Kleine Maulwürfe

Konzeption
der
ev.- luth. Kindertagesstätte
Kleine Maulwürfe
in Trägerschaft der
Gertrudenstift Betreuung gGmbH
des Ev.-Luth. Gertrudenstift e.V.
Prinzenstraße 82
34225 Baunatal
Tel. 05601-97770
Stand: Dezember 2015
Seite
1.
Vorwort
4
2.
Wir stellen uns vor...
5
Träger
Standort und Lage
Gesetzliche Grundlage
5
5
6
Rahmenbedingungen
6
Angebot
Räumlichkeiten und Außenanlage
Personal
Anmeldung
Eingewöhnung nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell
6
6
7
7
8
Selbstverständnis und pädagogische Zielsetzung
9
Bild vom Kind
Selbstverständnis der Erzieher/innen
Bindung als Grundlage frühkindlichen Lernens
9
9
10
Grundsätze elementarer Bildung
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Spielen und Lernen als Einheit im Bildungsprozess
Kinder und Erzieher/innen als Kooperationspartner
Frühkindliches Lernen
11
11
11
Basiskompetenzen
11
Lernmethodische Kompetenz
Personale und soziale Kompetenz
Kognitive Kompetenz
11
12
12
7.
Resilienz
12
8.
Bildungsbereiche
12
2.1
2.2
2.3
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
4.
4.1
4.2
4.3
5.
5.1
5.2
5.3
6.
6.1
6.2
6.3
2
9. Umgang mit individueller und soziokultureller Vielfalt
9.1
9.2
10.
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
10.7
10.8
10.9
10.10
10.11
10.12
10.13
10.14
11.
11.1
11.2
11.3
11.4
12.
13
Integration
Inklusion
13
14
Pädagogischer Alltag
14
Tagesablauf
Teilöffnung
Partizipation
Situationsansatz
Stellenwert des Spiels
Projektarbeit
Lernwerkstatt
Integrierte Religionspädagogik
Regeln
Körperpflege und Hygiene
Mittagsschlaf
Essen
Sport
Vorschularbeit
14
15
15
15
16
16
16
17
17
18
18
18
18
19
Zusammenarbeit mit ...
19
Träger
Eltern und Familien
Grundschulen
Institutionen der Stadt Baunatal
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20
21
21
Maßnahmen der Qualitätssicherung und Entwicklung
22
3
1. Vorwort
Liebe Eltern, liebe Leserinnen und Leser,
mit unserer Konzeption wenden wir uns an alle, die sich für unsere Kindertagesstätte
interessieren, vor allem aber an Sie, liebe Eltern, die uns ihr Kind anvertrauen.
Wir laden Sie ein, Wissenswertes über unsere Rahmenbedingungen, Ziele, Arbeitsweisen
und unseren Alltag zu erfahren.
Grundlage für unsere Arbeit ist das Bewusstsein, dass uns die Kinder von Gott und Ihnen,
liebe Eltern, als etwas Besonderes anvertraut sind. In der Kindertagesstätte soll daher eine
Atmosphäre des Vertrauens und der Geborgenheit vorherrschen, in der sich die Kinder
geliebt und angenommen wissen und ein soziales Miteinander erleben.
Wir möchten Kinder unabhängig ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit oder möglichen
Beeinträchtigung vom 8. Lebensmonat bis zum Schuleintritt in ihrer Entwicklung begleiten
und stärken. Der christliche Glaube bildet hierbei die Basis für das gemeinsame Entdecken
der Welt.
Darüber hinaus möchten wir Ihnen mit der vorliegenden Konzeption das Profil unseres
Hauses anschaulich darstellen, das auf den gesetzlich vorgegebenen Verpflichtungen basiert.
Diese Konzeption soll Transparenz vermitteln und steht gleichzeitig als Verpflichtung für
Mitarbeiter und Träger, gute Qualität zu gewährleisten, diese systematisch zu überprüfen
und im Dialog aller Beteiligten weiterzuentwickeln.
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2. Wir stellen uns vor...
2.1 Träger
Die Kindertagesstätte ist eine sozialpädagogische Einrichtung für Kinder im Alter von 8
Monaten bis Schuleintritt der Gertrudenstift Betreuung gGmbH des EvangelischLutherischen Gertrudenstift e.V.. Der Träger ist eingebunden in die Selbständige EvangelischLutherische Kirche (SELK) und ihrer Diakonie.
Für den pädagogischen Alltag in der Kindertagesstätte bedeutet das, dass wir Kindern mit
einer christlichen, diakonischen Grundhaltung begegnen. Wir möchten christliche Werte und
Traditionen im Alltag erleb- und erfahrbar machen.
Das Gertrudenstift wurde bereits im Jahre 1877 als Hessisches Diakonissenhaus von
Gertrude, Fürstin von Hanau, gegründet. Der Plan, es als Ausbildungsstätte für Krankenpflege zu nutzen, konnte allerdings nicht verwirklicht werden. Dennoch wurde das
Gertrudenstift ein „Haus der Barmherzigkeit“ in dem Kinder, körperlich Schwache und
geistig Behinderte im Laufe der Zeit Pflege und Schutz fanden.
Heute unterhält der Ev.-Luth. Gertrudenstift e.V. ein Altenpflegeheim für 107 hochbetagte
Seniorinnen und Senioren. Außerdem befinden sich zurzeit ein Wohngebäude für Betreutes
Wohnen im Heimverbund mit 27 Mietwohnungen und ein Wohnpflegeheim mit 30 Plätzen
für Menschen mit organisch bedingten Persönlichkeitsstörungen im Bau und Betriebsvorbereitung.
2.2 Standort und Lage
Die Kindertagesstätte des Gertrudenstift liegt inmitten des vereinseigenen Geländes an einer
sonnigen Südosthanglage im Ortsteil Großenritte der Stadt Baunatal, der familienfreundlichen Sportstadt in Nordhessen mit annähernd 30.000 Einwohnern in südlich
angrenzender Nachbarschaft zu Kassel.
Die Einrichtung liegt am Ortsrand und daher in unmittelbarer Nähe zu Wald, Feld und
Wiesen.
Gute Verkehrsanbindungen mit Bus und Straßenbahn ermöglichen es auch Familien, die
nicht in unmittelbarer Nähe wohnen, unsere Einrichtung in Anspruch zu nehmen.
