Bibliotheksorganisation Prüfungsfragen Ausbildungslehrgang hauptamtlicher Bibliothekarinnen und Bibliothekare für den mittleren Fachdienst Markus Feigl, 2015 Ratschläge von Umberto Eco zur bestmöglichen Organisation von Bibliotheken • • • • • Es sollte möglichst überhaupt keine Fotokopierer geben; falls doch einer da ist, muss der Weg weit und der Zugang beschwerlich sein, der Preis für eine Kopie muss höher sein als im nächsten Papiergeschäft und die Zahl der Kopien begrenzt auf höchstens zwei bis drei Seiten. Der Bibliothekar muss den Leser als einen Feind betrachten, als Nichtstuer (andernfalls säße er an der Arbeit) und als potentiellen Dieb. Die Auskunft muss unerreichbar sein. Das Ausleihverfahren muss abschreckend sein. Die Öffnungszeiten müssen genau mit den Arbeitszeiten zusammenfallen, also vorsorglich mit den Gewerkschaften abgestimmt werden: totale Schließung an allen Samstagen, Sonntagen, abends und während der Mittagspausen. Der größte Feind jeder Bibliothek ist der Werkstudent, ihr bester Freund einer wie Don Ferrante, der seine eigene Bibliothek besitzt, also keine öffentliche aufsuchen muss und dieser die seine bei seinem Ableben hinterlässt. Ratschläge von Umberto Eco zur bestmöglichen Organisation von Bibliotheken • • • • Es muss unmöglich sein, sich innerhalb der Bibliothek irgendwie leiblich zu stärken, und es muss auch unmöglich sein, sich außerhalb der Bibliothek leiblich zu stärken, ohne zuvor alle ausgeliehenen Bücher zurückgegeben zu haben, um sie dann nach der Kaffeepause erneut zu bestellen. Es muss unmöglich sein, das einmal ausgeliehene Buch am nächsten Tag wieder zu finden. Es muss unmöglich sein zu erfahren, wer das fehlende Buch ausgeliehen hat. Es darf möglichst keine Toiletten geben. Ideal wäre es schließlich, wenn der Benutzer die Bibliothek gar nicht erst betreten könnte; betritt er sie aber doch, stur und pedantisch auf einem Recht beharrend, das ihm aufgrund der Prinzipien von I789 zugestanden worden ist, aber noch nicht Eingang ins kollektive Bewusstsein gefunden hat, so darf er auf keinen Fall, nie und nimmer, außer bei seinen kurzen Besuchen im Lesesaal, Zugang zu den Bücherregalen selbst haben. Eco, Umberto: Wie man mit einem Lachs verreist und andere nützliche Ratschläge. Hanser, 1993 Welche Rechtsverhältnisse gibt es zwischen Träger und BibliothekarInnen? • • • Die Bücherei wird rechtlich durch den befugten Repräsentanten ihres Trägers vertreten. Je nach der Art des Trägers wird dieser entweder durch rechtliche Regelungen (im Falle öffentlicher Körperschaften z. B. Stadt, Gemeinde), Wahl (Vereine, Betriebsrat) oder durch Übertragung der Rechte bestellt. Bei der Kooperation mehrerer Träger sollte es einen Kooperationsvertrag geben, der u.a. das Weisungsrecht an die Bücherei schriftlich klärt Dem Träger sind jedenfalls vorbehalten: • die Festsetzung von Verleihfristen und Gebühren • von Verträgen und Versicherungen • die Anstellung von Personal und dessen Entlohnung, • die Festsetzung des Budgets, • und die Kontrolle aller erwähnten Bereiche. Welche Rechtsverhältnisse gibt es zwischen Bibliothek, Buchhandel, AutorInnen und Verlagen? Gebundener Ladenpreis – Bibliotheksrabatt • In Österreich ist der gebundene Ladenpreis für Bücher in einem Gesetz geregelt. Das bedeutet, dass ein Buch in allen Buchhandlungen zum gleichen Preis verkauft werden muss. In dem gleichen Gesetz ist festgelegt, dass der Buchhandel Bibliotheken und Öffentlichen Büchereien einen Bibliotheksrabatt von 10 % auf den gebundenen Ladenpreis