INO K S N I GEHT KO A K F AU KA V & ŠEPIT H C S M FIL IMO L K DY R E G A A H M & EL HOM R U AUS A L LTURH L A I INOKU K C O E R SP M MET OGRAM O N I K 016 PR JAN 2 / 5 1 DEZ 20 ICH STELLE MICH NOCH EINMAL VOR: ICH HEISSE FRANZ KAFKA K DU UND ICH DER BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS INHALT 03 EDITORIAL KINO.MAGAZIN 06 12 18 24 26 28 30 »MASSLOSE UNTERHALTUNG« FRANZ KAFKA UND DAS KINO | ANDREAS UNGERBÖCK KOMM UND SIEH ELEM KLIMOV UND LARISA ŠEPITKO | HELMUT PFLÜGL DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN RETROSPEKTIVE SHI HUI | ISABEL WOLTE STAN LAUREL & OLIVER HARDY FILMSCHAU | TOMÁŠ MIKESKA FILM NOIR RELOADED EXIL – PSYCHOANALYSE | CHRISTINA WIEDER, FRANK STERN DAS ART VISUALS & POETRY FILMFESTIVAL WELTBILDER UND BILDERWELTEN KAISERPANORAMA IN WIEN | DORIS KIENINGER KINO.PROGRAMM 40 52 60 66 75 77 80 FILMSCHAU KAFKA GEHT INS KINO | 7.12.2015 – 17.1.2016 KOMM UND SIEH: ELEM KLIMOV UND LARISA ŠEPITKO | 10.12.2015 – 3.1.2016 RETROSPEKTIVE SHI HUI | 15.12.2015 – 5.1.2016 LAUREL & HARDY WEIHNACHTSSPECIAL | 19.12.2015 – 10.1.2016 FILM NOIR RELOADED KINOSTARTS MUSIC FOR REFUGEES | 18. – 20.12.2015 KINO.PANORAMA 84 85 86 AKTUELLES FILMARCHIV AUSTRIA CLUB PROGRAMMÜBERSICHT MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Filmarchiv Austria, Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien REDAKTION Larissa Bainschab, Silvia Breuss, Ernst Kieninger, Tomáš Mikeska BILDREDAKTION Aldijana Bečirovicc‘ BILDBEARBEITUNG Martin Benner TEXTE Sigrun Höllrigl, Doris Kieninger, Ernst Kieninger, Tomáš Mikeska, Helmut Pflügl, Günter Pscheider, Frank Stern, Andreas Ungerböck, Christina Wieder, Isabel Wolte KURATOR KOMM UND SIEH: ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO Helmut Pflügl KURATOR FILM NOIR RELOADED Frank Stern KURATOR KAFKA Ernst Kieninger KURATOR LAUREL & HARDY Raimund Fritz KOPIENBESCHAFFUNG Raimund Fritz LEKTORAT Silvia Breuss, Raimund Fritz, Doris Kieninger, Marlis Schmidt, Peter Spiegel COVERFOTO K.AF.KA FRAGMENT GRAFIK Peter Chalupnik, Martin Benner; Perndl+Co DRUCK Wograndl, Mattersburg ADRESSE KINO, Programmzeitschrift des Filmarchiv Austria, Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien, Tel: +43 1 2161300, [email protected], www.filmarchiv.at DANK Carlos Antanes | Arsenal – Institut für Film und Videokunst e. V., Berlin (Milena Gregor, Carsten Zimmer) | Art Visuals & Poetry Filmfestival Wien (Sigrun Höllrigl, Jörg Zemmler) | Bonner Kinemathek (Bernhard Gugsch) | British Film Institute, London (Fleur Buckley, Rod Rhule) | Mary Broadcast | Özlem Bulut | Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Wien (Sonja ReiserWeinzettl) | China Film Archive, Peking | Christophe Clavert, Paris | Cinémathèque de la Ville de Luxembourg (Claude Bertemes) | Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Schäublin, Virginie Allflatt) | The Danish Film Institute, Kopenhagen (Marianne Jerris) | Deutsche Kinemathek, Berlin (Anja Göbel, Anke Hahn) | Richard Dindo | Bernhard Eder | Filmcoopi, Zürich (Trudi Lutz) | Filmdelights, Wien (Christa Auderlitzky, Michael Reutz) | Filmladen, Wien (Doris Sumereder) | Filmmuseum München (Stefan Drössler) | Tobias Frühmorgen, Berlin | Gaumont Pathé archives, Saint Quen (Agnes Bertola) | Gosfilmofond, Belje Stolby (Nikolaj Borodačev, Swetlana Dmitrijewa) | Gosfilmofond Repräsentant Wien (Stanislav Lenginowič) | Johannes Hammel, Wien | Axel Hubmann, Wien | Jupiter-Film, Neulengbach (Hans-Peter Blechinger) | Kinemathek Hamburg (Thomas Pfeiffer) | Kinemathek Le Bon Film, Basel (Axel Töpfer) | David Kleinl | Mira Lu Kovacs | Michael Kreihsl, Wien | Willi Landl | Lukas Lauermann | Leyya | Julia Marchese | Ben Martin | Marko Mestrovic | Mosfilm Kinokonzern, Moskau (Karen Šachnazarov, Sergej Simagin, Olga Karawajewa) | Národní Filmový Archiv, Prag (Tomáš Žurek) | Werner Nekes | Neue Visionen Filmverleih, Berlin (Mirjam Haas) | ORF, Wien (Dagmar Fleisch hacker, Sandra Schwarzl-Moussong, Monika Steffel) | Österreichisches Filmmuseum | Österreichisches Kulturforum, Moskau (Simon Mraz, Julia Tauber) | Alexi Pelikanos | Antonia Prochaska, Wien | Sixpackfilm, Wien (Brigitta Burger-Utzer, Gerald Weber) | Stadtkino-Filmverleih, Wien (Gabriela Mühlberger) | Rupert Steiner | Jean-Marie Straub | Studiocanal, Berlin (Matthias Meinhardt) | Transit Film, München (Mark Grünthal) | Trigon-Film, Ennetbaden (Andreas Furler) | Das Trojanische Pferd | Mirko Tzotschew, Berlin | Wega-Film, Wien | Christian Wirlitsch | Isabel Wolte, Peking | Ursula Wolte, Wien | Xstream Pictures, Peking (Jessica N. Liu) | ZDF, Mainz (Janine Göllner, Alexandra Dexheimer, Christiane Mayer) | Hanns Zischler, Berlin EDITORIAL ERNST KIENINGER »I m Kino gewesen. Geweint.« Franz Kafkas beiläufiger Tagebucheintrag ist längst zum Gemeingut des Schreibens und Denkens über Film geworden. Jahrelang war der Schauspieler und Regisseur Hanns Zischler dem manischen Kinobesucher Franz Kafka auf der Spur und hat dabei Erstaunliches zu Tage befördert. Die vielen in seinem Werk verstreuten literarischen Notizen weisen einen leidenschaftlichen, ja hemmungslosen Kinogänger aus. Als Kafka in den 1910er-Jahren in die neu gegründeten Lichtspielstätten pilgerte, galt das Medium noch als verrufen. Das grelle, tief im proletarischen Milieu verwurzelte Kino der Attraktionen, das elementare Spiel mit der Schaulust durchlief eben eine erste Kultivierungsphase und zeitigte frühe Formen des Starkinos wie auch des Autorenfilms. Kafkas Filmpassion wirkte aber auch nachhaltig auf das Kino danach, viele seiner von Leinwand-Erlebnissen der 1910er-Jahre inspirierten Stoffe wurden verfilmt und avancierten zu Klassikern, andere beeinflussten die filmische Avantgarde – die große Filmarchiv-Retrospektive im METRO Kinokulturhaus lädt ein zu einer filmarchäologischen Tour d’Horizon und zeigt Resonanzen, die Kafkas Werk bis heute im Weltkino auslöst. Im heuer bei der Viennale erstmals gezeigten Film K etwa ersteht Kafkas Schloss in der mongolischen Steppe wieder auf, als gleichermaßen archaischer und moderner Ort, als Spiegelung von innen und außen, Geschichte und Zukunft, als eine kafkaeske Vision, wie sie nur das Kino zur Sichtbarkeit bringen kann. EDITORIAL Geblieben ist die pure visuelle Attraktion, überlebensgroße Leinwandfiguren, die Kafka in seinen Tagträumen adoptierte. In seinem Schreiben erweckte er diese elektrischen Schatten mit neuem Leben und schuf damit einen ebenso literarischen wie filmischen Topos: das Kino im Kopf, Filmbilder, die lange nach dem Kinobesuch weiterleben und sich in verschiedensten Transformationen in der Kulturgeschichte fortschrieben. Kafka im Kino, Filme, die der große österreichische Literat gesehen hat, berichten auch von den Anfängen einer kulturellen Moderne, die sich parallel zur untergehenden Donaumonarchie entwickelt hat und mit dem ersten Weltkrieg noch weiter Fahrt aufnahm. 3 K A M . O IN N I Z A G A ICH STELLE MICH NOCH EINMAL VOR: ICH HEISSE FRANZ KAFKA Franz Kafka »MASSLOSE UNTERHALTUNG« FRANZ KAFKA UND DAS KINO ANDREAS UNGERBÖCK Diese Lücke, so kann man mit Fug und Recht behaupten, wurde dank Zischlers Buch geschlossen, einem Buch, in dem das Vergnügen und die Hingabe des Autors an seinen Gegenstand aus jeder Zeile, aus jedem Satz deutlich wird. Zugleich manifestiert sich darin der Traum wohl jedes Cinephilen, in einer (nur scheinbar) lückenlos aufgearbeiteten Filmgeschichte noch fündig zu werden, Schätze zu entdecken, von deren Existenz niemand wusste. So kommt Zischler auch das Verdienst zu, einige der von Kafka erwähnten Filme, von denen man angenommen hatte, dass sie verschollen seien, wieder bzw. neu zu entdecken. So etwa fand sich im Restaurierungslabor der Cinémathèque Française eine Kopie von DIE HERZENSBRECHERIN (LA BROYEUSE DES CŒURS, 1913) von Camille de Morlhon, der in der Korrespondenz Kafkas mit Felice Bauer eine Rolle »Nachmittag Palästinafilm«, notierte er lapidar im Tagebuch. spielte, und im Prager Filmarchiv konnte Zischler 1987 den zionistischen Dokumentarfilm RÜCKKEHR NACH ZION (SHIVAT TZION) aus dem Jahr 1920 von Ya’akov Ben-Dov nachweisen, oder besser gesagt: Das Filmmaterial war dem dortigen Archivar zwar bekannt, er wusste aber nicht, dass es sich dabei um den Film handelte, den Franz Kafka am 23. Oktober 1921 gesehen hatte: »Nachmittag Palästinafilm«, notierte er lapidar im Tagebuch. KOLPORTAGE AUS DÄNEMARK Die Viennale reagierte 1996 rasch, und Hanns Zischler präsentierte sein Buch während des Festivals in Wien. Im Zuge dessen wurde ein prächtiges Programm gezeigt, das auch dieser Tage im METRO Kinokulturhaus zu sehen ist: Es bestand und besteht aus NICK WINTER UND DER DIEBSTAHL DER MONA LISA (NICK WINTER ET LE VOL DE LA JOCONDE, 1911), einem achtminütigen Kurzfilm aus der PathéProduktion, aus der schon erwähnten, in Paris entdeckten HERZENSBRECHERIN und aus dem prominenten dänischen KINO.MAGAZIN »MASSLOSE UNTERHALTUNG« I m Jahr 1996 veröffentlichte Hanns Zischler, hoch geschätzter Schauspieler, Autor und Regisseur des deutschen und internationalen Films und Theaters, bei Rowohlt eine Publikation, die umgehend zum »Filmbuch des Jahres« avancierte: Kafka geht ins Kino. 18 Jahre waren ins Land gegangen, seit Zischler sich 1978, anlässlich der Arbeit an einem Fernsehfilm über Kafka, erstmals mit dem Thema befasst hatte, 18 Jahre der detektivischen, bisweilen obsessiven Charakter annehmenden Spurensuche in den Literatur- und Filmarchiven, in Bibliotheken und natürlich in Kafkas Schriften selbst. Dass Kafka ein begeisterter Kinogänger war, weist Zischler in seinem schmalen, aber überaus ergiebigen Band schlüssig nach. Im Vorwort schreibt der Autor, »das sonderbare Desinteresse der Forschung an diesem Stoff« habe ihn »verwundert«, und weiter: »Es war offenbar der für Philologen dubiose Quellenwert des Kinos, der eine eingehendere Auseinandersetzung gar nicht erst entstehen ließ.«1 7 KINO.MAGAZIN »MASSLOSE UNTERHALTUNG« ICH STELLE MICH NOCH EINMAL VOR: ICH HEISSE FRANZ KAFKA 8 Film DIE WEISSE SKLAVIN (DEN HVIDE SLAVEHANDELS SIDSTE OFFER, 1911) von August Blom. Das 45-minütige Kolportagestück um eine junge Frau, die entführt wird und zur Arbeit in einem Bordell gezwungen werden soll, gilt nicht nur als der erste längere Spielfilm der Kinogeschichte, es hatte außerdem bereits alles, was gemeinhin zu den Ingredienzien des populären Films gezählt wird: Action, Emotionen, Tempo und, wenn schon nicht Sex, so doch zumindest eine gehörige Portion Anrüchigkeit. Diese Mischung verschaffte dem Film, von Dänemark ausgehend, einen überwältigenden Erfolg, und er wurde auch zum Exportschlager. Die »skandalöse« Geschichte samt LastMinute-Happy-End fand sich in diversen Nachfolgefilmen immer wieder und in immer neuen Variationen. Die Filme im Gefolge der WEISSEN SKLAVIN brachten zudem, das ist auch nicht unwichtig, den ersten europäischen Filmstar hervor: Asta Nielsen wurde in den Filmen des Regisseurs Urban Gad, die mit reißerischen Titeln wie ABGRÜNDE, HEISSES BLUT, NACHFALTER, usw. nicht mehr viele Fragen offen ließen, zum Sexsymbol und umgehend nach Deutschland verpflichtet, wo sie bis zum Ende der Stummfilmära große Erfolge feierte. 26. August 1911 in sein Tagebuch: »Ich erinnere mich noch genau an das Kinematographenstück DIE WEISSE SKLAVIN, in dem die unschuldige Heldin gleich am Bahnhofsausgang im Dunkel von fremden Männern in ein Automobil gedrängt und weggeführt wird.« Reminiszenzen an diese Szene finden sich im Romanprojekt Richard und Samuel, das Kafka mit seinem Freund (und späteren Nachlassverwalter) Max Brod auf einer ausgedehnten Reise durch Europa zwar begann, das aber über ein erstes Kapitel nie hinauskam. DIE WEISSE SKLAVIN ist aber auch deswegen bemerkenswert, weil der Film Franz Kafka offenbar sehr beschäftigte. Er spielt in seinen Briefen und Notizen eine besondere Rolle und wird immer wieder erwähnt. So notierte er am NICHT NUR GEWEINT Es war jene »Junggesellenreise«, auf der Brod und Kafka, beide gerade eben 27 bzw. 28 Jahre alt, am 10. September 1911 in Paris den schon erwähnten spaßigen Kurzfilm über den Diebstahl der Mona Lisa sahen. Daran kann man auch sehen, wie aktuell das Kino damals war, denn das berühmte Gemälde war erst am 21. August, also knapp zwei Wochen zuvor, gestohlen worden. Eigentlich, so Brod in seinem Reisetagebuch, wollten die beiden jungen Touristen an jenem Tag einen »Ausruh-Abend« machen, aber als sie an dem berühmten Kinematographentheater Omnia Pathé vorbeikamen, konnten sie nicht widerstehen: »Wir verzichteten auf den Rastabend (verdammte Stadt!) und gingen hinein.«2 Kafkas Kinobegeisterung war eine fast rauschhafte, ein wenig naive, staunende. Er ließ sich – wie das Beispiel der Abgesehen von den kleinen Irritationen (»Das Unglück im Dock«, ein weiterer dänischer Kolportage-Reißer, hieß in Wahrheit DIE KATASTROPHE IM DOCK, und was Kafka »Endlich allein« nennt, ist auf dem Kinoplakat als ISIDORS HOCHZEITSREISE angekündigt) muss man berücksichtigen, dass Kafka sich in einer höchst schwierigen Phase seiner Beziehung zu Felice Bauer befand, sodass das Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit wohl weniger auf den Kinobesuch als auf die privaten Probleme zurückzuführen war. Aber der schöne Begriff »maßlose Unterhaltung« zeigt, wie stark Kafkas Kinoleidenschaft wohl war. Dieses Changieren zwischen Staunen, Überwältigung und Neugier spiegelte sich schon viel früher, in einem Brief an Max Brod vom 22. August 1908, wider: »Ich danke Dir aufrichtig, mein lieber Max, nur daß mir noch immer die Unklarheit der Tatsachen klarer ist als Deine Belehrung. Das einzige was ich aber überzeugend daraus erkenne, ist, daß wir noch lange und oft den Kinema, die Maschinenhalle und die Geishas zusammen uns ansehen müssen, ehe wir die Sache nicht nur für uns, sondern auch für die Welt verstehen werden.«4 Aus dieser fast schon ungestümen Beziehung zum Kino heraus lässt sich auch verstehen, warum die Einträge des großen Schriftstellers oft so flüchtig hingeworfen, so kurz und lapidar erscheinen, so, als setzten sich seine nächtlichen emotionalen Begegnungen mit dem Kinematographen in seinen Stellungnahmen fort. Eine Filmkritik im heutigen Sinne gab es damals nicht, jedenfalls nicht zu einzelnen Filmen, und auch Kafka schrieb – leider, muss man wohl KINO.MAGAZIN »MASSLOSE UNTERHALTUNG« WEISSEN SKLAVIN zeigt – im Kino fortreißen und überwältigen. Das lässt sich aus seinen spärlichen, verstreuten Einträgen, die dezidiert dem Kino gewidmet sind, durchgehend ablesen. Seine Haltung entspricht damit durchaus dem, was man aus der Filmgeschichtsschreibung über frühe Kinobesucher weiß: Das berühmte Beispiel des allerersten Films, der ANKUNFT DES ZUGES auf dem Bahnhof in La Ciotat (Brüder Lumière, 1896), der angeblich die Zuschauer in Angst und Schrecken versetzt und manche in die Flucht geschlagen hatte, mag die Überforderung durch die neuerdings bewegten Bilder illustrieren. Auch die Warnungen und die Skepsis früher Kino-Gegner zielten auf die »Überwältigung« der Zuschauer ab. Kafkas starke Emotionen sind nicht zuletzt hinlänglich in dem berühmt gewordenen Satz »Im Kino gewesen. Geweint« festgehalten, den er am 20. November 1913 nach einem Besuch im Grand Theatre Bio-Elite in Prag in sein Tagebuch notierte, und der bis heute immer und immer wieder zitiert wird. Dabei lohnt es sich, den ganzen Eintrag zur Kenntnis zu nehmen: »Im Kino gewesen. Geweint. ›Lolotte‹. Der gute Pfarrer. Das kleine Fahrrad. Die Versöhnung der Eltern. Maßlose Unterhaltung. Vorher trauriger Film ›Das Unglück im Dock‹, nachher lustiger ›Endlich allein‹. Bin ganz leer und sinnlos, die vorüberfahrende Elektrische hat mehr lebendigen Sinn.«3 9 LA BROYEUSE DE COEURS (Filmplakat) »Bin ganz leer und sinnlos, die vorüberfahrende Elektrische hat mehr lebendigen Sinn.« Franz Kafka Mit dem berühmten Beitrag vom 20. November 1913 verschwand das Kino aber auch so gut wie vollständig aus Kafkas privaten Aufzeichnungen. Nur sehr angelegentlich notierte er noch Erlebnisse im Kino bzw. verzeichnete er sie bloß. Er hatte auch, wie evident ist und anders als einige seiner Zeitgenossen, keinerlei Ambitionen, selbst in irgendeiner Weise filmisch tätig zu werden: »Im Gegensatz zu Schnitzler, Hauptmann und anderen war Kafka nicht im geringsten am Film als möglichem Arbeitsfeld (und Einkommensquelle) interessiert. Es ist kein Zufall, dass er in dem berühmten, 1914 von Kurt Pinthus herausgegebenen Kinobuch fehlt. Kinogehen war für Kafka eher die Domäne noktambuler Abenteuer.«5 Es ist natürlich müßig und spekulativ, aber doch reizvoll, sich auszumalen, ob sich daran etwas geändert hätte, wäre Kafka nicht im Jahre 1924 allzu früh verstorben. Hätte er sich für die Hochblüte des deutschen Stummfilms begeistert? Für Fritz Lang oder Murnau oder Josef von Sternberg? Hätte er sich für den Tonfilm interessiert? Für das erwachende Imperium in Hollywood? Unter den vielen Rätseln, die Franz Kafka und das Kino umgeben, ist auch dieses eines: Erst 1962 wurde mit Der Prozess das erste seiner unsterblichen Werke verfilmt. Warum es so lang dauerte, das ist eine ganz andere Geschichte. 1Hanns Zischler, Kafka geht ins Kino, Reinbek 1996, S. 9. 2Malcolm Pasley (Hg.), Max Brod – Franz Kafka. Eine Freundschaft. Bd. 1: Reiseaufzeichnungen, Frankfurt/Main 1987, S. 209 f., zitiert nach: Zischler, aaO., S. 69. 3Hans-Gerd Koch/Michael Müller/Malcolm Pasley (Hg.), Franz Kafka. Tagebücher, Frankfurt/Main 1994, Bd. 2, S. 204, zitiert nach: Zischler, aaO., S. 136. 4Zitiert nach: Viennale (Hg.)/Andreas Ungerböck (Red.), Festivalkatalog 1996, S. 59. 5Ralph Eue, »Hanns Zischler: Kafka geht ins Kino«, Rezension in: Süddeutsche Zeitung, 13./14. Juli 1996 KAFKA GEHT INS KINO, 7. DEZEMBER 2015 BIS 17. JÄNNER 2016 METRO KINOKULTURHAUS FRANZ KAFKA, 1883 in Prag geboren, studierte auf Wunsch des Vaters Rechtswissenschaft und war von 1908 bis 1922 Angestellter der »Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen« in Prag. Daneben verfasste Kafka ein herausragendes schriftstellerisches Werk, vornehmlich Erzählungen und drei Romane, die heute – wie wohl teilweise nur in Fragmenten vorliegend – zur Weltliteratur zählen. 1917 erkrankte er an Lungentuberkulose, von der er sich nie mehr erholte. 1924 starb Franz Kafka in einem Sanatorium in Klosterneuburg. Entgegen seinem Willen wurden seine Werke, die er zur Vernichtung bestimmt hatte, von seinem Freund und Nachlassverwalter Max Brod gerettet und sukzessive veröffentlicht. KINO.MAGAZIN »MASSLOSE UNTERHALTUNG« sagen – kaum Analytisches und Reflektiertes zu seinen Kinoerlebnissen nieder. Kaum überraschend, wenn auch bedauerlich, ist zudem die Tatsache, dass seine Begeisterung für das noch junge Medium in keinem einzigen seiner literarischen Werke Niederschlag fand, sieht man von dem schon erwähnten Romanexperiment Richard und Samuel ab, in dem Kafkas Anteil durchaus Anklänge an so etwas wie ein »Drehbuch« hat. 11 Elem Klimov und Larisa Šepitko KOMM UND SIEH ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO HELMUT PFLÜGL EIN REGIEEHEPAAR AM BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS Elem Klimov hatte zuvor am Moskauer Luftfahrtinstitut studiert und kurze Zeit als Ingenieur gearbeitet, ehe er an die Filmhochschule wechselte und in Mihaíl Romms Meisterklasse für das Fach Regie aufgenommen wurde. Mihaíl Romm lehrte ihn das Dokumentarische mit dem Fiktiven zu einer erzähltechnischen Einheit zu verschmelzen, was seinen drei späteren Werken jene geballte epische Kraft verleihen sollte, mit der er die Filmwelt seit AGONIE (1974–81) zu beeindrucken weiß. Sowohl im Fresko über den Untergang des Zarenreiches als auch in den Erzählungen von der Überflutung einer Insel durch ein Staudammprojekt und der Vernichtung eines Dorfes in Weißrussland durch die deutsche Wehrmacht und die SS besticht Klimovs Inszenierungsstil mit detailgenauen, opernhaft ausgestatteten Tableaus, die sich – konkurrierend mit stimmungsvollen Landschaftspanoramen und ausdrucksstarken Darstellergesichtern – ins Gedächtnis des Betrachters eingraben. Die epische Breite dieser Werke vermittelt gleichzeitig ein Gefühl der Trauer angesichts des Zustandes dieser Welt, die beherrscht wird von Uneinsichtigkeit, Hartherzigkeit und blinder Zerstörungswut. Die Gegenwelt dazu lebt in den Augen der Opfer, die sich diesem Wahn widersetzen. Satirische Bilder skizzieren das Alltagsleben ihrer Zeitgenossen in den 1960er-Jahren. Hoffnungsvoll verwegen, in pointierte und straffe Formen gegossen, präsentiert sich hingegen Klimovs erste Schaffensperiode. Satirische Bilder skizzieren das Alltagsleben seiner Zeitgenossen in den 1960er-Jahren. Humorvoll führt der junge Klimov in seinem Spielfilmdebüt das ausgelassene Treiben seiner Erdenbürger in einem Jugendpionierlager vor und gießt seinen Spott über jene Erwachsenen, die aus einer guten Idee etwas Dummes machen, was sie »strenge Erziehung« nennen. Hier werden die Bürger der Zukunft mit Unarten vertraut gemacht, die ihr späteres Leben bestimmen werden. Das vorherrschende Lebensgefühl, das seine 1960er-Jahre-Filme vermitteln, ist dennoch heiter bis wolkig. Noch ahnt man nichts von der Unbarmherzigkeit der Geschichte, die über die Menschen der beiden letzten Filme wie ein Tsunami hinwegrollen wird, obgleich der historische Stoff, aus dem sie destilliert sind, bereits länger zurückliegt und bekannt ist. KINO.MAGAZIN KOMM UND SIEH M itten im Strudel des Tauwetters, das die festgefügten Eisschollen der frühen Nachkriegsära zum Bersten brachte, kreuzten sich die Wege zweier ambitionierter Filmstudenten an der Moskauer Filmhochschule WGIK: Elem Klimov, geboren am 9. Juli 1933 im russischen Wolgograd und Larisa Šepitko, geboren am 6. Jänner 1938 im ukrainischen Artemivsk. 13 Elem Klimov KINO.MAGAZIN KOMM UND SIEH DAS ALTE UND DAS NEUE IM WANDEL DER ZEITEN 14 Obwohl fünf Jahre jünger, realisiert die zielbewusste Larisa Šepitko ihr Spielfilmdebüt ein Jahr vor Klimov. Es handelt sich um ein Projekt, mit dem sie ihr Regiestudium in der Meisterklasse ihres berühmten Landsmannes Aleksandr Dovženko abschließt. Als Location mutet sich die Jung filmerin die kirgisische Steppe zu, denn die literarische Vorlage stammt von dem populären kirgisischen Autor Čingis Aitmatov, dessen Romane von jungen sowjetischen Filmemachern in den 1960er- und 70er-Jahren häufig verfilmt werden. In Larisas Handschrift spürt man deutlich das Echo des lyrisch-expressiven Filmpoeten Dovženko. Grundthema ist das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Wertordnungen und Lebensprinzipien an einem bestimmten Punkt der Geschichte, an dem sich Veränderungen vollziehen. Eisenstein fasste dies in die Formel »Das Alte und das Neue«. Larisas Film bezieht sich auf das zeitlich nahe Projekt der Neulandgewinnung in den zentralasiatischen Steppen in der Chruščov-Ära, ein Thema, das sie in zwei späteren Arbeiten wieder aufgreifen wird. Gelegenheit dazu bietet 1967 ein Filmprojekt zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution, zu dem sie eine Episode unter dem Titel DIE HEIMAT DER ELEKTRIZITÄT beisteuert. Der Titel verweist vordergründig auf Lenins Formel von der zentralen Bedeutung der Elektrifizierung als Grundlage für eine neue Gesellschaftsordung im industriellen Zeitalter. Demnach wählt Larisa die frühen 1920er-Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges als historischen Hintergrund für ihre Vision eines Versuchs, die Agonie eines in Trümmern liegenden Landes zu überwinden, um aus den Ruinen neues Leben erblühen zu lassen – mit ungewissem Ausgang. Die für den öffentlichen Vertrieb zuständigen Behörden hatten mit diesem Episodenfilm jedoch keine Freude. Offenbar hätte man zum Jubiläum lieber eine durch das elektrische Licht bereits erhellte, strahlende Zukunft im Film »Wir zerstören unseren Planeten und damit unsere Seele« Larisa Šepitko Der letzte Teil von Larisas thematischer Trilogie hätte die Verfilmung von Walentin Rasputins Roman Abschied von Matjora werden sollen, der die Folgen eines Staudammprojekts in den 1930er-Jahren behandelt. Dieses Projekt wird ihr künstlerisches und privates Schicksal mit Elem Klimov auf ewig verknüpfen, nachdem sie 1965 ihren gemeinsamen Lebensweg mit der Heirat besiegelt hatten. DAS ALTE UND DAS NEUE IM PARADIGMEN WECHSEL AUF DEM WEG NACH MATJORA In den Jahren dazwischen entwickelt Larisa ihr künstlerisches Credo: Ein unbedingter Wille zur Wahrhaftigkeit und kompromissloses Eintreten für die Kunst prägen ihre Arbeit. Mit eiserner Disziplin treibt sie ihre Projekte voran. Schließlich war es für eine Frau selbst in einem Land, das die Gleichberechtigung der Frauen im Berufsleben auf seine Fahnen geschrieben hatte, nicht leicht, sich in diesem »Männerberuf« zu behaupten. Doch sie setzt sich durch. 