www.vbw-bayern.de Magazin 6,– Euro Interview: Dr. Marc Gumpinger 01 2016 Schriftmuster Farbe V Verlag erlag Magazine Lektor Akquise Urheberrecht Druck Herausgeber Buch ANZEIGE Cellophanierung Kl Klamm erhef h ftung Bildband d Donau-Wald-Presse-GmbH Medienstraße 5 Tel. 0851/802-594 apier Papier Hardcover P Workflow Fotoos Fotos Tageszeitung T agesz a e eitung g 94036 Passau www.pnp.de 2 Autor A utor EDITORIAL d ie Digitalisierung nicht nur anzunehmen, sondern sie sogar als Chance zu verstehen, ist eine der größten Herausforderungen für die Menschen und die Unternehmen in unserem Land. Nicht wenige indes wirken resigniert, weil sie befürchten, im digitalen Wettbewerb insbesondere mit den Amerikanern gehe es uns wie in der Fabel vom Hasen und dem Igel: Ehe wir gestartet sind, sind die anderen schon da, groß und übermächtig. Die gute Nachricht: Es ist beileibe nicht so! In unserem Titelinterview etwa erzählt ein bayerischer Gründer, was hierzulande möglich ist: Dr. Marc Gumpinger. Er hat ein Digitalunternehmen gegründet, das auf 400 Millionen Nutzer weltweit wuchs, ehe er es für Zigmillionen Euro verkauft hat. Im Silicon Valley könne man nichts, das wir nicht auch 3 könnten, findet er. Das Interview, das Sie ab Seite 12 lesen können, macht Mut, finde ich. Freilich, in der Digitalisierung liegen auch Gefahren: Die Angriffe aus dem Netz häufen sich, bisweilen mit erschreckenden Schäden. Mit einem Hacker-Angriff auf Bestellung können Unternehmen unter realen Bedingungen testen, wie sicher ihre IT ist. Sogenannte „Ethical Hacker“, Profis hoch spezialisierter Beratungsunternehmen, bedienen sich desselben ausgewieften Instrumentariums wie die echten Schurken – und legen so Schwachstellen bloß, ehe es zu spät ist. Die Reportage lesen Sie ab Seite 20. BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber INHALT 6 12 20 FOTO-STORY INTERVIEW IT-SICHERHEIT Scharfes aus dem Stall „Im Silicon Valley kann man nichts, das wir nicht auch können“ Hacker auf Bestellung Ein japanischer Messermacher hat seine Werkstatt in einem ehemaligen Bauernhof in Oberbayern eingerichtet. Mit einem millionenschweren Exit hat der Münchner Dr. Marc Gumpinger gezeigt, wie erfolgreiches, digitales Gründen geht. In Bayern gebe es genügend Knowhow und Risikokapital, sagt er im Interview. Wer wissen will, wie gut sein Unternehmen gegen Hacker geschützt ist, kann einen Angriff bestellen – meist mit bedenklichem Ausgang. INHALT MACHTRAUM 10 LIFESTYLE 36 STANDPUNKT 19 EINE FRAGE NOCH ... 38 IMPRESSUM vbw Unternehmermagazin 01/2016 Herausgeber vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. VR 15888 Amtsgericht München Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt Max-Joseph-Str. 5, 80333 München 24 INTERKULTURELLE FORTBILDUNG 28 PORTRÄT Weg mit den Klischees Logistik ist (fast) alles In interkulturellen Trainings werden Fachleute zu Orient-Managern ausgebildet. Dabei werfen sie erst einmal Vorurteile über Bord, werden aber gleichzeitig sensibilisiert für die Feinheiten vollkommen anderer Geschäftspraktiken. In der schwierigen Textilbranche behauptet sich ein niederbayerischer Hemdenhersteller seit über 150 Jahren. Dabei produziert Eterna ausschließlich in Europa. Büro des Herausgebers: Michael Reithmeier E-Mail: [email protected] Herausgeberbeirat Bertram Brossardt Tobias Eder Klaus Lindner Thomas Schmid Anna Engel-Köhler Holger Busch Dr. Peter J. Thelen Walter Vogg Gesamtkoordination Dr. Peter J. Thelen Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: [email protected] Chefredakteur Alexander Kain (V.i.S.d.P.) Redaktion: Sandra Hatz Autoren: Alexander Kain, Sandra Hatz, Nicole Baumgartner Grafik: Alexandra Steiner Korrespondentenbüros D – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36, Dr. Peter J. Thelen B – 1000 Brüssel, Rue Marie de Bourgogne 58, York Tetzlaff USA – 10020 New York, Suite 720, 10 Rockefeller Plaza, Dagmar A. Cassan MBA Verlag vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Projektgesellschaft mbH HRB 106556 Amtsgericht München Geschäftsführer: Peter Bockhardt Kooperationspartner · Gesamtabwicklung · Anzeigen Reiner Fürst, Donau-Wald-Presse-GmbH Medienstraße 5, 94036 Passau Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772 Anzeigentechnik E-Mail: [email protected] Titelfoto: Astrid Schmidhuber Druck PASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG Medienstraße 5b 94036 Passau Tel.: 0851-966 180-0 Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr mit einer Auflage von 60.000 Exemplaren. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. ISSN 1866-4989 Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung unverlangter Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr übernommen. www.vbw-bayern.de Fotos: Baumgartner, Narushima Im ehemaligen Backhaus seines Bauernhofs hat Noriaki Narushima sich seine Schmiede eingerichtet. Esse und Hammer hat er selbst gebaut. Die Schmiedeuhr zeigt an, wie oft der Stahl schon gefaltet wurde – 148 Lagen hat eine fertige Damaszenerstahl-Klinge. FOTO-STORY Glänzender Stahl, detailreich gearbeitete Griffe und richtig scharf: So müssen Messer sein, wenn sie Noriaki Narushimas Schmiede verlassen. Japan-Messer aus dem Kuhstall Noriaki Narushima schmiedet japanische Messer aus Damaszenerstahl – seine Werkstatt betreibt er in einem ehemaligen Bauernhof im oberbayerischen Dorfen „E s gibt nichts Schlimmeres als ein stumpfes Messer“, sagt Noriaki Narushima und wendet sich wieder dem glühenden Stahl zu. Der 61Jährige ist in Tokio geboren, seit 35 Jahren schmiedet er japanische Messer in Handarbeit. Inzwischen lebt er mit seiner Frau auf einem ehemaligen Bauernhof in Dorfen, seine Schmiede ist das ehemalige Backhaus, seine Metallwerkstatt der Kuhstall. Und Narushimas Messer sind scharf, so scharf, dass sie mühelos zwischen dem Fleisch und der Haut einer Tomate hindurchgleiten. „Es ist wichtig, dass das Gemüse beim Schneiden nicht gequetscht wird“, erklärt Noriaki Narushima, „sonst verliert es an Geschmack.“ Qualität geht ihm über alles. Kein Messer, das seine Schmiede verlässt, hat auch nur den kleinsten Fehler. In einem Schuhkarton unter dem Tisch seiner Werkstatt sammelt er die Messer, die diese Kontrolle nicht bestanden haben. Ein feiner Riss in der 7 Klinge, ein Lufteinschluss im Stahl oder ein abgeplatzter Griff – das kann die Arbeit von 40 und mehr Stunden, die Noriaki Narushima für ein Messer braucht, auf einen Schlag zunichte machen. Dann fängt er wieder von vorne an. Denn die meisten seiner Messer sind Auftragsarbeiten nach Kundenwunsch – vom klappbaren Taschenmesser bis zum Sushi-Messer mit 30 Zentimeter langer Klinge. „Zu mir kommen vor allem Sammler“, weiß er. Die schätzen den japanischen Damaszenerstahl und die hochwerti- Die Farbe des Stahls ist das wichtigste Kriterium, um zu entscheiden, ob die Temperatur zur Weiterverarbeitung passt. Als Schweißmittel gibt Noriaki Narushima Borax auf den heißen Stahl, so oxidiert die oberste Schicht weg, damit der Stahl sich beim Falten stabil verbindet. Ein prüfender Blick: Qualität geht Noriaki Narushima über alles. Auch bei der Auswahl des Stahls für eine Damaszenerklinge. gen Griffe aus Edelhölzern wie Grenadil, Tigerholz oder Lacewood oder aus Perlmutt und Abalone mit Einlegearbeiten. Auch teure Holzsorten und sogar Elfenbein hat Noriaki Narushima schon verarbeitet. Die Klingen der Taschenmesser werden auf Hochglanz poliert. Die wenigsten dieser Messer kommen aber je zum Einsatz, sie zeigen ihre Pracht in einer Vitrine. Die Damaszener-Kochmesser und die feststehenden Messer aus Damaszenerstahl dagegen sind für den praktischen Einsatz gedacht. Nur wenige Köche oder Jäger investieren rund 1.000 Euro, die ein Messer von Noriaki Narushima im Durchschnitt kostet. Taschenmesser sind günstiger, große oder aufwändige Messer, etwa mit angedeuteter doppelter Klinge, kosten weit mehr. „Profis legen weniger Wert auf die Optik und die perfekte Verarbeitung“, weiß Narushima, „sie greifen lieber auf günstigere Produkte zurück, die eine ausreichende Schärfe besitzen.“ Doch seine Kunden kommen inzwischen aber aus ganz Deutschland, Öster- reich und der Schweiz. Qualität spricht sich eben herum und zudem sind Noriaki Narushimas Messer schon mehrmals bei Fachmessen ausgezeichnet worden, unter anderem beim Japan Knife Guild Custom Knife Contest und bei der Internationalen Messerausstellung in München. os geht es immer mit 16 Schichten Stahl – je vier kleine Blöcke à vier Schichten. Dazu wählt Noriaki Narushima in seiner „Schatzkammer“, einem kleinen Raum neben der Schmiede, sorgsam aus. Hier stapeln sich stumpfe Feilen und Sägeblätter, ausrangierte Schienen und Rohre. Ob das Metall schon einige Jahre alt und verrostet ist, spielt keine Rolle. Die Zusammensetzung ist wichtig. Am liebsten sind Noriaki Narushima Feilen. Die liegen nach Hersteller sortiert in einem kleinen Regal. „Am besten sind die aus der Schweiz und die deutschen“, sagt er. Um Damaszenerstahl herzustellen, wird der Metallblock erhitzt und die L 8 Schichten durch Hammerschläge verbunden. Dann beginnt das Falten, das später das charakteristische Muster des Damaszenerstahl ergibt. Immer wieder hält Noriaki Narushima den Stahl an einem langen Metallstab in das Feuer seiner selbstgebauten Esse. Mit einem japanischen Blasebalg fächert er dem Feuer Luft zu – seitlich, wie es in Japan üblich ist. Anhand der Rotfärbung des Metalls erkennt er die Temperatur, die es erreicht hat. Ab und an wirft er einen Blick durch das Pyrometer. 1.050 bis 1.100 Grad muss der Stahl haben, dann kann er bearbeitet werden. „Je genauer die Temperatur eingehalten wird, umso feiner ist das Gefüge und umso schärfer wird später das Messer“, erklärt Noriaki Narushima. Schnell wechselt er mit dem glühenden Würfel zur Presse – auch die hat er selbst zum Hammer umgebaut, aus einem Holzspalter. Von allen vier Seiten lässt er den runden Hammer auf das Metall knallen, damit die Schichten sich verbinden und gefaltet werden können – sechs Mal. Um den Zwischendurch kontrolliert der japanische Schmied, ob sich die Lagen verbunden haben. Unter dem selbstgebauten Hammer werden die einzelnen Lagen des glühenden Metalls miteinander verbunden. Stahl zu härten, wird die fertige Klinge noch einmal auf 800 Grad erhitzt und in Wasser getaucht. Dann wird sie geschliffen und poliert. Zum Schluss steckt Noriaki Narushima den Griff an. Die Scheide fertigt er vom Holz eines Apfelbaums aus dem Garten des Bauernhauses. All das hat er sich selbst beigebracht. Eigentlich ist Noriaki Narushima studierter Maschinenbautechniker. Das Messerfertigen war zu Beginn nur ein Hobby. „Mich hat das interessiert, dann habe ich es ausprobiert“, erzählt er. Geschmiedet hat er damals noch nicht, sondern Taschenmesser aus gekauftem Stahl hergestellt. Ausprobiert, Fehler gemacht und dazugelernt. Messer mit rostfreier Klinge fertigt er noch heute aus zugekauftem Stahl. Erst später, als er schon in Deutschland lebte, hat er für drei Monate in einer Schmiede in Japan mitgearbeitet und sich dort in die Schmiede-Technik einweisen lassen. 