Wider das Vergessen

LAUFENTAL
Donnerstag, 6. November 2014 Nr. 45
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ZWINGEN
Wenn Handwerk zur Kunst wird
Künstler-Quintett: v.l. Silli Dobler, Käthy Bütler, Daniel Flury, Ursula Hueber und Elianne
Friedli.
FOTO: JÜRG JEANLOZ
jjz. Fünf handwerklich begabte Persönlichkeiten schlüpften aus ihrem Schatten und präsentierten am Wochenende
im Ramsteinerturm Zwingen Wandschmuck-, Keramik-, Holz- und Blumenschöpfungen.
Der Ort hätte nicht besser für diese anmutige Ausstellung ausgewählt werden
können: verwinkelte Räume, schwere
Holzbalken und steile Treppen. Vier
Damen und ein Herr entschlossen sich,
im Zwingner Ramsteinerturm ihre in
der Freizeit angefertigten Kunstwerke
auszustellen. Sie mussten es nicht bereuen, denn an der Vernissage kamen
viele Gäste und Freunde und freuten
sich über die grosse Vielfalt an gediegenen Objekten.
«Wir wollen uns bekannt machen
und unsere Kreationen verkaufen», erklärte Ursula Hueber, die diese Ausstellung angeregt hatte. Nach einem Malkurs setzte sie sich selbst hinter die Staffelei und begann, abstrakte Bilder zu
malen. Dezente Grautöne im Hintergrund und ausgefallene Formen und
Farben beherrschen die gewinnenden
Bilder der Malerin, die ein Kosmetikstudio in Zwingen betreibt.
Zu einer Künstlergemeinschaft haben
sich Daniel Flury und Käthy Büttler zusammengeschlossen.
Der
gelernte
Schreiner, der Parkettböden verlegt und
Küchenschränke anfertigt, will sein Geschäft auf Möbel mit alten Hölzern erweitern. Ein origineller Holztisch oder
ein Unterbau für den Flachbildschirm
lassen erahnen, was in dieser Branche
alles möglich ist. Als gelernte Floristin
dekoriert seine Gefährtin Käthy Büttler
die Möbel und Simse mit Arrangements
von Blumen, Flechten, Moosen und
Zweigen. Schalen und Gefässe hat sie
aus Beton selbst gegossen und diese geben den Gestecken einen aparten Ausdruck.
Bekannte Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe oder Clint Eastwood haben
es der Praxisassistentin Eliane Friedli
angetan. Bleistiftzeichnungen zeigen die
Emotionen und Gesichtsausdrücke dieser Menschen, die durch aussergewöhnliche Leistungen geprägt sind. Aquarelle
und Ölbilder ergänzen die Stilrichtung
dieser begabten Künstlerin. Ganz auf
Keramik hat sich Silli Dobler festgelegt.
Originelle Schalen, Windlichter, Schneckenhäuser und vieles mehr sind in ihrem Refugium zu bewundern. Ameisen
krabbeln auf einem Baum, kecke Vögel
mit langen Beinen stolzieren herum und
mollige Hennen erwarten das Futter.
Die fantasievollen Dekorartikel werden
zuerst roh und anschliessend mit einer
Glasur gebrannt.
Wider das Vergessen
Seit 30 Jahren wird das
Laufentaler Jahrbuch von
einem initiativen Kleeblatt
veröffentlicht. Zum Dank,
dass die Herausgeber jedes Jahr spannende und
unvergessliche Ereignisse
zusammentragen, wurden
sie mit dem Laufentaler
Kulturpreis 2014 geehrt.
Jürg Jeanloz
K
aum zu glauben dass Christina
Borer-Hueber, Bernhard Bucher, Pierre Gürtler und Gerhard Vitt seit der ersten Ausgabe immer
noch in gleicher Besetzung das Laufentaler Jahrbuch publizieren. Eisern hat
das Kleeblatt zusammengehalten und
die vielen Stürme über das Tal in Bild
und Text festgehalten. Lebendig und
kreativ sind sie geblieben und haben
diesem beliebten Kalender ein Gesicht
gegeben. Zum Dank ihrer unermüdlichen Arbeit haben sie den Laufentaler
Kulturpreis 2014 der Kulturstiftung
Portland Cementfabrik erhalten. «Sie
haben sich mit dem Laufental identifiziert und ein ‚Wir-Gefühl’ entwickelt»,
lobte Stiftungspräsident Urs Hofer die
vier Herausgeber an der Jubiläums-Vernissage. Er dankte aber auch den ehrenamtlichen Autoren und Fotografen für
die vielen Beiträge
In der diesjährigen Ausgabe wagen
die Verantwortlichen einen Blick in die
Glaskugel. Tief ins Glas schaut Gemeindepräsident Remo Oser und verkündet
den Röschenzern, dass mit der Sonne
und dem Röschenzerhof gleich zwei
Übergabe des Stiftungspreises: v.l. Stiftungsmitglied Franz Hueber, Pierre
Gürtler, Christina Borer-Hueber, Gerhard Vitt, Bernhard Bucher und Stiftungspräsident Urs Hofer.