1966 erscheint ihr zweiter Spielfilm DIE FLÜGEL, ein formal in nüchternem Realismus erzähltes modernes Frauenporträt. In dem folgenden Gegenwartsfilm DU UND ICH, der 1971 entstand, verlagert sie innerhalb der Beobachtung von exemplarischen Vertretern ihrer Generation den Schwerpunkt auf die geistige und psychische Verfassung der maskulinen Hauptfigur. Die Erzähltechnik setzt hier im Unterschied zur geradlinigen Abhandlung des Frauenporträts in DIE KINO.MAGAZIN KOMM UND SIEH gesehen. Obendrein zeigte Andrej Smirnov in seiner Episode Rotarmisten als Opfer statt als siegreiche Helden, was dazu führte, dass bis zur öffentlichen Premiere zwanzig Jahre vergingen. Vertreter des Staates gaben grünes Licht für die Finanzierung auch von unkonventionellen Film projekten, die dann andere Staatsvertreter nach ihrer Fertigstellung aufs Abstellgleis schoben. Im Grunde präferierte man, ähnlich wie bei den großen Verleihern im Westen, den kommerziellen Mainstream mit dem klischeeerprobten Futter für Popcorntiger. 15 KINO.MAGAZIN KOMM UND SIEH SKWERNYJ ANEKDOT 16 FLÜGEL auf eine komplexer verschachtelte FlashbackStruktur. In ihrem letzten, 1976 vollendeten Film DER AUFSTIEG, einem ergreifenden Partisanendrama aus dem Großen Vaterländischen Krieg, kehrt sie zum expressiven Bildstil ihres Frühwerks zurück. In diesem visionär überhöhten Rahmen seziert sie noch einmal existenzielle Fragen und die Haltung von Menschen im tiefen Zwiespalt zwischen eigenen Wünschen und übergeordneten Werten. Ihre Bildsprache vermag insbesondere hier innere Welten eindringlich zu evozieren. Sie festigte ihren Ruf als zentrale Protagonistin der Tauwetterperiode, deren Vertreter nach Chruščovs Sturz wieder zunehmend ins Visier bürokratischer Ordnungshüter gerieten und schaffte, dem veränderten kulturpolitischen Klima zum Trotz, mit dem Gewinn des Goldenen Bären für ihr letztes Werk bei der Berlinale 1977 den großen internationalen Durchbruch. Das Schicksal verwehrte Larisa jedoch ihren Ruhm mit einem weiteren Werk zu bestätigen, denn ein Autounfall während der Vorbereitungen zu den Dreharbeiten für ABSCHIED VON MATJORA setzte ihrem Leben am 2. Juli 1979 ein jähes Ende. Mit Larisa starben fünf Mitarbeiter ihres Teams. LARISAS VERMÄCHTNIS – VON ELEM REALISIERT: EIN SCHWANENGESANG AUF DAS PRIMAT DER NATUR Dem verzweifelten Elem blieb es vorbehalten, das Projekt seiner Frau mit einem neuen Filmteam zu Ende zu bringen. Zum privaten Unglück gesellten sich noch Schwierigkeiten mit Vertretern der Kulturpolitik, denn sein Mitte der 1970er-Jahre fertiggestellter Film AGONIE geriet in den Sog von Verdächtigungen seitens jener Gralshüter, die in manch kritischen oder formal unkonventionellen Werken der intellektuellen Künstlergarde der 1960er-Jahre systemfeindliche Motive zu erkennen vorgaben. Just in dem Jahr, als Larisa und Elem heirateten, drehten Aleksandr Alov und Wladimir Naumov ihr kompromisslosestes, pechschwarzes Hauptwerk BÖSE ANEKDOTE, in dem sie im historischen Kostüm von Dostojevskijs Novelle den Nerv der Zeit empfindlich zu treffen schienen. Diese in ihrer Rigorosität an Buñuels Analyse der Conditio humana erinnernde Mutter aller Satiren schildert mit galligem Humor den Teufelskreis Die Freigabe erfolgte zu einer Zeit, als sich Elem bereits in das filmische Vermächtnis seiner Frau vertiefte, denn die Entstehungszeit von ABSCHIED VON MATJORA fällt in das Ende der Brežnev-Ära. Mit einem neuen Filmteam lotet er das Spannungsfeld zwischen Tradition und technischem Fortschritt aus und plädiert für humanistische Werte und die Achtung der Natur. Matjora soll von einem Stausee überflutet werden. Während die Alten gegen die Zerstörung ankämpfen, begrüßen die Jungen die Veränderung, die für sie neue Perspektiven eröffnet. Doch das Fällen der Dorfeiche scheitert wiederholt. Weder Sägen noch Traktoren oder Feuer können den tief in der Erde verwurzelten Baum zu Fall bringen, ebenso wenig wie man die alte Frau, die ihr Haus wie ein Grab schmückt, zu dem es für sie am Ende werden wird, dazu überreden kann, die Insel zu verlassen, obwohl der Dammbau beschlossene Sache ist. Stefanija Stanjuta mimt die Rolle ihres Lebens und ähnlich eindrucksvoll agiert ihr unfreiwilliger Gegenspieler, der Leiter der Absiedelungsaktion, gespielt vom bulligen Rasputindarsteller Aleksej Petrenko. Für Klimov bedeutete Matjoras Los das Schicksal der Erde. Seinem Verdikt »Wir zerstören unseren Planeten und damit unsere Seele« ist schwer zu widersprechen. Sein nächstes Projekt, das Antikriegsdrama KOMM UND SIEH erblickte fast zeitgleich mit Gorbačovs Wahl zum Generalsekretär im Juli 1985 am Moskauer Filmfestival das Licht der Leinwand und machte ihn mit einem Schlag zum führenden Vertreter der aktuellen russischen Filmkunst im Zeichen von Glaznost. Unter Gorbačov wurde eine Kulturpolitik der offenen Türen realisiert, die einer echten Revolution gleichkam, und Elem Klimov spielte dabei eine wichtige Rolle. Man wählte ihn 1986 zum ersten Sekretär des sowjetischen Filmverbandes und in dieser Funktion betrieb er zusammen mit dem Kulturausschussvorsitzenden Andrej Plachov die Freigabe aller bisher behinderten oder zurückgehaltenen Filme. Er war gern gesehener Gast bei vielen internationalen Festivals. Doch der verspätete Ruhm konnte seinen Schmerz über den Verlust seiner Frau nicht kompensieren. Er drehte nach KOMM UND SIEH keinen Film mehr. Elem und Larisa beendeten somit ihre Filmkarrieren jeweils mit einem Werk über den Zweiten Weltkrieg und obwohl diese beiden Filme ihre einzigen über den Krieg waren, zählen sie mit Tarkovskijs IWANS KINDHEIT zu den »Sie werden keinen anti deutschen, sondern einen antifaschistischen, einen Antikriegsfilm sehen.« bewegendsten und perfektesten dieses Sujets. Elem starb am 26. Oktober 2003 nach einwöchigem Koma in einem Moskauer Spital. Die Hommage soll das Regieehepaar, das sich um die Filmkunst so verdient gemacht hat, dem Vergessen entreißen. KOMM UND SIEH: ELEM KLIMOV UND LARISA ŠETIPKO, 10. DEZEMBER 2015 BIS 3. JÄNNER 2016 METRO KINOKULTURHAUS ELEM KLIMOV, 1933 im russischen Wolgograd geboren, besuchte die Filmhochschule WGIK und absolvierte 1964 mit HERZLICH WILLKOMMEN ODER EINTRITT FÜR UNBEFUGTE VERBOTEN sein erfolgreiches Regiedebüt. Internationale Berühmtheit erlangte er durch seine vielfach prämierten Filme AGONIE (1974), ABSCHIED VON MATJORA (1983) und KOMM UND SIEH (1985). Als Vorsitzender des sowjetischen Filmverbandes war er ab 1986 maßgeblich an der Aufhebung von Aufführungsverboten für eine Reihe künstlerisch bedeutender Filme beteiligt. Er starb am 26. Oktober 2003 in Moskau. LARISA ŠEPITKO, geboren 1938 im ukrainischen Artemivsk, absolvierte ebenfalls die Filmhochschule WGIK, ihr Diplomfilm SCHWÜLE wurde 1963 zu ihrem Spielfilmdebüt. Zu ihren bekanntesten Werken zählen das moderne Frauenporträt DIE FLÜGEL (1966), die Episode DIE HEIMAT DER ELEKTRIZITÄT in DER BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS (1967) sowie das mit einem Goldenen Bären ausgezeichnete Antikriegsdrama DER AUFSTIEG (1976). Am 2. Juli 1979 starb die seit 1965 mit Elem Klimov verheiratete Regisseurin bei einem Autounfall während der Dreharbeiten zu ihrem Filmprojekt ABSCHIED VON MATJORA, das ihr Ehemann 1983 fertigstellte. KINO.MAGAZIN KOMM UND SIEH einer geschlossenen (Hochzeits)-Gesellschaft, deren Frustrationen im eigenen Saft schmoren und die den eitlen »Reformer« nach Katzenjammer und bösen Träumen zurück zu alten Prinzipien der Machtausübung geleitet. Die Story lässt sich leicht als Chiffre auf die Veränderungen in der Kulturpolitik während der Brežnev-Administration lesen. Im Vergleich dazu muten Klimovs satirische Komödien noch wie verzeihbare Lausbubenstreiche an, die ziemlich rasch in die Kinos kamen und beim heimischen Publikum sehr erfolgreich waren, aber vielleicht gerade deswegen international nicht wahrgenommen wurden. Erst als bekannt wurde, dass sein Film AGONIE noch immer auf den öffentlichen Einsatz wartete, begann man sich im Westen für ihn zu interessieren. 17 Shi Hui DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN RETROSPEKTIVE SHI HUI ISABEL WOLTE I m Januar 2015 hätte der umfassend talentierte Schauspieler, Regisseur, Autor und Kritiker Shi Hui seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Shi Hui (1915–1957) wurde in den 1940er-Jahren in Shanghai als »Kaiser der Bühne« gefeiert, spielte in über zwanzig Filmen, führte Bühnen- und Filmregie, und engagierte sich in allen Bereichen des Shanghaier Theater- und Filmwesens. 1957 fiel er der »Anti-Rechts-Kampagne« zum Opfer und nahm sich im Alter von 42 Jahren das Leben. Obwohl er nach 1979 rehabilitiert wurde und sein Film MEIN LEBEN (1950) zu den Klassikern der chinesischen Filmgeschichte gehört, bleibt sein Werk weitgehend unbekannt. Ihm wurde bislang noch nie eine Retrospektive gewidmet. 1932 kehrte er nach Peking zurück, arbeitete als Assistent bei einem Zahnarzt, und als dieser die Praxis aufgeben musste, fand er im fortschrittlichen Zhenguang-Theater einen Job als Budenverkäufer. Schon als Kind hatte ihn die Peking-Oper fasziniert, nun verbrachte Shi Hui die Freizeit damit, sein Wissen und seine Ausdrucksfähigkeit im Rahmen der strengen Regeln der Peking-Opern-Kunst Es war ein rechtsfreier Raum, geprägt von politischer Willkür. Shi Yutao, wie er mit Geburtsnamen hieß, wurde 1915 in Tianjin als viertes von fünf Kindern geboren. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von Unruhe – einer familiären wie gesellschaftlichen: mit dem Sturz des Kaiserhauses geriet 1911 das gesamte Land in Aufruhr. Provinzherrscher bildeten sich heraus, die mithilfe von Schlägertruppen oder Armeen ganze Landstriche kontrollierten. In dieser Zeit der »Kriegsherren«, die offiziell bis zur Gründung der nationalen Zentralregierung unter Chiang Kai-shek 1928 dauerte und darüber hinaus, war China fragmentiert und chaotisch. Auch Shi Huis Familie blieb nicht verschont. Die Großfamilie ging bankrott, sein Vater übersiedelte 1916 nach Peking. Bald arbeitslos, starb er, als Shi Hui drei Jahre alt war. Mit 15 Jahren begann Shi Hui eine Lehre für Zugbegleiter im Nordosten Chinas, der nach 1931 unter japanischer Besatzung war. In den zwei Jahren, in denen er in den Zügen unterwegs war, lernte er alle Facetten des menschlichen Leids und der Grausamkeit kennen: Brände, Raub, Vergewaltigung und Mord – es war ein rechtsfreier Raum, geprägt von politischer Willkür. zu vertiefen; ebenso nutzte er jede Gelegenheit, moderne Theaterstücke wie ausländische (vorwiegend amerikanische) Filme anzuschauen und lernte im Selbststudium Englisch. Eine andere Arbeit in einer Theatergruppe nahm er zunächst vor allem wegen der drei täglichen Mahlzeiten an. Shi Hui hatte bereits zu oft Hunger gelitten. Rasch entwickelte sich seine Karriere als Amateur-Schauspieler. Entsprechend der unruhigen politischen Situation in den 1930er-Jahren wechselte er immer wieder die Theatertruppen. Zunehmend bekam er Hauptrollen und wurde ab 1940, als er sich in Shanghai niederließ, über professionelle Kreise hinaus bekannt und beliebt. Shi Huis moderne und ergreifende Interpretation des Helden Wen Tianxiang aus der Song-Dynastie im gleichnamigen Stück, der sich gegen die mongolischen Invasoren wehrt, wurde begeistert als politisches Statement gegen die japanischen Aggressoren aufgenommen. Shanghai war seit 1937 unter japanischer Besatzung, mit dem Eintritt der USA in den KINO.MAGAZIN DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN DER LOHN DER LERNFÄHIGKEIT 19 MEIN LEBEN KINO.MAGAZIN DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN Zweiten Weltkrieg verschärfte sich die davor durch den Sonderstatus der internationalen Konzessionen relativ entspannte Situation Shanghais. 20 Eines der erfolgreichsten Stücke, in denen Shi Hui in diesen Jahren brillierte, war »Der große Zirkus« – in der 74. Aufführung innerhalb von 38 Tagen wurde Shi Hui auf der Bühne ohnmächtig. Auslöser waren Erschöpfung, Hunger, selbstauferlegte eiserne Disziplin und Professionalität, die ihresgleichen suchen. Man könnte auch sagen: Besessenheit. Neben Auftritten und akribischer Vorbereitung analysierte Shi Hui das Schauspiel an sich, übersetzte Fachliteratur und publizierte eigene Texte. Im Oktober 1941 kam der Film SHIJIE ERNV (KINDER DER WELT) heraus. Es ist der einzige Film aus dem Shanghaier Exil und der erste erhaltene Film, in dem Shi Hui in einer Nebenrolle zu sehen ist. Seine Leinwandpräsenz ist hier schon erkennbar. Die österreichischen Filmpioniere Louise Fleck (1873–1950) und Jakob Fleck (1881–1953) waren 1939 als mittellose Flüchtlinge nach Shanghai gekommen.1 Trotz der widrigen Bedingungen unter japanischer Besatzung gelang es ihnen, mit dem herausragenden chinesischen Regisseur Fei Mu (1906–1951) einen Film zu drehen, der die gemeinsamen Werte aller drei zum Ausdruck bringt: KINDER DER WELT erzählt eine einfache chinesische Geschichte von Freundschaft, von persönlichem Leid und Hoffnung, von Opferbereitschaft und dem Kampf für Recht und Freiheit. Als letzter Film der Flecks, die im Laufe ihres Lebens weit über 50 Filme gedreht hatten, ist er zugleich ihr filmisches Vermächtnis. 1941 war Shi Hui u. a. mit Regisseur Huang Zuolin Mitbegründer der Professional Drama Company, die sich von 1943 bis 1946, umbenannt in Kugan Truppe (wörtlich »hart arbeitend«), größter Popularität erfreute. Manche ihrer besten Theaterproduktionen wurden nach 1947 verfilmt, als der Hongkonger Industrielle Wu Xingzai mit den Künstlern von Kugan das Wen Hua Film Studio gründete. Huang Zuolin entwickelte sich zu einem erstklassigen Filmregisseur, dessen Reputation über China hinausreichte: Die erste Produktion des neuen Filmstudios, JIA FENG XU HUANG (FALSCHE PHÖNIXE), eine Verwechslungskomödie mit Shi Hui in der seltenen Hauptrolle des jugendlichen Liebhabers, wurde aufgrund des enormen Erfolges in China und Südostasien auch in den USA vertrieben. Anschließend erschien Shi Hui in beinahe jedem Film der Firma Wen Hua, er war einer der wenigen Bühnenschauspieler, die keine Probleme mit dem Medium Film hatten: er spielte Haupt- und Nebenrollen, er war komisch, tragisch, sympathisch oder der Böse, ernsthaft oder humorvoll. Alle Figuren, die Shi Hui darstellte, luden zur Identifikation ein und blieben den Zuschauern in lebhafter Erinnerung. DIE KUNST DES RECHTEN MASSES Shi Huis Schauspiel lebte von Mimik und Gestik. Seiner Meinung nach sei Talent wie ein ungeschliffener Stein, nur nach entsprechender Bearbeitung könne daraus Jade werden. Ein guter Schauspieler brauche zudem umfassende Lebenserfahrung. Bei der Vorbereitung zu einer Rolle verbrachte er Stunden und Tage damit, andere Menschen und ihre Verhaltensweisen zu beobachten. Sensibel und humorvoll, auch mit Ironie, ging er dabei vor. Gesichtsausdruck wie Gesten wurden in der Präsentation so lang ausgefeilt, bis sie repräsentativ und natürlich waren, ausdrucksstark und nicht manieriert. In der Stilisierung der Figuren erkennt man Grundzüge der klassischen chinesischen Oper wieder, im Gegensatz dazu aber ist Shi Huis Spiel bemüht um eine Natürlichkeit, die aus den einstudierten Gesten, aus mimischen, sprachlichen und stimmlichen Mitteln entsteht. Seine Kunst bringt Reales hervor. So gelingt es ihm, Rollen in jeder Alters- und Berufsgruppe glaubhaft darzustellen, bei ihm werden gute und böse Figuren gleichermaßen menschlich, mit Stärken und Schwächen und vor allem mit ausgeprägter Persönlichkeit. Für Shi Hui gilt als oberstes Gebot, das Publikum auf sich zu konzentrieren (ohne diese Aufmerksamkeit der Zuschauer sei jedes Spiel doppelt so anstrengend). Man müsse Techniken erarbeiten, damit das Publikum gleich beim ersten Auftritt in den Bann gezogen werde und diese Spannung im Laufe der Szene nicht nachlasse. Entscheidend sei hier, dass der Schauspieler immer das richtige Maß an Ausdruck findet: Das Versteckte, Zurückgehaltene müsse immer mehr und tiefer sein als das Gezeigte. Beim Abgang solle der Schauspieler das Publikum in gespannter Erwartung des nächsten Auftritts zurücklassen. Angeblich beherrschte Shi Hui die Bühne dermaßen, dass selbst wenn er dem Publikum den Rücken zukehrte, alle Augen auf ihn gerichtet blieben. DER PREIS DER OFFENHEIT Daneben war Shi Hui ein Mann des Wortes: Neben seinen Tätigkeiten als Schauspieler und Drehbuchautor verfasste er theoretische Abhandlungen zu Schauspiel und Drama, nahm zu Fragen der Behandlung von Schauspielern Stellung und veröffentlichte, vor allem nach Ende des Zweiten Weltkriegs, meinungsbildende Artikel zur Tagespolitik. Er wetterte gegen einen Bürgerkrieg, ermunterte die Shanghaier Bevölkerung, sich politisch zu äußern, verlangte nach demokratischen Prinzipien und verurteilte die korrupten Profiteure des Kriegs. KINO.MAGAZIN DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN KOMPANIEFÜHRER GUAN 21 Studio überging, zeigt sich bereits ab 1949 in ihren Werken der Einfluss der neuen Machthaber. Shi Huis zweite Regiearbeit WO ZHE YI BEIZI (MEIN LEBEN) nach dem Roman des Schriftstellers Lao She fiel in die Zeit der Transformation. Lao Shes Werk über einen einfältigen Polizisten, dessen Ziel es ist, seine Arbeit gut auszuführen und seine Kinder großzuziehen, der aber durch die politischen Umstände so herunterkommt, dass er letzten Endes auf der Straße verhungert, ist eine teils bittere, teils tragisch-humorvolle Schilderung des Lebens der einfachen Chinesen. Lao She schrieb seinen Roman im Jahr 1937. Die Adaption dieses Monologs, die Shi Hui gemeinsam mit seinem Bruder vornahm, zeugt von seiner ungeheuren dramatischen Begabung. MEIN LEBEN umfasst Jahrzehnte chinesischer Geschichte, beschrieben anhand des Schicksals eines Einzelnen. Entsprechend der neuen Ideologie wurde ein kommunistischer Revolutionär eingefügt, und der Sohn des Polizisten, der dem Revolutionär gefolgt war, erscheint siegreich zum Schluss des Filmes, um anzudeuten, dass nun eine neue Zeit angebrochen sei. Es heißt, dass Shi Hui versucht hatte, sich gegen diese Änderungen zu wehren. Das Ergebnis ist ein halbherziges Bekenntnis zur glorreichen Zukunft – der Film wurde in der Folge mehrfach aus politischen Gründen kritisiert. KINO.MAGAZIN DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN MEIN LEBEN 22 Sein Regiedebüt gab Shi Hui 1949. In MUQIN (MUTTER), dessen Drehbuch er selbst verfasst hatte, geht es um die Mühen einer Mutter, trotz Armut und politischer Unruhen, ihrem Sohn eine Ausbildung und gute Zukunftschancen zu ermöglichen. Shi Hui hatte sein Leben lang eine sehr enge Beziehung zu seiner Mutter. Der Film zeugt von seiner humanitären Einstellung, seiner Auffassung, dass Benachteiligten geholfen werden muss. Im Oktober 1949 wurde nach vier Jahren Bürgerkrieg die Volksrepublik China ausgerufen. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) hatte den Kampf endgültig für sich entschieden. Alle Sparten der Kunst mussten nun den Grundsätzen Mao Zedongs, des Vorsitzenden der KPCh, entsprechen, die aus seinen »Reden zur Literatur und Kunst« (1942) hervorgingen: Kunst und Literatur hatten dem Volk zu dienen, also den Arbeitern, Bauern und Soldaten. Von 1949 bis 1952, im Zuge der Verstaatlichung der Industrie, wurden alle Filmfirmen in neugegründete staatliche Filmstudios umgewandelt oder eingegliedert. Obwohl die Firma Wen Hua erst 1952 verstaatlicht wurde und in das Shanghai Film 1951 wählte Shi Hui, verantwortlich auch hier für Buch, Regie und Darstellung, im Sinne der neuen Richtlinien ein Mitglied der Volksbefreiungsarmee zum Helden seiner Geschichte: Für GUAN LIANZHANG (KOMPANIEFÜHRER GUAN) verbrachte er mit seinen Kollegen zur Vorbereitung zwei Monate mit einer Kompanie. Das Ergebnis ist ein spielerisch brillianter, von der damaligen Regierung scharf kritisierter Film, dessen Hauptfigur in seiner natürlichen Unkultiviertheit – er spricht mit starkem Dialekt, ist weder groß noch schön noch unnahbar, sondern beliebt und kinderfreundlich – dem offiziellen Bild der Soldaten in keiner Weise entspricht. So gehörte auch Shi Hui zu den Opfern der ersten Runde öffentlicher Kritik, die in einer monatelangen Kampagne gegen den Film DAS LEBEN DES WU XUN (1951) von Sun Yu gipfelte. Als Mitglied des Shanghai Film Studios erhielt Shi Hui ab 1952 nur noch wenige Angebote. Dies lag daran, dass nunmehr die Aufträge von den Leitern der Filmstudios vorwiegend nach politischen Gesichtspunkten vergeben wurden. Shi Hui war negativ aufgefallen und außerdem nicht Mitglied der KPCh. Er konnte nur noch bei dem international ausgezeichneten Kinderfilm JI MAO XIN (BRIEF MIT FEDER, 1954) und der innovativ verfilmten Huangmei-Oper TIAN XIANPEI (HIMMLISCHE HOCHZEIT, 1955) Regie führen und in Nebenrollen anderer Filme auftreten. In den 1950er-Jahren ging die Filmproduktion Chinas stark zurück, die Filmeinnahmen sanken. Im Zuge der MEIN LEBEN gilt heute als sein Meisterwerk und legt in eindringlicher Form auch von Shi Huis persönlichem Dilemma Zeugnis ab. Shi Hui im November 1957 verschwand der damals 42-jährige Shi Hui. Einige Zeit später wurde seine Leiche gefunden. MEIN LEBEN gilt heute als sein Meisterwerk und legt in eindringlicher Form auch von Shi Huis persönlichem Dilemma Zeugnis ab: Trotz seiner herausragenden künstlerischen Leistungen als Schauspieler, Regisseur und Autor und seines Engagements für die neue Gesellschaft endete er, ähnlich dem von ihm im Film dargestellten Polizisten, elendiglich mit »einer Leere in seinem Herzen«. Shi Huis Filme dokumentieren sein Talent, seinen Humor und seinen kritischen Blick. 1Louise und Jakob Fleck, in Zusammenarbeit mit Louises erstem, 1922 verstorbenen Ehemann Anton Kolm, waren die Gründer der ersten bedeutenden österreichischen Produktionsgesellschaft und ebenso Gründer der Wiener Rosenhügel-Studios, die bis ins Frühjahr 2015 vom ORF genutzt wurden. DIE LEERE IM HERZEN Bereits im August 1957 begann die »Anti-Rechts-Kampagne«, die dem Aufbruch ein Ende bereitete. Ihr Ziel war die politische Säuberung der Gesellschaft von »rechts-gerichteten« Personen, darunter viele Künstler und Intellektuelle. Shi Hui, der zu dieser Zeit seinen letzten Film WU HAI YE HANG (SCHIFFSFAHRT IM NEBEL) abgedreht hatte und auf das Zensurergebnis wartete, wurde wegen seiner drei großen Regiewerke kritisiert: In allen wäre eine »rechte« Einstellung erkennbar. Ihm wurde sogar seine Mitwirkung in QING CHANG YI SHEN (ECHTE FREUNDSCHAFT) vorgeworfen, da sich in dem Drama unter Wissenschaftlern kein Arbeiter auflehnt und zur Revolution aufruft. Nach einer »Kritiksitzung« RETROSPEKTIVE SHI HUI, 15. DEZEMBER 2015 BIS 5. JÄNNER 2016 METRO KINOKULTURHAUS SHI HUI, Schauspieler, Regisseur und Autor, wurde 1915 in Tianjin geboren und wuchs in Peking auf. Nach einer Schauspielausbildung kam er 1940 nach Shanghai, wo er als »Kaiser der Bühne« gefeiert wurde. 1946 trat er in die Wen Hua Filmgesellschaft ein, ab 1953 arbeitete er bei den Shanghai Film Studios. Im November 1957 beging er im Zuge der »Anti-Rechts-Kampagne« Selbstmord, 1979 wurde er offiziell rehabilitiert. Shi Hui hinterließ sechs Regiewerke und zahlreiche unvergessene Filmfiguren. Sein Meisterwerk MEIN LEBEN gehört zu den besten Filmen Chinas. KINO.MAGAZIN DER WEG EINES KOMPROMISSLOSEN »Hundert-Blumen-Kampagne«, die die Bürger 1956 aufrief, sich über die Situation ihrer jeweiligen Berufssparten zu äußern, veröffentlichte die neugegründete Fachzeitschrift China Film – Vorläufer der heute noch existierenden Film Art – eine Reihe von Artikeln namhafter Experten aus allen Bereichen des Filmschaffens, die sich in einem einig waren: Es sei falsch, nur für »Arbeiter, Bauern und Soldaten« Filme zu machen und dabei die Erfahrungen erprobter Filmemacher außer Acht zu lassen. Man müsse der Kunst ihren kreativen Freiraum lassen. Shi Hui nahm an der Diskussion teil und verfasste einen kritischen Beitrag. 1956 gründete er mit Kollegen die Fünf-Blumen-Werkstatt, eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung von Stoffen und Drehbüchern. Ähnliche kreative Gruppen im Rahmen des Shanghai Film Studios folgten – in den paar Monaten ihrer Existenz entstanden einige der bemerkenswertesten Produktionen der 1950er-Jahre. 