammenarbeit mit dem Landgestüt Celle ein. Deckstellenvorsteher Henning Bostelmann und sein Kollege Jan Borgun präsentieren die Celler Landbeschäler, Nachwuchspferde und auch Fohlen. Im Anschluss sind die Besucher zu einem gemütlichem Beisammensein eingeladen. Der Eintritt ist frei. (ws) Pferdeland Niedersachsen Erster „Pferdeland-Niedersachsen-Tag“ mit Ministerpräsident Stephan Weil in Verden Das Bundesland Niedersachsen hat das Pferd nicht nur als Wappentier. Pferdehaltung, Zucht und Sport sind längst ein Wirtschaftsfaktor von immenser Bedeutung geworden. Um dem Stellenwert des Pferdesports zwischen Harz und Elbe Rechnung zu tragen, wird im September der erste „Pferdeland-NiedersachsenTag“ ausgetragen. Niedersachsen ist ein Pferdeland, die wirtschaftliche Bedeutung des Reitsports und die internationalen Erfolge der niedersächsischen Pferdezucht sind wichtige Aushängeschilder dieses Bundeslandes. Um den Stellenwert des Pferdesektors in Niedersachsen noch stärker zu verdeutlichen, haben die Pferdeland Niedersachsen GmbH mit ihren Gesellschaftern, die Industrie- und Handelskammer Stade für den Elbe-Weser-Raum, die Industrie- und Handelskammer LüneburgWolfsburg sowie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein gemeinsames Projekt auf die Beine gestellt. Das Ziel dieser Zusammenarbeit mit dem Arbeitstitel „Wirtschaftsfaktor Pferd“ besteht darin, neben den volkswirtschaftlichen Aspekten zum Thema Pferd in Niedersachsen unter anderem den Reittourismus, die Pferdezucht und deren Auktionen, den Pferdesport, kulturelle und soziale Aspekte und nicht zuletzt den Arbeitsplatz- und Ausbildungsmarkt herauszustellen. Am 9. und 10. September 2016 wird in der Niedersachsenhalle in Verden der erste „Pferdeland-NiedersachsenTag“ ausgerichtet. Dort wird dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil das Positionspapier, die sogenannte „Verdener Erklärung“, übergeben. Außerdem wird auf der zweitägigen Veranstaltung die gesamte Bandbreite der Bedeutung von Branchen und Aktivitäten rund ums Pferd in Szene gesetzt. Interessante Show-Elemente aus dem Bereich Zucht, Sport und Jugendarbeit sowie eine Begleitausstellung runden den Pferdeland-Niedersachsen-Tag ab, zu dem viele Besucher aus dem gesamten norddeutschen Raum erwartet werden. Die Bodenexperten Angefangen hat alles mit einer einfachen Sandbestellung Ende der 1980er für ein Reitturnier. Mit dem damaligen „Bodenpapst“ Hermann Duckek prüfte Jochen Bohlmann optimale Reitsande, die sich für den perfekten Reitboden eignen. Duckek betonte: „Der Reitboden muss trittsicher und elastisch sein.“ Dieses Credo verfolgt das Familienunternehmen bis heute, auch wenn sich die Anforderungen an Reitböden im Laufe der Jahre geändert haben und anspruchsvoller geworden sind. Um eine gleichmäßige und hohe Qualität zu garantieren, sowie neueste Trends zu prüfen, beteiligt sich Bohlmann Reitböden regelmäßig an Forschungsstudien. Im Laufe des langjährigen Bestehens hat sich das Spektrum der Dienstleistungen ständig erweitert. Das Unternehmen liefert aktuell nicht nur Tretschichten oder baut klassische Dressur-, Spring-, und Fahrplätze, sondern neu im Sortiment sind auch Poloturnierplätze und Trainingsarenen, Rennbahnen, Ovalbahnen und Paddocks. Selbst extrem belastbare Rasenplätze für den Polosport gehören zu den Stärken von Bohlmann. Der Betrieb mit seinem