Foto: Jürg Jeanloz
Restaurants ihre Wiederaufstehung gefeiert haben. Gemeindepräsident Meinrad Probst empfiehlt sein Dorf Wahlen
als Ausgangspunkt für prächtige Wanderungen. Das Laufentaler Matterhorn,
auch Stürmenkopf genannt, sei umsäumt von reichhaltigen Weiden, Bachläufen und Sträuchergruppen. Ein Blick
zurück wirft Bernhard Bucher und lässt
uns wissen, dass vor 100 Jahren General
Wille die zum Ersten Weltkrieg aufgebotenen Truppen in Laufen inspiziert hatte. Um nicht weniger als sieben eingerückte Söhne hatte sich eine Mutter
ängstigen müssen.
«Ihr seid den anderen Regionen im
Baselbiet voraus», meinte Staatsarchivarin Regula Nebiker zu der Schicksalsgemeinschaft der 13 Laufentaler Ge-
meinden. In diesem Almanach der Erinnerungen spüre man die Berner Tradition, die einst regionale Selbständigkeit
verinnerlichte.
Das Jahrbuch lege Wert auf Verbindendes und halte in unterhaltsamer
Form das Tagesgeschehen fest. Auch
wenn der 100-jährige Kalender abgeschafft worden sei, freue sie sich über
das Kalendarium mit den sinnreichen
Sprüchen. Die beibehaltene Struktur
des Jahrbuchs sorge für Orientierung
und Heimatgefühl. Tradition werde in
diesem Almanach gross geschrieben.
Laufentaler Jahrbuch 2015 zum Preis von 15 Franken.
Verkauf von Haus zu Haus, im Dorfladen, in der Papeterie
Cueni, beim Geschäft Armbruster oder bei Bernhard Bucher, Rittenbergweg 27, Blauen.
LAUFEN
ZWINGEN
Laufental hat mehr zu bieten als Ricola-Bonbons
Schlossverein jubiliert und zeigt Kunst
Präsentiert das Projekt «Living Memory»: Barbara van der Meulen.
Prominent besetztes Podium: Gesprächsleiter Thomas Kübler unterhält sich mit Isaac Reber, Alexander Imhof, Lucas Richterich, Josef
Zindel und Stefan Marbach (v. l.).
FOTO: MARTIN STAUB
dust. Das diesjährige KMU-Podium
vom Donnerstag, 30. Oktober, war prominent besetzt. Regierungspräsident
Isaac Reber, Lucas Richterich, VR-Präsident Ricola, Stefan Marbach, Senior
Partner Herzog & de Meuron (HdM),
Josef Zindel, ehem. FCB-Kommunikationschef und Stadtpräsident Alexander
Imhof tauschten sich aus und lieferten
interessante Sichtweisen.
Im Focus stand «Wohnen im Laufental» und die eingeladene Runde erwies
sich auf diesem Gebiet als äusserst kompetent. So wusste Regierungspräsident
Reber bereits in seinem Eingangsreferat
den anwesenden rund 60 Interessierten
den Rücken – sprich das Selbstbewusstsein – zu stärken: «Trotz vielen ausstehenden und noch immer unsicheren
Projekten dürft ihr stolz sein auf diese
Region, die viele attraktive Perlen zu
bieten hat.» Reber nannte Ricola, Keramik Laufen, Ziegler Papier, das Stedtli
Laufen, Naturschönheiten und über die
Grenzen ausstrahlende Anlässe, die es
nur besser zu kommunizieren und zu
vermarkten gelte, wie sich der ausgebildete Geograf und Raumplaner aus-
drückte. Ins gleiche Horn blies Josef
Zindel, den «die Liebe nach Blauen
zog», und der «nicht vorhat, wieder
wegzuziehen», wie der Rheintaler in seinem für Laufentaler «fremden» Dialekt
bestätigte. Ihm falle auf, dass die Umgebung einfach zu wenig von den wertvollen Vorzügen des Laufentals kenne, erklärte der freischaffende Journalist und
Kommunikator.