einräumen kann. Urheberrecht – Bibliothekstantieme • Die Urheberrechte von Medien aller Art, die im regulären Handel gekauft worden sind (mit Ausnahme kommerzieller Computersoftware etc.) sind im Hinblick auf den Verleih in Öffentlichen Büchereien in der Art geregelt, dass den Urhebern für den Verleih in Bibliotheken ein Entgelt zusteht. Diese Bibliothekstantieme genannte Abgabe wird jährlich von Bund und Ländern abgegolten. Im §16 a ist der Unterschied zwischen Vermieten und Verleihen definiert. Öffentliche Büchereien verleihen – und dieser Verleih ist über die Bibliothekstantieme abgegolten. Die Urheberrechte werden dabei von Verwertungsgesellschaften wahrgenommen. Veranstaltungen mit Musik und Literatur • Wenn aus Werken der Literatur gelesen wird, die noch dem Urheberrecht unterliegen (70 Jahre nach dem Tod des Urhebers) und bei Veranstaltungen mit Musik sind diese bei der Verwertungsgesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) anzumelden und es ist eine Abgabe zu entrichten. Welche Rechtsverhältnisse gibt es zwischen Bücherei und BenutzerInnen? • • Durch die Unterschrift auf der Benutzererklärung nimmt der Benutzer/die Benutzerin die gleichzeitig auszuhändigende Benutzerordnung zur Kenntnis und verpflichtet sich sie einzuhalten – das ist ein Vertrag nach bürgerlichem Recht, der auch in EDV-verwalteten Büchereien nötig ist. Die Benutzerordnung muss neben den Modalitäten des Verleihbetriebs auch die oben erwähnten Auflagen nach dem Urheberrecht enthalten, außerdem die Erklärung, dass der Benutzer/die Benutzerin mit der Erfassung der zur Abwicklung des Verleihbetriebs nötigen persönlichen Daten (Name, Adresse, Geburtsdatum, eventuell Telefonnummer) mit EDV einverstanden ist. Was ist im Hinblick auf den Datenschutz in der Bücherei zu beachten? • • Die EDV-verwaltete Bücherei ist verpflichtet, sich im Datenschutzregister eintragen zu lassen und die zugewiesene DVR-Nummer auf allen mit EDV erstellten Aussendungen zu verwenden. Außerdem ist sie durch das Datenschutzgesetz verpflichtet, die erhobenen Personaldaten ausschließlich für den eigenen Betriebsablauf zu verwenden und sie nicht an Dritte weiterzugeben – auch keine Auskünfte darüber zu erteilen. Auch Verleihdaten sind personenbezogene Daten und dürfen nur bis zur Rückgabe der Medien gespeichert werden, sie sind mit der Rückgabe zu löschen. Theken- und Freihandbüchereien – welches unterschiedliche Aufgabenverständnis steht hinter der historischen Entwicklung dieser Organisationsformen? Bibliothek als Bildungsanstalt mit steuernder Funktion der Bibliothekarinnen und Bibliothekare vs Vertrauen in die Mündigkeit der Leserinnen und Leser; Wertschätzung auch des Lesens zu Unterhaltungszwecken. Welche Sonderformen Öffentlicher Büchereien sind Ihnen bekannt? • • • Fahrbüchereien Krankenhausbüchereien Gefängnisbüchereien Was ist bei der Planung einer Bibliothek bezüglich Lage, Raumbedarf und Bau zu bedenken? • • • Standort: zentrale Lage mit Möglichkeit der Kombination verschiedener Erledigungen Raumbedarf: 18-20m2 pro 1000 Medieneinheiten Bau: Erweiterungsmöglichkeiten, Einsehbarkeit des Benutzungsbereichs von der Theke aus Was ist bei der Ausstattung der Räume zu berücksichtigen? • Größtmögliche Flexibilität, gute Lichtverhältnisse, leicht zu reinigen Wie wird eine Erwachsenenbibliothek eingerichtet? • Regalhöhe: Oberkante 210-220cm; ergonomischer Ausleihplatz Welche Abteilungen der Bibliothek benötigen eine spezielle Einrichtung und wie soll diese aussehen? • • Kinderbibliothek: getrennt von der