kompetenten, erfahrenen Mitarbeiterteam und modernen Maschinen bietet seinem großen Kundenstamm den kompletten Rundum-sorglos-Service an. Fricke ist Claas-Partner Betrieb vertreibt exklusiv Traktoren und Erntemaschinen Das Unternehmen Fricke wird auch in Harsefeld exklusiver Vertragspartner für Erntemaschinen und Traktoren des Herstellers Claas aus Harsewinkel. Fricke ist mit der Fricke Landmaschinen GmbH im Elbe-Weser-Raum sowie der Fricke Landtechnik GmbH und der Mecklenburger Landtechnik GmbH in Mecklenburg-Vorpommern bereits Vertragshändler für Erntemaschinen und Traktoren des deutschen Traditionsunternehmens Claas. Seit etwa einem Jahr ist nun auch die Fricke Tobaben GmbH & Co. mit Sitz im Geestflecken Harsefeld exklusiver Vertragshändler für Claas-Traktoren und Erntemaschinen. „Wir werden für unsere Kunden am Standort Harsefeld mit den innovativen Claas-Produkten und un- serer Beratungs- und Service-Kompetenz auch in Zukunft ein zuverlässiger Partner sein“, ist sich Hans-Peter Fricke sicher. Für die Landwirte und Lohnunternehmer in der Region wird sich in Sachen Service künftig nichts ändern. Bei allen Fragen und Problemen stehen die erfahrenen Mitarbeiter weiter mit Rat und Tat zur Seite. Dank umfassender Aus- und Weiterbildung und mit modernster Diagnose- und Prüftechnik werden Reparaturen und Instandsetzungen auch künftig unabhängig vom Fabrikat schnell, kostengünstig und zuverlässig durchgeführt. Die 1923 gegründete Fricke Gruppe beschäftigt heute 1741 Vollzeitmitarbeiter, davon 161 Auszubildende. Inzwischen ist die Fricke-Grup- Fricke vertreibt nun Claas. pe im Handel mit Landmaschinen, Gartentechnik, Nutzfahrzeugen sowie Ersatzteilen an weltweit 53 Standorten in 18 Ländern vertreten. Das Familienunternehmen hat seinen Hauptsitz in Heeslingen. PFERDE MAGAZIN 55 Wenn es in den Gelenken hakt Stefanie Pachel ist als Tierärztin spezialisiert Von Grit Klempow Stefanie Pachel schaut genau hin. Der Schweif tendiert nach rechts, das Becken scheint links viel höher. Petra Flemming führt ihren jungen Oldenburger Wallach noch einmal auf dem Hof in Nindorf auf und ab, dann notiert die Tierärztin auf dem Behandlungsbogen ihren Eindruck und macht sich an die praktische Arbeit. Jedes Gelenk wird sie prüfen und ihrem Patienten physiotherapeutische Übungen verschreiben. Darauf ist Stefanie Pachel spezialisiert. M anchmal scheint sich der Blick des Patienten nach innen zu wenden, als müsse sich Wallach „Quali“ darauf konzentrieren, wie sich die Behandlung anfühlt. „Ich lege viel Wert auf die Biomechanik, wir müssen das Pferd in seiner Anatomie beachten, nur dann kann es auch funktionieren“, sagt die Tierärztin, die 2015 ihre Praxis „Fit4Motion“ in Harsefeld eröffnet hat. Sie tastet sich langsam vor, prüft behutsam jedes Gelenk. Im Sommer war der junge Wallach beim Galopp auf die Weide gestürzt und hatte sich so einiges gestaucht, gezerrt und einen Dornfortsatz leicht angeknackst. Jetzt ist Stefanie Pachel zum Kontrolltermin gekommen. Was ihr wichtig ist: Sie versteht sich nicht als Konkurrenz zu den Veterinärskollegen, sondern als Ergänzung. Denn Stefanie Pachel ist die Spezialistin für den Bewegungsapparat der Vierbeiner. Auf ihr Tiermedizin-Studium in Gießen und Berlin sattelte sie Fortbildungen drauf: In Chiropraktik machte sie ihre Prüfung beim Dachverband der „International Veterinary Chiropractic