SPEZIAL MOBILFUNK IN DER BAHN Mobiles Internet auf der Schiene ● Mobilfunkmessungen bei der Bahn ● Alles über WLAN im ICE ● Die Mobilfunk-Zukunft der Bahn ● Powered by 1 LESESTOFF FÜR UNTERWEGS ! JETZT 12 AUSGABEN CONNECT LESEN UND PRÄMIE SICHERN ! EUROPAS GRÖSSTES MAGAZIN FÜR TELEKOMMUNIKATION connect ist die anerkannte Test-Institution für alle Themen der Telekommunikation und der ultimative Kauf- und Praxisratgeber rund um die vernetzte Welt. Kein anderes Magazin informiert so fundiert, umfassend und aktuell wie connect. ➤ ➤ ➤ ➤ KEINE ZUSTELLGEBÜHR 1 HEFT GRATIS VORAB BEI BANKEINZUG PREISVORTEIL GEGENÜBER EINZELKAUF 1 PRÄMIE IHRER WAHL TOP PRÄMIE DES MONATS ANGEBOT FÜR SIE ACER Iconia A1-830 Das neue Acer Iconia ist das Maß der Dinge unter den Mini-Tablets und Ihr zuverlässiger Begleiter für unterwegs. Als connect-Prämie erhalten Sie das Tablet für eine Zuzahlung von nur 49 € inkl. MwSt. Nur solange der Vorrat reicht! JETZT ONLINE BESTELLEN UNTER: www.connect.de/unterwegs connect erscheint im Verlag: WEKA MEDIA PUBLISHING GmbH, Richard-Reitzner-Allee 2, 85540 Haar, Handelsregister München, HRB 154289 INHALT Mobilfunk im Zug ..................................................................................... 4 Wer in der Bahn Filme schauen und Cloud-Dokumente bearbeiten kann, hat mehr vom Leben. Doch nicht immer steht die Internetverbindung. Warum eigentlich nicht? Mobilfunk im Regionalverkehr ............................................................. 8 Objektiv ermittelt: So gut sind Regionalzüge und S-Bahnen versorgt Mobilfunk im Fernverkehr.....................................................................10 Der Test bestätigt es: Im schnellen ICE könnte die Versorgung mit Internet besser sein Das sagen Experten der Deutschen Bahn ........................................12 Interviews mit Michael Peterson, Bereichsleiter Produktmanagement Fernverkehr, und Berno Friedl, Produktmanager ITK Messverfahren und Lexikon................................................................. 14 Wissenswertes über die Technik „Die Menschen möchten aus ihren digitalen Welten nicht herausgerissen werden“ .............................15 Dr. Thomas Schaffer, Leiter Marketing DB Regio, im Interview Bahn im Netz – Netz in der Bahn ........................................................16 Wie Sie die DB-App und WLAN im Zug nutzen Die Zukunft des Mobilfunks im Zug ...................................................18 Neue technische Entwicklungen sollen das mobile Internet in der Eisenbahn verbessern Titelfoto: © l i g h t p o e t – shutterstock.de IMPRESSUM Bereichsleiter Telekommunikation und Chefredakteur: Dirk Waasen Stellvertretende Chefredakteurin und Textchefin: Monika Klein Projektleitung: Bernd Theiss Redaktion: Hannes Rügheimer Textredaktion: Sebastian Schmidt Schlussredaktion: Irmhild Tieck Grafikleitung: Sergio Coca Grafik: Julia Dadić Director Marketing & Sales B2B: Martin Schmiedel Director Marketing & Sales B2C: Hans Stübinger Anzeigenleitung: Vasili Tsialos Herstellung: Marion Stephan Druck: Mohn Media, Gütersloh Geschäftsführer: Kurt Skupin, Werner Mützel, Wolfgang Materna Dieses Spezial ist eine in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn erstellte Sonderpublikation von connect, WEKA MEDIA PUBLISHING GmbH, Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart Gedruckt auf UPM Valor H 61 gr 3 MOBILFUNK IN DER BAHN SCHNELLE VERBINDUNG Mit guter Mobilfunkversorgung macht Bahnfahren deutlich mehr Spaß. Leider kommt es im Zug mitunter zu Abbrüchen. Wo liegen die Schwierigkeiten der Netzbetreiber und der Deutschen Bahn? 4 Spezial Fotos: © LDprod – shutterstock.de D ie Szene im ICE von Stuttgart Richtung Kassel ist typisch: Eine Studentin arbeitet an einem Vierertisch ein medizinisches Kompendium durch, neben ihr schaut ein junger Mann auf seinem Tablet eine Folge „Breaking Bad“. Gegenüber döst eine ältere Frau vor sich hin, und ein Manager korrigiert einen Quartalsbericht. Eine Bahnfahrt bringt einen eben nicht nur ans Ziel, man kann unterwegs auch sehr gut arbeiten oder entspannen. Alle wollen Internet Doch mittlerweile ist für viele Menschen eine Internetverbindung unabdingbar, wenn sie arbeiten oder sich unterhalten lassen wollen. Sei es das Online-Game, der Spielfilm vom Streaming-Server oder das Word-Dokument in der Cloud – viele Dinge des täglichen Lebens verlagern sich ins Netz. Es ist also kein Wunder, dass immer mehr Bahnfahrer auf eine lückenlose Versorgung der Strecken drängen. Doch ist die Bahn dafür selbst verantwortlich? Die Situation ist wie so oft kompliziert, denn für die Versorgung der Bevölkerung mit Mobilfunk stehen zunächst die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus in der Pflicht. Aus wirtschaftlich verständlichen Gründen bauen sie ihre Netze gern da aus, wo sie möglichst viele Menschen erreichen, denn dann haben sie bei geringem finanziellen Einsatz viele zufriedene Kunden. In der Regel kann eine Mobilfunkstation einen Radius von fünf Kilometern versorgen, dann muss die nächste 5 MOBILFUNK IN DER BAHN Smartphone-Nutzer Außenantenne Laptop-Nutzer