23 BIG BUSINESS STAN LAUREL & OLIVER HARDY WENN DIE MAUS AUS DEM HAUS IST, HERRSCHT KOMISCHE ANARCHIE TOMÁŠ MIKESKA Auch wenn die beiden Künstler im deutschsprachigen Raum bis heute unter dem Namen »Dick und Doof« bekannt sind, wird dieses Synonym dem künstlerischen Schaffen, aber vor allem den Persönlichkeiten hinter »Laurel & Hardy« keinesfalls gerecht. Mit harter Arbeit und viel Engagement schufen die beiden Komiker und ihr Produzent Hal Roach ein anspruchsvolles Gesamtwerk, das nur in seiner ursprünglichen Form betrachtet werden muss. Was es ausmacht, ist ein außerordentliches Gefühl fürs Publikum und Situationskomik – eine unverwechselbare, anarchische Komik mit einzigartigem Sinn für Reduktion aufs Wesentliche, aber auch die aufrichtige Freundschaft der beiden Protagonisten, die spürbar auf das Publikum jeden Alters übertragen wird. Mit »Laurel & Hardy« kreierten der Brite Arthur Stanley Jefferson (1890–1965) und sein amerikanischer Kollege Oliver Norvell Hardy (1892–1957) mehr als nur konträre Figuren, die ein harmonisches Ganzes bilden und ohne einander nicht können. Mit ihren meist simplen Geschichten und wiederkehrenden Motiven wurden sie zu projizierten Vertrauten, die den Rezipienten im Prinzip des typischen Slow Burns sogar direkt miteinbeziehen und so auch zum Teil der Komödie werden lassen. Mittel, die vor allem aus der Feder Stan Laurels stammen, der bis zum Ende die treibende Kraft hinter »Laurel & Hardy« war, sie als Autor weiterentwickelte und ihre Welt auch als Cutter formte. EINE ERFOLGSGESCHICHTE MIT HERZ Bereits 1998 präsentierte das Filmarchiv Austria die restaurierten Originalfassungen der bedeutendsten Laurel & Hardy Klassiker erstmals in Österreich. Mit 91 Filmen war es nicht nur die größte Laurel & Hardy Retrospektive im deutschsprachigen Raum, sondern auch ein Startschuss für eine vom Publikum immer wieder gewünschte Filmschau, die auch in diesem Jahr in der Vorweihnachtszeit für Entschleunigung sorgt. Das diesjährige Programm konzentriert sich auf einen besonders repräsentativen Auszug aus dem beeindruckenden Gesamtschaffen des Duos. So laden ausgesuchte Langfilme wie BOHEMIAN GIRL (1936) oder PARDON US (1931), sowie fünf Kurzfilmprogramme aus 20 Kurzfilmen ins METRO Kinokulturhaus des Filmarchiv Austria ein. Ein Familienprogramm, das nicht nur Fans, Cineasten und Nostalgiker in der Adventzeit erheitert. Als filmische Zeugnisse einer symbiotischen Partnerschaft, die beinahe ein Jahrhundert später an Wahrhaftigkeit nichts verloren hat, lassen Stan & Ollie an die zeitlose Kraft von Freude denken. Die aktuelle Filmschau bietet eine unterhaltsame Form des Entspannens in der turbulenten Vorweihnachtszeit. LAUREL & HARDY SPECIAL, 15. DEZEMBER 2015 BIS 5. JÄNNER 2016 METRO KINOKULTURHAUS STAN LAUREL, eigentlich Arthur Stanley Jefferson, wurde 1890 im englischen Ulverston geboren und startete seine Karriere im Alter von neun Jahren am Theater. Das Mastermind des Duos zog vor der Kamera meisterhaft-dusselig den Hut, hinter den Kulissen dagegen die kreativen und geschäftlichen Fäden. 1961 erhielt er einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Stan Laurel starb 1965, acht Jahre nach seinem kongenialen Filmpartner und Freund, dessen Tod er nie verkraftete, an einem Herzinfarkt. OLIVER NORVELL HARDY, von Stan zärtlich »Babe« genannt, stammt aus Harlem, Georgia und widmete sich nach einem abgebrochenen Jus-Studium der Schauspielerei. Sein Tie-twiddling und Finger-twisting machten den Improvisationskünstler weltberühmt, der Freimaurer, Connoisseur, passionierte Golfer und Spieler hielt sich aber sonst gerne im Hintergrund (»It‘s Stan’s Business«). Nach mehreren Schlaganfällen starb er 1957 im Alter von nur 65 Jahren. KINO.MAGAZIN STAN LAUREL & OLIVER HARDY S tan Laurel und Oliver Hardy wussten, wie sie Damen und Herren, Groß und Klein zum Lachen bringen. Den erheiternden Beweis dafür liefern 107 gemeinsame Filme kurz und lang sowie die Tatsache, dass das Komiker-Duo selbst 65 Jahre nach Ende ihrer aktiven Karriere weiterhin zu dem erfolgreichsten der Filmhistorie gehört. Ihre Slapstick Einlagen und Running Gags sind legendär und wurden von vielen KollegInnen des Faches kopiert und nachgeahmt. Wer sich an die wiederkehrende Komik hinter vertauschten Hüten, Laurels fragendem Kopfkratzen, nichtfunktionierenden Türklingeln und verdrehten Sprichwörtern, als auch der Ton zu ihren anfänglich stummen Meisterwerken hinzu kam, nicht erinnern kann, hat ein wesentliches Stück Filmgeschichte gekonnt ignoriert. 25 FILM NOIR RELOADED EXIL – PSYCHOANALYSE CHRISTINA WIEDER, FRANK STERN D ie einst in Wien und Berlin so bekannten FilmkünstlerInnen – jene »Zweite Reihe« des europäischen Filmexils – lassen sich oft nicht durch die Gesichter der zwiespältigen Charaktere auf der Leinwand erkennen, und selbst wenn, sind es meist kleine Nebenrollen, die von SchauspielerInnen aus Wien, Berlin, Prag oder Budapest übernommen wurden. Dennoch hinterließen sie Spuren, intervenierten sie in den Filmen durch europäische Präsenz, durch eine meist vom Theater geprägte Mimik sowie einen teils starken deutschen, tschechischen oder ungarischen Akzent, der in vielen Fällen skurril erscheinen mag, wenn man bedenkt, dass gerade die exilierten SchauspielerInnen häufig unter amerikanisierten Namen im Abspann erscheinen. KINO.MAGAZIN FILM NOIR RELOADED AUF UND HINTER DEM SILVER SCREEN: »DIE ZWEITE REIHE« 26 Diese SchauspielerInnen wurden nicht selten mit der Bezeichnung »Actor/Actress with accent« etikettiert, für Kamerapersonen, RegisseurInnen, RegieassistentInnen, DrehbuchautorInnen oder ProduzentInnen gab es keinen vergleichbaren Terminus, obgleich auch sie die Filmsprache Hollywoods durch unterschiedlichste Akzente und cineastische Traditionen bereicherten. Sie liefen in den Studios euphemistisch unter »Zusatzpersonal«, oft ohne Arbeitsvertrag, ohne in den Unions organisiert zu sein, und nur mit eindringlicher Recherche lassen sie sich identifizieren. Obwohl sie damals nur selten ihren »Credit« im Abspann der Filme bekamen, ist es maßgeblich ihr Filmschaffen, das die Basis für die Entwicklung einer transatlantischen Filmsprache darstellt, jene illustrative, intensive, atmosphärisch prägende Sprache der Kamera, die sowohl die europäische Filmästhetik in die Studios von Hollywood einführte als auch die US-amerikanische Filmkultur in den Produktionen zu bewahren wusste. Der aus Krakau stammende Rudolph Maté etwa war bereits in den 1920er-Jahren ein angesehener Kameramann in der europäischen Filmwelt und wirkte nicht nur an deutschen, ungarischen und französischen Produktionen namhafter Regisseure mit, sondern fand auch in Hollywood Eingang in die exklusiven Kreise etablierter und anspruchsvoller Filmschaffender. So spricht Maté, seines Zeichens auch Vertreter der europäischen EmigrantInnen-Community, nicht nur in Hitchcocks FOREIGN CORRESPONDENT (1940) durch die Kamera. Auch Rita Hayworths exemplarische Inszenierung der GILDA (1946) unter der Regie des ebenfalls aus Budapest emigrierten Charles Vidor ist Rudolph Maté zu verdanken. Die Mitarbeit an Ernst Lubitschs TO BE OR NOT TO BE (1942) ist daher wenig überraschend, wird doch Alexander Korda, Matés ehemaliger Lehrer, als »Presenter« des Films genannt. Obgleich im Schatten der Bühnenbeleuchtung und hinter der Kamera stehend, lässt Maté in seinen Arbeiten die Bilder gleichzeitig bewegter und erstarrter, erdrückender und auch befreiender wirken und begegnet auf diese Weise so manch absurder Vorstellung der Hays-Office-Zensoren mit einem visuellen Tiefgang, den diese allerdings nicht zu erkennen vermochten. D.O.A. (1947) ist eine der frühen Regiearbeiten Matés und entstand als Low-Budget-Produktion, die dennoch durch ihren fesselnden, subtilen und die ProtagonistInnen auf Irrwege führenden narrativen Aufbau zu einem herausragenden Werk des Film noir wurde. Lange Flashbacks erklären die Intrigen, welchen Edmond O’Brien in der Rolle von Frank Bigelow während eines unschuldigen Aufenthalts in San Francisco unwissentlich zum Opfer fällt und deren Bedrohung er sich bis zuletzt nicht gänzlich bewusst ist. Die Verwandlung Bigelows vom mittelständischen, treuen Businessman zum hard-boiled Detective, der zwar nicht der Femme fatale, aber der Paranoia der Großstadt verfällt, erweist sich dennoch als folgenschwere Entwicklung für den Protagonisten. Ähnlich fatale Folgen kündigen sich aufgrund des detektivischen Alleingangs Ray Patricks (Paul Langton) in MURDER IS MY BEAT von Edgar E. Ulmer an. Doch die Vielzahl an Umkehrungen moralischer Vorstellungen, unnachvollziehbaren Entscheidungen und inkohärenten Handlungen Die Bedeutung der Psychoanalyse für den Film noir ist unübersehbar, die psychischen Welten und Traumwelten, das Unheimliche im Sinne Freuds, in das die ZuschauerInnen hineingezogen werden, gehören zu den wesentlichen kulturellen Merkmalen der »siebten Kunst«. So konnte die Wiener Psychoanalytikerin Jeanne Wolff-Bernstein gewonnen werden, die Filme jeweils mit einem Kommentar und Publikumsgespräch zu begleiten. FILM NOIR – THE NEXT GENERATION – 15. DEZEMBER, 19:00 Ist es also das Ziel der Filmreihe FILM NOIR RELOADED, die »Zweite Reihe« exilierter Filmschaffender ins Bild zu rücken, wenig bekannte Filme auf die Leinwand zu bringen und den künstlerischen Wert von B-Movies und Low-Budget-Produktionen in unser kulturelles Bewusstsein zu heben, so sollen im Zuge dessen auch jene Filmschaffenden die Möglichkeit zur Leinwandpräsenz finden, die sich heute der Ästhetik des Film noir anzunähern versuchen und es trotz Zero-Budget schaffen, eine Reihe visuell scharfsinniger Kurzfilme zu produzieren. D.O.A. nächtliche Wien – all das zeichnet diese Kurzfilme aus und beweist, wie stark und ästhetisch anspruchsvoll die Bildsprache des Film noir auch heute noch ist. THE NEXT GENERATION des Film noir – die Studierenden des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte – wird an diesem Abend ihre Kurzfilme präsentieren, ihre Überlegungen dazu erörtern und sich gemeinsam mit dem Publikum in der Diskussion der fortwährenden Bedeutung des Film noir widmen. Verbrecherische Pläne, paralysierende Stadtbilder, undurchschaubare Charaktere sowie englischsprechende »Actors/Actresses with accent« finden sich ebenso in den Filmen wie kritische Auseinandersetzungen mit auferlegten Rollenbildern. Scheinbar selbstverständliche Strukturen des Film noir werden in den Kurzfilmen der Studierenden aufgebrochen, indem sie vorgeformte Darstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit infrage stellen und die Queerness des klassischen Film noir im modernen Filmschaffen explizit werden lassen. ZU DIESEM SPECIAL WERDEN FOLGENDE FILME PRÄSENTIERT: Seit Beginn der Arbeit im Rahmen des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien haben Studierende die Möglichkeit, die angebotenen Seminare in Form von Kurzfilmproduktionen abzuschließen. Während des mittlerweile zehnjährigen Bestehens des Programms entstand somit eine Vielzahl an Kurzfilmen von Studierenden, die sich auf unterschiedlichste Weise mit noir Filmschaffen befassen. Licht, Schatten, Spiegelungen, Rauch, ambivalente Charaktere, das D.O.A., US 1950 | 14.12., 17.12.2015 FILM NOIR – THE NEXT GENERATION: STUDIERENDEN-KURZFILMABEND | 15.12.2015 MURDER IS MY BEAT, US 1955 | 11.01., 14.01.2016 KINO.MAGAZIN FILM NOIR RELOADED verführt das Publikum zu vorschnellen Urteilen. Während Ulmer vor der Emigration noch mit Filmschaffenden der sogenannten »Ersten Reihe« zusammengearbeitet hatte – Fred Zinnemann, Billy Wilder oder Robert Siodmak, um nur einige zu nennen – erwies sich Hollywood für ihn als große Herausforderung. Mit DETOUR (1945) und THE STRANGE WOMAN (1946) mit Hedy Lamarr in der Hauptrolle verortete sich der ursprünglich aus Olmütz stammende Regisseur im Umfeld der großen Studionamen, doch um nach einigen weniger erfolgreichen Produktionen wieder Anschluss an das angesehene Umfeld der Noir-Filmschaffenden zu finden, bedurfte es der Hilfe Ilse Lahns. Die gebürtige Wienerin pflegte Kontakte zu dem in Hollywood tätigen Kreis exilierter Filmschaffender und verschaffte Ulmer auf diesem Wege jenes Projekt, das später als MURDER IS MY BEAT bekannt werden sollte. Auch er lässt in seiner Regiearbeit in erster Linie die Bilder sprechen und kreiert eine Atmosphäre, die stärker als jede komplexe Handlung Unbehagen, Unschlüssigkeit und eine ständige Reflexion der für wahr gehaltenen Ereignisse bewirkt. 27 Jörg Piringer (A) MNASIR Oleksandra Stehlik (A) WIEN SURREAL Sigrun Höllrigl/George Chkheidze (A) A MAN AND A WOMAN Jörg Zemmler © Jörg Zemmler Soundpoetry DAS ART VISUALS & POETRY FILMFESTIVAL Eröffnet wird am Samstag um 17:30 mit KAFKA GEHT INS KINO (2002) und neu restaurierten Filmen, die Franz Kafka gesehen und über die er geschrieben hat. Das Stummfilmscreening wird von Gerhard Gruber live am Piano begleitet und ist eine Kooperation mit dem Filmarchiv Austria. Weiter im Programm geht es um 19:00 mit einer KafkaPerformance von Charlotte Spitzer und dem Tänzer Ziga Jereb sowie weiteren Kafka-Poesiefilmen. Der internatio nale Eröffnungsfilm THE AEGEAN OR THE ANUS OF DEATH ist dem Flüchtlingsthema gewidmet und wurde bereits mehrfach international ausgezeichnet. SOUNDPOETRY UND SCHNELLE SCHNITTE Im darauffolgenden Wettbewerbsprogramm messen sich bekannte heimische Medienkünstler wie Jörg Piringer oder GRAF+ZYX mit Filmemachern aus Deutschland. Der Abendschließt mit der elektroakustischen Textperformance »papierfliegerluft« des Musikers und Schriftstellers Jörg Zemmler. Der zweite Festivaltag steht im Zeichen der Wettbewerbsprogramme. Der englische KuratorMalcolm Pope spricht am Nachmittag um 16 Uhr über neue Wege der Kurzfilmvermarktung. Im Rahmenprogramm feiert der Poetry Film A MAN AND A WOMAN (2015) von Sigrun Höllrigl und GeorgeChkheidze Kinopremiere. Das darauffolgende Wettbewerbsprogramm um 19:00 ist den narrativen Textfilmen gewidmet. Die dritte Filmschau steht wiederum ganz im Zeichen von Media Arts mit handgezeichneten Animationen und schnellen Schnitten. Anschließend wird der Siegerfilmbekanntgegeben, der von einer unabhängigen siebenköpfigen Jury ausgewählt werden wird. 138 FILME AUS DREI LÄNDERN: DER POETRY FILMWETTBEWERB Im Gegensatz zu 2014 wurde der Wettbewerb 2015 im gesamten deutschsprachigen Raumausgeschrieben. 138 Poetry- oder Textfilme aus Österreich (36), Deutschland (98) und der Schweiz (vier) sind eingegangen. Die Frei räume zwischen Text, Film und Sound wurden dabei von den Künstlerinnenund Künstlern vielfältigst ausgelotet. DER POETRY FILM – DEFINITION UND STANDORTBESTIMMUNG Der Poetry Film ist fast so alt wie der Film selbst. Die Anfänge liegen in den 1920er-Jahren. Einen großen Aufschwung erlebte das Genre mit der Digitalisierung vor allem im angloamerikanischen Raum. In Deutschland gilt die Literaturwerkstätte Berlin mit dem weltweit größten Poetry-Filmfestival als Vorreiter und wichtiger Bezugspunkte der Szene. Darüber hinaus existieren Poesiefilmfestivals in Athen, Rom, Oslo, Worcester (USA), Buenos Aires, Cork, Vancouver, sowie Veranstaltungsreihen in England und Indien. Das Genre des Poetry Films bewegt sich zwischen Medienkunst, Experiment, Animation sowie klassischen narrativen oder dokumentarischen filmischen Verfahrensweisen. Der englische Fotograf und Filmemacher Alistair Cook definierte den Poetry Film als »unverwechselbar verschlungene Einheit, als Verschmelzung und Verknüpfung von Wörtern, Sound und einer Vision. Es ist ein Versuch, ein Gedicht zu verwenden und es durch ein Medium so darzustellen, dass ein neues Kunstwerk daraus entsteht, unabhängig vom Ursprungsgedicht.« Das Wiener Festival ist offen für ganz unterschiedliche literarische Ansätze und verwendet den Ausdruck Poetry Film oft synonym mit dem Begriff Textfilm. ART VISUALS & POETRY FILMFESTIVAL, 5. UND 6. DEZEMBER 2015 METRO KINOKULTURHAUS KINO.MAGAZIN DAS ART VISUALS & POETRY FILMFESTIVAL D as Art Visuals & Poetry Filmfestival gilt in der Szene als Geheimtipp für innovative Kunsterlebnisse. Die Veranstaltung wird von Sigrun Höllrigl und Hubert Sielecki geleitet und ist Österreichs erstes und einziges Poetry Filmfestival, das sich jedes Jahr neu erfindet. Die beiden Festivaltage am 5. und 6. Dezember bieten auch heuer wieder ein spannendes Programm rund um die Visualisierung von Literatur. Bei der Kuratierung wurde viel Wert auf einen Schwerpunkt in deutscher Sprache gelegt. Gezeigt werden insgesamt 37 Textfilme aus vier Ländern. 29 Besucher im Kaiserpanorama, um 1913 Besucher im Kaiserpanorama in der Ausstellung KINOMAGIE, METRO Kinokulturhaus, Oktober 2015 WELTBILDER UND BILDERWELTEN KAISERPANORAMA IN WIEN DORIS KIENINGER Das Kaiser- oder Weltpanorama, an das sich der Schriftsteller Joseph Roth hier zurückerinnert, hatte die Anmutung einer Zeitmaschine, die, scheinbar von innerem Leben beseelt, ihn an jenem Dezembertag ins sommerliche, exotisch ferne Vietnam versetzte. Roths Erlebnis datiert aus der Zeit der Jahrhundertwende, als diese »optischen Reiseinstitute« in vielen Städten als selbstverständliche und regelmäßig besuchte Einrichtung galten. Ein großer runder Holzguckkasten war es, der im wöchentlichen Wechsel die Begutachtung räumlich-plastischer Reisebilder offerierte. Kolorierte Stereofotografien auf Glas, die durch die Okulare des Guckkastens einen dreidimensionalen Effekt erzeugten, illusionierten das Publikum mit thematisch geordneten Bilderzyklen in nahe und ferne Weltgegenden, transportierten »Die Gucklöcher an dem Kasten leuchteten wie Katzenaugen in der Finsternis.« aber auch, Film und Fernsehen vorwegnehmend, aktuelle Informationen aus den diversen Bereichen des öffentlichen Geschehens. Charakteristisch am Medium Kaiserpanorama war die Art der Rezeption: Rund um den Apparat konnten bis zu 25 Personen Platz nehmen, wobei fünfzig Ansichten in automatisierter Folge vor die Optiken gelangten. Meist gehörten die Panoramageschäfte zum Filialnetz von August Fuhrmann (1844–1925), der ab den 1880er-Jahren von Berlin aus die Verbreitung dieser Schaustellung vorantrieb und es bis 1910 auf rund 250 Filialen in Österreich, Deutschland und weiteren Ländern brachte.2 Fuhrmann war jedoch nicht der »Erfinder« dieser Schaumaschine, denn der Ursprung des Betrachtungsgerätes reicht bis in die Frühzeit der Stereofotografie zurück. Sir David Brewster (1781–1868), maßgeblich an der Entwicklung und Einführung der Stereoskopie beteiligt, beschrieb bereits 1856 KINO.MAGAZIN WELTBILDER UND BILDERWELTEN »A m Nachmittag um drei Uhr, die Dämmerung lauerte schon an den Fenstern, brachen wir auf zum Weltpanorama. Es lag in einer stillen, kleinen Gasse und sah von außen einem gewöhnlichen Laden ähnlich. Über der Glastür hing eine rot-weiße Fahne. Öffnete man die Tür, so erklang eine Glocke wie ein Gruß. Am Eingang saß eine Dame wie eine grauhaarige Königin und verkaufte Eintrittskarten. Drinnen war es dunkel, warm und sehr still. Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erblickten sie einen Kasten, hoch wie der halbe Raum, mit Gucklöchern in Manneshöhe die ganze Rundung entlang, in Abstand von etwa je zwanzig Zentimeter. Die Gucklöcher an dem Kasten leuchteten wie Katzenaugen in der Finsternis. Man ahnte, dass der Kasten innen hohl und beleuchtet war. Unten stahl sich aus seinem Inneren ein schwacher, geheimnisvoller Schimmer und verschwamm auf dem Fussboden. Vor jedem Guckloch-Paar stand ein runder Klaviersessel. »Setzen«, sagte der Herr Lehrer, es klang wie in der Klasse, aber in der Finsternis war es kein Befehl, sondern nur eine Art milder Einladung. Wir rückten mit den Stühlen, ich saß, weil ich zu klein war, nicht ganz, sondern hatte den runden Sessel gleichsam halb gelüftet und presste meine Nase gegen die Wand des Kastens, meine Augen gegen die Gucklöcher, die von Metall umrahmt waren. Drinnen erschienen Bilder von Cochinchina.1 « 31 wie die Präsenz fesselnder Gletscherformationen. Bis zur Jahrhundertwende, zuletzt 1896 in Znaim nachweisbar, reiste Polanecky mit dem monumentalen Guckkasten und firmierte in der Schaustellerzeitung Komet als »Gründer der Kaiserpanoramen«.4 KINO.MAGAZIN WELTBILDER UND BILDERWELTEN August Fuhrmann als Reporter für das Kaiserpanorama, um 1900 32 ein Polygon, an dessen Seiten 20 Personen durch ein Stereoskop blicken konnten.3 Zuerst waren es oft ambulante Schausteller, die die verblüffenden Erfindungen der Technik und der visuellen Apparaturen – man denke etwa an den Phonographen, das Mikroskop, Teleskop, Stereoskop, Automaten, Projektionen mit der Laterna magica und nicht zuletzt das Kino – transportierten, nicht nur real von einer Vorführstätte zur nächsten, sondern auch als Mittler zwischen Wissenschaft und Publikum. Der Pionier des Kaiserpanoramas war dabei der aus Böhmen stammende Alois Polanecky (1826–1911), der zuvor mit Mikroskopen und einfachen Stereobetrachtern durch die Lande tourte und ab 1866 mit seinem großen, aus Frankreich stammenden »Glas-Stereogramm-Salon« in den Ländern der Monarchie und in Deutschland unterwegs war. Die neue plastische Seh-Erfahrung, die Möglichkeit, auf bequeme Weise die dargestellten Gegenden mittels der stereoskopischen Optik zu erkunden, sie mit den Augen vom Vorder- in den Hintergrund und wieder zurück zu durchwandern, entsprach einer ersten touristischen Vereinnahmung der Welt durch den Betrachter. Faszinierende Momentbilder aus dem Pariser Straßenleben zogen genauso in den Bann August Fuhrmann erkannte das Potenzial und professionalisierte den Einsatz der Schaumaschine. Fest installierte Panoramafilialen, in einem Art Franchise-System mit Berlin verbunden, machten den Auftritt der Wanderpanoramisten zunehmend obsolet. Dazu kam, dass die Filialen ihr Bildmaterial leihweise bezogen und ihr Programm laufend – im Wochenrhythmus – wechseln konnten. Die von Fuhrmann eingeführte Ringleihe, d. h. die Bilder zirkulierten zwischen den Abnehmern, sollte zur modellhaften Distributionsform im Medienbereich avancieren – so spiegelt sich diese Entwicklung auch im Übergang vom Wanderkino zum festen Kinotheater samt Filmverleihsystem wider. Reisende Schausteller hingegen agierten autark und mussten die Auslagen für die angekauften Bilder durch möglichst lange Nutzung einspielen, eine laufende Aktualisierung des Bestandes war nicht möglich. Fuhrmanns Angebot hingegen war breit gefächert, sein Katalog von 1915 offeriert 992 Serientitel. Den Schwerpunkt bildeten die Reise- und Landschaftszyklen aus Europa und aus anderen Erdteilen. Daneben erregten aber auch »Aktualitäten« die Schaulust der Besucher: Expeditionen, Katastrophen, Krieg, Politik und (Welt)Ausstellungen. 1923 gab August Fuhrmann sein Unternehmen auf, die Weltpanorama AG führte die Agenden bis zur endgültigen Schließung der Zentrale im April 1939.5 KAISERPANORAMA IN WIEN Am 19. Juli 1885 eröffnete in Wien die erste Panoramafiliale der Monarchie, das »Panorama International«, am Kolowratring Nr. 7.6 Das als »Sehenswürdigkeit für Gebildete aller Stände« beworbene Panorama erfreute sich eines regen Besuches, bis 10 Uhr abends hielt der Besitzer das Lokal geöffnet. Bis 1892 ist Hermann Arlet als Inhaber des Unternehmens nachzuweisen, daneben reiste er mit einem Zweitgerät durch Böhmen, Mähren und Niederösterreich.7 1896 erwarb er einen der ersten Kinematographenapparate aus der Produktion von Oskar Messter in Berlin, zuzüglich einem »colorirten Bild« mit zwei Tänzerinnen.8 Im Frühjahr 1887 offerierte in Wien ein weiteres Panoramainstitut seine Dienste, diesmal aber nicht als Fuhrmann-Filiale, sondern als »echte« Schaustellung: Louis Veltées Panoptikum bewarb das »Internationale Panorama« mit einem Fundus von mehreren hundert Ansichten, das nun neben den Wachsfiguren und mechanischen Ausstattungsgruppen in dem neu eröffneten Lokal am Kohlmarkt Nr. 10 (später Nr. 5) zu besichtigen war.9 Veltée hatte eine gewisse Affinität zur Fotografie, denn schon 1866 präsentierte er am KINO.MAGAZIN WELTBILDER UND BILDERWELTEN Werbeplakat der Gebrüder Kitz, um 1890/1900 33 Ostasien und Japan. Nikko: Schneiderinnen bei der Arbeit. Stereofotografie um 1900 Algerien. Bazar in Algier. Stereofotografie um 1900 NIEDERGANG EINES MEDIUMS: KONKURRENZIERUNG DURCH DAS KINO Dass es nun keine weiteren Panoramabetriebe in Wien mehr gab, war kein Zufall. Denn der Niedergang des Mediums hatte schon eingesetzt. Anfangs schleichend und unmerklich, später immer deutlicher bekamen die Panoramabesitzer die Konkurrenz der Kinos zu spüren, nahm die Besucherzahl ab, bis nur mehr Stammkunden und Schulklassen das mittlerweile antiquiert wirkende Institut aufsuchten. Im Vergleich zu den »lebenden« Bildern des Kinematographen erstarrten die stereoskopischen Ansichten zu leblosen Attrappen der Realität. Und so setzte der Schriftsteller Max Brod bereits 1913 zur nostalgischen Grabrede für das »vom gesunden Hauch der Neuzeit« angekränkelte Kaiserpanorama an: »Hat niemand mehr Lust mit mir ins Panorama zu gehen?«, fragt er und kommt zum Schluss: »Armes Panorama, Vergnügung unserer Großeltern, Überbleibsel der Biedermeierzeit: jetzt erregt unsere Nerven der Kinematograph. Wir wollen beflimmert sein, förmlich von wechselnden Augen aus kreidiger Leinwand heraus angeschaut, nicht selbst ruhig und sanft durch zwei Gucklöcher in eine schwarze Kiste blicken.«16 Max Brods Freund Franz Kafka, ein leidenschaftlicher Kinogänger, schätzte wiederum eben diese Ruhe des Blicks. Er fühlte sich der stereos- kopischen Apparatur verbunden und konstatierte 1911 nach einem Besuch des Kaiserpanoramas im nordböhmischen Friedland: »Die Bilder lebendiger als im Kinematographen, weil sie dem Blick die Ruhe der Wirklichkeit lassen. Der Kinematograph gibt dem Angeschauten die Unruhe ihrer Bewegung, die Ruhe des Blickes erscheint wichtiger.«17 Kafkas Wunsch nach einer idealen Wahrnehmungsinstalla tion, der »Vereinigung von Kinema und Stereoskop«, die die Sinneserfahrung optimieren sollte, blieb eine Vision. Unter Schaustellern galt das Geschäft mit dem Kaiserpa- »Die Bilder lebendiger als im Kinematographen, weil sie dem Blick die Ruhe der Wirklichkeit lassen.