Association (IVCA)“. Sie bildete sich weiter zur Tierärztin für physikalische Medizin/Physio- therapie im Rehazentrum für Vierbeiner, bei Gerd Heuschmann lernte sie weiter über die Biomechanik des Pferdes bei Biegung und Stellung. Die Chiropraktik ersetze die Veterinärmedizin nicht, sagt sie. Aber: Bei Funktionsstörungen aller Gelenke und innerer Organe und bei Schmerzen könne sie eine sinnvolle Erweiterung sein. Die gebürtige Brandenburgerin arbeitete zweieinhalb Jahre in einer Tierarztpraxis in Apensen. Die Gegend gefiel ihr so gut, dass sie blieb. Ihr Ziel war es von vornherein, sich nach dem Tiermedizin-Studium zu spezialisieren. Dass sie mit ihrem Hund „Shadow“ nach einem Halswirbelbruch „von Pontius bis Pilatus“ laufen musste, um physiotherapeutische Unterstützung zu bekommen, war dafür der Auslöser. Stefanie Pachel steht mittlerweile auf einem hohen Schaumstoffblock, um von oben die Wirbelsäule ihres Patienten ertasten zu können. Stellt sie fest, dass das Gelenk in der Bewegung eingeschränkt ist (Subluxationskomplex) gibt sie einen sehr schnellen und kurzen Impuls mit den Händen. „Quali“ scheint das als angenehm zu empfinden, er steht still, obwohl seine Kumpel längst auf der Weide sind. Die Reha nach Verletzungen und Operationen auch für Hunde und Katzen gehört zum Angebot in ihrer Tierarztpraxis. Dort zeigt sie im Bewegungsraum für Hunde, welche Übungen zur Heilung beioder tragen Stefanie Pachel mit „Praxishund“ Kalle. Petra Flemming und ihr Wallach „Quali“ beim Termin mit Tierärztin Stefanie Pachel. Beschwerden lindern. Wenn es zwischen den Knochen hakt, könne das auch Auswirkungen auf andere Organe haben, sagt sie. Chronische Ohrenentzündungen oder auch Inkontinenz können zum Beispiel die Folge sein. Das Abtasten der Muskulatur (Knochenpunkte, Schmerzpunkte), die neurologische Untersuchung und die Gangbildanalyse gehören zur Untersuchung. Lymphdrainage, Laser- und Magnetfeld- oder Interferenzstromtherapie zählen zu den Behandlungsmöglichkeiten. atient „Quali“ indes guckt gerade etwas irritiert. „Es wäre schön, wenn wir den Rücken hochbekämen“, sagt Stefanie Pachel. Den Oberhals zu aktivieren, den Rücken aufzuwölben, den Kopf in einer Vorwärts-Abwärtshaltung zu tragen, würde ihm derzeit ganz besonders wohltun. Dafür muss er auch seinen Brustmuskel anspannen. Stefanie Pachel schmunzelt. „Er sagt, er kann da nicht atmen, er macht sich fest. Aber er kann.“ Der junge Wallach beginnt zu kauen, schnaubt und scheint seinen Blick noch einmal nach innen zu richten. Stefanie Pachel ist zufrieden. „Langsam merkt er, dass es ihm guttut.“ Ihr eigener Trakehnerwallach Bruno ist mit seiner Größe von 1,86 Metern nicht gerade handlich. Stefanie Pachel macht viel Bodenarbeit mit ihm und probiert immer wieder Neues in Sachen Zirkuslektionen aus – das hilft P auch ihm bei der Körperkoordination. Mit „Quali“ wird Petra Flemming selbst weiter üben – bis die Folgen seines Sturzes ganz überwunden sind. 56 PFERDE MAGAZIN Die Zwillingsschwestern Kati und Rike van der Weerd aus Oberndorf mit ihrem Wallach Dunbee. Zum Reiten fehlt den Tierheilprakterinnen die Zeit. Die brauchen sie momentan für ihre Patienten – und für Interviewtermine. Durch die NDR Sendung „Doppelt heilt besser“ sind sie weithin bekannt. Foto: Karin Constanzo S Sanfte Tiermedizin im Doppelpack Im Einklang: Wie Rike und Kati van der Weerd kranke