1 Milliarde Bauvolumen in der Denkmalpflege

A PPL I C A - TH E M A
1 Milliarde Bauvolumen
in der Denkmalpflege
Text Raphael Briner
Grafiken Hahn+Zimmerman im Auftrag der
Architekturzeitschrift «Hochparterre»
Gewiefte und gut ausgebildete Handwerker finden in der Denkmalpflege ein
lohnendes Betätigungsfeld. Das zeigen Erhebungen und Berechnungen eines
Denkmalpflegers und einer Architekturzeitschrift. Besonders intereressant ist,
dass der Bedarf nach der Restauration von schutzwürdigen Bauten in den
letzten Jahren zugenommen hat.
Handwerker in der Denkmalpflege leisten einen
wichtigen Beitrag zum
Die Schweiz hat einen Gebäudebestand von rund 2,2 Millionen. Davon
sind 0,5 Millionen Bauten vor dem Jahr
1900 erstellt worden. Nach Schätzung
des Bundesamtes für Kultur (BAK) sind
heute 3 bis 4 Prozent dieser Gebäude
als schutzwürdig klassiert.
Diese Zahlen hat Niklaus Ledergerber, der Denkmalpfleger der Stadt
St.Gallen, aus einer Studie des Instituts
für Denkmalpflege und Bauforschung an
der ETH Zürich und aus den Zahlen des
Bundesamts für Kultur (BAK) herausgezogen (siehe auch Interview ab Seite
18). «Das ergibt einen Bestand von zirka 80 000 schützenswerten Bauten in
der ganzen Schweiz», sagt er.
Erhalt des Kulturguts. Die
Fassade des Schlosses
Jährlich 2000 Objekte
Hauptwil TG, Haus Traube,
Der Renovationszyklus beträgt bei älteren Gebäuden ungefähr 40 Jahre.
Daraus lässt sich unter Berücksichtigung der oben genannten Zahlen ableiten, dass jährlich rund 2000 denkmalgeschützte Objekte mit Baujahr vor
1900 instand gestellt werden müssen.
Diese Bestandeszahlen allein sagen
wurde im Herbst 2015
restauriert (Bild: RLC Architekten AG, Rheineck SG).
noch nicht alles aus über den Markt für
Handwerker in der Denkmalpflege. Ledergerber hat gerechnet und ist dabei
auf 40 Millionen Franken gekommen,
die Bund und Kantone jährlich in Form
von Subventionen an die Renovation geschützter Bauten beitragen.
Gemäss der Studie des BAK löst jeder Subventionsfranken das Siebenfache an Bauvolumen aus. Fazit: Jährlich
geben Bauherren 280 Millionen Franken
für die Sanierung denkmalpflegerisch geschützter Gebäude aus.
Staat finanziert immer mehr
Notabene bezieht sich die von Ledergerber angegebene Summe von 40 Millionen Franken nur auf die unter Bundesschutz stehenden Objekte von überregionaler Bedeutung. Dazu kommen jedoch
diejenigen Bauten, die unter kantonalem
oder lokalem Schutz stehen.
Die Architekturzeitschrift «Hochparterre» hat publiziert, dass gemäss dem
BAK im Jahr 2014 Bund und Kantone
zusammen 146,5 Millionen Franken für
Arbeiten an Schutzobjekten ausgegeben
Ausgaben Bund und Kantone …
… für tatsächlich in Rechnung gestellte Arbeiten an Schutzobjekten.
Der Bund unterstützt die Kantone subsidiär.
Fr. 127,6 Mio.
2005
Fr. 140,2 Mio.
2010
Fr. 146,5 Mio.
2014
Bund
22
A P P L I C A
2 / 2 0 1 6
Kantone
APP LI C A-TH EMA
haben. Multipliziert mit sieben ergibt
das ein Bauvolumen von rund 1 Milliarde Franken. Interessant ist auch, dass
die Summe, die Bund und Kantone aufgewendet haben, mit den Jahren gestiegen ist (siehe Grafik unten links).
Grafik unten). Auch hier zeigt sich eine
Zunahme in den meisten Kantonen und
Städten. Die in diesem Artikel aufgezeigten Zahlen und Entwicklungen machen
deutlich, dass die Denkmalpflege einen
beträchtlichen und wachsenden Markt
für Handwerker bietet. Von diesem KuZunahme der Baugesuche
chen können sich gewiefte und entspre«Hochparterre» hat zusammen mit der chend ausgebildete Gipser sowie Maler
■
Konferenz der Schweizer Denkmalpflege- ihren Teil abschneiden.
rinnen und Denkmalpfleger auch untersucht, wie viele Baugesuche für die Restaurierung schutzwürdiger Bauten bei
den entsprechenden kantonalen und
kommunalen Fachstellen in den Jahren
2010 und 2014 eingegangen sind (siehe
Quellen der Grafiken:
Bundesamt für Kultur,
Sektion Heimatschutz und
Denkmalpflege (Bund),
Umfrage von «Hochparterre»
in Zusammenarbeit mit
der Konferenz der Schweizer
Denkmalpflegerinnen
und Denkmalpfleger
(Kantone, Städte).
10
00
Baugesuche, …
… die während eines Jahres den Fachstellen zugewiesen und
bearbeitet wurden. Nicht enthalten sind laufende Bauprojekte,
Wettbewerbsjurierungen, Voranfragen, Unterschutzstellungsprojekte,
Planungen und dergleichen.
50
0
2014: Kanton
2014: Stadt
2010
10
0
AI, Stadt St.Gallen: keine Datenerhebung; BE: keine Auskunft
Kanton, Stadt
Anzahl Baugesuche 2010 / 2014
Genf
1200 / 2130
Aargau
975 / 1350
Freiburg
595 / 653
Luzern
173 / 398
Genf
350 / 250
Obwalden
137 / 120
Thurgau
643 / 638
St.Gallen
400 / 550
Zug
270 / 346
Bern
360 / 380
Glarus
250 / 250
Solothurn
100 / 120
Waadt
1550 / 1250
Graubünden
180 / 240
Uri
70 / 105
Nidwalden
120 / 80
Basel-Stadt
600 / 775
Zürich
495 / 490
Wallis
435 / 330
Luzern
ca. 200 / 211
Biel
43 / 58
Schwyz
116 / 207
Basel-Landschaft
491 / 489
Neuenburg
337 / 310
Winterthur
196 / 203
Tessin
350 / 400
Zürich
219 / 270
Appenzell
Ausserrhoden
158 / 203
Schaffhausen
(inkl. Stadt)
152 / 175
Jura
47 / 43 (2013)
A P P L I C A
2 / 2 0 1 6
23