« FRANZ KAFKA norama schon bald nach der Jahrhundertwende als nicht mehr lukrativ. Denn als 1911 ein potenzieller Panoramabetreiber sich an die Lesergemeinde der Fachzeitschrift Der Photograph mit der Frage wandte, ob ein neu zu errichtendes Kaiserpanorama in einem Ort mit 10.000 Einwohnern lebensfähig wäre, wenn schon ein Kinotheater am Platz etabliert sei, waren die Antworten eindeutig. »Wenn Ihnen Ihr Geld lieb ist, dann lassen Sie die Finger davon«, rät einer aus eigener Erfahrung. »Kaiserpanoramas haben sich überlebt. Wer einmal in einem Kinematographen war, geht in kein Kaiserpanorama mehr.« – »Hände weg vom Kaiserpanorama!«, warnt ein anderer.18 In den 1920er-Jahren verschärfte sich die existenzielle Situation der Panoramabetriebe. Nahezu jeder größere Ort wurde mittlerweile von einem lokalen Kinotheater bespielt, die Filmprogramme hatten an Länge, Qualität und Akzeptanz gewonnen. Daneben rotierten im Panorama immer noch die schon in allen Variationen gesehenen Bilderzyklen. Die Zentrale lieferte kaum mehr neue Serien für den Verleih und die wiederholt programmierten, längst veralteten Aufnahmen vom Ersten Weltkrieg und von der Kaiserzeit ließen jeden Gegenwartsbezug vermissen; die Zeit der Monarchie hatte im Panorama ihr behagliches Refugium gefunden. Die Kinematographie hingegen war zum adäquaten Bildmedium der Moderne avanciert. Die Schließung der Berliner Zentrale 1939 und damit die Einstellung der Bilderleihe bedeutete schließlich das endgültige Aus für die meisten noch bestehenden Filialen. Nur einige wenige überdauerten diese Zäsur, in Österreich waren es die Panoramen in Wien, Graz und Wels. Mit Hilfe KINO.MAGAZIN WELTBILDER UND BILDERWELTEN Kärntnerring eine 500 Aufnahmen umfassende »optischfotografische Ausstellung« in besonderen Geräten, den »Alettoskopen«.10 1888 bediente ein drittes Panorama auf der Praterstraße Nr. 15 das Wiener Publikum mit den dreidimensionalen Bildern. Auch dieser Besitzer war ein Schausteller, er unterhielt im Prater eine Sternwarte, die vor dem Restaurant »Eisvogel« einen Blick auf Mond, Mars und Saturn versprach.11 Ab 1892 begann das Medium in Wien zu boomen, verschiedene Panoramabetriebe erschienen und verschwanden wieder. Zuweilen war das Bilderkarussell in größere Schaustellergeschäfte integriert. Veltées Panoptikum am Kohlmarkt behielt das Panorama bis zuletzt im Angebot, 1893 bewarb das Keroplastikon, ebenfalls eine Art Panoptikum, auf der Mariahilferstraße ein »Pariser WeltPanorama«.12 Auf den Einzug des Kinematographen nahm das Geographische Weltpanorama in der Josefstädterstraße Bezug und präsentierte 1897 als zusätzliche Attraktion bewegte Bilder mittels Edisons Chronophotographen.13 1899 war auch im Dreher-Park von Johann Weigl, einer Restauration mit Musik und diversen Vergnügungen in der Schönbrunnerstraße, ein Kaiserpanorama aufgestellt.14 In unmittelbarer Nähe zu Veltées Panoptikum eröffnete Emil Gottlieb am Kohlmarkt Nr. 10 das Homes-Fey-Theater, und auch hier hielt ca. 1902 ein Weltpanorama Einzug.15 Ab 1920 lässt sich im Adressbuch nur noch ein einziges Panorama, das gleichzeitig das erste, 1885 gegründete, war, nachweisen: Das Weltpanorama am Stubenring Nr. 12. 35 KINO.PROGRAMM AUS FLEISCH UND BLUT Alois Beer: S. M. Kaiser Franz Josef eröffnet die Jubiläums-Ausstellung Stereofotografie, Klagenfurt/Wien 1898 Programm Wien. Strassen, Plätze, Praterleben, um 1898 Bombardements beschädigten kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs das Gebäude am Stubenring 12 schwer. Nach kurzer Renovierungspause konnte das hölzerne Bilderkarussell seinen Betrieb wieder aufnehmen.20 Die Besucherfrequenz in den verbliebenen Panoramalokalen hatte sich nach den großen Absetzbewegungen der 1930er-Jahre mittlerweile konsolidiert. In Graz etwa wurden für das Jahr 1947 wochentags rund 100 Besucher gezählt, am Wochenende die doppelte Anzahl.21 Die Menschen kamen gerne in diese altvertrauten Reiseinstitute, verabschiedeten sich für eine halbe Stunde vom tristen Alltag und ließen sich in die pastellfarbigen, heilen Gefilde der scheinbar zeitlosen Panoramalandschaften versetzen. Nach dem Tod von Hedwig Bevk-Wollner 1953 ging es dann mit den drei Unternehmen schnell bergab. Als Erstes schloss 1954 das Welser Panorama,22 mit Jahresanfang 1955 die zuletzt vom Bruder der Verstorbenen geleitete Wiener Institution,23 und als alle Bilderströme versiegt waren, musste letztlich auch das Grazer Panorama International in der Jungferngasse 2 den Betrieb aufgeben.24 POSTSCRIPTUM 1952 wurde das Wiener Panorama auf dem Filmzelluloid verewigt. Der von der Schönbrunn-Film mit Transglobe-Film New York koproduzierte Film ABENTEUER IN WIEN (nach einer Vorlage von Alexander Lernet-Holenias Roman Ich war Jack Mortimer) siedelt die Schlüsselszene des Films, die Enthüllung der wahren Identität des unschuldig gejagten Helden (gespielt von Gustav Fröhlich) in der dämmerigen Atmosphäre des Panoramalokals am Stubenring an. So wurde diese bereits längst anachronistische Schaustellung von der Mediengeschichte endgültig eingeholt und musealisiert, von seinem ehemals größten Konkurrenten um die Gunst des Publikums in Besitz genommen. Der Holzguckkasten, Medium der gebannten »Augen-Blicke« aus aller Welt, wurde nun selbst zum bildwürdigen Motiv, zum nostalgischen Schauobjekt der Vergangenheit, für alle Zeiten festgehalten auf Filmkader, die auf der Kinoleinwand die alte Bildermaschine noch einmal in Bewegung versetzen. Wer hätte gedacht, dass es gerade der Film sein würde, dem das Panorama die Rettung vor der endgültigen Vergessenheit verdanken würde? oseph Roth, »Weihnachten in Cochinchina«, in: Prager Tagblatt, J 18.12.1929, zit. nach: Klaus Westermann (Hg.), Joseph Roth. Werke 3. Das journalistische Werk 1929–1939, Köln 1991, S. 144. 2 V gl. Doris Rauschgatt, Kaiserpanorama. Die Institutionalisierung massenmedialer Produktion und Rezeption stereoskopischer Fotografien im 19. Jahrhundert, Diplomarbeit, Wien 1994. 3 D avid Brewster, Das Stereoskop, seine Geschichte, Theorie und Construction, Weimar 1862. 4 Z ur Tätigkeit von Alois Polanecky vgl. Doris Rauschgatt, »Alois Polanecky (1826–1911). Der Pionier des Kaiserpanoramas und sein ›Glas-Stereogramm-Salon‹«, in: Fotogeschichte. Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie, Heft 72, 1999, S. 15–28. 5 V gl. Doris Rauschgatt, Kaiserpanorama. Die Institutionalisierung massenmedialer Produktion und Rezeption stereoskopischer Fotografien im 19. Jahrhundert, Diplomarbeit, Wien 1994. 6 Wiener Zeitung, Nr.163, 19.7.1885, S. 9. 7 D ie ambulante Tätigkeit belegt etwa die Produktionslizenz für 1891 (NÖ Statth.Z.1154 ex 1891). 8 V gl. das Geschäftsbuch aus dem Messter-Nachlass im Bundesarchiv Koblenz, Bestand N 1275, Sign.191, S. 386: Arlet war der dritte Käufer eines Apparates, Kaufpreis 2000 Mark. 9 Fremdenblatt, Nr. 144, 26.5.1887, S. 19. 10 Ebd., Nr. 5, 6.1.1866, 2. Beilage. 11 Illustriertes Wiener Extrablatt, Nr. 112, 22.4.1888, S. 26. 12 Fremdenblatt, Nr. 264, 24.9.1893, S. 44. 13 Ebd., Nr. 80, 21.3.1897, S. 45. 14 Ebd., Nr. 29, 29.1.1899, S. 34. 15 Ebd., Nr. 53, 23.2.1902, S. 56. gl. Max Brod, Über die Schönheit hässlicher Bilder, Wien/ 16 V Hamburg 1967 (Erstdruck 1913), S. 64–65. 17 V gl. Hanns Zischler, Kafka geht ins Kino, Reinbek b. Hamburg 1998, S. 39–40. 18 Vgl. Der Photograph, Nr. 93, 1911, S. 372 und Nr. 95, 1911, S. 380. ie Hinweise auf die Bildserien von Hedwig Bevk-Wollner und 19 D Rudolf Maier finden sich in der Steyrer Zeitung, die diese Serien immer explizit ankündigte. Osterreise um 40 Groschen«, in: Das kleine Volksblatt, 6.4.1947, 20 » S. 10. Für 60 Groschen nach Portugal«, in: Das Steirerblatt, 11.12.1947, 21 » S. 3. 22 » Abschied vom alten Panorama«, in: Linzer Tagespost (Morgenblatt), 21.9.1954, S. 4. Es war einmal ein Weltpanorama«, in: Wiener Zeitung, Nr. 10, 23 » 14.1.1955, S. 4. So etwas gibt es nur noch in Graz«, in: Südost-Tagespost, 24 » 12.3.1955, S. 6 und »Weltreisen um einen Schilling. Guckkastens letzte Fahrt ging zum Tischler/ Ein Stück Alt-Graz verschwand«, in: Kleine Zeitung, Nr. 88, 14.4.1957, S. 11. 1 AUSSTELLUNG KINOMAGIE Was geschah wirklich zwischen den Bildern? 6.10.2015 – 30.3.2016 | Öffnungszeiten: MO – FR 14:00 – 21:00 | SA, SO, Feiertage 11:00 – 21:00 Zur Ausstellung ist ein reichhaltig illustrierter Katalog mit 16 internationalen Beiträgen erschienen, herausgegeben von Werner Nekes und Ernst Kieninger. KINO.MAGAZIN WELTBILDER UND BILDERWELTEN anderer Leihsysteme aus Polen oder der Tschechoslowakei bzw. durch den Ankauf von Bilderkontingenten konnte der Betrieb aufrechterhalten werden. Für die Bildversorgung der drei österreichischen Panoramen zeichnete vor allem die Wiener Besitzerin Hedwig Bevk-Wollner verantwortlich. Schon seit den 1920er-Jahren produzierte die akademische Malerin etliche Stereobildserien für die Weltpanorama AG, sie fotografierte in Sizilien, Norwegen, Dänemark, Schweden, Bosnien, Dalmatien etc. 1932 schiffte sich die Wienerin nach Amerika ein und lieferte fünf »Prachtserien« ab, alle Aufnahmen kolorierte sie auch selbst. Der Welser Panoramabesitzer Rudolf Maier war ebenfalls als Stereofotograf aktiv und steuerte Bilder aus Österreich und Deutschland, aber auch die Industriereportage »Die weltberühmten Steyr-Auto-Werke« (1928) bei.19 37 KINO.PROGRAMM AUS FLEISCH UND BLUT R P . O IN K 38 LE PROCÈS KINO.PROGRAMM AUS FLEISCH UND BLUT O R M M A R G 39 KAFKA GEHT INS KINO FILMSCHAU KINO.PROGRAMM AUS FLEISCH UND BLUT 7.12.2015 – 17.1.2016 40 BYT S. 50 DU BIST MEIN MENSCHENGERICHT S. 44 ENTSCHLÜSSE S. 50 FAHRGAST S. 51 GELIEBTE MILENA S. 48 GROSSER LÄRM S. 51 HEIMKEHR S. 50 ICH STELLE MICH NOCH EINMAL VOR S. 47 K S. 44 KAFKA S. 43 KAFKA GEHT INS KINO S. 49 KAFKAS DER BAU S. 51 KAFKAS TRAUM S. 50 K.AF.KA FRAGMENT S. 43 KLASSENVERHÄLTNISSE S. 46 KURZFILME ZUR ERZÄHLUNG DIE VERWANDLUNG S. 45 LICENSED LIBERTY, A S. 49 MENSCHENKÖRPER S. 50 PFERDEKOPF S. 51 PROZESS, DER (1962) S. 42 PROZESS, DER (1993) S. 50 SCHLOSS, DAS (1968) S. 48 SCHLOSS, DAS (1997) S. 46 VERWANDLUNG, DIE S. 49 VOYAGE EN ITALIE, UN S. 50 WAS KAFKA IM KINO SAH S. 41 WER WAR KAFKA? S. 47 WELT DES HERRN K., DIE S. 47 G N NU E MO 7.12., 19:30 | SO 13.12., 20:30 WAS KAFKA IM KINO SAH NICK WINTER ET LE VOL DE LA JOCONDE / NICK WINTER UND DER DIEBSTAHL DER MONA LISA Paul Garbagni, F 1911 MIT George Vinter | LÄNGE 8 min [18 B/sek] | FORMAT s/w, DCP DEN HVIDE SLAVEHANDELS SIDSTE OFFER / DIE WEISSE SKLAVIN 2 August Blom, DK 1911 BUCH Peter Christensen | KAMERA Axel Graatkjær | MIT Clara Wieth, Lauritz Olsen, Thora Meincke, Otto Lagoni | LÄNGE 47 min | FORMAT s/w, engl. ZT, 35mm LA BROYEUSE DE COEURS / DIE HERZENSBRECHERIN Camille de Morlhon, F 1913 BUCH Camille de Morlhon | MIT Pierre Magnier, Lopez, Léontine Massart, Jeanne Brindeau, Camille Lincenet, Jean Jacquinet, Louis-Claude Basseuil | LÄNGE 47 min | FORMAT s/w, frz. ZT, DCP MIT LIVE-VERTONUNG VON GERHARD GRUBER In diesem Programm kann man sich anhand einer Detektivgeschichte mit der populären Figur des Nick Winter, eines Gesellschaftsdramas mit rasanten Verfolgungsjagden und eines visuell beeindruckenden Melodrams auf die Spuren von Franz Kafka begeben: der Besuch aller drei Filme wurde in seinen Tagebüchern notiert. Natürlich wird die Wirkung von hundert Jahre alten Stummfilmen auf heutige Zuschauer kaum die gleiche sein wie damals, als das gerade erst geborene Medium Kino die Massen noch in ungläubiges Staunen versetzte und emotionale Ausbrüche im Kinosaal eher die Regel als die Ausnahme waren. Und doch sind die Themen (Mädchenhandel, eine Dreiecksliebesgeschichte) noch immer aktuell, auch von der filmtechnischen Ausdrucksweise her haben diese frühen Kolportagefilme schon einiges zu bieten. Das Lebens- und Filmtempo damals war zweifelsohne ungleich langsamer als heute, aber die Gier des Publikums nach dem Kick des Spektakels ist die gleiche geblieben, obwohl danach jetzt und einst die Leere folgt, wie schon Kafka nach dem Kinobesuch notierte: »Bin ganz leer und sinnlos, die vorüberfahrende Elektrische hat mehr lebendigen Sinn.« (Günter Pscheider) KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO F F RÖ 41 DI 8.12., 21:00 | SA 12.12., 18:30 | SO 10.1., 20:00 | SO 17.1., 18:00 LE PROCÈS / IL PROCESSO / DER PROZESS Orson Welles, F/I/BRD 1962 KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO BUCH Orson Welles, Pierre Cholot, nach dem gleichnamigen Roman von Franz Kafka | KAMERA Edmond Richard | MUSIK Jean Ledrut | SCHNITT Fritz H. Mueller | MIT Anthony Perkins, Romy Schneider, Jeanne Moreau, Orson Welles, Madeleine Robinson, Akim Tamirow | LÄNGE 118 min | FORMAT s/w, OmU, DCP 42 In expressionistischen, teils surrealen Schwarzweißbildern mit nahezu schmerzenden Kontrasten erzählt Orson Welles die Fabel vom aussichtslosen Kampf des Individuums gegen ein übermächtiges und ignorantes System: Der kleine Angestellte Josef K. (Anthony Perkins) wird eines Morgens ohne Angabe von Gründen unter Hausarrest gestellt. Während eines aufreibenden Prozesses erklärt niemand, welcher Taten er beschuldigt wird. Er ist in einem Albtraum gefangen, aus dem es kein Erwachen gibt. Was Orson Welles’ Film so interessant macht, ist die Tatsache, dass er einen zentralen Punkt des Romans von Kafka und überhaupt von Kafkas Werk versinnbildlicht: das große Misstrauen gegen die Möglichkeit einer rationalistischen Erklärung der Welt. Der Meisterregisseur lässt weg, er erfindet hinzu, er arrangiert neu und kreiert so ein eigenstän diges Werk, das dem Geist Kafkas näherkommt als manch spätere buchstabengetreue filmische Adaption. Klaustrophobisch und labyrinthisch ist dieser Film wie nur wenige sonst, das macht seinen Horror aus und lässt den Zuschauer an K.s Schicksal, seiner existenziellen Verlassenheit, Anteil nehmen. (Ulrich Behrens) DI 8.12., 17:00 | MI 13.1., 21:00 DI 8.12., 19:00 | SA 2.1., 20:00 K.AF.KA FRAGMENT KAFKA Christian Frosch, D/A 2003 Steven Soderbergh, US/F 1991 »Die Faszination der Briefe von Kafka an Felice liegt weniger in dem voyeuristischen intimen Einblick in das Private, das ein anderes Licht auf das Werk werfen könnte, sondern darin, dass der Briefwechsel selbst ein literarisches Gebilde darstellt, einen Steinbruch Kafkascher Motive und Versuchsanordnungen, in dem K. und F. selbst mehr und mehr zu literarischen Figuren werden. Da ich den Briefverkehr Kafkas als literarische Form begreife, genau wie etwa seine Tagebücher, war es mir wichtig, aus K. und F. Figuren zu machen, also weder in Aussehen, Zeit oder Milieu den überlieferten Bildern zu folgen, sondern die Geschichte sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart anzusiedeln - in einer pur filmischen Zeit, wenn man so will.« (Christian Frosch) Abgründige Themen verlangen nach einer abgründigen Umsetzung und so ist K.AF.KA FRAGMENT keine geradlinige Erzählung der Geschichte zwischen Kafka und Felice, sondern eine assoziative Folge von bizarren Traumsequenzen. Im Versuch einer Adaption der Arbeit Kafkas findet Frosch zu überraschenden Bildern, zu Super-8-Abstraktionen und schwankenden Doppelbelichtungen, zur atmosphärischen Studie einer gepeinigten Figur. BUCH Lem Dobbs | KAMERA Walt Lloyd | MUSIK Cliff Martinez | SCHNITT Steven Soderbergh | MIT Jeremy Irons, Theresa Russell, Joel Grey, Alec Guinness, Jeroen Krabbé, Armin MuellerStahl | LÄNGE 98 min | FORMAT Farbe, OmU, 35mm In Soderberghs Film verschmelzen der Dichter Kafka, die Figuren aus seinen Büchern, ein Film Noir Plot und expressionistische Stummfilmästhetik zu einem organischen Ganzen. Alle Film- und Literaturgeschichtlichen Anspielungen, Zitate, Verweise sind aber nicht die Wichtigtuerei eines von Prag und Kafka Berauschten. Sie sind lediglich der Spielplatz für ein Abenteuer, für eine Geschichte, die Kafka hätte erfunden haben können. Denn dieser Film ist zunächst ein ganz simpler Krimi. Menschen verschwinden und werden ermordet. Und Kafka, alles andere als ein Detektiv, findet in unschuldiger Anteilnahme ein Terrorsystem, dessen Herren im Schloss sitzen, im Hradschin, der sich wie ein ferner Gott über den Gassen erhebt. Soderberghs Collage aus Historie, Realfiktion und Kafkas Personal dient dazu, diesem Krimi eine Bühne zu verschaffen, wie sie artifizieller wohl kaum ein Krimi je gehabt hat. Das Wunder dieses wunderlichen Films besteht darin, dass er wie eine Fortsetzung von Kafkas Visionen wirkt, etwa der Strafkolonie. Eine Fortsetzung aber auch deshalb, weil Kafka, anders als K., wirklich ins Schloss gelangt. (Ulrich Greiner) KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO BUCH Kristina Konrad, Christian Frosch | KAMERA Johannes Hammel | MUSIK Voov | MIT Ursula Ofner, Lars Rudolph | LÄNGE 86 min | FORMAT Farbe, eOF, 35mm 43 © ORF MI 9.12., 18:30 | DI 5.1., 20:00 MI 9.12., 20:00 | SA 26.12., 20:00 DU BIST MEIN MENSCHENGERICHT. BRIEFE AN FELICE VON FRANZ KAFKA K Zoltan S. Pataky, A 1976 Beinhart werkgetreue Verfilmung von Franz Kafkas Roman Das Schloss. Angesiedelt in der Inneren Mongolei und reduktionistisch in der Form erlangt die Parabel vom Land vermesser, dessen Legitimation von der Bürokratie nicht bestätigt wird und dessen gesamte Existenz dadurch in Frage steht, die im Text immer schon angelegte Allgemeingültigkeit. Aus dieser Entfernung und in dieser Verdichtung gesehen, meint »das Schloss« nicht lediglich den korrupten chinesischen Politapparat, es meint die Conditio humana: den Einzelnen, der sich in einer nicht mehr überschaubaren hierarchischen Struktur abarbeitet, vergeblich. BUCH Wolfgang H. Fleischer, Zoltan S. Pataky | KAMERA Walter Tschierk, Walter Hendl, Helmut Sluka | SCHNITT Werner Vogel | MIT Vera Borek, Eugen Stark | LÄNGE 43 min | FORMAT Farbe, dF, Digibeta VORFILM SAG ES MIR DIENSTAG KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO Astrid Ofner, A 2007 BUCH Astrid Ofner, nach einem Text von Franz Kafka | KAMERA Astrid Ofner | SCHNITT Renate Maragh-Ablinger | MUSIK Anton von Webern | MIT Sylvie Rohrer (Sprecherin) | LÄNGE 26 min | FORMAT s/w, Farbe, 35mm 44 Anfang Juli 1920 hält sich Franz Kafka für vier Tage in Wien auf und verbringt den größten Teil seiner Zeit gemeinsam mit Milena Jesenská. Das Davor und Danach ist in einer Folge von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen dokumentiert, die Tage selbst sind Kafkas und Milenas Geheimnis. Ein Geheimnis, für das die Filmemacherin Astrid Ofner eine Folge von zugleich konkreten und frei assoziierten Bildern und Bewegungen komponiert, ein filmisches Vorbei jenseits von Einfühlung und Illustration, strukturiert von den Texten Kafkas und der Musik Anton von Weberns. Wolfgang H. Fleischer hat aus den Briefen Kafkas diese Dialogmontage für zwei Schauspieler zusammengestellt. Vera Borek und Eugen Stark beweisen eindrucksvoll, wie sehr es beim Akt des Schauspielens auch darum geht, den richtigen Ton zu treffen, um nicht nur einen Text sondern auch die Menschen dahinter zum Leben zu erwecken. »In jedem Zueinander- und Voneinanderwegstreben Liebender ist etwas von dem KafkaFelice-Schicksal, das hier durch die beschwörende Kraft von Kafkas Sprache, durch seine besondere Ungeduld und Trauer, vor allem durch sein künstlerisches Gewissen eine so ungeheure Steigerung erfährt.« (Marie Luise Kaschnitz) Emyr ap Richard / Darhad Erdenibulag, CHN/HONGKONG 2015 BUCH Emyr ap Richard | KAMERA Matthieu Laclau | SCHNITT Matthieu Laclau | MIT Bayin, Jula, Yirgui, Zandaraa, Nomindalai, Ariuna, Urinshaa | LÄNGE 88 min | FORMAT Farbe, OmeU, DCP »Diese reduzierte, auf diskrete Weise drastische Adaption von Kafkas Klassiker überträgt die bürokratische Willkür auf ein räumliches Wirrwarr. Das Schloss ist nie zu sehen, und doch stets präsent, wie ein vager Traum, eingehüllt in ein diffuses Dämmerlicht.« (James Lattimer) FR 11.12., 19:00 | DO 7.1., 20:00 KURZFILME ZUR ERZÄHLUNG DIE VERWANDLUNG THE METAMORPHOSIS OF MR. SAMSA Caroline Leaf, US/GB 1978 BUCH Caroline Leaf, nach der Erzählung Die Verwandlung von Franz Kafka | ANIMATION Caroline Leaf | TON Normand Roger | LÄNGE 10 min | FORMAT Farbe, OF, 16 mm THE METAMORPHOSIS OF FRANZ KAFKA / LA METAMORFOSIS DE FRANZ KAFKA Carlos Atanes, E 1994 BUCH Gemma Delgado, Joan Lluró, nach der Erzählung Die Verwandlung von Franz Kafka | SCHNITT Gemma Delgado, Michael Aloy Sudbury | MIT Antonio Vladimir, Manel Solás, Arantxa Peña, José María Nunes | LÄNGE 30 min | FORMAT Farbe, span. OF, DCP FRANZ KAFKA’S IT’S A WONDERFUL LIFE Peter Capaldi, GB 1995 BUCH Peter Capaldi | KAMERA Simon Maggs | SCHNITT Nikki Clemens | MUSIK Philip Appleby | MIT Richard E. Grant, Crispin Letts, Ken Stott, Phyllis Logan | LÄNGE 23 min | FORMAT Farbe, OF, Digibeta FRANZ KAFKA’S IT’S A WONDERFUL LIFE Die Verwandlung ist nicht nur im Deutschunterricht die beliebteste Einstiegsdroge in Kafkas Universum, auch für mittellange Verfilmungen eignet sich die kurze Novelle bestens. In einem Trickfilm wie dem technisch bemerkenswerten, in Sand gezeichneten THE METAMORPHOSIS OF MR. SAMSA kann man das Insekt, in das sich der Handelsreisende Gregor Samsa eines Morgens verwandelt hat, natürlich ganz nach seiner eigenen Vorstellung auf die Leinwand bringen. Der spanische Regisseur Carlos Antanes hat es da in seinem Realfilm THE METAMORPHOSIS OF FRANZ KAFKA schon schwerer. Seine durchaus elegante Lösung besteht darin, Gregor als halb Mensch, halb Insekt zu zeigen, was stark an das frühe Stadium der Verwandlung von Jeff Goldblum in Cronenbergs DIE FLIEGE (1986) erinnert. Sicherlich eine der originellsten und auch komischsten Kafka-Bearbeitungen gelang Peter Capaldi mit dem Oscarprämierten FRANZ KAFKA’S IT’S A WONDERFUL LIFE, der absurd, aber absolut stimmig die scheinbar völlig gegensätzlichen Welten von Franz Kafka und Frank Capra (auf die Idee kam er durch eine Namensverwechslung seiner Frau) in einem Werk vereint. (Günter Pscheider) KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO THE METAMORPHOSIS OF MR. SAMSA 45 FR 11.12., 20:30 | MO 28.12., 20:00 SA 12.12., 21:00 | SO 27.12., 20:00 | FR 15.1., 21:00 KLASSENVERHÄLTNISSE / RAPPORT DE CLASSES DAS SCHLOSS / LE CHÂTEAU Jean-Marie Straub, Danièle Huillet, BRD/F 1984 KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO BUCH Jean-Marie Straub, Danièle Huillet, nach dem Romanfragment Amerika oder Der Verschollene von Franz Kafka | KAMERA William Lubtchansky | SCHNITT Jean-Marie Straub, Danièle Huillet | MIT Mario Adorf, Christian Heinisch, Laura Betti, Kathrin Bold | LÄNGE 127 min | FORMAT Farbe, dF, 35mm 46 Straub betreibt im Kino das Schwerste, was es gibt, die Quadratur des Kreises. Er will vermitteln, dass es mit Filmen nichts mehr zu vermitteln gibt. Als Kafka-Figur wäre Straub ein Hungerkünstler, der sich nicht satt hungern kann. Mit Kafkas frühestem Roman, dem »Verschollenen« (Brod nannte das Fragment »Amerika«), hat Straub einen geradezu idealen Vorwurf gefunden. Denn obwohl Straub so tut, als handele Der Verschollene von »Klassenverhältnissen« (wovon er auch handelt), ist Kafkas Buch von dem anrührend zarten und erstaunlich unzerstörbaren Karl Roßmann, den seine Eltern nach Amerika schicken, ein Roman von den fehlschlagenden Vermittlungen und den falschen Vermittlern. Kafkas Amerika war der Traum eines Autors, der nie in Amerika war, der nie Amerika beschreiben wollte, sondern nur die größtmögliche Fremde. Straubs Film beschreibt ein befremdliches Deutschland, dessen Uhren irgendwann stehengeblieben sind. Es ist ein Traumland, eine Alptraumwelt, der Wirklichkeit ebenso nahe und entrückt wie Kafkas Roman. Kafka kann man nur finden, indem man ihn (scheinbar) nicht sucht; Kafka kann man nur treffen, indem man ihn (scheinbar) verfehlt. (Hellmuth Karasek) Michael Haneke, A/BRD/F 1997 BUCH Michael Haneke, nach dem Romanfragment Das Schloss von Franz Kafka | KAMERA Jiri Stibr | SCHNITT Andreas Prochaska | MIT Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Frank Giering, Nikolaus Paryla, Dörte Lyssewski, Branko Samarovski, Otto Grünmandl, Paulus Manker, Monica Bleibtreu | LÄNGE 123 min | FORMAT Farbe, dF, 35mm Schon der Vorspann dient Michael Haneke als ironische Exposition – er wird über das Bild eines alten, abgerissenen Fahrplans geblendet. An- und Fortkommen, das schwant auch dem Kafka-unkundigen Zuschauer, werden eine vergebliche Anstrengung sein. Den Makel des Fremden, des Überzähligen wird der Landvermesser K. (Ulrich Mühe) an diesem Ort nie verlieren. Zusehends wird K. zu einem Irrgänger – ähnlich wie die Ortsansässigen, die teilnahmslos durch die »hiesige Ordnung der Dinge« treiben, ohne dass deren Regeln ihnen je durchschaubar wären. Die Vergletscherung der Gefühle, die Michael Haneke in all seinen Filmen der 90er-Jahre konstatiert, erschöpft sich nicht allein in der verharschten, winterlichen Szenerie. Die Chiffren der Entfremdung, die Kafkas Buchvorlage bietet, übersetzt der Film in eine mulmige Konkretion. Auch wenn Haneke diesmal von struktureller Gewalt erzählt, so greift wiederum seine Erzählstrategie der verweigerten Psycho logie und der quälenden Aussparung der Motive. DAS SCHLOSS ist keine Versuchsanordnung wie FUNNY GAMES, in der Moral und Sehgewohnheiten miteinander kollidieren. Doch Michael Hanekes Credo »Zuschauen muss eine Bedrohung sein« gilt auch in diesem Werk unvermindert. Kafka weiß er dabei ganz auf seiner Seite. (Gerhard Midding) DI 22.12., 21:00 | DI 12.1., 21:00 MI 23.12., 20:30 | MI 6.1., 20:00 ICH STELLE MICH NOCH EINMAL WER WAR KAFKA? / VOR: ICH HEISSE FRANZ KAFKA QUI ÉTAIT KAFKA? Karl Pridun, A 2004 BUCH Peter Zurek | KAMERA Hans Kraxner, Bernhard Pötscher | SCHNITT Sepp Nermuth| MIT Christian Kainradl, Clemens Aap Lindenberg, Nora Schleicher-Holecek, Max Brod | LÄNGE 60 min | FORMAT Farbe, dF, Digibeta Richard Dindo, CH/F 2006 BUCH Richard und Sarah Dindo | KAMERA René Baumann | SCHNITT Anne Lacour, René Zumbühl | MIT Ekkhard Alexander Wachholz, Michel Dodane, Carl Achleitner, Christian Gonon, Ulrich Matthes, Sami Frey | LÄNGE 97 min | FORMAT Farbe, dF, 35mm DIE WELT DES HERRN K. Karl Stanzl, A 1965 BUCH Gerhard Fritsch | KAMERA Gustav Peuker | MUSIK Paul Angerer | MIT Ernst Meister (Sprecher) | LÄNGE 16 min | FORMAT sw, dF, 16mm Im Haus seines Freundes Max Brod lernt Franz Kafka im August 1912 dessen Verwandte Felice Bauer kennen, die ihn tief beeindruckt. Eine Woche später verfasst er einen Brief an die junge Dame: »Sehr geehrtes Fräulein! Für den leicht möglichen Fall, dass Sie sich meiner auch im geringsten nicht mehr erinnern können, stelle ich mich noch einmal vor. Ich heiße Franz Kafka.