Einheit 4 Motivation, Job Design und strategische Anreizsetzung Motivation und Arbeitszufriedenheit 10. Motivation (1) Die Erklärung von Motivation ist die Erklärung von bestimmten Verhalten. Motivationstheorien versuchen demnach die Entstehung, Ausrichtung, Stärke und Dauer von Verhalten zu erklären. Ausgangspunkt ist die Verhaltensformel von Kurt Lewin: V=f (U,P) Motivationstheorien Inhaltstheorien/ Bedürfnisspannungstheorien Bedürfnispyramide Maslow Zwei Faktoren Theorie Herzberg Leistungsmotivation ... Prozesstheorien/ Kognitive Wahltheorien Erwartungs-Valenz-Theorie Attributionstheorie Vergleichs oder EquityTheorie ... Selbstregulationstheorien Goal setting theory Selbstbestimmungstheorie ... 10. Motivation (2) Die populärste Theorie zur Motivation stellte Abraham Maslow mit seiner Maslow‘schen Bedürfnispyramide zur Verfügung. Bedürfnis nach Selbstwertschätzung Bedürfnis nach Fremdwertschätzung Bedürfnis nach Zuneigung und Zugehörigkeit Bedürfnis nach Sicherheit Wachstum s-motive Defizitmotive Bedürfnis nach Selbstverwirklichung • • • • Kritik keine empirische Fundierung Entwicklung von Bedürfnissen Explizite/ implizite Bedürfnisse Individuelle Prioritätssetzungen Physiologische Grundbedürfnisse Zufriedenheit ergibt sich aus dem Soll-Ist Abgleich der Bedürfnisbefriedigung. Die Motivation steigt mit der Befriedigung der Bedürfnisse. 10. Motivation (3) Herzberg differenziert im Rahmen seiner Motivationstheorie zwischen zwei unterschiedlichen Faktoren (Zwei-Faktoren-Theorie) NichtUnzufriedenheit Hygienefaktoren • Gehalt • Beziehung zu Untergebenen, Vorgesetzten, Kollegen • Arbeitsbedingungen • Sicherheit des Arbeitsplatzes Zufriedenheit NichtZufriedenheit Unzufriedenheit Motivatoren • Arbeit selbst • Leistungserfolg • Anerkennung • Aufstieg 10. Motivation (4) Zufriedenheit und Unzufriedenheitwerden als zwei unabhängige Dimensionen zur Förderung der Motivation und Arbeitsleistung definiert 7 12 35 Anerkennung 19 44 Arbeitsinhalt 5 29 Verantwortung Aufstieg 13 5 28 Bezahlung 23 Entfaltung 12 6 2 2 Beziehung zu Untergebenen 1 4 Status 31 Beziehung zu Vorgesetzten 24 13 Beziehung zu Kollegen 23 Führung (techn.) 44 40 Leistung Unternehmenspolitik u. -admin. 19 5 6 20 Arbeitsbedingungen 8 2 3 25 % 75 % Hygienefaktoren 1 Privatleben 2 Berufl. Sicherheit Motivatoren 36 % 64 % 10. Motivation (5) Herzberg Selbstverwirklichung Personales Wachstum Arbeit selbst, Verantwortung Leistungs- und Erfolgserlebnis Wertschätzungsbedürfnisse Aufstieg Anerkennung für Leistung Status Soziale Bedürfnisse Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzen Kompetenz des Vorgesetzen Sicherheitsbedürfnisse Personalpolitik und Verwaltung Arbeitssicherheit Gehalt Physiologische Bedürfnisse Arbeitsbedingungen Hygiene-Faktoren Maslow Motivatoren Zwischen den theoretischen Ansätzen von Maslow und Herzberg lassen sich einige Parallelen ziehen. 10. Motivation (6) Untersuchungen zum Leistungsstreben von McClelland zeigen große Abhängigkeiten von Persönlichkeitsmerkmalen. Misserfolgsmeidungsmotivierte bevorzugen sehr leichte oder sehr schwierige Aufgaben („Strategie der Schamminimierung“ – „Furcht vor Misserfolg“). Leistungsmotivation Erfolgsmotivierte bevorzugen Aufgaben mittlerer Schwierigkeit, weil sie „testen“ wollen, wie gut sie sind. („Hoffnung auf Erfolg“) 0,5 Subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit 10. Motivation (7) Im Erwartungs-Valenz-Modell von Vroom ... ... ist die Maximierung des eigenen Nutzens unter Berücksichtigung des eigenen Leistungsvermögens das Ziel ... trifft das Individuum