Pferde, Hunde und Katzen heilen ie sind gefragt, darüber besteht kein Zweifel. Die Zwillinge Rike und Kati van der Weerd stehen gerade vor einem Drehtermin mit dem NDR-Fernsehen. Ein deutschlandweit bekanntes Pferdefachmagazin wartet anschließend auf das Interview und die Anfrage des Pferdemagazins steht auch noch auf der Tagesordnung. Doch bei allem Medienrummel haben die beiden Naturheilpraktikerinnen für Tiere die Bodenhaftung nicht verloren. „Das Wohl des Tieres steht für uns immer im Vordergrund“, betonen Kati und Rike van der Weerd unisono. Und das bedeutet, die Presse muss auch mal warten. Die beiden Frauen gewähren gern einen Einblick in ihren Alltag als Naturheilpraktikerinnen für Tiere. Das Besondere: Al- Von Carmen Monsees Oberndorf. Die Zwillingsschwestern Rike und Kati van der Weerd führen gemeinsam die Tierheilpraxis am Ahrensfluchter Deich in Oberndorf. Das Duo arbeitet pausenlos. Ihre Mission: Kranken Vierbeinern in Not auf hömopathischer Basis wieder Lebensqualität verschaffen – und im besten Fall das Leben retten. Bekannt sind die beiden mittlerweile weithin – als Protagonisten der NDR-Sendung „Doppelt heilt besser“. les, was bei den Zwillingen geschieht, passiert vollkommen identisch und im Doppelpack. „Jeder vierbeinige Patient, egal wie klein oder wie teuer, wird gemeinsam behandelt“, sagt Kati, aber eventuell ist es auch Rike gewesen. Die temperamentvollen Frauen sind schwer zu unterscheiden. Im Praxis-Alltag der Schwestern ist kein Tag wie der andere. Bei den tieri- schen Patienten von Rike und Kati van der Weerd handelt es sich vornehmlich um Pferde, Hunde und Katzen. Wenn die Besitzer der vierbeinigen Patienten die Tierheilpraxis von Rike und Kati van der Weerd aufsuchen, gibt der Gesundheitszustand der Tiere meist Anlass zu großer Sorge. Der Genesung der Tiere haben sich die naturliebenden Schwestern mit Herz und Seele verschrieben. Den tierischen Krankheitsbildern widmen sich die Zwillinge gemeinsam und besprechen so ihre Strategie. en Körper und die Psyche des Tieres betrachten die Schwestern ganzheitlich. Kati van der Weerd erklärt: „Wir verfolgen bei offensichtlichen Beschwerden und Krankheiten die Symptome lange zurück und stellen Zusammenhänge her. D Dieser ganze Prozess muss bei der Behandlung berücksichtigt werden, um den Organismus langfristig und nachhaltig wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“ Im Doppelpack kann das Krankheitsbild noch besser beleuchtet werden. „Das hat schon seinen Vorteil“, sagen sie und lächeln verschmitzt: „Dabei entgeht uns in der Regel nichts!“ Es gibt aber auch Krankheitsfälle unter ihren Patienten, da darf nicht gezögert werden. Bei schwer kranken Patienten, die unter höllischen Qualen leiden, ziehen Kati und Rike van der Weerd sofort einen Tierarzt ihres Vertrauens hinzu. „Wir wissen genau, wo die Grenzen sind.“ Während des Pressegesprächs klingelt das Telefon im Minutentakt. Während Rike Termine abspricht, Untersuchungsergebnisse mitteilt oder eine neue Patientenanfrage entgegen nimmt, verdeutlicht Kati: „Wir haben keinen ruhigen Job in unserem Idyll am Ostedeich.