Erwachsenenbibliothek; niedrigere Regale; kindergerechtes Design Musikbibliothek: Abspielplätze Beschreiben Sie die Aufgaben der Entwicklungs- und Finanzplanung in einer Öffentlichen Bibliothek. • • • Entwicklungsplanung: betrifft kurz-, mittel- und langfristige Konzepte für Ausbauschwerpunkte, Erweiterungs- und Übersiedlungsprojekte, Ansprechen neuer Zielgruppen, Bestandsveränderungen, Reorganisation, Öffentlichkeitsarbeit usw., welche als Leitmotive in die jährlichen Planungen und die praktische Arbeit einfließen. Finanzplanung: erstreckt sich in der Regel auf ein Arbeitsjahr. Dem Träger gegenüber ist der Finanzbedarf zu ermitteln, anzumelden und zu verhandeln. Der Finanzplan für das nächste Jahr muss meist im Juni mit dem Träger verhandelt werden. Planungsgrundlagen für das Normalbudget sind die Gesamtausgaben und Einnahmen des vorigen Jahres und die Entwicklung im ersten Halbjahr des laufenden Jahres, dazu kommen Ausgaben für Sondervorhaben und Projekte. Welche Aufgaben hat die Büchereiverwaltung, nennen sie Hauptgebiete? • • • • • Die Büchereiverwaltung normiert Arbeitsabläufe in der Öffentlichen Bücherei: Erwerbung, Erschließung, Einarbeitung und Ausscheidung von Medien Benutzerverwaltung Ausleiheverwaltung und Geldgebarung Arbeitsplanung und Leistungskontrolle mit Hilfe von Statistik, Kennzahlen und Controlling Woraus besteht ein Büchereiverwaltungsprogramm, welche Kriterien sollte es erfüllen? • • • • • • • • • • • Datenbankprogramm und Programmteil, der auf die Datenbank zugreift und die Bedürfnisse der Büchereiverwaltung mit Hilfe der Datenbank umsetzt. Leserverwaltung mit Leserkonten, Ausdruck von Leserausweisen etc. Ausleihverbuchung mit Gebührenverrechnung, Mahnwesen, Vorbestellung Katalogisierung nach RAK, Ausdruck von Signaturetiketten Fremddatenrecherche und Fremddatenübernahme aus dem Internet Recherche nach den klassischen Katalogzugriffen und Stringsuche Statistik nach den Vorgaben der österreichischen Büchereistatistik OPAC, Webserver Schnittstellen für den Datenimport und Export nach MAB2 und zu „Bibliotheken Online“ Möglichkeiten zur Registerbearbeitung (Personen-, Systematik-, Schlagwortregister, …) Programme zur Datensicherung Was ist ein Datenbankprogramm, wie funktioniert es, was leistet es? • • Datenbankprogramme (wie Access, Oracle, SQL-Server, Centura SQL-Base, MySQL, ...) bieten die Möglichkeit, Daten in frei definierbaren Feldern von Tabellen abzuspeichern. Dabei können für jedes Feld Eigenschaften (Datentyp, Grenzen, Auswahllisten, ...) festgelegt werden. Nur Daten, welche diesen Vorgaben entsprechen, werden als Eingaben akzeptiert. Worin unterscheiden sich Theken- und Freihandbüchereien hinsichtlich der Benützung durch die Leserinnen und Leser und der Aufstellung der Medien? • • In der Freihandbibliothek haben die Leserinnen und Leser unmittelbaren Zutritt zu den Regalen. In der Thekenbibliothek haben die Leserinnen und Leser keinen unmittelbaren Zutritt zu den Regalen. Die Theke (das Pult) trennt das Medienmagazin vom Leseraum. Wie sind die Medien in der Freihandbibliothek aufgestellt? • In der Freihandbibliothek werden die Medien in inhaltlicher Ordnung aufgestellt. Als Grundlage dient eine Systematik (Klassifikation). Was ist eine „benutzerorientierte“ Aufstellung? • • • • • Klar verständliche und nachvollziehbare Anordnung der Medien durch: Interessenkreis-Etiketten am Buchrücken sollten den LeserInnen ermöglichen, leichter zu Büchern seines Interessengebietes zu finden. Im Eingangsbereich werden attraktive Medien