1987 zog er von Tokio nach Bayern, der Liebe wegen. Bei einem Besuch in München hat er seine heutige Frau kennengelernt. „Mir gefällt es in Deutschland“, sagt er, „hier ist mehr Platz als in Tokio und das Bier und das bayerische Essen schmecken gut.“ Zum Kochen verwenden Noriaki Narushima und seine Frau die Messer aus der eigenen Schmiede – „die mit Fehler“, sagt er, „scharf sind sie trotzdem.“ Und darauf legt Noriaki Narushima auch beim Kochen großen Wert. Nur seine Rasiermesser, die würde Noriaki Narushima niemals selbst benutzen: „Das traue ich mich nicht.“ Tipp: Für alle, die auf die Schärfe eines Messers ebenso großen Wert legen wie er, hat Noriaki Narushima einen Tipp: Um die Schneidefähigkeit eines hochwertigen Messers möglichst lange zu erhalten, sollte es immer trocken gehalten werden. Ab und an etwas Olivenöl auf ein Tuch träufeln und das Messer damit einreiben, damit es nicht oxidiert. Das Häuten einer Tomate ist mit dem richtigen Messer ein Kinderspiel. 9 Fotos: Kain Zwei Landschaftsbilder des Malers Karl Flügel, der auch schon im Münchner Lenbachhaus ausgestellt hat, hatte schon Bernreiters Vorgänger im Büro. Sie sind eine Leihgabe der Familie des Künstlers, „solange ich Landrat bin, darf ich sie behalten“. Dieses hängt hinter dem Schreibtisch und zeigt den Dreitannenriegel. Eine geistliche Erinnerung an Augustus Kardinal Mayer OSB, der unter anderem in Metten im Landkreis Deggendorf gewirkt hat. Das Kruzifix des Waldkirchner Künstlers Manfred Werner zeigt Kreuzigung und Auferstehung zugleich. Der Landkreis Deggendorf ist reich an Bodendenkmälern – vom Mammutzahn, der bei Stephansposching gefunden wurde, bis zum Haushaltskrug (hinten) und Geschirr aus dem 2. Jahrhundert, aus dem römischen Kastell Steinkirchen. 10 Zweimal reiste Bernreiter nach China, unter anderem, um im Krankenhaus Plattling traditionelle chinesische Medizin zu etablieren, und durfte dort sogar mit zeitgleich untergebrachten Regierungschefs aus anderen Ländern im Gästehaus der Volksrepublik übernachten. Der chinesische Schmuck-Teller ist ein Mitbringsel. MACHTRAUM M it besonderen Herausforderungen kennt sich CHRISTIAN BERNREITER (CSU) aus, fast zwangsläufig, möchte man sagen: 2013 meisterte der Landrat von Deggendorf die Jahrtausendflut, die große Teile seines an Donau und Isar gelegenen Kreisgebietes überschwemmte, mit Bravour. Tag und Nacht organisierte er, mit Gummistiefeln und Regenjacke bekleidet, die Einsätze der Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfer. Reportagen wie „Der Deichgraf von Deggendorf“ machten ihn deutschlandweit bekannt. Kaum dass die allermeisten Flutschäden behoben waren, erwartete Bernreiter, zwischenzeitlich auch zum Präsidenten des bayerischen Landkreistages gewählt, die nächste Herausforderung: Hunderttausende Flüchtlinge aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika, die ihre Zukunft in Deutschland sehen, drängten in wenigen Wochen über die bayerisch-österreichische Grenze in die ober- und niederbayerischen Landkreise – und mussten versorgt, registriert, untergebracht und weiterverteilt werden. Was aus bayerischer Sicht und vor allem aus Sicht der Grenzlandkreise geht, und was nicht, dafür fand Bernreiter stets wirkmächtige Töne – und wurde so zum gefragten Gesprächspartner nicht nur von Medien aus der ganzen Welt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lud ihn nach Berlin ins Kanzleramt und bespricht sich seit vergangenem Herbst regelmäßig mit Bernreiter, wenn es um die Flüchtlingsproblematik geht. Ebenso macht Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer keinen Hehl daraus, dass ein offenes Wort von Bernreiter für ihn Gewicht hat. Gelegentlich kommt er sogar selbst im Landratsamt in Deggendorf vorbei, statt ihn in die Staatskanzlei zu bestellen. DER KOMMENTAR von ALFRED GAFFAL Agenda 2020 statt weiterer sozialpolitischer Belastungen Die Große Koalition befindet sich in ihrer zweiten Halbzeit. Statt Wirtschaftspolitik haben wir in der ersten Halbzeit fast nur Sozialpolitik gesehen. Deutschland ist wirtschaftspolitisch nicht vorangekommen. Das Ausbleiben struktureller wirtschaftlicher Reformen wurde durch die gute konjunkturelle Lage verdeckt. Die gute Konjunktur ist aber kein Selbstläufer. Momentan profitiert unsere Wirtschaft von Sonderfaktoren wie dem günstigen Ölpreis, dem schwachen Euro und den niedrigen Zinsen. Doch gleichzeitig steigen die weltweiten konjunkturellen Risiken. Viele Schwellenländer kämpfen mit wirtschaftlichen Problemen, die bei uns zu einer sinkenden Nachfrage führen. Zudem wachsen die Unsicherheiten, etwa durch die Lage in Syrien, den islamistischen Terror oder den anhaltenden Russland-Ukraine-Konflikt. Bayern und Deutschland stehen aber auch vor strukturellen Herausforderungen. Die Arbeitskosten bei uns sind mit die höchsten weltweit. Weil sie seit Jahren stärker als die Produktivität steigen, sinkt unsere Wettbewerbsfähigkeit kontinuierlich. Gleichzeitig verliert Deutschland als Investitionsstandort an Bedeutung. Auf Dauer kann das nicht gutgehen. In ihrer „Agenda 2020“ fasst die vbw seit 2013 zusammen, was die Politik tun muss, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu erhalten und auszubauen. Schwerpunkte des politischen Handelns müssen sein: Infrastruktur, Arbeit und soziale Siche- 11 rung, Steuern, Bildung und Innovationen. Hinzu kommt die Bewältigung des Flüchtlingszustroms, der unser Land vor eine historische Herausforderung stellt. Unser aktueller „AgendaCheck“ macht deutlich, wie massiv der Handlungsbedarf ist. Statt wie mit dem Mindestlohn oder der Rente mit 63 neue Belastungen zu schaffen und Werkverträge und Zeitarbeit weiter zu regulieren, sollte sich die Bundesregierung auf den Abbau der Sockelarbeitslosigkeit und die Integration von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt konzentrieren. Beim Breitbandausbau sind wir auf einem guten Weg, die Verkehrsinfrastruktur ist jedoch überaltert und unterfinanziert. Bei der Energiewende und vor allem bei der energetischen Gebäudesanierung besteht großer Nachholbedarf. Auch die geringen Fortschritte beim Abbau der kalten Progression sind enttäuschend. Und bei der Erbschaftsteuer ist noch immer keine Lösung gefunden, die die Belange der Familienunternehmen ausreichend berücksichtigt. In Berlin muss man endlich begreifen: Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort ist eine Daueraufgabe und darf nicht vor den großen Herausforderungen der Flüchtlingswelle zurücktreten. Die Agenda 2020 zeigt, was hierzu notwendig ist – die Große Koalition muss jetzt endlich anpacken. Alfred Gaffal ist Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Fotos: Schmidhuber INTERVIEW „Im Silicon Valley kann man nichts, das wir nicht auch können“ Mit einem millionenschweren Exit hat der Münchner DR. MARC GUMPINGER gezeigt, wie erfolgreiches, digitales Gründen geht. In Bayern gebe es genügend Knowhow und Risikokapital, sagt er im Interview Wie wird man ein Internet-Millionär, Herr Gumpinger? Die kurze oder die lange Version? Gerne die lange. Ich habe mit neun Jahren einen Commodore C64 bekommen – mit einer Datasette, bei der Tonbandkassetten als Speicher dienten, und einem Schwarzweißfernseher als Monitor. Mein Vater hat gesagt, ich muss etwas Gescheites damit machen, nicht nur spielen. Natürlich habe ich aber anfangs vor allem gespielt – ein Schwimmspiel, bei dem meine Figur immer gestorben ist, weil ich auf dem Schwarzweißfernseher die gelben Raubfische nie erkennen konnte (lacht). Auf Dauer war mir das dann aber doch zu blöd und ich habe beherzigt, was mein Vater mir gesagt hatte – und begonnen, selber zu programmieren. Die Programmiersprache hieß Basic, ein Vokabeltrainer für die Schule war mein erstes Werk. Relativ rasch habe ich bereits Grafiken für Computerspiele entwickelt, daneben auch noch in einem Computerladen gearbeitet. Weil ich noch nicht 16 Jahre alt war, durfte ich dafür nicht mit Geld bezahlt werden. Also wurde ich in Disketten ausgezahlt – in meinem ersten Monat habe ich 70 Disketten verdient. Mit dem Kaufen und Verkaufen von Swatch-Uhren habe ich mir, nach einem Commodore Amiga, dann meinen ersten Apple-Macintosh-Computer finanziert. Das war „HEUTE BIST DU DER KÖNIG DER WELT, MORGEN AUF DEM ABSTELLGLEIS“ technisch gesehen ein richtig großer Schritt. Mit dem Mac bin ich immer tiefer in den Grafik-Bereich eingetaucht. Später habe ich in München Betriebswirtschaftslehre studiert und mich gewundert, woher meine Kommilitonen die Zeit für Party und Weggehen nehmen – ich musste mein Geld selbst verdienen. Zusammen mit Freunden habe ich ein kleines Unternehmen mit dem Namen Plugware ge- 13 gründet und ein Buch geschrieben. Das Unternehmen haben wir Anfang der 2000er Jahre verkauft und sind dafür mit wenig Geld und vielen Anteilen des Käufer-Unternehmens bezahlt worden. Das ging dann insolvent und alles war weg. Ihre erste Erfahrung des Scheiterns? In der Tat. Aber das gehört in der Gründerszene dazu: dauernde Aufs und Abs. Heute bist du der König der Welt, morgen auf dem Abstellgleis. Das lehrt einen vor allem eines: sich selbst zu motivieren, nicht aufzugeben, wieder auf die Beine zu kommen. Wie ging es dann weiter? Ich hatte bis dahin nur das BWLGrundstudium. Gelebt habe ich vom Programmieren, habe eine Software entwickelt, mit der die Bildbearbeitung für die Erstellung von Katalogen automatisiert wurde. Parallel dazu habe ich erst an der Fern-Uni Hagen BWL fertigstudiert und dann an der LMU München in Humanbiologie promoviert. Humanbiologie? Waren Sie nicht ausgelastet? Ich habe schon immer Herausforderungen gesucht. Außerdem wollte ich etwas mit Informatik und Statistik machen – da hat Humanbiologie gut gepasst. Als ich mit BWL fertig war und die Promotion hinter mir hatte, habe ich angefangen, mich für Venture Capital zu interessieren. Mich hat die Verbindung aus Technik und Markt schon immer interessiert. Es reicht mir nicht, im stillen Kämmerlein etwas Tolles zu entwickeln – mir gefällt es, wenn das ankommt, wenn Menschen das einsetzen. Ich habe dann beim Venture-Capital-Unternehmen Target Partners in München angefangen. Dort kann man arbeiten – aber nicht automatisch Partner werden. Wer Partner werden will, muss aus dem Unternehmen raus und selbst erfolgreich ein Unternehmen gründen. Das hat mir gefallen, also habe ich das nach einem Jahr bei Target so gemacht: 2008 habe ich mit zwei Freunden, die ich von vorherigen SoftwareProjekten kannte, Scoreloop gegründet. Das Unternehmen, das Sie 2011 so erfolgreich verkauft haben. Was war die Idee hinter Scoreloop? 