Architektonisch befindet sich das Gebäude weitestgehend eingeschoben in den Hang einer
wunderschönen Parkanlage und ist nur von der „Morgensonnen“-und Südseite als Gebäude
erkennbar. Eine weitere Eintrittsmöglichkeit in die Kindertagesstätte ermöglicht ein Lichthof
an der Nordwestseite, der viel natürliches Licht in das Gebäude einbringt, ebenso wie
diverse Lichtkuppeln in der Dachkonstruktion. Das Dach ist durch die intensiv-begrünte
Rasenfläche begeh- und nutzbar, eingegrenzt von einem Zaun, der gleichzeitig auch als
Absturzsicherung dient. Dieser baukonzeptionellen Lösung verdankt die Kindertagesstätte
auch ihren Namen „Kleine Maulwürfe“.
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2.3 Gesetzliche Grundlagen
Die Tageseinrichtung für Kinder hat den gesetzlichen Auftrag, die Entwicklung jedes Kindes
zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern und
dabei die Erziehung und Bildung in der Familie zu unterstützen und zu ergänzen. Den Eltern
soll geholfen werden Berufstätigkeit und Kindererziehung besser miteinander zu verbinden.
(§ 22 (2) SGB VIII)
Der Förderauftrag des Gesetzgebers umfasst die Erziehung, Bildung und Betreuung und
bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes.
Dies schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. (§ 22 (3) SGB VIII)
Die pädagogische Konzeption der Einrichtung spiegelt die Arbeit nach dem Hessischen
Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 – 10 Jahren wider. (§ 22 (3) SGB VIII)
Die Tageseinrichtung übernimmt den Kinderschutzauftrag nach § 8a SGB VIII, wenn das
Kindeswohl von Gefahr bedroht ist.
3. Rahmenbedingungen
3.1 Angebot
In der Einrichtung werden bis zu 62 Kinder in drei Gruppen betreut. Die Aufteilung der
Gruppen erfolgt nach unterschiedlichen Altersstufen und dem Bedarf an Halb-, Dreivierteloder Ganztagsbetreuung.
Es gibt eine reine Krippengruppe (U3). Dort werden 12 Kinder ab 8 Monaten aufgenommen
und in der Kernzeit von 7.00 Uhr – 15.00 Uhr betreut. Eine Verkürzung der Betreuungszeit
auf 13.00 Uhr ist möglich.
Außerdem gibt es eine Kindergartengruppe von 7.00 Uhr – 15.00 Uhr, in der bis zu 25 Kinder
von 2 Jahren und 10 Monaten bis zum Schuleintritt betreut werden. Auch hier ist eine
Verkürzung der Betreuungszeit auf 13.00 Uhr möglich.
Die dritte Gruppe ist auch eine Kindergartengruppe mit einer Gruppenstärke von bis zu 25
Kindern, die ganztags betreut werden. Deren Kernbetreuungszeit umfasst den Zeitraum von
7.00 Uhr – 16.30 Uhr. Eine Stunde Spätdienst bis 17.30 Uhr ist bei Bedarf zubuchbar.
Eine integrative Betreuung von Kindern mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf
gehört ebenfalls zu unserem Aufgabenfeld und wird daher bei der Bemessung des Personalschlüssels und des Tagesablaufs bei Bedarf berücksichtigt.
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3.2 Räumlichkeiten und Außenanlage
Jede Gruppe verfügt über einen Gruppenraum mit zusätzlichem, separatem Ausgang ins
Außengelände.
Die Räume sind so gestaltet, dass sie der Befriedigung der kindlichen Bedürfnisse nach Ruhe,
Bewegung, Rückzug, Spielen und Lernen Rechnung tragen.
An die U3 Gruppe schließt sich neben dem Gruppenraum ein Schlafraum sowie auch ein
Wickel- und Waschraum mit Kindertoilette unmittelbar an.
Die beiden Kindergartengruppen nutzen gemeinsam einen großzügigen Waschraum. Bei
Bedarf stehen diesen Gruppen in der Mittagszeit auch Schlafmöglichkeiten in separaten
Räumen zur Verfügung.
Neben den Gruppenräumen können die Kinder einen großen Mehrzweckraum
(Bewegungsraum), zwei pädagogische Räume (Kreativraum, Lernwerkstatt) und den
Flurbereich nutzen. Neben Personal- und Lagerräumen gibt es eine Aufwärmküche, die auch
zur pädagogischen Nutzung den Gruppen zur Verfügung steht.
Unser Außengelände ist mit natürlichen Elementen sehr anregend gestaltet und bietet den
Kindern altersgerechte und vielfältige Bewegungs- und Spielmöglichkeiten.
3.3 Personal
Wir sind ein offenes und engagiertes Team mit einer christlichen Grundeinstellung, das sich
gegenseitig akzeptiert, verantwortungsbewusst und kompetent arbeitet sowie persönliche
Stärken und Talente nutzt.
Jede Gruppe ist mit mindestens 2 Fachkräften besetzt. Ein/e Erzieher/in verantwortet die
jeweilige Gruppenleitung. Eine dauerhafte Unterstützung des Teams durch Berufspraktikanten, Bfd`ler/FSJ`ler (Bundesfreiwilligendienst / Freiwilliges Soziales Jahr) oder Kurzzeitpraktikanten ist Teil des pädagogischen Konzepts und Alltags.
Bei der Aufnahme und Betreuung von Kindern mit Behinderungen unterstützt eine Integrationskraft mit einem zusätzlichen Stundenkontingent die Gruppe.
Die Leitung der Kindertagesstätte ist über die Leitungstätigkeit hinaus in unterschiedlichste
gruppenübergreifende Projekte und pädagogische Aufgabenstellungen eingebunden.
3.4 Anmeldung
Die Anmeldung erfolgt durch die Eltern entweder über die Koordinationsstelle der Stadt
Baunatal oder direkt bei der Leitung der Kindertagesstätte.
Die Leitung informiert über die pädagogische Konzeption der Einrichtung, das Berliner
Eingewöhnungsmodell (s.u.), die Gruppenzusammensetzungen, Formalitäten und zeigt die
örtlichen Gegebenheiten. Vor der Eingewöhnung des Kindes erfolgt das Aufnahmegespräch
zum gegenseitigen Kennenlernen.
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3.5 Eingewöhnung nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell
Die Eingewöhnung des Kindes und der Eltern beginnt mit dem Aufnahmegespräch. Dieses
dient dem ersten Kontakt und dem gegenseitigen Kennenlernen.
In diesem vertrauten Rahmen zwischen Leitung und Familie werden Gewohnheiten,
Erfahrungen, Fragen und Unsicherheiten des Kindes geklärt und ausgetauscht, die es dem
pädagogischen Fachkräften erleichtern, das Kind, seine bisherigen Erfahrungen und sein
Umfeld zu verstehen. Dadurch wird ein ganz individuelles pädagogisches Handeln
ermöglicht.
