Predigt – Entwicklung des Glaubens

Predigt – Entwicklung des Glaubens
 Kurzfilm: „Leben ist mehr“
Ja. Leben ist mehr. Mehr als einfach nur Stückchen für Stückchen älter zu werden, mal
Erfolge und mal Misserfolge zu feiern. Leben ist mehr, als einfach nur so gut es geht,
eben den Alltag zu bewältigen.
Und dieses Mehr hat ganz intensiv mit Gott zu tun. Gott ist dieses Mehr sozusagen
höchstpersönlich – und unser Glaube ist das, was uns mit diesem Gott verbindet. Unser
Glaube ist unsere Verbindung zu diesem Mehr, zu diesem Gott.
Aber: Was heißt das eigentlich - „Glaube“? Gibt es nicht ganz unterschiedliche Formen
von Glauben? Doch, die gibt es – und ich möchte Euch heute mal vier unterschiedliche
Grundarten des christlichen Glaubens vorstellen:
Den Playmobil 1-2-3-Glauben, den Duplo-Glauben, den Lego-Glauben und den LegoTechnik-Glauben. Wir schauen uns das mal in Ruhe an:
1. Playmobil 1-2-3
Das hier ist die erste Stufe von Glaube. Dieser Glaube ist (wie Playmobil 1-2-3)
ziemlich einfach, mit nur sehr wenig unterschiedlichen Bauteilen. Wir glauben,
dass es einen Gott gibt. Wir gehen – ganz ab und zu – auch mal in die Kirche (an
Heiligabend zum Beispiel, oder mal zu einer Hochzeit oder so). Und manchmal vor
dem Einschlafen oder in einer Notsituation sprechen wir ein einfaches Gebet.
Fertig. Ein ganz einfacher Glaube. Ein Glaube für Anfänger, könnte man vielleicht
sagen.
Wer glaubt so? Meiner Beobachtung nach glauben zum Beispiel viele Kinder so,
deren Eltern relativ wenig mit der Kirche zu tun haben, glauben so. Aber auch
viele Konfis und Erwachsene glauben so. Dieser Playmobil-1-2-3-Glaube, dieser
„Anfänger-Glaube“ (und das meine ich nicht negativ wertend, auch Playmobil 1-23 hat ja seine volle Berechtigung) ist so ein Glaube, der ein Leben lang gleich
bleiben kann, wenn man ihn nicht entweder aus eigenem Antrieb
weiterentwickeln will oder irgendwelche Schicksalsschläge einen tiefer ins
Nachdenken und in die Suche nach Gott hinein führen.
2. DUPLO
Der Duplo-Glauben besteht aus deutlich mehr Bausteinen und ist schon ein
ganzes Stück komplexer.
Unter Duplo-Glauben verstehe ich so eine Art ausgeprägteren Kinderglauben. Es
ist ein Glaube, der sich einstellt, wenn Kinder regelmäßig biblische Geschichten
vorgelesen oder erzählt bekommen, wenn die Eltern mit ihnen beten (vor dem
Essen und vor dem Schlafengehen), wenn sie vielleicht sogar halbwegs regelmäßig
den Kindergottesdienst oder die Jungschar besuchen und einen Reliunterricht
haben, der nicht abschreckt, sondern Lust macht 
In solchen Kindern entwickelt sich häufig ein Glaube, der mehr ist, als bloß die
Überzeugung, dass Gott existiert. Solche Kinder gewinnen Gott regelrecht lieb, sie
vertrauen Gott, dass er alles tun kann und sie beschützt, sie sind fasziniert von
Jesus und dem, was dieser Jesus so alles anstellen konnte und dass dieser Jesus
scheinbar
immer
noch
lebt
–
wenn
auch
unsichtbar.
Wie schon gesagt: Dieser Duplo-Glauben besteht aus deutlich mehr Bausteinen
als Playmobil 1-2-3 und ist schon ein ganzes Stück komplexer. Man kann mit
diesem Glauben deutlich mehr machen. Man kann sich länger mit ihm
beschäftigen. Stein für Stein etwas aufbauen. Dieser Glaube ist bereits in der
Lage, dass er das Leben tragen kann.