2008, das war die Zeit, als sich das Apple iPhone gerade etablierte. Zuvor hatte es zwar Mobiltelefone gegeben, die womöglich sogar Internet-tauglich waren, aber wirklich smart waren die Dinger nicht – bis das iPhone kam. „JEDER MUSS DEN PREIS FÜR MANGELNDE INNOVATION BEZAHLEN“ Das konnte einfach alles besser und hat den Menschen eine neue Welt eröffnet. Eine echte Disruption des Mobilfunkmarktes. Und ein hervorragendes Beispiel, wie Europa einen Trend verschlafen hat: Die gesamte Mobiltelefonbranche war in Europa angesiedelt, denken Sie an Nokia oder Sie- 14 mens. Mit dem iPhone ist das alles in die USA abgewandert, von der Hardware bis zur Software und all den Diensten darumherum. Dramatisch, aber jeder muss den Preis für mangelnde Innovation bezahlen. Ich habe mir jedenfalls damals den Spielemarkt angesehen. Spiele haben zwar immer ein etwas komisches Image, aber wer den Markt analysiert, stellt Erstaunliches fest: Es wird beispielsweise mehr Geld für Spiele als für Musik ausgegeben. Spiele sind ein weltweiter Milliarden-Markt. Ein Drittel dessen, was auf dem Smartphone gemacht wird, hat mit Spielen zu tun – ein Drittel der Zeit, ein Drittel der Downloads, ein Drittel der Apps. Das ist durchaus erklärbar: Der Mensch lernt durch Spielen, er will spielen, es ist eine Veranlagung des Menschen. Und am besten ist, wenn Menschen miteinander spielen – statt nur gegen eine Maschine. Wir wollten dieses Modell des Miteinander-Spielens auf das iPhone übertragen. Nun waren wir nicht die kreativen Spieleentwickler. Das ist auch schwer, denn der Erfolg von Spielen lässt sich nicht INTERVIEW planen, das ist wie bei Kinofilmen. Wir haben uns also entschieden: Wir suchen nicht nach Gold, sondern wir verkaufen die Schaufeln: Wir haben eine Infrastruktur angeboten, mit der die Spieleentwickler es deutlich leichter hatten, ihre Spiele netzwerkfähig und social zu machen. Wir haben die Software und Netzwerkinfrastruktur dafür entwickelt, dass Spieler im Internet miteinander beziehungsweise gegeneinander spielen können. Das war damals noch fern davon, selbstverständlich zu sein. Also pure Technik? Die Kreativen, die im Licht standen, waren die Spieleentwickler. Wir waren die Bauarbeiter, die hinter den Kulissen die Server-Daten-Technik gemacht haben. Nur Technik anzubieten funktioniert allerdings selten. Man muss Technik so machen, dass man einen Effekt erzeugt: Die Kunden müssen es schwer haben, auszusteigen, am allerbesten ist, wenn sie gar nicht erst aussteigen wollen. So hatten wir gute Beziehungen zu den Spieleerfindern, die unsere Technologie in ihre Spiele eingebaut haben, und eine gute Beziehung zu den Spielern, die durch unsere Technologie miteinander spielen konnten. Wir waren nicht sichtbar, aber die Spinne im Netz – und sind wahnsinnig gewachsen. Weniger wegen großer Umsätze, sondern vor allem wegen der Bedeutung im Markt, denn irgendwann kam man „DIE GRÖSSTE SCHWIERIGKEIT IST NICHT, IDEEN ZU FINDEN, SONDERN RELEVANTE PROBLEME“ nicht mehr an Scoreloop vorbei: Spieler, die ein Profil angelegt hatten, wollten dieses Profil ins nächste Spiel mitnehmen – sozusagen die Ausstiegsbarriere. Wir waren das an Nutzern schnellstwachsende Unternehmen in Europa, sind halb so schnell gewachsen wie Android oder Twitter, 15 hatten letztendlich über 400 Millionen User. Und Sie haben sich an Lizenzgebühren dumm und dusselig verdient? Überhaupt nicht. Uns war von vornherein klar, dass das ein brutal wachsender Markt ist – und wir mitwachsen müssen. Dass das ein internationales Produkt ist – und wir weltweit dabei sein müssen. Die größte Schwierigkeit bei Gründungen in der digitalen Welt ist nicht, Ideen zu finden, sondern relevante Probleme. Wenn man schon die seltene Gelegenheit hat, dass man ein echtes Problem findet und die Lösung dafür anbieten kann, dann muss man so schnell rennen wie man kann, um das Ding groß zu machen, richtig groß. Das ist wie mit den Internet-Pizzadiensten, die derzeit überall aus dem Boden schießen. Die rennen alle so schnell wie sie können, denn am Ende des Spiels wird möglicherweise nur der Größte überleben. Das ist ein völlig anderes Geschäft, als ein Mittelstandsunternehmen aufzubauen. Ich habe großen Respekt vor unserem deutschen Mittelstand, aber das ist eine andere Herangehensweise als beim Aufbau eines globalen Start-ups. Beides hat seine Berechtigung, man darf das bloß nicht miteinander vermengen. Und wie haben Sie dann Geld verdient? Durch Relevanz. Es gibt zwei Möglichkeiten, relevant zu werden. In Deutschland ist es typisch, durch Umsatz relevant zu werden. Im Silicon Valley hingegen ist es typisch, dass man durch Größe relevant wird. Wie sieht das Geschäftsmodell des Silicon Valley aus? Im ersten Schritt muss man möglichst groß werden, im zweiten Schritt, wenn an dir kein Weg mehr vorbei geht, kann man die Zollstation einführen, von den Nutzern also für bestimmte Leistungen Geld verlangen, oder den Exit machen. Groß wird man, wenn man viele User hat. Viele User bekommt man, wenn die eigene Leistung erst mal nichts kostet. Lizenzgebühren wären eine Barriere ge- wesen, groß zu werden. Wir haben den Entwicklern unsere Tools also kostenlos zur Verfügung gestellt – und damit für die Verbreitung gesorgt. Finanziert haben wir uns durch Venture Capital. Dieses Geschäftsmodell ist in Deutschland unüblich, aber in der Start-up-Branche ist das weit verbreitet. „WENN AN DIR KEIN WEG MEHR VORBEI GEHT, KANN MAN DIE ZOLLSTATION EINFÜHREN“ Und das, was Sie konnten, konnte niemand anders? Ach wo. Unser Hauptkonkurrent saß im Valley, war aggressiver als wir und uns auf dem iPhone immer einen Schritt voraus. Ich habe damals allerdings gesehen, dass die Entwicklung nicht beim iPhone stehen bleiben wird, sondern dass da noch etwas anderes kommen wird. Apple war ja 16 auch schon beim Mac vorangestürmt – und hat dann doch anderen das Feld überlassen. Ich habe befürchtet, dass das wieder so läuft – und es ist ja auch wieder so gelaufen. Deshalb hatten wir frühzeitig genug unsere Strategie geändert und auf Android gesetzt. Kurz darauf hat Apple für das iPhone ein eigenes Gaming-Tool eingeführt, wodurch unser Hauptkonkurrent, der nur auf dem iPhone geblieben ist, weil es da für ihn kuschelig geworden ist, ins Hintertreffen geraten ist. Wir waren indes auf Android die Nummer 1 und wollten die ganz große Nummer 1 über alle Plattformen hinweg werden. Ich bin dann im Silicon Valley die ganze Sand Hill Road rauf und runter und habe nach dem ganz großen Investor gesucht. Nun muss man wissen: das Silicon Valley ist extrem gut vernetzt. Da spricht man mit ein paar Venture Capitalists und schon geht der Verkaufsprozess los. Ich war verwundert, wer alles an Scoreloop interessiert war – von den Geräteherstellern über Social Networks und ein riesengroßes, weltbekanntes Filmstudio bis hin zu Spie- INTERVIEW leherstellern. Da mir zudem klar wurde, dass sich die Lücke zu schließen beginnt und wir mit Scoreloop drohten, zwischen die Stühle zu geraten, haben wir uns für den Exit entschieden. Auf der einen Seite waren diejenigen, die die Plattform haben, sprich: das Handy und das Betriebssystem. Auf der anderen Seite diejenigen, die die Spiele machen. Keine Seite, so hatte ich den Eindruck, wird in Zukunft einen Teil des Kuchens abgeben wollen. Blackberry war interessiert, weil man das iPhone frontal angreifen wollte. Und dafür waren Spiele eine wichtige Komponente. Wir wiederum waren relevant, was Spiele angeht. Über die Summe sprechen Sie nicht? Die Rede ist von einem Betrag um die 100 Millionen. Die Zahl haben wir nie veröffentlicht, darüber schweigen wir auch weiter. Das, was Blackberry 2011 gekauft hat, war zum einen unsere Technologie, aber vor allem die Relevanz, die wir mit Scoreloop hatten. Ich hatte am Ende mit meinem Anteil jedenfalls viel Spaß (lacht). Und was haben Sie als frischgebackener Internet-Millionär mit Ihrem Geld gemacht? Ich habe ein paar Dinge gemacht, die ich immer schon machen wollte. Zum Beispiel habe ich einen italienischen Supersportwagen gekauft, klein, schwarz, zweisitzig. Nach einem halben Jahr habe ich ihn wieder hergegeben und bin auf einen Smart umgestiegen, auch klein, schwarz und zweisitzig. Und so komisch das klingt: der Smart hat auf seine Art genauso viel Freude gemacht. Heute fahre ich die meisten Strecken übrigens mit dem Fahrrad. Über Geld verfügen zu können ist angenehm, aber nicht meine Motivation. Ich suche Herausforderungen, ich löse gerne Probleme. Wenn ich etwas programmiere und die Menschen nutzen das gerne, dann freue ich mich wie ein Schnitzel (lacht). Ministerpräsident Horst Seehofer hat in seiner Regierungserklärung 2013 gesagt, er wolle Bayern zur „Leitregion des digitalen Aufbruchs“ machen und eine neue Gründerkultur im Freistaat entwickeln. Das Ziel ist gut. Und Bayern ist bereits jetzt super aufgestellt. Das wichtigste ist, jetzt möglichst viele Barrieren für Gründer bei uns abzubauen. Wir haben in Bayern hervorragende Unternehmen und speziell in München tolle Start-ups. Natürlich vermarktet sich Berlin als Standort für „VIELE GRÜNDER LEBEN IM STILLEN KÄMMERLEIN. DA MUSS MAN SIE RAUSHOLEN“ die Gründer sehr gut, die Szene dort ist wahnsinnig gut vernetzt. Sogar die Amerikaner nehmen Berlin ausgesprochen stark wahr. In ihrem Ranking landet Berlin zwar nach dem Silicon Valley – aber immer öfter noch vor New York oder Tel Aviv. Wenn Bayern nach vorne will, dann muss es die Vernetzung der Start-up- und Venture-Capital-Szene unterstützen. Was macht Berlin aus? Sehen Sie sich das Café „Sankt Oberholz“ in Berlin-Mitte mal an: Da sitzen alle vor ihren Laptops, es