« Allein im Verlauf des Jahres 1912 wird Kafka rund 100 Briefe nach Berlin abschicken. Felices Antwortbriefe wirft er fünf Jahre später am Ende einer nervenaufreibenden und zuweilen schmerzlichen Beziehung ins Feuer. Der Film über Kafkas literarisches und privates Leben basiert auf seinen Briefen und Tagebuchaufzeichnungen. Die Amtlichen Schriften geben Einblick in das Berufsleben Kafkas, der tagsüber Angestellter der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen« war und nachts schrieb: Von »einem schrecklichen Doppelleben« (Tagebuch 1911) ist die Rede und vom Irrsinn als einzigem Ausweg. Neben den Briefen und Tagebuchaufzeichnungen orientiert sich die Dokumentation an Reiner Stachs Bio grafie Kafka. Die Jahre der Entscheidungen. Fremd auf dieser Welt. Seine Romangestalten sind stets mit dem Entschlüsseln der Wirklichkeit beschäftigt: Wer aber war Franz Kafka wirklich? Richard Dindo nähert sich der Frage über Tagebucheinträge des Schriftstellers und Aufzeichnungen seiner Zeitgenossen. Ein beklemmendes Psychogramm eines einsamen und von Ängsten gequälten Menschen. Ewiger Verlobter, Versicherungsangestellter, Künstler: Kafkas Welt ist rätselhaft. Die Bildebene verschränkt Stadt- und Hausansichten aus dem gegenwärtigen Prag mit inszenierten Selbstgesprächen und Berichten der Weggefährten. Max Brod, Gustav Janouch, Max Pulver, Milena Jesenská und Dora Diamant erinnern sich. Jeder gesprochene Satz der Darsteller wurde von den Originalpersonen wirklich geschrieben. Nur bei Felice Bauer war das nicht möglich, weil sie nie irgendetwas zu ihrer Beziehung mit Kafka gesagt oder geschrieben hat, sodass der Schauspielerin Sätze aus Kafkas Briefen an Felice in den Mund gelegt wurden. Die Musik, Maurice Ravels »Chanson hébraique«, ein Psalm, ein Lied, vorgetragen in der Spanischen Synagoge in Prag – sie verweisen auf Kafkas Judentum. (Dokumentarfilmfestival München) KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO VORFILM 47 DO 17.12., 19:00 | FR 1.1., 20:00 | MI 13.1., 19:00 DO 17.12., 20:45 | FR 25.12., 20:00 | SA 9.1., 20:00 | SO 17.1., 20:30 DAS SCHLOSS MILENA / GELIEBTE MILENA / THE LOVER Rudolf Noelte, BRD 1968 KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO BUCH Rudolf Noelte, nach dem gleichnamigen Romanfragment von Franz Kafka | KAMERA Wolfgang Treu | BAUTEN Otto und Hertha Pischinger | MUSIK Herbert Trantow | MIT Maximilian Schell, Cordula Trantow, Helmut Qualtinger, Traudik Daniel, Else Ehser, Martha Wallner | LÄNGE 88 min | FORMAT s/w, dF, 16mm 48 »Dick und mit vollem Magen, kann man den K. nicht spielen.« So speckte der damalige Hollywoodstar Maximilian Schell 10 Kilo ab für sein Herzensprojekt, eine Verfilmung von Kafkas Romanfragment Das Schloss. Bleich und stoppelbärtig, in einem alten Mantel, verbeulten Hosen und klobigen Schuhen spielt Schell den Landvermesser K. im Schnee der Steiermark, zu Füßen von Schloss Bertholdstein. Alptraumhafte Begebenheiten, sinistre Affären und eine zwielichtige Bürokratie blockieren K. den Zugang zum Schloss, seinem Arbeitgeber. Trotz unermüdlicher Anpassungsversuche bleibt er letztlich stets von allem – dem Schloss wie der Gemeinde – ausgeschlossen, wird er nicht als einer der Ihren akzeptiert. All seine Kommunikationsversuche, selbst zu der ihm zugetanen Kellnerin Frieda, laufen letztlich ins Leere. Zermürbt und entkräftet legt er sich schließlich zum Sterben nieder. »In deinem Eifer warst du unermüdlich«, lobt ihn der Gemeindevorsteher. Schell versteht die beklemmende Parabel auch als »Psychogramm einer Sehnsucht – ob nach Erlösung oder nach einem Bier, steht zunächst dahin«. (Dieter Wenk) Véra Belmont, F/D/US 1991 BUCH Caroline Link, Véra Belmont | KAMERA Dietrich Lohmann | MUSIK Jean-Marie Senia | SCHNITT Yves Langlosi | MIT Valérie Kaprisky, Gudrun Langrebe, Stacy Keach, Nick Mancuso, Yves Jacques | LÄNGE 139 min | FORMAT Farbe, dF, 35mm Véra Belmont (GERAUBTE KÜSSE) verfilmte bildgewaltig die Lebens- und Liebesgeschichte der tschechischen Journalistin Milena Jesenská, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in Prager und Wiener Avantgarde-Kreisen bewegte und vor allem durch ihre Beziehung zu Franz Kafka, dessen Werke sie ins Tschechische übersetzte und mit dem sie einen umfangreichen Briefwechsel pflegte, berühmt wurde. Aber die Begegnung mit Kafka war nur eine, wenn auch bedeutende, Episode in ihrem erfüllten, kämpferischen Leben, in dem sie über den Streik der Ruhrarbeiter 1923 berichtete, für eine marxistische Zeitung arbeitete und sich später gegen den Aufstieg der Nazis wehrte. Sie starb 1944 im KZ Ravensbrück. Véra Belmont schreibt an Jelena: »Ich wünschte mir, Sie könnten diesen Film sehen, der Sie lebendig machen soll, so wie der Brief einer Freundin, wie eine Herausforderung der Zeit. Ich hoffe, dass Sie sich nicht verraten fühlen werden, dass die Jugend, die Schönheit und die Empfindsamkeit von Valérie Kaprisky wie ein Echo Ihrer eigenen Jugend, Schönheit und Sensibilität erscheinen mögen.« DI 29.12., 20:00 | DO 14.1., 19:00 MI 30.12., 20:00 | FR 8.1., 20:00 | SA 16.1., 19:00 DIE VERWANDLUNG KAFKA GEHT INS KINO / KAFKA VA AU CINÉMA BUCH Jan Němec, nach der gleichnamigen Erzählung von Franz Kafka | KAMERA Thomas Mauch | MUSIK Eugen Illin | SCHNITT Horst Rossberger | MIT Heinz Bennent, Zdenka Prohazková, Edwige Pierre, Achim Striezel | LÄNGE 55 min | FORMAT Farbe, dF, Digibeta VORFILM A LICENSED LIBERTY Michael Kreihsl, A/US 1990 KAMERA Oliver Bockelberg | SCHNITT Rainer Standke | MIT Victor Competiello, Elżbieta Czyżewska, Ulrich Reinthaler, Jessica Sager | LÄNGE 34 min | FORMAT s/w, OF, Digital Eines Morgens wacht der Handlungsreisende Gregor Samsa auf und hat sich in einen Riesenkäfer verwandelt. Er ist besorgt, dass er seiner beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachkommen und sich und seine Familie nicht mehr ernähren kann. Gregor versteht zwar, was die anderen sagen, kann selbst jedoch nur unartikulierte Laute von sich geben. Anfangs lässt ihm vor allem seine Schwester noch einige Anteilnahme zukommen, doch mit der Zeit verwahrlost Gregor zunehmend. Am Ende fasst die Familie den Beschluss, dass Gregor fortgeschafft werden muss... In der werkgetreuen Verfilmung wird Gregors äußere Verwandlung nicht gezeigt: Ganz im Sinne Kafkas bleibt es der Fantasie des Zuschauers überlassen, sich das Unfassbare vorzustellen. Der Film verdeutlicht auf schockierende Weise, wie ein Mensch zum Aussätzigen werden kann und sein »Verschwinden« als Erlösung erscheint. Die subjektiven Einstellungen aus dem Blickwinkel Gregors und die virtuosen Großaufnahmen von Kameramann Thomas Mauch FITZCARRALDO verstärken den Eindruck einer absurd tragik-komischen Welt ohne Mitleid. (Günter Pscheider) Hanns Zischler, F 2002 BUCH Hanns Zischler | KAMERA Hanns Zischler, Ute Adamczewski, Miriam Fassbender | SCHNITT Peter Sabat | STIMMEN Jeanne Balibar, Beate Jensen, Laurent Poitrenaux, Christian Standtke, Hanns Zischler | LÄNGE 54 min | FORMAT Farbe, s/w, dF, DVD VORFILM DIE WELT DES HERRN K. Karl Stanzl, A 1965 BUCH Gerhard Fritsch | KAMERA Gustav Peuker | MUSIK Paul Angerer | MIT Ernst Meister (Sprecher) | LÄNGE 16 min | FORMAT sw, dF, 16mm »Im Kino gewesen. Geweint.« Vier Worte, die Gemeingut geworden sind, ein wesentlicher Bestandteil der Reflexionen über Film und Emotion, von Identitätsstiftung und Selbstvergessen vor der Leinwand. Franz Kafka hatte die Worte notiert, Hanns Zischler hat sie uns in Gedächtnis gebracht, lakonisch, aber mit Nachdruck in seinem Buch Kafka geht ins Kino, das 1996 erschienen ist. Nun hat Zischler einen Film gemacht über seine Arbeit mit Kafka. Kein Film ist das geworden, der das Buch illustriert, sondern er öffnet es zu einer neuen Runde im Spiel der Erinnerungen. Der Autor Kafka löst sich auf im Geflecht der Städte und Sätze, man streift mit ihm durch Raum und Zeit. Am Anfang verschwimmt der durch den Schneidetisch laufende Filmstreifen und taucht wieder auf als Mittelstreifen einer Straße, als Lampenkette am Straßenrand. Es geht nicht um Kafka bei diesem Flanieren, nicht als singuläre Gestalt. Es geht um einen erträumten Kafka, um die unerhörte Weise, wie er Leben und Träumen verband. (Fritz Göttler) KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO Jan Němec, BRD/A 1975 49 BYT SA 19.12., 18:00 | SO 3.1., 20:00 MO 4.1., 20:00 | FR 15.1., 19:00 DER PROZESS KURZFILMPROGRAMM KAFKA David Jones, GB 1993 BYT / DIE WOHNUNG BUCH Harold Pinter, nach dem gleichnamigen Roman von Franz Kafka | KAMERA Phil Meheux | SCHNITT John Stothart | MUSIK Carl Davis | MIT Kyle MacLachlan, Anthony Hopkins, Jason Robards jr., Juliet Stephenson, Polly Walker | LÄNGE 120 min | FORMAT Farbe, OmU, 35mm KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO Genau wie in Kafkas Vorlage wird der Bankangestellte Josef K. eines Morgens von unbekannten Dienstmännern verhaftet und lernt Schritt für Schritt, wie nutzlos es wäre, sich verteidigen zu wollen. Auf den ersten Blick scheint es, als hätte der renommierte Dramatiker Harold Pinter das Buch geradezu buchstabengetreu übersetzt. Und doch verschiebt er klammheimlich die Akzente, indem er die Betonung von den inneren Konflikten des Helden, vom Problem der Schuld, überträgt auf äußere Konflikte von Verführung und Macht. Dass er Kafka beim Wort nimmt, gibt ihm mehr Freiheit, als sie jemand hätte, der in seinem Geist zu arbeiten sich bemühte. 50 Kyle MacLachlan ist ein wunderbarer Darsteller der Außenseite. Man glaubt ihm, dass er weniger von Abgründen als von Ordnungszwängen geplagt wird, und wie in seinen Filmen mit David Lynch als Regisseur verkörpert er einen bizarren, aber durchaus zeitgemäßen Typus: den jungen Mann, der zugleich von unerschütterlichem Selbstbewusstsein und von wachsendem Wirklichkeitsverlust geprägt ist. Kurzum, dieser Mann, der noch im grauenvollsten Geschehen merkwürdig unberührt zu bleiben vermag, steht immer kurz davor, komisch zu werden. (Georg Seeßlen) Jan Švankmajer, CSSR 1968 BUCH Jan Švankmajer | KAMERA Svatopluk Malý | SCHNITT Hana Valachová | MUSIK Zdenek Liška | MIT Ivan Kraus, Juraj Herz | LÄNGE 13 min | FORMAT s/w, ohne Dialog, 35mm KAFKAS TRAUM Sieglinde Hamacher, DDR 1989 BUCH Sieglinde Hamacher | KAMERA Helmut Krahnert | SCHNITT Anita Uebe | MUSIK HansFriedrich Ihme | LÄNGE 8 min | FORMAT Farbe, dF, 35mm MENSCHENKÖRPER Tobias Frühmorgen, D 2004 BUCH Tobias Frühmorgen, nach der Erzählung Ein Landarzt von Franz Kafka | KAMERA Max Penzel | MUSIK Martin Frühmorgen | MIT Ingo Hülsmann, Christina Geiersberg, Adrian Ziegert | LÄNGE 17 min | FORMAT Farbe, dF, Digibeta UN VOYAGE EN ITALIE Christophe Clavert, F 2007 BUCH Christophe Clavert, nach einem Tagebuchfragment von Franz Kafka | KAMERA JeanMarc Degardin | SCHNITT Christophe Clavert | MIT Thomas Muselier, Camille Boucher, Olivier Coulon-Jablonka, Sylvain Maestraggi | LÄNGE 22 min | FORMAT Farbe, frz. OF, 35mm ENTSCHLÜSSE Mirko Tzotschew, D 2004 BUCH Mirko Tzotschew, nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Franz Kafka | KAMERA/ SCHNITT Mirko Tzotschew | MIT Dana Hübner | LÄNGE 4 min | FORMAT s/w, dF, DCP HEIMKEHR Mirko Tzotschew, D 2004 BUCH Mirko Tzotschew, nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Franz Kafka | KAMERA/SCHNITT MirkoTzotschew | MIT Lena Kremer (Sprecherin) | LÄNGE 8 min | FORMAT s/w, dF, DCP © DEFA Stiftung GROSSER LÄRM Mirko Tzotschew, D 2006 BUCH Mirko Tzotschew, nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Franz Kafka | KAMERA/ SCHNITT/SOUND Mirko Tzotschew | MIT Dana Hübner, Nadja Hirsch, Anke Hirsch | LÄNGE 10 min | FORMAT s/w, dF, DCP PFERDEKOPF Mirko Tzotschew, D 2006 BUCH Mirko Tzotschew, nach der Kurzgeschichte Wunsch, Indianer zu werden von Franz Kafka | KAMERA/SOUND/SCHNITT Mirko Tzotschew | LÄNGE 4 min | FORMAT Farbe, s/w, dF, DCP FAHRGAST Mirko Tzotschew, D 2008 BUCH Mirko Tzotschew, nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Franz Kafka | KAMERA/ SCHNITT Mirko Tzotschew | TON Mirko Tzotschew, Stephan Schmidt | MIT Deacon Dunlop, Stephan Schmidt, Susanne Seidler | LÄNGE 10 min | FORMAT s/w, dF, DCP Formal wie inhaltlich äußerst abwechslungsreich gestaltet sich das Kurzfilmprogramm mit Werken, die den Kosmos Kafka als Inspirationsquelle nutzten. Vom tschechischen Großmeister der Animation, Jan Švankmajer, dessen gesamtes Werk vom düsteren Witz und der oft aussichtlosen Lakonie Kafkas beseelt zu sein scheint, über systemkritische DDR-Animationen bis zum realistischen Drama eines Landarztes reicht der Reigen der oft schwarzhumorigen kafkaesken Vignetten. Da verschwören sich die Gegenstände gegen einen in einem Raum gefangenen Mann, eine ohne böse Absicht in Gang gesetzte, zerstörerische Maschinerie kann nicht mehr aufgehalten werden und ein Arzt muss auf schmerzhaftem Weg erkennen, dass er der eigentliche Patient ist. Der Berliner Fotograf und Filmemacher Mirko Tzotschew widmet gar einen erheblichen Teil seines Filmschaffens der filmischen Bearbeitung von Kafkas Kurzgeschichten, fünf dieser skurrilen Miniaturen sind ein wichtiger Bestandteil dieser Auswahl. (Günter Pscheider) DI 12.1., 18:45 | SA 16.1., 21:00 KAFKAS DER BAU Joachim Alexander Freydank, D 2014 BUCH Joachim Alexander Freydank | KAMERA Egon Werdin | SCHNITT Philipp Schmitt | MUSIK Ingo L. Frenzel | MIT Axel Prahl, Kristina Klebe, Josef Hader, Robert Stadlober, Devid Striesow, Erwin Leder | LÄNGE 110 min | FORMAT Farbe, dF, DCP Der Regisseur hat den bislang unverfilmten Kafka-Text Der Bau als Vorlage für ein filmisch ausgeklügeltes Experiment genommen: Ein Mann allein in seiner komfortablen Wohnung. Axel Prahl hat nur ein Gegenüber, dem er sich mitteilt: seinen Camcorder, mit dem er sich selbst aufnimmt. Kafkas Monolog, in einen Apparat gesprochen, der ihn verschluckt und auf dem üppigen Breitwandbildschirm in seiner labyrinthischen Wohnung wieder ausspuckt. Die Kamera baut diesem Monolog eine Art Bilderkäfig aus Stahl und Glas. Ist der Feind außen, also draußen vor der Tür – oder nicht vielmehr innen, also in seinem Kopf? Das ist das Kafka-Thema: das Unheimliche unserer Existenz, das im Dunkeln bleibt, so sehr wir es auch mit dem Scheinwerfer unserer Tagesvernunft auszuleuchten versuchen. Die Festung Europa, bevor sie gestürmt wird, das wäre sicherlich ein allzu billiges Sujet gewesen. Aber es, wie hier geschehen, paranoid zu brechen, einen Blick ins kollektive Unterbewusstsein des westlichen Wohlstandsbürgers zu werfen und dabei auf lauter Ängste und Aggressionen zu stoßen, das ist bemerkenswert – als Gegenwartsdiagnose wie auch als Kafka-Verfilmung. (Gunnar Decker) ÖSTERREICH-PREMIERE KINO.PROGRAMM KAFKA GEHT INS KINO KAFKAS TRAUM 51 KOMM UND SIEH ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO 10.12.2015 – 3.1.2016 ABENTEUER EINES ZAHNARZTES S. 56 ABSCHIED VON MATJORA S. 55 AGONIE S. 59 AUFSTIEG, DER S. 54 BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS, DER S. 57 BÖSE ANEKDOTE S. 59 DU UND ICH S. 56 FLÜGEL, DIE S. 58 HERZLICH WILLKOMMEN S. 53 KOMM UND SIEH S. 57 LARISA S. 53 SCHWÜLE S. 58 SPORT, SPORT, SPORT S. 54 DOBRO POŽALOWAT ILI POSTORONNIM WCHOD WOSPREŠČEN / HERZLICH WILLKOMMEN ODER EINTRITT FÜR UNBEFUGTE VERBOTEN Elem Klimov, SU 1964 BUCH Semjon Lungin, Ilja Nusinov | KAMERA Anatolij Kuznecov | MUSIK Mihaíl Tariwerdijev, Igor Jakušenko | MIT Jevgenij Jestignejev, Arina Alejnikowa, Lidija Smirnowa, Wiktor Kosych | LÄNGE 75 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm VORFILM LARISA Elem Klimov, SU 1980 BUCH Elem Klimov | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Larisa Šepitko, Elem Klimov, Walentin Rasputin, Stefanija Stanjuta | LÄNGE 25 min | FORMAT Farbe, s/w, OmU, 35mm Kein Feiertag für Inočkin. In der ersten Einstellung richtet die Kamera den Blick auf die Inschrift über dem Eingangstor eines Pionierlagers, die den Betrachter willkommen heißt. Während im Hintergrund der Titelvorspann abläuft, schwenkt die Kamera auf ein Loch im Holztor, in dem die Antithese zur Einladung zunächst den Blick ins Innere verstellt. Der anta gonistische Titel markiert treffsicher den Konfliktstoff des Plots: Genosse Dynin, gespielt vom Hauptdarsteller der Satire BÖSE ANEKDOTE, leitet das Ferienlager der Jungpioniere mittels strikter Regeln, da er glaubt, nur so unangenehme Zwischenfälle vermeiden zu können. Der kleine Inočkin muss daher das Camp verlassen, weil er das Verbot, allein auf die Insel jenseits des bewachten Badeareals zu schwimmen, missachtet hat. Da er befürchtet, seine Oma würde wegen seines Rauswurfs der Schlag treffen, kehrt er heimlich ins Lager zurück und versteckt sich im Bretterverschlag unter dem Podium, auf dem Dynin seine Reden hält. Es mehren sich Anzeichen, dass das Camp aus den Fugen gerät ... Die von Kindern und Erwachsenen glänzend gespielte Parodie wurde nach seiner Kinopremiere am 9. Oktober 1964 in Russland mit 13,4 Millionen Besuchern zum Publikumshit. Heuer war dieses witzige Juwel des Sowjet kinos sogar in Cannes zu sehen. (hp) KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO ERÖFFNUNG: DO 10.12., 19:30 | DI 22.12., 20:00 53 FR 11.12., 20:00 | SA 26.12., 18:45 SA 12.12., 18:00 | MO 28.12., 18:45 WOSKHOŽDENIJE / DER AUFSTIEG SPORT, SPORT, SPORT Larisa Šepitko, SU 1976 KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO BUCH Jurij Klepikov, Larisa Šepitko, nach der Novelle Die Schlinge von Wasilij Bykov | KAMERA Wladimir Čuchnov | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Boris Plotnikov, Wladimir Gostjuchin, Ljudmila Poljakowa, Anatolij Solonicyn, Sergej Jakovlev | LÄNGE 110 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm 54 Partisanen fliehen im Winter 1942 mit Frauen, Kindern und Alten vor den deutschen Besatzern in einen Wald und rekrutieren Sotnikov und Rybak zur Lebensmittelbeschaffung im nächsten Dorf. Rybak kann den fiebernden Gefährten nur mit Mühe durch Schnee und Kälte bis zu einem Hof schleppen, wo sie von der Bäuerin, die dort mit ihren Kindern vegetiert, versteckt werden. Sie werden jedoch entdeckt und dem heimischen Untersuchungsrichter, einem zynischen Nazi-Kollaborateur (eine erschreckende Paraderolle für Anatolij Solonicyn), ausgeliefert, was ihr Todes urteil bedeutet. Der am Leben hängende Rybak sucht der Folter und dem Galgen durch Verrat zu entgehen … Die Handlung konzentriert sich zunehmend auf die Kontrastierung der Charaktere von Rybak und Sotnikov, die angesichts des sicheren Todes unterschiedliche Verhaltensweisen entwickeln. Parallel dazu betont Šepitkos Bildsprache vor dem Hintergrund eisig öder Winterlandschaften wieder die magischen Hell-Dunkel-Kontraste ihres Spielfilmdebüts. Die Auseinandersetzung mit Angst, Verrat und innerer Stärke zieht mit biblischen Motiven direkte Parallelen zur Passionsgeschichte. Šepitko: »Ich fand den Gedanken höchst wichtig, dass das Sowjetvolk nicht nur mit den Waffen, sondern auch mit seiner Geistesstärke, seiner Moral und Ethik am Ende gesiegt hat.« (hp) Elem Klimov, SU 1970 BUCH Elem Klimov, Bella Achmadulina | KAMERA Boris Brožovskij, Jurij Skhirtladze, Oleg Zguridi | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Georgij Swetlani, Walerij Brumel, German Klimov, Nikita Michalkov, Jevgenij Matwejev | LÄNGE 85 min | FORMAT Farbe, OmeU, 35mm VORFILM LARISA Elem Klimov, SU 1980 BUCH Elem Klimov | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Larisa Šepitko, Elem Klimov, Walentin Rasputin, Stefanija Stanjuta | LÄNGE 25 min | FORMAT Farbe, s/w, OmU, 35mm Elems liebevoll gestalteter Nachruf auf seine Frau, die 1979 bei einem Autounfall ums Leben kam. Die Kurzbiografie enthält Ausschnitte aus allen ihren Filmen und man hört ihre Stimme über ihr Leben und die Kunst sprechen. Im Archivmaterial erscheint sie ebenso wie ihr Lehrer Dovženko. Klimov verwebt fiktive Elemente mit historischen Dokumenten aus der Welt des Spitzensports, dessen historische Entwicklung inklusive seiner Verflechtungen mit Politik und Kultur in einen narrativen Bogen integriert wird, der durch Pantomime und Ballett eine spirituelle Überhöhung erfährt. Der Film ist dem Geist der Völkerverständigung verpflichtet. Als Schauplätze der Sportevents fungieren Moskau, Philadelphia, Stockholm und Mexico City. Das Archivmaterial enthält auch Aufnahmen von Jesse Owens. Von den 1970 aktuellen Sportlern kommt z.B. der sowjetische Hochspringer Walerij Brumel zu Wort. (hp) PROŠČANIJE / ABSCHIED VON MATJORA Elem Klimov, SU 1979–83 BUCH Larisa Šepitko, Rudolf Tjurin, German Klimov, nach dem Roman Proščanije s Matjory von Walentin Rasputin | KAMERA Aleksej Rodionov, Jurij Skhirtladze, Sergej Taraskin | MUSIK Alfred Schnittke, Wjačeslav Artjomov | MIT Stefanija Stanjuta, Aleksej Petrenko, Lev Durov, Leonid Krjuk | LÄNGE 126 min | FORMAT Farbe, OmU/dF, 35mm Das Inseldorf Matjora soll wegen eines Staudammbaus überflutet werden. Einige Alte, die lieber mit ihrer Heimat sterben wollen, als sie zu verlieren, widersetzen sich der Evakuierung. Die Jungen realisieren den Verlust erst im Moment des Untergangs. Als Larisa Šepitko daran ging, Walentin Rasputins heftig diskutierten Roman zu verfilmen, ahnte sie nicht, dass es ihrem Ehemann vorbehalten bleiben sollte, dieses Meisterwerk zu vollenden. Larisas dritte Arbeit über den Gegensatz von Tradition und Fortschritt entpuppte sich als Plädoyer für das Primat der Natur. Hatte Dziga Vertov zur Zeit der ersten Fünfjahrespläne den technischen Fortschritt in seiner SIMFONIJA DONBASSA (1930) noch enthusiastisch gefeiert, taucht der Matjora-Film seine Finger tief in dessen Wunden, macht mit wunderbaren Bildmetaphern viel schichtige Zusammenhänge erfahrbar. Hier ist das Neue inzwischen fragwürdig geworden. Elia Kazans WILD RIVER (1960), der eine ähnliche Story am Tennessee abhandelt, begreift den Untergang des Alten noch eher als Folge notwendigen Wandels, denn die Elektrifizierung war in den 1930er-Jahren ein alle Grenzen überschreitender Motor der Industrialisierung, vom Staat vorangetrieben im Westen der Depression wie im Osten der Aufbaujahre. Elem schuf jedoch im Sinne seiner Larisa den russischen »Öko-Patjomkin«. (hp) SO, 13.12.: DEUTSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG MO, 21.12.: ORIGINALFASSUNG MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO SO 13.12., 18:00 | MO 21.12., 20:45 55 SO 13.12., 21:00 MO 14.12., 18:00 | MI 30.12., 19:00 TY I JA / DU UND ICH POCHOŽDENIJA ZUBNOGO VRAČA / DIE ABENTEUER EINES ZAHNARZTES Larisa Šepitko, SU 1971 KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO BUCH Gennadi Špalikov, Larisa Šepitko | KAMERA Aleksandr Knjašinskij | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Leonid Djačkov, Alla Demidowa, Jurij Wizbor, Natalja Bondarčuk | LÄNGE 97 min | FORMAT Farbe, OmU, 35mm 56 Larisas einziger Farbfilm seziert in elliptischer Form und in einer nicht chronologischen Struktur die geistige und seelische Verfassung eines Mediziners, der, vom Leben als Forscher gelangweilt und durch das Scheitern seiner Ehe in eine Krise geraten, ins Ausland geht. Zwei Jahre später kehrt Pjotr zurück, doch die Wiederaufnahme der Beziehung mit seiner Frau gelingt nicht, da diese inzwischen mit seinem Freund liiert ist. Von Selbstzweifeln geplagt, sucht er eine neue Herausforderung und fährt nach Sibirien, wo er sich als Arzt betätigt, um seine Krise zu überwinden. Die mit vielen Rückblenden versehene Story beschwört keine überschwänglichen Gefühle, sondern bietet mit detailgenauer Beobachtung eine Atmosphäre von nüchterner Subtilität, die für Larisas Gegenwartsfilme charakteristisch ist und woran der Drehbuchautor gewiss seinen Anteil hat. Gennadi Špalikov war selbst auch