Bei der Eingewöhnung unserer Allerkleinsten (U3) orientieren wir uns am „Berliner Eingewöhnungsmodell“. Wir gestalten die Eingewöhnungsphase ganz individuell nach den
Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes.
Wir schaffen sowohl personelle, räumliche als auch materielle Rahmenbedingungen für
einen sanften Übergang vom kindlichen Zuhause in unsere Einrichtung. Bei der Durchführung dieses Modells steht im Vordergrund, dass es allen am Prozess Beteiligten gut geht,
sichere Bindungen entstehen und Vertrauen dauerhaft und nachhaltig wächst.
Das Berliner Eingewöhnungsmodell zeichnet sich durch fünf Schritte aus:
• In Schritt 1 erfolgt eine frühzeitige Information der Eltern darüber, dass ihre Beteiligung
am Eingewöhnungsprozess erwartet und wie dieser gestaltet werden wird.
• Schritt 2 besteht aus einer dreitägigen Grundphase, in welcher ein Elternteil das Kind in die
Kita begleitet und dort circa ein bis zwei Stunden bleibt. Die Mutter beziehungsweise der
Vater sollte das Kind aufmerksam beobachten und signalisieren, dass sie oder er ihm als
„sicherer Hafen“ zur Verfügung steht. Gleichzeitig sollte sich der begleitende Elternteil aber
möglichst passiv verhalten, um dem Kind Gelegenheit zur Kontaktaufnahme mit der
Erzieherin zu geben.
• Im 3. Schritt erfolgen ein erster Trennungsversuch sowie eine Entscheidung über die Dauer
der Eingewöhnungszeit. Am vierten Tag wird ein erster Trennungsversuch durchgeführt.
Lässt sich das Kind bei der Trennung des Elternteils beruhigen, so kann die Trennungsphase
auf maximal 30 Minuten ausgedehnt werden. Lässt sich das Kind hingegen nicht in kurzer
Zeit beruhigen, kehrt die begleitende Bezugsperson nach zwei bis drei Minuten wieder
zurück. In diesem Fall sollte mit einem weiteren Trennungsversuch bis zur zweiten Woche
gewartet werden. Es ist eine längere Eingewöhnungszeit von zwei bis drei Wochen
erforderlich.
• Schritt 4 beinhaltet die Stabilisierungsphase: Unter Beachtung der Reaktionen des Kindes
wird der Zeitraum, in dem das Kind alleine mit der einzugewöhnenden Fachkraft bleibt,
immer mehr ausgedehnt.
• In Schritt 5, der Schlussphase, hält sich der Elternteil nicht mehr gemeinsam mit seinem
Kind in der Kita auf, ist aber noch jederzeit erreichbar. Abgeschlossen gilt die Eingewöhnung
dann, wenn das Kind die Fachkraft als „sichere Basis“ akzeptiert hat und sich von ihr trösten
lässt.
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4. Selbstverständnis und pädagogische Zielsetzung
4.1 Bild vom Kind
In unserem christlichen Selbstverständnis sehen wir jedes Kind als ein Geschöpf Gottes an.
Das Kind wird wertgeschätzt, respektiert und ohne Bedingungen angenommen. Das Gefühl,
gewollt zu sein, ist ein Grundbedürfnis jedes Kindes.
Das Annehmen in seiner Einmaligkeit, auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes,
wird in der Kindestagesstätte jeden Tag gelebt und stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder.
Die Kinder werden in der Kindertagesstätte entsprechend ihrer Bedürfnisse begleitet und
gefördert. Sie erhalten Unterstützung, um selbstbestimmt und eigenaktiv die Welt zu erobern, aber auch Werte und Regeln, die ihnen bei der Orientierung helfen.
Um mit den Kindern Lebensräume gestalten zu können muss der/die Erzieher/in die
elementaren Bedürfnisse eines jeden Kindes kennen.
Was will das Kind?
 geliebt werden und lieben
 angenommen werden und anerkannt sein
 spielen
 sich mitteilen und verständigen
 sich ausdrücken und gestalten
 selbstständig sein
 forschen und entdecken
 besitzen und schenken
 Regeln und Grenzen als Orientierungshilfe
 sich bewegen und lernen
 mit anderen Kindern zusammen und alleine sein
 essen, trinken, schlafen
Das Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit, das seine Welt selbst erschließen will und
kann. Es ist ein wertvoller Partner für andere Kinder und für den/die Erzieher/in.
4.2 Selbstverständnis der Erzieher/innen
Die Möglichkeiten der Erzieher/innen ergeben sich aus den Freiräumen und Grenzen, die der
Gesetzgeber und der Träger der pädagogischen Arbeit setzen, sowie aus den fachlichen
Kompetenzen und individuellen Talente der Mitarbeitenden.
Die Rolle der Erzieher/innen ist ganzheitlich zu betrachten. Er/Sie ist Vorbild für das Kind,
gleichzeitig aber auch Freund/in und Wegbegleiter/in, der/die auch eigene Fehler nicht
verdeckt. Er/Sie gesteht dem Kind Freiräume zu, verdeutlicht aber auch Grenzen.
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Die pädagogische Fachkraft nutzt ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Kenntnisse, um bei der
Entwicklung der Kinder mitzuwirken und holt die Kinder dort ab, wo sie sich in ihrer
Entwicklung befinden. Er/Sie ist für die Kinder eine verlässliche Bezugsperson, experimentiert und schafft freudige Erlebnisgrundlagen für die Kinder.
Die Erzieher/innen sind Begleitperson des Kindes und beobachten täglich dessen parallel
verlaufenden Entwicklungs- und Reifungsprozess.
Regelmäßige Fortbildungen sorgen für den Erhalt aktuellen bildungspolitischen Wissens und
den Ausbau ihrer pädagogischen Fähigkeiten. Der fachliche Austausch, Reflexion und die
Planung der inhaltlichen Arbeit geschieht durch regelmäßige Dienstbesprechungen.
Die Haltung zum Kind und die Sicht auf das Kind beeinflussen das Denken, Tun und
Sprechen, deshalb ist es die Grundlage von Wahrnehmung und Verstehen und wird so zum
Ausgangspunkt für pädagogische Handlungen.
Als Erzieher/in nehmen wir darüber hinaus auch die Rolle der „Netzwerker/in“ ein. Neben
dem Austausch und der Fortbildung im Team und der engen Zusammenarbeit mit den
Familien, stellen wir auch Kontakte zum Umfeld des Kindes her. Die Kooperation mit dem
Träger, dem Gemeinwesen, der Grundschule, den Kinderärzten u.ä. ermöglicht eine
bedürfnisgerechte Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.
