Bibliotheksorganisation - HAC 2015-2017

Bibliotheksorganisation
Prüfungsfragen
Ausbildungslehrgang hauptamtlicher Bibliothekarinnen und Bibliothekare für den mittleren Fachdienst
Markus Feigl, 2015
Ratschläge von Umberto Eco zur bestmöglichen Organisation von
Bibliotheken
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Es sollte möglichst überhaupt keine Fotokopierer geben; falls doch einer da ist,
muss der Weg weit und der Zugang beschwerlich sein, der Preis für eine Kopie
muss höher sein als im nächsten Papiergeschäft und die Zahl der Kopien begrenzt
auf höchstens zwei bis drei Seiten.
Der Bibliothekar muss den Leser als einen Feind betrachten, als Nichtstuer
(andernfalls säße er an der Arbeit) und als potentiellen Dieb.
Die Auskunft muss unerreichbar sein.
Das Ausleihverfahren muss abschreckend sein.
Die Öffnungszeiten müssen genau mit den Arbeitszeiten zusammenfallen, also
vorsorglich mit den Gewerkschaften abgestimmt werden: totale Schließung an
allen Samstagen, Sonntagen, abends und während der Mittagspausen. Der größte
Feind jeder Bibliothek ist der Werkstudent, ihr bester Freund einer wie Don
Ferrante, der seine eigene Bibliothek besitzt, also keine öffentliche aufsuchen
muss und dieser die seine bei seinem Ableben hinterlässt.
Ratschläge von Umberto Eco zur bestmöglichen Organisation von
Bibliotheken
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Es muss unmöglich sein, sich innerhalb der Bibliothek irgendwie leiblich zu stärken,
und es muss auch unmöglich sein, sich außerhalb der Bibliothek leiblich zu stärken,
ohne zuvor alle ausgeliehenen Bücher zurückgegeben zu haben, um sie dann nach
der Kaffeepause erneut zu bestellen.
Es muss unmöglich sein, das einmal ausgeliehene Buch am nächsten Tag wieder zu
finden. Es muss unmöglich sein zu erfahren, wer das fehlende Buch ausgeliehen
hat.
Es darf möglichst keine Toiletten geben.
Ideal wäre es schließlich, wenn der Benutzer die Bibliothek gar nicht erst betreten
könnte; betritt er sie aber doch, stur und pedantisch auf einem Recht beharrend,
das ihm aufgrund der Prinzipien von I789 zugestanden worden ist, aber noch nicht
Eingang ins kollektive Bewusstsein gefunden hat, so darf er auf keinen Fall, nie und
nimmer, außer bei seinen kurzen Besuchen im Lesesaal, Zugang zu den
Bücherregalen selbst haben.
Eco, Umberto: Wie man mit einem Lachs verreist und andere nützliche Ratschläge.
Hanser, 1993
Welche Rechtsverhältnisse gibt es zwischen Träger und BibliothekarInnen?
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Die Bücherei wird rechtlich durch den befugten Repräsentanten ihres Trägers
vertreten.
Je nach der Art des Trägers wird dieser entweder durch rechtliche Regelungen (im
Falle öffentlicher Körperschaften z. B. Stadt, Gemeinde),
Wahl (Vereine, Betriebsrat) oder durch Übertragung der Rechte bestellt. Bei der
Kooperation mehrerer Träger sollte es einen Kooperationsvertrag geben, der u.a.
das Weisungsrecht an die Bücherei schriftlich klärt
Dem Träger sind jedenfalls vorbehalten:
• die Festsetzung von Verleihfristen und Gebühren
• von Verträgen und Versicherungen
• die Anstellung von Personal und dessen Entlohnung,
• die Festsetzung des Budgets,
• und die Kontrolle aller erwähnten Bereiche.
Welche Rechtsverhältnisse gibt es zwischen Bibliothek, Buchhandel,
AutorInnen und Verlagen?
Gebundener Ladenpreis – Bibliotheksrabatt
• In Österreich ist der gebundene Ladenpreis für Bücher in einem Gesetz geregelt. Das bedeutet, dass
ein Buch in allen Buchhandlungen zum gleichen Preis verkauft werden muss. In dem gleichen
Gesetz ist festgelegt, dass der Buchhandel Bibliotheken und Öffentlichen Büchereien einen
Bibliotheksrabatt von 10 % auf den gebundenen Ladenpreis einräumen kann.