Regisseur. Sein Film über die gebildete Mittelschicht in den 1960er-Jahren, DOLGAJA ŠASTLIWAJA ŽIZN / EIN LANGES GLÜCKLICHES LEBEN (1967), weist ähnliche Merkmale in Stil und Inhalt auf. Diese Filme wurden als kritische Bestandsaufnahme vom Zustand der eigenen Generation, insbesondere der urbanen Intelligenzija, verstanden. (hp) Elem Klimov, SU 1965 BUCH Aleksandr Wolodin | KAMERA Samuil Rubaškin | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Andrej Mjagkov, Wera Wasilewa, Alisa Frejndlich, Andrej Petrov | LÄNGE 82 min | FORMAT s/w, OmeU, 35mm Nachdem die junge Aktrice Alisa Frejndlich, später bekannt geworden durch ihre Rolle in Tarkovskijs STALKER, ihr einführendes Lied beendet hat, durchstreift ein junger Mann die Straßen einer Provinzstadt, bis er an das Haus eines Zahnarztes gelangt, wo man ihn schon erwartet. Er kommt nicht als Patient, sondern soll dem Zahnarzt zur Seite stehen. Česnokov ist aber kein gewöhnlicher Dentist. Schon mit der ersten Behandlung verblüfft er nicht nur den Berufskollegen, sondern auch das Kinopublikum, denn er besitzt die Fähigkeit des schmerzfreien Zähneziehens! Sobald er die Zange nahe zum offenen Mund des Patienten führt, hüpft der schadhafte Zahn wie von einem Magnet angezogen von selbst aus dem Gebiss. Der junge Wunderheiler wird zunächst von allen wie ein Messias gefeiert, doch bald wendet sich das Blatt, denn seine Kollegen müssen nun um ihre berufliche Existenz bangen ... Dieses moderne Märchen bietet Klimov nicht nur die Gelegenheit zu einer Bildgestaltung voll origineller Einfälle und ungewöhnlicher Perspektiven, sondern liefert auch Denkstoff als thematische Variation auf den Antagonismus von Alt und Neu: Wie viel Veränderung verträgt eine Gesellschaft, ohne aus den Fugen zu geraten? (hp) MI 16.12., 18:00 | FR 1.1., 21:00 FR 18.12., 20:00 | SO 3.1., 18:30 NAČALO NEWEDOMOGO WEKA / DER BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS IDI I SMOTRI / KOMM UND SIEH EPISODE 1: ANGEL / DER TODESENGEL REGIE Andrej Smirnov | BUCH Ilja Suslov, Mihaíl Suslov, Boris Jermolajev, nach der gleich namigen Novelle von Jurij Oleša | KAMERA Pawel Lebešev | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Leonid Kulagin, Nikolaj Gubenko EPISODE 2: RODINA ELEKTRIČESTWA / DIE HEIMAT DER ELEKTRIZITÄT REGIE, BUCH Larisa Šepitko, nach der gleichnamigen Novelle von Andrej Platonov | KAMERA Dmitrij Koržichin| MUSIK Roman Ledenjov | MIT Sergej Gorbatjuk, Alla Popowa | GESAMTLÄNGE 74 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm VORFILM LARISA Elem Klimov, SU 1980 BUCH Elem Klimov | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Larisa Šepitko, Elem Klimov, Walentin Rasputin, Stefanija Stanjuta | LÄNGE 25 min | FORMAT Farbe, s/w, OmU, 35mm Smirnovs ANGEL beschreibt eine Episode aus dem Bürgerkrieg 1918 zwischen den Roten und Weißen Garden. Eine versprengte Rotarmistenschar versucht sich auf einem Eisenbahnzug aus dem Gefahrenbereich zu retten und gerät in den Hinterhalt einer Terrorbande, deren Anführer Angel wegen seiner sadistischen Mordmethoden berüchtigt ist ... Der Titel von Larisas Beitrag verweist ironisch darauf, dass die Modernisierung ihrer Heimat am Beginn der unbekannten Ära, den frühen 1920er-Jahren, noch eine ferne Vision war. Aber Träume sollten realisiert werden: Ein Elektro mechaniker wird in ein abgelegenes Dorf geschickt, um die Menschen mittels einer abenteuerlich anmutenden Generatorkonstruktion an das Elektrizitätsnetz anzubinden. Mit einem anamorphotischen Objektiv gedreht, wirken die Bilder fast surreal: Gesichter gleichen in Sand gemeißelten Ikonen, Hitze und Dürre werden in einer wüstenähnlichen Topografie spürbar. (hp) BUCH Elem Klimov, Ales Adamowič, nach dessen gleichnamiger Novelle | KAMERA Aleksej Rodionov | MUSIK Oleg Jančenko | MIT Aleksej Kravčenko, Olga Mironowa, Ljubomiras Laucevicius, Jüri Lumiste, Kazimir Rabetskij | LÄNGE 146 min | FORMAT Farbe, OmU, 35mm Weißrussland anno 1943. Florja, ein Bauernbub, der seine Familie verloren hat, buddelt ein Gewehr aus dem Sand, das er erst am Ende des Films benutzen wird, um auf ein Hitlerbild zu schießen, das den Gröfaz im Retourgang zeigt, bis er zum Baby wird, was keinen Schuss mehr rechtfertigt. Dazwischen durchläuft Florja eine Hölle auf Erden: Er sucht und verliert den Anschluss an die Partisanen, findet und verliert das Mädchen Glaša im Bombenterror, der ihm das Gehör raubt. Als er in sein Dorf gelangt und Zeuge wird, wie die fremden Truppen noch lebende Dorfbewohner in eine Scheune pferchen und darin verbrennen, verliert er schließlich den Verstand. Florja hat nun das Gesicht eines Greises ... Es gibt keinen anderen Antikriegsfilm, der der Aufforderung aus dem Buch der Offenbarung, Zeuge der Apokalypse zu werden, eher gleichkommt. Die kompromisslose Wucht, mit der Klimov seine künstlerischen Mittel einsetzt, um den Wahnsinn des Krieges erfahrbar zu machen, hat in der Filmgeschichte keine Parallele. Viele User reviews bestätigen die tiefen Spuren, die der Film hinterlässt. Sie alle begreifen, dass es sich um keine Propaganda handelt, sondern um schonungsloses Anschauungsmaterial, wozu die faschistische Verhetzung geführt hat, denn alles, das man sieht, ist historischer Fakt. Man schlage nach im Internet: Go and read. (hp) KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO Andrej Smirnov / Larisa Šepitko, SU 1967–87 Elem Klimov, SU 1985 57 SO 20.12., 21:00 MO 21.12., 18:00 KRYLJA / DIE FLÜGEL ZNOJ / SCHWÜLE Larisa Šepitko, SU 1966 Larisa Šepitko, SU 1963 Die 42-jährige Nadežda war im Krieg eine berühmte Kampfpilotin und arbeitet jetzt als Direktorin einer Schule. Von der Gesellschaft wird sie geachtet und respektiert, im ört lichen Museum hängt ihr Bild als leuchtendes Beispiel einer Kriegsheldin, doch mit der jungen Generation gerät sie immer wieder in Konflikt. Ihr geradlinig autoritärer Stil wird von den Schülern als unnötige Härte und Kälte empfunden, und auch die Beziehung zu ihrer erwachsenen Tochter gestaltet sich schwierig. Um ihren Schwiegersohn kennen zulernen, muss sie sich selbst einladen und kaschiert die peinliche Situation mit gespielter Fröhlichkeit. Sie könne auch einmal an sich selber denken, anstatt das Leben als eine Reihe von Verpflichtungen wahrzunehmen, rät ihr die Tochter. Doch das ist leicht gesagt. Larisas Spielfilmdebüt entstand unter schwierigsten klimatischen Bedingungen in der kirgisischen Steppe nach Čingis Aitmatovs Romanvorlage Das Kamelauge. Der junge Kamal, gespielt vom späteren Regisseur Bolotbek Šamšijev, kommt in die Steppe, um einer Brigade bei der Gewinnung von Neuland zu helfen. Sein Idealismus und Glaube an die Machbarkeit des Vorhabens kollidieren jedoch mit der sturen Haltung des Traktoristen Abakir, der seine Vorrangstellung durch den Neuling bedroht sieht. KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO BUCH Natalija Rjazanceva, Walentin Ježov | KAMERA Igor Slabnewič | MUSIK Roman Ledenjov | MIT Maja Bulgakowa, Žanna Bolotowa, Sergej Nikonenko, Pantelejmon Krymov | LÄNGE 86 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm 58 Dem banalen Alltagstrott kann sie nur entfliehen, indem sie sich an eine als glorreich empfundene Vergangenheit erinnert. Maja Bulgakowa spielt die Rolle dieser modernen Frau mit einer Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit: Sie ist eine Frau, die ihren Platz in der Gesellschaft errungen hat und dennoch ein wenig verloren wirkt, eine Figur, die der Regisseurin nahe scheint. (hp) BUCH Igor Olšanskij, Irina Powolotskaja, Semjon Lungin, Ilja Nusinov, Larisa Šepitko | KAMERA Jurij Sokol, Wladimir Archangelskij | MUSIK Roman Ledenjov | MIT Bolotbek Šamšijev, Nurmuchan Šanturin, Klara Jusupžanowa | LÄNGE 84 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Die Regisseurin entwickelt entlang dieser Konfrontation ihr Thema vom Aufeinanderprallen zweier Lebensauffassungen. Im Duell zwischen dem Bewahrer und dem Erneuerer liegen hier die Sympathien noch eher bei dem Jungen, der allerdings seine romantischen Träume revidieren muss, als bei dem Älteren, der alles »Moderne« ablehnt. Abakir zertrümmert sogar Kamals Radio, bevor er die Gemeinschaft verlässt. Allerdings modifiziert Larisa auf dem Weg der Desillusionierung diese Haltung in der Episode DIE HEIMAT DER ELEKTRIZITÄT und verlagert in ihrem letzten Projekt ABSCHIED VON MATJORA ihre Sympathien auf jene Menschen, die ihre alte Lebensweise bewahren wollen. Formal orientiert sich der Film mit seinen irrlichternd magischen Hell-Dunkel-Effekten in kargen Landschaften am lyrischen Expressionismus Dovženkos. (hp) MI 23.12., 18:00 | SO 27.12., 21:00 FR 25.12., 20:30 | SA 2.1., 18:30 SKWERNYJ ANEKDOT / BÖSE ANEKDOTE AGONIJA / AGONIE BUCH Leonid Zorin, Aleksandr Alov, Wladimir Naumov, nach einer Novelle von Fjodor M. Dostojevskij | KAMERA Anatolij Kuznecov| MUSIK Nikolaj Karetnikov | MIT Jevgenij Jevstignejev, Wiktor Sergačjov, Aleksandr Gruzinskij, Elena Ponsowa, Maja Bulgakowa | LÄNGE 101 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Ein Regalfilm, von Klimovs Kommission 1986 befreit: Russland zur Zarenzeit. Staatsrat Pralinski, genial verkörpert von Jevgenij Jevstignejev, wagt sich, von humanitären Reformgedanken beseelt, während eines Abendspaziergangs in ein obskures Viertel und gerät in die Hochzeits feier seines Untergebenen Pseldonimov. Das ehrfürchtige Staunen der Gäste nützt er, um seine liberale Gesinnung zur Schau zu stellen. Als die Feier in ein Trinkgelage ausartet, zecht er mit und erwacht am nächsten Morgen im Hochzeitsbett aus einem bösen Traum … Die Autoren stilisieren Dostojevskijs Novelle von 1862 als satirische Groteske, indem die tragikomische Maskerade der Hochzeitsfete einer subalternen Beamtenschicht mit den pseudohumanitären Ideenflügen Pralinskis konfrontiert wird. Die absurde Komik des Zusammenpralls der beiden Welten, die sich nur im Suff vereinen können, entlarvt Pralinskis Auftreten als eitle Selbstdarstellung. Während er die Hochzeitsnacht des Paares durch seine Präsenz zerstört, wobei das Verhalten der Kleinbürger ebenso illusionslos seziert wird, sieht er sich im Traum als Reigenführer einer Zwergenpolonaise und als Bettler. Die ironische Vision der Umkehr der sozialen Realität und die folgende Ernüchterung beschreiben symbolisch den Weg von Machtstruk turen, die sich bedroht wähnen. (hp) BUCH Semjon Lungin, Ilja Nusinov| KAMERA Leonid Kalašnikov | MUSIK Alfred Schnittke | MIT Aleksej Petrenko, Anatolij Romašin, Velta Line, Alisa Frejndlich| LÄNGE 148 min | FORMAT Farbe, OmU, 35mm Schicksal und Mythos Grigorij Rasputins, des legenden umrankten Wundermönchs der letzten Zarenfamilie, sym bolisieren den Todeskampf der Monarchie in den Jahren vor der Revolution. Klimov spiegelt in Rasputins Rolle am Zarenhof die morbide Gesellschaft der Romanovs, des Adels, der hohen Militärs und Beamten. »Ein völlig degenerierter König, kranke und schwächliche Infanten, Geistesschwache, Krüppel, Zwerge und Irre; und dazu ein paar monströse Narren als Prinzen verkleidet, die nur die Aufgabe hatten, über sich selbst zu lachen, um damit ihre gelangweilte Umgebung zu unterhalten. Eingeengt von der Etikette, umgeben von Falschheit, Komplott und Intrige lebte das Volk in den Fesseln des Glaubens und der Sünde, und der eigenen Schwäche, und ständig im Bannkreis der Inquisition – des ewigen Schweigens.« (PIERROT LE FOU, 1965) Da Rasputins Einfluss nur Ausdruck, aber nicht Ursache des Verfalls ist, hält auch seine Ermordung den Untergang nicht auf. Kontrastierend zu Szenen aus dem Inneren der zerfallenden Macht sind Dokumentarbilder vom Krieg und Elend des Volkes einmontiert. Die Geschichte erhält so einen real historischen Bezug. Die schillernde Figur des Dämons, Scharlatans und Hofnarren erscheint in ein fesselndes Gesellschaftsporträt integriert, das satirischburleske Züge aufweist. (hp) KINO.PROGRAMM ELEM KLIMOV & LARISA ŠEPITKO Aleksandr Alov / Wladimir Naumov, SU 1966–86 Elem Klimov, SU 1974–81 59 I U H I H IVE S KT E P S O RETR DI 15.12., 20:00 | FR 1.1., 18:45 | MO 4.1., 21:00 WO ZHE YI BEIZI / MEIN LEBEN Shi Hui, CHN 1950 BUCH Yang Liuqing, nach dem Roman von Lao She | KAMERA Ge Weiqing, Lin Fa | MUSIK Huang Yijun | MIT Shi Hui, Wei Heling, Wang Min, Li Wei, Cheng Zhi | LÄNGE 108 min | FORMAT s/w, OmU, DCP KINO.PROGRAMM SHI HUI IN KOOPERATION MIT: 60 Das Leben eines einfachen Pekinger Polizisten im politischen Wandel der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. – Der Film beschreibt schonungslos Korruption und Karrierismus im China nach der Revolution von 1911, enttäuschte Erwartungen der Bewegung des 4. Mai und die Verwerfungen durch den sino-japanischen Krieg. Sprache, Kleidung und Verhaltensweisen spiegeln die typische Pekinger Kultur, die humoristischen Einschübe stammen zum Teil aus dem nordchinesischen Xiangsheng-Dialog. Ein Meisterwerk der chinesischen Filmkunst, beeindruckend, humorvoll, berührend und weise. Shi Hui ist hier in seiner Lebensrolle als Regisseur, Hauptdarsteller und einfacher Bürger zu sehen. Trotz seines ungeheuren Erfolges im Kino wurde dieser Film aufgrund des zu schwachen politischen Bekenntnisses zur neuen kommunistischen Regierung wiederholt kritisiert. (iw) FR 18.12., 18:00 | MO 28.12., 21:00 SA 19.12., 20:15 | MO 4.1., 19:00 YE DIAN / NACHTASYL MUQIN / MUTTER Huang Zuolin, CHN 1947 Shi Hui, CHN 1949 Verschiedene arme Gestalten fristen eingepfercht im Nachtasyl ihr Dasein, nur der junge Yang Qi, angefacht von seiner Liebe zur hübschen Xiaomei (Zhou Xuan), fasst den Mut, sein Schicksal zu ändern – bis die Tragödie durch die Bosheit und Gier der Besitzer des Nachtasyls (Shi Hui und Tong Zhenglin) ihren Lauf nimmt. Bereits während der japanischen Besetzung zählte das nach Maxim Gorki bearbeitete Theaterstück zu den erfolgreichsten seiner Zeit. Das Publikum identifizierte sich mit den tragischen Figuren und Schicksalen. Das harte, naturalistische Original wurde dann im Jahr 1947 zu einem Trost spendenden Melodram, in dem die guten und bösen Kräfte deutlich erkennbar sind. NACHTASYL, der Klassiker des linken Kinos der Nachkriegszeit, gehört zu den zahlreichen Verarbeitungen und Sini sierungen russischer und sowjetischer Literatur in der chinesischen Filmgeschichte. (iw) BUCH Shi Hui | KAMERA Ge Weiqing | MUSIK Wang Yunjie | MIT Qin Yi, Wei Shuping, Cheng Zhi, Yu Zhong-ying, Tong Baoling | LÄNGE 100 min | FORMAT s/w, OmU, DCP Nachdem das Geschäft ihres Mannes aufgrund seines verantwortungslosen Lebenswandels bankrott geht und er sich das Leben nimmt, muss Chen Suzhen Tochter und Sohn alleine aufziehen. Als auch die Tochter infolge der Armut stirbt, bleibt der Mutter nur mehr ihr Sohn Niu Niu, für dessen Ausbildung sie alle Mühen auf sich nimmt. MUTTER beschreibt in einem optimistischen, leichten Ton die Probleme der chinesischen Gesellschaft zu der Zeit, als die revolutionären Kräfte der kommunistischen Partei schon bereitstanden, die Macht zu übernehmen. Es ist das Regiedebüt von Shi Hui, er zeichnet auch für das Buch verantwortlich. Stilistische Merkmale all seiner Filme kommen bereits hier zur Geltung, etwa die gegenüberstellende Montage oder humoristische Detailgestaltung. Sein spezielles Verständnis für Schauspieler zeigt sich an der Wahl der Hauptdarstellerin: die junge Qin Yi ist hier in ihrer ersten Filmrolle zu sehen, in der es ihr gelingt, eine Altersspanne von 30 Jahren überzeugend darzustellen. Die Nebenrolle der jungen Freundin des Sohnes spielt die zukünftige Frau Shi Huis, Tong Baoling. (iw) KINO.PROGRAMM SHI HUI BUCH Ke Ling, nach dem gleichnamigen Stück von Maxim Gorkij | KAMERA Xu Qi | MUSIK Wu Renzhi | MIT Shi Hui, Tong Zhenglin, Zhang Fa, Zhou Xuan, Shi Yu, Wei Wei | LÄNGE 108 min | FORMAT s/w, OmU, DCP 61 SO 20.12., 19:00 | MI 30.12., 21:00 MO 21.12., 20:00 | DI 29.12., 18:45 QING CHANG YI SHEN / ECHTE FREUNDSCHAFT GUAN LIANZHANG / KOMPANIEFÜHRER GUAN Xu Changlin, CHN 1957 Shi Hui, CHN 1951 Letzter Auftritt von Shi Hui in einer Nebenrolle als wissenschaftlicher Assistent, der langsam erblindet. Der in der von Shi Hui mitbegründeten Fünf-Blumen-Werkstatt produzierte Film erzählt vom akademischen Streit zwischen zwei befreundeten Wissenschaftlern des mikrobiologischen Forschungsinstituts, der vielen Patienten beinahe das Leben kostet. Der wissenschaftliche Streit steht dabei stellvertretend für den Wettkampf zwischen einer konservativen und einer fortschrittlichen Ideologie. ECHTE FREUNDSCHAFT ist einer der seltenen Filme dieser Zeit, in denen es um die Lebens- und Denkweise von Intellektuellen geht. Er ist ein sichtbares Produkt der Offenheit der »HundertBlumen-Kampagne«, die innovative Sicht- und Darstellungsweisen erlaubte. Dass die Bedeutung der Freundschaft zwischen Akademikern hervorgehoben wurde, wo es nur Freundschaft innerhalb der gesellschaftlichen Klassen oder zwischen Kriegskameraden geben sollte, war Anlass für die nachfolgende »Anti-Rechts-Kampagne«, dieses Werk scharf zu kritisieren. (iw) Unter Anleitung eines »Kulturausbilders« soll die Kompanie von Führer Guan (Shi Hui) ihr Bildungsniveau erhöhen. Lebenserfahrung und angelerntes Wissen stehen jedoch im Widerspruch zueinander. Schließlich kommt der Angriffsbefehl: die Kommandozentrale der Feinde muss innerhalb von drei Stunden vernichtet werden. Die Zentrale befindet sich allerdings in einem überfüllten Waisenheim. KINO.PROGRAMM SHI HUI BUCH Xu Changlin | KAMERA Yao Shiquan | MUSIK Chen Gexin | MIT Shu Shi, Xiang Kun, Shangguan Yunzhu, Shi Hui, Zhang Ziliang | LÄNGE 99 min | FORMAT s/w, OmU, DCP 62 BUCH Yang Liuqing nach einem Roman von Zhu Ding | KAMERA Ge Weiqing | MIT Shi Hui, Yu Zhongying, Yu Ding, Cheng Zhi, Cao Zhaoming | LÄNGE 108 min | FORMAT s/w, OmU, DCP Um eine möglichst realistische Darstellung gewährleisten zu können, verbrachte Shi Hui mit seinem Team zwei Monate in einer Kompanie der Volksbefreiungsarmee, deren Soldaten auch als Filmkomparsen wirkten. Da sich die filmische Inszenierung nicht mit der geschönten Version der offiziellen Kriegspropaganda deckte, wurde Regisseur Shi Hui für seinen »bürgerlichen Humanismus, der das Bild des Befreiungssoldaten verzerrt«, schärfstens kritisiert. (iw) DI 22.12., 18:00 | SA 2.1., 21:15 MI 23.12., 20:00 | SO 3.1., 21:15 MEIGUO ZHICHUANG / AMERIKA IM VISIER JI MAO XIN / BRIEF MIT FEDER BUCH Huang Zuolin, nach einem Stück von Vladimir Dichovicnij und Moris Slobodskoj | KAMERA Huang Shaofen, Zhang Xiling, Xu Yi | MIT Shi Hui, Lin Zhen, Chen Shu, Hong Xia, Yu Zhongying | LÄNGE 62 min | FORMAT s/w, OmU, DCP Eine Farce nach einem sowjetischen Theaterstück von Vladimir Dichovicnij und dem bekannten Drehbuchautor Moris Slobodskoj: Mr. Butler (Shi Hui), Aktienmakler in New York, wittert durch den Fensterputzer, der seinen Selbstmord vorbereitet, eine neue Einnahmequelle, indem er dessen Tod medial zu vermarkten versucht. AMERIKA IM VISIER ist eine herrliche Karikatur der amerikanischen kapitalistischen Gesellschaft, die zur Gänze in Shanghai gedreht wurde und in der die »Amerikaner« ausschließlich mit Chinesen besetzt sind. Nach dem großem Erfolg der Bühnenaufführung entstand dieser letzte Streifen der privaten Filmproduktion Wen Hua vor der Verstaatlichung und Eingliederung in das Shanghai Film Studio Ende 1952. Er markiert auch für längere Zeit das Ende der Filmkomödie in China. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Thematik gelangte dieser Film kaum zur Vorführung und wurde eigens für diese Retrospektive restauriert. (iw) BUCH Zhang Junxiang | KAMERA Luo Congzhou | MUSIK Huang Yijun | MIT Cai Yuanyuan, Shu Shi, Jiang Rui, Tian Long, Zhou Boxun | LÄNGE 68 min | FORMAT s/w, OmU, DCP Im Norden Chinas, während des Krieges mit Japan: Dem zwölfjährigen Hai Wa gelingt es mit List, Mut und seiner Schafherde, den Widerstandskämpfern der Achten RouteArmee rechtzeitig wichtige Informationen zu überbringen und noch dazu die japanische Armee in die Falle zu locken. Dieser charmante Streifen war der erste Kinderfilm nach Gründung der Volksrepublik. Entgegen des damals vorherrschenden, belehrenden Filmstils versuchte Regisseur Shi Hui bewusst, die Geschichte aus der Warte des Kindes zu entwickeln und den Film so leicht und lebendig zu halten. Mit seiner Darstellung schuf er die mittlerweile klassische Karikatur des japanischen Soldaten mit dem kleinen Oberlippenbart. BRIEF MIT FEDER ist bis heute sehr populär und wurde auch außerhalb Chinas gespielt. Er ist einer der wenigen Filme, die auch während der Kulturrevolution noch gezeigt wurden. Im Jahr 1955 erhielt er beim Edinburgh International Film Festival den Preis als »Bester Film«. (iw) KINO.PROGRAMM SHI HUI Huang Zuolin / Shi Hui, CHN 1952 Shi Hui, CHN 1954 63 FR 25.12., 18:30 | DI 29.12., 21:00 SA 26.12., 21:00 | DI 5.1., 19:00 TIAN XIANPEI / HIMMLISCHE HOCHZEIT TAITAI WAN SUI / DIE EHEFRAU LEBE HOCH Shi Hui, CHN 1955 Sang Hu, CHN 1947 BUCH Sang Hu | KAMERA Luo Congzhou | MUSIK Shi Bailin | MIT Yan Fengying, Wang Shaofang, Zhang Yunfeng, Hu Lulin, Ding Zichen | LÄNGE 100 min | FORMAT s/w, OmU, DCP KINO.PROGRAMM SHI HUI Eine Verfilmung des Märchens der siebten Tochter des Jade-Kaisers, dem Herrscher des Himmels, im Stil der Huangmei-Oper: sie verliebt sich in den armen Dong Yang, und entscheidet sich gegen das Verbot des Jade-Kaisers und mit der Hilfe ihrer Schwestern auf die Erde zu steigen und bei ihm zu bleiben. Als der Kaiser davon erfährt, wird er wütend und verlangt, dass sie sofort in den Himmel zurückkehrt. 