Den bewussten Umgang mit Architektur und natürlichem Lebensraum erläuterte Stefan Marbach in einem Kurzreferat. Als Beispiel nahm er Bezug auf
das laufende Projekt Birsstadt rund um
Aesch-Dornach, vor allem aber auf das
in Etappen geplante Projekt Nau in
Laufen. «Die Architektur hat nicht nur
die Aufgabe, zu bauen, sondern auch die
dazugehörigen Lebensräume zu schaffen», lautete sein wichtigstes Credo. Er
machte aber kein Hehl daraus, dass
solch grossen Projekte viel Zeit beanspruchen, und redete von Zeiträumen
zwischen 10 und 20 Jahren. Stadtpräsident Imhof hoffe zwar auf eine raschere
Abwicklung, bemerkte Marbach nebenbei. Ein entsprechendes Votum eines
Gastes aus dem Publikum unterstrich
mit einem Beispiel aus Oberwil die Aussage des HdM-Planers. «Je mehr Institutionen und Partner in ein Projekt involviert sind, desto länger dauern die Bewilligungsverfahren», bestätigte der anwesende Regierungspräsident. Stadtpräsident Imhof zeigte sich zuversichtlich
für die zügige Umsetzung des mutigen
Stadtentwicklungsprogrammes STEP
und die wichtigen Inputs von Lucas
Richterich bezüglich Vermarktung eines
Laufentals, welches besser sei als sein
Ruf, schienen im Publikum nicht ungehört, wie die Gespräche beim abschliessenden Apéro bewiesen. So soll für das
Laufental – und vermutlich auch für das
benachbarte Schwarzbubenland – als
Fazit dieser Veranstaltung gelten: Gehet
hin und redet über die Qualitäten, die
ihr zu bieten habt.
Und für die immer wieder hinausgeschobenen Projekte, wie unter anderem
die SBB-Doppelspur oder die Umfahrung Zwingen-Laufen, wird sich die Regierung auch weiterhin «mit Vollgas»
einsetzen, wie Regierungspräsident
Isaac Reber versprach.
dust. Der Schlossverein Zwingen wurde
1974 gegründet. «Zur Förderung der
Kultur rund um das Schloss und zur Unterstützung der Gemeinde, das Kulturgut der Schlossanlage so lebendig wie
möglich zu halten», wie auf seiner
Homepage www.schlossvereinzwingen.
ch über Sinn und Zweck des Vereins
nachzulesen ist.
Am vergangenen Freitag lud der Vorstand in die Schlosskapelle zur Geburtstagsfeier ein. Vorerst akustisch, mit einem Fanfarenstück aus den Schallbechern eines Hornensembles der Musikschule Laufental-Thierstein unter der
Leitung von José Martin Blanco, wurden die zahlreichen geladenen Gäste
begrüsst. Danach folgte Präsident Markus Jermann, der nach seinen Begrüssungsworten durch das Programm führte, welches unter anderem mit einem
30-minütigen, neu digitalisierten Film
von 1993 befrachtet war. Damals übernahm die Gemeinde Zwingen unter
dem kürzlich verstorbenen Marcel Cueni als Gemeindepräsident die Schlossanlage von der Papierfabrik Zwingen,
welche sich durch diese Deinvestition
eine rosigere Zukunft erhoffte, als dies
schliesslich eintraf. Seit genau zehn Jahren nämlich steht das Areal Papierfabrik
FOTO: PATRIK HÄNGGI
Zwingen still. Ein weiteres – wenn auch
weniger erfreuliches – Jubiläum. Genau
das hat sich der Schlossverein zum Anlass genommen, das Jahr seines 40. Geburtstags mit einem grösseren Projekt
zu feiern. «Living Memory – ein Kulturfestival» wird Ende August 2015 auf
dem 120 000 Quadratmeter grossen
Areal der ehemaligen «Papieri» über die
Bühne gehen. Barbara van der Meulen
leitet dieses Kunstprojekt und wird bis
Ende Januar 2015 die Bewerbungen von
Künstlerinnen und Künstlern entgegennehmen, die sich an diesem Projekt beteiligen möchten. Die Dozentin am Institut ästhetische Praxis und Theorie der
HGK Basel FHNW stellte diesen Wettbewerb und das abschliessende Kulturfestival auf dem Areal, welches anschliessend abgerissen und einer Neubebauung weichen muss, vor. Ein grosses und würdiges Projekt, welches aufgrund der Geschichte ausgezeichnet
zum 40-Jahr-Jubiläum des Schlossvereins passt», wie Markus Jermann abschliessend feststellte. Ein weiteres Ensemble der Musikschule unter der Leitung von Martin Schaad rundete die
Feier mit fetzigen Brassklängen ab, bevor es zur wohlverdienten «Schlacht am
kalten Buffet» überging.