eine rationale Entscheidung zwischen Handlungsoptionen. Anstrengung Erwartung Leistung Instrumentalität Motivation Belohnung Valenz der Belohnung Kritik: Unterstellt individuelle Entscheidungsrationalität vs. beschränkte Rationalität Ignoriert organisationales Routinehandeln / organisationale Strukturen Vernachlässigt die Diskrepanz zwischen Motiv (Vorhaben) und Umsetzung Unterstellt Proportionalitätsthese (Motivation steigt mit der Erwartungswahrscheinlichkeit) 10. Motivation (8) Die Attributionstheorie von Weinert versucht Leistungsmotivation durch die Ursachenzuschreibung von Erfolg und Misserfolg zu erklären. Persönliche Kontrollierbarkeit Stabilität Internal External Stabil Fähigkeit Aufgabenschwierigkeit Variabel Einsatz Zufall (Glück/Pech) 1. Locus of control: Erfolg/Misserfolg ist von externen Faktoren abhängig vs. persönlich beeinflussbar. 2. Stabilität: Erfolg/Misserfolg wird in der Zukunft stabil bleiben vs. kann sich ändern. Leistungsmotivation resultiert aus der (antizipierten) Zuschreibung von Erfolg auf persönlichen Einsatz. 10. Motivation (9) Die Equity-Theorie von Adams ist Dissonanztheoretisch fundiert. Grundaussage ist, dass Personen in sozialen Tauschprozessen faire Gegenleistungen anstreben Zentrale Variablen bzw. Prozesse Input Output Input/Output Relation Bezugsgröße (z.B. Vergleichsperson) Umgang mit Ungleichheit Änderung des Inputs / Outputs Umwertung des Outputs Kognitive Verzerrung von Inputs und Outputs Beeinflussung/Wechsel der Vergleichsperson Kritik: praktisch kaum einzusetzen (Problem der Messbarkeit, abstrakte Variablen) 10. Motivation (10) Ein Beispiel: 50jähriger Fließbandarbeiter und 20järige Arbeiterin vergleichen sich Mein Output: 8,70 Euro Mein Input: Erfahrung, Arbeitsleistung Mein Output: 8,20 Euro Mein Input: Arbeitsleistung, Frau < > Output der Kollegin: 8,20 Euro Input der Kollegin: Arbeitsleistung Output des Kollegen: 8,90 Euro Input des Kollegen: Arbeitsleistung, Mann Ergebnisse eines Experiments: „Korrekturlesen“ (30 cent – 15 cent – 60 cent) Leistung bei Zeitlohn Stücklohn Überbezahlung Qualität: hoch Quantität: mittel Qualität: gering Quantität: hoch Angemessener Bezahlung Qualität: mittel Quantität: mittel Qualität: mittel Quantität: mittel Unterbezahlung Qualität: gering Quantität: mittel Qualität: hoch Quantität: gering 10. Motivation (11) Die Job Characteristics-Theorie von Hackman und Oldham besagt, dass Job Charakteristika einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung von Motivation ausüben Tätigkeitsmerkmale Fähigkeitsvarietät Aufgabenidentität Aufgabenbedeutung Kritische psychische Zustände Ergebnisse Sinnhaftigkeit/ Wichtigkeit hohe intrinsische Motivation Autonomie Verantwortung Feedback über Erfolg/ Misserfolg Wissen um Ergebnisse hohe Wachstumszufriedenheit hohe allgemeine Arbeitszufriedenheit hohe Arbeitseffektivität (persönliche) Beeinflussungsfaktoren Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten Stärke des Wachstumsbedürfnisses Zufriedenheit mit Arbeitskontext 10. Motivation (12) Zentrales Element der Selbstbestimmungstheorie ist die Differenzierung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation Motivation Intrinsische Motivation Extrinsische Motivation - Nicht um irgendwelcher Konsequenzen willen - Grund liegt nicht in der Tätigkeit - Nicht zur Befriedigung von Trieben - um der Konsequenzen willen - Freude an der Tätigkeit - in der Regel nicht spontan 10. Motivation (13) Der Verdrängungs-Effekt besagt, dass unter bestimmten Bedingungen extrinsische Motivatoren die vorhandene intrinsische