“ Doch eines ist klar: Seite an Seite brennen sie für ihren Beruf und es zählt nur eines. Es ist der Moment, wenn sie einen Tierhalter glücklich gemacht haben, weil sie das Leben des Vierbeiners retten konnten. ike und Kati van der Weerd wissen heute genau, wo sie stehen. Das war nicht immer so, sagen sie. Als sie vor 15 Jahren ihre Tierheilpraxis auf dem Gehöft ihrer Eltern eröffnet haben, lag ein langer Weg vor ihnen. Sie mussten sich behaupten, denn Hömopathie und Heilpraktiken für Tiere, damit konnten viele Menschen auf dem Land nichts anfangen. Die Tiermediziner begegneten Rike und Kati mit Argwohn. Doch die Zwillinge sind ihrem Weg und ihrer Überzeugung von Hömopathie für Tiere treu geblieben. Mittlerweile arbeiten sie eng mit einigen Schulmedizinern zusammen, denn Impfungen, Röntgen und Laboruntersuchungen dürfen Tierheilprak- R PFERDE MAGAZIN tiker nicht ausführen. Pferde sind seit Kindheitstagen die Leidenschaft der Zwillinge. Kati wird ein bisschen melancholisch, wenn sie erzählt, wie alles begann. Um sich den Traum vom eigenen Pferd zu erfüllen, gingen die Schwestern kellnern und putzen. Im Jahr 1993 war es dann so weit. Sie kauften sich den Hannoveraner „Suleyman“, ein Sokrates-Nachkomme, von der Elite-Auktion. Dass „Souli“, wie sie ihn heute noch liebevoll nennen, den Zwillingen einmal ihren beruflichen Weg bereiten würde, ahnten sie zu der Zeit noch nicht. Aufgrund eines Impfschadens erkrankte das Pferd, erzählt Kati. „Kein Tierarzt konnte ihm helfen. Wir haben nur noch geheult.“ In der Tierheilpraktik muss man sehr viel mehr nachdenken, schildert Kati. „Wie viele andere Tierhalter auch, wollten wir nicht gleich zum Cortison greifen.“ Gemeinsam haben Kati und Rike den Gesundheitszustand von „Souli“, Tag für Tag ganzheitlich betrachtet, immer wieder beobachtet, neu analysiert und ihm trotz schwerer Krankheit zu Le- bensqualität verholfen. Bis die Zwillinge eines Tages, im Jahr 2000, erkannten, was ihre wahre Berufung ist. „Souli“ starb mit 24 Jahren – und der treue Wegbegleiter hat sich tief in die Seele der Zwillinge gebrannt. Heute bereichert der dreijährige „Dunbee“ – ein „Dancier“Nachkomme – das Leben von Kati und Rike. Doch zum Reiten fehlt den Schwestern momentan noch die Zeit. Da sind beide einer Meinung. Wie immer überhaupt. Bei den beiden Frauen ist alles identisch, vom Scheitel bis zur Sohle. Hinzu kommen die positive Lebenseinstellung und ihre Energie – alles im Doppelpack natürlich. Und die Anerkennung, die sie heute von allen Seiten erfahren, die haben sie sich auch doppelt verdient. eugnis hierfür ist das Vertrauen der Tierbesitzer in die alternativen Heilmethoden der Zwillinge. Kati nennt ein Beispiel. Eine Hundebesitzerin kommt einmal pro Woche und nimmt eine Stunde Fahrt pro Wegstrecke in Kauf. „Vor zwei Jahren haben wir ihrem Hund das Leben gerettet.“ Z In der NDR-Sendung „Doppelt heilt besser“ ist zu sehen, wie Kati und Rike ein Fohlen behandeln. Foto: NDR/Andre Reuter 57 58 PFERDE MAGAZIN Von Budget und Balance Islandwallach Sinir meldet sich zu Wort – Von sinnvollen und weniger sinnvollen Anschaffungen der Zweibeiner Aufgezeichnet von Grit Klempow W enn sie mich doch mal fragen würde! Macht meine Chefin Grit aber nicht. Ich wohne mit zwei Kumpels bei ihr, und sie würde viel Geld sparen, wenn sie mit mir besprechen würde, welche Investitionen sinnvoll sind. Meine Chefin findet es zum Beispiel sinnvoll, dass wir jetzt regelmäßig neben den Impfterminen auch noch zum Zahnarzt müssen. „Prophylaxe“, sagt sie. Mal ehrlich, meine Zähne sind doch tipptopp. Funktionieren bestens. Hab‘ ich auch schon bewiesen... dass die