Innenantenne Signalverstärker Verbindungsglied Um den Empfang im Zug deutlich zu verbessern, sind viele Waggons mit Repeatern ausgestattet. Sie fangen die Mobilfunksignale draußen auf, führen sie verstärkt ins Innere und verbessern auch die Verbindung vom Mobiltelefon zur Basisstation. Station übernehmen. Da ein Mast auch nur eine begrenzte Anzahl Teilnehmer gut versorgen kann, müssen die Zellen in dicht besiedelten Gebieten sogar in einem engeren als dem 10-Kilometer-Raster angeordnet sein. Herausforderung Bahn Die Situation entlang einer Bahnstrecke ist komplizierter als in einer Stadt. Im Berufsverkehr fahren mitunter ein paar hundert Menschen im selben Zug, der schon bei einem Tempo von 100 km/h alle sechs Minuten die Mobilfunkstation wechselt. Die einzelne Station ist also wenige Minuten lang ausgelastet und hat dann den Rest des Tages weitgehend Leerlauf. Der Technikchef eines deutschen Netzbetreibers erklärte connect dazu, dass eine Mobilfunkzelle nur für die Bahn nicht einmal ihre Energiekosten einspielen würde. 6 Spezial Noch schwieriger für die Netzbetreiber wird die Situation durch die abschirmende Wirkung, die moderne Eisen- bahnen für Mobilfunkwellen haben. Nicht nur, dass die Wände der Waggons aus für Funkwellen undurchlässigem Metall gefertigt sind, auch die Fenster sind mit Aluminium bedampft. Das verhindert im Sommer, dass sich die Innen- Zeitvorteil Wer im Zug ungestört arbeiten kann, hat früher Feierabend. Doch viele Tätigkeiten setzen heutzutage eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung zu Informationsquellen oder zu Servern der eigenen Firma voraus. Fotos: © okili77– shutterstock.de, JENG_NIAMWHAN – shutterstock.de Mobilfunkantenne räume bei prallem Sonnenschein allzu sehr aufheizen. Doch das Metall blockt nicht nur die Hitze ab (was ökologisch korrekt ist und die Fahrgäste freut), es schirmt leider auch die Mobilfunkstrahlung ab. Das draußen vorhandene Funksignal wird typischerweise auf ein Tausendstel abgeschwächt und damit in vielen Situationen für das Smartphone im Zug „unhörbar“. Repeater sind gut, aber zu alt In Waggons, die mit einem Handysymbol gekennzeichnet sind, helfen Repeater weiter. Diese leiten das draußen kräftige Signal in den Zug hinein und passen es dort so an, dass Smartphones und andere Mobilfunkgeräte wie Tablets oder Notebooks guten Empfang haben. Ohne solche Repeater hat der Netzbetreiber oft keine Chance, seine Kunden in Zügen ordentlich zu versorgen – bei wirtschaftlich vertretbarem Aufwand. Zusätzlich zu den Repeatern rüstet die Deutsche Bahn in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom alle ICE bis 2015 mit WLAN aus. Dies kann dann im Zuginnern wie das WLAN in der Wohnung genutzt werden, wobei sich der Kunde zunächst einmal anmelden muss. Das ist bei bestimmten Telekom-Verträgen sogar kostenfrei; mehr über dieses Thema erfahren Sie auf Seite 16. Doch auch Repeater sind kein Allheilmittel, denn sie können nur Signale verstärken, die außerhalb des Zuges tatsächlich vorhanden sind. Zudem treffen bei Bahn und Mobilfunk zwei Welten aufeinander: Während das sogenannte Rollende Material der Bahn – also die Züge – für jahrzehntelangen Betrieb ausgelegt ist, gelten im Mobilfunk schon wenige Jahre als eine halbe Ewigkeit. So dauerte es aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) zuletzt schon mal rund fünf Jahre, eine Repeater-Generation überhaupt zu genehmigen. Da ist es kein Wunder, dass sehr viele Züge mit Repeatern durch die Gegend fahren, die lediglich den WLAN unterwegs Im Fernverkehr bietet die Deutsche Bahn zusammen mit der Deutschen Telekom oftmals WLAN an. Man muss sich allerdings erst anmelden und je nach Mobilfunkvertrag auch Gebühren zahlen. Mobilfunkstandard der zweiten Generation (GSM) unterstützen, obwohl der Datenhunger der Kundschaft mittlerweile bereits die vierte Mobilfunkgeneration (4G) hervorgebracht hat. Extrem wichtiges Thema Die Züge stabil mit Mobilfunk zu versorgen, ist also mit hohem Aufwand verbunden – Auf Empfang Waggons, in denen der Mobilfunk mit sogenannten Repeatern verstärkt wird, sind mit einem Handysymbol ausgezeichnet. Aufgrund ihrer nur im GSM-Standard wirkenden Technik sind sie besonders für die Telefonie zu empfehlen. auf Seiten der Netzbetreiber und auf Seiten der Deutschen Bahn. Wer aber die ökologischen Folgen des Straßenverkehrs betrachtet und den Verkehrskollaps in den Städten und auf den Autobahnen vor Augen hat, der erkennt, dass es von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist, die Bahn so attraktiv wie möglich zu machen. BERND THEISS Automatisiert Telefonate und Datenübertragungen werden computergesteuert und vollautomatisiert nach international anerkannten Standards gemessen. 7 MOBILFUNK IN DER BAHN REGIONAL UND UNVERBUNDEN Pendler schätzen Züge mit guter Internetverbindung. Wie selbstverständlich ist diese Kombination im Regionalverkehr? A ls Leiter des Fahrgastund Produktmarketing der DB Regio weiß Anatol Scholz, wie wichtig der Mobilfunkempfang seinen Kunden ist. Er weiß aber auch, dass das Netz gerade auf dem Land viele Lücken hat. Das haben Messungen auf mehreren Strecken in Zügen mit und ohne Repeater gezeigt, die Scholz mit angestoßen hat (siehe connect 11/2013). Die Ergebnisse waren zwiespältig: Hatte der Zug Repeater an Bord, ließ sich besser telefonieren, während die Qualität des Datentransfers abnahm. 