Motivation verdrängt. Hausübungen oder Müllentsorgung gegen Bezahlung funktioniert kurzfristig (Disziplinierungseffekt), verdrängt längerfristig aber jegliche Eigenmotivation. Verminderte Selbstbestimmung Reziprozität Fairness Reaktanz Spillover-Effekt Entscheidend ist der Nettoeffekt von Verdrängungs- und Disziplinierungseffekt 10. Motivation (14) Zur Notwendigkeit intrinsischer und extrinsischer Motivation Warum sind Unternehmen auf die intrinsische Motivation ihrer Mitarbeiter angewiesen? Aufbau kollektiver Pool-Resourcen (Unternehmenskultur, Kundenbeziehungen) Multiple Tasking (Konzentration auf vielfältige, auch nicht unmittelbar entlohnte Ziele) Fuzzy Tasking (Herunterschrauben des Anspruchsniveaus im Zielfindungsprozess) Übertragung von implizitem Wissen (Sicherstellung des Wissenstransfers) Kreativität und Innovation (kann nicht verordnet werden) Warum auch die extrinsische Motivation wesentliche Funktionen erfüllt ... Koordination/Steuerung der Leistungen im Sinne der Unternehmensziele Kontrolle „unerwünschter“ intrinsischer Motivation Emotionale Disziplinierung Anschubmotivation 10. Motivation (15) Neben der Differenzierung in extrinsische und intrinsische Motivation wird im Rahmen der SBT auch zwischen autonomer und kontrollierter Motivation differenziert Motivation Intrinsische Motivation Extrinsische Motivation Integrierte Regulation (vollständige Integration ins eigene Selbstkonzept) Externale Regulation Introjizierte Regulation Autonome Motivation (eine Handlung wird ausgeführt um eine Belohnung zu erhalten) (verinnerlichung externaler Faktoren, ohne sich mit diesen zu identifizieren) Identifizierte Regulation (externale Einflüsse werden ins Selbst integriert und als eigene Ziele akzeptiert) Kontrollierte Motivation 10. Motivation (16) Der Beziehung von Motivation Arbeitszufriedenheit ist nicht eindeutig und oft wird unterschiedlich interpretiert. 1) Zufriedenheit ist ein spannungsfreier Zustand vs. Motivation ist Spannung (Diskrepanz) – Unzufriedenheit ist der Motor für Veränderungen 2) Ein hohes Maß an Zufriedenheit = Motivationsfördernd 3) Zufriedenheit ist das Resultat aus einem Soll-Ist-Vergleich in Bezug auf erwartbare Bedürfnisbefriedigungen eines Arbeitsplatzes. Das Anspruchsniveau ist abhängig von Sozialisation, Normen, Referenzgruppe (Gerechtigkeit) Ein positives Ereignis in der Zukunft (Ziel = Bedürfnisbefriedigung) Subjektiv erreichbar durch die Organisation gefördert Motivation Arbeitszufriedenheit führt zu ... Steigerung der Motivation Reduktion von Fluktuation, Unfällen, Fehlzeiten, Psychische Krankheiten (Burn Out) Erhöhte Arbeitsproduktivität (nicht eindeutig) Kooperatives Verhalten (Organizational citizenship behaviour) 10. Motivation (17) Zur Förderung der intrinsischen Motivation werden vier zentrale arbeitsorganisatorische Maßnahmen genannt. Job-Rotation Systematischer Arbeitsplatzwechsel (z.B. unterschiedliche Produktionsstufen), Erhöhung der Aufgabenvielfalt Job-Enlargement Steigerung der Aufgabenvielfalt durch eine Ausdehnung der Arbeitsaufgaben (ganzheitliche Prozess) Job-Enrichment Ausdehnung des Entscheidungsspielraumes, Empoverment Job-Enrichment auf Gruppenebene Selbststeuernde Arbeitsgruppen, Eigenverantwortliche Aufgabenerfüllung Nicht immer sind die betrieblichen Rahmenbedingungen für genannte Maßnahmen gegeben. Wie wird in diesen Betrieben motiviert? 