Juni 2015 ifaa-Praxisnewsletter

ifaa | 29. Juni 2015i
Der ifaa-Praxisnewsletter:
So gelingt Unternehmen die Einführung eines Betrieblichen
Gesundheitsmanagements (BGM): Erfahrungen aus dem praxisorientiertem Qualifizierungsprojekt 'Gesunde Organisation
– Aktionismus vermeiden – Leistungsfähigkeit fördern'
(g.o.a.l.)
Die Ausgangslage:
Im Rahmen des Projektes g.o.a.l. wurden fünf Unternehmen durch Experten des ifaa, der
Hochschule Fresenius, den Arbeitgeberverbänden Nordmetall und Nordostchemie bei der
nachhaltigen Implementierung der Grundlagen und Strategieelemente des Betrieblichen
Gesundheitsmanagement (BGM) begleitet.
Eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige und erfolgreiche Einführung eines
BGM-Systems ist die breite Beteiligung und Einbeziehung der Beschäftigten und Führungskräfte einer Organisation. Dies kann erreicht werden, wenn ein gemeinsames Verständnis über Ziele, Vorgehensweisen und Wirkmechanismen der verschiedenen Elemente eines BGM-System vermittelt wird. Das Projekt g.o.a.l setzte an dieser Stelle an und
vermittelte den Beteiligten das dafür notwendige Fach- und Methodenwissen. Vor allem
befähigte es Unternehmen zu einer eigenständigen, zielgerichteten und nachhaltigen Qualifizierung der Akteure im Unternehmen.
In diesem Praxis-Newsletter werden Kernpunkte der Befragung der Akteure im Unternehmen, die Basis für die unternehmensindivuellen Maßnahmen bildeten sowie die wesentlichen Erkenntnisse für die erfolgreiche Implementierung umrissen.
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Projektablauf
BGM
Ist- Zustand
Analyse
Maßnahmenplanung
Umsetzung
Sensibilisierungs- Realisierungs- Realisierungs- Realisierungsphase
phase
phase
phase
(Vorbereitung) (Vorbereitung) (Einführung)
(Implementierung)
Evaluation
Stabilisierungs
-phase
(Vernetzung
der Einzelmaßnahmen)
Nachhaltigkeit
Die gesunde
Organisation
Projekt g.o.a.l. - Vorgehen und Eindrücke
Erfassen des Ist-Zustandes in den Unternehmen als Basis für die Ableitung unternehmensindividueller Maßnahmen für die Einführung eines BGM
Frage nach Unternehmensvision und strategischer Umsetzung in den Unternehmen:
Vier von fünf Unternehmen hatten keine schriftlich fixierte Unternehmensvision. Dies wurde vielmehr unter dem Aspekt einer (Unternehmens-)Strategie betrachtet.
Die Aspekte Gesundheit und Demografie wurden jedoch zunehmend in der Strategie des
Unternehmens berücksichtigt. Die Nutzung von kennzahlenbasierten Instrumenten zur
Überprüfung der strategischen Ziele war gering. Lediglich in einem Unternehmen war eine
aus der Unternehmensstrategie abgeleitete Personalstrategie vorhanden und mit Zielen
hinterlegt.
Die Unternehmen, die eine Personalstrategie aufweisen konnten, berücksichtigten zum
einen unternehmensinterne Einflussgrößen, wie den Altersdurchschnitt der Belegschaft
oder das im Unternehmen vorhandene Qualifikationsniveau. Zum anderen berücksichtigten sie externe Einflussgrößen wie Wettbewerber am Markt oder gesellschaftliche Veränderungen (demografischer Wandel, Fachkräftemangel, etc.).
Aus den Befragungsergebnissen wurde ersichtlich, dass die Personalentwicklung in den
befragten Unternehmen bislang wenig auf die Herausforderungen des demografischen
Wandels ausgerichtet war. So können zukünftig im Unternehmen vakante Stellen nicht
rechtzeitig durch gezielte Personalentwicklungs- bzw. Rekrutierungsmaßnahmen besetzt
werden.
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Detaillierte Analyse des Ist-Zustandes:
Sofern die Unternehmen eine Personalstrategie aufweisen konnten, wurde der Umgang
mit den Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken des Unternehmens erfragt. Mithilfe dieser Frage sollte überprüft werden, inwieweit Unternehmen ausgehend von
externen Einflussgrößen wie beispielsweise dem Fachkräftemangel und dem demografischen Wandel ihre Unternehmensstrategie und daraus abgeleitet ihre Personalstrategie
anpassen. Es wurde erfragt, ob die Unternehmen mit ihrem heutigen Personal langfristig
(10 bis 15 Jahre) ihre Kernprozesse sicherstellen können.