gibt Besprechungen, manche haben einen Beamer dabei, ein richtiger Schmelztopf der Gründerszene. Manche sagen, das „Sankt Oberholz“ sei der Nullpunkt im Koordinatensystem der Berliner Start-up-Szene. Zudem bietet Berlin natürlich günstige Mieten, ist als Stadt sehr international. Das kann 17 München, kann Bayern natürlich nicht einfach kopieren. Wir sollten uns hier auf das konzentrieren, was wir hier besonders gut können – und das sind Technologie-getriebene Start-ups mit Substanz. Viele hier sind der Meinung, dass München da unterschätzt ist. Ich übrigens auch. Was sollte man also machen? Unkomplizierte, informelle, ungezwungene Veranstaltungen, wo sich die Szene begegnen, kennenlernen, gegenseitig befruchten, austauschen, motivieren kann. „Bits&Pretzels“ etwa ist eine tolle Idee – Gründer, die sich auf dem Oktoberfest treffen. Aber es muss deutlich mehr Gelegenheiten vor allem für den spontanten Austausch geben. Da braucht es auch kein Menü – Pizza genügt. Viele Gründer leben im stillen Kämmerlein. Da muss man sie rausholen. Die Edelsteine gibt es hier zuhauf. Wir müssen es schaffen, diese Edelsteine, die Industrie und die Universitäten vor allem ungezwungen zusammenzubringen. Formal gibt es diese Kooperationen natürlich. Aber es ist eben alles sehr formal. Dort steckt unglaublich viel Potenzial. Vor allem, wenn die Politik dann auch noch einen Rahmen schafft, dass diese kleinen Unternehmen gedeihen können. Sie sagen, die bayerische Chance seien die Technologie-getriebenen Start-ups. Das Stichwort lautet: Internet der Dinge. Nun kann Bayern ja zweifellos Hightech bei den Dingen, während die Amerikaner beim Internet vorne liegen. Es gibt Stimmen, die sagen, das sei unser Vorteil – weil es für uns einfacher sei, den Dingen das Internet hinzuzufügen, als für die Amerikaner, zu ihrem Internet die Dinge erschaffen zu können. Ein sehr spannendes Thema. Ich bin ein großer Europa-, Deutschland- und Bayern-Fan. Trotzdem sage ich: Lasst INTERVIEW uns die Amerikaner nicht unterschätzen. Es ist doch peinlich für uns, was der Elektroauto-Innovator Tesla da mit Modell S hingestellt hat – schauen Sie sich mal die Leistungsdaten und die Reichweite dieses Fahrzeugs an. Ich kann für mich nur feststellen: Es wird Zeit, dass die eigentlich hervorragende deutsche Autoindustrie da endlich liefert. Konkurrenten zu unterschätzen, ist ein schwerer Fehler – vor allem bei der Frage, ob die Digitalisierung der Dinge leichter ist oder das Einführen der Dinge in die Digitalisierung. Viele gegenständliche Dinge verlagern sich nämlich derzeit in den digitalen Raum, werden haptisch also bedeutungslos. es geschafft haben, ihre HightechProdukte richtig zu verpacken. Die Skandinavier sind gut im Verpacken. Schauen Sie sich einen Apple-Store an: Das ist skandinavisches Design, amerikanisches Design sähe ganz anders aus. Das Verpacken der Technologie ist genauso wichtig wie die Technologie selbst. Diese Fähigkeit fehlt uns womöglich – weshalb die Exits hier noch kleiner ausfallen, als sie vielleicht müssten. Wir verkaufen vielleicht auch zu schnell nach Amerika, statt Dinge selbst groß zu machen. Spotify und Skype haben aber gezeigt, dass es geht. Wir müssen uns viel mehr darum kümmern, eine Schleife um unsere Produkte zu ma- Ein großes Thema für Gründer ist – Sie haben das ja selbst erlebt und machen das jetzt auch beruflich – Venture Capital, also Risikokapital. Gibt es das in Bayern ausreichend? Geld ist nicht das knappe Gut. Und es kommt auch in der Branche an. Es gibt hier sehr erfahrene und erfolgreiche Venture-Capital-Geber. Gründer, die ein relevantes Problem entdeckt, eine tolle Lösung – womöglich eine, die sogar das Konsumentenverhalten ändert – dafür gefunden und einen überzeugenden Businessplan entwickelt haben, finden hier das Geld, das sie brauchen. Das, was ein Gründer sinnvoll ausgeben kann, machen die Venture-Capital-Geber hier auch locker. Eine Gründung scheitert nicht am Kapital, gewiss nicht. „WIR SIND NICHT DAS SILICON VALLEY – UND WIR MÜSSEN ES NICHT SEIN“ Sinngemäß sagt Seehofer, das nächste Google und das nächste Facebook müssten aus Bayern kommen. Realistisch? Ja klar, warum nicht? Wir haben die Leute hier, die das können. Aber warum kommen zum Beispiel der digitale Musik-Dienst Spotify oder der kostenlose Instant-Message-Dienst Skype aus Skandinavien? Meiner Meinung nach liegt es daran, dass sie chen, so, dass die Nutzer weltweit es verstehen. Dann können wir ganz groß werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das hinkriegen. Anfangen und loslegen. Zum Abschluss: Was können wir vom Silicon Valley lernen? Was können wir jetzt schon besser? Und was werden wir nie können? Wir sind nicht das Silicon Valley – und wir müssen es nicht sein. Das Valley kopieren zu wollen, wäre der falsche Ansatz. Aber vom Valley zu lernen, ist natürlich richtig. Was wir lernen können, ist diese unglaubliche Vernetzung. Die allerdings ist über 40 Jahre gewachsen, weshalb eine „Arbeitsgruppe Vernetzung“ keinen schnellen Erfolg brächte (lacht). Dazu müssen schon diejenigen, die in diesem Feld unterwegs sind, aus ihren Kämmerlein und Studierzimmern her- 18 auskommen, sich treffen und miteinander reden. Lernen können wir auch, wir haben ja eben darüber gesprochen, die Fähigkeit zur Vermarktung. Und schließlich gibt es im Silicon Valley einen fantastischen Pragmatismus statt Formalismus. Dort erkennt man den Mehrwert, der aus dem Zusammenspiel der Kräfte entsteht. Lernen sollten wir auch, stolz zu sein: Das Silicon Valley ist extrem stolz auf das Silicon Valley. Ich denke, wir können in Bayern sehr stolz auf Bayern sein. Wir haben hier eine ordentliche unternehmerische Historie. Wir haben es in Bayern ähnlich wie das Silicon Valley geschafft, den Fokus vom Agrarstandort hin zum Technologiestandort weiterzuentwickeln. Dies nicht zuletzt dank des Anschubs von Franz Josef Strauß und des Ausbaus durch Edmund Stoiber. Der Begriff „Technologie“ ist bei uns jedoch noch stark industriell geprägt. Im Silicon Valley steht die Prägung bereits voll im Zeichen der Digitalisierung. Dieser Schritt steht uns in Bayern mit Leuchtturmwirkung für ganz Deutschland noch bevor. Und mit Horst Seehofer haben wir nun einen Ministerpräsidenten, der die Chance hat, sich diesen Wandel auf die Fahnen schreiben zu können und damit Bayern – vielleicht sogar Deutschland – das notwendige „Update“ für die Zukunft zu geben. Bei allem Vorsprung, den das Silicon Valley hat: Dort kann man nichts, das wir nicht auch könnten. Dr. Marc Gumpinger (41) ist Partner beim Münchner VentureCapital-Unternehmen Target Partners. 2011 verkaufte er ein Software-Unternehmen, das er 2008 zusammen mit zwei Freunden gegründet hatte, für einen hohen Millionenbetrag an den amerikanischen Smartphone-Hersteller Blackberry. STANDPUNKT Foto: ap fotografie W elche Rolle spielen Banken künftig für die Realwirtschaft? Diese Frage stellt sich heute mehr denn je, wandelt sich doch das Verhältnis zwischen Banken und Unternehmen gegenwärtig so stark wie seit langem nicht mehr. Auch wenn klassische Produkte wie der Kredit und das Konto der Anker vieler Kundenbeziehungen bleiben, nimmt ihre relative Bedeutung ab. Neue Wettbewerber drängen in den Markt, die mit teilweise deutlich veränderten Geschäftsmodellen die Transformation des Bankgeschäfts ins digitale Zeitalter vorantreiben. Bis auf Weiteres bleibt die Mehrheit der Geschäftsbeziehungen aber eher noch klassischer Art. Im Euroraum liegt das Volumen der Bankkredite an Unternehmen bei 4,3 Billionen Euro. Zum ersten Mal seit 2012 ist in diesem Segment wieder ein kleines Plus im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Eine positive Tendenz, die aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass seit der Finanzkrise eine strukturelle Verschiebung der Finanzierungsquellen voll im Gange ist. So hat sich das Volumen von Unternehmensanleihen im Eurogebiet seit 2008 auf über eine Billion Euro ungefähr verdoppelt. Dieses rasante Wachstum ist nur zum Teil zyklisch bedingt, ein guter Teil ist struktureller Natur – wie etwa in Deutschland. Hier ist es zu keiner Zeit in der Finanz- und Schuldenkrise zu einer Kreditklemme gekommen. Der Wunsch vieler Unternehmen, finanzierungsseitig diversifizierter und weniger abhängig von Banken zu sein, schlägt sich hier wie auch anderswo im zunehmenden Finanzierungsanteil des Kapitalmarkts nieder. Hinzu kommen die starke Nachfrage der Investo- „Politisch ist die Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion zu begrüßen“ JÜRGEN FITSCHEN, Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank, erwartet fundamentale Änderungen des Bankenmarktes ren nach festverzinslichen Unternehmenspapieren und das historisch einmalig niedrige Zinsniveau. Eine solche Verschiebung zum Kapitalmarkt passiert nicht über Nacht, sie zieht sich über Jahre oder Jahrzehnte hin. Nur: Wer einmal die Fixkosten einer Kapitalmarktemission auf sich genommen hat, für den sind die Hürden, eine Anleihe zu begeben, auf Dauer niedriger. Politisch ist daher die Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion zu begrüßen. Sie kann einen wichtigen Beitrag leisten, ein widerstandsfähigeres Finanzsystem zu schaffen und die Finanzierung der Realwirtschaft auf eine breitere Grundlage zu stellen. Banken können in diesem Kontext als zuverlässiger Intermediär zwischen Unternehmen und Kapitalmärkten fungieren. Dabei bieten Banken weitaus mehr Dienstleistungen an als 19 klassische Finanzierungen. Gerade für die Wirtschaft in Deutschland ist das von großer Bedeutung: Unternehmen möchten sich gegen Währungsund Zinsschwankungen absichern, benötigen Expertisen beispielsweise für Investitionen in Asien oder wünschen eine individuelle Spezialfinanzierung für einen bestimmten Zweck. Sie wollen beraten werden, weil sie in neue Märkte und Regionen expandieren oder sich mit einem Konkurrenten zusammenschließen. All diese über das klassische Kreditgeschäft hinausgehenden Dienstleistungen werden zukünftig von entscheidender Bedeutung sein für den Erfolg der traditionellen Banken. Das gilt im Wettbewerb untereinander als auch für die Branche insgesamt sowie im Verhältnis zu den IT-basierten Fintechs. Jürgen Fitschen ist seit 2012 Co-Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank und seit 2013 Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Foto: igor – Fotolia.com Gefahr aus dem Netz: Für Hacker ist ein