8 Spezial Warum? Weil die derzeit eingesetzten Repeater zwar den für Telefonie guten GSMMobilfunk verstärken, nicht aber die für Daten viel besseren Standards UMTS und LTE. Smartphones bleiben folglich gerne in den verstärkten GSM-Netzen hängen und buchen sich in die schwachen Datennetze gar nicht ein. Es stellt sich allerdings die Frage, was 3G/4G-Repeater gegenwärtig überhaupt ausrichten könnten, denn: „Wo kein Netz ist, kann auch nichts verstärkt werden“, so Bahnfachmann Scholz. Regionalzüge und S-Bahnen Diese Schlussfolgerung wird von neuen Messungen bestätigt, die soeben im Auftrag der Bahn den Empfang in Regionalverkehr und S-Bahn in 22 Städten und deren Umgebung erfassten. Im Regionalverkehr ergaben sich bei der Telefonie Erfolgsquoten von 87 (Telekom) bis 82 Prozent (Vodafone, E-Plus) – das ist deutlich niedriger als auf Autobahnen. In ländlichen Gebieten bleibt der Mobilfunk auf der Strecke, hier müssten die Netzbetreiber Lücken schließen. Die S-Bahnen hingegen Kein Anschluss Rote Kreise stehen für Fehler beim Rufaufbau, Dreiecke für vorzeitige Abbrüche. MESSWERTE: SO GUT IST DER MOBILFUNK IM REGIONALVERKEHR REGIONALZÜGE S-BAHNEN AUTOBAHNEN* STÄDTE* Erfolgsrate (%) 82–87 95–96 92–96 94–98 Rufaufbauzeit (s) 5–6 5–6 7–11 6–10 2,8–2,9 2,9 2,5–2,7 2,6–3,2 TELEFONIEREN Sprachqualität (MOS-LQO) DATEN Erfolgsrate (%) mittlere Downloadrate (kbps) mittlere Uploadrate (kbps) * 74–88 92–98 89–97 96–100 5300–18 220 8400–22 500 7400–18 900 9900–35800 1300–5400 1700–5900 1300–7900 1600–14 000 Downloadrate > 1 Mbps (%) 65–74 79–91 84–96 97–100 Uploadrate > 500 kbps (%) 56–73 79–88 81–92 88–99 Netztest connect 1/2014 lassen die Autobahnen mit Erfolgsraten von 95 bis 96 Prozent hinter sich. Zum Niveau in den Städten fehlen nur noch rund 2 Prozent, das ist erfreulich. Im städtischen Umfeld ist die Versorgung gut, in SBahn-Tunneln teils weniger. Das hohe Niveau in den SBahnen behaupten Telekom und Vodafone auch beim mobilen Internet – hier macht sich der gute LTE-Ausbau bemerkbar. E-Plus und O2 hingegen brechen auf Erfolgsraten um 92 Prozent ein, was zum Teil unter dem Niveau auf Autobahnen ist. Immerhin: Im Erfolgsfall sorgen sehr hohe Transfergeschwindigkeiten zwischen 8 und 23 Mbit/s dafür, dass eine schlechte Versorgung auch sehr schnell bemerkt wird. Da hilft es oft schon, den Upoder Download nach kurzer Pause erneut zu starten. Viele Datentransfers bleiben fehlerhaft Im Regionalverkehr trübt sich das Bild: Schon bei der Telekom traten bei spürbar mehr als einem von zehn Up- oder Downloads Fehler auf, bei Vodafone blieb schon einer von fünf Transfers fehlerhaft, E-Plus und O2 waren noch einmal deutlich schwächer. Die Datennetze sind eben noch längst nicht so gut ausgebaut wie die überwiegend für Sprache genutzten GSMNetze. Besonders O2 und EPlus haben in Sachen LTE abseits der Städte Nachholbedarf, doch auch bei der Telekom und bei Vodafone offenbarten sich substanzielle Lücken. Ansonsten gilt auch hier wie im Fernverkehr: Steht die Verbindung, ist die Geschwindigkeit bei allen Netzbetreibern flott. Man merkt also schnell, wann es sinnvoll ist, ins Netz zu gehen. Repeater-Ausbau: Der Bahn sind die Hände gebunden Beim Ausbau der Regionalzüge mit Repeatern sind der Bahn die Hände gebunden, denn seit der Bahnreform schreiben die Länder die Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs aus. Hier müssten explizit Repeater gefordert sein, damit sie in die Kalkulation einfließen könnten. Nur so wäre ein rentabler Ausbau mit der teuren Technik möglich – und der ist Voraussetzung dafür, dass die Investitionen der Netzbetreiber nicht ausufern und tatsächlich den Kunden zugutekommen. Eine jetzt erfolgende Ausrüstung der Waggons mit Repeatern könnte mit sich bringen, dass neben dem auf Telefonie optimierten GSM auch die für schnelle Datenübertragung gedachten Standards UMTS und LTE unterstützt werden könnten. So könnte ein Repeater-Typ die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Züge über Jahre mit Sprach- und Datendiensten versorgt würden. Das wäre auch für die Netzbetreiber eine zukunftssichere Lösung, die Investitionen in Sendemasten entlang der Strecke auf lange Sicht sinnvoll erscheinen ließe. Denn nur wenn Länder, Bahn und Netzbetreiber alle an einem Strang ziehen, ist die Versorgung von Regionalzügen mit stabilem Internet letztlich zu stemmen. BERND THEISS Zeit sinnvoll nutzen Die Alternative zum Stau: Wer schon auf dem Weg ins Büro arbeitet, kann früher Feierabend machen. 