Urheberrecht – Bibliothekstantieme
• Die Urheberrechte von Medien aller Art, die im regulären Handel gekauft worden sind (mit
Ausnahme kommerzieller Computersoftware etc.) sind im Hinblick auf den Verleih in Öffentlichen
Büchereien in der Art geregelt, dass den Urhebern für den Verleih in Bibliotheken ein Entgelt
zusteht. Diese Bibliothekstantieme genannte Abgabe wird jährlich von Bund und Ländern
abgegolten. Im §16 a ist der Unterschied zwischen Vermieten und Verleihen definiert. Öffentliche
Büchereien verleihen – und dieser Verleih ist über die Bibliothekstantieme abgegolten. Die
Urheberrechte werden dabei von Verwertungsgesellschaften wahrgenommen.
Veranstaltungen mit Musik und Literatur
• Wenn aus Werken der Literatur gelesen wird, die noch dem Urheberrecht unterliegen (70 Jahre
nach dem Tod des Urhebers) und bei Veranstaltungen mit Musik sind diese bei der
Verwertungsgesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) anzumelden und es
ist eine Abgabe zu entrichten.
Welche Rechtsverhältnisse gibt es zwischen Bücherei und BenutzerInnen?
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Durch die Unterschrift auf der Benutzererklärung nimmt der Benutzer/die
Benutzerin die gleichzeitig auszuhändigende Benutzerordnung zur Kenntnis und
verpflichtet sich sie einzuhalten – das ist ein Vertrag nach bürgerlichem Recht, der
auch in EDV-verwalteten Büchereien nötig ist.
Die Benutzerordnung muss neben den Modalitäten des Verleihbetriebs auch die
oben erwähnten Auflagen nach dem Urheberrecht enthalten, außerdem die
Erklärung, dass der Benutzer/die Benutzerin mit der Erfassung der zur Abwicklung
des Verleihbetriebs nötigen persönlichen Daten (Name, Adresse, Geburtsdatum,
eventuell Telefonnummer) mit EDV einverstanden ist.
Was ist im Hinblick auf den Datenschutz in der Bücherei zu beachten?
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Die EDV-verwaltete Bücherei ist verpflichtet, sich im Datenschutzregister eintragen
zu lassen und die zugewiesene DVR-Nummer auf allen mit EDV erstellten
Aussendungen zu verwenden.
Außerdem ist sie durch das Datenschutzgesetz verpflichtet, die erhobenen
Personaldaten ausschließlich für den eigenen Betriebsablauf zu verwenden und sie
nicht an Dritte weiterzugeben – auch keine Auskünfte darüber zu erteilen. Auch
Verleihdaten sind personenbezogene Daten und dürfen nur bis zur Rückgabe der
Medien gespeichert werden, sie sind mit der Rückgabe zu löschen.
Theken- und Freihandbüchereien – welches unterschiedliche
Aufgabenverständnis steht hinter der historischen Entwicklung dieser
Organisationsformen?
Bibliothek als Bildungsanstalt mit steuernder Funktion der Bibliothekarinnen und
Bibliothekare
vs
Vertrauen in die Mündigkeit der Leserinnen und Leser; Wertschätzung auch des
Lesens zu Unterhaltungszwecken.
Welche Sonderformen Öffentlicher Büchereien sind Ihnen bekannt?
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Fahrbüchereien
Krankenhausbüchereien
Gefängnisbüchereien
Was ist bei der Planung einer Bibliothek bezüglich Lage, Raumbedarf und Bau
zu bedenken?
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Standort: zentrale Lage mit Möglichkeit der Kombination verschiedener
Erledigungen
Raumbedarf: 18-20m2 pro 1000 Medieneinheiten
Bau: Erweiterungsmöglichkeiten, Einsehbarkeit des Benutzungsbereichs von der
Theke aus
Was ist bei der Ausstattung der Räume zu berücksichtigen?
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Größtmögliche Flexibilität, gute Lichtverhältnisse, leicht zu reinigen
Wie wird eine Erwachsenenbibliothek eingerichtet?
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Regalhöhe: Oberkante 210-220cm; ergonomischer Ausleihplatz
Welche Abteilungen der Bibliothek benötigen eine spezielle Einrichtung und
wie soll diese aussehen?