4.3 Bindung als Grundlage frühkindlichen Lernens
Auch wenn das „Bild vom Kind“ heute die vielfältigen Kompetenzen, die Kinder von Geburt
an mitbringen, und die beachtliche eigene Aktivität ihrer Bildungsentwicklung in den
Vordergrund stellt, so sind Kinder gerade in den ersten Lebensjahren gleichzeitig auch sehr
verletzbar und völlig von der liebevollen, beständigen Pflege und Versorgung durch
vertraute Bezugspersonen abhängig.
Forschungsergebnisse aus der Psychologie, Neurologie und Pädagogik zeigen, dass Kinder für
Ihre Entwicklung die Befriedigung ihrer seelischen Grundbedürfnisse brauchen, ebenso wie
sichere Bindungsbeziehungen für mutige Exploration, feinfühlige Zuwendung für eine
optimale Gehirnentwicklung und feste Bezugspersonen auch in der Kindertageseinrichtung.
Das Grundbedürfnis nach Bindung steht für das Bedürfnis, enge zwischenmenschliche
Beziehungen eingehen, sich sicher gebunden fühlen und sich als liebesfähig und liebenswert
zu erleben.
Werden die Grundbedürfnisse nach Bindung, Kompetenz und Autonomie ausreichend
befriedigt, kann das Kind sich aktiv mit seiner Umwelt auseinandersetzen und die
alterstypischen Entwicklungsaufgaben gut bewältigen.
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5. Grundsätze elementarer Bildung
5.1 Spielen und Lernen als Einheit im Bildungsprozess
Spielen ist für Kinder im frühen Alter sehr wichtig. Es ermöglicht dem Kind Erfahrungen und
Interaktionen, die für seine intellektuelle, körperliche, emotionale und soziale Entwicklung
notwendig sind. Im Spiel hat das Kind die Freiheit, sich und seine verändernde Umwelt nach
seinen Interessen zu erforschen, eigene Ordnungskriterien zu bilden, Probleme zu lösen, sich
neuen Herausforderungen zu stellen und seiner Neugier zu folgen. Spielen und Lernen sind
damit eng miteinander verknüpft.
5.2 Kinder und Erzieher/innen als Kooperationspartner
Bildungsprozesse im Elementarbereich sind gemeinsam gestaltete Lernprozesse von Kindern
und Erwachsenen. Die Erwachsenen nehmen nicht ausschließlich die Rolle der Experten ein,
sondern sind Kooperationspartner im Lernprozess. Die Kinder werden gleichberechtigt bei
der Planung, Gestaltung, Konfliktlösung und Entscheidungsfindung der Prozesse einbezogen.
5.3 Frühkindliches Lernen
Frühkindliches Lernen basiert auf Grundsatz ganzheitlicher Bildung. Für alle Aktivitäten, die
Prozesse der Selbstbildung ermöglichen und unterstützen wollen, ist darauf zu achten, dass
verschiedene Ebenen der kindlichen Weltaneignung kombiniert sind. Die Themen sollen an
die Fragen und Interessen der Kinder anknüpfen.
6. Basiskompetenzen
Nachfolgende Basiskompetenzen bilden die Grundlage für alle Bildungsbereiche. Sie
vermitteln grundlegende Fertigkeiten, die das Kind befähigen, mit anderen Kindern und
Erwachsenen zu kommunizieren und sich mit ihrer dinglichen Umwelt auseinanderzusetzten.
Diese Kompetenzbereiche begleiten das Kind durch die ganze Betreuungszeit und haben
eine große Bedeutung für ein erfolgreiches und zufriedenes Leben in unserer Gesellschaft.
6.1 Lernmethodische Kompetenz
Diese ist die Grundlage für den Wissenserwerb und damit die Basis für lebenslanges, selbst
gesteuertes Lernen. Die Kinder werden durch Fähigkeiten wie Nachdenken, Fragen, Beobachten und Ausprobieren angehalten, Lösungswege selbst zu finden.
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6.2 Personale und soziale Kompetenz
Das Kind soll sich selbst und andere entdecken, seine Stärken und Schwächen bewusst wahrnehmen und dadurch lernen, auch andere anzunehmen wie sie sind. Soziale Kompetenz
meint, soziale Beziehungen aufnehmen, zu gestalten und sich in eine Gemeinschaft
einzubringen.
6.3 Kognitive Kompetenz
Das Kind nimmt seine Umwelt mit allen Sinnen wahr. Es bekommt Anreize, die seine Denkfähigkeit und sein Gedächtnis anregen. Die Kinder werden im pädagogischen Alltag zum
Nach- und Mitdenken angeregt und zum Ausprobieren motiviert, um altersgemäße Lösungen für ihre Fragen zu finden.
7. Resilienz
Resilienz bedeutet Widerstandsfähigkeit und ist damit Grundstein für einen kompetenten
Umgang mit individuellen Veränderungen und Belastungen. Die Fähigkeit, Herausforderungen bewusst wahrzunehmen, sich dabei auf die eigenen Stärken zu beziehen und trotz
schwieriger Umstände sich als aktiver Gestalter seines Lebens zu verstehen, gilt es zu lernen.
Diese komplexe Fähigkeit wird in der Kindertagesstätte gefördert durch:
-
Die Haltung der Erzieherin zum Kind
Gemeinsames Entwickeln von Regeln
Das Recht auf Fehler und eine eigene Meinung
Emotionale Zuwendung
Einüben von lebenspraktischen Fähigkeiten und Ritualen
Begleitung in Anforderungssituationen
8. Bildungsbereiche
Die folgende Aufführung der Bildungsbereiche zeigt auf, welche Fachgebiete in unserer
pädagogischen Arbeit ganzheitlich berücksichtigt werden. Erst das eigene Erforschen,
Erproben und Entdecken garantieren nachhaltiges Lernen. Eine entscheidende Rolle zur
Motivation nimmt dabei eine positive Beziehung zum Kind ein:

Sprache und Kommunikation:
Lieder, Reime, Bilderbücher, Fingerspiele, Gespräche, ...
 Umgang mit Medien:
verantwortungsbewusster Einsatz von CD´s, Bücher, PC (Vorschulbereich)
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






Mathematik, Naturwissenschaft, Technik:
Zahlen, Formen, Experimente, Konstruktionen, Waldtage, ...
Musik:
Hören, Tanzen, Lauschen, Singen, Instrumente, ...
Kunst:
Malen, Gestalten, Basteln, Betrachten, ...