9 MOBILFUNK IN DER BAHN Schnelle ICE und IC verbinden Großstädte, doch dabei entfernen sie sich von der stabilen Mobilfunkversorgung, wie unsere Messungen zeigen. VERDAMMT WEIT WEG 10 Spezial s war Mitte 2013, als die Deutsche Bahn in Zusammenarbeit mit P3 communications die Mobilfunkversorgung praktisch im kompletten Fernverkehrsnetz überprüfte. Seitdem ist der Netzausbau an den Zufahrten der Bahnhöfe zwar vorangeschritten, doch abseits dieser belebten Teilstücke kann man immer noch froh sein, wenn man GSM empfängt und ordentlich telefonieren kann. Telefonie und Daten Die Erfolgsraten beim Telefonieren zwischen 84 Prozent (Vodafone) und 89 Prozent (Telekom, O2) sind durchaus akzeptabel, wenn man bedenkt, dass der Bedarf an nur kurzzeitig ausgelasteten Mobilfunkzellen groß und für Netzbetreiber schwierig zu decken ist. Es reicht, um Verwandte über die Ankunftszeit zu informieren, mit Kollegen weitere Schritte eines Projekts zu besprechen oder mit Freunden die Planung des Freitagabends klarzumachen. Wer im Repeater-Wagen telefoniert, genießt bessere Verbindungen – die Erfolgsrate steigt hier um durchschnittlich 4 Prozent. Bemerkenswert: Wenn das Telefonat läuft, ist die Sprachqualität hoch und die Rufaufbauzeit ist niedrig. Doch selbst mit Repeatern lie- gen die Fehlerraten um 3 bis 4 Prozent höher als auf den Ende 2013 im Netztest überprüften Landstraßen und Autobahnen. Verständlich, dass Manager für wichtige Gespräche lieber im Auto zum Hörer greifen als in der Bahn. Ob im besten Fall nur vier statt sieben von hundert Gesprächen erfolgreich zu Ende zu bringen sind, macht halt doch einen Unterschied. Manchen Bahnreisenden ist das Fehlen von Dauertelefonierern sogar ganz recht, so haben sie mehr Ruhe. Gegen das mobile Internet auf Notebooks, Tablets oder Smartphones hat hingegen kaum jemand etwas einzuwenden. Gut versorgt werden diese Geräte auf den schnellen Strecken der Bahn aber nicht: Erfolgsraten zwischen 50 und 64 Prozent beim Download sind mager, zumal diese mit Repeater bei drei von vier Netzbetreibern weiter einbrechen. Nur die Telekom legt mit Repeater leicht zu. Der Grund für die meist verschlechternde Wirkung der Signalverstärker: Sie pushen in der Bahn nur GSM-Signale. Das ist gut für Telefonate, bindet Smartphone und Co aber an die langsamen Sprachnetze und hält sie von schnellen Datennetzen fern. Nur die Telekom bringen die Repeater nach vorn, weil sie auch das in Großstädten weitverbreitete schnelle LTE1800-Netz des Rosa Riesen verstärken. Beim Upload, etwa wenn man Bilder bei Facebook einstellen will, sinkt das Niveau noch etwas weiter ab. Auch hier muss erwähnt werden, dass die Transfergeschwindigkeiten zwischen ordentlich (Vodafone, E-Plus, O2) und gut (Telekom) liegen – wenn die Verbindung steht. Beim Surfen im Internet und bei kleinen Datentransfers merkt man somit schnell, was Sache ist und kann einen Download gegebenenfalls auf später verschieben. Vorbei sind zumindest die Zeiten, in denen ein Download schon mal eine halbe Stunde dauern konnte, um dann kurz vor Schluss erfolglos abzubrechen. Alternative Hotspot Wer zuverlässigeres Internet an Bord braucht, der kann auf die nicht allein durch Mobilfunk unterstützten RailnetHotspots (Seite 16) zurückgreifen. Diese bieten in rund 80 Prozent der Fälle über 1 Megabit pro Sekunde im Down- und 500 kbps im Upload, was für vernünftige Nutzung ausreicht. Diese Option Fotos: © Google Maps E Begrenztes Material Im Repeater-Wagen lässt sich der Datenturbo LTE fast nur bei der Telekom in den Städten nutzen. ist für viele Anwender kostenpflichtig. In bestimmten Telekom-Verträgen ist die Nutzung von Telekom-Hotspots aber inbegriffen, hierzu gehört das Bahn-Angebot. Doch auch gegen Gebühr kann die Nutzung der in etwa 80 Prozent der ICE-Züge angebotenen Technik Sinn ergeben, denn schließlich liefern die offensichtlich sehr stabilen Verbindungen Erfolgsraten, die im Mittel um 30 Prozent höher liegen als beim Mobilfunk und diesem damit weit voraus sind. BERND THEISS MESSWERTE: SO GUT IST DER MOBILFUNK IM FERNVERKEHR BAHN GESAMT REPEATER-ICE HOTSPOTS AUTOBAHNEN* 92–96 TELEFONIEREN Erfolgsrate (%) 84–89 88–93 keine Telefonie Rufaufbauzeit (s) 6,3–7,5 4,8–9,5 keine Telefonie 7–11 2,8 2,8–2,9 keine Telefonie 2,5–2,7 Sprachqualität (MOS-LQO) DATEN Erfolgsrate (%) * 50–63 41–65 84 89–97 mittlere Downloadrate (kbps) 2000–5300 1900–5800 2600 7400–18 900 mittlere Uploadrate (kbps) 1300–7900 1100–4300 1100–5800 2600 Downloadrate > 1 Mbps (%) 45–59 38–62 78 84–96 Uploadrate > 500 kbps (%) 41–59 38–61 79 81–82 Netztest connect 1/2014 11 MOBILFUNK IN DER BAHN „Ich hoffe, die Messungen helfen uns, die letzten weißen Flecken zu beseitigen“ Dr. Michael Peterson sitzt als Bereichsleiter Produktmanagement Fernverkehr an der Schnittstelle zum Kunden und kennt dessen Wünsche genau. Es ist fast selbstverständlich geworden, überall telefonieren und im Netz surfen zu können. Spüren Sie diesen Trend? Dr. Michael Peterson: Sicher. In den letzten zwei Jahren ist die Erwartungshaltung unserer Kunden enorm gestiegen – sie wollen immer und überall online sein. Wir versuchen, diesen Wunsch zu erfüllen und die nötige Bandbreite über unsere WLAN-Hotspots zur Verfügung zu stellen. Doch das ist aufgrund der schnell wachsenden Nutzerzahlen nicht einfach. Welchen Rang nimmt die gute Mobilfunkversorgung bei den Kunden der Deutschen Bahn ein? Das hängt von den persönlichen Bedürfnissen unserer Kunden ab. Doch allgemein gilt, dass das mobile Internet neben