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Charismatisches Afrika im reformierten Lausen
Die Gottesdienste der afrikanischen Gemeinde „Forward in Faith Ministries International“ in der reformierten Kirche in Lausen
Pfr. Daniel Frei, ref. Pfarramt für weltweite Kirche BL/BS
Pfr. Hardy Meyer, ref. Pfarrer Lausen
Fotos: Andreas Saladin, Lausen
Die wunderschöne reformierte Kirche in Lausen steht etwas ausserhalb des Dorfzentrums. Ihre Anfänge gehen ins 8. Jahrhundert zurück. Seither hat sie verschiedene Bauetappen erlebt. Die Grundzüge stammen aus der Romanik. Markant ist
auch die grosse, uralte Linde neben der Kirche.
Als eines der ältesten Gotteshäuser in unserer Region lädt sie mit den dicken, weissen Mauern, dem wuchtigen Turm, der dunkel gebeizten Türe und der Decke aus
Holz und den eindrücklichen, leicht verblassten Fresken ein zu einem Streifzug in die
Vergangenheit. Wer mag wohl in den letzten tausend Jahren hier Gottesdienst gefeiert haben? Welche fröhlichen und traurigen Übergänge haben Menschen hier mit
Taufen oder Beerdigungen, mit Hochzeiten und Konfirmationen begangen? Eine
Wolke der Zeugen, wie es im Hebräerbrief heisst, scheint in diesem uralten, mystischen Raum zu schweben. Sie erinnert uns daran, dass unser Glaube auch aus Traditionen lebt und sich von Vergangenem mit ernährt. Das Wort Gottes und sein Wille
sind die Konstante unseres Glaubens durch die Zeiten hindurch.
Der Reformator Huldrych Zwingli hat gesagt, dass man das Wort Gottes so wenig aufhalten könne, wie den Rhein in seinem Lauf. Und so sucht sich der christliche Glaube
auch wie ein Fluss immer neue Ausdruckformen und zieht manchmal grosse Schlaufen. Dabei sucht er seinen religiösen Weg zwischen gefühlvollem Ergriffensein und
verstandesmässigem Erfassen des Glaubens. Während unser reformierter Glaube
dem Verstand hohe Bedeutung zumisst, stellt die charismatische Bewegung Emotionen ins Zentrum und glaubt an ein unmittelbares Wirken des Heiligen Geistes. Laute
Musik, eine direkte und frei gehaltene Predigt, viel Raum für Lieder und persönliche
Glaubenszeugnisse charakterisieren die Pfingstbewegung, die vor allem im Weltsüden
stark wächst.
Seit gut zwei Jahren feiert
die afrikanische Migrationsgemeinde Forward in
Faith Ministries an vier
Sonntagnachmittagen Gottesdienste in der reformierten Kirche in Lausen und
lädt
dazu
ausdrücklich
auch die reformierten Geschwister ein.
Die Ge-
meinde besteht in Basel aus einigen Familien und Einzelpersonen, die hauptsächlich
aus dem südlichen Afrika stammen. In Zimbabwe aber ist die FFMI eine der wichtigsten Kirchen und sie ist weltweit in über 100 Ländern vertreten. Auf ihrer homepage
fifmi.org ist deutlich erkennbar, dass die Kirche charismatisch geprägt ist und dass ihr
Gründer, der Apostel Guthi, eine zentrale Rolle spielt.
Wie passen eine reformierte Kirche, eine reformierte Gemeinde und eine afrikanische,
charismatische Gemeinde zusammen? Seit zwei Jahren haben die beiden Gemeinden
menschliche Brücken gebaut und es ist eine bunt gemischte Gottesdienstgemeinde
entstanden. Weil Vertrauen gewachsen ist, ist es möglich geworden, sich ehrlich begegnen und auch Wünsche äussern. Die Lautstärke der Musik haben unsere afrikanischen Geschwister an europäische Ohren angepasst, und der Pastor, der meist aus
Grossbritannien eingeflogen wird, versucht sich kürzer zu fassen und in seiner Predigt
einem klaren Aufbau zu folgen. Umgekehrt haben einige Schweizer Gottesdienstbesucher gelernt, dass das Auflegen von Händen verbunden mit einem persönlichen Gebet und das Berichten von Gottes grossen Taten vor der Gemeinde eine ganz besondere Qualität haben. Nichts wird einem aufgezwungen, aber die Wertschätzung und
das gegenseitige Interesse sind nicht nur im gemeinsamen Lernen im Gottesdienst,
sondern auch im fröhlichen Austausch danach spürbar.
Daniel und Babra Gwandiwa leiten
die Gemeinde in Basel. Sie arbeiten beide hier in Basel, Daniel arbeitet am Flughafen, Barbara in einem Altersheim. Sie sprechen gut
Deutsch – ihre Kinder besuchen
hier die Schule. Für sie haben
diese Gottesdienste in Lausen
eine grosse Bedeutung, weil sie damit die Grenzen ihrer Gemeinde überwinden und
weil sie sich hier in der Schweiz integrieren wollen. Sie meinen: „Unsere Gottesdienste
verkünden die Einheit und die Liebe, die für alle Christinnen und Christen als Teil des
Leibes Christ unabhängig von Rasse oder Nationalität gelten.“ Daniel und Babra sind
nach eigenen Aussagen toleranter und offener geworden für Menschen mit anderen
Ansichten oder Mentalitäten. Die Schweizer Geschwister nehmen sie als eher zurückhalten aber sehr zuverlässig und interessiert wahr. Dieselben Leute, die beim ersten
Mal teilgenommen hätten, seien auch geblieben. Auch die Gäste, die jeweils aus
Grossbritannien zu den Gottesdiensten in Lausen anreisen, freuen sich auf die Begegnung mit den Einheimischen und möchten diese Beziehungen noch vertiefen. Pfarrer
Hardy Meyer, der Präsident der Kirchenpflege Martin Strübin und Ruth Lüthi von der
Kirchenpflege nehmen nach Möglichkeit an den Gottesdiensten teil. Sie zeigen damit,
dass die reformierte Gemeinde diese besonderen Gottesdienste unterstützt und mitträgt. Ihnen und vielen weiteren Gottesdienstbesuchern sind diese Gottesdienste und
der Austausch mit den afrikanischen Geschwistern wichtig geworden.
Mit der weltweiten Kirche, wie wir
sie in Lausen erleben können, ist
es wie mit zwei Melodien, die sich
zusammenfinden. Dazu ein gelungenes musikalisches Beispiel:
Zum
Geburtstag
von
Albert
Schweizer reiste für einige Monate ein Chor aus Gabun, wo das
Lambarene
Urwaldspital
liegt,
nach Paris. Ihr musikalisches Projekt stand unter dem Motto „Bach meets Africa“ und
führte zur wunderbaren CD „Lambarene“. Afrikanische Rhythmen und Gesang vereinen sich mit Bachs Orgelwerk zu einer neuen, faszinierenden Melodie. So soll Kirche
sein, so ist Pfingsten: jeder und jede behält die eigene Stimme und bildet zusammen
mit anderen doch einen neuen nahezu himmlischen Chor. Überzeugen Sie sich in
Lausen!
Die Gottesdienste finden jeweils von 14-16 Uhr am Sonntagnachmittag in der reformierten Kirche an der Kirchgasse in Lausen statt. Der Fussweg vom Bahnhof Lausen
dauert rund 20 Minuten, Parkplätze finden Sie vor der Kirche. 2016 sind Sie zu den
folgenden Daten herzlich eingeladen zum Gottesdienst:
Am 24. Januar, 29. Mai, 28. August, 20. November 14-16 Uhr.