Körper, Bewegung:
Grob- und Feinmotorik, Ausdauer, Koordination, Geschicklichkeit, Turnen
Gesundheit:
Ernährung, Zähne, Körperhygiene, Stressbewältigung
Religiöse Bildung:
Christliche Traditionen, Hintergründe und Feste
Akzeptanz anderer Religionen und Kulturen
Interkulturelle Bildung:
Die Kindertagesstätte als Begegnungsort für Kinder und Familien unterschiedlicher
Herkunft – Vielfalt der Erfahrungsmöglichkeit
(Information, Wahrnehmung, Akzeptanz, Toleranz)
9. Umgang mit individueller und soziokultureller Vielfalt
Alle Kinder werden unabhängig ihrer jeweiligen Voraussetzungen und Bedürfnisse gefördert
und unterstützt. In der praktischen Arbeit richten sich die pädagogischen Handlungsansätze
nach den individuellen Fähigkeiten der Kinder. Es findet eine Sensibilisierung für die Wahrnehmung von Stärken und Schwächen der Anderen statt.
Kinder und Erwachsene gehen miteinander Beziehungen ein, indem sie ihre Verschiedenheit
annehmen, von einander lernen und eine Gemeinschaft bilden.
9.1 Integration
Die Lebenswelt unserer Kinder, ist von kultureller und sprachlicher Vielfalt geprägt. Auch
verschiedene sozioökonomische Hintergründe erfordern im pädagogischen Alltag eine
individuelle Planung und Entwicklungsbegleitung.
Uns ist daher ein pädagogischer Ansatz der Vielfalt wichtig, der die unterschiedlichen
Bedürfnisse von Kindern mit verschiedenem kulturellem und sozioökonomischem
Hintergrund und dem damit erforderten Unterstützungsbedarf berücksichtigt.
Ein Kennenlernen anderer Kulturen und Feste, das Wecken von Freude und Neugier, aber
auch das Verstehen von Fremdheit wird im Alltag der Kinder durch Offenheit, Gespräche und
unterschiedliche Angebote erfahrbar.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Sprachförderung. Die deutsche Sprache zu
erlernen, sie zu verstehen und situationsgerecht anwenden zu können wird den Kindern auf
spielerische Weise und mit Hilfe von besonderen Spiel- und Fördermaterialien im Alltag
nahegebracht.
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Auch in der Kommunikation zwischen Eltern und Fachkräften werden Wege der Verständigung gesucht. An dieser Stelle hat der Kontakt und die Zusammenarbeit mit „Dritten“ eine
große Bedeutung, um individuelle Entwicklungsschritte erzielen zu können.
Interkulturelle Kompetenz ist ein Bildungsziel und eine Entwicklungsaufgabe, die Kinder und
Erwachsene, egal welcher Herkunft, gleichermaßen betrifft.
9.2 Inklusion
Die Umsetzung der UN-Konvention verfolgt das Ziel, Chancengleichheit von Menschen mit
Behinderung zu fördern und ihre Diskriminierung in der Gesellschaft zu unterbinden.
Kinder mit Behinderung, Entwicklungsbeeinträchtigungen, von Behinderung bedroht oder
mit Hochbegabung erfahren die erste Unterstützung häufig in ihrer Familie oder durch
Angebote der Frühförderung.
Durch die Unterstützung und Anregung von Bildungs- und Lernprozessen ist die
Kindertagesstätte ein wichtiger Bestandteil dieser Entwicklungsförderung.
In unserer Einrichtung werden Integrationsmaßnahmen (personell: Integrationskraft,
materiell: Spiel- und Beschäftigungsmaterial) angeboten, um auch Kinder mit Behinderung in
die Gruppen aufnehmen zu können.
Wir haben das Ziel, eine ausgewogene Balance zwischen individueller Förderung des Kindes
und den gemeinsamen Gruppenaktivitäten zu finden.
Um eine positive Eingliederungshilfe zu erzielen, erfolgt ein intensiver Austausch mit den
Erziehungsberechtigten, den Förderstellen und dem therapeutischen Umfeld des Kindes.
10. Pädagogischer Alltag
10.1 Tagesablauf
7.00 – 8.45 Uhr
9.00 Uhr
9.15 Uhr
9.45 – 11.30 Uhr
11.30 Uhr – 12.00 Uhr
11.30 Uhr / 12.00 Uhr
12.00 Uhr / 12.30 – 14.00 Uhr
13.00 Uhr
14.30 Uhr
15.00 Uhr
15.00 Uhr – 15.45 Uhr
16:30 Uhr
16.30 Uhr – 17.30 Uhr
Bring- und Ankommzeit
Morgenkreis U3
Frühstück, Zähneputzen
Freispiel / Projekte / Rausgehen / Exkursionen /
Lernwerkstatt / Musik / Vorschularbeit /
Bewegung ...
Stuhlkreis Ü3
Mittagessen U3 / Ü3, Zähneputzen
Mittagsschlaf U3 / Mittagsruhe, ruhiges Freispiel
Abholzeit der „Halbtagskinder“
Nachmittagssnack
Abholzeit „Dreivierteltagskinder“
Freispiel / Rausgehen
Abholzeit „Ganztagskinder“
Spätdienst
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Unter Berücksichtigung der hessischen Schulferien ist unsere Einrichtung im Laufe des Jahres
drei Wochen in den Sommerferien und zwei Wochen in den Weihnachtsferien geschlossen.
Nähere Informationen über die Schließungszeiten gibt es zu Beginn des Kindergartenjahres.
Weitere Schließtage, aufgrund besonderer Anlässe (z.B. Fortbildung des Personals), werden
frühzeitig schriftlich mitgeteilt.
10.2 Teilöffnung
Wir bieten den Kindern nach der Eingewöhnungsphase auch Zeiten der Teilöffnung an. Das
heißt, es gibt Angebote, die gruppenübergreifend stattfinden und so den Kontakt zu anderen
Kindern ermöglichen. Außerdem erweitert sich dadurch das Raum- und Spielangebot. Die
Kinder können den gewohnten Raum der Sicherheit und Geborgenheit verlassen und eigenverantwortlich und selbstbestimmt Freiräume erobern, um neue Erfahrungen und Kontakte
zu erwerben.
10.3 Partizipation
Beteiligungsmöglichkeiten werden geschaffen, damit Kinder mitreden und mitentscheiden
können (kleine Kinderkonferenzen). Die Kinder können Einfluss nehmen auf die Gestaltung
ihres Alltags und erleben, dass man sich auf ihre Ideen und Vorschläge bezieht.