guten Verbindungen und Pünktlichkeit 12 Spezial zu den Top 3 auf der KundenPrioritätenliste gehört. Könnte eine Top-Mobilfunkversorgung die Leute vom Auto oder Flugzeug in die Bahn locken? Auf jeden Fall! Für die Bahn ist der Mobilfunk ein Trumpf, denn wenn wir den Menschen im Zug eine stabile Versorgung bieten können, wird Reisezeit noch besser nutzbar. Das kann sich zum entscheidenden Argument für die Bahn entwickeln. Was tun Sie für Menschen, die sich durch Telefonate und Tastaturgeklapper gestört fühlen? Um es klar zu sagen: Wir haben Zielgruppen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen – diesen möchten wir gerecht werden. Daher bieten wir Bereiche an, in denen auch telefoniert werden darf oder spezielle Ruhebereiche, die vor der Reise re- serviert werden können. WLAN bieten wir aber auch dort an, denn moderne Notebooks haben sehr leise Tastaturen, und ein Tablet macht bei der Bedienung gar kein Geräusch. Welchen Vorteil bietet WLAN in Zügen, und warum ist dieser Service kostenpflichtig? Züge wirken für Mobilfunk wie Metallröhren, durch die LTE nur schwer durchkommt. Für WLAN holen wir mit unserem Partner Deutsche Telekom das LTE per Antenne in den Zug. Doch diese Verbindung wird bei hoher Nutzerzahl zum Flaschenhals. Immerhin 80 Prozent aller ICE sind mit der Technik ausgestattet. Demnächst versorgen wir die 1. Klasse kostenlos. Wenn wir damit gute Erfahrungen machen und die nötigen Kapazitäten aufgebaut haben, bieten wir WLAN in ICE perspektivisch allen unseren Kunden kostenlos an. Warum bieten Sie auch in den Lounges mancher Bahnhöfe kostenloses WLAN an? Weil geschlossene Räume innerhalb des dicken Mauerwerks von Bahnhöfen vom Mobilfunk zum Teil nicht gut versorgt sind. Mit unserem WLAN können wir für konstant hohe Qualität sorgen. Haben Sie die Ergebnisse unserer Messungen überrascht? Leider nicht. Ich hoffe, die Ergebnisse helfen uns, die letzten weißen Flecken zu beseitigen, die es entlang der Bahnlinien noch gibt. Um das zu schaffen, braucht es jedoch den Schulterschluss von Regierung, Netzbetreibern und Deutscher Bahn, denn alleine kann es keiner. Berno Friedl ist als Senior Produktmanager ITK auch für nachrichtentechnische Aspekte des rollenden Materials zuständig. „LTE funktioniert auch bei Tempo 300“ Haben Sie die Ergebnisse der connect-Messungen überrascht? Berno Friedl: Ganz und gar nicht, sie bestätigen vielmehr die Erfahrungen unserer Kunden. Seit 2005 statten wir unsere Züge im Fernverkehr mit GSMRepeatern aus, während die Netzbetreiber den Ausbau entlang der Strecke vorangetrieben haben. Die Netzabdeckung von 98 Prozent über alle Netzbetreiber wird sichtbar, wenn man sein Telefon auf reinen 2G-/GSMBetrieb umschaltet – dann sind die Verbindungen äußerst stabil. Andere Netze wie 3G beeinflussen im Mixed-Bereich mit GSM aber eine konstante Sprachverbindung im Zug. Was kann die Deutsche Bahn tun? Und wo stehen die Netzbetreiber in der Pflicht, um die Servicequalität zu verbessern? Wir stellen alles zur Verfügung, was die Netzbetreiber brauchen, um die Mobilfunkversorgung sicherzustellen. Wir bieten den Netzbetreibern Know-how beim Technikeinbau in unsere Züge an und unterstützen sie etwa auch beim Tunnelausbau. Wir bauen allerdings keine Netze entlang der Strecken auf. Sie haben mit den Lizenzen die Rechte dazu erworben und stehen in der Verantwortung. Die Messungen zeigen, dass Repeater den Datentransfer teilweise verschlechtern. Woran liegt das? Ist Abhilfe in Sicht? Die ersten Repeater arbeiten nur auf den GSM-Frequenzen und verstärken höchstens das LTE1800-Signal der Deutschen Telekom in Städten mit. Ansonsten verhindern sie eine Verbindung mit den schnellen Datennetzen eher. Da neue Züge von Bestellung zu Auslieferung bis zu fünf Jahre brauchen, haben wir direkt keine Chance, mit der rasanten Entwicklung des Mobilfunks Schritt zu halten. Deshalb sind neue Züge nun mit RepeaterRäumen ausgestattet, die alle Strom-, IP- und Antennenanschlüsse besitzen und die bei Inbetriebnahme mit der neuesten Technik ausgestattet werden. Aktuell werden LTE-Repeater eingebaut, doch dank der universellen Auslegung kann hier in einigen Jahren auch recht einfach umgerüstet werden. Welchen Einfluss nimmt der sich langsam durchsetzende LTE-Standard auf die Bahn? Einen sehr großen. LTE funktioniert auch bei 300 Stundenkilometern zuverlässig – damit lassen sich auch schnelle ICE problemlos mit Datendiensten in hoher Bandbreite versorgen. Das wäre selbst bei UMTS bei Geschwindigkeiten über 200 km/h so nicht möglich. Unsere Hotspot-Systeme werden deshalb mittlerweile überwiegend mit LTE versorgt, und das klappt auch bestens. 