3. LEGO
Das erste Mal so richtig ein bisschen herausfordernd und ein gutes Stück echte
Arbeit wird es, wenn wir das Land des Lego-Glaubens betreten. Ihr Konfis werdet
zusammen mit dem Konfi-Team und mir hoffentlich im kommenden Jahr
Erfahrungen mit diesem Lego-Glauben machen. Unter Lego-Glauben verstehe ich
einen Glauben, wo auf einmal alles nicht mehr so einfach ist. Es kommen Fragen
und Zweifel:
Ist er wirklich so lieb, der liebe Gott? Kann Gott tatsächlich alles? Wenn ja:
Warum gibt es dann so viel Leid auf der Welt?
Hört Gott mich wirklich, wenn ich zu ihm bete?
Was hat es eigentlich mit dieser Schöpfungsgeschichte auf sich, wo wir doch
gelernt haben, dass die Welt durch Urknall und Evolution entstanden ist?
Und warum ist es in der Kirche eigentlich immer so furchtbar langweilig. Ist das
ganze Christsein möglicherweise langweilig? Eine ewige Aneinanderreihung von
Verboten, wo all das verboten ist, was eigentlich Spaß macht?
Gleichzeitig kann es eine irre Entdeckung sein, wenn man auf einmal merkt, dass
Gott trotz all der ungelösten Fragen tatsächlich existiert. Dass Gott ein
unvorstellbares Interesse an mir hat und mich exakt so liebt, wie ich bin. Dass
Gott Großes mit mir vorhat und mit mir gemeinsam die Welt verändern will. Dass
mein Leben zählt und einen Unterschied macht. Und dass es die Möglichkeit gibt,
mit meiner Schuld und all dem Lebens-Müll, den ich manchmal produziere, zu
Jesus zu kommen und er mich ganz neu anfangen lässt.
Das ist der Lego-Glaube. Ein faszinierender, abwechslungsreicher Glaube, der
unser Leben bereichert und mit dem wir anders denken und anders handeln, als
zuvor.
4. LEGO-Technik
So, und schließlich gibt es noch eine weitere Stufe des Glaubens, die ich den Lego-
Technik-Glauben nennen möchte. Bei diesem Glauben vertraue ich mich voll und
ganz Gott an – obwohl ich immer noch so manche Fragen und vielleicht sogar
Zweifel habe. Dieser Glaube steckt voller Liebe zu Gott. Im Lego-Technik-Glauben
bin ich fasziniert von Gott, ich entdecke, wie groß und großartig Gott ist, wie
anders er ist, ich frage ihn nach seiner Meinung, höre auf das, was er mir zu sagen
hat und lebe so eng mit ihm zusammen, dass all seine Schönheit und Güte und
Kraft Stückchen für Stückchen auf mein Leben abfärben. Mein Leben verändern.
Mein Leben froher und heller machen. Ich baue nicht mehr einfach selber
drauflos, sondern frage Gott nach seinen Plänen und lasse Gott in meinem Leben
etwas bauen, was so komplex ist und überraschend, dass ich es selbst niemals
hingekriegt hätte.
Playmobil 1-2-3, Duplo, Lego und Lego-Technik – ich finde, jede dieser unterschiedlichen
Glaubensarten hat ihre eigene Daseinsberechtigung. Es gibt unterschiedliche Zeiten im
Leben und vielleicht passt sogar zu jeder Zeit im eigenen Leben eine dieser
Glaubensarten. Aber wenn sich unser Leben weiterentwickelt, dann sollte sich auch
unser Glaube weiterentwickeln. Denn Ihr könnt ja mal versuchen, einem zehnjährigen
Kind oder sogar einem vierzigjährigen Erwachsenen eine Schachtel mit Playmobil 1-2-3 in
die Hand zu drücken – Ihr werdet sehen, dass derjenige sich ziemlich schnell langweilt
und das Playmobil auf die Seite packt. So ist es auch mit der Glaubensvariante von
diesem 1-2-3-Playmobil. Wenn Ihr jugendlich oder sogar erwachsen seid und immer noch
mit diesem 1-2-3-Glauben herumlauft (also „Es gibt vermutlich einen Gott“, „ab und zu
kann man ruhig auch mal in die Kirche gehen“ und „wenn es einem wirklich schlecht
geht, kann man immer noch ein Stoßgebet sprechen“) dann werdet Ihr feststellen, dass
dieser Glaube ziemlich langweilig und irrelevant ist. Er berührt Euch nicht und hat mit
Eurem Alltag im Prinzip nix zu tun. Aus diesem Grund wird Euer 1-2-3-Glaube dann auch
auf irgendeinem Regal Eurer Seele langsam vor sich hin verstauben.
