Umsetzung Nationales Programm HIV und andere STI 2011–2017

Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Bundesamt für Gesundheit BAG
Faktenblatt „Umsetzung Nationales
Programm HIV und andere STI 2011–2017“
Handlungsfeld:
1. Lebensqualität
Ziel:
1.3 Gesundheitsförderung und Krankheitsvorbeugung intensivieren
Massnahme:
1.3.1 Verbesserung der Prävention und Früherkennung
nichtübertragbarer Krankheiten
Ausgangslage
Die HIV-Infektion betrifft in der Schweiz schätzungsweise rund 25‘000 Personen. Mit der
antiretroviralen Therapie (ART) kann das HI-Virus kontrolliert und damit die Sterblichkeit massiv
reduziert werden. Während die Zahl der Neu-Diagnosen seit 2008 langsam abnimmt (2014: 519
Fälle), haben die Meldungen von anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI), namentlich
Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien, seit dem Jahr 2000 langsam, aber stetig zugenommen. Erst
2013/14 haben sich Syphilis und Gonorrhoe auf hohem Niveau stabilisiert dank der seit 2011
kommunizierten 3. Safer Sex-Regel „wenn’s juckt sofort zum Arzt“. Viele STI sind zwar heilbar, es
zeichnet sich aber global eine Zunahme der Resistenzbildung bei gewissen STI -Erregern (insb.
Gonokokken) ab. Komplikationen von STI können zu Unfruchtbarkeit führen oder schädigende
Wirkungen für Neugeborene und Schwangere haben. STI verlaufen, vor allem bei später
Behandlung, zu einem beachtlichen Teil chronisch. Zudem begünstigen die meisten STI die
Übertragung von HIV.
Die ART kostet pro Patient und Jahr rund CHF 25‘000. Heute erhalten mehr als die Hälfte der HIV infizierten Menschen eine ART, was zu jährlichen Kosten zulasten der Obligatorischen
Krankenpflegeversicherung von über 300 Mio. CHF führt. Die Behandlung der neu gemeldeten rund
500 Fälle pro Jahr wird zu einer Kostensteigerung von 12 Mio. pro Jahr führen. Die erfolgreiche
Behandlung mit ART macht die Betroffenen „nicht infektiös“, sie scheiden also keine Viren aus.
Dieser Effekt wird aber nur erzielt, wenn die Betroffenen die Behandlung lückenlos und ihr Leben
lang durchführen. Deshalb besteht auch ein öffentliches Interesse an der erfolgreichen Behandlung
mit ART und ebenso an früher Erkennung und richtiger Behandlung (inkl. Partnerbehandlung)
anderer STI.
Die HIV/STI-Bekämpfung basiert auf dem Prinzip, Infektionen
 durch Impfung und/oder Verhaltensänderung zu verhüten;
 früh zu erkennen, um sie dann rechtzeitig und richtig zu behandeln.
Zielsetzung
Der Bundesrat hat das Nationale Programm HIV und andere STI 2011–2017 (NPHS) im Herbst
2010 genehmigt. Das Programm verfolgt vier Ziele entlang der drei Achsen „Gesamtbevölkerung“,
„besonders betroffene oder gefährdete Zielgruppen“, „Betroffene und ihre Partner“. Die Umsetzung
des Programms geschieht in Kooperation mit „Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGS)“, „Aids-Hilfe
Schweiz (AHS)“ und besonders von HIV und STI betroffenen Kantonen und weiteren, lokalen
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Aktualisierung: August 2015
Organisationen (z.B. Checkpoints). Bundesrat und Verwaltung werden durch die
ausserparlamentarische „Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG)“ beraten.
Stand der Dinge
Die Information der Gesamtbevölkerung mittels der LOVE LIFE – bereue nichts-Kampagne (Start im
Frühling 2014) ist erfolgreich. Schutz vor HIV mittels Kondomen ist wieder ins öffentli che
Bewusstsein gerückt und im öffentlichen Raum präsent. Über eine Million Mal ist der Spot
angeklickt worden, um 250‘000 Personen sagen JA zum Manifest. Der Wissensstand ist
befriedigend und insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene schützen sich bei
Sexualkontakten vor Infektionen. Bei den besonders betroffenen Zielgruppen scheint die HIV Infektion bei Menschen mit intravenösem Drogenkonsum unter Kontrolle, ganz im Gegensatz zur
Infektion mit Hepatitis C. Weiterhin hohe HIV&STI-Fallzahlen werden bei Männern, die mit Männern
Sex haben, gemeldet. Zurückzuführen sind diese hohen Zahlen mindestens teilweise auch auf die
zunehmende Testhäufigkeit und die verschiedenen Kampagnen in dieser Zielgruppe (Break -theChains, Syphilis-Testwochen etc.).
Zur Hälfte der Laufzeit des NPHS (per Juli 2014) wurde unter starkem Einbezug der Stakeholder
und der EKSG ein „Midterm-Check“ des Programms durchgeführt. Es besteht Konsens, dass die
Strategie (Vision, Mission und Ziele) weiterhin gültig ist und bis ca. 2020 verläng ert werden kann.
Die Programm-Umsetzung wird als „befriedigend“ beurteilt. Einzelne Anpassungen wurden
vorgeschlagen, durch die EKSG priorisiert und werden nun umgesetzt. Kein Konsens besteht
bezüglich der Ausrichtung des nächsten Programms: Wieder ein HIV/STI- oder ein umfassendes
„Sexual Health“-Programm? Die EKSG wird 2016 diese Frage klären und dem Bundesrat eine
Empfehlung unterbreiten, damit der Bundesrat beim Entscheid, das Programm bis Ende 2019 zu
verlängern, auch die Richtung der Programm-Erarbeitung vorgeben kann.
Die AHS hat im Frühling 2015 die Kampagne Break-the-Chains (BTC) zum 4. Mal durchgeführt.
BTC wird extern evaluiert.
Die LOVE LIFE – bereue nichts-Kampagne wird 2015 weiter geführt und der inhaltliche
Schwerpunkt „bei Fieber nach Sex ohne Gummi zum Arzt“ beibehalten.
Nächste Schritte
Die LOVE LIFE – bereue nichts-Kampagne mit der neuen Botschaft „bei Fieber nach Sex ohne
Gummi zum Arzt“ geht im Herbst 2015 weiter, weiterhin unter Beteiligung und Einbezug der
Zielgruppe bei der Entwicklung und Umsetzung.
BAG und AHS überarbeiten nach Vorliegen der Evaluation BTC den Urgent Action Plan von 2012
für die HIV- und STI-Prävention bei MSM in den nächsten Jahren.
Für die Fokussierung der Prävention bei Migrantinnen und Migranten erscheint im Sommer 2015 ein
Rahmenkonzept „Migration & Vulnerabilität“.
Link zu weiterführenden Informationen
www.bag.admin.ch/aids
www.lovelife.ch
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Aktualisierung: August 2015