64 Das Märchen von der Liebe zwischen Himmelswesen und Mensch ist in vielen Formen Teil der chinesischen Tradition. Für diese Fassung befreite Shi Hui die Erzählung von den abergläubischen Teilen und vereinfachte die Texte, um sie so zugänglicher zu machen. Aufgrund seiner besonderen Ästhetik, der damals innovativen Kameraführung und der animierten Szenen (fliegende Feen, ein sprechender Baum) löste dieser Film nach dem großen Publikumserfolg in Hong Kong eine regelrechte Welle an Huangmei-Opern verfilmungen aus. (iw) BUCH Zhang Ailing (Eileen Chang) | KAMERA Huang Shaofen, Xu Qi, Ge Weiqing | MUSIK Zhang Zhengfan | MIT Zhang Tianliu, Zhang Fa, Shi Hui, Shangguan Yunzhu, Lin Zhen | LÄNGE 107 min | FORMAT s/w, OmU, DCP Die glückliche Ehe der jungen Sizhen, schön, klug und all gemein beliebt, gerät ins Wanken, als ihr Ehemann, dessen Geschäft durch ihre geheime Intervention unerwartet floriert, einer schönen Trickbetrügerin verfällt, die immer höhere Anforderungen stellt. Stilistisch angelehnt an die Hollywood-Komödien jener Tage, lebt dieser Film von geistreichen Dialogen, überraschenden Wendungen und schauspielerischen Glanzleistungen, insbesondere Shi Hui brilliert als geiziger Schwiegervater. Es ist eine der sehr erfolgreichen Kooperationen des jungen Regisseurs Sang Hu mit der modernen, in England ausgebildeten Schriftstellerin Eileen Chang, die mit Witz und Raffinesse das Leben der Mittelklasse in Shanghai aufs Korn nimmt. Eileen Chang (1920– 1995) schrieb im Laufe ihres Lebens an die 20 Drehbücher, ihr Werk als Romanautorin ist weit umfassender. Wie in ihren anderen Schriften liegt ihr Hauptaugenmerk auch hier auf der Gefühlsebene der Frau, auf den »Höhen und Tiefen eines fließenden Lebens«. (iw) SHIJIE ERNV / KINDER DER WELT Louise und Jakob Fleck / Fei Mu, CHN 1941 BUCH Louise und Jakob Fleck / Fei Mu | KAMERA Fei Junxiang, Zhou Lianming | MIT Ying Yin, Zhang Yi, Lan Lan, Shi Hui, Si Ma Yingcai | LÄNGE 90 min | FORMAT s/w, OmU, DCP Lee und Chen wachsen wie Brüder auf. Als Erwachsene verlieben sich beide in das frühere Nachbarsmädchen Lian, die von ihrem Stiefvater (Shi Hui) in die Prostitution geschickt werden soll. Da entscheidet sich Lee in den Krieg zu ziehen. Als gemeinsames Werk der österreichischen Filmpioniere Jakob und Louise Fleck und des chinesischen Regisseurs Fei Mu (1906–1951) entstand KINDER DER WELT während der japanischen Besetzung Shanghais in der französischen Konzession: nach Jay Leyda in seinem Buch Electric Shadows eine Quelle des Stolzes für die Shanghaier Filmindustrie. Ein guter, menschlicher Film, der nichts von dem an sich hat, was die zur selben Zeit entstandenen Kostümfilme an Sensation und gekünsteltem Gehabe vermitteln. Er behandelt die politisch sensiblen Jahre zwischen 1927 und 1937 und endet mit der Ansicht eines noch vorhandenen Monuments in Shanghai. (iw) KINO.PROGRAMM SHI HUI SO 27.12., 19:00 | DI 5.1., 21:00 65 LAUREL & HARDY WEIHNACHTSSPECIAL 19.12.2015 – 10.1.2016 BOHEMIAN GIRL, THE S. 69 LAUREL & HARDY HABEN ÄRGER OHNE ENDE S. 73 LAUGHING GRAVY | THE LIFE GHOST | ONE GOOD TURN | HOG WILD LAUREL & HARDY IN ANARCHIE UND CHAOS S. 72 ANOTHER FINE MESS | THE FIXER-UPPERS | COUNTRY HOSPITAL | THICKER THAN WATER LAUREL & HARDY UND DIE KUNST DER ZERSTÖRUNG S. 71 BIG BUSINESS | THEM THAR HILLS | TIT FOR TAT | TOWED IN A HOLE LAUREL & HARDY UND IHRE LIEBSTEN FEINDE S. 67 ANY OLD PORT | ME AND MY PAL | GOING BYE-BYE | THE MIDNIGHT PATROL LAUREL & HARDY UNTERM EHEJOCH S. 74 BE BIG | CHICKENS COME HOME | COME CLEAN | WE FAW DOWN PARDON US S. 70 SAPS AT SEA S. 69 SONS OF THE DESERT S. 68 WAY OUT WEST S. 68 ME AND MY PAL LAUREL & HARDY UND IHRE LIEBSTEN FEINDE ANY OLD PORT James W. Horne, US 1932 BUCH H. M. Walker | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Walter Long | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Laurel & Hardy retten eine junge Frau vor einem brutalen Hotelbesitzer, wobei sie ihr Hab und Gut verlieren. Um wieder zu Geld zu kommen, folgen sie dem Rat eines Boxmanagers. Stan soll in den Ring steigen und Ollie das noch vorhandene Geld auf dessen Sieg setzen. Stans Gegner ist jedoch der Hotelbesitzer und schon wird die erste Runde eingeläutet. Eine Parodie auf den Griffith-Film BROKEN BLOSSOM. ME AND MY PAL Lloyd French, Charles Rogers, US 1933 BUCH Stan Laurel | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Ollie will die Tochter seines Chefs heiraten. Sein zukünftiger Schwiegervater wartet mit der Braut bereits in der Kirche auf ihn, doch das Taxi, welches Ollie zur Kirche fahren soll, lässt auf sich warten. Um die Zeit zu überbrücken, überreicht Trauzeuge Stan sein Hochzeitsgeschenk: ein Riesenpuzzle. Ob Ollie es noch rechtzeitig zur Trauung schafft? GOING BYE-BYE! Charles Rogers, US 1934 BUCH Stan Laurel, Charles Rogers | KAMERA Francis Corby | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Walter Long | LÄNGE 21 min | FORMAT s/w, OmU, 35 mm Durch Stan und Ollies Zeugenaussage wird ein Schwerverbrecher hinter Gitter gebracht. Dieser schwört noch im Gerichtssaal, dass er dafür an ihnen Rache nehmen wird. Kurze Zeit später treffen die drei aufeinander ... THE MIDNIGHT PATROL Lloyd French, US 1933 BUCH Stan Laurel, Sidney Rauh | KAMERA Art Lloyd | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Charlie Hall, Frank Brownlee | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Es ist Abend und Laurel & Hardy sind als Streifenpolizisten unterwegs. Sie sollen einen Einbrecher stellen, der in ein Haus eingedrungen ist. Dabei handelt es sich aber um den Polizeipräsidenten, der seine Schlüssel vergessen hat. Die gelungene Wiederaufnahme einer Idee, die schon bei NIGHT OWLS verwendet worden war. KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY SA 19.12., 16:00 | MI 30.12., 16:00 | DI 5.1., 18:00 | SO 10.1., 16:00 67 SO 20.12., 16:00 | SA 26.12., 18:00 | FR 1.1., 16:00 | MI 6.1., 18:00 MO 21.12., 19:00 | SO 27.12., 16:00 | SA 2.1., 18:00 | SO 10.1., 18:00 SONS OF THE DESERT WAY OUT WEST William A. Seiter, US 1933 James W. Horne, US 1937 Für den gleichnamigen internationalen Laurel & Hardy Fanclub zählt dieser Langspielfilm zu den besten der beiden Komiker. Ohne Wissen ihrer Ehefrauen nehmen Stan und Ollie am Jahrestreffen des Männerclubs der »Wüstensöhne« teil. Das Manöver bleibt nicht unbemerkt und führt zu einigen sehenswerten häuslichen Scharmützeln. Laurel & Hardy im Wilden Westen. Der Tochter eines verstorbenen Freundes überbringen sie die Besitzurkunde einer Goldmine. Doch ein Saloon-Besitzer und dessen Lebensgefährtin kommen ihnen dabei in die Quere. Einer der besten Langfilme des Komiker-Paares und gleichzeitig ein absolutes Meisterwerk, das zurecht einen fixen Platz im Pantheon der Filmgeschichte einnimmt. KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY BUCH Byron Morgan | KAMERA Kenneth Peach | MUSIK Marvin Hatley | CHOREOGRAFIE Dave Bennett | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Charley Chase, Mae Busch, Dorothy Christy | LÄNGE 68 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm 68 Obwohl SONS OF THE DESERT lediglich eine um einige Szenen erweiterte Kompilation ihrer 1928 bzw. 1931 entstandenen Kurzfilme WE FAW DOWN und BE BIG! darstellt, zählt dieser Streifen zu den absoluten Klassikern des Duos. Auch an der Kinokassa reüssierte SONS OF THE DESERT – 1934 findet sich der Titel in der Top-Ten-Liste der US-Statistik. Zuzuschreiben ist dies sicher auch dem von Produzent Hal Roach verpflichteten Regisseur William A. Seiter, der einerseits die bekannten Handlungselemente in eine flüssige Dramaturgie einzubetten vermochte und andererseits den beiden Stars genügend Freiräume für ihr Improvisations talent ließ. BUCH Charles Rogers, Felix Adler, James Parrott | KAMERA Art Lloyd, Walter Lundin | MUSIK Marvin Hatley | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Sharon Lynn, Stanley Fields, James Finleyson | LÄNGE 65 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Wilde Slapstick-Einlagen und geniale Running Gags sowie Gesangseinlagen, die im Unterschied zu den OperettenFilmen von Laurel & Hardy selbst vorgetragen wurden, machen WAY OUT WEST zu einem Kult-Film, dessen Faszination noch Jahrzehnte nachwirkt. So erreichte der Song »The Trail of the Lonesome Pine« 1975 (!), fast 40 Jahre nach dessen Premiere im Film, in England den zweiten Platz der Verkaufscharts. DI 22.12., 19:00 | DI 29.12., 16:00 | MO 4.1., 18:00 | SA 9.1., 18:00 MI 23.12., 19:00 | MI 30.12., 18:00 | DI 5.1., 16:00 THE BOHEMIAN GIRL SAPS AT SEA James W. Horne / Charley Rogers, US 1936 Gordon Douglas, US 1940 In diesem Film nach der gleichnamigen Operette von Michael W. Balfe von 1843, machen Stan und Ollie (mit historischer Prinz-Eisenherz-Perücke) als fahrendes Volk in Böhmen unter anderem auch in einer Folterkammer noch – relativ – gute Figur. Eine Opern-Parodie, witzig und charmant, mit der berühmten Alkoholszene, die Stans tapferen Kampf gegen überlaufende Weinfässer genüsslich zelebriert. Stan und Ollie arbeiten in einer Hupenfabrik. Die lärmintensive Tätigkeit führt bei Ollie zu einem Nervenzusammenbruch, worauf ihm der Hausarzt frische Seeluft verschreibt. Sie mieten einen Kutter, auf dem sich ein Schwerverbrecher versteckt. Am offenen Meer kommt es zur Konfrontation. Der letzte Film, den Laurel & Hardy für den Produzenten Hal Roach drehten. Während BOHEMIAN GIRL in fast allen europäischen Ländern überwältigende Erfolge verbuchen konnte, wurde er von den Nationalsozialisten verboten. Laut Urteil vom 13.6.1936 stellte die Filmoberprüfstelle fest, »dass sie bei Verlogenheit des Films, der im wesentlichen ein falsches Bild eines abzulehnenden Zigeunerlebens in kitschiger Form gibt, weit davon entfernt ist, ein Kunstwerk in ihm zu sehen. Der Film erschöpft sich in der Darstellung, die – wie die Filmprüfstelle zutreffend ausführt – vom Beschauer nicht als Parodie gewertet wird, und in ihrer inneren Gesamthaltung nach in unserem Staat keinen Platz hat.« BUCH Felix Adler, Charles Rogers, Gil Prat, Harry Langdon | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Le Roy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson, Ben Turpin | LÄNGE 57 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm SAPS AT SEA mutet fast wie eine Hommage an die Kurz filmära von Laurel & Hardy an. Immer wieder nimmt der Streifen Bezug auf bekannte Gags, vor allem aus den Filmen HELPMATES, THEM THAR HILLS und COUNTY HOSPITAL, und verbindet diese Motive gekonnt zu einem kurzweiligen Sechs-Akter. SAPS AT SEA gilt als der letzte klassische Laurel & Hardy Film, bei dem die beiden noch einmal alle Register ihres Humors zu ziehen vermochten. KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY BUCH Frank Butler, nach der Operette The Bohemian Girl von Michael W. Balfe/Alfred Bunn | KAMERA Francis Corby, Art Lloyd | MUSIK Nathaniel Shilkret | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Thelma Todd, Antonio Moreno, Mae Busch | LÄNGE 70 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm 69 „PeScHel (...) Hat famoS inSzeniert.“ - der Standard HannaH und iHre ScHWeStern KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY Werk X Werk-X.at von Wo ody allen inSzenierung: mil an PeScHel Wieder aufnaHme: 17.12.2015 Weitere vorStellungen: 18.12.2015 SoWie 21. und 22.01.2016 70 filmarcHiv-clubmitglieder erHalten im Werk X 10 % ermäSSigung [email protected] DO 24.12., 10:00 | MO 28.12., 18:00 | SO 3.1., 16:00 PARDON US James Parrott, US 1931 BUCH H. M. Walker | KAMERA Jack Stevens | MUSIK Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, June Marlowe, Wilfred Lucas, James Finlayson, Walter Long | LÄNGE 65 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Laurel & Hardy brechen aus dem Gefängnis aus und finden, als Schwarze verkleidet, Arbeit auf den Baumwollplantagen im Süden. Wieder inhaftiert, beenden sie eine Gefängnisrevolte und werden freigelassen. Als Kurzfilm geplant, wurde PARDON US schließlich zum ersten Langfilm des Duos ausgebaut, vor allem, weil man die Kosten für die Gefängnisbauten wieder amortisieren wollte. Bei der Premiere wurde der Film um 14 Minuten gekürzt, die rekonstruierte Version zeigt nun auch jene Szenen, die seinerzeit der Schere zum Opfer fielen. Von PARDON US wurden neben der amerikanischen noch vier weitere Fassungen gedreht, nämlich eine deutsche, italienische, spanische und französische. In Letzteren wurde Walter Long übrigens durch Boris Karloff ersetzt. BIG BUSINESS LAUREL & HARDY UND DIE KUNST DER ZERSTÖRUNG BIG BUSINESS James W. Horne, US 1929 BUCH H.M. Walker | KAMERA George Stephens | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson | LÄNGE 19 Minuten | FORMAT 35mm, s/w, OF mit dt. ZT Laurel und Hardy versuchen – im Juli – Weihnachtsbäume per Vorbestellung zu verkaufen. Als sie dabei mit einem Kunden in Streit geraten, wird sowohl dessen Haus als auch Laurel und Hardys Auto – mit unglaublicher Liebe zum Detail – devastiert. Slow-burn-Stil in höchster Vollendung – ein absoluter Komödien-Klassiker. THEM THAR HILLS Kurze Zeit später sind die zwei Kurgäste betrunken und das Camping-Idyll wird alsbald zu einem Schlachtfeld. TIT FOR TAT Charles Rogers, USA 1935 BUCH Frank Tashlin, Stan Laurel | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Haltey | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Charles Hall | LÄNGE 19 Minuten | FORMAT 35mm, s/w, OF mit dt. UT Die Fortsetzung von THEM THAR HILLS. Laurel und Hardy eröffnen ein Elektrofachgeschäft. Ihr Nachbar führt einen Gemischtwarenladen, dem sie einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Als sie dem Besitzerpaar gegenüberstehen, kommen die alten unliebsamen Erinnerungen vom Campingurlaub hoch und die Rachegelüste nehmen ihren Lauf. Der Film erhielt eine Oscar-Nominierung. TOWED IN A HOLE Charles Rogers, USA 1934 BUCH H.M. Walker, Stan Laurel | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Halten | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Charles Hall | LÄNGE 19 Minuten | FORMAT 35mm, sw, OF mit dt. UT George Marshall, USA 1932 BUCH George Marshall, Stan Laurel, Charley Rogers | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Halten | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Billy Gilbert | LÄNGE 21 Minuten | FORMAT 35mm, s/w, OF mit dt. UT Ein Kuraufenthalt führt Laurel und Hardy zu einer Farm, wo sie ihren Camping-Trailer neben eine Quelle parken, in die eine Bande von Schwarzbrennern ihre Produkte kippt. Laurel und Hardy erwerben einen Fischkutter, der noch »renoviert« werden muss. Den Versuch, das Schiff wieder seetüchtig zu machen, gestalten die beiden zu einem Musterkurs in selbstzerstörerischer Handwerkskunst. KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY DO 24.12., 11:30 | SO 27.12., 18:00 | MO 4.1., 16:00 | FR 8.1., 18:00 71 ANOTHER FINE MESS DO 24.12., 13:00 | SA 26.12., 16:00 | SO 3.1., 18:00 | MI 6.1., 16:00 LAUREL & HARDY IN ANARCHIE UND CHAOS ANOTHER FINE MESS KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY James Parrott, US 1930 BUCH H. M. Walker, Arthur J. Jefferson | KAMERA Georges Stevens | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Thelma Todd | LÄNGE 28 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm 72 Auf der Flucht vor der Polizei verstecken sich Laurel & Hardy in einer luxuriösen Villa und geben vor, Hausherr und Butler zu sein. Alles geht gut, bis der richtige Hausherr von einer Safari aus Afrika zurückkommt. THE FIXER-UPPERS James W. Horne / Charles Rogers, US 1935 BUCH Frank Tashlin | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Charles Middleton, Mae Busch | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Stan und Ollie helfen einer Dame. Diese bezweifelt, dass ihr Mann sie noch liebt. Um dies zu testen, gibt sich Ollie als ihr Liebhaber aus. Als der Ehemann dies sieht, fordert er Ollie zum Pistolenduell. Remake von SLIPPING WIVES. COUNTRY HOSPITAL / IM KRANKENHAUS James Parrott, US 1932 BUCH H. M. Walker | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Billy Gilbert, May Wallace | LÄNGE 19 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Stan besucht Ollie, der mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus liegt. Doch aus der Wiedersehensfreude wird ein Alptraum, denn Stan »zerlegt« das Krankenzimmer und bringt den Chefarzt in Todesgefahr. Ollie bekommt daraufhin Hospitalverbot. Er wird von Stan nach Hause chauffiert, der vorher versehentlich ein Schlafmittel eingenommen hat .... THICKER THAN WATER James W. Horne, US 1935 BUCH Stan Laurel | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Daphne Pollard, James Finlayson | LÄNGE 21 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Nach einem Ehekrach überredet Stan seinen Freund Ollie, die familiären Geldangelegenheiten doch selbst in die Hand zu nehmen. Gesagt, getan und schon ist Ollie stolzer Besitzer einer Standuhr. Seine Ehefrau rastet aus, weshalb Ollie ins Krankenhaus eingeliefert wird, wo Stan seinem Freund Blut spendet. Doch plötzlich trägt Mr. Hardy deutliche Züge von Mr. Laurel – und vice versa. Der letzte Zweiakter des Komiker-Paares. THE LIVE GHOST LAUREL & HARDY HABEN ÄRGER OHNE ENDE LAUGHING GRAVY James W. Horne, US 1931 BUCH H. M. Walker, Stan Laurel | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Charlie Hall | LÄNGE 31 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Laurel & Hardy verbringen eine kalte Winternacht mit dem Hündchen »Laughing Gravy« auf ihrem Zimmer. Wegen Stans Schluckauf beginnt der Hund zu bellen, worauf der Pensionswirt eine Etage unter ihnen hellhörig wird, denn Haustiere sind nicht erlaubt. Einer der genussvollsten Laurel & Hardy-Kurzfilme mit wunderbarer Slapstick-Choreografie. die Mannschaft schwört Rache, sobald das Duo Land betreten soll. Die beste Grusel-Komödie des Komiker-Paares. ONE GOOD TURN James W. Horne, US 1931 BUCH H. M. Walker | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mary Carr, Snub Pollard, Gordon Douglas | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm In der Depressionszeit beklagen Stan und Ollie ihr Schicksal, seit drei Tagen nichts gegessen zu haben (»Yesterday, today and tomorrow!«), und beweisen in der Folge durch diverse Aktionen, dass das Gegenteil von »gut« nicht immer »schlecht« ist, sondern oft auch »gut gemeint«. HOG WILD THE LIVE GHOST James Parrott, US 1930 BUCH H. M. Walker, Leo McCarey | KAMERA Jack Stevens | MUSIK William Axt, Marvin Hatley | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Charles McMurphy, Fay Holderness | LÄNGE 19 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Der Kapitän eines Schiffes mit schlechtem Ruf findet keine Mannschaft und beauftragt Stan und Ollie mit dem Anheuern der Matrosen. Mit einem Trick gelingt ihnen das, doch Stan und Ollie versuchen diesmal, eine Dachantenne zu montieren, wobei sie das darunter befindliche Haus in eine Ruine verwandeln. »Der letzte Sturz war nur ein Fluggeräusch und ein gewaltiges Platschen. Sogar Eisenstein wäre stolz darauf gewesen«. (Basil Wright) Charles Rogers, US 1934 BUCH H. M. Walker | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Irving Berlin, Marvin Hatley | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Busch, Walter Long | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY FR 25.12., 16:00 | DI 29.12., 18:00 | SA 2.1., 16:00 | DO 7.1., 18:00 73 CHICKENS COME HOME FR 25.12., 18:00 | MO 28.12., 16:00 | FR 1.1., 18:00 | SA 9.1., 16:00 LAUREL & HARDY UNTERM EHEJOCH BE BIG! KINO.PROGRAMM LAUREL & HARDY James Parrott, US 1931 BUCH H. M. Walker | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Anita Garvin, Anita Garvin, Isabelle Keith | LÄNGE 30 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm 74 In Abwesenheit ihrer Frauen wollen Laurel & Hardy an einer Konvention in Atlantic City teilnehmen. Sie schaffen es aber nur bis zur eigenen Haustür, da sie mit den Reise vorbereitungen nicht vorankommen. CHICKENS COME HOME James W. Horne, US 1931 BUCH H. M. Walker, Hal Roach | KAMERA Art Lloyd, Jack Stevens | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Bush, Thelma Todd, Norma Drew | LÄNGE 30 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Ollie kandidiert für das Amt des Bürgermeisters. In seinem Büro erhält er einen überraschenden Besuch einer alten Flamme, die ihn mit kompromittierenden Fotos aus der Vergangenheit erpresst … COME CLEAN James W. Horne, US 1931 BUCH Stan Laurel, H. M. Walker | KAMERA Art Lloyd | MUSIK Marvin Hatley, Leroy Shield | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Mae Bush, Gertrude Astor, Linda Loredo | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Auf dem Weg zu einem Eissalon retten Laurel & Hardy eine Selbstmörderin, die sich schließlich nicht mehr abweisen lässt. Aufgrund ihres chronischen vorauseilenden schlechten Gewissens verbergen die beiden den ungebetenen Gast vor ihren Frauen, natürlich vergebens. WE FAW DOWN Leo McCarey, US 1928 BUCH H. M. Walker | KAMERA George Stevens | MUSIK William Axt, Sol Levy | MIT Stan Laurel, Oliver Hardy, Vivian Oakland, Bess Flowers | LÄNGE 20 min | FORMAT s/w, OmU, 35mm Vorgeblich um ins Theater zu gehen, entkommen Laurel & Hardy ihren Ehefrauen, nehmen aber stattdessen an einem Pokerabend teil. Wieder zu Hause, schildert Ollie begeistert den Theaterabend. Was er im Gegensatz zu den Ehefrauen nicht weiß, ist, dass das Theater inzwischen abgebrannt ist. Der Film enthält einige der besten Gags des Duos, was Jahre später ein Remake zur Folge hatte: SONS OF THE DESERT. ED D A O L IR RE O N M L I F D.O.A. / OPFER DER UNTERWELT Rudolph Maté, US 1950 BUCH Russell Rouse, Clarence Greene | KAMERA Ernest Laszlo | MUSIK Dimitri Tiomkin | MIT Edmond OʼBrien, Pamela Britton, Luther Adler, Beverly Garland | LÄNGE 83 min | FORMAT s/w, eOF, 16mm Die jahrelange Kameraerfahrung Rudolph Matés lässt auf Anhieb seine Regiearbeit D.O.A. zu einem erfolgreichen B-noir-Krimi werden. Der in Krakau geborene Rudolph Maté studierte noch in Budapest bei Alexander Korda, wurde für die Kamera in Dreyers LA PASSION DE JEANNE D’ARC (1928) beauftragt und widmete sich schließlich nach der unterstützenden Kameraarbeit für Orson Welles’ THE LADY FROM SHANGHAI selbst der Filmregie. Der russische Komponist Dimitri Tiomkin war für die Filmmusik in D.O.A. zuständig, der gebürtige Rudolstädter Paul Marquardt assistierte ihm dabei, und Ernest Laszlo aus Budapest übernahm die Kamera. Nicht nur die kreative Story, die in selbstanklagenden Flash backs erzählt wird, macht D.O.A. zu einer exemplarischen Arbeit des Film noir. Auch die Visualisierung kulturhistorisch relevanter Strömungen, die sowohl die »Zweite Reihe« des europäischen Filmexils zeigt, als auch eine der ersten filmischen Darstellung des US-amerikanischen beat movement erlaubt, streichen die Besonderheit von Matés Regiewerk hervor. Ein lange unterschätzter Film, in dem die Arbeit der Filmexilanten mit den Thriller-Traditionen der Filmstudios in Hollywood und der neueren Musikentwicklung verschmilzt. (cw) MO, 14.12, PUBLIKUMSGESPRÄCH MIT DER PSYCHOANALYTIKERIN JEANNE WOLFF BERNSTEIN FILM NOIR RELOADED ist eine Kooperation zwischen dem Film archiv Austria und dem Schwerpunkt Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte des Instituts für Zeitgeschichte sowie des Instituts für Judaistik der Universität Wien. KINO.PROGRAMM FILM NOIR RELOADED MO 14.12., 19:00 | DO 17.12., 20:00 75 KINO.PROGRAMM FILM NOIR RELOADED 76 DI 15.12., 19:00 MO 11.1., 19:00 | DO 14.1., 21:00 FILM NOIR – THE NEXT GENERATION MURDER IS MY BEAT / MORD IST MEIN GESCHÄFT THE NEXT GENERATION des Film noir sind Studierende des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien, deren Noir-Kurzfilmproduktionen nun erstmals im Kino gezeigt werden. Ästhetische Merkmale des Film noir wurden auf genommen, im modernen Filmschaffen eingebettet und für ein Kurzfilm-Format adaptiert. Nicht nur dekonstruierende Darstellungen der Femme fatale als Femme moderne und ironisierende Inszenierungen von exzentrischer Männlichkeit zeigen die Filme der Jungregisseure. Auch homoerotischen Bezügen und queeren Identitäten nähern sie sich in der verruchten Atmosphäre des Film noir und in Verbindung mit modernen Settings cineastisch an. Unheimliche und verlorene Gestalten ziehen in den Arbeiten der Studierenden durch die Gassen der nächtlichen Stadt, verüben perfide Verbrechen und lassen das heutige Wien im düstereren Licht des DRITTEN MANNES erscheinen. Die Kurzfilme sind ohne aufwendiges Budget entstanden, zeugen von kollegialer Teamarbeit und einer Wiener Annäherung an die Traditionen des Film noir in seiner klassischen Periode der 1940er- und 50er-Jahre in Hollywood. (cw) Edgar G. Ulmer, US 1955 BUCH Aubrey Wisberg, Martin Field | KAMERA Harold E. Wellmann | MUSIK Albert Glasser | MIT Paul Langton, Barbara Payton, Robert Shayne, Selena Royle | LÄNGE 77 min | FORMAT s/w, OF, 16mm Obgleich Edgar G. Ulmer neben den Siodmak-Brüdern, Fred Zinnemann und Billy Wilder noch 1930 an MENSCHEN AM SONNTAG mitwirkte, schaffte er es im Gegensatz zu den anderen Beteiligten nicht, dauerhaft in Hollywood seinen Platz in der »Ersten Reihe« zu verteidigen. Nach DETOUR und THE STRANGE WOMAN mit Hedy Lamarr folgten einige weniger namhafte Regiearbeiten. Doch durch die Hilfe der aus Wien stammenden Exilantin Ilse Lahn sollte Ulmer MURDER IS MY BEAT als Lowest-Budget-Produktion dennoch in ein Meisterwerk verwandeln. Lahn half ihm nicht nur, überhaupt an das Projekt zu kommen, sie wirkte auch als CoProduzentin mit. Inkohärent und minimalistisch scheint der narrative Aufbau in MURDER IS MY BEAT, doch viel mehr als die Frage, wer den Mord begangen hat, wird die visuelle Darstellung dieser Ungewissheit relevant. Durch die sinn liche Atmosphäre des Films nähert sich Ulmer trotz loser narrativer Zusammenhänge den emotionalen Verstrickungen der undurchschaubaren Charaktere an und spielt mit der scheinbaren Dichotomie von Gut und Böse. STUDIERENDEN-KURZFILMABEND FREIER EINTRITT – KLEIDUNG IN DEN NOIR-FARBEN ERWÜNSCHT! MO, 11.1, PUBLIKUMSGESPRÄCH MIT DER PSYCHOANALYTIKERIN JEANNE WOLFF BERNSTEIN RT A T S O KIN VARVILLA Valerio Gnesini, I 2015 BUCH Valerio Gnesini | KAMERA Alessio Valori | SCHNITT Diego Berré | MIT Albaro Torri | LÄNGE 75 min | FORMAT Farbe, OmU, DCP Der Dokumentarfilm VARVILLA versteht sich als Antwort auf die ökonomische Krise und die Landflucht, die Italien in besonderer Weise erfasst hat. In Succisso, in der italienischen Provinz Reggio Emilia haben sich die DorfbewohnerInnen vor 20 Jahren zusammengetan und eine Cooperative gegründet, um so ihr Dorf vor dem Aussterben zu bewahren. Heute betreibt »Das Tal der Ritter«, wie die Cooperative genannt wird, eine Bar, einen Bauernhof, eine Greißlerei und ist im Tourismus, in der Schafzucht und Käseproduktion, in der Nahversorgung der Region und in der Betreuung des Besucherzentrums des Nationalparks aktiv. Ein einzigartiges Modell in Italien, das der Depopulation in kleineren Regionen des Landes entgegenwirkt und das es in vergleichbarer Art nur in Australien gibt. »Fast überall am Land basieren viele Infrastrukturen wie Transport auf Freiwilligkeit. Hier funktioniert das alles halt sehr gut und ohne materialistische Beweggründe. Man kümmert sich umeinander, das ist auf jeden Fall ein Modell für alle Menschen, egal, ob in einem Bergdorf oder in einer Millionenstadt.« (Günther Pscheider) KINO.PROGRAMM VARVILLA SO 6.12., 13:00 | FR 11.12., 18:00 | SA 12.12., 20:15 | SO 13.12., 19:00 | MO 14.12., 20:00 | DI 15.12., 18:00 | MI 16.12., 20:00 | DO 17.12., 18:00 77 RT A T S O KIN MI 6.1., 19:00 | DO 7.1., 21:00 | FR 8.1., 19:00 | SA 9.1., 21:00 | SO 10.1., 19:00 | MO 11.1., 20:00 | DI 12.1., 18:00 | MI 13.1., 20:00 | DO 14.1., 18:00 COMRADES IN DREAMS Uli Gaulke, D 2006 KINO.PROGRAMM OCOMRADES IN DREAMS BUCH Uli Gaulke, Jeannette Eggert | KAMERA Axel Schneppat | SCHNITT Andrew Bird | MUSIK Mark Orton | LÄNGE 100 min | FORMAT Farbe, OmU, 35mm 78 »35mm-Film stirbt zwar gerade, aber er ist noch nicht tot, deshalb sollte man als Filmliebhaber jede Möglichkeit nutzen, Filme so zu sehen, wie es die Filmemacher die letzten 100 Jahre intendiert haben«, sagt einer der Protagonisten in OUT OF PRINT, einer von zwei Österreich-Premieren, die das Filmarchiv im Dezember zum Thema »Das Verschwinden einer Kultur« zeigt. 