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Kinderbibliothek: getrennt von der Erwachsenenbibliothek; niedrigere Regale;
kindergerechtes Design
Musikbibliothek: Abspielplätze
Beschreiben Sie die Aufgaben der Entwicklungs- und Finanzplanung in einer
Öffentlichen Bibliothek.
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Entwicklungsplanung: betrifft kurz-, mittel- und langfristige Konzepte für
Ausbauschwerpunkte, Erweiterungs- und Übersiedlungsprojekte, Ansprechen
neuer Zielgruppen, Bestandsveränderungen, Reorganisation, Öffentlichkeitsarbeit
usw., welche als Leitmotive in die jährlichen Planungen und die praktische Arbeit
einfließen.
Finanzplanung: erstreckt sich in der Regel auf ein Arbeitsjahr. Dem Träger
gegenüber ist der Finanzbedarf zu ermitteln, anzumelden und zu verhandeln. Der
Finanzplan für das nächste Jahr muss meist im Juni mit dem Träger verhandelt
werden.
Planungsgrundlagen für das Normalbudget sind die Gesamtausgaben und
Einnahmen des vorigen Jahres und die Entwicklung im ersten Halbjahr des
laufenden Jahres, dazu kommen Ausgaben für Sondervorhaben und Projekte.
Welche Aufgaben hat die Büchereiverwaltung, nennen sie Hauptgebiete?
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Die Büchereiverwaltung normiert Arbeitsabläufe in der Öffentlichen Bücherei:
Erwerbung, Erschließung, Einarbeitung und Ausscheidung von Medien
Benutzerverwaltung
Ausleiheverwaltung und Geldgebarung
Arbeitsplanung und Leistungskontrolle mit Hilfe von Statistik, Kennzahlen und
Controlling
Woraus besteht ein Büchereiverwaltungsprogramm, welche Kriterien sollte es
erfüllen?
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Datenbankprogramm und Programmteil, der auf die Datenbank zugreift und die
Bedürfnisse der Büchereiverwaltung mit Hilfe der Datenbank umsetzt.
Leserverwaltung mit Leserkonten, Ausdruck von Leserausweisen etc.
Ausleihverbuchung mit Gebührenverrechnung, Mahnwesen, Vorbestellung
Katalogisierung nach RAK, Ausdruck von Signaturetiketten
Fremddatenrecherche und Fremddatenübernahme aus dem Internet
Recherche nach den klassischen Katalogzugriffen und Stringsuche
Statistik nach den Vorgaben der österreichischen Büchereistatistik
OPAC, Webserver
Schnittstellen für den Datenimport und Export nach MAB2 und zu „Bibliotheken
Online“
Möglichkeiten zur Registerbearbeitung (Personen-, Systematik-,
Schlagwortregister, …)
Programme zur Datensicherung
Was ist ein Datenbankprogramm, wie funktioniert es, was leistet es?
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Datenbankprogramme (wie Access, Oracle, SQL-Server, Centura SQL-Base, MySQL,
...) bieten die
Möglichkeit, Daten in frei definierbaren Feldern von Tabellen abzuspeichern. Dabei
können für jedes Feld Eigenschaften (Datentyp, Grenzen, Auswahllisten, ...)
festgelegt werden. Nur Daten, welche diesen Vorgaben entsprechen, werden als
Eingaben akzeptiert.
Worin unterscheiden sich Theken- und Freihandbüchereien hinsichtlich der
Benützung durch die Leserinnen und Leser und der Aufstellung der Medien?
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In der Freihandbibliothek haben die Leserinnen und Leser unmittelbaren Zutritt zu
den Regalen.
In der Thekenbibliothek haben die Leserinnen und Leser keinen unmittelbaren
Zutritt zu den Regalen. Die Theke (das Pult) trennt das Medienmagazin vom
Leseraum.
Wie sind die Medien in der Freihandbibliothek aufgestellt?
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In der Freihandbibliothek werden die Medien in inhaltlicher Ordnung aufgestellt.
Als Grundlage dient eine Systematik (Klassifikation).
Was ist eine „benutzerorientierte“ Aufstellung?
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Klar verständliche und nachvollziehbare Anordnung der Medien durch:
Interessenkreis-Etiketten am Buchrücken sollten den LeserInnen ermöglichen,
leichter zu
Büchern seines Interessengebietes zu finden.