aufgestellt, die man eher nicht über den OPAC sucht: Krimis, Zeitschriften, AV-Medien ... In Regalen nach Neigungsgruppen werden Medien aus verschiedenen Systematikgruppen zusammengestellt: z. B.: Frauenregal, Familie, Gesundheit, Freizeit, Neuanschaffungen – dort findet man Belletristik, Ratgeber, Sachbücher und AV-Medien zum jeweiligen Thema. Welche Bedeutung hat eine Systematik, welche Systematiken kennen Sie? • • • • • • "Klassifizieren bedeutet, gleiche Gegenstände in Gruppen zusammenzufassen. Alle Mitglieder einer durch Klassifizieren entstandenen Gruppe - oder Klasse - haben mindestens ein gemeinsames Merkmal, das die Mitglieder anderer Klassen nicht besitzen." (Brian Buchanan: Bibliothekarische Klassifikationstheorie. München u.a.: Saur, 1989. S. 9). Systematiken (Klassifikationen) dienen der Zuordnung von Medien zu Fachgebieten und Teilgebieten von Wissenschaften. Österreichische Systematik für Öffentliche Bibliotheken (ÖSÖB):Die Notationen bestehen aus einer bis zu fünfstelligen Buchstabenfolge, wobei versucht wurde, mnemotechnische Überlegungen einzubeziehen. Dezimalklassifikation (DK) : 1876 vom amerikanischen Bibliothekar Melvil Dewey als „Dewey Decimal Classification“ geschaffen. Die Notation besteht aus Ziffern, die Untergliederung der Sachgruppen erfolgt stets in Zehnergruppen. Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken (ASB) Klassifikation für Allgemein-Bibliotheken (KAB) Was versteht man unter Notation und Signatur, welche Arten gibt es? • • Die Signatur ist die Kennzeichnung des Standortes. Ihre Zusammensetzung richtet sich nach der Aufstellung der Bücher in den Regalen. Bei der systematischen Aufstellung kommt jedes Buch an diejenige Stelle innerhalb des Bestandes, an der es gemäß seinem Inhalt im Rahmen der Systematik eingereiht werden muss. Die Signatur besteht folglich aus der Bezeichnung der Systematikstelle oder Systematikgruppe (= Notation), hinzu kommen noch die ersten vier Buchstaben des Haupteintrages (Ordnungswortes). Nach welchen Kriterien kann man in den Katalogdaten recherchieren? • • • • • • • Alphabetischer Zugriff auf die Haupteintragung (HE) Systematischer Zugriff auf die verwendete Systematik Numerischer Zugriff auf die Exemplar Nummer Zugriff auf den Hauptsachtitel Schlagwortzugriff Zugriff nach der Exemplar Nummer (Mediennummer) Zugriff auf die ISBN Was ist ein Stichwort - was ist ein Schlagwort? Was ist die ISBN, seit wann gibt es Sie, wie setzt sie sich zusammen? • • Stichwort ist ein in ausgewählten Feldern des EDV-Katalogs suchbares Wort. Schlagwörter werden aus dem Inhalt gewonnen. Ein Schlagwort ist ein möglichst kurzer, aber genauer und vollständiger Ausdruck für den sachlichen Inhalt eines Mediums. • Die Internationale Standardbuchnummer (International Standard Book Number) ISBN, dient zur eindeutigen Kennzeichnung von Büchern. Daneben können auch andere selbstständige Veröffentlichungen, wie z. B. Multimedia-Produkte und Software, mit einer ISBN gekennzeichnet werden, sofern sie einen redaktionellen Anteil enthalten. Die ISBN wurden zunächst in Warenwirtschaftssystemen des Buchhandels eingesetzt, doch auch Bibliotheken verwenden sie für Bestellsysteme und bibliotheksübergreifende Kataloge. Es gibt sie seit 1972. • Nach welchen Kriterien sollte der Buchbestand aufgebaut werden? • • • • • • Der Medienbestand der Öffentlichen Bibliotheken soll eine Auswahl aus dem gesamten Literaturangebot bieten und – entsprechend dem Leitbild, dem Bildungsauftrag und der Nachfrage der LeserInnen dieser Bücherei – ein aktuelles, gepflegtes und benutzerfreundlich präsentiertes Informationsangebot für jedes Lesealter und alle soziale Schichten bereitstellen. Informationen für den lokalen Bereich sammeln politische und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen Bildungs- und Ausbildungsfunktionen wahrnehmen Unterhaltung und Freizeitgestaltung fördern soziale Funktionen erfüllen (Zuwanderer, Behinderte, Randgruppen etc.) Nach welchen Kriterien wählen Sie Bücher aus? Wann und warum sind Bücher auszuscheiden? • Die Analyse des Einzugsgebietes der Bibliothek gibt Aufschluss über die Bevölkerungsstruktur und damit über die zu erwartenden Benutzerinteressen, Benutzerwartungen und das Benutzerverhalten. • Zerlesen/verschlissen: Die Lebensdauer des Buches richtet sich vor allem nach den Entlehnungen: Kinderbuch: nach ca. 40 – 60 Entlehnungen Belletristik: nach ca. 40 – 80 Entlehnungen Sach- und Fachbuch: unterschiedlich, meist tritt die inhaltliche Veralterung vor dem Verschleiß ein Veraltet: Kinderbuch und Belletristik – thematisch und/oder inhaltlich; Sach- und Fachbuch, Naturwissenschaft und Technik meist nach 5 Jahren • • • • • Welche Arbeitsgänge fallen bei der Einarbeitung von Medien an? Welche Funktionen haben Abschreibungen, warum und wie sind sie durchzuführen? • Nach Auswahl und Erwerb der Medien sind Inventarisierung, Katalogisierung (formale und inhaltliche Erschließung), Einarbeitung (technische Arbeiten, die zur Ausleihefähigkeit führen), Medienpflege (Reparaturen, Ausscheidung) und Bestandsrevision (Inventur) die wichtigsten mit den Medien zusammenhängenden Verwaltungsarbeiten. • Der Bestand einer Bibliothek soll nicht nur äußerlich ansprechend, sondern auch aktuell sein. Neben laufender Buchpflege und ständiger Bestandsergänzung ist das Ausscheiden (Makulieren, Abschreiben) verschlissener und überholter Medien unbedingt notwendig. Welchen Zweck hat die Einteilung von BenutzerInnen in Lesergruppen, welche werden verwendet? • Zur Feststellung des Anteils bestimmter Bevölkerungsgruppen an der Gesamtzahl der BenutzerInnen können die LeserInnen nach Geschlecht und Alter bestimmten Benutzergruppen zugeordnet werden. Die Kennzeichnung der einzelnen Benutzergruppen erfolgt zweckmäßigerweise durch Buchstaben. Die häufigste Einteilung erfolgt nach Alter und Geschlecht. Welche Bedeutung haben Benutzungsordnung und Lesererklärung? • • Die Benutzungsordnung enthält einen Auszug aus den Verwaltungsrichtlinien der Bibliothek, soweit sie unmittelbar die Leserinnen und Leser betreffen. Der Leser/die Leserin verpflichtet sich durch Unterschrift bei der Einschreibung zur Einhaltung der Benutzungsordnung und geht damit einen Vertrag nach bürgerlichem Recht ein. Im Konfliktfall kann sich die Bibliothek auf diesen Vertrag berufen. Dem neuen Benutzer/der neuen Benutzerin ist ein Benutzerausweis und die Benutzungsordnung zu überreichen, deren Kenntnisnahme durch Unterschrift zu bestätigen ist (Benutzererklärung). Diese Unterschrift kann auf einer Lesererklärung geleistet werden, die dann in der Bücherei numerisch geordnet aufzubewahren ist oder auf dem Leserausweis, wenn die erforderliche Erklärung aufgedruckt ist. Was ist im Hinblick auf den Datenschutz in der Bücherei zu beachten? • Bei der Buchrückgabe wird die Mediennummer eingelesen und die im Computer gespeicherten Ausleihedaten werden gemäß den Datenschutzbestimmungen sofort gelöscht. Es darf keine Möglichkeit geben, die Lesebiografie eines Benutzers/einer Benutzerin im Wege der Bücherei-EDV einzusehen, außer, er/sie