35mm-Kopien können nur mehr in Filmarchiven und in Nachspielkinos gezeigt werden, umso schützenswerter erscheint vielen Regisseuren und Cineasten dieses Material, das abgesehen von seinen ästhetischen Qualitäten auch dauerhafter ist als das Digitale, das bei einem Systemwechsel nicht so einfach kopiert werden kann. Mit dem Ende der 35mm-Projektion in den meisten Kinos hat sich auch der Beruf des Filmvorführers radikal verändert. Diesem Handwerk, in der Regel von Filmfreaks gepflegt, wurde, und dem ebenfalls im Rückgang befindlichen Beruf des Wander kino bzw. Einsaalkinobetreibers wird in COMRADES IN DREAMS ein melancholisch vergnügliches Denkmal gesetzt. (Günter Pscheider). Der ehemalige Filmvorführer Uli Gaulke porträtiert filmbegeisterte Einzelkämpfer, die der Faszination des Kinos erlegen sind und es zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht haben, ohne sie jemals bloßzustellen. Man lacht und amüsiert sich, dennoch ist man sich immer der großen Kraft und Energie der Porträtierten bewusst, die es braucht, ein Wanderkino in der indischen Provinz, ein Kino ohne Dach in den Slums von Ouagadougou in Burkina Faso, ein Dorfkino in Nordkorea oder eine Mischung aus Kino und Stammkneipe in einer Scheune in einem Nest in Wyoming aufzubauen und zu betreiben. Er verbindet diese disparaten Orte und Menschen erzählerisch und visuell elegant zu einer überaus unterhaltsamen Dokumentation. Allen Schauplätzen ist die Funktion des Kinos nicht als Ort einer Kunstform, sondern als Gemeinschaft stiftendes soziales Ereignis eigen. Doch ganz gleich, ob es um koreanisches Propaganda-Kino, kitschige Bollywoodmusicals oder Blockbuster wie TITANIC geht, Penny und Anup, Han Yong-Sil sowie Lassane, Luc und Zakaria sprechen die gleiche Sprache – die Weltsprache des Kinos. (Günter Pscheider) ÖSTERREICH-PREMIERE MI 6.1., 21:00 | DO 7.1., 19:00 | FR 8.1., 21:00 | SA 9.1., 19:00 | SO 10.1., 21:00 | MO 11.1., 18:00 | DI 12.1., 20:00 | MI 13.1., 18:00 | DO 14.1., 20:00 OUT OF PRINT Julia Marchese, US 2014 KAMERA Alex Simon | SCHNITT John Quinn | MUSIK Peter Marchese | MIT Kevin Smith, Seth Green, Edgar Wright, Patron Oswalt, Rian Johnson u.v.a. | LÄNGE 86 min | FORMAT Farbe, OF, 35mm ÖSTERREICH-PREMIERE »This ain’t no Multiplex« ist der Schlachtruf dieser wunderbaren Liebeserklärung an den Film – natürlich 35mm –, das Kino im Allgemeinen und das New Beverly in L. A. im Besonderen, das sich entgegen seines Namens seit 1978 auf die Wiederaufführung von Filmklassikern oder bemerkenswerten älteren Spielfilmen spezialisiert hat. Neben Kultregisseuren wie John Landis, Joe Dante oder Stuart Gordon kommen vor allem auch die wichtigsten Protagonisten dieses Cineastentreffpunkts ausgiebig zu Wort: die Fans, von denen sich viele fast täglich im New Bev treffen, um sich zusammen die zerkratzten 35mm-Kopien anzuschauen und die Menschen hinter den Kulissen, die einen großen Teil ihres Lebens in die schwierige Aufrechterhaltung des Betriebs stecken. Nachspielkinos sind weltweit eine aus sterbende Spezies, der Film erzählt aber nicht nur von den Problemen beim Auftreiben der 35mm-Kopien und von der Wichtigkeit ihrer Erhaltung, sondern vor allem vom Zusammenhalt der Filmenthusiasten-Community, von den Filmvorführern bis zu Hollywoodlegenden wie Quentin Tarantino, die sich vehement dafür einsetzen, dass auch ältere Filme auf einer großen Leinwand gesehen werden können. (Günter Pscheider) KINO.PROGRAMM OUT OF PRINT RT A T S O KIN 79 ETRO EES M M I G TE U R F E E Z R N KO FOR MUSIC Özlem Bulut FR 18.12., 20:30 KINO.PROGRAMM MUSIC FOR REFUGEES LIVE-MÄRCHENHÖRSPIEL MIT DAVID KLEINL UND BERNHARD EDER 80 lässt zur Abwechslung mal ihre Funk-Band zu Hause und betritt solo, aber keineswegs leise, die Bühne. Berührend, ausdrucksstark, ansteckend, unplugged. Ex-Tanz-Baby!-Sänger David Kleinl beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Nachstellung von Kinderhörspielen im Live-Kontext. Für diesen Abend haut sich der »Märchenonkel« nun mit Musiker Bernhard Eder auf ein Packerl, um den düster-romantischen Märchenklassiker Jorinde und Joringel der Gebrüder Grimm nach einer Hörspielversion aus den 1970er-Jahren zum Besten zu geben. CHRISTIAN WIRLITSCH WILLI LANDL SA 19.12., 20:30 Willi Landl liebt es, mit den Worten zu spielen, mit ihnen zu jonglieren und sie in Texte zu fassen, die doch einigen Interpretationsspielraum offen lassen. Der Sänger und Komponist beherrscht aber nicht nur den kunstvollen Umgang mit Worten, auch gesanglich gelingt es ihm, ganz eigene Akzente zu setzen. Im Piano-Gesangs-Duo gemeinsam mit Michael Hornek. MARY BROADCAST Ballast über Bord geworfen – check. Die Tanks mit neuem Album gefüllt – check. Stimmung der Crew in der Kapsel? Ausgezeichnet. Zeit, die nächste Antriebsstufe zu zünden. Die Mary Broadcast Band beeinflusst mit ihrer Musik die Soul-Pop-Landschaft Österreichs maßgeblich. Frontfrau Mary Lamaro, eine DER Blues- und Soulstimmen Wiens, Sein Motto: die Gitarre als Hoffnungsschimmer unserer düsteren Existenz. Ein Lagerfeuerabend mit Freunden aus 30 Jahren wilden Künstlerlebens ... Guitar Glitter – so heißt das neue Programm des charismatischen Oberösterreichers, der einst mit der Band Lassiter eine der coolsten WüstenRock-Combos des Landes hatte. LEYYA Leyya waren auf einmal da. Ohne Vorwarnung oder Ankündigungen oder große Ambitionen ging ihre EP Drowning in Youth durch die Decke: Soundparkband des Monats auf FM4, Platz 4 in den Austrian Indie Charts. Die experimen telle Kombination aus Melancholie und Elektronikbeats lässt zwei Welten kollidieren und tritt hier mit einem ex klusiven Akustik-Set auf. BEN MARTIN Berührende Songs, eine weiche, ausdrucksstarke Stimme, seine ihm eigene, in 30 Jahren gereifte Art Akustikgitarre zu spielen, ein altes Verzerrerpedal und ein Fender-Verstärker – das ist Ben Martin live 2015. Diesmal wieder begleitet David Kleinl und Bernhard Eder Leyya Ben Martin Mira Lu Kovacs Lukas Lauermann Das Trojanische Pferd vom syrischen Perkussionisten Mohammad Shukri. Abschalten, runterkommen, zurücklehnen, leise sein. Und Einblick nehmen – in den ganz eigenen Kern. beiden Ausnahmemusiker bringen hier zum ersten Mal exklusiv ihren gemeinsamen Beitrag Remember me (Dido’s Lament) vom Sampler Melodies for Refugees. BERNHARD EDER DAS TROJANISCHE PFERD Gut zwei Jahre sang sich Bernhard Eder bei unzähligen Live-Auftritten den auf und durch Post Breakup Coffee verarbeiteten Trennungsschmerz von der Seele. Genug Zeit, um sich wieder neu zu (er)finden – menschlich wie auch musikalisch. Nonsleeper, sein jüngstes Album, ist die konsequente Entfaltung und Entwicklung von einem, der auszog, nicht stillzustehen – was auch aktuell sein Beitrag Es is zum rean auf der (von ihm zusammengestellten) Compilation Melodies for Refugees beweist. Keine großen Posen, kein platter Mainstream, stattdessen ein eigenwilliger, authentischer »Chanson-Punk«, der seine Wirkung nicht verfehlt. »Ich würde ums Verrecken keinen belanglosen Scheiß singen«, erklärt Hubert Weinheimer. Hinter beißenden Texten können sich richtiggehende Ohrwürmer verstecken. Wichtig ist nur: Lauwarm gilt nicht. Das Trojanische Pferd brennt an beiden Enden.« (Der Falter) MIRA LU KOVACS & LUKAS LAUERMANN ÖZLEM BULUT Mira Lu Kovacs, Frontfrau von Schmieds Puls, ist eine der großen Entdeckungen unter den österreichischen Singer/ SongwriterInnen der letzten Jahre. Ihre gesungenen Blicke auf sich und die Vergangenheit changieren irgendwo zwischen zart und zerbrechlich und kratzig und rau. »Endlose Schönheit« (Davidek, FM4). Cellist und Klanggestalter Lukas Lauermann ist bekannt für sein sensibel-melancho lisches Spiel und werkt genreübergreifend sowohl mit internationalen KünstlerInnen als auch heimischenAlternativeGrößen wie A Life, A Song, A Cigarette oder Soap & Skin. Sein Solo-Projekt verbindet das Cello mit Elektronik und erfindet eine ganz eigene, atmosphärische Sprache. Die Özlem Bulut ist eine echte Kosmopolitin. In Anatolien geboren, sprengt sie nicht nur musikalisch die Grenzen und fand den nicht gerade kürzesten Weg von der Straße an die Wiener Staatsoper. Auf sinnliche, spannende und sehr persönliche Weise bringt sie die Klangwelten Anatoliens und des Orients mit Jazz, Pop und Soul zusammen, man kann gar nicht anders, als sich von dieser Mischung entführen zu lassen und tanzend mit auf die Reise zu gehen. EINTRITT: FREIWILLIGE SPENDE KINO.PROGRAMM MUSIC FOR REFUGEES SO 20.12., 20:30 Fotos: Özlem Bulut: © Marko Mestrovic | © David Kleinl | Cornelia Reidinger; Mira Lu Kovacs: © Baldinger, ORF; © Lukas Lauermann 81 IN N A P . O N A M A R O B U L C A A F & ES L L E U AKT DAS FILMARCHIV-AUSTRIA REFUGEES-PROJEKT Deutschkurs für Flüchtlinge im Filmarchiv Austria Open Archive – Der erste Monat »Complaining is silly, either act or forget.« Dieser jüngst in der Ausstellung The Happy Show von Stefan Sagmeister wieder aufgerufene Satz beschreibt wunderbar auch das Engagement der österreichischen Zivilgesellschaft, die in Sachen Flüchtlingspolitik längst das Heft in die Hand genommen hat. Einigen dieser ehrenamtlichen Helfern ist es auch zu verdanken, dass das Filmarchiv Austria sein im Oktober gestartetes Projekt Open Archive in erfreulicher Form weiterentwickeln konnte. Mittlerweile gibt es nicht nur ein kleines Flüchtlingshilfe-Netzwerk im Augarten, das die Gäste des Filmarchivs im praktischen Leben unterstützt, entstanden ist auch eine direkte Verbindung mit der kulturellen Arbeit des Hauses. Für die im November veranstaltete große Filmreihe LAND IN SICHT stellten die syrischen Gäste direkte Verbin- KINO.PANORAMA FÖRDERER & SPONSOREN 84 MEDIENPARTNER dungen zu FilmemacherInnen in ihrem Heimatland her – damit wurden etwa brandaktuelle Smartphone-Aufnahmen aus Damaskus oder auch unmittelbare Dokumente der Flucht nach Europa verfügbar. Open Archive versteht sich ganz generell als Statement der Inklusion, der Stiftung neuer Gemein- schaften und einer gesellschaftlichen Praxis, die Kunst und Leben zusammen denkt – im Kino und darüber hinaus. Wir freuen uns sehr über das rege Interesse und die vielen kulturellen Brückenschläge, die dieses Projekt bereits ausgelöst hat. VIENNALE 2015: BILANZ FILMARCHIV AUSTRIA CLUB »Aus Fleisch und Blut« erfolgreichstes Special bei der Viennale 2015 Vorteile für Mitglieder Die Filmarchiv-Austria-Retrospektive »AUS FLEISCH UND BLUT – Austrian Pulp: Genrekino aus Wien und Anderswo« ist offiziell die erfolgreichste Filmschau der diesjährigen Viennale! Die Filmreihe zum bisher wenig beachteten Schund- und Schmutzkino sowie zum wiederentdeckten Genrekino innerhalb und außerhalb des Mainstreams lief von 9.10. bis 8.11. im METRO Kinokulturhaus des Filmarchiv Austria. Im Namen des Kurators Paul Poet sowie des gesamten Filmarchiv-Austria-Teams danken wir allen Partnern und Besucher Innen unseres Kinokulturhauses! TIPP FÜHRUNGEN im METRO Kinokulturhaus Die Vermittlungsarbeit des Filmarchiv Austria richtet sich seit der Eröffnung der Ausstellung KINOMAGIE (9.10.2015– 30.3.2016) gezielt auch an Schüler jeden Alters. Mit drei Grundlage-Konzepten für Volksschule, Unterstufe und Oberstufe, die in Zusammenarbeit mit »Die Bibliothekare – Verein für Kunstvermittlung und Medienkunst« ausgearbeitet wurden, werden dialogische Führungen sowie ein abschließender alters- und gruppengerechter Workshop angeboten. Weitere Informationen sowie Anfragen zum Vermittlungsangebot erhalten Sie unter [email protected] NEUERSCHEINUNG KINOMAGIE Was geschah wirklich zwischen den Bildern? KATALOG ZUR AUSSTELLUNG 450 S. MIT CA. 400 ABBILDUNGEN 34,90 Die jahrhundertealte Kulturgeschichte der optischen Medien und der bewegten Bilder ist das Thema der programmatischen ersten Ausstellung des METRO Kinokulturhauses in Wien. Unter dem Titel KINOMAGIE präsentiert das Filmarchiv Austria Highlights aus der renommierten Sammlung Werner Nekes und aus eigenen Beständen. Der Katalog zu dieser Erlebnisaus stellung ist nun im Verlag Filmarchiv Austria erhältlich. — — — — — — — — — Kinoeintritt 6,– statt 8,50 Ausstellungsticket 4,50 statt 6,– Kombiticket (Kino + Ausstellung) 9,50 statt 11,– Mitglieder-Abo für 10 Karten um 50,Einladungen zu Eröffnungsund Sonderveranstaltungen (eine Karte gilt für 2 Personen) Gratis-Zusendung der Programmzeitschrift Erweitertes Benutzerservice im Studienzentrum Augarten 10% Rabatt auf alle Produkte des Verlags Filmarchiv Austria Ermäßigungen und Vergüns- tigungen bei FilmarchivKooperationspartnern * Mitglieder-Aktion Jetzt dem Filmarchiv Austria Club beitreten und alle Vorteile ab sofort bis Ende 2016 genießen! Als Begrüßungsgeschenk erhalten Sie zusätzlich eine Austria-Wochenschau-DVD nach Wahl, abzuholen im METRO Kinokulturhaus. Ihre persönliche Clubkarte erhalten Sie per Post, bis dahin gilt der Zahlungsnachweis als Mitglieds-Ausweis. Sie können Ihre Mitgliedschaft entweder im METRO Kinokulturhaus lösen oder per E-Mail mit Ihrem Namen und Postanschrift unter [email protected] beantragen. ERÖFFNUNGSAKTION GÜLTIG FÜR NEUE MITGLIEDER BIS 31.12.2015 * KOOPERATIONSPARTNER KINO.PANORAMA VERANSTALTUNGSPARTNER 85 PROGRAMMÜBERSICHT DEZEMBER 2015 | JÄNNER 2016 SA 05.12. FR 11.12. M0 14.12. FR 18.12. HISTORISCHER SAAL 17:30 POETRY-FILMFESTIVAL (S. 28) HISTORISCHER SAAL 19:00 KAFKA GEHT INS KINO KURZFILMPROGRAMM DIE VEWANDLUNG (S. 45) HISTORISCHER SAAL 19:00 FILM NOIR D.O.A. + GESPRÄCH (S. 75) HISTORISCHER SAAL 20:30 KONZERT DAVID KLEIN/BERNHARD EDER, WILLI LANDL, MARY BROADCAST, CHRISTIAN WIRLITSCH (S. 81) SO 06.12. HISTORISCHER SAAL 13:00 VARVILLA + GESPRÄCH (S. 77) 17:00 POETRY-FILMFESTIVAL (S. 28) MO 07.12. HISTORISCHER SAAL 19:30 ERÖFFNUNG KAFKA GEHT INS KINO WAS KAFKA IM KINO SAH (MIT LIVE-MUSIK) (S. 41) DI 08.12. HISTORISCHER SAAL 17:00 KAFKA GEHT INS KINO K.AF.KA FRAGMENT (S. 43) 19:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA (S. 43) 21:00 KAFKA GEHT INS KINO DER PROZESS (1962) (S. 42) 20:30 KAFKA GEHT INS KINO KLASSENVERHÄLTNISSE (S. 46) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 VARVILLA (S. 77) 20:00 KLIMOV / ŠEPITKO DER AUFSTIEG (S. 54) SA 12.12. HISTORISCHER SAAL 18:30 KAFKA GEHT INS KINO DER PROZESS (1962) (S. 42) 21:00 KAFKA GEHT INS KINO DAS SCHLOSS (1997) (S. 46) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 KLIMOV / ŠEPITKO SPORT, SPORT, SPORT + LARISA (S. 54) 20:15 VARVILLA (S. 77) MI 09.12. S0 13.12. HISTORISCHER SAAL 18:30 KAFKA GEHT INS KINO DU BIST MEIN MENSCHENGERICHT + SAG ES MIR DIENSTAG (S. 44) HISTORISCHER SAAL 18:00 KLIMOV / ŠEPITKO ABSCHIED VON MATJORA (DF) (S. 55) ERIC PLESKOW SAAL 20:00 KAFKA GEHT INS KINO K (S. 44) DO 10.12. HISTORISCHER SAAL 19:30 ERÖFFNUNG KLIMOV / ŠEPITKO HERZLICH WILLKOMMEN + LARISA (S. 53) 20:30 KAFKA GEHT INS KINO WAS KAFKA IM KINO SAH (MIT LIVE-MUSIK) (S. 41) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 VARVILLA (S. 77) 21:00 KLIMOV / ŠEPITKO DU UND ICH (S. 56) KAFKA GEHT INS KINO 07.12.2015 – 17.01.2016 ERIC PLESKOW SAAL 18:00 KLIMOV / ŠEPITKO ABENTEUER EINES ZAHNARZTES (S. 56) 20:00 VARVILLA (S. 77) DI 15.12. HISTORISCHER SAAL 19:00 FILM NOIR ABEND MIT STUDENTEN (S. 76) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 VARVILLA (S. 77) 20:00 SHI HUI MEIN LEBEN (S. 60) MI 16.12. ERIC PLESKOW SAAL 18:00 KLIMOV / ŠEPITKO DER BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS + LARISA (S. 57) 20:00 VARVILLA (S. 77) DO 17.12. HISTORISCHER SAAL 19:00 KAFKA GEHT INS KINO DAS SCHLOSS (1968) (S. 48) 20:45 KAFKA GEHT INS KINO GELIEBTE MILENA (S. 48) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 VARVILLA (S. 77) 20:00 FILM NOIR D.O.A. (S. 75) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 SHI HUI NACHTASYL (S. 61) 20:00 KLIMOV / ŠEPITKO KOMM UND SIEH (S. 57) SA 19.12. HISTORISCHER SAAL 20:30 KONZERT LEYYA, BEN MARTIN, BERNHARD EDER, MIRA, LUKOVACS, & LUKAS LAUERMANN, DAS TROJANISCHE PFERD (S. 81) ERIC PLESKOW SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND IHRE LIEBSTEN FEINDE (S. 67) 18:00 KAFKA GEHT INS KINO DER PROZESS (1993) (S. 50) 20:15 SHI HUI MUTTER (S. 61) S0 20.12. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY SONS OF THE DESERT (S. 68) 20:30 KONZERT ÖZLEM BULUT (S. 80) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 SHI HUI ECHTE FREUNDSCHAFT (S. 62) 21:00 KLIMOV / ŠEPITKO DIE FLÜGEL (S. 58) KLIMOV / ŠEPITKO 10.12.2015 – 03.01.2016 M0 21.12. DO 24.12. SO 27.12. DI 29.12. HISTORISCHER SAAL 19:00 LAUREL & HARDY WAY OUT WEST (S. 68) HISTORISCHER SAAL 10:00 LAUREL & HARDY PARDON US (S. 70) HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY WAY OUT WEST (S. 68) HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY THE BOHEMIAN GIRL (S. 69) 20:45 KLIMOV / ŠEPITKO ABSCHIED VON MATJORA (OmU) (S. 55) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 KLIMOV / ŠEPITKO SCHWÜLE (S. 58) 20:00 SHI HUI KOMPANIEFÜHRER GUAN (S. 62) DI 22.12. HISTORISCHER SAAL 19:00 LAUREL & HARDY THE BOHEMIAN GIRL (S. 69) 21:00 KAFKA GEHT INS KINO ICH STELLE MICH NOCH EINMAL VOR + DIE WELT DES HERRN K (S. 47) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 SHI HUI AMERIKA IM VISIER (S. 63) 20:00 KLIMOV / ŠEPITKO HERZLICH WILLKOMMEN + LARISA (S. 53) 11:30 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND DIE KUNST DER ZERSTÖRUNG (S. 71) 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND DIE KUNST DER ZERSTÖRUNG (S. 71) 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY HABEN ÄRGER OHNE ENDE (S. 73) 13:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY IN ANARCHIE UND CHAOS (S. 72) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO DAS SCHLOSS (1997) (S. 46) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO DIE VERWANDLUNG + A LICENSED LIBERTY (S. 49) FR 25.12. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY HABEN ÄRGER OHNE ENDE (S. 73) 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UNTERM EHEJOCH (S. 74) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO GELIEBTE MILENA (S. 48) ERIC PLESKOW SAAL 18:30 SHI HUI HIMMLISCHE HOCHZEIT (S. 64) 20:30 KLIMOV / ŠEPITKO AGONIE (S. 59) MI 23.12. SA 26.12. HISTORISCHER SAAL 19:00 LAUREL & HARDY SAPS AT SEA (S. 69) HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY IN ANARCHIE UND CHAOS (S. 72) 20:30 KAFKA GEHT INS KINO WER WAR KAFKA? (S. 47) 18:00 LAUREL & HARDY SONS OF THE DESERT (S. 68) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 KLIMOV / ŠEPITKO BÖSE ANEKDOTE (S. 59) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO K (S. 44) 20:00 SHI HUI BRIEF MIT FEDER (S. 63) ERIC PLESKOW SAAL 18:45 KLIMOV / ŠEPITKO DER AUFSTIEG (S. 54) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 SHI HUI KINDER DER WELT (S. 65) 21:00 KLIMOV / ŠEPITKO BÖSE ANEKDOTE (S. 59) MO 28.12. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UNTERM EHEJOCH (S. 74) 18:00 LAUREL & HARDY PARDON US (S. 70) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO KLASSENVERHÄLTNISSE (S. 46) ERIC PLESKOW SAAL 18:45 KLIMOV / ŠEPITKO SPORT, SPORT, SPORT + LARISA (S. 54) 21:00 SHI HUI NACHTASYL (S. 61) ERIC PLESKOW SAAL 18:45 SHI HUI KOMPANIEFÜHRER GUAN (S. 62) 21:00 SHI HUI HIMMLISCHE HOCHZEIT (S. 64) MI 30.12. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND IHRE LIEBSTEN FEINDE (S. 67) 18:00 LAUREL & HARDY SAPS AT SEA (S. 69) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA GEHT INS KINO + DIE WELT DES HERRN K (S. 49) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 KLIMOV / ŠEPITKO ABENTEUER EINES ZAHNARZTES (S. 56) 21:00 SHI HUI ECHTE FREUNDSCHAFT (S. 62) 21:00 SHI HUI DIE EHEFRAU LEBE HOCH (S. 64) SHI HUI 15.12.2015 – 05.01.2016 LAUREL & HARDY 19.12.2015 – 10.01.2016 PROGRAMMÜBERSICHT DEZEMBER 2015 | JÄNNER 2016 FR 01.01. SO 03.01. DI 05.01. DO 07.01. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY SONS OF THE DESERT (S. 68) HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY PADRON US (S. 70) HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY SAPS AND SEA (S. 69) HISTORISCHER SAAL 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY HABEN ÄRGER OHNE ENDE (S. 73) 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UNTERM EHEJOCH (S. 74) 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY IN ANARCHIE UND CHAOS (S. 72) 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND IHRE LIEBSTEN FEINDE (S. 67) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO DAS SCHLOSS (1968) (S. 48) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO DER PROZESS (1993) (S. 50) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO DU BIST MEIN MENSCHENGERICHT + SAG ES MIR DIENSTAG (S. 44) ERIC PLESKOW SAAL 18:45 SHI HUI MEIN LEBEN (S. 60) 21:00 KLIMOV / ŠEPITKO DER BEGINN EINES UNBEKANNTEN ZEITALTERS + LARISA (S. 57) SA 02.01. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY HABEN ÄRGER OHNE ENDE (S. 73) 18:00 LAUREL & HARDY WAY OUT WEST (S. 68) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA (S. 43) ERIC PLESKOW SAAL 18:30 KLIMOV / ŠEPITKO AGONIE (S. 59) 21:15 SHI HUI AMERIKA IM VISIER (S. 63) ERIC PLESKOW SAAL 18:30 KLIMOV / ŠEPITKO KOMM UND SIEH (S. 57) 21:15 SHI HUI BRIEF MIT FEDER (S. 63) MO 04.01. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND DIE KUNST DER ZERSTÖRUNG (S. 71) 18:00 LAUREL & HARDY BOHEMIAN GIRL (S. 69) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA-KURZFILME (S. 50) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 SHI HUI MUTTER (S. 61) 21:00 SHI HUI MEIN LEBEN (S. 60) 6.10.2015 BIS 30.3.2016 AUSSTELLUNG KINOMAGIE WAS GESCHAH WIRKLICH ZWISCHEN DEN BILDERN? Unter dem Titel KINOMAGIE präsentiert das Filmarchiv Austria Highlights zur jahrundertealten Kulturgeschichte der optischen Medien und der bewegten Bilder. Eine einzigartige Ausstellung! ÖFFNUNSZEITEN: MO – FR 14:00 – 21:00 UHR SA, SO, FEIERTAGE 11:00 – 21:00 UHR ERIC PLESKOW SAAL 19:00 SHI HUI DIE EHEFRAU LEBE HOCH (S. 64) 21:00 SHI HUI KINDER DER WELT (S. 65) MI 06.01. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY IN ANARCHIE UND CHAOS (S. 72) 18:00 LAUREL & HARDY SONS OF THE DESERT (S. 68) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO WER WAR KAFKA? (S. 47) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) 21:00 OUT OF PRINT (S. 79) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO KURZFILMPROGRAMM DIE VEWANDLUNG (S. 45) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 OUT OF PRINT (S. 79) 21:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) FR 08.01. HISTORISCHER SAAL 18:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND DIE KUNST DER ZERSTÖRUNG (S. 71) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA GEHT INS KINO + DIE WELT DES HERRN K (S. 49) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) 21:00 OUT OF PRINT (S. 79) SA 09.01. MO 11.01. MI 13.01. SA 16.01. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UNTERM EHEJOCH (S. 74) HISTORISCHER SAAL 19:00 FILM NOIR MURDER IS MY BEAT (S. 76) + GESPRÄCH HISTORISCHER SAAL 19:00 KAFKA GEHT INS KINO DAS SCHLOSS (1968) (S. 48) HISTORISCHER SAAL 19:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA GEHT INS KINO + DIE WELT DES HERRN K (S. 49) 18:00 LAUREL & HARDY THE BOHEMIAN GIRL (S. 69) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO GELIEBTE MILENA (S. 48) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 OUT OF PRINT (S. 79) 21:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) SO 10.01. HISTORISCHER SAAL 16:00 LAUREL & HARDY LAUREL & HARDY UND IHRE LIEBSTEN FEINDE (S. 67) 18:00 LAUREL & HARDY WAY OUT WEST (S. 68) 20:00 KAFKA GEHT INS KINO DER PROZESS (1962) (S. 42) ERIC PLESKOW SAAL 19:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) 21:00 OUT OF PRINT (S. 79) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 OUT OF PRINT (S. 79) 20:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) DI 12.01. HISTORISCHER SAAL 18:45 KAFKA GEHT INS KINO KAFKAS DER BAU (S. 51) 19:00 KAFKA GEHT INS KINO ICH STELLE MICH NOCH EINMAL VOR + DIE WELT DES HERRN K (S. 47) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) 20:00 OUT OF PRINT (S. 79) 21:00 KAFKA GEHT INS KINO K.AF.KA FRAGMENT (S. 43) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 OUT OF PRINTS (S. 79) 20:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) DO 14.01. HISTORISCHER SAAL 19:00 KAFKA GEHT INS KINO DIE VERWANDLUNG (1975) + A LICENSED LIBERTY (S. 49) FILM NOIR MURDER IS MY BEAT (S. 76) ERIC PLESKOW SAAL 18:00 COMRADES IN DREAMS (S. 78) 20:00 OUT OF PRINT (S. 79) FR 15.01. HISTORISCHER SAAL 19:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKA-KURZFILME (S. 50) 21:00 KAFKA GEHT INS KINO DAS SCHLOSS (1997) (S. 46) 21:00 KAFKA GEHT INS KINO KAFKAS DER BAU (S. 51) SO 17.01. HISTORISCHER SAAL 18:00 KAFKA GEHT INS KINO DER PROZESS (1962) (S. 42) 20:30 KAFKA GEHT INS KINO GELIEBTE MILENA (S. 48) E4| SGASS HANNE 1010 W LMA WW.FI IEN | W .AT RCHIV | JO HAUS 6,– ULTUR K O LIEDER N I K B-MITG U L C METRO A A T 7,– | F FOS: 0 UND IN 0 | ERMÄSSIG RMÄSSIGT 4,5 S T E K 0 ,5 E 8 ,5 | 3 9 TIC L ,– T A 6 12 18 0 SSIG ORM MAL +43 1 5 :00 – 00:00 KINO N LLUNG NOR AL 11,– | ERMÄ SSIGT 50,– R E D O E 11 T AUSST ICKET NORM L 65,– | ERMÄ ILMARCHIV.A & FEIERTAG T F O KOMBI LOCK NORMA ERVIERUNG@ 0:00 | SA, S 0 10ER B IERUNG RES O – FR 14:00 – V M RESER GSZEITEN N ÖFFNU
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