Eine weitere Frage sollte den Umgang und die Erfahrungen mit Veränderungsprozessen im Unternehmen klären, da die Einführung eines BGM einen Veränderungsprozess
darstellt. Es wurde zwischen den Perspektiven der Führungskräfte und der Mitarbeiter unterschieden, um eine erste Einschätzung über die Kenntnisstände zum Veränderungsmanagement sowie den damit bisher erzielten Erfolgen in den Unternehmen zu haben.
Zusätzlich wurden Fragen zu Daten und Fakten gestellt, wie z. B. Krankenstand, Arbeitsunfällen, Fluktuationsquote, Anwendung von Instrumenten, wie z. B. Altersstrukturanalysen, Qualifikationsanalysen.
Ein weiterer Bestandteil der Analyse waren Fragen zu Einrichtungen und Arbeitsschutzmaßnahmen, wie z. B. Vorhandensein von Betriebsarzt oder Arbeitssicherheitsbeauftragte oder der Einsatz von Gefährdungsbeurteilungen.
Weitere Fragen der Analysen waren: Welche Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung existieren bereits? Wenn ja, was war der Auslöser für die Einführung?
Wann wurde die Maßnahme eingeführt und wie wird die Wirksamkeit überprüft? Gibt es
ein Betriebliches Eingliederungsmanagement?
Der letzte Teil der Analyse beschäftigte sich den Zielen, die mit der Einführung eines
BGM verfolgt werden sollten sowie mit der Haltung der Geschäftsführung und des Betriebsrates zum Thema Gesundheit. Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass sowohl
die Geschäftsführungen als auch die Betriebsräte die Implementierung eines BGM befürworteten.
Mit der Einführung eines BGM verfolgte Primärziele der Unternehmen:
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Senkung des Krankenstands und der damit verbundenen Kosten
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Verhaltensänderungen seitens der Mitarbeiter und Führungskräfte
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Allgemeine Sensibilisierung und Stärkung der Eigenverantwortlichkeit für das
Thema Gesundheit
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Ganzheitliche Umsetzung von BGM.
Die ersten Schritte: Die Erarbeitung einer Gesundheitsvision
Ausgehend von der jeweiligen Ist-Situation der beteiligten Unternehmen wurde für jedes
Unternehmen eine unternehmensindividuelle Gesundheitsvision/-strategie erarbeitet und
das weitere Vorgehen mit allen Beteiligten geplant. Die Gesundheitsvision sollte die langfristigen Ziele des betrieblichen Gesundheitsmanagements aufzeigen und der Orientierung
bei der Einführung und Umsetzung dienen.
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Wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt für die erfolgreiche Implementierung eines BGM:
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Führungskräfte sensibilisieren und frühzeitig einbinden
Akzeptanz und Unterstützung der Geschäftsführung und Führungskräfte für
die betrieblichen Akteure sichern
Schaffen von Rahmenbedingungen (z. B. Entscheidungsbefugnis) und Sichern der personellen und finanziellen Ressourcen
Einbeziehen aller betrieblichen Akteure
Aktionismus vermeiden
Kennzahlen und Daten erheben, Ausgangslage eruieren
Themen und Ziele müssen in der Organisation entwickelt und von den Beteiligten getragen werden
Projektmanagement-Tools anwenden
Ziele definieren und Handeln daran ausrichten
Ursachenbezogene Maßnahmen planen und umsetzen
Meilensteine planen
Kennzahlen definieren, um Maßnahmen und Wirkungen evaluieren zu können
Partielle Unterstützung durch externe Begleiter kann hilfreich sein (Reflexion
auf den Prozess, gezielte Fachunterstützung)
Netzwerk mit internen und externen Partnern aufbauen
'Dran bleiben', erfolgreiche Veränderungsprozesse brauchen Zeit
Im diesjährigen ifaa-Fachkolloquium am 01. Juli 2015 beleuchten Betriebspraktiker, Fachleute und ifaa-Experten das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Projektpartner stellen ihre Erkenntnisse aus dem Projekt
vor.
Die Praxis-Broschüre zum Projekt ist kostenlos erhältich unter:
http://www.arbeitswissenschaft.net/mediathek/downloads/
Oder bestellen Sie die kostenlose Printausgabe bei Sonja Bobbert: [email protected]
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ANSPRECHPARTNERIN: Christine Molketin M.A.
Uerdinger Straße 56, 40474 Düsseldorf, Tel 0211 542263-26, Fax 0211 542263-37, [email protected]
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HERAUSGEBER: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. (ifaa)
Uerdinger Straße 56, 40474 Düsseldorf, Tel 0211 542263-0, Fax 0211 542263-37, [email protected]
www.arbeitswissenschaft.net
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INSTITUTSDIREKTOR: Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser
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