Im Eingangsbereich werden attraktive Medien aufgestellt, die man eher nicht über
den OPAC sucht: Krimis, Zeitschriften, AV-Medien ...
In Regalen nach Neigungsgruppen werden Medien aus verschiedenen
Systematikgruppen zusammengestellt: z. B.: Frauenregal, Familie, Gesundheit,
Freizeit, Neuanschaffungen – dort findet man Belletristik, Ratgeber, Sachbücher
und AV-Medien zum jeweiligen Thema.
Welche Bedeutung hat eine Systematik, welche Systematiken kennen Sie?
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"Klassifizieren bedeutet, gleiche Gegenstände in Gruppen zusammenzufassen. Alle
Mitglieder einer durch Klassifizieren entstandenen Gruppe - oder Klasse - haben
mindestens ein gemeinsames Merkmal, das die Mitglieder anderer Klassen nicht
besitzen." (Brian Buchanan: Bibliothekarische Klassifikationstheorie. München u.a.:
Saur, 1989. S. 9).
Systematiken (Klassifikationen) dienen der Zuordnung von Medien zu
Fachgebieten und Teilgebieten von Wissenschaften.
Österreichische Systematik für Öffentliche Bibliotheken (ÖSÖB):Die Notationen bestehen
aus einer bis zu fünfstelligen Buchstabenfolge, wobei versucht wurde, mnemotechnische
Überlegungen einzubeziehen.
Dezimalklassifikation (DK) : 1876 vom amerikanischen Bibliothekar Melvil Dewey als „Dewey
Decimal Classification“ geschaffen. Die Notation besteht aus Ziffern, die Untergliederung der
Sachgruppen erfolgt stets in Zehnergruppen.
Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken (ASB)
Klassifikation für Allgemein-Bibliotheken (KAB)
Was versteht man unter Notation und Signatur, welche Arten gibt es?
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Die Signatur ist die Kennzeichnung des Standortes. Ihre Zusammensetzung richtet
sich nach der Aufstellung der Bücher in den Regalen.
Bei der systematischen Aufstellung kommt jedes Buch an diejenige Stelle innerhalb
des Bestandes, an der es gemäß seinem Inhalt im Rahmen der Systematik
eingereiht werden muss. Die Signatur besteht folglich aus der Bezeichnung der
Systematikstelle oder Systematikgruppe (= Notation), hinzu kommen noch die
ersten vier Buchstaben des Haupteintrages (Ordnungswortes).
Nach welchen Kriterien kann man in den Katalogdaten recherchieren?
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Alphabetischer Zugriff auf die Haupteintragung (HE)
Systematischer Zugriff auf die verwendete Systematik
Numerischer Zugriff auf die Exemplar Nummer
Zugriff auf den Hauptsachtitel
Schlagwortzugriff
Zugriff nach der Exemplar Nummer (Mediennummer)
Zugriff auf die ISBN
Was ist ein Stichwort - was ist ein Schlagwort?
Was ist die ISBN, seit wann gibt es Sie, wie setzt sie sich zusammen?
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Stichwort ist ein in ausgewählten Feldern des EDV-Katalogs suchbares Wort.
Schlagwörter werden aus dem Inhalt gewonnen. Ein Schlagwort ist ein möglichst
kurzer, aber genauer und vollständiger Ausdruck für den sachlichen Inhalt eines
Mediums.
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Die Internationale Standardbuchnummer (International Standard Book Number)
ISBN, dient zur eindeutigen Kennzeichnung von Büchern. Daneben können auch
andere selbstständige Veröffentlichungen, wie z. B. Multimedia-Produkte und
Software, mit einer ISBN gekennzeichnet werden, sofern sie einen redaktionellen
Anteil enthalten. Die ISBN wurden zunächst in Warenwirtschaftssystemen des
Buchhandels eingesetzt, doch auch Bibliotheken verwenden sie für Bestellsysteme
und bibliotheksübergreifende Kataloge.
Es gibt sie seit 1972.
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Nach welchen Kriterien sollte der Buchbestand aufgebaut werden?
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Der Medienbestand der Öffentlichen Bibliotheken soll eine Auswahl aus dem
gesamten Literaturangebot bieten und – entsprechend dem Leitbild, dem
Bildungsauftrag und der Nachfrage der LeserInnen dieser Bücherei – ein aktuelles,
gepflegtes und benutzerfreundlich präsentiertes Informationsangebot für jedes
Lesealter und alle soziale Schichten bereitstellen.