wünscht das schriftlich nachweisbar (auf der Lesererklärung). Wie sollte der Einschreibvorgang ablaufen? • • • • Über den Kreis der Benutzungsberechtigten gibt die Benutzungsordnung Auskunft. Die Aufnahme in die Bibliothek soll grundsätzlich persönlich erfolgen. Zur Einschreibung in die Bücherei ist in der Regel ein Lichtbildausweis und ein Adressennachweis erforderlich. Wenn die Bücherei Zugriff auf das Melderegister hat, genügt der Lichtbildausweis. Bei der Einschreibung ist außerdem in der EDV nachzusehen, ob der Anzumeldende nicht schon eingeschrieben ist bzw. als gesperrt aufscheint. Dem neuen Benutzer/der neuen Benutzerin ist ein Benutzerausweis und die Benutzungsordnung zu überreichen, deren Kenntnisnahme durch Unterschrift zu bestätigen ist (Benutzererklärung). Diese Unterschrift kann auf einer Lesererklärung geleistet werden, die dann in der Bücherei numerisch geordnet aufzubewahren ist oder auf dem Leserausweis, wenn die erforderliche Erklärung aufgedruckt ist. Infolge ihrer rechtlichen Bedeutung sind Lesererklärung und Benutzerordnung auch in Bibliotheken mit EDV-Verwaltung notwendig! Die Unterschrift kann auch auf Leseausweisen in Scheckkartenformat geleistet werden, wenn damit bestätigt wird, dass die Benutzerordnung zur Kenntnis genommen wurde. Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres sind nicht vertragsfähig und können die Benutzererklärung deshalb nicht selber abgeben, die Unterschrift muss ein Erziehungsberechtigter leisten. Wie funktioniert die Ausleihverbuchung? Welche technischen Systeme kommen zum Einsatz? • • • Bei der Ausleiheverbuchung werden die Leserdaten mit den Exemplardaten der entliehenen Medien verknüpft und das Rückgabedatum gespeichert. Leserausweis und maschinenlesbares Medienetikett (Strichcode, OCR-Schrift, RFID) werden mittels Tastatur, Lichtstift, Scanner oder RFID-Lesefeld direkt in die EDV-Anlage eingelesen und als Ausleihfall abgespeichert. Bei RFID-Technik (Radiofrequenz-Identifikation) werden die Medien mit Transpondern ausgestattet, welche im Lesefeld der Ausleihtheke oder beim Selbstverbuchungsterminal durch Induktion aktiviert werden und ihre Daten per Funk ins Bibliothekssystem übertragen. Was ist bei Medienreservierungen zu tun? • • Zur Vorbestellung kann der Benutzer/die Benutzerin gegen eine festgesetzte Gebühr eine Vorbestellkarte erhalten, die dem Vordruck gemäß ausgefüllt wird. EDV-Systeme gestatten die Vorbestellung direkt am OPAC oder auch über Internet – die fälligen Gebühren werden auf das Benutzerkonto gebucht. Wenn das vorbestellte Medium zurückkommt, wird es bereitgelegt und der Benutzer/die Benutzerin durch die per Post verschickte Vorbestellkarte oder per EMail benachrichtigt, dass das Medium jetzt abgeholt werden kann. Zur Abholung ist mit der Verständigung eine ausreichend Frist zu setzen, nach der die Vorbestellung erlischt. Was wissen Sie über das Mahnwesen? • • • • • Durch die Verpflichtung zur Einhaltung der Benützungsordnung haben sich die BenutzerInnen auch zur Einhaltung der Entlehnfrist verpflichtet. Das Büchereiverwaltungssystem überwacht die Einhaltung der Fristen und erlaubt den Druck von Mahnlisten oder Mahnbriefen. Erste Mahnung: Jede Woche wird ein Mahnlauf des Büchereiprogramms gestartet und eine Liste der überfälligen Medien ausgedruckt. In der Woche nach Ablauf der Entlehnfrist wird zum ersten Mal an die Fristüberschreitung erinnert. Die BenutzerInnen werden auf die anfallenden Überschreitungsgebühren aufmerksam gemacht. Zweite Mahnung: Unterbleibt