13 MOBILFUNK IN DER BAHN So testet connect Das Team von P3 communications geht mit hochspezialisiertem Equipment auf Messfahrt. Zur Messung in Zügen hatten die Techniker des Mobilfunkspezialisten P3 communications schweres Gepäck dabei. Die Telefonie testeten sie mit vier Smartphones vom Typ Samsung Galaxy S3 LTE, jedes gesteuert von je einem Notebook. In kurzen Abständen führten die Notebook-Smartphone-Gespanne Testanrufe zu speziellen Festnetzanschlüssen aus. Dabei wurden genormte Testsätze übertragen, die später vollautomatisch nach dem sogenannten POLQA-WidebandVerfahren analysiert wurden. Die Beurteilungsbasis: der an subjektiven Bewertungen orientierte „Mean Opinion Score“ (MOS), der die Übertragung von mangelhaft (MOS = 1) bis zu ausgezeichnet (5) unterscheidet. Unterhalb eines MOS-Wertes von 2,7 wirkt eine Sprachübertragung gestört, unter 2,0 wird sie schwer verständlich. Wichtig ist auch, ob ein Gespräch zustandekommt und ob es erfolgreich endet. Fachleute sprechen im Fehlerfall von „Call Setup Failures“ und „Dropped Für die Datenmessungen stand für jeden Netzbetreiber je ein Tablet vom Typ Samsung Galaxy Note 10.1 LTE bereit. Auf den Tablets lief ein spezielles Programm, das im steten Wechsel 3-Megabyte-Dateien herunter- und 1-MB-Dateien herauflud. Als Gegenstelle diente ein spezieller Messserver. Bei diesen Messungen wurde sowohl die mittlere Datenrate als auch die mittlere Downloadzeit bestimmt, außerdem die Fehlerrate bei Datentransfers und die mittlere Netzwerkverzögerung (Latenz) – besonders wichtig für Onlinespieler. Neben den Smartphones und Tablets lief der sündhaft teure Netzwerkscanner Romes von Rohde & Schwarz mit. Er diente dazu, die per GPS ermittelten Ortskoordinaten zusammen mit den Pegeln der Mobilfunknetze bei GSM, UMTS und LTE und bei den Netzbetreibern aufzuzeichnen. Der Romes-Netzwerkscanner kann damit zwar nicht feststellen, ob Telefonie oder DatenDownload funktioniert, gibt aber Auskunft darüber, wo genug Sen- Ständige Kontrolle Während der Messungen kontrolliert ein dreiköpfiges Team ständig sämtliche einlaufenden Werte. So können eventuelle Fehler in der komplizierten Apparatur sofort erkannt und behoben werden. Calls“, zusammen ist das die „Call Error Ratio“ – der Anteil fehlerhafter Anrufe. Negativ auf das Kundenempfinden wirkt sich außerdem ein langer Abstand zwischen dem Wählen und dem Zustandekommen der Verbindung aus. 14 Spezial depegel dafür vorhanden ist. Alle Messungen standen unter ständiger Kontrolle des Messteams – schließlich ist kaum etwas so ärgerlich wie eine stundenlange Messung, bei der wichtige Daten aufgrund von Problemen verlorengehen. Lexikon Repeater Repeater in Bahnwaggons sind spezielle, in zwei Richtungen wirkende Verstärker. Sie verstärken erstens die Mobilfunksignale außerhalb des Waggons und strahlen sie nach innen. Zweitens verstärken sie die Signale innerhalb des Waggons und strahlen sie nach draußen. So können die Dämpfungen durch die Metallwände und metallbedampften Scheiben des Waggons ausgeglichen werden; die Verbindung ist im Idealfall dann ähnlich gut wie im Freien an derselben Stelle. Ein Repeater muss nicht unbedingt alle Mobilfunkstandards aller Netzbetreiber unterstützen. VoLTE Während für ein Telefongespräch über die Mobilfunkstandards GSM und UMTS eine feste Leitung zwischen den Teilnehmern geschaltet werden muss, wird bei LTE auch die Sprachübertragung über einzeln verschickte Datenpakete funktionieren. Da aber beim Telefonieren im Gegensatz zum Websurfen oder E-Mail-Download auch kleinste Verzögerungen sehr störend sind, lässt die praktische Realisierung des LTETelefoniestandards VoLTE noch immer auf sich warten. Handover Wenn sich ein Mobiltelefon, Tablet oder Notebook während eines Telefonats oder während einer Datenübertragung bewegt, kann es leicht den Empfangsbereich einer Mobilfunkzelle verlassen. Dann wird ein sogenannter Handover eingeleitet, bei dem das Gerät die Verbindung zur alten Zelle beendet und eine zur neuen aufbaut, ohne dass der Anwender davon etwas merkt. Handover können auch innerhalb einer Mobilfunkstation durchgeführt werden – zum Beispiel dann, wenn sich die Auslastung erhöht und es sinnvoll ist, einzelne Nutzer umzuschichten, bei Sprache beispielsweise auf GSM. CSFB Da bei seiner Einführung für den Mobilfunkstandard LTE noch keine Spezifikation zum Telefonieren festgelegt war, müssen Smartphones für ein Gespräch von LTE zu einem anderen Mobilfunkstandard umgeleitet werden. Dazu wird dem Telefon bei hereinkommenden Anrufen der Gesprächswunsch signalisiert, danach sucht es ein UMTS- oder GSM-Netz und wechselt dorthin, um das Gespräch anzunehmen. Ausgehende Anrufe sind naturgemäß geringfügig einfacher zu bewerkstelligen. Da man zwischengeschaltete Leitungen (Circuit Switched) und IP bei LTE unterscheidet, nennt sich diese Technik „Circuit Switched Fallback“, abgekürzt CSFB. MOS-LQO Zur Bewertung der Sprachqualität wird während der Testanrufe ein definierter Satz übertragen. Dieser wird nach Abschluss des Gespräches analysiert. Das Ergebnis dieser Analyse kann schließlich nach der sogenannten MOS-LQO-Zuordnung (Mean Opinion Score-Listening Quality Objective) in eine subjektive Bewertung umgerechnet werden, wie sie in Hörtests trainierte Menschen abgeben würden. Interview Dr. Thomas Schaffer „Hohe Investitionen“ Leiter Marketing DB Regio Welchen Stellenwert hat die Mobilfunkversorgung für Fahrgäste im Nahverkehr? Dr. Thomas Schaffer: Sie spielt eine immense Rolle. Wir leben schließlich im viel beschworenen Zeitalter der digitalen Revolution. Die Menschen bewegen sich in digitalen Welten, aus denen sie nicht herausgerissen werden wollen, wenn sie den Zug benutzen. Das bestätigen auch Untersuchungen, die wir regelmäßig durchführen. 