„Keine Puste mit (und ohne) dickem Bein“ (Diagnostik und Therapie venöser Thrombembolien in der Praxis) U. Steffen www.pneumologiewolfsburg.de „Husten und mehr“ Wolfsburg, 24.11.2015 Fall 1 (93833): 46-j. Pat. mit stat. Behandlung einer Pneumonie im Klinikum Glauchau • 24.01.2012 Diagnose linkseitige Pneumonie bei Thoraxschmerz – Entlassung nach 3 Tagen. • Vorstellung in Praxis 02.02.2012: noch atemabhängige Schmerzen. • Sono Venen unauffällig • Sono Thorax mit geringem Pleuraerguss links. • D-Dimere: 2910 ng/ml mäßig erhöht. • Schwester leidet an heterozygoter Faktor VLeyden-Anomalie. • Anforderung alte CT-Bilder und neues Angio-CT Thorax-Röntgen 02.02.12 Praxis 24.01.12.Glauchau Angio-CT: Lungenembolien beidseits, mehrzeitig Krankenhaus-CT Glauchau: Nachweis vorbestehende Cava-Thrombose (nicht beschrieben) Thrombus Lehren – Fall 1 • Auch Kliniker irren! • Infarkt-Pneumonien werden auch hier häufig als Pleuro-Pneumonien fehlgedeutet. • Selbst ausgedehnte Cava-Thrombosen stehen nicht im Entlassungsbrief. Rizkallah J et al.: Prevalence of Pulmonary Embolism in Acute Exacerbations of COPD CHEST 2009; 135(3): 786-793 • Meta-Analyse 5 Studien: 550 COPD-Patienten. Die LE-Prävalenz bei hospitalisierten COPD-Patienten: 20% Akutbeschwerden - kein Unterschied zwischen COPD-Patienten mit und ohne Lungenembolien, Fakten Definition: Vollständiger oder partieller Verschluß eines Lungenarterienastes. Häufigste Ursache: TBVT (dgn. Nw. = 27 %) Mortalität unter Therapie: 2-8% Mortalität unbehandelt: > 30% Bis zu 90% der Todesfälle innerhalb 2h nach Symptomeintritt. Venöse Thromboembolie Folgeerkrankungen TVT LE Mögliche Spätfolge: Mögliche Spätfolge: Postthrombotisches Syndrom (PTS) Pulmonale Hypertonie (CTEPH)2 RHK TVT: tiefe Venenthrombose, LE: Lungenembolie, CTEPH: chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie, RHK: Rechtsherzkatheter 1. Ewert; Greifswald (aus PAH-Modul "Diagnostik“, Pulmonalis-Angiographie: Massive Rarifizierung des Gefäßbaums der Pulmonalarterie im Lungenembolien • Inzidenz 1-1,5/1000 EW (WOB 140-220/A) • Klinik: unspezifisch!! am häufigsten Dyspnoe, Tachypnoe, plötzl. Beginn, Tachycardie, Thoraxschmerz, Synkopen, Haemoptoe • Häufigstes objektiv-diagnostisches Zeichen: Pleuraerguß. • !!!!!!!!!!!!!!!!! Venöse Thromboembolie Ein unterschätztes Problem • Jedes Jahr sind 250.000 Menschen allein in Deutschland betroffen1,2 • Jeder zehnte Todesfall in der EU ist VTE-bedingt3 • Unter hospitalisierten Patienten sind mehr VTE-Tote als durch Brust- und Prostatakrebs, AIDS und Verkehrsunfälle zusammen3 + + AIDS: Acquired Immune Deficiency Syndrome, VTE: venöse Thromboembolie 1. Encke et al. S3-Leitlinie. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 003/001 (Mai 2009); 2. Kröger et al. J Thromb Thrombolysis 2010;29:349–353., 3. Cohen et al. Thromb Haemost 2007;98:756-764. • Venöse Thromboembolie VTE-assoziierte LE-Mortalität Der überwiegende Anteil VTE-bezogener Todesfälle geht auf eine Lungenembolie durch eine vorher nicht-diagnostizierte und unbehandelte VTE zurück. 7% Plötzliche fatale LE (126.145) Diagnostizierte LE (26.473) 34% 59% Nicht diagnostizierte LE (217.394) VTE: venöse Thromboembolie, LE: Lungenembolie Schätzungen bezogen auf das Jahr 2004 (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Schweden, Spanien) Cohen et al. Thromb Haemost 2007;98:756-64. Pathophysiologie • Plötzlicher Strombahnverschluß • Druckanstieg • Volumenbelastung re. Ventrikel mit Steigerung von Nachlast und re. ventrik. Wandspannung. • Verlagerung des interventrik. Septums und • Einengung der li. Ventr. Ausflußbahn • Linksinsuffizienz mit Schlagvolumen- und RRAbfall • Circulus vitiosus – Ende: re. ventrik. Dekompensation. Auswirkungen der Lungenembolie auf das rechte Herz. Schweregradeinteilung Risikogruppe I: Hämodyn. Stabil ohne RV Dysfunktion Risikogruppe II: Hämodynamisch stabil mit RV Dysfunktion Risikogruppe III: Schock (RR syst. <100 mmHg, Puls > 100/Min. Riskogruppe IV: Reanimationspflicht. Klassifikation einer akuten Lungenembolie Basiert auf einem frühen Mortalitätsrisiko Lungenembolie bedingtes frühes Sterberisiko Schock, Hypotension PESI Klasse IIIV oder sPESI > I Echo/CT: RVDysfunktion Kardiale Biomarker + (+)* + (+)* Mittel-hoch - + beide positiv Mittel-niedrig - + eins oder beides positiv# - - Erhebung optional; beides negativ Hoch (>15%) Mittel (3-15%) Niedrig (< 1%) Risikomarker und Scores CT: Computertomographie, LE: Lungenembolie, RV: rechtsventrikulär, NMH: Niedermolekulare Heparine, UFH: unfraktioniertes Heparin *Sowohl PESI-Scoreermittlung, als auch die Labortestung sind nicht notwendig bei Patienten mit Schock oder Hypotension #PESI Klasse I-II und sPESI 0 werden als Mittel-niedrig eingestuft ESC Pocket-Leitlinie. Diagnose und Therapie der akuten Lungenembolie; Stand 2014. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Diagnostischer Algorithmus für hohes Risiko Verdacht auf Lungenembolie mit Schock oder Hypotonie CT-Angiographie sofort verfügbar Neina Ja Echokardiographie RV Überlastungb Nein CT-Angiographie verfügbar und Patient Ja stabil Kein anderer Test verfügbarb oder positiv Patient instabil Andere Ursachen für hämodynamische Instabilität? LE-spezifische Therapie: Primäre Reperfusionc CT-Angiographie negativ Andere Ursachen für hämodynamische Instabilität? a) einschließlich der Fälle mit so kritischem Zustand des Patienten, dass nur Bedside-Tests durchgeführt werden können b) Neben der Diagnose RV-Dysfunktion kann die transthorakale Bedside-Echokardiographie in einigen Fällen eine LE durch Visualisierung beweglicher Thromben im Rechtsherz direkt bestätigen. Unterstützende bildgebende Verfahren: transösophageale Echokardiographie, die Embolie in der Pulmonalarterie und Hauptästen nachweisen kann; bilateraler Kompressions-Venen-Ultraschall, der tiefe Venenthrombosen nachweisen kann und damit in Notfall-Entscheidungssituationen von Hilfe sein kann. c) Thrombolyse, alternativ chirurgische Embolektomie oder katheter-geführte Behandlung CT: Computertomographie, RV: rechtsventrikulär, LE: Lungenembolie Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Risikostratifizierung für frühe Mortalität Risiko für frühe Mortalität Risiko-Parameter und Scores Schock oder Hypotonie PESI Klasse III-V oder sPESI > I Zeichen für RV Dysfunktion in bildgebendem Verfahren Kardiale Laborbiomarker + (+) + (+) mittelgradig-hoch - + Beide positiv mittelgradig-niedrig - + Einer von beiden (oder keiner) positiv - - Durchführung optional; falls durchgeführt, beide negativ Hoch Mittelgradig Niedrig Bei Patienten ohne hohes Risiko sollte der Gebrauch eines validierten klinischen Scores zur Risikovorhersage erwogen werden, vorzugsweise des PESI oder des sPESI, um zwischen niedrigem und mittelgradigem Risiko zu unterscheiden. IIa B Bei Patienten mit mittelgradigem Risiko sollte die Untersuchung des rechten Ventrikels mittels Echokardiographie oder CT erwogen werden, ebenso wie die Erhebung von Labor-Biomarkern zur Erfassung eines myokardialen Schadens, um das Risiko weiter zu stratifizieren. IIa B (s) PESI: (simplified) Pulmonary Embolism Severity Index, RV: rechtsventrikulär, CT:etComputertomographie Konstantinides al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Diagnostischer Algorithmus für kein hohes Risiko Verdacht auf LE ohne Schock oder Hypotonie Klinische Wahrscheinlichkeit für LE Klinische Untersuchung oder Vorhersageregel Klin. Wahrscheinlichkeit gering/ mittelgradig oder LE unwahrscheinlich Klin. Wahrscheinlichkeit hoch oder LE wahrscheinlich D-Dimer negativ positiv CT-Angiographie CT-Angiographie Keine LE Keine Behandlung LE: Lungenembolie, CT: Computertomographie LE bestätigt Keine LE LE bestätigt Behandlung Keine Behandlung oder weitere Untersuchungen Behandlung Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. Fall 2: 43-j. Patn. mit rheumatischer Polyarthritis (93706) • Erstvorstellung: 20.01.2012 mit Thoraxschmerz re., • Anamnese PCP seit 2008, Thoraxschmerzanfälle li. November 2011 – Kardiologe: Prolaps anteriores Mitralsegel (Echo), Damals Rö-Praxis BS: Pleuraerguss links Fall 2: 43-j. Patn. aus Hödingen mit rheumatischer Polyarthritis, Röntgen/CT wegen D-Dimere 4730 ng/ml. Erstvorstellung 20.01.2012 Ergebnis • Hohe D-Dimere als Beleg einer linksseitigen Pleuropneumonie, mehrherdig, auf UL beschränkt, im Pleurapunktat adaptierte Entzündung. • Duplex-Sonographisch keine TBVT. • CT – keine Lungenembolie. • Antibiotische Therapie – Besserung. Wiedervorstellung wegen Thoraxschmerz rechts am 07.02.2012 (17 Tge. später: Rö. Item, D-Dimere > 5000ng/ml Angio-CT: Thrombembolie mit doppelseitigen Infarktpneumonien und persistierendem Pleuraerguss links. Duplex: Keine TVT Fall 2- Schlußfolgerungen • Ein unauffälliges Spiral-CT schließt eine Lungenembolie nicht aus. • Abbildung zentraler Thrombemboli nicht jederzeit im Verlauf möglich. • Notfalls muss das CT kurzfristig wiederholt werden, um die Diagnose zu erzwingen. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Therapeutischer Algorithmus Klinischer Verdacht auf LE Schock / Hypotonie? Ja Nein Diagnostischer Algorithmus Verdacht auf hohes Risiko Diagnostischer Algorithmus Verdacht auf kein hohes Risiko LE bestätigt Risikoermittlung (PESI oder sPESI) LE bestätigt PESI Klasse III-IV oder sPESI ≥ I Mittelgradiges Risiko PESI Klasse I-II oder sPESI = 0 Weitere Risikostratifizierung? RV-Funktion (Echo oder CT) Labortest Beide positiv Eins oder beide positiv Hohes Risiko Mittelgradig hohes Risiko Mittelgradig geringes Risiko Geringes Risiko Primäre Reperfusion Antikoagulation; Monitoring; NotfallReperfusion? Hospitalisierung; Antikoagulation Frühentlassung u. ambulante Behand-lung, falls einrichtbar Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur LE: Lungenembolie, (s) PESI: (simplified) Pulmonary Embolism Severity Index, RV: rechtsventrikulär, CT: Computertomographie Heart J 2014;35:3033–3080. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Pulmonary Embolism Severity Index Parameter Originale Version Alter Vereinfachte Version Alter in Jahren 1 Punkt (falls Alter >80 Jahre) Geschlecht männlich + 10 Punkte - Krebs + 30 Punkte I Punkt Chronische Herzinsuffizienz + 10 Punkte Chronische Lungenerkrankung + 10 Punkte Pulsrate ≥110 Schläge/Min. + 20 Punkte I Punkt Systolischer Blutdruck <100 mm Hg + 30 Punkte I Punkt Atemfrequenz >30 Züge / Min. + 20 Punkte - Temperatur <36° C + 20 Punkte - Veränderter mentaler Status + 60 Punkte - Arterielle Oxyhaemoglobinsättigung <90% + 20 Punkte I Punkt I Punkt Risiko-Strata Klasse I: ≤65 Punkte: Sehr geringes 30-Tage-Mortalitätsrisiko (0 – 1,6%) Klasse II: 66-85 Punkte: Geringes Mortalitätsrisiko (1,7 – 3,5%) Klasse III: 86-105 Punkte: Mittelgradiges Mortalitätsrisiko (3,2 – 7,1%) Klasse IV: 106-125 Punkte: Hohes Mortalitätsrisiko (4,0 – 11,4%) Klasse V: >125 Punkte: Sehr hohes Mortalitätsrisiko (10,0 – 24,5%) Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. 0 Punkte = 30-Tages-Mortalitätsrisiko 1,0% (95% KI 0,0% - 2,1%) ≥ I Punkte = 30-Tages-Mortalitätsrisiko 10,9% (95% Kl 8,5% - 13,2%) Fall 3: 26-j. Patn. mit Schmerzen und Todesangst bei Silvesterfeier in Barcelona 63582 26-j. Patn. mit Thoraxschmerz und Luftnot auf Silvesterfeier in Barcelona • Rückkehr nach Wolfsburg – Arbeit trotz Schmerzen • 11.01.15 Notaufnahme: Diagnose: Pneumonie, Levofloxacin, unzureichende Besserung. • 30.11.2015 Vorstellung mit massiver Luftnot und Thoraxschmerz beidseits Befunde • • • • • Aufgehobenes AG und verkürzter KS bds. basal Cor tachycard, F. 115/Minute. AF 24/Minute Angst, Lippen-Zyanose Händezittern 26-j. Patn. mit Thoraxschmerz und Luftnot auf Silvesterfeier in Barcelona. Rö nach Punktion re. 1500, li. 700ml Pleuraerguss. 30.01.2015 Befunde • D-Dimere: 4170 • BNP, Troponin, Myoglobin regelrecht. • Anstieg des spO2 von 86% auf 95% nach Entlastung von 1500ml links und 800ml rechts • BKS 90/??? • CRP 194 U/L (NWE<6) • LDH 256 • RR: 110/70mm Hg, AF: 16/Min nach Punktion 24-j. Patn. Risikostratifizierung - PESI Parameter Originale Version Alter Alter in J.: Geschlecht männlich Vereinfachte Version 26 1 Punkt (falls Alter >80 Jahre) + 10 Punkte 0 - Krebs + 30 Punkte 0 I Punkt Chronische Herzinsuffizienz + 10 Punkte 0 Chronische Lungenerkrankung + 10 Punkte 0 Pulsrate ≥110 Schläge/Min. + 20 Punkte 20 I Punkt Systolischer Blutdruck <100 mm Hg + 30 Punkte 0 I Punkt Atemfrequenz >30 Züge / Min. + 20 Punkte 0 - Temperatur <36° C + 20 Punkte 0 - Veränderter mentaler Status + 60 Punkte 0 - Arterielle Oxyhaemoglobinsättigung <90% + 20 Punkte 20 I Punkt I Punkt 66= II 46= I Nach Pleurapunktion bds.: Risiko-Strata Klasse I: ≤65 Punkte: Sehr geringes 30-Tage-Mortalitätsrisiko (0 – 1,6%) 0 Punkte = 30-Tages-Mortalitätsrisiko 1,0% (95% KI 0,0% - 2,1%) Klasse II: 66-85 Punkte: Geringes Mortalitätsrisiko (1,7 – 3,5%) Klasse III: 86-105 Punkte: Mittelgradiges Mortalitätsrisiko (3,2 – 7,1%) Klasse IV: 106-125 Punkte: Hohes Mortalitätsrisiko (4,0 – 11,4%) Klasse V: >125 Punkte: Sehr hohes Mortalitätsrisiko (10,0 – 24,5%) ≥ I Punkte = 30-Tages-Mortalitätsrisiko 10,9% (95% Kl 8,5% - 13,2%) PESI • Nach Pleurapunktion von 1500ml rechts und 700ml li. Normalisierung der Sauerstoffsättigung - PESI I (45) • BNP niedrig • Kardiologe: Echo ohne Zeichen einer Rechtsherzbelastung ( Ambulante Therapie ab 30.01.2015 • • • • • • Xarelto 15 – 3 Wochen Dann Xarelto 20 Initial Moxi 400 Normalisierung innerhalb von 2 Wochen. D-Dimere noch deutlich erhöht. BKS normalisiert. Thorax-ÜA vom 11.11.2015 Probleme • Unverträglichkeit von Xarelto nach 8 Wochen Ganzkörper-Exanthem. • Umstellung auf Pradaxa. • Familiäre Thrombose-Belastung. • Heterozygote Faktor V Leiden-Anomalie • Lebenslange Therapie-Indikation. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Empfehlungen bei mittelgradig, geringem Risiko II LE ohne Schock oder Hypotonie Antikoagulation – Neue Orale Antikoagulanzien Als Alternative zur Kombination der parenteralen Antikoagulation mit einem VKA wird die Antikoagulation mit Rivaroxaban (15 mg 2x tägl. für 3 Wochen, gefolgt von 20 mg 1x tägl.) empfohlen. I B Als Alternative zur Kombination der parenteralen Antikoagulation mit einem VKA wird Apixaban (10 mg 2x tägl. für 7 Tage, gefolgt von 5 mg 2x tägl.) empfohlen. I B Als Alternative zu einer VKA-Behandlung wird die Anwendung von Dabigatran (150 mg 2x tägl., oder 110 mg 2x tägl. für Patienten > 80 Jahre oder für Patienten mit begleitender Verapamil-Behandlung) nach einer parenteralen Akutphase-Behandlung empfohlen. I B Als Alternative zu einer VKA-Behandlung wird die Anwendung von Edoxaban nach einer parenteralen Akutphase-Antikoagulation empfohlen. I B VKA: Vitamin-K-Antagonist Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Empfehlungen bei mittelgradig, geringem Risiko III LE ohne Schock oder Hypotonie Antikoagulation – Kombination von parenteraler Behandlung mit VKA Der Beginn einer parenteralen Antikoagulation wird bei Patienten mit hoher oder mittelgradiger Risiko-Wahrscheinlichkeit für eine LE ohne Verzögerung während der Diagnosefindung empfohlen. I C NMH oder Fondaparinux sind die empfohlene parenterale AkutphaseAntikoagulation für die meisten Patienten. I A Parallel zur parenteralen Antikoagulation wird die Behandlung mit einem VKA mit einem Ziel-INR von 2,5 (2,0-3,0) empfohlen. I B VKA: Vitamin-K-Antagonist, LE: Lungenembolie, NMH: niedermolekulares Heparin,etINR: normalized Konstantinides al. international ESC Guidelines. Eur ratio Heart J 2014;35:3033–3080. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Empfehlungen für LE-Patienten mit Krebs Eine zufällig diagnostizierte LE bei Patienten mit Krebs sollte wie eine symptomatische LE behandelt werden. IIa C Negative D-Dimer-Werte haben den gleichen negativen diagnostischen Wert wie bei Nicht-Krebs-Patienten IIa B Bei Patienten mit LE und Krebs sollte eine gewichts-adjustierte Therapie mit subkutanen NMH für die ersten 3 bis 6 Monate in Erwägung gezogen werden. IIa B Bei Patienten mit LE und Krebs sollte eine verlängerte Antikoagulation (nach den 3-6 Monaten) für eine unbestimmte Periode oder bis der Krebs geheilt wurde, in Erwägung gezogen werden. IIa C LE: Lungenembolie, NMH: niedermolekulares Heparin Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Ambulante Therapie Frühe Entlassung und ambulante Behandlung Bei Patienten mit akuter Lungenembolie mit geringem Risiko sollte eine frühe Entlassung und Fortführung der Behandlung zuhause in Erwägung gezogen werden, wenn eine ordnungsgemäße ambulante Betreuung und antikoagulatorische Behandlung sichergestellt werden kann. IIa B Agterof 2010 Aujesky 2011 Otero 2009 Zondag 2011 152 171 72 297 Erneute VTE 0% 0,6% 2,8% 2,0% Letalität 0% 0,6% 4,2% 1,0% Schwere Blutung 0% 1,2% 5,5% 0,7% Ambulante Therapie Endpunkte (nach 90 Tagen) Gepoolte Letalität ambulant behandelter Patienten: 90-Tages Letalität (4 Studien, 7 / 692 Patienten): 1,0% VTE: venöse Thromboembolie Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080; Lankeit et al. Eur Respir J 2012; 40: 742-749. Akute Lungenembolie ESC-Empfehlungen Empfehlungen für die Dauer der Antikoagulation Für Patienten mit einer LE, die sekundär auf einen vorübergehenden Risikofaktor auftritt, wird eine orale Antikoagulation über 3 Monate empfohlen. I B Für Patienten mit unprovozierter LE wird eine orale Antikoagulation für mindestens 3 Monate empfohlen. I A IIa B I B IIa B I C IIb B Eine verlängerte orale Antikoagulation sollte bei Patienten mit einer ersten Episode einer unprovozierten LE und geringem Blutungsrisiko in Erwägung gezogen werden. Eine antikoagulatorische Behandlung mit unbegrenzter Dauer wird für Patienten mit einer zweiten Episode einer unprovozierten LE empfohlen. Rivaroxaban (20 mg 1x tägl.), Dabigatran (150 mg 2x tägl., oder 110 mg 2x tägl. für Patienten > 80 Jahren oder solche mit begleitender Verapamil-Therapie) oder Apixaban (2,5 mg 2x tägl.) sollte als Alternative zu einem VKA in Erwägung gezogen werden (außer bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung), wenn eine verlängerte Antikoagulation notwendig ist. Bei Patienten mit verlängerter Antikoagulation sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis für eine solche Verlängerung in regelmäßigen Intervallen wieder ermittelt werden. Bei Patienten, die eine orale Antikoagulation ablehnen oder eine jegliche orale Antikoagulation nicht vertragen, kann Aspirin zur verlängerten Sekundärprophylaxe von VTE in Erwägung gezogen werden. LE: Lungenembolie, VKA: Vitamin-K-Antagonist, VTE: venöse Thromboembolie Konstantinides et al. ESC Guidelines. Eur Heart J 2014;35:3033–3080. Diagnostik in unsrer Praxis • • • • Anamnese – Kann es eine VTE sein? D-Dimere: negativ - keine Konsequenzen D-Dimere: positiv 1. Thoraxsonografie: Pleuraergüsse, brustwandnahe echoarme Strukturen, Herz, • 2. Tiefen Beinvenen • CT- Nachweis LE – PESI – SG I: ambulante Therapie Zusatz -Algorithmen • Bei 27% Wahrscheinlichkeit einer TBVT • Immer zuerst Thorax-Sonografie: Pleuraerguss-Suche, echoarme Strukturen brustwandnah? Diagnostischer Algorithmus bei Verdacht auf Venenthrombose Verdacht auf Venenthrombose Hoch D-Dimer Negativ Positiv Positiv KUS Negativ Nicht eindeutig Positiv Phlebografie oder KUS-Kontrolle nach 4-7 Tagen Hach-Wunderle V et al. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 065/002 (Juni 2010) Hach-Wunderle V et al. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 065/002 (Juni 2010) KW: Klinische Wahrscheinlichkeit; KUS: Kompressionsultraschall KW: Klinische Wahrscheinlichkeit; KUS: Kompressionsultraschall Negativ Nicht behandeln Behandeln KW Nicht hoch Therapiephasen Akuttherapie - NMH Venöse Thromboembolie Therapie-Regime mit NOAKs Single-drug approach Rivaroxaban (Xarelto®) EINZELSUBSTANZ1 Apixaban (Eliquis®) EINZELSUBSTANZ2 2x 15 mg 3 Wochen 2x 10 mg 1 Wo 1x 20 mg Rivaroxaban 2x 5 mg Apixaban Switching Dabigatran (Pradaxa®) NMH AKUTTHERAPIE3 NMH mind. 5 T 2x 150 mg Dabigatran Edoxaban (Lixiana®) NMH AKUTTHERAPIE4 NMH mind. 5 T 1x 60 mg Edoxaban Wo: Wochen, T: Tage, NMH: Niedermolekulares Heparin 1. The EINSTEIN Investigators. N Engl J Med 2010;363:2499–2510, 2. Agnelli et al. N Engl J Med 2013;369:799-808, 3. Schulman S et al. N Engl J Med 2009;361:2342–2352 und Circulation 2014;129:764–772, 4. The Hokusai-VTE