10. Motivation (18) Im engen Zusammenhang mit Zufriedenheit und Motivation wurde der Begriff Organizational Commitment geprägt. Die Commitment-Forschung geht der Frage nach welche Faktoren dazu führen, dass sich Mitarbeiter dem Unternehmen möglichst verbunden fühlen und geht damit über die reine Zufriedenheit hinaus. Arbeitszufriedenheit Arbeitsidentifikation Engagement Organizational Commitment Organizational Citizenship Behaviour Affektives Commitment: Emotionale Bindung, Identifikation mit den Unternehmenszielen ( OCB, intrinsische Motivation) Normatives Commitment: Moralische Bindung zum Unternehmen (die Anderen nicht hängen lassen, Ausbildung schuldig) Kontinuierliches Commitment: Kalkulativ, rationale Bindung (z.B. höheres Gehalt) 10. Motivation (19) 7 Imperative zur Gestaltung eines die Arbeitsmotivation fördernden Umfeldes. Motivationaler Imperativ Variable Praktische Maßnahme 1. Fit zwischen Motiven/Werten und Aufgaben Persönliche Motive und Werte Personalauswahl, Probezeit, Sozialisation 2. Attraktive, interessante und zufriedenstellende Aufgaben Anreize und Belohnungen Entlohnung, Beförderung, Karriereplanung, Job Enrichment 3. Existenz klarer, herausfordernder, erreichbarer und attraktiver Ziele Ziele MbO, Qualitätszirkel, Leistungsbeurteilung 4. Bereitstellung notwendiger Persönliche und Resourcen und Minimierung sachliche Resoucren von Resourcenbeschränkungen Mayrhofer 2009. In: Personalmanagement, Führung, Organisation. S: 129 Aus- und Weiterbildung, Coaching/Mentoring, Problemlösungsgruppen, Bereitstellung von Technologie 10. Motivation (20) 7 Imperative zur Gestaltung eines die Arbeitsmotivation fördernden Umfeldes. Motivationaler Imperativ Variable Praktische Maßnahme 5. Schaffung unterstützender interpersoneller und gruppenbezogener Prozesse Soziale und gruppenbezogene Faktoren Teamentwicklung, Gruppenzusammensetzung, Sensitivity Training 6. Verstärkung von guter Leistung Verstärkung Leistungsorientierte Entlohnung, Leistungsfeedback 7. Harmonische Abstimmung personaler, sozialer und technischer Faktoren Sozio-technische Systeme Programme zur Humanisierung der Arbeit, Organisationsentwicklung Mayrhofer 2009. In: Personalmanagement, Führung, Organisation. S: 129 Strategische Anreizsysteme 11. Strategische Anreizsetzung (1) Ein betriebliches Anreizsystem besteht aus unterschiedlichen materiellen und immateriellen Komponenten. Materielles Anreizsystem (Entgeltsystem) Obligatorisch • Festgehalt • Sozialleistungen • Zusatzleistungen • ... Fakultativ • Erfolgsbeteiligungen • Kapitalbeteiligungen • Variable Vergütung • ... Lohn/ Entgelt Immaterielles Anreizsystem • Organisationskultur • Arbeitszeitgestaltung • Arbeitsgestaltung • Aus- und Weiterbildung • Partizipation • .... 11. Strategische Anreizsetzung (2) Der Entlohnung bzw. Vergütungssystemen werden in der Literatur eine Reihe an Funktionen zugesprochen. Als Vergütung/Entlohnung wird jene monitäre Größe bezeichnet, die der Arbeitnehmer im Rahmen eines vertraglich geregelten Arbeitsverhältnisses im Austausch dafür erhält, dass er dem Arbeitgeber seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt. Ebene des Individuums • Entgelt für geleistete Arbeit, Geld zur Befriedigung von Bedürfnissen • Motivationsinstrument/ Verhaltenssteuerung (Eintritt und Verbleibentscheidung, Leistungsanreiz) • Indikator von persönlichem Status Einkommen Ebene der Organisation • Selektionsfunktion • Koordinationsfunktion • Motivationsfunktion Lohnkonflikt Kosten Ebene der Volkswirtschaft • Anteil an der kollektiven Wertschöpfung (Produktivitätsanteil) • Indikator für die Knappheit der Ressource Arbeit • Lohnquote als Indikator der Einkommensverteilung 11. Strategische Anreizsetzung (4) Lohngerechtigkeit umfasst mehreren Faktoren (Handlungsnormen), die im Widerspruch zueinander stehen können. I. Absolute Lohngerechtigkeit Die Verteilung der Erträge des Unternehmens auf Kapital und Einkommen II. Relative Lohngerechtigkeit Anforderungsgerechtigkeit - unterschiedlich schwierige Tätigkeiten Leistungsgerechtigkeit - unterschiedliche performance der Mitarbeiter Verhaltensgerechtigkeit - unterschiedlicher Einsatz der Mitarbeiter Sozialgerechtigkeit - Bedarf der Mitarbeiter zum Lebensunterhalt Marktgerechtigkeit - Ausmaß der Knappheit am Arbeitsmarkt/ Marktvergleich Qualifikationsgerechtigkeit - unterschiedliche Qualifikationen (Potentiale) 11. Strategische Anreizsetzung (5) Lohnsatzdifferenzierung entspricht dem Grundsatz der Äquivalenz von Anforderungen und Entlohnung und dient in der Regel als Basis der Gundlohnbestimmung = Anforderungsgerechtigkeit. Rangfolgemethode Lohngruppenmethode Rangreihenmethode Stufenwertzahlmethode Herausforderungen: - Funktionale Handhabe - Transparente, aussagekräftige (objektive) Abgrenzungen Die Erstellung von Lohngruppen leistet vor allem einen Orientierungsrahmen 11. Strategische Anreizsetzung (6) Im Rahmen von summarischen Verfahren der Arbeitsbewertung wird für die gesamte Tätigkeit ein zusammenfassender Schwierigkeitsgrad ermittelt Rangfolgemethode Lohngruppenmethode • paarweiser Vergleich aller Arbeitsplätze • Bildung einer Zahl von Lohngruppen • Arbeitsplätze in Rangfolge nach ihrer Schwierigkeit bringen • Beschreibung der einzelnen Lohngruppen und Richtbeispiele • Vorteil: leicht handhabbar • Einordnung der Arbeitsplätze in die Lohngruppen • Nachteil: nur für kleine Betriebe; keine aussagen über Abstände der Anforderungshöhen zwischen den einzelnen Rängen • Typisches Anwendungsbeispiel: öffentlicher Dienst 11. Strategische Anreizsetzung (7) Im Rahmen von analytischen Verfahren der Arbeitsbewertung wird die Arbeit in einzeln Anforderungs- und Belastungsarten zerlegt. Anschließend wird addiert. Rangreihenmethode • Unterscheidung einzelner Anforderungsarten je nach Arbeitsplatz (z.B. via Genfer Schema: Können, Belastung, Verantwortung, Umgebungseinflüsse) • getrennte Reihung der einzelnen Anforderungsarten und Vergabe von Platznummern • Ermittlung des Gesamtarbeitswertes durch Addition der gewichteten Platznummern • Zuordnung von Löhnen zu den Arbeitswerten Stufenwertzahlmethode • Unterscheidung von Ausprägungsstufen für jede Anforderungsart • Zuordnung von Wertzahlen (Bewertungstafeln) zu den Anforderungsausprägungen • Gesamtarbeitswert durch Addition der Punktezahlen je Anforderungsart • Multiplikation des Arbeitswertes mit einem Geldfaktor 11. Strategische Anreizsetzung (8) Qualifikationslohn (skill-based pay, knowledge-based pay) bezeichnet die Verknüpfung des Lohnniveaus mit den Kompetenzen der Mitarbeiter - Qualifikationsgerechtigkeit Qualifikationslohn Grundlohn wird von Qualifikation der AN bestimmt nicht die, durch die Arbeitsanforderungen abverlangte, sondern die vom AN angebotene Qualifikation wird vergütet Vorteil: Höhere Produktivität durch verbesserte Qualifikation Möglichkeit zu Job Rotation, Enlargement und Enrichment Nachteil: Qualifikationserwerb wird attraktiver als Qualifikationsnutzung Unzufriedenheit bei Nichtanwendung neuer Qualifikationen Kostensteigerungen für das Unternehmen Skill-based pay: flexibilitätsorientiert, Kriterium: Tätigkeitsinhalt, Zahl der beherrschten Tätigkeiten, fördert Generalisten bei Gruppenarbeit Knowledge-based pay: wissensbasiert, Kriterium: formale Qualifikation, zertifizierte Bildung, fördert Spezialisten v.a. bei kreativen oder