Passwort nur das Kratzen an der Oberfläche. IT-SICHERHEIT Der Mensch ist die Schwachstelle Eine absolut sichere IT gibt es nicht. Betreiben Hacker nur genügend Aufwand, kommen sie praktisch immer ans Ziel. Wie gefährdet die IT ist, lässt sich mit einem Hacker-Angriff auf Bestellung klären „F kzpl#72vGf“ – dieses Passwort dürfte ziemlich sicher sein, könnte man meinen. Immerhin: Rund 45.000 Jahre bräuchte ein herkömmlicher PC, um es zu knacken, so ein Test auf der Internet-Seite www.checkdeinpasswort.de. Sicheres Passwort – sichere IT? Hacker können über einen solchen Satz nur lauthals lachen. „Wenn wir nur genügend Aufwand betreiben, kommen wir immer ans Ziel“, sagt einer, der davon lebt, fremde IT-Netzwerke anzugreifen, regelrecht in sie einzubrechen. „Ziel“, das ist das Innerste eines Unternehmens: Kundendaten, die Payroll der Mitarbeiter, der Zugriff auf Produktions-Leitstände und ganze Fertigungsstraßen. Mit technologischer Finesse, der Kreativität eines versierten Bastlers, der analytischen Akribie eines umsichtigen Forensikers und bisweilen auch einer gehörigen Portion psychologi- schen Fingerspitzengefühls dringen Hacker in Ebenen der IT vor, die sich den Kenntnissen einfacher Mitarbeiter und oft sogar der IT-Experten eines Unternehmens entziehen. Ein Passwort ist für Hacker nur das Kratzen an der Oberfläche, es knacken zu wollen, würde bisweilen nur aufhalten – Hacker setzten stattdessen viel tiefer an, subtil und technologisch. Wie sonst ließe sich erklären, dass selbst IT-Leuchttürme wie Apple und die Telekom, Facebook und Twitter, Sony und Microsoft Opfer erfolgreicher Cyber-Angriffe wurden? Dabei sind beileibe nicht nur die großen Unternehmen und Konzerne davon betroffen. Vor allem der Mittelstand wird derzeit digital regelrecht in die Zange genommen: Während ITNetzwerke bei Kommunikation und Datenverarbeitung ohnehin aus praktisch keinem Unternehmen mehr wegzudenken sind, geht neuerdings von 21 der zunehmenden Digitalisierung, vom Internet der Dinge, von Industrie 4.0 und Themen wie Big Data zusätzlicher Wettbewerbsdruck aus – wer auch in Zukunft auf dem (Welt-)Markt eine Rolle spielen will, muss sich immer weiter ins Netz wagen. Doch ausgerechnet von dort häufen sich die Angriffe. Im besten Fall sind es Hobby-Hacker, angezogen von der Herausforderung, in ein gesichertes System einzudringen, und ohne Absicht, Schaden anzurichten. Doch sie sind eher die Ausnahme. Schlimmer wird es, wenn es um vorsätzliche Sabotage geht, um Wirtschaftsspionage oder wenn sogar Geheimdienste am Werk sind. Alleine auf das bayerische Behördennetz finden jedes Jahr 40.000 Angriffe aus dem Netz statt, berichtet der für das Thema zuständige Heimatund Finanzminister Markus Söder – die meisten automatisiert, viele aber IT-SICHERHEIT auch sehr konkret. Eine eigene Abwehreinheit ist rund um die Uhr damit beschäftigt, Angriffe zu erkennen und sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Kaum anders ergeht es den Unternehmen – geradezu erschreckend sind deshalb die Zahlen, die der Branchenverband Bitkom dazu vorgelegt hat: Jedes zweite Unternehmen in Deutschland wurde demnach in den vergangenen zwei Jahren Opfer von digitaler Wirtschaftsspionage, von Sabotage oder Datendiebstahl. Der Schaden: Rund 51 Milliarden Euro im Jahr. Vor allem der Mittelstand sei mit 61 Prozent am stärksten betroffen – und müsse beim Thema Sicherheit nachlegen. „Großkonzerne sind für dieses Thema sensibilisiert“, sagt Winfried Holz. Er ist Deutschland-Geschäftsführer von Atos, einem weltweit agierenden Unternehmen für IT-Lösungen und -Dienstleistungen mit 93.000 Mitarbeitern und 11 Milliarden Euro Umsatz, zu dem heute auch die frühere Siemens-Sparte Siemens IT Solutions and Services gehört. „Im Mittelstand allerdings“, so Holz, „gibt es noch eine große Unbedachtheit beim Thema IT-Sicherheit.“ Zu 95 Prozent könne sich ein Unternehmen heute mit einem überschaubaren Budget gegen Standard-Angriffe aus dem Netz schützen, „aber wenn professionelle Wirtschaftsspionage ins Spiel kommt oder Geheimdienste…“ Holz macht eine kurze Pause. „Viele unserer Kunden sind nicht vorbereitet.“ offen ist da keine Kategorie. Bangen eher. Zumal Experten berichten, dass in manchen Fällen bis zu 200 Tage vergehen können, bis Unternehmen überhaupt erkennen, dass sie angegriffen wurden. Hilfreich, um die Wirksamkeit der eigenen Sicherheitsvorkehrungen einschätzen zu können, ist ein simulierter Angriff. Sogenannte „Ethical Hacker“, H hoch ausgebildete Experten, versuchen im Auftrag des Unternehmens, den Schutz der IT zu überlisten. „Penetration Test“ nennt sich das Verfahren, oft erweitert um ein „Social Engineering“. Rund 2.000 der Atos-Mitarbeiter sind weltweit im Einsatz, um mit ihren Kunden das zu machen, was sonst die Hacker machen. eführt wird der Bereich in Deutschland von Herbert Blaauw. „Nehmen wir mal einen Mittelständler, der überhaupt nicht weiß, wo er verwundbar ist und wo seine Schwachstellen sind. Dann würden wir versuchen, ihn möglichst breit anzugreifen“, erklärt er. In einem ersten Schritt gelte es, von extern die Systeme des Kunden zu finden – indem man sich über dessen eigenen Internetauftritt sagen lässt, wo er seine Standorte hat, seine Onlinesysteme, den Webserver, und über die IP-Adresse, wo der Internetzugang des Unternehmens ist. Den würde man dann genauer in Augenschein nehmen. „Dann würden wir versuchen, genau diesen Internetzugang anzugreifen. Zunächst, indem wir in die demilitarisierte Zone des Kunden eindringen, und von dort aus gelingt es uns in der Regel auch, in das interne Netz des Kunden einzudringen. Damit hätten wir auch die Firewall überwunden.“ Freilich gäbe es Kunden, die richtig gut abgesichert seien und bei denen das – mit einem vertretbaren Aufwand – nicht gelinge. „Dann stoppen wir an dieser Stelle“, so Blaauw. „Dann ist es aber immer eine gute Idee, Außenstellen des Unternehmens anzugreifen.“ Oft sei das Headquarter gut geschützt – anders als die Außenstellen. „Dann kommen wir eben über Außenstellen in das Netz des Headquarters.“ Dass man in aller Regel erfolgreich sei, bestätigt auch Markus Pölloth von der HvS-Consulting AG, die seit 2002 zahlreiche mittelständische Unterneh- G 22 men und DAX-Konzerne im Bereich Informationssicherheit berät. Zu den Kernkompetenzen des Unternehmens zählen Prävention von Industriespionage und Mitarbeitersensibilisierung. Über 100 Penetrationstests und Assessments führen die HvS-Sicherheitsspezialisten pro Jahr durch – und unterstützen im Falle akuter Cyberattacken mit Abwehrmaßnahmen und forensischen Analysen. Wie leicht es bisweilen ist, die IT-Sicherheitsmaßnahmen eines Unternehmens auszuhebeln, weiß Pölloth aus eigener Anschauung: „Wir hatten nach einem Tag Vollzugriff auf den Domain-Controller des Unternehmens – obwohl wir ursprünglich nur über die öffentlichen IP-Adressen verfügten. Wir hatten das Unternehmen sozusagen unter Kontrolle.“ b Hacker die Gelegenheit, die sich ihnen bietet, auch nutzen, ist eine andere Frage – aber gleichwohl auch zweitrangig: „Jeder Hacker ist ein Risiko. Selbst wenn er keine Daten abgreift oder Schaden anrichtet, bedeutet ein erfolgreicher Angriff anschließend Arbeit – denn es besteht immer die Gefahr, dass er sich in den Codes irgendwo eine Hintertüre geschaffen hat, über die er beliebig ein weiteres Mal eindringen kann. Die Bandbreite ist groß: Vom Hacker, der erfolgreich in das System eindringt, aber dann gar nicht weiß, was er dort eigentlich anstellen soll, bis zur Ebene der Wirtschaftsspionage oder den Geheimdiensten, die kaum noch Spuren des Angriffs hinterlassen – wo man nur noch forensisch anhand von ein paar Puzzle-Teilen sieht, dass ein Angriff überhaupt stattgefunden hat“, so Pölloth. Doch nicht nur die Technik liegt im Fadenkreuz der „Ethical Hacker“ – nicht selten sind es auch die Mitarbeiter: „Es ist oft erschreckend, wie wenig sorgfältig innerhalb von Unter- O IT-SICHERHEIT Foto: Andrey Popov – Fotolia.com nehmen mit sensitiWenn wir aber den ven Informationen Innentäter simulieumgegangen wird. ren und es uns geEtwa, wenn Mitarlingt, auf das beiter Dateien, InWerksgelände des formationen, die Kunden zu kommen technisch geschützt oder in ein Büro, werden, irgendwo dann wäre es fast noch mal separat immer möglich, groauf ihrem PC abge- Spezialisten müssten rund um die Uhr Angriffe erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. ße Schäden anzulegt haben, womögrichten.“ Sein Resülich auf einem Netzlaufwerk mit einer mee: „Die Schwachstelle ist der „Sehr hoch“, sagt Blaauw. „SchwachZugriffs-Freigabe für alle. Das ist Mensch. Er ist das schwächste Glied stellen finden wir immer“, bei einem auch das Erste, wonach wir bei einem in der Kette der Sicherheit.“ Nach Penetrationstest in aller Regel bereits Angriff suchen: Wo werden uns relezehn bis 20 Versuchen sei man in der nach rund zwei Tagen. „Es ist unvante Informationen sozusagen auf ei- schön, wenn es uns gelingt, KundenRegel erfolgreich. nem Silbertablett präsentiert, die wir daten abzuziehen oder die Payroll der tos-Deutschland-Chef nur noch einsammeln müssen? AnMitarbeiter“, so Blaauw. „Richtig kriHolz weiß: „Fast 100 statt uns umständlich in Systeme zu tisch“ werde es, wenn man sich von Prozent der tatsächhacken“, so Pölloth. der IT wegbewege „und wir plötzlich lichen Sicherheitsfälle eshalb testen die „Ethiin der Lage sind, Fertigungsstraßen wurden durch Mitarbeical-Hacker“, wenn ihre zu beeinflussen, einzelne Produkter verursacht. Der Mensch ist das RiKunden es wünschen, tionssysteme zu kompromittieren und siko Nummer 1 – Betrug, Unachtsamauch die Social-Enginee- Leitstände zu manipulieren. Das hakeit, Fahrlässigkeit.“ Üblicherweise ring-Komponente. Wie ben wir alles schon gesehen. Und die- flössen 80 Prozent der IT-Ressourcen man dabei vorgeht, erklärt Blaauw se Angriffe sind oft viel leichter in den Schutz des Systems, 15 Prozent von Atos: „Wir legen präparierte durchzuführen, weil die Systeme wein das Erkennen von Angriffen und USB-Sticks aus, die die Mitarbeiter niger abgesichert sind.“ Blaauw: fünf Prozent in die Aufarbeitung von vor dem Werkstor finden und in ihren „Wenn wir genügend Aufwand betreiAngriffen. „Wir empfehlen stattdesPC stecken. Oder wir schicken finben, würden wir in den allermeisten sen einen Drittelmix: Ein Drittel in gierte E-Mails an die Mitarbeiter dieFällen zum Ziel kommen.