Frieden in meiner Umwelt

Friedensgespräche – Teil 3
Frieden mit meiner Umwelt – den Krieg gegen die Familie und
Freund/innen beenden
Sabine Knoll, freie Journalistin, Autorin und Leiterin des Österreich-Büros der „spirituellen
Friedensbewegung“ im Gespräch mit dem Mitbegründer der Bewegung und spirituellen Lehrer
Bruno Würtenberger.
Sabine Knoll (S. K.): Bruno, in unserem heutigen Gespräch geht es um Frieden in der Familie - mit
den Eltern, den Kindern und anderen Verwandten - und in weiterer Folge auch mit Freund/innen,
Kolleg/innen, Nachbar/innen etc. - also Frieden im eigenen Umfeld. Bist du mit allen genannten im
Frieden?
Bruno Würtenberger (B. W.): Wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, so wie immer, muss ich es leider
verneinen. Aber der sporadische Unfriede herrscht nur in mir und ich übernehme auch die ganze
Verantwortung dafür. Das heißt, disharmonische Gefühle meinerseits sind in Minutenschnelle erledigt,
Ruhe und Frieden breiten sich wieder aus und niemals beschuldige ich andere, die Verursacher
meiner Gefühle zu sein. Ich bin es und ich bin mir dessen bewusst und ich kann sie so lange behalten
oder nicht, wie ich will. Darin bin ich ganz frei.
S. K.: Dein Avatar-Ansatz. – Um noch bei der Frage zu bleiben: Was bringt dich denn zum Beispiel bei
deinen Eltern noch in Unfrieden? Da hat ja wahrscheinlich jeder Mensch noch seine Knackpunkte.
B. W.: Mich bringt bei allen Menschen gleichsam in innere Aufgewühltheit, wenn sie Dinge tun, welche
ich ganz genau von mir kenne. In meinem Fall, wenn sie sich offensichtlich (für mich zumindest) selbst
täuschen und etwas vorgeben, was nicht ist.
S. K.: Fällt dir ein Beispiel ein, wo jemand - Eltern, Kind, Freund/innen, wer auch immer - kürzlich
etwas in dir ausgelöst hat, was in diese Richtung ging?
B. W.: Zum Beispiel wenn ich meinen Sohn zu meinen Eltern in Obhut gebe für einen Tag oder so
oder ein Wochenende und ich danach frage, wie es lief, dann bekomme ich immer die selbe Antwort:
„Gut, wir hatten keine Probleme.“ Obwohl Großpapis Nerven vielleicht schon ziemlich gespannt sind
und Großmuttis Augen tränengefüllt. Ich schätze, sie möchten damit bezwecken, dass ich mir keine
Sorgen mache, aber ehrlich gesagt, ich kenne ja meinen Sohn und mache ich mir eher dann Sorgen,
wenn immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist.
S. K.: Und was löst das dann bei dir an Gefühlen aus, wenn deine Eltern dich belügen, aus welch gut
gemeinten Gründen auch immer?
B. W.: Wenn es ein Lügen wäre, dann wäre es kein Problem für mich. Das ist es nur dann, wenn sie
wirklich davon überzeugt sind, dass es stimmt. Dann hinterlässt das bei mir ein Gefühl von Ohnmacht,
der Ohnmacht, also auch nicht helfen zu können.
S. K.: Und warum willst du unbedingt helfen?
B. W.: Weil ich ein unverbesserlicher Ignorant bin.
S. K.: Was hat das mit Ignoranz zu tun?
B. W.: Weil nur ein Ignorant glaubt, dass es allen gut gehen muss, dass alle Menschen gesund und
glücklich sein müssen. Dabei hat jeder das Recht auf sein Leid. Manchmal ist das für Menschen
gesünder und erkenntnisreicher und erleuchtender als alle angenehmen Gefühle zusammen.
S. K.: Manche sagen, bei den eigenen Kindern werden die Themen wieder akut, die man mit den
Eltern selbst noch nicht gelöst hat. Ist das auch deine Erfahrung?
B. W.: Umfassend gesehen kann ich das bestätigen. Ich hatte ein Vaterproblem, heute ist es ein
Sohnproblem. Die Details sind zwar verschieden, aber der Konflikt Vater / Sohn hat sich erhalten.
S. K.: Magst du ein praktische Beispiel dafür geben? Fällt dir etwas ein?
B. W.: Na ja, ich hatte immer das Gefühl, mein Vater versteht mich nicht und heute habe ich
manchmal das Gefühl, dass mich mein Sohn nicht liebt, nicht versteht, wie sehr ich ihn liebe.
S. K.: Und hast du auch das Gefühl, du verstehst deinen Sohn nicht, oder er, von dir nicht verstanden
zu werden?
B. W.: Eher er, dass ich ihn nicht verstehe.
S. K.: Dann hast du jetzt die Gelegenheit, von der anderen Seite aus die Erfahrung zu machen, wie es
ist, wenn der Sohn denkt, mein Vater versteht mich nicht? - Dachte dein Vater auch, du liebst ihn
nicht?
B. W.: Ja, natürlich. Ich bin auch sehr dankbar, die andere Seite erleben zu dürfen, sie ist sehr hart.
Doch nun beginne ich immer besser folgendes Sprichwort zu verstehen: "Erst, wenn du selber Kinder
hast, weißt du, wie sehr dich deine Eltern geliebt haben."