Die Kinder lernen, ihre eigenen Anliegen zu beschreiben, auszuhandeln, Entscheidungen zu
treffen, Regeln zu finden und mit Konsequenzen und Verantwortung umzugehen. Die
Kinderkonferenz ist eine Form in der Kindertagesstätte, Demokratie als Lebensform zu
erfahren und zu leben. Sie dient somit der allgemeinen Entwicklung und Stärkung der
Persönlichkeit und des sozialen Zusammenhalts.
10.4 Situationsansatz
Wir arbeiten nach dem situationsorientierten Ansatz, um den Bedürfnissen der Kinder
möglichst weitgehend gerecht zu werden. Das bedeutet, dass wir von den Interessen der
Kinder ausgehend den Alltag gemeinsam gestalten und sie in ihrer Entwicklung als
selbständige und wissbegierige Menschen sehen, fördern und unterstützen.
Grundlage dieser Ansatzmöglichkeiten ist die systematische und schriftlich dokumentierte
Beobachtung der Kinder oder auch das Stattfinden kleiner Kinderkonferenzen, in denen die
Kinder Bedürfnisse, Themen und Fragen selbst in die Gruppe einbringen.
Entwicklungsprozesse geschehen über das Lernen in der jeweiligen Situation (Schlüsselsituation) sowie in Lernangeboten (Projekten), die geplant und dann durchgeführt werden.
Überdies tragen wir Themen an die Kinder heran, die sie aus ihrem Erfahrungswissen noch
nicht selbst wählen würden. Diese könnten aber für die Zukunft und für ihr Hineinwachsen
in die Gesellschaft relevant sein. Wir stellen Kontakte zu Personen und Institutionen im
Umfeld der Kindertagesstätte her.
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Abschließende Reflexionsprozesse sind dabei von großer Bedeutung, um das Bewusstsein
der Kinder für Lernerfahrungen, emotionale Bedürfnisse, Ziele und Ergebnisse zu stärken.
Wir ermöglichen den Kindern, die Gültigkeit von Regeln und Normen zu erfahren, zu
überprüfen und zu verändern.
Die Ziele des Situationsansatzes sind die Entwicklung von:
- Autonomie
- Solidarität
- Kompetenz
Ich-Kompetenz
Sozialkompetenz
Sachkompetenz
„ich bin wer“
„wir gehören zusammen“
„ich kann was“
10.5 Stellenwert des Spiels
Das Spiel bietet die Grundlage für die Befähigung, das Leben zu bewältigen und für die
Aufnahme sozialer Kontakte und Beziehungen. Das Kind erschließt sich spielend seine
Umwelt und erwirbt damit die Fähigkeit, sich in ihr besser zu orientieren, zu bewegen und zu
handeln.
Das Freispiel nimmt den größten Teil des Tages ein. Es ist wichtig für die Spielfähigkeit der
Kinder. Die Kinder verarbeiten dabei Gesehenes und Erlebtes und verwirklichen ihre eigenen
Spielideen. Die Erzieherin hat dabei die Möglichkeit Impulse zu setzen, bleibt aber häufig in
der Rolle der aktiven Beobachterin.
Das gelenkte Spiel ist wichtig, wenn Kinder Schwierigkeiten haben, sich selbst zu
beschäftigen oder um gezielte Regeln und Fertigkeiten zu vermitteln. Diese Spiele haben
einen hohen Aufforderungscharakter und sind auf individuelle Besonderheiten angepasst.
10.6 Projektarbeit
Die Projektarbeit (verbindlich, freiwillig, altersgemischt, altershomogen, Kleingruppe,
gruppenübergreifend) nimmt einen großen Teil der Zeit in der Kindertagesstätte in
Anspruch. Sie ist das Herzstück des pädagogischen Handelns.
Projekte bieten einen idealen Rahmen, alle Bildungs- und Erziehungsbereiche aufzugreifen,
sowie alle Kompetenzbereiche zu fördern. Projektinhalte ergeben sich aus dem Alltag der
Kinder und sind das, was die Kinder gerade beindruckt und beschäftigt.




Das Kind hat Einfluss auf Planung und Gestaltung
Das Kind setzt sich aktiv mit seiner Umwelt auseinander
Das Kind entdeckt und erforscht
Die Erzieherin initiiert, begleitet, beobachtet und assistiert
16
10.7 Lernwerkstatt
Lernwerkstätten sind Orte für selbstbestimmtes Lernen und eine geeignete Form, auf
spielerische Weise Wissenswertes über die (Um)-Welt zu erfahren. Hier sollen die Kinder
Erfahrungen aus erster Hand sammeln. Eigenständiges Handeln, Entdecken, Spielen und
Experimentieren stehen im Vordergrund. Eigene Fragestellungen und unterschiedliche
Materialien laden zum Forschen ein. Die pädagogischen Fachkräfte bieten die Materialien so
an, dass die Kinder sich zum Ausprobieren aufgefordert fühlen.
10.8 Integrierte Religionspädagogik
Kinder haben ein Recht auf religiöse Erziehung und Begleitung.
In unserer Kindertagesstätte werden Kinder unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit
betreut. Unsere in den Alltag integrierte Religionspädagogik ist von der Achtung vor anderen
Religionen und vom Verständnis für andere Weltanschauungen geprägt. Unser Ansatz wird
von einem christlichen Grundverständnis getragen. Es ist uns wichtig, von den Wert-, Sinnund Lebensfragen der Kinder auszugehen und ihre religiösen Vorerfahrungen in die Arbeit
mit einzubeziehen.
Wir möchten die Kinder mit den Inhalten und Traditionen christlicher Feste im Kirchenjahr
vertraut machen. Die Kinder dürfen an der Gestaltung von Festen teilhaben und eigene
Erfahrungen sammeln.
Christliche Grundwerte und Grundhaltungen wie z.B. Teilen, Gemeinschaft erleben, Hilfe
geben und Hilfe annehmen, finden in Form von eigenen Festen, biblischen Geschichten,
Liedern, Gebeten und Ritualen ihren Platz im Krippen- und Kindergartenalltag und
unterstützen somit die individuelle Bedürfnislage der Kinder.
Ziel dieser Religionspädagogischen Arbeit ist es, den Kinder zu vermitteln, dass die Bibel,
Jesu Wort und Leben sich nicht nur vor langer Zeit an einem uns fremden Ort ereigneten,
sondern noch heute Gültigkeit und Bedeutung haben.
10.9 Regeln
Für Kinder sind klare Regeln und Grenzen sehr wichtig. Sie bieten Orientierung, geben ein
Gefühl von Sicherheit und Ordnung, machen den Tagesablauf überschaubarer und sichern
jedem Kind seinen eigenen Platz in der Kindergruppe.