spezialisierten Tätigkeiten 11. Strategische Anreizsetzung (9) Unternehmen können auf unterschiedliche Lohnformen zurückgreifen. Die Lohnformdifferenzierung entspricht dem Grundsatz der Äquivalenz von Leistung und Entlohnung = Leistungsgerechtigkeit. Zeitlohn – Kriterium: Feste Vergütung für bestimmte Zeiteinheit + Schonung von Mensch/Maschine, ev. qual. höhere Arbeitsleistung, einfache Abrechnung - Kein Anreiz für kurzfristige Leistungssteigerung, keine Leistungsdifferenzierung Leistungslohn Akkordlohn – Kriterium: Stückzahl/Zeit + leistungssteigernd, kurzfristige Beeinflussung der Leistung, leistungsgerecht - Verausgabung, Manipulation, Aufwand für Zeitstudien/Kontrollen, Qualitätsproblem Prämienlohn – Kriterium: Zeitlohn plus leistungsbezogene Prämie (multiple Bezugsgrößen) + Motivationswirkung, MbO-Tauglichkeit (mehrere Kriterien) - Hoher Aufwand der Lohnabrechnung, Kriterienbestimmung, Verdienstschwankungen 11. Strategische Anreizsetzung (10) Vor- und Nachteile hoher variablen Vergütungsanteile - pay for performance ... Vorteile Attraktivität bei der Personalgewinnung (potenziell höhere Löhne) sowie größere Flexibilität bei Marktschwankungen (keine Bonuszahlungen) Fairness in Bezug auf Leistung (sofern vom Mitarbeiter beeinflussbar) Partizipations-, aber auch Kontrollmöglichkeit (Zielfestlegung/Prüfung) Transparenz von Seiten des Vorgesetzten bzgl. Leistungserwartungen Möglichkeit zur Selbstkontrolle Verknüpfung Leistungserwartung mit Unterstützung (Ressourcen, Weiterbildung, …) Nachteile Anwendungsbegrenzung auf Bereiche mit (wenigen) klaren Zielen; andernfalls Ziele nicht durch individuelle Leistung beeinflussbar Vielschichtigkeit des Aufgabengebiets wird nicht abgebildet; auch in der Beurteilung Verengung auf operationalisierbare und kurzfristige Ziele bei geringer Flexibilität und Offenheit für Neuerungen (Kreativität, Innovation) Schwierige Abstimmung von Individual- und Organisationszielen sowie Gefahr der Dominanz des Kontrolleffekts anstatt des Informationseffekts (Zielerreichungsgrad) Besonders Personen mit monetären (statt inhaltlichen) Interessen werden angezogen; außerdem wird Einzelkämpfertum statt Teamwork belohnt. 11. Strategische Anreizsetzung (11) In Deutschland verdienen Vorstandsvorsitzende bis zu 300-mal so viel wie der Durchschnittsverdiener in ihrem Unternehmen. Elsik/Nachbagauer 2009 Seit den 90iger Jahren verdoppelten sich die Gehälter der US-Top Managements. Frey/Osterloh 2002 Theorie Die Prinzipal-Agent-Theorie: Der Agent agiert eigennützig, der Prinzipal kann schwer kontrollieren (asymmetrische Information) Anreize zur Zielkongruenz Koppelung der Unternehmensziele an die individuelle Entlohnung („shareholder-Value“). • Welche Lohnhöhen sind noch gerecht? • Wo liegen die Grenzen der Angemessenheit der Managervergütung? • Ist es möglich Vergütungssysteme zu gestalten, in denen auch soziale Parameter berücksichtigt werden? 11. Strategische Anreizsetzung (12) Empirie Die Höhe der Vergütung des Top Managements stehen in keinem direkten Verhältnis zum Unternehmenserfolg. 