S. K.: Du hast ja, wie wahrscheinlich auch einige LeserInnen, ein Indigo-Kind mit 10 Jahren, was
sicher manchmal eine besondere Herausforderung ist. Was kannst du als Rat für den Umgang mit
diesen Kindern geben?
B. W.: Geduld, Geduld, Geduld, Liebe, Liebe, Liebe, nichts persönlich nehmen und sich von der
Gesellschaft nicht bedrängen lassen. Das Kind auf SEINEM Weg unterstützen und vor allem nicht
rational denken. Wir müssen ihnen eine Chance geben und das immer und immer wieder, ihre eigene
Persönlichkeit schätzen zu lernen, sie nicht beugen oder unterdrücken oder indoktrinieren und vor
allem, allem anderen, wir müssen ganz ehrlich mit ihnen sein. Denn wenn wir sie anschwindeln, auch
wenn es unbedeutend ist und es nur Kleinigkeiten sind, beginnen sie ihren eigenen Gefühlen zu
misstrauen. Und dann ist es um sie geschehen.
S. K.: Fällt dir das auch selber manchmal schwer, das alles zu beherzigen? Wann ist dein innerer
Friede in Gefahr?
B. W.: Ja, manchmal fällt es auch mir schwer, vor allem eben dann, wenn mein Sohn gerade jene
Punkte bei mir zum Schwingen bringt, die ich noch unverarbeitet mit mir herumtrage, wie zum Beispiel
die Angst, nicht geliebt zu sein.
S. K.: Du hast mal bei einem Vortrag erzählt, du hättest ihn gefragt, warum er nie gesagt habe, dass
er dich liebe, und er meinte, weil er es nicht so fühle. Bei aller Wertschätzung, die du für sein
Vertrauen hattest - wie gehst du um mit so einer Meldung?
B. W.: Ich freue mich einfach über seine Ehrlichkeit und nehme die Tatsache so hin, wie sie ist. Meine
Liebe zu ihm verändert sich ja deswegen nicht und die kann ich genauso genießen. Es ist qualitativ
viel wertvoller und schöner zu lieben, als geliebt zu werden! Wenn man nur liebt, wenn man
zurückgeliebt wird, dann ist es keine Liebe und dann kann man das geliebt werden auch nicht richtig
genießen.
S. K.: Tut dir das dann trotzdem weh, wenn er so etwas sagt, gerade, weil es dein Thema ist, in das er
zielsicher hineinsticht?
B. W.: Natürlich schmerzt das, aber nur kurz.
S. K.: Hast du ihn dann gefragt, warum er dich nicht liebt? Oder ist dir das nicht wichtig?
B. W.: Nein, das würde ich niemals fragen, das würde bloß Verwirrung stiften. Es ist auch unwichtig.
Obwohl, ich weiß es, da ich Einsicht hatte in unser gemeinsames früheres Leben.
S. K.: Der Verstand möchte immer gerne verstehen. Was tut man, wenn man keine Einsicht in frühere
Leben hat?
B. W.: Es sein lassen, wie es ist und die Gefühle die da sind, integrieren.
S. K.: Dadurch, dass man bereit ist, sie zu fühlen, bis sie sich lösen zum Beispiel? Geht es immer
wieder um das Annehmen der Dinge wie sie sind? Ich lese gerade von Eckhart Tolle "Stille spricht",
und das ist der Ansatz, den er zum Thema innerer Friede bringt.
B.W.: Genau!
S. K.: Das ist für mich manchmal eine Gratwanderung, wo nicht so klar ist, wann es wirklich
Annehmen und wann es Resignation ist. Das könnte ja auch bedeuten zu denken: „Ich kann ohnehin
nichts ändern, also lasse ich eben alles, wie es ist.“ Wo ist da für dich der Unterschied?
B. W.: Eben, genau wenn man so denkt, ist es ja offensichtlich Resignation. Wenn man integriert statt
resigniert, fühlt man sich dabei stark, leicht, fröhlich, bereichert und nicht entkräftet.
S. K.: Also ist der Schlüssel immer, bereit zu sein zu fühlen, was den inneren Unfrieden auslöst?
B.W.: Nein, nicht zu fühlen, was den Unfrieden auslöst, sondern den Unfrieden zu fühlen, jene
Gefühle, die eben gerade da sind. Das Herausfinden des Auslösers ist Kopfarbeit und führt vom
eigentlichen Gefühl weg. Zwar zu tollen Erkenntnissen manchmal, aber dennoch weg vom
eigentlichen Gefühl. Das Warum ist in solchen Fällen unwichtig. Das was ist, ist wichtig.
S. K.: Ist das der Grund, warum wir uns immer wieder in solche unfriedliche Situationen bringen? - Um
Gelegenheit zu haben, immer mehr zu integrieren?
B.W.: Schon möglich, aber ob es so sein muss, da zweifle ich daran. Wir könnten einfach wieder
lernen, im Hier und Jetzt zu leben, dann wäre alles anders. Dann gäbe es nichts mehr zu lernen, man
erkennt ständig, dann gäbe es nichts mehr zu vervollkommnen, man vervollkommnet ständig, dann
gäbe es nichts mehr zu erleuchten, man leuchtet ständig.
S. K.: Schönes Schlusswort! - Danke für das Gespräch. - Nächstes Mal geht es um Frieden mit der
Welt - Mr. Bush etc. - Ich freu mich schon!