Nicht immer stimmen Regeln mit dem Willen des einzelnen Kindes überein und müssen
dennoch eingehalten werden. Dies zu lernen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der
Kinder zur Selbstständigkeit.
Es gibt gruppeninterne aber auch gruppenübergreifende Regeln:
Gruppeninterne Regeln ergeben sich aus dem Zusammenleben der Kinder und
Erzieherinnen in den einzelnen Gruppen. Sie werden mit den Kindern besprochen oder
erarbeitet.
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Gruppenübergreifende Regeln werden von den Erzieherinnen festgelegt. Sie dienen in
erster Linie der Sicherheit der Kinder beim gruppenübergreifenden Arbeiten oder beim
selbstständigen Erschließen anderer Spielorte (Bewegungsraum, Küche, Werkstatt).
Die pädagogischen Fachkräfte wissen auch um ihre Vorbildwirkung und achten daher
bewusst auf die Einhaltung der Regeln.
10.10 Körperpflege und Hygiene
Das Hände- und Mundwaschen erfolgt anfangs mit Unterstützung der Erzieher/innen,
welche aber durch einen kontinuierlichen Lernprozess zur Selbstständigkeit und Erwerb
dieser Fertigkeiten führt.
Die Kinder werden gemäß ihrer Entwicklung im Prozess des „Sauberwerdens“ durch
regelmäßiges Benutzen des Töpfchens oder der Kindertoilette unterstützt.
Die Zahnpflege wird den Kindern altersentsprechend und spielerisch vermittelt.
Dabei wird die Einrichtung regelmäßig durch den Zahnärztlichen Dienst besucht und betreut.
10.11 Mittagsschlaf
In der Zeit von 12.00 – 14.00 Uhr ist für alle Kinder der Dreiviertel- und Ganztagsgruppe
Mittagsruhe bzw. Mittagsschlaf.
Die Kinder im Alter von 0 - 3 Jahren ziehen sich in den Schlafraum zurück.
Für die „Großen“ gibt es verschiedene Möglichkeiten, um zur Ruhe, Entspannung und zum
individuellen Rückzug zu gelangen.
10.12 Essen
Die Mahlzeiten dienen dem Gemeinschaftserleben, fördern den Austausch, das Kennenlernen von Ernährungsvielfalt und Tischregeln. Sie finden in entspannter Atmosphäre in den
einzelnen Gruppen statt.
Das Frühstück bringen die Kinder von Zuhause mit. Die Eltern werden auf einem Elternabend
über ein gesundes, abwechslungsreiches Frühstück und den „zuckerfreien Vormittag“ in der
Kindertagesstätte informiert.
Das Mittagessen wird täglich in der Küche des benachbarten Altenpflegeheims frisch zubereitet und in die Kindertagesstätte gebracht. Vor der Ausgabe unterliegt es einer strengen
Temperaturkontrolle. Der Speiseplan wird von geschultem Personal erstellt und in Rücksprache mit den Erzieherinnen geplant, um auch ein altersgemäßes Speiseangebot für die
Kinder anbieten zu können.
Der Nachmittagssnack besteht vorwiegend aus Obst und kleinen Knabbereien.
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10.13 Sport
Es finden regelmäßige Angebote zur Bewegungserziehung statt.
Im Frühdienst oder auch in Freispielzeiten kann der Bewegungsraum als fester Bestandteil
eingeplant und genutzt werden. Dort haben die Kinder gruppenübergreifend die Möglichkeit
motorische Fähigkeiten zu erwerben, auszuprobieren und zu erweitern.
Sport- und Zusatzmaterialien stehen den Kindern dabei zur Verfügung. Einmal wöchentlich
findet dieses Angebot jedoch gruppenintern statt, um zielgerichtete und altersgemäße
Angebote zu schaffen.
10.14 Vorschularbeit
Mit unterschiedlichen Aktionen und thematischen Inhalten im letzten Kindergartenjahr
werden die Kinder mit der zukünftigen Rolle als Schulkind vertraut gemacht und gedanklich
auf den neuen Lebensabschnitt vorbereitet.
Förderprogramme, wie z.B. das Würzburger Sprachprogramm „Hören, Lauschen, Lernen“
können dabei unterstützend eingesetzt werden.
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wöchentliche Vorschulgruppe
Besuch der Grundschule
Projekte, Ausflüge für „die Großen“
11. Zusammenarbeit mit ...
Ein bedeutender Schwerpunkt der Arbeit in der Kindertagesstätte ist die Beteiligung,
Kooperation und Vernetzung. Die Nutzung aller personalen, familiären und lokalen
Ressourcen steht dabei im Vordergrund.
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Langenberg-Grundschule und andere Grundschulen in Baunatal
Kita Talrain und andere Kitas in Baunatal
Musikschule Baunatal
Altenpflegeheim(e), Wohnpflegeheim(e), Betreutes Wohnen
Örtliche Vereine (Sport, Musik, Kultur usw.)
Baunataler Diakonie Kassel
…
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11.1 Träger
Durch die Einbindung der Kita in die Gesamtaktivitäten des Ev.-Luth. Gertrudenstift e.V. mit
seiner Vielzahl an Dienstleistungen laufen natürlich viele administrativen Aufgaben über die
zentrale Verwaltung des Trägers. Regelmäßige Absprachen erfolgen durch die Leitung mit
der Geschäftsführung der Gertrudenstift Betreuung gGmbH.
Wir verstehen es als große Bereicherung unserer pädagogischen Arbeit, dass durch die
direkte Nähe zum Träger und seiner weiteren Pflege- und Betreuungseinrichtungen ein
generationenübergreifendes Leben und Lernen für die Kinder möglich ist. Wir fördern durch
Besuche, Aktionen und Projekte den Kontakt von Jung und Alt.
11.2 Eltern und Familien
Eltern haben die Hauptverantwortung für die Bildung und Erziehung ihrer Kinder. Sie sind die
Experten hinsichtlich der Entwicklung im familiären Umfeld.
Erziehung in der Kita setzt dort an, wo die elterliche Erziehung Grundsteine gelegt hat, sie
erfolgt in enger Kooperation mit der Herkunftsfamilie und soll somit eine Ergänzung der
Familienerziehung sein.
Hieraus geht klar die Notwendigkeit der Mitverantwortung der Eltern hervor, denn nur
durch eine kontinuierliche und übereinstimmende Erziehungsarbeit im Elternhaus und Kita
ist zu erreichen, dass die Kinder sich gleichermaßen wohlfühlen, erzogen und gefördert
werden.
Die Kinder treffen in der Kindertagesstätte auf neue Bezugspersonen und Regeln, daher ist
die partnerschaftliche Zusammenarbeit und der Austausch zum Wohle des Kindes nicht nur
unumgänglich, sondern notwendig und ausdrücklich erwünscht.