Zaunlatte nicht durchgeknabbert werden soll, muss auch mal vorher gesagt werden. Dann diese wirklich völlig unnötige Geschichte, als sie ein neues, sehr kostspieliges Stromgerät gekauft hat. „Mit mehr Wumms, Sinir“, hat sie geschimpft, weil ich immer unter dem Elektrozaun durchgekrochen bin. Ja, aber auch „mehr Wumms“ tut nur einmal kurz weh – und das noch nicht mal richtig, wenn die Mähne dick genug ist. Gleich zum Erntefest habe ich meiner Chefin gezeigt, dass diese Ausgabe überflüssig war. So richtig begeistert war sie nicht, dass ich auf dem Festplatz aufgetaucht bin. Zwei Tage später hat sie noch mehr Geld ausgegeben und einen festen Draht kurz über der Grasnarbe gezogen. Na, ja. Aus ihrer Sicht war das vielleicht sinnvoll – ich fühle mich in meiner Freiheit seither doch eingeschränkt. Im Sommer wollte sie außerdem unbedingt einen Fellsattel haben, ohne Steigbügel. „Das schult meine Balance“, sagte sie. Dass sie das dringend nötig hat, habe ich ihr sofort in der ersten Kurve auf dem Reitplatz bewiesen. Spätestens nach meiner Kehrtwendung gegen den Zaun suchte sie ihre Balance irgendwo im Sand des Reitplatzes. Also ehrlich, hätte sie sich doch sparen können, das Geld – und doch lieber ganz ohne Sattel ihre Balance gesucht... Überhaupt, das Reiten. Einmal in der Woche kommt Kerstin, die Trainerin. Das Gerittenwerden ist dann viel anstrengender als sonst. Also, ICH weiß ja, wie man sich auf einem Kreis biegt, wie man die Hufe kreuzt. „Travers“ kann ich aus dem Effeff – wenn die Chefin nicht auf meinem Rücken ist. Muss das denn sein, fragt mein stummer Blick. „Muss“, sagt meine Chefin nur und ist nach der Stunde noch viel kaputter als ich. Dabei frage ich mich, was denn dagegen einzuwenden ist, ganz ohne Biegung und diese ganze Gymnastik ein bisschen durch den Wald zu brettern? Da nehme ich sie auch gerne mit. Überhaupt: Fortbildungen werden wirklich überbewertet. Ständig irgendwelche Kurse. Am schlimmsten war der, als ich enttarnt wurde. Da sagte die Kursleiterin: „Ist ja ein nettes Pferd, aber so ganz ernst nimmt der dich nicht.“ Spinnt die denn? Das sollte meine Chefin doch gar nicht wissen! Seitdem ist sie auch gar nicht mehr so leicht zu händeln, so aus meiner Sicht. Benimmt sich viel zu oft wie eine richtige Chefin... Schön war es aber, dass sie sofort der Physiotherapeutin Bescheid gesagt hat, als es mich ein bisschen im Kreuz gezwickt hat. Die kam, war ganz sanft und hat mich betüdelt. Das behalte ich mal im Hinterkopf. Nicht, dass ich ein Simulant wäre, aber man weiß ja nie. Denn gerade vor drei Wochen kam meine Chefin und erzählte begeistert, sie hätte jetzt Pfosten bestellt und Scheinwerfer. „Ich will den Reitplatz beleuchten“, sagte sie. Damit wir im Winter „ein größeres Zeitfenster“ haben. Dann wurde das Wetter so schlecht, dass sie weder Stromkabel verbuddeln, geschweige denn auf dem Platz reiten konnte. Hätte ich ihr gleich sagen können, dass es mit ein bisschen Licht nicht getan ist. Wie gut, dass sie wenigstens rechtzeitig auch einen Satz Paddockplatten bestellt hatte. etzt hat meine Chefin einen neuen Aufkleber am Auto. Das Geld hätte sie nun doch lieber in eine Tüte Leckerli investieren sollen. Was auf dem Aufkleber steht? „Früher hatte ich Zeit und Geld, heute habe ich Pferde.“ Den hätte sie sich wirklich sparen können. J
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