Informationen für den lokalen Bereich sammeln
politische und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigen
Bildungs- und Ausbildungsfunktionen wahrnehmen
Unterhaltung und Freizeitgestaltung fördern
soziale Funktionen erfüllen (Zuwanderer, Behinderte, Randgruppen etc.)
Nach welchen Kriterien wählen Sie Bücher aus?
Wann und warum sind Bücher auszuscheiden?
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Die Analyse des Einzugsgebietes der Bibliothek gibt Aufschluss über die
Bevölkerungsstruktur und damit über die zu erwartenden Benutzerinteressen,
Benutzerwartungen und das Benutzerverhalten.
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Zerlesen/verschlissen: Die Lebensdauer des Buches richtet sich vor allem nach den
Entlehnungen:
Kinderbuch: nach ca. 40 – 60 Entlehnungen
Belletristik: nach ca. 40 – 80 Entlehnungen
Sach- und Fachbuch: unterschiedlich, meist tritt die inhaltliche Veralterung vor
dem Verschleiß ein
Veraltet: Kinderbuch und Belletristik – thematisch und/oder inhaltlich;
Sach- und Fachbuch, Naturwissenschaft und Technik meist nach 5 Jahren
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Welche Arbeitsgänge fallen bei der Einarbeitung von Medien an?
Welche Funktionen haben Abschreibungen, warum und wie sind sie durchzuführen?
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Nach Auswahl und Erwerb der Medien sind Inventarisierung, Katalogisierung
(formale und inhaltliche Erschließung), Einarbeitung (technische Arbeiten, die zur
Ausleihefähigkeit führen), Medienpflege (Reparaturen, Ausscheidung) und
Bestandsrevision (Inventur) die wichtigsten mit den Medien zusammenhängenden
Verwaltungsarbeiten.
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Der Bestand einer Bibliothek soll nicht nur äußerlich ansprechend, sondern auch
aktuell sein. Neben laufender Buchpflege und ständiger Bestandsergänzung ist das
Ausscheiden (Makulieren, Abschreiben) verschlissener und überholter Medien
unbedingt notwendig.
Welchen Zweck hat die Einteilung von BenutzerInnen in Lesergruppen, welche
werden verwendet?
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Zur Feststellung des Anteils bestimmter Bevölkerungsgruppen an der Gesamtzahl
der BenutzerInnen können die LeserInnen nach Geschlecht und Alter bestimmten
Benutzergruppen zugeordnet werden. Die Kennzeichnung der einzelnen
Benutzergruppen erfolgt zweckmäßigerweise durch Buchstaben. Die häufigste
Einteilung erfolgt nach Alter und Geschlecht.
Welche Bedeutung haben Benutzungsordnung und Lesererklärung?
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Die Benutzungsordnung enthält einen Auszug aus den Verwaltungsrichtlinien der
Bibliothek, soweit sie unmittelbar die Leserinnen und Leser betreffen. Der
Leser/die Leserin verpflichtet sich durch Unterschrift bei der Einschreibung zur
Einhaltung der Benutzungsordnung und geht damit einen Vertrag nach
bürgerlichem Recht ein. Im Konfliktfall kann sich die Bibliothek auf diesen Vertrag
berufen.
Dem neuen Benutzer/der neuen Benutzerin ist ein Benutzerausweis und die
Benutzungsordnung zu überreichen, deren Kenntnisnahme durch Unterschrift zu
bestätigen ist (Benutzererklärung). Diese Unterschrift kann auf einer
Lesererklärung geleistet werden, die dann in der Bücherei numerisch geordnet
aufzubewahren ist oder auf dem Leserausweis, wenn die erforderliche Erklärung
aufgedruckt ist.
Was ist im Hinblick auf den Datenschutz in der Bücherei zu beachten?
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Bei der Buchrückgabe wird die Mediennummer eingelesen und die im Computer
gespeicherten Ausleihedaten werden gemäß den Datenschutzbestimmungen
sofort gelöscht. Es darf keine Möglichkeit geben, die Lesebiografie eines
Benutzers/einer Benutzerin im Wege der Bücherei-EDV einzusehen, außer, er/sie
wünscht das schriftlich nachweisbar (auf der Lesererklärung).