Ich glaube also, dass es gut für uns ist, wenn wir uns in unserem Glauben
weiterentwickeln. Wenn wir neugierig auf Gott zugehen und schauen, was er so alles mit
uns vorhat und mit unserem Leben anstellen will. Wenn wir auf Gott-Entdeckungsreise
gehen. Denn unseren Glauben weiterentwickeln, wie so eine Art Projekt, das können wir
aus eigener Kraft gar nicht. Das Einzige, was wir können, ist: Auf Gott zugehen und dann
schauen, was er so alles aus unserem Glauben macht.
Wenn jetzt also der ein oder andere von Euch Lust hat, seinen Glauben von Gott ein
gutes Stück weiterentwickeln zu lassen, dann schlage ich Folgendes vor:
1. Tastet Euch an Gott heran. Lasst Euren Glauben nicht in irgendeiner Ecke
rumliegen, sondern beschäftigt Euch regelmäßig mit dem Thema Gott und
Glaube. Besucht Gottesdienste, aus denen Ihr etwas mitnehmen könnt. Lest
Predigten und Bücher. Schaut Filme, die etwas mit dem christlichen Glauben zu
tun haben. Und vor allem: Redet darüber. Sucht Euch Menschen, mit denen Ihr
über Eure Fragen und Gedanken reden könnt. Sucht Euch vielleicht sogar
Menschen, denen Ihr abspürt, dass da ein Glaube ist, der sie trägt. Menschen, die
Euch durch ihre Art zu leben und zu glauben inspirieren. Tastet Euch also –
sozusagen thematisch – an das Thema Gott und Glaube heran.
2. Versucht mal, eigene Schritte im Glauben zu gehen. Probiert Gott und den
Glauben einfach mal aus.
Nehmt Euch zum Beispiel vor, zwei Wochen lang regelmäßig zu beten. Fangt an,
mit Gott über euren Tag zu reden, über das, was euch beschäftigt und was ihr
euch wünscht. Ihr könnt auch unsere Gebetsabende im Pfarrhaus (=> Mittwoch,
20.30 Uhr) besuchen, wo die ganze Wohnung in so eine Art Gebetslandschaft
umgewandelt sein wird und wo Ihr auf ganz viele verschiedene Weisen mit Gott
ins Gebet kommen könnt. Für jeden so, wie es ihm oder ihr gerade passt. Beten
also.
Oder tastet Euch mal an die Bibel ran. Kauft Euch zum Beispiel die dreimonatlich
erscheinende Zeitschrift „Zeit mit Gott“ für Erwachsene, oder „Pur“ für
Jugendliche - wo jeden Tag ein kurzer Bibeltext erklärt wird, so dass er für unser
Leben verständlich und wichtig wird. => Nächstes Jahr „In 80 Tagen durch die
Bibel“ (Feb/März & Okt/Nov 2015, 2x 40 Tage durch die wichtigsten Texte der
Bibel, dann zweiwöchentlich Austausch in Kleingruppen). Bibel und Gebet sind so
typische Glaubensentwickler.
Oder versucht, einfach mal etwas zu tun, was Gott auf jeden Fall gut findet, z.B.
großzügig sein. Großzügig mit Eurer Zeit, Eurem Geld, großzügig mit Vergebung
und großzügig mit Lob und guten Worten – und beobachtet einfach mal, was
passiert.
Oder – letzter Vorschlag – lasst einfach mal etwas bleiben, was Gott auf keinen
Fall will (z.B. schlechtes Reden über andere) – und beobachtet auch da mal, was
passiert.
Ich bin mir ganz sicher: Wenn Ihr Gott mitteilt, dass Ihr Euch in Eurem Glauben gerne
weiterentwickeln wollt und Ihr Euch auf die ehrliche Suche nach Gott macht, dann wird
Gott Euch – früher oder später – so begegnen, dass sich an Eurem Glauben und in Eurem
Leben auf ganz faszinierende, spannende und frohe Weise etwas verändern wird. Denn
Gott selbst hat gesagt: „Wenn Ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, dann will ich
mich von Euch finden lassen“ – und Euren Glauben weiterentwickeln.
Ihr lieben Konfis und liebe Gemeinde: Leben ist mehr. Viel Freude beim Entdecken.
Amen.