Tür- und Angelgespräche erfolgen im pädagogischen Alltag immer spontan und unvorbereitet. Sie sichern den ständigen Kontakt und Austausch zwischen Eltern und Erzieherinnen.
Einzel- bzw. Entwicklungsgespräche sind fest im Kindergartenjahr verankert. Sie werden auf
der Grundlage von Entwicklungs- und Beobachtungsdokumentationen vorbereitet und
geplant. Sie können aber auch jederzeit bei Bedarf von Seiten der Eltern oder Erzieherinnen
kurzfristig angesetzt und durchgeführt werden.
Der Gruppenelternabend findet stets auf Gruppenebene statt. Er dient der Information und
Klärung gruppeninterner Anliegen.
Ein Gesamtelternabend hat die Aufgabe, alle Eltern der Einrichtung über wichtige, die
Kindertagesstätte betreffende Dinge zu informieren.
Zu Begin des neuen Kindergartenjahres wählt die Elternschaft jeder einzelnen Gruppe einen
Elternbeirat. Der Elternbeirat ist das Bindeglied und somit die Gewähr für eine gute
Zusammenarbeit zwischen pädagogischen Fachkräften und Elternschaft, weil er die
Wünsche, Anregungen und Vorschläge der Eltern entgegennimmt, sie prüft und gegenüber
der Gruppen- und Kita-Leitung vorbringt.
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Besondere Anlässe und Feste wie z.B. Sommerfest, Martinsumzug, Weihnachtsfeier, ... sind
fest im Kalender verankert und fördern die Gemeinschaft und den Zusammenhalt. Eltern
und Familien sind dazu herzlich eingeladen und können sich auch gerne in der Vorbereitung
und Durchführung mit einbringen.
Gegenseitige Wertschätzung, Respekt, Dialogbereitschaft und Ergänzung zwischen Elternhaus und Kindertagesstätte sind die Grundvoraussetzung für einen positiven Entwicklungsverlauf beim Kind.
11.3 Grundschulen
Die Kindertagesstätte und die Grundschulen der Stadt Baunatal sorgen, unter Wahrung ihres
jeweils eigenständigen Erziehungs- und Bildungsauftrags, durch eine möglichst langfristige
und angemessene Gestaltung des Übergangs, die Kontinuität von Erziehung und Bildung.
Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, den Kindern den Übergang von der Kindertagesstätte in
die Schule so fließend und erfolgreich wie möglich zu gestalten.
Ein intensiver Austausch zwischen den Einrichtungen über pädagogische Konzeptionen,
Kompetenzen und Rahmenbedingungen ist daher die Grundvoraussetzung für die gute
Zusammenarbeit.
Ein Besuch der Grundschule mit den Vorschulkindern ist daher selbstverständlich im Alltag
der Kindertagesstätte verankert.
Nach Absprache mit den Eltern sind, am Ende der Kita-Zeit, die Weitergabe der
Beobachtungsbögen und ein kontinuierlicher Austausch zwischen dem pädagogischen
Personal beider Einrichtungen möglich.
11.4 Institutionen der Stadt Baunatal und des Landkreises Kassel
Die Kindertagesstätte öffnet sich hin zu dem natürlichen, sozialen und kulturellen Umfeld
der Stadt Baunatal.
Im Rahmen von Projekten und Ausflügen erkunden die Kinder die Natur, kulturelle Angebote
und alttägliche Einrichtungen (Bäcker, Feuerwehr, Zahnarzt, ...) ihrer Umgebung.
Nachbarschaftliche Kontakte werden genutzt und vernetzt, damit sich die Kinder ihren
Sozialraum erschließen und die Einrichtung im Gemeinwesen verankert wird. Die
Transparenz unserer Arbeit in der Öffentlichkeit liegt uns am Herzen.
Unsere sozialpädagogische Einrichtung versteht sich als integraler Bestandteil des
Gemeinwesens. Deshalb arbeiten wir zum Wohle des Kindes und bei Bedarf (in Absprache
mit den Eltern) auch mit Ärzten, Therapeuten, Fachberatung und Förderstellen in der Stadt
Baunatal zusammen.
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Unsere Kindertagesstätte unterliegt der Aufsicht des Jugendamtes des Landkreises Kassel als
Aufsichts- und Beratungsbehörde.
12. Maßnahmen der Qualitätssicherung und Entwicklung
Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Entwicklung ist fest im pädagogischen
Alltag verankert.
Elterngespräche über die Entwicklung des Kindes werden in regelmäßigen Abständen
geführt und können bei Bedarf auch kurzfristig einberufen werden. Dabei dient das Erstellen
von Zielvereinbarungen und/oder Förderplänen der individuellen Entwicklung und dem
Kompetenzerwerb des Kindes.
Die Mitarbeiter nehmen regelmäßig an Angeboten der pädagogischen Fort- und Weiterbildung teil, um die eigenen Kompetenzen zu erweitern oder die Arbeit zu
professionalisieren. Diese werden geplant und im Team ausgewertet.
In der täglichen Arbeit ist die Reflexion des pädagogischen Handelns von großer Bedeutung.
Dazu bieten sich Teamsitzungen, aber auch einzelne Mitarbeitergespräche an.
Personalentwicklungsgespräche finden regelmäßig mit der Leitung statt.
Im Hinblick auf eine Weiterentwicklung des Teams, der Arbeitsweise oder pädagogischer
Inhalte wird die Unterstützung und Kompetenz externer Fachkräfte gerne in Form von
Supervision oder Coaching in Anspruch genommen.
Der Gebrauch und die Beschaffung von Fachliteratur gehören selbstverständlich zum
pädagogischen Alltag.
Durch ein aktives Ideen – und Beschwerdemanagement ist es uns möglich, die Qualität der
pädagogischen Arbeit zu verbessern, die Bedürfnisse der Kinder individueller zu berücksichtigen und die Zusammenarbeit mit den Eltern zu stärken. Für Ideen und Anregungen
steht ein Elternbriefkasten zur Verfügung. Um die Arbeit weiter zu verbessern finden
außerdem anonyme Elternbefragungen mit Hilfe von Evaluationsbögen zu unterschiedlichen
Bereichen und internen Fragen statt (Eingewöhnung, Zusammenarbeit, ...).
Um neue gesetzliche Vorschriften und fachliche Erfordernisse oder Umstrukturierungen
bewusst und praktisch werden zu lassen ist es notwendig, dass eine regelmäßige
Überarbeitung und Überprüfung der Konzeption im Team statt findet.
Baunatal, im Dezember 2015
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