Investigators. N Engl J Med. 2013;369:1406-14150 Das Wirkprinzip Xarelto/Eliquis Die Dosierung (2) Behandlung von TVT, Behandlung von LE und Prophylaxe rezidivierenderTVT/LE Tag 1 – 21: Ab Tag 22: Xarelto® 15 mg, 2 x 1 Tablette Xarelto® 20 mg, 1 x 1 Tablette Bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einer KrCl von 15 – 49 ml/min Dosisreduktion auf 15 mg 1 x 1 Tablette, wenn das abgeschätzte Blutungsrisiko höher ist als das Rezidivrisiko Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Die Pharmakokinetik (3) • Plasmaproteinbindung: 92 bis 95% • Verteilungsvolumen: ca. 50 l • Elimination von Rivaroxaban aus dem Plasma geschieht mit terminaler Halbwertszeit von – 5 bis 9 Stunden bei jüngeren Individuen und – 11 bis 13 Stunden bei älteren Individuen. Fachinformation Xarelto 10 mg Filmtabletten, Stand der Information Oktober 2012 Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Spezielle Patientengruppen (1) Patienten mit Nierenfunktionsstörungen Leichte Nierenfunktionsstörung (KrCl 50 – 80 ml/min) Keine Dosisanpassung Mittelschwere (KrCl 30 – 49 ml/min) bis schwere (KrCl 15 – 29 ml/min) Nierenfunktionsstörung Zur Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern beträgt die empfohlene Dosis 15 mg einmal täglich. Zur Behandlung von TVT, Behandlung von LE sowie Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE: Patienten sollten in den ersten 3 Wochen mit 15 mg zweimal täglich behandelt werden. Anschließend beträgt die empfohlene Dosierung 20 mg einmal täglich. Bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einer KrCl von 15 – 49 ml/min Dosisreduktion auf 15 mg 1 x 1 Tablette, wenn das abgeschätzte Blutungsrisiko höher ist als das Rezidivrisiko Zur Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen beträgt die empfohlene Dosis 10 mg einmal täglich. Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von 15 – 29 ml/min ist Xarelto® in allen Indikationen mit Vorsicht anzuwenden. Kreatinin-Clearance < 15 ml/min Anwendung wird nicht empfohlen KrCl = Kreatinin-Clearance Fachinformation Xarelto 10 mg Filmtabletten, Stand der Information Oktober 2012, Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Spezielle Patientengruppen (2) Patienten mit Leberfunktionsstörungen Xarelto® ist kontraindiziert bei Patienten mit Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie und klinisch relevantem Blutungsrisiko verbunden sind, einschließlich zirrhotische Patienten mit Child Pugh B und C. Fachinformation Xarelto 10 mg Filmtabletten, Stand der Information Oktober 2012 Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Spezielle Patientengruppen (3) Ältere Patienten Keine Dosisanpassung Körpergewicht Keine Dosisanpassung Geschlecht Keine Dosisanpassung Kinder Die Anwendung von Xarelto® bei Kindern unter 18 Jahren wird nicht empfohlen. Fachinformation Xarelto 10 mg Filmtabletten, Stand der Information Oktober 2012 Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Die Wechselwirkungen (2) • Anwendung von Xarelto® ist möglich bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin, Atorvastatin, Midazolam, Antazida, Ranitidin, Omeprazol, Clarithromycin, Erythromycin und Fluconazol • Anwendung von Xarelto® ist mit Vorsicht* möglich bei gleichzeitiger Gabe von starken CYP3A4-Induktoren: Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital, Johanniskraut NSAR (z. B. ASS, Naproxen) Thrombozytenaggregationshemmern (z. B. Clopidogrel, ASS) * Mit Vorsicht bedeutet, der Arzt sollte Risiko und Nutzen abwägen. Patienten müssen von Beginn der Behandlung an sorgfältig auf Blutungskomplikationen überwacht werden. Fachinformation Xarelto 10 mg Filmtabletten, Stand der Information Oktober 2012 Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Die Wechselwirkungen (3) • Anwendung von Xarelto® wird nicht empfohlen bei gleichzeitiger Gabe von CYP3A4 und P-gp Inhibitoren, Azol-Antimykotika wie Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol und Posaconazol oder mit HIV-Proteaseinhibitoren (z. B. Ritonavir) • Gleichzeitige Gabe mit Dronedaron sollte vermieden werden. • Für Xarelto® sind keine relevanten Nahrungsmittel-Interaktionen bekannt Fachinformation Xarelto 10 mg Filmtabletten, Stand der Information Oktober 2012 Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 VTE in der Schwangerschaft • NMH – Medikamente der 1. Wahl • Immer bis Wochenbett-Ende • Erst danach Marcumar 3 Monate Probleme: Diabetes mellitus • Rezidivrisiko von VTE b. Diab. mellitus = 74%!!! • Blutungsrisiko bei Diabetes: 40% höher • Eher F Xa-Hemmer? Autoimmunerkrankungen The Lancet, Volume 379, Issue 9812, Pages 244 - 249, 21 January 2012 • Nach Studie in Schweden (2012) gelten Autoimmunerkrankungen (585.000 Pat.) als Hyperkoagulabilitätstrigger. • Vor allem im ersten Erkrankungsjahr bis zur 10-fach höheren Inzidenz (Arteriitis temporalis) v. LE als bei Gesunden. VTE + Niereninsuffizienz (GFR<20%) • NMH kontraindiziert • Intravenöse Heparingabe bis zu PTT x1,5/2 • Rivaroxaban bei leichter bis mittlerer NI (Clearance 30-49 ml/min. - Dosis-Anpassung 15-29 