2013 haben wir 1,4 Milliarden Fahrgäste befördert – und deren Wünschen können wir uns nicht verschließen. Die Versorgung lässt sich zum Teil über Repeater oder WLANHotspots verbessern. Wer bestimmt, was in die Waggons kommt? Die Antwort ist vielschichtig. Zunächst bestimmen die Länder mit ihren genau definierten Aus- schreibungen die Ausstattung der Züge. Da gab es in der Vergangenheit so gut wie keine Bestellung von Repeatern oder Hotspots. Doch deshalb wollen wir uns nicht zurücklehnen und überlegen, selbst ein Angebot für unsere Kunden zu schaffen. Doch für beide Techniken brauchen wir die Mobilfunkabdeckung – und die sieht häufig nicht gut aus. Welche technische Lösung bevorzugen Sie? Repeater hatten bei bisherigen Messungen Vorteile bei der Telefonie und Nachteile beim Datentransfer. Den verbessern Hotspots, die aber keine Telefonie ermöglichen. Also müsste die Antwort „sowohl als auch“ lauten, was aber nicht bezahlbar ist. Und was wäre mit LTERepeatern? LTE bietet eine bessere Abdeckung in der Fläche, was dem ausgedehnten Streckennetz der Deutschen Bahn entgegenkäme. Dazu muss aber die MobilfunkInfrastruktur vorhanden sein, sonst nützen die Repeater nichts. Und sie müssen zur Wahrung der Sicherheit von der Bahnaufsicht EBA genehmigt sein. Sie haben die MobilfunkInfrastruktur angesprochen. Wie stehen die Netzbetreiber zu deren Ausbau entlang der Gleise? Der connect-Test 2013 hat dazu geführt, dass einige Netzbetreiber auf uns zugekommen sind, um das Thema zu diskutieren. 1,4 Milliarden Fahrgäste im Nahverkehr sind schließlich eine beachtliche Menge. Wenn ein Netzbetreiber die Strecken konsequent ausbaut, kann er diesen Kunden einen Mehrwert bieten und schafft sich damit einen Wettbewerbsvorteil. Bundesverkehrsminister Dobrindt hat die Bahn kürzlich aufgefordert, kostenloses Internet für die Fahrgäste bereitzustellen. Welche Erwartungen haben Sie Ihrerseits an die Politik? Es ist sehr begrüßenswert, dass sich Minister Dobrindt die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben hat. Doch allein in Nordrhein-Westfalen haben wir 1400 Wagen im Einsatz – und ein Repeater kostet um die 30 000 Euro. Da ergibt sich eine Investitionssumme von 42 Millionen Euro. Und es wäre zudem eine Geldverschwendung, Fahrzeuge auszustatten, wenn es keine Signale zum Empfangen gäbe. Hier muss der politische Rahmen geschaffen werden, wozu auch eine Verpflichtung zum Ausbau der Strecken gehören kann. Wir begrüßen also auf jeden Fall diese Diskussion. 15 MOBILFUNK IN DER BAHN ONLINE MIT WLAN IM ZUG Nach den Plänen der Deutschen Bahn sollen schon bald mehr als 250 ICE-Züge WLAN bieten. W er im Zug vor allem mit seinem Notebook oder Tablet arbeiten möchte, muss nicht seine eigene Mobilfunkanbindung nutzen, sondern kann sich auch ins WLAN einklinken – das ist in mehr als 200 ICE möglich. Auf welchen Strecken die WLAN-ICE fahren, sehen Sie unten; es sind immerhin rund 3000 Kilometer. Weitere 2200 Streckenkilometer befinden sich im Pilotbetrieb. Bis Ende 2015 sollen alle ICE mit dem als „Railnet“ bezeichneten Angebot ausgestattet sein. Um die Hotspots mit dem Web zu verbinden, setzte die Bahn bis dato auf eine Kombination aus UMTS und dem Spezial-Funkstandard FlashOFDM. Bis Ende 2014 soll Letzterer jedoch komplett durch LTE ersetzt werden. UMTS bleibt jedoch an Bord und kommt etwa in Tunneln oder in Gebieten zum Einsatz, wo ohnehin gute 3GVersorgung besteht. So erreichen die ICE im Schnitt Datenraten von 10 Mbit/s, in Spitzen bis zu 90 Mbit/s. Systempartner der Deutschen Bahn für Railnet ist die Deutsche Telekom. Höherwertige Mobilfunktarife der Bonner enthalten eine „Hotspot Flat“, die auch für die WLAN-Nutzung in ICE gültig ist. In anderen Tarifen lässt sich diese Möglichkeit hinzubuchen. Wer das nicht will oder anderswo unter Vertrag steht, kann sich des WLANs nach Bedarf bedienen und per Kreditkarte bezahlen. In der ersten Klasse wird der Zugang zu den ICEHotspots künftig sogar schon im Fahrpreis enthalten sein. Fahrender Backbone Derzeit erfolgt die Web-Anbindung teils noch per UMTS und OFDM, für die Zukunft setzt die Bahn auf LTE. PER BAHNBAHN-APP ANS S ZIEL Regelmäßige oder auch nur gelegentliche Bahnfahrer sollten den „DB Navigator“ auf ihrem Smartphone haben. Live-Auskunft Der Navigator sucht Verbindungen, informiert über Störungen und erlaubt sogar den Ticketkauf online. O Wachsende WLAN-Versorgung Auf den roten Strecken läuft Railnet im Regelbetrieb, auf den blauen lässt es sich schon im Pilotbetrieb nutzen. 