plattdeutschen Text

Dei Buurskup Varnhorn denkt vandaoge an den 12. Mai 1945 Von Bernd Muhle Vör 70 Johrn sünd in dat Dörp Varnhorn, Gemeinde Visbek, sess Kinner vermalört, at an ‘n 12. Mai eine Panzerfaust ut‘nännerflaogen is. In eine Gedenkfier wedd van Aobend üm Klock säben bi dat Kinnerdenkmaol an dissen Dag trüggedacht. All drei Wäken vör Kriegsenn‘ 1945, an ’n 13. un 14. April, trücken feindlicke Truppen dör use Gägend. Dat wassen englische un kanadische Soldaoten, dei mit schworet Gerät van Vechte, Visbek äöwer Varnhorn Richtung Norden trücken. Bi lüttke Gefechte mit dütsche Soldaoten wüdden dann Püsters un Munition einfach liggenlaoten. Dat was eine grote Gefohr – besünners för Kinner. Dorüm löt dei Gemeinde Visbek dei Munition upseuken un nao eine Sammelstäe nao Visbek bringen. An ’n 12. Mai wörn 12 Jungers tüschken 10 un 15 Johr ut Varnhorn in ’t Auetaol an ‘t Munition seuken. Twei utwassen Kerls ut Visbek, Clemens Dierker un Hermann Siemer, passden up, datt dor nicks passeiern dö. Heini Bramlaoge, domaols man 10 Johr olt, wör uck dorbi. Hei häff dat Unglück äöwerläwt un vertellt van dissen Unglücksdag in ‘n Mai 1945. „An ’n Saoterdag, den 12. Mai, löpen wi mit 12 Jungers van 10 bit 15 Johre dör Holt un Buschkwark, üm Gewehre tau seuken, dei hier villicht vör ‘n poor Wäken liggen bläwen wörn. Funnen harn wi eierst nicks. Gägen Middag wörn wi mit dei Seukerei farig un dei beiden Kerls ut Visbek güngen nao Huus hendaol. Weil dat dei Daoge orig warm wör, bleewen dei Jungers bie Aue taun Baoden. Üm Klock twei güngen wi uck nao Huus. Uppen Trüggeweg fünnen wi inne Gägend van dei Thölstedter Brügge eine Panzerfaust. Wi kennden disse Waffe gaut un nöhmen se mit. At wi dör den lüttken Waldweg (jüst dor, wor vandaoge dat Denkmaol staiht) langes güngen, do seet dor baoben in ’n Boom ein Vaogelest. Ick klatterde in den Boom; dei ännern Jungers stünnen duune bi’nänner up den Weg. Upmaol geew dat einen luuten Knall! Midden up den Weg leegen dei Jungers – dote off schwor verwund‘t. Dat wör gräsig antaukieken. Vör luuter Angst löp ick nao Huus. August Muhle, dei taun Glück nich väl affkrägen har, humpelde achter mi ran. Aloys Abeling un Aloys Mählmann, beide 16, dei nich wiet wäge an ‘t Pläugen wörn, kömen at eierste bi dei Unglücksstäe an. Aloys Mählmann fäuherde in ‘n Galopp mit Pere un Waogen nao Huus. Up den Waogen leeg uck dei verletzte August Muhle. Hei schnappde sick drocke ein Rad un wull in dat fräuhere Visbeker Krankenhuus einen Dokter haolen. Beide kömen nu mit ehre Räöe bi dei Unglücksstäe an. Et geew tau dei Tied , kött nao ‘n Kriege, kien Telefon, kien Auto, kien‘n Krankenwaogen, Hubschrauber off Fernseher. Kien Waoter för dei Schworverletzten bi 25 Graod inne Sünn’n un uck kien Verbandstüg. Hermann Batke köm kött dornao mit Pere un Gummiwaogen anbirst. Dorup wüdden dunn dei doen un schworverletzten Kinner vörsichtig up dat Stroh leggt. So fäuherde dei Waogen dör ein truuriget Dörp Varnhorn nao ‘t Visbeker Krankenhuus tau. För sess Kinner köm jede Hülpe tau laote: Alfons Hohnhorst (15 Johr), Heinrich Busse (14 Johr), Josef Themann (13 Johr), Heinz Gertzen (11 Johr), Gerhard Hermes (11 Johr) un Walter Stolle (10 Johr). […] All twei Daoge läöter wüdden dei sess Jungers tauhoope in ein Graff ert.“ Et wör dat schwörste Unglück mit Kinner, wat in Johrhunnerten inne Gemeinde Visbek un in ’n Kreis Vechte passeiert is. Wortverklorn: Buurskup – Bauerschaft; vermalört – verunglückt; ut’nännerflaogen – auseinanderflog, explodierte; Püsters – Gewehre; Auetaol – Auetal (Aue, kleines Fließgewässer); Holt – hier: Wald; duune – dicht; upmaol – plötzlich; Räöe – Fahrräder; Graff ert – Grab beerdigt Zitat: "Et wör dat schwörste Unglück mit Kinner, wat in Johrhunnerten inne Gemeinde Visbek un in ’n Kreis Vechte passeiert is."