ml/min. Anpassung (15mg) unter 15 ml/Min. nicht empfohlen Probleme Antikoagulation Phenprocoumon • • • • Lange HWZ – 36 h (Antidot bei Blutungen Vit. K) Enges therapeutisches Fenster (INR 2-3) Dauerkontrollen von INR/Quick erforderlich Bei Therapiebeginn zunächst hyperkoagulatorische Wirkung (1-2 Tge.) – deshalb kombinierter Beginn mit NMH. Therapiephasen Antidot NOAK Rivaroxaban – ** Pradaxa (Dabigatran) – Praxbind (Idarucizumab) – ab 18.01.2016 auf dem Markt Eliquis (Apixaban) Lixiana (Edoxaban) - Vorteile der direkten Thrombinhemmer und F-Xa Antagonisten • Feste Dosierungen • Keine aufwändigen Kontrollen. • Höhere Wirksamkeit (antikoagulatorische Wirkung) • Geringere Blutungsrate. Dauer orale Antikoagulation Art der Thrombose Dauer der Antikoagulation Provoziertes Erst-Ereignis Unprovoziertes (idiopathisch) Erst-Ereignis Rezidivereignis oder starke Thrombophilie Bei Malignomerkrankung 3 Monate Mind. 3 Monate, Dauer (indiv. Prfg. Nutzen/Risiko) Dauer-Antikoagulation 3-6 Mon. Heparin, später Antikoagulation Therapie LE stationär oder ambulant? • 339 Pat. aus 19 europ. Notaufnahmen- alle haemodyn. Nicht relevant (Schweregrad I und II) SpO2 > 90%, HF <100, keine Bltgsübel, keine schweren Begleiterkrankungen. • 171 Entlassung (24h) nach Schulung Enoxaparin 2x tgl 1I.E./kg • Ergebnisse: 1 Embolie-Rezidiv in der Gruppe der ambulant behandelten, je 1 Pat. pro Gruppe verstarb in ersten 90 Tgen. Blutungskomplikationen; 4,5% zugunsten der ambulanten Gruppe – stat. 4,0%. (n.s.) Aujesky D et al. Outpatient versus inpatient treatment for patients with acute pulmonary embolism: an international, open label, randomized, non-inferiority trial. Lancet 2011; doi: 10.1016/S0140-6736(11)60932-X. 67-j. Raucher mit Haemoptysen Fall 4 67-j. Pat. M. Haemoptysen. • 28.08.2012: Mehrfach Blutbeimengungen im Morgen-Sputum, Raucher, • Dauerhusten, CRP: 3,4, BKS: 8/12 mm. • Leukozytose: 16,5, unauff. Diff-BB, Thorax-Übersicht u. Linksfrontale 28.09.2012 Lufu, 28.08.2012 Die Lungenfunktionsuntersuchung ergab folgende Parameter: Soll Ist1 %Ist/S ------------------------------------------------------VC MAX (L) 3.75 2.98 79.5 FEV 1 (L) 2.82 2.01 71.3 FEV 1 % VC MAX(%) 75.33 67.44 89.5 PEF (L/s) 7.63 6.65 87.2 MEF 75 (L/s) 6.79 3.49 51.5 MEF 50 (L/s) 3.97 1.38 34.7 MEF 25 (L/s) 1.33 0.34 25.3 R eff (kPa*s/L) 0.30 0.30 100.9 RV (L) 2.42 3.34 138.0 TLC (L) 6.34 6.33 99.7 RV % TLC (%) 39.70 52.85 133.1 Beurteilung: Keine Ventilationsstörung. Formale Obstruktion Sonographie – kleiner Pleuraerguss: Zytologisch: Adaptierte Entzündung. Bronchoskopie, Sono, einschließlich Tiefe Beinvenen, • Keine pathologischen Befunde • Bronchoskopie ohne Nachweis einer Blutungsquelle. Zytologie und Bakteriol. der Katheterung unauffällig. • Trotz negativen CRP bei Leukozytose mit unauff. Diff-BB - Entschluß zur antibiotischen Therapie. Thorax-Rö./Sono nach Therapie Zur Komplettierung der Diagnostik (Famulantin!) CT Thorax am 29.09. D-Dimere > 5. 000 (NW <100). Diagnose: rezidivierende Lungenembolien ohne nwb. Quellthrombose. Mehrherdige Infiltrate im posterioren UL- und Oberlappensegment. RIETE-Score - Risikoklasse • Alter > 80 A (67) • Malignom in Anamnese (N) • Herzinsuffizienz oder chronische Lungenerkrankung (N) • Herzfrequenz > 110/Min. (84) • RR < 100 mmHg (130/80) • Sauerstoffsättigung < 90% (96%) 0 0 Jeder Faktor 1 Punkt: 0 Pkte. Low risk ab 1 Punkt High risk 0 0 0 0 0 Wie weiter? - Krankenhaus? • Keine Hinweise auf rechtsventrikuläre Dekompensation: Keine Vergrößerung des RVED, keine Septum-Vorwölbung. • BNP, TPN unauffällig, EKG SR, • Puls-Frequenz: 84/Minute. • SBS: unauffällig, pO2 79,4 mm Hg. • Therapiebeginn mit Innohep 0,9 und ab Tag 10 Umstellung auf Xarelto 2x15mg, ab Tag 3120mg. 67-j. Pat. M. LE – Verlauf – nach 10 tägiger Antikoagulation mit Xarelto (2x15mg) neuer Thoraxschmerzanfall am Freitag, Absetzen des Antikoagulans, 3 Tage später Rezidiv m. Pleuraerguss, D-Dimeren >5000 – Einweisung Klinikum ! Fall 5 (96033): 47-j. Pat. (Barwedel) mit Schmerzen im rechten Hemithorax. • Seit 13:15 des Vortages (Sonntag) plötzlicher atemabhängiger Schmerz rechts laterobasal. • Unruhe, Enge. Herzklopfen. • Befunde: Lungenfunktion mit leichter schonatmungsbedingter Restriktion. • D-Dimere 805 ng/ml ( NW: < 400). • Sono tiefe Beinvenen o.B., Sono o.B. • Sono Thorax: Miniergüßchen rechts, Zwerchfellhochstand, kaum atemverschieblich. • spO2: 96%, F. 76, RR: 130/80 mm Hg. Ruhe-EKG, SR, F. 76/Min., LT d. elektrischen Herzachse, keine LE-Hinweise Thorax-ÜA und Frontalaufnahme mit Zwerchfellhochstand rechts, Schwiele, kaum Pleuraerguss in der Sono Minimalergüsschen rechts – Dystelektase. CT-Thorax am Untersuchungstag: Emboli rechter Pulmonalarterienstamm. Schlußfolgerungen Lungenembolie • D-Dimere: Aussage nur bei Negativität!! • Pleuraergüsse sind (fast) immer sonographisch nachweisbar – Achtungszeichen. • Klinik ist absolut unverläßlich: Es gibt kein diagnostisch wegweisendes Zeichen bei haemodynamisch unbedeutenden Embolien. • Echokardiografie zur rechtsventrikulären Belastung (PESI I oder II?). D-Dimer-Tests • D-Dimere entstehen als Endprodukte bei der Proteolyse von Fibrin. • D-Dimere zeigen nicht die "Gerinnung am falschen Ort" an, sondern jede Aktivierung der Gerinnung. • D-Dimere können als Begleitphänomen von Entzündungen, Traumata, Operationen, Schwangerschaften, aktiven Krebserkrankungen oder schweren Blutungen erhöht sein. • Der Nachweis erhöhter D-Dimer-Werte ist nicht mit einer thromboembolischen Erkrankung gleichzusetzen. Hach-Wunderle V et al. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 065/002 (Juni 2010) Diagnose Lungenembolie Die Diagnose wird nur stellen, wer beständig daran denkt. Das Bewusstsein, dass auch wir Pneumologen heute noch mindestens eine von 3 LE übersehen, hält unsere diagnostische Aufmerksamkeit wach. Fall 5: 52-jähriger Diplom-Ingenieur, Chef Motorenentwicklung VW (41499) (Privat-Patient) • Anamnese: Vorstellung bei uns 09.05.11, 26.11.1, 20.03.12 und 21.05.12 – Beschwerden: Rezidivierendes Stechen, teilweise Luftnot, eitriger Auswurf, zuletzt Blutbeimengungen im eitrigen Sputum. 3x unauffällige Thorax-Übersicht, 3x unauffällige Lungenfunktion, keine Tachycardie, 09.05.2011 20.03.2012 04.04.2012 53-j. Pat. – 4.t-Vorstellung 21.05.2013: diesmal: Haemoptoe, eitriger Auswurf, bekannte Symptome. Sofort: Angio-CT: Lungenembolie mit Infarktpneumonie 9. Segment re. 53-j. Pat. – 4.t-Vorstellung 21.05.2013: diesmal: Haemoptoe, eitriger Auswurf, Schmerzen re. HT. Sofort: Angio-CT: Ds. Lungenembolie mit Infarktpneumonie 9. Segment re. • KH-Einweisung, Klinikum Gifhorn: vorher D-Dimere: > 5000 U/l. Anamnese: Varizenstripping 04/2011 ! Klinikseinw.: COPD-Exacerbation – Anteil Lungenembolien? • 211 Patienten – Angio-Spiral-CT in Notaufnahme: - 14x unklare Ergebnisse der CT - 43/197 x Lungenembolie (6x TVT) = 22% ! 211 Patienten frz. Notaufnahme • Dyspnoe, Tachykardie, Pleuritis-Zeichen, Zustand nach Operation, Immobilität, Hypoxämie, nicht mit LE assoziiert. • Assoziation mit: anamnestisch bekannte thromboembolische Krankheit, Krebserkrankung, Abfall von PaCO2 >5mmHg. Fall 7: 71-jährige Nie-Raucherin mit Luftnot seit 1 Woche. Synchrone Lungenembolie und EGFR-mutiertes Lungenkarzinom. Molekularpathologische Sicherung aus Pleuraerguss-Sediment 103093 71-jährige Nie-Raucherin ohne Vorerkrankungen mit Luftnot und Thoraxschmerz rechts seit 1 Woche. • • • • • • Status: HF: 110/Minute, RR: 130/100mm Hg, Blässe, Unruh. Schlaflosigkeit. Gewichtsverlust 4 kg im letzten Monat. Inappetenz. Sonst unauffälliger körperlicher Untersuchungsbefund. Pat. 4: 71-j. Nie-Raucherin mit Luftnot, 8 Wochen Thoraxschmerz und Minimal-Pleuraerguss rechts (02.12.2015) • D-Dimere: 3790 (NW < 400) 10-fach erhöht • BNP, Troponin, Myoglobin normwertig. • Sonografisch geringer Pleuraerguss, unauff. Oberbauchstatus und Sono Beinvenen • EKG: Sinustachycardie, F110/Min., LT d. el. Herzachse, keine ERST. Rö: siehe folgende Folie • Überweisung zum Angio-CT – DD: Lungenembolie/ Tumor? BGA pH 7.443 PCO2 40.5 mm Hg PO2 58.2 mm Hg HCO3act 27.1 mmol/L BE(vv) 3.0 mmol/L O2SAT 91.3 % Beurteilung: Schwerste respiratorische Partialinsuffizienz bei Hyperventilation. Thorax-Übersicht: Peripherer Herd ML und Herd im rechten Herz-Zwerchfellwinkel Synchron: Thrombemboli in Pulmonalarterien als NB des Staging und Lungenkarzinom re. UL. Therapie mit Xarelto, Verzicht auf Bronchoskopie: Pleurapunktion • Zytologie: 659/14: sekundär-maligner Pleuraerguss, Adenokarzinom. • Molekular-Pathologie aus zellreichem ErgussSediment veranlasst. (Spezial-Objektträger mit Watteträger-Abstrichen und zitratversetztes, sedimentiertes Flüssig-Material zur Einbettung) GIEMSAx20 Zytologie Pleuraerguss GIEMSAx40 PET: mT4mN0mM1a(LU). FDG-speichernde Metastasierung im gleichen Lappen (unten). Pleuraerguss re. Originalbefund Sanger-Sequenzierung, Dr. Hannig, Pathologie Klinikum BS, Salzdahlumer Str. (Prof. Dr. Gassler) EGFR-Mutation Exon 19 H58943-14 Deletion p.E746-A750del ELREA c.2235-2249del15 Pathologie: TTF-1 und CK-7 positives Adenokarzinom G3 (Promärsitz Lunge) • Molekularpathologie: EGFR-Mutation: Deletion Exon 19 • Indikation Afatinib • Botschaft: Molekularpathologie (LaserDissektion) gelingt ebensogut aus zellreichem zytologischem Material (Pleuraerguss, Lkn. etc) wie aus Paraffinschnitten. • In diesem Fall war die Bronchoskopie zur Diagnosesicherung nicht zwingend, aufgrund der synchronen Lungenembolie sogar kontraindiziert. • . Verlauf • Bei Kontrolle am 07.01.2015 (4 Wochen) : Zunahme der FeV1 um 400ml, der FVC um 600ml als Beleg der Wirksamkeit von Xarelto (Zunahme der Perfusion durch Rückbildung Lungeninfarkte). Normlisierung: D-Dimere 456 U/Mykroliter (Vorwert b. ED: 3789; NW < 400) • • • • • • • Normalisierung der schwersten respiratorischen Partialinsuffizienz pH 7.453 H PCO2 42.0 mmHg PO2 74.9 mmHg L HCO3act 28.7 mmol/L BE(vv) 4.8 mmol/L O2SAT 95.6 % Thorax-Röntgenbild 1 Monat Afatinib 40mg// Xarelto 20mg/die: Vollremission der Tumormanifestationen in der Thor.