“ Dabei gelden Schutz, ein Drittel in das Erkenses Unternehmens, und bitten, einen te es oft, ein ausgewogenes Verhältnis nen von Angriffen und ein Drittel für den Schadensfall.“ Notwendig sei für Anhang zu öffnen, auf einen Link zu zu bedenken: Wie viel Zeit hat der die Unternehmen, Angriffe und Schäklicken oder Dinge zu tun, die es uns Kunde in Auftrag gegeben? Stellt er ermöglichen, einen Trojaner in das sich auf einen einfachen Hackeranden in Echtzeit zu erkennen – und abNetzwerk des Kunden einzuspeisen. griff ein, der beendet ist, wenn man zuwehren. „Es kann schnell zu spät Mithilfe dieses Trojaners bekommen nicht schnell ans Ziel kommt? Oder sein“, so Holz. Den Kunden helfe man nach der Schwachstellenanalyse, wir direkten Zugang zum Netzwerk hat man es mit Wirtschaftsspionage also den fingierten Angriffen, bessere des Kunden und könnten von dort aus und Geheimdiensten zu tun, denen Sicherheitskonzepte zu implementieweiter angreifen.“ Oder man versuenorme Möglichkeiten zur Verfügung ren. Naheliegend, dass er empfiehlt, che, die physische Zugangskontrolle stehen? Und wie massiv soll der Aneines Unternehmens zu überwinden, griff erfolgen? Heimlich und damit sich für das ganze Thema externe begebe sich also direkt auf das meist unbemerkt – was dem UnterUnterstützung zu holen – in seiner Werksgelände des Unternehmens und nehmen die Möglichkeit zur Gegenre- Einschätzung ist er resolut: „Viele suche sich einen internen Netzwerkaktion nehme? Oder brutal, um Mittelständler sind der Meinung, es anschluss. „Es sind ganz, ganz viele schneller zum Ziel zu kommen, als reicht, wenn sie sich selbst um das unterschiedliche Wege, die uns ans das Unternehmen reagieren kann? Thema kümmern. Nach dem Motto: Ziel führen.“ Es gehe beim Social-En- Freilich, räumt Blaauw ein, finde man Was sie nicht selbst machen, haben gineering also darum, „die Schwach„nicht immer Schwachstellen, die es sie nicht im Griff. Der Mittelstand stelle Mensch zu testen“, so Blaauw. uns ermöglichen würden, wirklich kann das aber in vielen Fällen nicht Und wie hoch sind die Erfolgsquoten? sehr große Schäden anzurichten. selber. Punkt.“ A D 23 Foto: Igor Mojzes – Fotolia.com FORTBILDUNG Fit für tausendundeine Nacht Mit der interkulturellen Kompetenz ist das oft so eine Sache: Das As-Salam’alaykum kommt jedem Karl-May-Leser forsch über die Lippen. Die Begrüßung ist gut gemeint, kann aber bereits ein Fehler sein. So begegnen sich Muslime untereinander. Aber Grüß Gott ist ja wohl auch nicht passend? F rauen dürfen nicht Auto fahren. Sie sind verschleiert. Alkohol ist verboten. – Die allgemeinen Vorstellungen, die das Bild von der arabischen Welt prägen, nimmt möglicherweise auch der Aufgeschlossenste mit auf die Geschäftsreise in die Golfstaaten. Dabei liegen wesentliche Unterschiede oft in anderen – nach westlichen Schemen unwichtig erscheinenden – Details. Auch dem kompetentesten Techniker, dem versiertesten Ver- und dem geschicktesten Einkäufer fehlt dafür unter Umständen das Gespür. Außer- dem: Was in Saudi-Arabien gilt, mag im persischen Iran falsch sein. Die Verhandlung in einem offenbar unkomplizierten Geschäft gerät dann ins Stocken und weder die eine noch die andere Seite kann sich erklären warum. Ulrike Trapp fällt auf. Die große Frau mit blonden Haaren ist meist hell, oft farbig gekleidet und sticht heraus aus den Bildern in Gesellschaft von grau oder dunkelblau gekleideten Männern. Seit 15 Jahren reist sie einmal monatlich an den persischen Golf. „Ich habe mich dort als Frau noch nie diskriminiert oder irgend- 25 wie unwohl gefühlt“, sagt Ulrike Trapp, die in Amerika aufgewachsen ist und seit Jahrzehnten in Nürnberg lebt, wo sie eine Unternehmensberatung leitet. Die diplomierte Betriebswirtin ist unter anderem EUBotschafterin für das „Europäische Netzwerk für Botschafterinnen des Unternehmertums“. Zusammen mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) gGmbH und den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH führt Trapp am Standort Nürnberg Schulungen für „Orient Manager“ durch. FORTBILDUNG glaubte, er könnte in einem straffen Zeitfenster in Richtung Vertragsabschluss galoppieren und wird skeptisch. Was wollen die noch? Die Ungeduld ist kaum zu kaschieren. Das Gegenüber spürt, dass etwas nicht passt. Skepsis hängt in der Luft. Die Stimmung kippt. Und auf einmal stocken die Verhandlungen und keiner weiß warum. iele Fettnäpfchen oder Fallstricke lassen sich mit ein paar Vorkenntnissen umgehen. Den einen klassischen Fehler kennt Ulrike Trapp nicht. Das Schlimmste allerdings sei – und das nicht nur im Orient – arrogantes Auftreten. Auf Überheblichkeit reagieren die Partner am persischen Golf leicht allergisch. Und wer meint, er könnte unzuverlässig sein, weil andere es mit V dieser als typisch deutsch geltenden Tugend angeblich nicht so genau nehmen, der wird sich schwertun. ie Kleiderordnung ist ein unvermeidliches Thema, wenn im Westen über Nahost und die Golfstaaten gesprochen wird. „Die Bedeutung wird überbewertet“, meint Ulrike Trapp. Wie überall auf der Welt gehört angemessene Kleidung zum Business. „In Deutschland gehen Sie ja auch nicht im Bikini ins Büro.“ Ein Schal gehöre ohnehin zum Outfit und das habe einfach praktische Gründe, schützt er doch vor Sonne und vor Staub. „Bei 40 Grad in der Wüste legen Sie gerne ein Tuch über den Kopf.“ Auch von der Stellung der Frau im Orient herrsche im Westen ein komplett falsches Bild: „Das geht an den D Foto: Frédéric Prochasson – Fotolia.com Das Schwierigste im Geschäft mit Unternehmern am persischen Golf ist laut Trapp die grundsätzlich verschiedene Auffassung von Handel und Geschäftemachen. Während deutsche Manager meist schnell auf den Punkt kommen, würden die Partner im Orient lieber die Verhandlungen ausdehnen und sich nochmals intensiv austauschen. Ein Produkt ist nicht nur ein Produkt. Ein Geschäft mehr als ein Geschäft. Eine Partnerschaft natürlich auch. Vorzüge müssen gepriesen, gegenseitige Achtung und Respekt immer wieder betont werden. Es mag ein bisschen sein wie in den Märchen von tausendundeiner Nacht. Ausführlich wollen Geschäftspartner im Orient über die Vorteile des Käufers und des Verkäufers fabulieren. Und der Europäer sitzt währenddessen möglicherweise auf Kohlen. Er 26 A Tradition und Moderne: Die Skyline von Abu Dhabi (Seite 26) und die klassische Teezeremonie spiegeln die Unterschiede wider. Foto: saschanti – Fotolia.com Realitäten vorbei. Die unterdrückte Frau konnte ich in den letzten 15 Jahren nicht entdecken,“ so Trapp. Im Gegenteil: Frauen halten im Hintergrund oft nicht nur die Fäden zusammen, sie sitzen häufig mit am Verhandlungstisch. „Ich habe nirgends so viele Managerinnen getroffen wie im Iran.“ Frauen werden dort sehr gut ausgebildet und tragen unter anderem in Ölfirmen im Iran oft auch Verantwortung etwa als Abteilungsdirektorinnen. In den arabischen Golfstaaten gebe es zudem viele Informationstechnikerinnen, was damit zusammenhängt, dass Entwicklungsministerin Sheika Lubna selbst Informatikerin ist. Die Vorzüge, die die Digitalisierung im Berufsleben für das Familienleben hat, hätte man am Golf früher erkannt als in Europa. uf keinen Fall sollte jemand die Fühler in den Orient ausstrecken, der glaubt, Angehörige der dort vorherrschenden Weltreligion seien potenzielle Terroristen. Solche Ressentiments stehen dem Aufbau einer ordentlichen Geschäftsbeziehung im Weg. „Wer ein ungutes Gefühl hat und nur um des zusätzlichen Geschäftes willen Kontakte anstrebt, der sollte es lieber bleiben lassen“, rät Trapp. Jemand, der keinen Respekt mitbringt, fliegt schnell auf und meist raus aus einem Geschäft. Unternehmen der Golfstaaten seien laut Trapp meist am Aufbau langfristiger Geschäftsbeziehungen interessiert. Sie schätzen die deutschen Tugenden und erwarten selbstverständlich, dass Vereinbarungen eingehalten werden. Verstärkt begleitet Ulrike Trapp seit zehn Jahren auch Geschäfte in den Iran, wo die Voraussetzungen zwar orientalisch geprägt, aber doch wieder ganz anders seien. Immer gelte es, die Menschen nicht zu enttäuschen. Was ausgemacht ist, gilt auch dann, wenn es nicht im Vertrag steht. Und die deutsche Pünktlichkeit werde nicht nur geschätzt, sondern unter anderem bei Lieferungen auch erwartet. Etwas Besonderes in fast allen Golfstaaten sei die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Techniken. „Araber sind viel offener für Neues.“ Das betreffe Gesundheit, Umwelt und Energie. Es mag Deutsche überraschen, aber in den durch Erdöl reich gewordenen Ländern gibt es mit Masdar die erste „CO2-freie“ Stadt der Welt, die mit internationalen Partnern weltweit neue Maßstäbe entwickelt. Der Erfolg deutscher Unternehmen im Ausland scheitere laut bbw-Produktmanagerin Elke Wailand oft nicht am guten Willen, sondern an den Be- 27 sonderheiten der wirtschaftlichen und kulturellen Umstände in der jeweiligen Region. Trotz guter Produkte, gutem Marketing und fair kalkulierten Preisen bringt die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern und Kunden häufig unerwartete Schwierigkeiten. s gibt auch einfache Dinge, die Brücken schlagen: Das Thema Fußball etwa kann ein steifes Geschäftsessen, das sich in die Länge zieht, weil keiner einen Fehler machen will, in eine unterhaltsame Begegnung verwandeln. Der Sport kann jedoch nicht alle Knoten lösen. E Fotos: STOCK4press Von Niederbayern aus gehen Eterna-Hemden in 40 Exportländer. Geschäftsführender Gesellschafter Henning Gerbaulet setzt auf ein neues Siegel, das die Produktionskette offenlegt. PORTRÄT Vom steifen Kragen zum Good Shirt Ein niederbayerischer Hemden- und Blusenhersteller behauptet sich seit 152 Jahren in der Textilbranche – Eterna punktet mit Nachhaltigkeit und setzt zudem auf Transparenz bei der Herstellung M arianne Öller steht zwischen schwebenden Transportkörben, beweglichen Regalen aus Metallgitter, die von der Decke hängend durch das Logistikzentrum des Hemdenherstellers Eterna fahren. Sie nimmt ein verpacktes Hemd aus einem Transportkorb und fingert das Etikett aus der Plastikhülle. „Da steht alles drauf“, erklärt die Prokuristin für Produktion und Logistik. Nummern, Buchstaben, Strichcode – Insider wissen, was alles dahintersteckt: Die EDV-gesteuerte Anlage ist das Herzstück. Effektive Just-in-Time-Prozesse müssen Mehrkosten mit ausgleichen, die sich das Unternehmen leistet, wenn es grundsätzlich nur in Europa produziert. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich Eterna als Textilunternehmen Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt, sämtliche Herstellungsschritte nachprüfbar macht und verspricht: „We care for people and nature.“ Das Etikett ist das Navi. Noch bevor ein Hemd zugeschnitten ist, habe es laut Marianne Öller in der Zentrale seinen reservierten Platz im Lager – in einer der 21 Regalreihen auf rund 30.000 Quadratmetern. Der Weg des Produkts ist vorgegeben, damit die komplexe Warenwirtschaft mit möglichst wenig Aufwand funktioniert. NOS – „Never Out of Stock“ – Der Hemdenhersteller hat seine Klassiker immer auf Lager. Und „der Klassiker“ ist das Hemd in mehr als 200 Varianten in 13 verschiedenen Größen. Auf Vorrat liegen hier bis zu 400.000 29 Hemden und 100.000 Blusen. Die Logistik ist darauf abgestimmt, dass ein bestelltes Produkt Kunden in Deutschland innerhalb von 24 Stunden und im restlichen Europa innerhalb von 48 Stunden erreicht. Die Zentrale in Passau mit ihren rund 200 Mitarbeitern ist gleichzeitig Umschlagplatz. Die europäischen Stofflieferanten bestücken Eterna im Jahr mit 6,6 Millionen Metern Stoff, die die Lastwagen zum Großteil nach Banovce in der Slowakei bringen, wo Eterna eine eigene Produktionsstätte mit 750 Mitarbeitern betreibt. „Kein Lastwagen verlässt das Lager leer“, sagt Marianne Öller und es klingt wie ein Befehl. Der disziplinierte Ablauf könne nicht hoch genug geschätzt werden. „Wir arbeiten mit Liebe zum Detail und gehen mit unserem NOS – „Never Out of Stock“: Im Logistikzentrum sorgt eine ausgefeilte EDV dafür, dass Klassiker immer auf Lager sind. Eterna hat rund 500.000 Hemden und Blusen „auf Vorrat“. Material sorgsam um.“ Die Kartons landen nicht im Schredder, sie werden sorgfältig behandelt, zusammengelegt, zurückgeschickt und erneut verwendet – bis zu drei Jahre lang. Auch die Rollen, von denen der Stoff heruntergewickelt wurde, machen mehr als einmal ihren Job. ir rechnen damit, dass der Umsatz in 2015 bei knapp 100 Millionen Euro und damit über dem Vorjahr liegen wird,“ so der geschäftsführende Gesellschafter, Henning Gerbaulet. Die meisten der jährlich rund 4,5 Millionen Teile – neben Hemden und Blusen gehören dazu passende Krawatten – gehen auf den deutschen Markt zu 5.000 Fachhändlern und in 50 eigene Stores. Etwa 28,5 Prozent der Ware werden in 40 Länder exportiert. Pro Kopf gerechnet würden die meisten Hemden in Dänemark verkauft. Gerbaulet „W spricht von einem soliden Wachstum, das das Unternehmen in den letzten Jahren verzeichnen konnte. Trotz der Krisen in Europa und trotz des Umsatzeinbruchs durch die nachlassende Kaufkraft in Russland. Die Russen nämlich würden deutsche Marken lieben und Hemden aus Bayern hätten dort eine durchaus erfolgversprechende Zukunft. Umsatzbringer sind übrigens überall Herren mit den Größen 41 und 42. Ein Hemd geht im Schnitt für rund 50 Euro über den Ladentisch. Zuwachsraten verzeichnet Eterna derzeit im Online-Geschäft. Der digitale Shop erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Zudem gibt es CustomMade-Hemden. Der Kunde kann Stoff, Farbe, Kragenform und einzelne Maße wie Ärmellänge, Kragenweite, Obergröße selbst kombinieren. Und wenn einmal ein Hemd gepasst hat, kann der Kunde es jederzeit und überall wiederbestellen. Deshalb wohl 30 hält sich bei Eterna die Retourenquote mit zehn bis zwölf Prozent in Grenzen, von denen die großen Portale nur träumen können. it seiner Philosophie konnte sich das niederbayerische Unternehmen in der schwierigen Textilbranche gut behaupten und kann mittlerweile auf eine 152 Jahre lange Erfahrung zurückgreifen. Es begann mit den steifen Kragen, die damals lose waren und an das Hemd geknöpft werden mussten. Die Gebrüder Hönigsberg hatten in ihrer Wiener Wäschefabrik einen Kragen aus Doppelstoff entwickelt und patentieren lassen. Er saß um einiges lockerer als seine Vorgänger. Für die Produktion eröffneten die Österreicher 1927 eine Niederlassung in der Grenzstadt rund 280 Kilometer donauaufwärts. Tragekomfort prägt die Marke bis heute. Der Kunde soll sich so wohl M PORTRÄT wie möglich fühlen. Damit nichts zwickt oder spannt, gibt es jedes Hemd in zahlreichen Varianten. Besonders beliebt gemacht hat sich das Hemd mit einer anderen zur Bequemlichkeit beitragenden Eigenschaft: Es ist meist bügelfrei. Seit neustem wirbt Eterna zudem mit dem Prädikat „Good Shirt“ dafür, transparent zu sein – und das hat nichts mit der durchsichtigen Beschaffenheit des Stoffes zu tun. Mit Transparenz wirbt der Hemdenfabrikant für die Produktionskette seiner Textilien. Das Hemd besitzt neben allen anderen Nummern, die es für seine Identifizierung und seinen Lebensweg braucht, einen Code, mit dem der Kunde nachvollziehen kann, wie es entstanden ist, also: Wer webt den Stoff? Wer färbt ihn ein? Wer macht die Knöpfe und wer den Schnitt? „Nachhaltigkeit ist uns eine Herzensangelegenheit“, betont Gerbaulet, der natürlich weiß, dass viele das Good Shirt für eine Marketing-Aktion halten. Doch: „Wir haben das nicht aus Not heraus getan oder nach einem bestimmten Skandal. Eterna sei seit mehr als 15 Jahren mit dem höchsten Oekotex-Standard zertifiziert. Das Good-Shirt-Siegel sei nur die konsequente Weiterentwicklung der Firmenphilosophie. Gerbaulet: „Es war nicht einfach, die Lieferanten darauf einzuschwören. Aber jetzt sind sie stolz darauf.“ Und jetzt hielt Eterna den Zeitpunkt für gekommen, das positive Engagement zu kommunizieren. „Es wäre fatal, wenn man Gutes tut Im Lager wird zwischen Hänge- und Liegeware unterschieden. Wie ein Navi lotst das Etikett jedes Produkt an den Platz, des es schon beim ersten Herstellungsschritt zugewiesen bekommt. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben. Jede Kartonrolle etwa wird aufbewahrt und wiederverwendet. und als Verkäufer nicht darüber spricht“, sagt Gerbaulet. Anderseits sei die Nachvollziehbarkeit der Herstellung natürlich ein Luxus, den sich das Unternehmen leiste. Denn: Anders als bei Lebensmitteln, wo der Kunde etwa für „Bio“ gerne etwas mehr bezahlt, wird Nachhaltigkeit in der Textilbranche nicht gleichermaßen honoriert. Der Verbraucher ist noch nicht bereit, für ethisch einwandfreie Ware einen höheren Preis zu zahlen. „Wir hoffen, dass unser Engagement Nachahmer findet – und dass der Kunde es wertschätzt.“ Die Mehrkosten muss Eterna durch mehr Umsatz wieder reinholen – und unter anderem durch effektive Lagerhaltung und Logistik. SZENE Automobil: Auch autonom die Nummer 1 1 „Das vollautomatisierte und autonome Fahren wird kommen. Wir wollen, dass die Entwicklung und Umsetzung bei uns als technologieführendem Automobilstandort stattfindet“, sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt auf dem Kongress „Automatisiertes Fahren – Rechtsrahmen und Haftungsfragen“. Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft rechnet damit, dass Ende der 2020er Jahre die höchste Automatisierungsstufe beim Autofahren erreicht sein wird. 3 2 1 Professor Dr. Paul Schrader (v. l.), Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Augsburg, Dr. Frank Försterling, Head of Advanced Development & Innovations, Continental Automotive GmbH, Staatsminister Professor Dr. Winfried Bausback, Martin Wehner, Fachbereichsleiter Privat-Kraft-Betrieb, Allianz Versicherungs-AG, Professor Dr.-Ing. Uwe Clausen, Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik, Vorsitzender Fraunhofer-Allianz Verkehr, Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer. 2 Bertram Brossardt. 3 Staatsminister Professor Dr. Winfried Bausback. 4 Professor Dr.-Ing. Uwe Clausen (v. l.), Dr. Frank Försterling, Stefan Albat, Staatsminister Professor Dr. Winfried Bausback, Martin Wehner, Professor Dr. Paul Schrader, Dr. Marc Beise, Süddeutsche Zeitung. 4 1 „Smart Energy“-Markt hat große Zukunft Der Beitrag intelligenter technischer Lösungen für den Gebäudesektor zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Klimaschutz stand im Mittelpunkt des gemeinsamen Kongresses der vbw und der „Stiftung 2°“. Die bayerische Wirtschaft stehe zum Zwei-Grad-Ziel, meinte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt zu den Ergebnissen der UN-Klimakonferenz in Paris. Allerdings sei es noch ein weiter Weg zu weltweiter Klimagerechtigkeit. Um die in Deutschland gesteckten Energie- und Klimaziele zu erreichen, müssten die enormen Effizienzpotenziale im Gebäudebestand dringend gehoben werden. Die vbw fordere dazu bereits seit Jahren die Einführung der steuerlichen Förderung. Der „Smart Energy“-Markt habe großes Wachstumspotenzial, betonte Brossardt. 1 Bertram Brossardt (v. l.), vbw Hauptgeschäftsführer, Gunther Gamst, Geschäftsleiter, DAIKIN Airconditioning Germany GmbH, Dr. Karsten Ottenberg, Vorsitzender der Geschäftsführung, BSH Hausgeräte GmbH, Sabine Nallinger, Vorständin der „Stiftung 2°“, Andreas Kröhling, Dr. Bernhard Schwab. 2 Andreas Kröhling, Group Corporate Responsibility, Deutsche Telekom AG. 3 Dr. Bernhard Schwab, Amtschef, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. 4 Andrea Klepsch, Gunther Gamst und Sabine Nallinger. 5 Eckhard Dittrich, Vizepräsident, Verband Freier Berufe in Bayern e. V. 2 3 4 5 SZENE Vorzüge unserer Marktwirtschaft 1 Die Hanns-Seidel-Stiftung und die vbw haben ihre Kooperationsveranstaltungen unter dem Titel „Freiheit sichern – Verantwortung zeigen“ fortgesetzt. Diesmal stand der Themenkomplex „Marktwirtschaft und Ethik“ im Mittelpunkt. Diskutiert wurde unter anderem über den ethischen Wert der Sozialen Marktwirtschaft und über die Frage, ob eine Rückbesinnung auf die Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft notwendig ist. 2 1 Sven Afhüppe (v. l.), Moderator, Chefredakteur Handelsblatt, Christian Johannes Tipecska, Geschäftsführer, Tipecska Maschinenbau GmbH, Alois Glück, Landtagspräsident a. D., Professor Dr. rer. pol. Dr. phil. Johannes Wallacher, Präsident, Hochschule für Philosophie München, Professor Ursula Männle, Vorsitzende, Hanns-Seidel-Stiftung, Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer. 2 Christian Johannes Tipecska, Geschäftsführer, Tipecska Maschinenbau GmbH. 3 Professor Dr. rer. pol. Dr. phil. Johannes Wallacher, Präsident, Hochschule für Philosophie München. 4 Professor Ursula Männle, Vorsitzende, Hanns-Seidel-Stiftung, Sigmund Gottlieb, Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens. 5 Professor Dr. Fritz Wickenhäuser (v. l.), Alois Glück, Rolf Herwig, Guntram Kraus. 