16 Spezial b Android, iOS, Blackberry oder Windows Phone: Der „DB Navigator“ läuft auf sämtlichen wichtigen Smartphone-Plattformen. Die Gratis-App bietet nicht nur Zugriff auf die Fahrpläne von Fernzügen, S- und U-Bahnen, sondern informiert auch über Verspätungen oder Fahrplanänderungen. Mit der App lassen sich Handy-Tickets buchen und per Sofortüberweisung bezahlen. Die Deutsche Bahn tut aber noch mehr für Wie schnell sind wir gerade? Mit der neuen Speedtest-App der Bahn können Reisende die Mobilfunkversorgung im Zug prüfen. die Verbesserung der Mobilfunkversorgung und veröffentlicht bis Ende November eine weitere App, mit der Kunden Feedback zur Güte der Mobilfunkversorgung an Bord geben können; auch Speedtests während der Zugfahrt sind damit möglich. Die App nennt auch die Mobilfunkanbieter, die auf dem aktuellen Streckenabschnitt gute Versorgung bieten. Und die Betreiber können sich die Versorgung der Bahnstrecken noch mal genauer ansehen. LESESTOFF FÜR UNTERWEGS ? EUROPAS GRÖSSTES MAGAZIN FÜR TELEKOMMUNIKATION connect ist die anerkannte Test-Institution für alle Themen der Telekommunikation und der ultimative Kauf- und Praxisratgeber rund um die vernetzte Welt. Kein anderes Magazin informiert so fundiert, umfassend und aktuell wie connect. ➤ SICHERN SIE SICH JETZT DIE DIGITALE AUSGABE ➤ 1:1 DER KOMPLETTE HEFTINHALT ➤ FÜR IOS UND ANDROID ➤ EIN ZUGANGSCODE FÜR ALLE PLATTFORMEN ABEN 3 AUSG R FÜR NU 5€ JETZT ONLINE BESTELLEN UNTER: www.connect.de/digital-unterwegs connect erscheint im Verlag: WEKA MEDIA PUBLISHING GmbH, Richard-Reitzner-Allee 2, 85540 Haar, Handelsregister München, HRB 154289 MOBILFUNK IN DER BAHN A nlässlich der Bahnmesse Innotrans im September forderte Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, die Deutsche Bahn auf, kostenloses Internet und ein stabiles Mobilfunknetz in allen Zügen anzubieten. Doch Bahnchef Dr. Rüdiger Grube dämpfte die Erwartungen: „Wir werden nichts versprechen, was wir nachher nicht einhalten können.“ Dr. Grube kennt die Fallstricke – schließlich liegt die Versorgung der Bahntrassen nicht im Einflussbereich der Deutschen Bahn, vielmehr stehen hier die Netzbetreiber in der Pflicht. Diese bauen derzeit LTE (Long Term Evolution) mas- 18 Spezial siv aus: Die vierte Generation (4G) des Mobilfunks hat einige Eigenschaften, die für den Bahnverkehr perfekt sind. So arbeitet LTE auf einer für Mobilfunk äußerst tiefen Frequenz. Das hat zur Folge, dass die Wellen sich weit ausbreiten und von Hindernissen wenig gestört werden. Das und eine Rechnernetzen ähnliche Struktur macht die Versorgung von Bahnstrecken mit LTE vergleichsweise einfach und preiswert. Außerdem kann LTE sehr große Bandbreiten zwischen 50 und 225 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stellen und damit sehr viele Nutzer gleichzeitig verwalten. Folglich kommen auch gut be- setzte Züge mit nur wenigen Mobilfunkzellen aus. Das Tüpfelchen auf dem i für schnelle ICE-Züge ist, dass bei LTE die Übergabe von einer Mobilfunkzelle zur nächsten auch bei Geschwindigkeiten von über 250 km/h funktioniert. Ein Wermutstropfen ist, dass derzeit noch nicht via LTE telefoniert werden kann. Doch die VoLTE genannte Telefonie über LTE steht in den Startlöchern, die deutschen Netzbetreiber testen sie gerade. Vierte Generation Der neue Mobilfunkstandard LTE ist nicht nur sehr schnell, er bietet auch bei der Versorgung der Bahn Vorteile. Neue Repeater Damit aber LTE seine positive Wirkung auch entfalten kann, müssten jedoch neue Repeater in die Bahnwaggons ein- GUTE FAHRT Die Weiterentwicklung des Mobilfunks wird auch die Versorgung von Bahnstrecken verbessern. Sehen Sie, wohin die Reise geht. gebaut werden, denn die im Betrieb befindlichen Modelle unterstützen im Wesentlichen nur GSM, den primär für die Sprachübertragung optimierten Standard der zweiten Mobilfunkgeneration. Eine neue Repeater-Klasse könnte alle auf absehbare Zeit in Deutschland genutzten Standards und Frequenzen abdecken. Ein solches Update würde auch für die Netzbetreiber einen Anreiz darstellen, die Bahntrassen nicht nur dort auszubauen, wo sie entlang bevölkerungsreicher Gebiete verlaufen und von der soliden Versorgung dieser Areale profitieren. Warum? Weil der Aufwand für eine gute Versorgung mit LTE bei 800 MHz bei entsprechendem Repeater-Einsatz erheblich sinkt. Wenn dann noch der Gesetzgeber, zum Beispiel in Form der Regulierungsbehörde, einen Anreiz dafür schaffen würde, den Mobilfunk im Bahnverkehr zu fördern, so könnte das den Netzausbau anschieben. Gut für die Umwelt und die Menschen Das wiederum könnte dann dazu beitragen, die Innenstädte vom Autoverkehr zu entlasten, weil voraussichtlich mehr Menschen auf die Schiene umsteigen würden. Das wäre ökologisch sinnvoll. Doch auch ökonomisch ergibt es Sinn, Menschen genau Internet überall Wenn Staat, Netzbetreiber und Deutsche Bahn zusammenarbeiten, kann die Nutzung des mobilen Internets in Zügen schon bald zur Selbstverständlichkeit werden. dann das mobile Internet anzubieten, wenn sie Zeit haben, es auch zu nutzen, denn das ermöglicht einen effektiven Umgang mit der Fahr- und Reisezeit und schenkt der Gesellschaft zusätzliche produktive Stunden. BERND THEISS 19 Visionär IT-Profi Networker Kein Job wie jeder andere: IT-Professional (w/m) bei der DB. Architekt für intelligente Lösungen sein und gemeinsam mit Kollegen die Zukunft programmieren: IT-Professional (w/m) bei der DB – einer von 500 spannenden Berufen, für die wir jährlich über 7.000 begeisterte Mitarbeiter suchen. 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