2 Thesen zum Anstieg der Managergehälter I. Marktthese: Je größer die Aufgabenanforderungen an Manager sind, umso höher sind die zu zahlenden Preise. Erforderliche hohe Qualifikation, starke Nachfrage, War for talents, steigende Verantwortung, mehr externe Besetzungen, ... II. Machtthese: Je größer der Einfluss des Managements ist, desto mehr weichen die Entlohnungen des Managements von Marktlöhnen ab. Entmachtung der (Klein)Aktionäre, Zusammenspiel der Aufsichtsräte und Management, kein objektiver Markt vorhanden (was kann ein Manager zum Erfolg beitragen) – Messgröße oft der soziale Vergleich Rost/Osterloh 2008, Die Unternehmung 11. Strategische Anreizsetzung (13) Kritik/ Probleme - Verlagerung der Aktivitäten auf kurzfristige Ziele/Perioden, Vernachlässigung langfristiger Strategiescher Planung - Missverhältnis in Bezug auf Frage der Gerechtigkeit (steigende Managergehälter, sinkende Reallöhne der Arbeiter) Lösungsansätze • Erhöhung fixer Gehaltskomponenten • Langfristigkeit der Beteiligungen (z.B. Sperrfrist bei Aktien), und Bemessungsgrundlagen (langfristige vs. kurzfristige Ziele und Indikatoren) • Unabhängigkeit und Stärkung der Aufsichtsorgane (Aufsichtsrat) • Sozialisation „ehrenhafter“ Manager 11. Strategische Anreizsetzung (14) Freiwillige Sozialleistungen sind aus Sicht der Unternehmen von besonderer Bedeutung, da hier der Gestaltungsspielraum am größten ist. Kriterien zur Vergabe von zusätzlichen Sozialleistungen • Grad der Freiwilligkeit - Gesetzliche Sozialleistungen: AG-Anteil zur Versicherung, ... - Tarifliche Sozialleistungen: Schichtzulage, Schmutzzulage, ... - Freiwillige betriebliche Sozialleistungen: Kantine, Dienstauto, Altersvorsorge, ... • Leistungsart Geldleistungen Fahrtkostenzuschuss Erfolgsbeteiligungen .... Vorsorgeleistungen Altersvorsorge Vorsorgeuntersuchung .... Sachleistungen Zusatzurlaub Firmenauto Kleidung .... Versorgungsleistungen Betriebskantine Sportanlagen Kinderbetreuung .... • Häufigkeit, Empfängerkreis, Bemessungsgrundlage 11. Strategische Anreizsetzung (15) Freiwillige Sozialleistungen sind aus Sicht der Unternehmen von besonderer Bedeutung, da hier der Gestaltungsspielraum am größten ist. Warum Sozialleistungen? Paternalistische, sozialethisch begründete Für- und Vorsorge Erhöhung des direkten Kompensationsnutzens Steigerung der Leistungsbeiträge der Mitarbeiter Erwünschte Intransparenz der Gesamtkompensation Cafeteria-Systeme Austauschbare Leistungen (Welche Leistungen stehen zur Auswahl) Verrechnungsmodus (Wieviel ist jede Leistung wert) Wahlturnus (Möglichkeit des Umsteigens) Wahlmöglichkeiten Buffetplan (freie Auswahl) Kernplan (fixe Elemente mit variablen Wahlmöglichkeiten) Paketplan (vorgefertigte fixe Pakete) 11. Strategische Anreizsetzung (16) Jeffrey Pfeffer (1998) beschreibt 6 zentrale „Myths about pay“ die sich in Unternehmen teilweise hartnäckig manifestiert haben und wirbt für eine differenzierte und umfassende Betrachtung bei der Ausgestaltung von Vergütungssystemen. Der Lohtarif und die Lohnkosten sind idente Grüßen Eine Kürzung der Lohntarife führt zu einer Senkung der Lohnkosten Die Lohnkosten sind immer großer Teil der Gesamtkosten eines Unternehmens Niedrige Lohkosten sind ein signifikanter Wettbewerbsvorteil Individuelle Leistungsentlohnung steigert die Leistung Stark ausgeprägte Lohndifferenzierung führt zu hohen Leistungen Menschen arbeiten für Geld 11. Strategische Anreizsetzung (17) Neue Rahmenbedingungen in der unternehmerischen Praxis stellen auch die Praxis der Vergütung vor neue Herausforderungen, die alternative Verfahren der Arbeitsbewertung und Entgeltdifferenzierung nach sich ziehen. Veränderungen der Arbeitsaufgaben (Dienstleistung, Wissensarbeit, ..) Messproblem: Vernachlässigung schwer messbarer Ziele Zunahme Qualifikationsbezogener Entlohnung Tendenz zur Team/Gruppenarbeit Gruppenentlohnung Schwierige individuelle Beitragsmessung, Konkurrenz Trittbrettfahrer Arbeitszeitflexibilisierung, home office Tendenzen zur Outputgesteuerten Entlohnung
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