Wie sollte der Einschreibvorgang ablaufen?
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Über den Kreis der Benutzungsberechtigten gibt die Benutzungsordnung Auskunft. Die
Aufnahme in die Bibliothek soll grundsätzlich persönlich erfolgen. Zur Einschreibung in
die Bücherei ist in der Regel ein Lichtbildausweis und ein Adressennachweis
erforderlich. Wenn die Bücherei Zugriff auf das Melderegister hat, genügt der
Lichtbildausweis. Bei der Einschreibung ist außerdem in der EDV nachzusehen, ob der
Anzumeldende nicht schon eingeschrieben ist bzw. als gesperrt aufscheint.
Dem neuen Benutzer/der neuen Benutzerin ist ein Benutzerausweis und die
Benutzungsordnung zu überreichen, deren Kenntnisnahme durch Unterschrift zu
bestätigen ist (Benutzererklärung). Diese Unterschrift kann auf einer Lesererklärung
geleistet werden, die dann in der Bücherei numerisch geordnet aufzubewahren ist oder
auf dem Leserausweis, wenn die erforderliche Erklärung aufgedruckt ist.
Infolge ihrer rechtlichen Bedeutung sind Lesererklärung und Benutzerordnung auch in
Bibliotheken mit EDV-Verwaltung notwendig! Die Unterschrift kann auch auf
Leseausweisen in Scheckkartenformat geleistet werden, wenn damit bestätigt wird,
dass die Benutzerordnung zur Kenntnis genommen wurde.
Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres sind nicht vertragsfähig und können die
Benutzererklärung deshalb nicht selber abgeben, die Unterschrift muss ein
Erziehungsberechtigter leisten.
Wie funktioniert die Ausleihverbuchung? Welche technischen Systeme
kommen zum Einsatz?
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Bei der Ausleiheverbuchung werden die Leserdaten mit den Exemplardaten der
entliehenen Medien verknüpft und das Rückgabedatum gespeichert.
Leserausweis und maschinenlesbares Medienetikett (Strichcode, OCR-Schrift,
RFID) werden mittels Tastatur, Lichtstift, Scanner oder RFID-Lesefeld direkt in die
EDV-Anlage eingelesen und als Ausleihfall abgespeichert.
Bei RFID-Technik (Radiofrequenz-Identifikation) werden die Medien mit
Transpondern ausgestattet, welche im Lesefeld der Ausleihtheke oder beim
Selbstverbuchungsterminal durch Induktion aktiviert werden und ihre Daten per
Funk ins Bibliothekssystem übertragen.
Was ist bei Medienreservierungen zu tun?
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Zur Vorbestellung kann der Benutzer/die Benutzerin gegen eine festgesetzte
Gebühr eine Vorbestellkarte erhalten, die dem Vordruck gemäß ausgefüllt wird.
EDV-Systeme gestatten die Vorbestellung direkt am OPAC oder auch über Internet
– die fälligen Gebühren werden auf das Benutzerkonto gebucht.
Wenn das vorbestellte Medium zurückkommt, wird es bereitgelegt und der
Benutzer/die Benutzerin durch die per Post verschickte Vorbestellkarte oder per EMail benachrichtigt, dass das Medium jetzt abgeholt werden kann. Zur Abholung
ist mit der Verständigung eine ausreichend Frist zu setzen, nach der die
Vorbestellung erlischt.
Was wissen Sie über das Mahnwesen?
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Durch die Verpflichtung zur Einhaltung der Benützungsordnung haben sich die
BenutzerInnen auch zur Einhaltung der Entlehnfrist verpflichtet. Das
Büchereiverwaltungssystem überwacht die Einhaltung der Fristen und erlaubt den
Druck von Mahnlisten oder Mahnbriefen.
Erste Mahnung: Jede Woche wird ein Mahnlauf des Büchereiprogramms gestartet und
eine Liste der überfälligen Medien ausgedruckt. In der Woche nach Ablauf der
Entlehnfrist wird zum ersten Mal an die Fristüberschreitung erinnert. Die BenutzerInnen
werden auf die anfallenden Überschreitungsgebühren aufmerksam gemacht.
Zweite Mahnung: Unterbleibt die Rückgabe der gemahnten Medien, so erfolgt nach 14
Tagen die zweite Mahnung.