3 4 5 1 Eine Daueraufgabe 2 3 Fotos: vbw 4 Knapp 80 Gäste diskutierten im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München über Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiken des Industriestandorts Bayern. vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt stellte die Bedeutung der Industrie als Wachstumsmotor für die gesamte Volkswirtschaft heraus. Die bayerische Industrie sei stark und gut positioniert. Er betonte jedoch, dass die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bayern eine Daueraufgabe sei. Wichtig sei unter anderem, noch stärker auf Forschung und Entwicklung zu setzen und die Digitalisierung voranzutreiben. Das hohe Niveau bei Arbeits- und Energiekosten sowie bei Steuern und Abgaben nannte Brossardt als größte Herausforderung. 1 Podiumsdiskussion mit Thomas Kreuzer (v. l.), Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer, Moderator Hans Oberberger, Dr. Karl Lichtblau, Geschäftsführer der IW Consult GmbH, und Unternehmer Anton Klaus Kathrein. 2 Thomas Kreuzer (v. l.), Dr. Fritz Kempter, Mitglied des vbw Präsidiums, und Bertram Brossardt. 3 Dr. Karl Lichtblau und Anton Klaus Kathrein. 4 Interessierte Zuhörer verfolgen den Vortrag von Thomas Kreuzer. SZENE 1 2 3 Europa muss stark sein 4 Zum 36. Bayerischen Wirtschaftsgespräch der vbw mit rund 400 Gästen begrüßte vbw Präsident Alfred Gaffal Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB als „Europäer durch und durch“. Im Mittelpunkt stand die finanzpolitische Dimension der Herausforderungen, vor denen Europa aktuell steht. Schäuble betonte, dass Europa gerade heute wirtschaftlich stark sein müsse, um zusammen mit seinen internationalen Partnern die großen Aufgaben bewältigen zu können. Dazu zählte er den Ukraine-Konflikt, die Bedrohung durch den Islamismus, die Regulierung von Finanzmärkten, die Digitalisierung und die Flüchtlingskrise. Gaffal lobte den klaren Kurs Schäubles in der Staatsschuldenkrise: „Es ist richtig, dass es finanzielle Hilfen für ein EU-Mitgliedsland nur geben darf, wenn dieses im Gegenzug notwendige Reformen durchführt.“ Mit Blick auf die aktuellen Gesetzespläne der Bundesregierung setzt sich die vbw dafür ein, dass der Entwurf der Erbschaftsteuerreform nachgebessert wird. 6 5 7 1 Etwa 400 Zuhörer verfolgten das Wirtschaftsgespräch. 2 vbw Präsident Alfred Gaffal (v. r.) und vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt begrüßten Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble MdB. 3 Dr. Wolfgang Schäuble. 4 Das Publikum verfolgte die Ausführungen und beteiligte sich rege an der Diskussion. 5 Thomas Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Kaeser Kompressoren SE. 6 Ulla Rüdenholz, Geschäftsführende Vizepräsidentin der Europäischen Bewegung Bayern e. V. 7 Die Veranstaltung wurde aufgrund der hohen Gästezahl in zusätzliche Räume übertragen. 8 Auf der Videowall im Foyer verfolgten Besucher Schäubles Rede. 9 Forderungen der vbw formulierte Präsident Alfred Gaffal in der Begrüßung. 10 vbw Präsidiumsmitglied Konrad Steininger und vbw Ehrenpräsident Professor Randolf Rodenstock (v. l.). 11 Der bayerische Löwe, das Erinnerungsgeschenk der vbw, wird Schäuble an die Themen beim Wirtschaftsgespräch erinnern. 12 Staatsminister a.D. Dr. Wolfgang Heubisch (l.) und Politikwissenschaftler Professor Dr. Heinrich Oberreuter. 13 vbw Ehrenpräsident Senator E.h. Hubert Stärker (v. l.), Thomas Kaeser, Dr. Hanns-Peter Ohl, Geschäftsführer der Erich Netzsch GmbH & Co. Holding KG, Hartmut Geldmacher, Aufsichtsratsvorsitzender der Rhein-Main-Donau AG, und Dr. Walter Schmidt, Geschäftsführer der Intermedia GmbH. 14 Das Interesse am Wirtschaftsgespräch war groß. 15 Für die Argumente des Finanzministers gab es Beifall. 16 Auf dem Podium: Alfred Gaffal leitete die Diskussion mit Dr. Wolfgang Schäuble. 17 Den Empfang im Anschluss nutzten viele Gäste, um sich weiter auszutauschen. SZENE 8 9 11 10 12 13 15 14 Fotos: Stefan Obermeier 16 17 LIFESTYLE Immer mit der Zeit Während die Google Watch nicht so richtig auf Touren kommt, erfreut sich die traditionelle Armbanduhr gleichbleibend großer Beliebtheit. Sie ist Accessoire, Wertanlage, Sammlerstück und Statussymbol. Wer regelmäßig zwischen den Kontinenten verkehrt, weiß zudem zu schätzen, wenn der Blick aufs Handgelenk genügt, um in mehreren Zeitzonen zu Hause zu sein. Das vbw Unternehmermagazin hat Modelle ausgewählt, die mehr als eine Uhrzeit zeigen: Uhren für Vielflieger. Das Modell Timemaster GMT aus dem Hause Chronoswiss gibt es in der sportlichen wie in der eleganten Variante. Edles Sammlerstück „Lange 1 Time Zone“ aus der Manufaktur Lange und Söhne in Glashütte: Auf einem außen liegenden Städtering können die 24 Zonenzeiten durch einen Tastendruck einfach eingestellt werden. Der Internet-Anbieter walbusch.de empfiehlt Vielfliegern die Uhr mit Automatikgetriebe: Modell Bison von Ingersoll. 36 Puristisches Design zeichnet Klassiker bei Porsche aus: Die „1919 Globetimer“ gibt es unter anderem mit einer integrierten Anzeige für eine zweite Zeitzone. Dem Zifferblatt wurde hierfür ein 24-Stunden-Ring hinzugefügt, auf dem ein weiterer Zeiger die Uhrzeit der zweiten Zeitzone angibt. Auf der Rückseite wichtige Zeitzonen auf einen Blick. Hintergrund: peshkov – Fotolia.com LIFESTYLE LETZTE SEITE Eine Frage noch ... ... HERR FEHRENBACH, haben Werte, Unternehmenskultur und Vorbilder noch Platz in Unternehmen? schafts- und Finanzkrise – das bestätigt das Vertrauen mehr als jede Hochglanzbroschüre. Eine Unternehmenskultur ist nur so viel wert, wie sie auch unter Druck glaubwürdig bleibt. Doch Vorsicht: Die Beschäftigung mit der eigenen Kultur darf nicht zur Selbstüberschätzung verleiten. Ein Übermaß an Identifikation mit dem eigenen Unternehmen kann auch zur Illusion von Überlegenheit und Geborgenheit führen, die es im weltweiten Wettbewerb auf Dauer nicht geben kann. Jede Unternehmenskultur ist 38 nur so gut, wie sie bei allem Stehvermögen auch die Offenheit für Veränderungen akzentuiert – zugegeben ein schmaler Grat. Und nicht zuletzt: Gerade für Führungskräfte müssen kulturelle Werte mehr sein als Worte. Natürlich schützt keine Unternehmenskultur vor dem Fehlverhalten Einzelner. Entscheidend ist, dass solches Fehlverhalten nicht toleriert wird. Auf die moralische Integrität der Führungskräfte kommt es in besonderem Maße an. Führungskräfte sind Vorbilder – jede Unternehmenskultur ist nur so glaubwürdig, wie sie auch an der Spitze vorgelebt wird. Die Frage ist, ob dieser hohe Anspruch im rauen Alltag der Ziel- und Kostenvorgaben nicht doch zerrieben wird. Darauf lässt sich nur mit einem Klassiker antworten: Laut Max Weber zeigt sich die Qualität einer jeden Organisation und damit auch eines jeden Unternehmens in der Auswahl der Eliten – also der Führungskräfte. “ Franz Fehrenbach ist seit 2012 Aufsichtsratsvorsitzender der Robert Bosch GmbH. Zuvor leitete er neun Jahre lang das Unternehmen als Vorsitzender der Geschäftsführung. Foto: Thomas Bauer „E in wirtschaftsferner Begriff macht in der Wirtschaft Karriere. Es ist die Rede von der Kultur. Ob in der Zugluft der Globalisierung oder in der Konjunktur der Krisen – in zunehmendem Maße versuchen Unternehmen, ihre Mannschaft über Werte zu stabilisieren. Das ist gut so, wenn da nicht die Ungeduld wäre. Denn oft verordnen sich Unternehmen gleich einen Kulturwandel, wenn Vertrauen verloren gegangen ist. Tatsächlich können sie vieles auf Bestellung herstellen, eine neue Kultur aber nicht. Die können sie nicht kurzfristig machen, die muss wachsen. Allenfalls auf längere Sicht, das ist meine These, können Unternehmer auch kulturell Wachstumsimpulse setzen. Dies jedenfalls entspricht der Erfahrung von Bosch. Ein Unternehmen, das nach wie vor durch seinen Gründer geprägt wird. Robert Bosch war eine der großen Unternehmer- und Stifterpersönlichkeiten seiner Zeit. Doch so wertvoll auch heute solch eine Identifikationsfigur ist, noch mehr Identifikation erzeugt das Stehvermögen in schwierigen Zeiten. Das Durchhalten großer Innovationsprojekte auch nach Rückschlägen, das Zusammenhalten der Mannschaft sogar in der tiefen Wirt- À la Carte Business Lunch Cooking Party Catering Regional trifft mediterran Genießen Sie exquisite Produktküche von Jürgen Weingarten und seinem Team. Im neuen Conti Restaurant im Haus der Bayerischen Wirtschaft – mitten in München, direkt am Kunstareal. Conti Restaurant Max-Joseph-Straße 5 80333 München [email protected] Tel: 089 . 551 78-684 Fax: 089 . 551 78-681 www.conti-restaurant.de Montag bis Freitag 10 : 00 – 1 : 00 Uhr Samstag 17 : 00 – 1 : 00 Uhr Küche durchgehend bis 22 : 00 Uhr Die Welt steht Ihnen offen Gut ausgebildete Fachkräfte für Ihr nächstes Auslandsengagement Märkte und Menschen wachsen immer enger zusammen. Gefordert sind Konzepte, die der Internationalisierung Rechnung tragen, indem sie Wissen intelligent vernetzen und neue Fachkräfte ausbilden. Als globales Bildungsnetzwerk stellen wir uns dieser Verantwortung. Im Mittelpunkt unserer Aktivitäten stehen Projekte zur Optimierung der Fachkräfteausbildung von international agierenden Unternehmen in zahlreichen Ländern. Die Unterstützung bayerischer Unternehmen an ihren ausländischen Standorten liegt uns dabei besonders am Herzen, wie das Beispiel der neuen bbw-Repräsentanz in Iran zeigt. Gleichzeitig fördern wir die lokalen Strukturen, indem wir Fachkräfte nach deutschen Standards aus- und weiterbilden. In Tunesien haben wir soeben ein dreijähriges Projekt zur Verbesserung der dualen Berufsausbildung erfolgreich beendet. Umgekehrt sind wir auch Ihr Partner, wenn Sie Machen Sie mehr aus Ihrem Auslandsprojekt. Mit unserem Wissen an Ihrer Seite. Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft e. V. Telefon 089 44108-219 www.bbw.de ausländische Nachwuchskräfte für den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gewinnen wollen. Unsere Kompetenzen – Begleitung deutscher Unternehmen bei ihren Auslandsaktivitäten – Förderung der globalen Entwicklungszusammenarbeit – Verbesserung ausländischer Ausbildungsstrukturen nach deutschen Bildungsstandards – Schulung ausländischer Ausbilder und Auszubildender – Langfristige Kooperationen mit Berufsschulen und Unternehmen – Recruiting von Fachkräften für ausländische Märkte – Recruiting ausländischer Fachkräfte für den deutschen Markt – Institutionelle Bildungsarbeit – Organisation von Delegationsreisen nach Bayern und Fachseminare
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