-ÜA 26.11.2014 06.01.2015 Vor Therapie 02.12.2014 Unter Afatinib 14.04.2015 Teilremission im CT 19mm 26mm Letzte Kontrolle : 24.11.2015 (6 Monate nach Erstdiagnose) • Wohlbefinden • Geringe Rhagaden an Mundwinkeln (als Afatinib-Nebenwirkung). • Kein Thoraxschmerz, keine Luftnot mehr. • Unauffälliges Routine-Labor • Gewichtszunahme 4 kg. • Herzfrequenz 84/Minute, RR: 130/90mm Hg. Thorax-Röntgenbilder (11 Monate Therapie) 12.12.2014 24.11.2015 Verlauf II • Nach 11 Monaten individualisierter Therapie mit tgl. 30mg Giotrif vollständige Rückbildung des sekundär-malignen Pleuraergusses und der Satelliten-Metastase im gleichen Lappen; Verkleinerung des Primärherdes von 26 auf 19 mm Durchmesser. • Unter Therapie mit 20mg Rivaroxaban vollständige Rückbildung der Lungenembolie. • Normalisierung des Befindens unter 2x tgl. : 1 Tbl. Giotrif und 1 Tablette Xarelto. Therapie-Umstellung VKA Xarelto ® ≤ ≤ Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Therapie-Umstellung Xarelto VKA ® * Bei gleichzeitiger Einnahme von VKA und Xarelto sollte die INR-Messung nicht früher als 24 Stunden nach vorheriger Einnahme von Xarelto aber vor der nächsten Einnahme von Xarelto erfolgen. Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Therapie-Umstellung Parenterale Antikoagulanzien Xarelto • Bei Patienten, die ein parenteral verabreichtes Arzneimittel nach fixem Dosierungsschema erhalten (z.B. NMH), sollte mit Xarelto® 0 bis 2 Stunden vor dem Zeitpunkt der nächsten geplanten Verabreichung des parenteralen Arzneimittels begonnen werden. • Bei Patienten, die ein kontinuierlich verabreichtes parenterales Arzneimittel erhalten (z.B. intravenös verabreichtes unfraktioniertes Heparin), sollte mit Xarelto® zum Zeitpunkt des Absetzens des parenteralen Arzneimittels begonnen werden. Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 ® Umgang mit invasiven oder chirurgischen Eingriffen Vor OP • Xarelto® mindestens 24 Stunden vor OP absetzen, falls dies möglich und aus klinischer Sicht vertretbar ist. Im Notfall • Falls der Eingriff nicht aufgeschoben werden kann, sollte das erhöhte Blutungsrisiko gegenüber der Notwendigkeit des Eingriffs abgewogen werden. Allgemeine Vorbereitungs- und Vorsichtsmaßnahmen wie bei der Anwendung anderer Antikoagulanzien. Nach OP • Xarelto® möglichst bald wieder verabreichen, falls die klinische Situation dies erlaubt und eine angemessene Hämostase eingesetzt hat. Fachinformation Xarelto 15 mg/20mg Filmtabletten, Stand der Information November 2012 Fall 7: 52986(M.I.) 85-j. Priv.-Patn. mit Pleuraerguß und Beschwerden im rechten HT, 2 Wo. bestehend • Klinik: Aufgehobenes AG rechts basal, Umfangsvermehrung re. US 3cm. • Sono: Pleuraerguss rechts • Rö: item • Leukozytose 12,4 Gpt/l Fall 8:52986(M.I.) 85-j. Patn. mit Pleuraerguß und Beschwerden im rechten HT, 2 Wo. bestehend Lungenfunktion Soll Ist1 %Ist/S ------------------------------------------------------VC MAX (L) 2.70 2.13 79.0 FEV 1 (L) 2.07 2.08 100.5 FEV 1 % VC MAX (%) 72.95 97.70 133.9 PEF (L/s) 5.80 6.13 105.6 MEF 75 (L/s) 5.01 5.76 115.0 MEF 50 (L/s) 3.25 3.61 111.1 MEF 25 (L/s) 0.79 1.23 156.1 R eff (kPa*s/L) 0.30 0.23 76.2 RV (L) 2.47 2.41 97.6 TLC (L) 5.56 4.54 81.7 RV % TLC (%) 47.86 53.14 111.0 Beurteilung: Keine Ventilationsstörung. EKG: F. 84/Min., LAH, keine ERST. D-Dimere: 4860 ng/ml 52986(M.I.) 85-j. Patn. mit Pleuraerguß und Beschwerden im rechten HT, 2 Wo. bestehend Rechtsseitige Lungenemboli Diagnose: Lungenembolie bei TVT mit 3-EtagenThrombose und Verschluß Vv. Iliacae, femoralis, poplitea • Patn. lehnt Krankenhauseinweisung ab. • Behandlung mit Xarelto 15mg über 3 Wochen, Umstellung 20mg Xarelto tgl. 85-j. Patn. mit Lungenembolie und 3-EtagenThrombose re. 05.02.2013 unter Xarelto 20mg 85-j. Patn. mit Lungenembolie und 3-EtagenThrombose re. 05.02.2013 unter Xarelto 20mg D-Dimere: < 400 ng/ml. Schlußfolgerungen • Ambulante Diagnostik und Therapie sind uns heute möglich: Kompliante Pat., PESI I. • Rivaroxaban/Apixaban machen die Therapie einfacher und nebenwirkungsärmer. • Ideal: Alle diagnostischen Mglktn. In einer Hand: Röntgen, D-Dimere, Sono m.KUS, Mglkten zur Abklärung von DD + verfügbares kurzfristiges Angio-CT. Was können wir alle besser machen? • In jede Hausarzt- und Internisten-Praxis gehört ein qualitativer D-Dimer-Test! • Diagnostik nur bei positiven D-Dimeren • Thoraxsonografie = Screening-Methode: (fast) keine LE ohne Pleuraerguss • Positive D-Dimere und Pleuraerguß immer AngioCT! • Echo und Venensonografie sind nachrangige Verfahren für Patienten mit normaler Sauerstoffsättigung, unauffälligem BNP, normaler Atem,- und Herzfrequenz (alle PESI I) Alere Triage System für D-Dimere, BNP, Myoglobin, Troponin// Ultraschall 85-j. Pat. mit schwerer COPD und jahrzehntelanger intermittierender oraler kortikoidTherapie: Osteoporotische Sinterungsfrakturen BWK 12, LWK 1-3 mit PallakosVertebroplastie 03/2011 – Schmerzen rechter Hemithorax: Diagnose: Es handelt sich um Embolisation von Pallakos aus venösen Plexus der Wirbelsäule in Pulmonalarterienäste des Mittellappens. Ursache und Wirkung im gleichen Bild vereint. Embolisation von Pallakos Pallakos BWK12/LWK1
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