die Rückgabe der gemahnten Medien, so erfolgt nach 14 Tagen die zweite Mahnung. Dritte Mahnung: Unterbleibt die Rückgabe der fälligen Medien auch nach der zweiten Mahnung, wird nach weiteren 14 Tagen eine dritte und letzte Mahnung als persönlicher Brief (eventuell eingeschrieben oder mit Postzustellnachweis) mit dem Hinweis auf gerichtliche Schritte abgeschickt. Wie konsequent die Eintreibung der offenen Forderungen durchgeführt wird, hängt von den Vorgaben des Büchereiträgers ab. Jedenfalls ist am Ende des erfolglosen Mahnverfahrens mindestens der Benutzer/die Benutzerin zu sperren. Welche sind die gebräuchlichsten Gebühren in der Bücherei? • • • • • Durch die Einschreibung erwirbt der Benutzer/die Benutzerin das Recht auf Benutzung der Bibliothek. Die Einschreibgebühr wird in der Regel von jenen BenutzerInnen kassiert, von denen auch eine Leihgebühr eingehoben wird. Eine Befreiung von den Leihgebühren muss jedoch nicht unbedingt auch den Wegfall der Einschreibgebühr einschließen. Leihgebühr (Entlehngebühr) Bei Leihgebühren werden zwei Grundformen unterschieden: die Bandgebühr und die Zeitgebühr. Die Zeitgebühr (für einen Tagesbesuch, einen Monat, ein viertel, halbes oder ganzes Jahr) ist leichter zu administrieren, bedeutet einen höheren Geldbetrag auf einmal, erlaubt aber auch die Entlehnung von beliebig vielen Medien um diesen Betrag innerhalb eines Zeitraumes. Demgegenüber erscheint die Bandgebühr (ein bestimmter Betrag pro Band) gerechter, doch ist sie mit mehr Verwaltungsaufwand verbunden. Die Hemmung des Lesers/der Leserin, ein Medium mehr mitzunehmen, fällt bei der Zeitgebühr weg. Welche sind die gebräuchlichsten Gebühren in der Bücherei? • • • • Überschreitungsgebühr (Versäumnisgebühr, Mahngebühr) Die Einhebung von Überschreitungsgebühren wird als notwendige Ordnungsmaßnahme im Interesse aller BibliotheksbenutzerInnen angesehen. Die Überschreitungsgebühr wird im Gegensatz zu den Leihgebühren von allen BibliotheksbenutzerInnen eingehoben (auch bei Befreiung von den Leihgebühren), wenn die Entlehnfrist überschritten ist. Die Überschreitungsgebühr kann pro Medium und Tag, oder pro Medium und Woche festgesetzt werden. Die Festsetzung einer Höchstgrenze ist empfehlenswert. Wenn die Überschreitungsgebühr den Medienzeitwert stark übersteigt, ist sie auch rechtlich bedenklich. Zusätzlich können fixe Beträge pro Mahnung zur Abgeltung der Verwaltungskosten kommen. Vorbestellgebühr Die Vorbestellgebühr wird pro Medium eingehoben. Sie ist so festzusetzen, dass sie zumindest das Porto für die Versendung der Verständigung deckt. Wie wird die Geldgebarung verwaltet? • • • Grundsätzlich gilt, dass das Inkasso der Einnahmen mit möglichst geringem Verwaltungsaufwand verbunden sein sollte. Für die Genauigkeit der täglichen Aufzeichnungen der Gebühreneinnahmen sind die jeweiligen Verwaltungsbestimmungen (Geschäftsordnung) der Büchereiträger maßgebend. Das einfachste Verfahren für das Gebühreninkasso stellt die so genannte Schlitzkassa dar, bei der vor den Augen der LeserInnen der Geldbetrag durch einen Schlitz in eine versperrte Kassa geworfen wird, die dann von einem Vertreter der Gemeinde in Abständen geleert wird. Bei EDV-Büchereiprogrammen wird die Gebührenverrechnung über das Programm abgewickelt. Es ist dabei jederzeit möglich, den theoretischen Kassastand mit dem tatsächlichen zu vergleichen. Das sollte zumindest beim Personalwechsel geschehen. Jedenfalls ist die Kassa mit jedem Ausleihtag abzuschließen.
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