Dritte Mahnung: Unterbleibt die Rückgabe der fälligen Medien auch nach der zweiten
Mahnung, wird nach weiteren 14 Tagen eine dritte und letzte Mahnung als persönlicher
Brief (eventuell eingeschrieben oder mit Postzustellnachweis) mit dem Hinweis auf
gerichtliche Schritte abgeschickt.
Wie konsequent die Eintreibung der offenen Forderungen durchgeführt wird, hängt von
den Vorgaben des Büchereiträgers ab. Jedenfalls ist am Ende des erfolglosen
Mahnverfahrens mindestens der Benutzer/die Benutzerin zu sperren.
Welche sind die gebräuchlichsten Gebühren in der Bücherei?
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Durch die Einschreibung erwirbt der Benutzer/die Benutzerin das Recht auf
Benutzung der Bibliothek. Die Einschreibgebühr wird in der Regel von jenen
BenutzerInnen kassiert, von denen auch eine Leihgebühr eingehoben wird. Eine
Befreiung von den Leihgebühren muss jedoch nicht unbedingt auch den Wegfall
der Einschreibgebühr einschließen.
Leihgebühr (Entlehngebühr)
Bei Leihgebühren werden zwei Grundformen unterschieden: die Bandgebühr und
die Zeitgebühr.
Die Zeitgebühr (für einen Tagesbesuch, einen Monat, ein viertel, halbes oder
ganzes Jahr) ist leichter zu administrieren, bedeutet einen höheren Geldbetrag auf
einmal, erlaubt aber auch die Entlehnung von beliebig vielen Medien um diesen
Betrag innerhalb eines Zeitraumes.
Demgegenüber erscheint die Bandgebühr (ein bestimmter Betrag pro Band)
gerechter, doch ist sie mit mehr Verwaltungsaufwand verbunden. Die Hemmung
des Lesers/der Leserin, ein Medium mehr mitzunehmen, fällt bei der Zeitgebühr
weg.
Welche sind die gebräuchlichsten Gebühren in der Bücherei?
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Überschreitungsgebühr (Versäumnisgebühr, Mahngebühr)
Die Einhebung von Überschreitungsgebühren wird als notwendige
Ordnungsmaßnahme im Interesse aller BibliotheksbenutzerInnen angesehen. Die
Überschreitungsgebühr wird im Gegensatz zu den Leihgebühren von allen
BibliotheksbenutzerInnen eingehoben (auch bei Befreiung von den Leihgebühren),
wenn die Entlehnfrist überschritten ist. Die Überschreitungsgebühr kann pro
Medium und Tag, oder pro Medium und Woche festgesetzt werden. Die
Festsetzung einer Höchstgrenze ist empfehlenswert. Wenn die
Überschreitungsgebühr den Medienzeitwert stark übersteigt, ist sie auch rechtlich
bedenklich. Zusätzlich können fixe Beträge pro Mahnung zur Abgeltung der
Verwaltungskosten kommen.
Vorbestellgebühr
Die Vorbestellgebühr wird pro Medium eingehoben. Sie ist so festzusetzen, dass
sie zumindest das Porto für die Versendung der Verständigung deckt.
Wie wird die Geldgebarung verwaltet?
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Grundsätzlich gilt, dass das Inkasso der Einnahmen mit möglichst geringem
Verwaltungsaufwand verbunden sein sollte. Für die Genauigkeit der täglichen
Aufzeichnungen der Gebühreneinnahmen sind die jeweiligen
Verwaltungsbestimmungen (Geschäftsordnung) der Büchereiträger maßgebend.
Das einfachste Verfahren für das Gebühreninkasso stellt die so genannte
Schlitzkassa dar, bei der vor den Augen der LeserInnen der Geldbetrag durch einen
Schlitz in eine versperrte Kassa geworfen wird, die dann von einem Vertreter der
Gemeinde in Abständen geleert wird.
Bei EDV-Büchereiprogrammen wird die Gebührenverrechnung über das Programm
abgewickelt. Es ist dabei jederzeit möglich, den theoretischen Kassastand mit dem
tatsächlichen zu vergleichen. Das sollte zumindest beim Personalwechsel
geschehen. Jedenfalls ist die Kassa mit jedem Ausleihtag abzuschließen.