Kartelle und ihre Verfolgung in der deutschen, europäischen und amerikanischen Praxis Dr. Hans-Martin Feldkamp 52. FIW-Ferienkurs 23.09.2015 1 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartelle und ihre Verfolgung in der deutschen, europäischen und amerikanischen Praxis Einführung: worum es in der Praxis geht Welches Recht? Kartellverbot: Tatbestand Rechtsfolgen / Verfahren Kartellbekämpfung in der Unternehmenspraxis 2 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung FOR IMMEDIATE RELEASE THURSDAY; MAY 20, 1999 WWW.USDOJ.GOV/ATR AT (202)514-2007 TDD: (202)514-1888 F. HOFFMANN-LA ROCHE AND BASF AGREE TO PAY RECORD CRIMINAL FINES FOR PARTICIPATING IN INTERNATIONAL VITAMIN CARTEL F. HOFFMANN-LA ROCHE AGREES TO PAY $ 500 MILLION; HIGHEST CRIMINAL FINE EVER Swiss Executive Agrees to Plead Guilty and Serve U.S. Jail Time WASHINGTON, D.C. -- A Swiss pharmaceutical giant, F. Hoffmann-La Roche Ltd today agreed to plead guilty and pay a record $ 500 million criminal fine for leading a worldwide conspiracy to raise and fix prices and allocate market shares for certain vitamins sold in the United States and elsewhere, the Department of Justice announced. A German firm, BASF Aktiengesellschaft, also will plead guilty and pay a $ 225 million fine for its role in the same antitrust conspiracy, the Department said. . 3 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung Existenzgefährdung durch eigene Kartellabsprachen SGL Carbon AG Share Prices 1995-2005 Quelle: Stephan: The Bankruptcy Wildcard in Cartel Cases, Centre for Competition Policy Working paper 06-5, im Internet unter: http://www.ccp.uea.ac.uk/public_files/workingpapers/CCP06-5.pdf 4 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung Geldbußen in den USA (1) Fast paralleler Anstieg in der EU Quelle: : Hammond, The Evolution of Criminal Antitrust Enforcement Over the Last Two Decades, speech, Miami FL, February 25, 2010 5 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung Geldbußen in den USA (2) Anstieg innerhalb der Dekade auch in der EU Quelle: U.S. Department of Justice, CRIMINAL ENFORCEMENT, Fine and Jail Charts Through Fiscal Year 2014, Updated June 25, 2015; im Internet unter: http://www.justice.gov/atr/criminal-enforcement-fine-and-jail-charts 6 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung Gefängnisstrafen in den USA Quellen: Hammond a.a.O. (li.); US DOJ, a.a.O. (re.) 7 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung USA Top Ten Quelle: Webseite des US Department of Justice, Stand: 25.06.2015 8 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung USA und EU im Vergleich Quelle: Connor: Cartels Portrayed: U.S. vs. EC: Who‘s Winning the Prosecution Race? A 21-Year Perspective, 1990 to 2010; Im Web unter: http://kartellblog.de/2015/01/14/connor-u-s-vs-ec-whos-winning-the-prosecution-race-a-21-year-perspective-1990-to-2010/ 9 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Einführung Ausgangslage • Aufdeckung von Kartellen ist ein Schwerpunkt der US-Administration und der EU-Kommission • Inflationärer Anstieg der Geldbußen in USA und EU; D zieht nach. • Die Top Ten sind internationale Kartelle. • Alle betreffen außer-amerikanische Konzerne. • Durchsetzung von Haftstrafen gegen Mitarbeiter außer-amerikanischer Unternehmen (jüngst im inFokus) Kein Unternehmen ist vor einer Schädigung oder Existenzgefährdung durch Verstöße gegen das Kartellrecht sicher. 10 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Welches Recht? Auswirkungsprinzip Kartellverträge, die sich auch im Ausland auswirken, unterliegen ... ... dem Kartellrecht aller betroffenen Staaten. 11 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Welches Recht? EU vs. Mitgliedsstaaten: Art 3 VO 1 / 2003 • Die Behörden / Gerichte der Mitgliedsstaaten wenden nationales Kartellrecht und Art. 101, 102 VAEU an • Keine Anwendung nationalen Kartellrechts, wenn ein Verhalten durch Art. 101 VAEU zugelassen ist (Abs. 1, 3 oder GVO) • Art. 102 VAEU blockiert strengeres nationales Recht nicht! • Nationales Recht mit anderer Zielsetzung als Art. 101, 102 VAEU darf angewendet werden. 12 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Tatbestand Horizontale Absprachen • Preisabsprachen (auch Rabatte) • Festlegung von Marktanteilen • Aufteilung regionaler Märkte • Sachliche Marktaufteilung • Aufteilung von Kunden • Kapazitätsabsprachen • Stilllegungsabkommen 13 ... sind regelmäßig verboten. © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Tatbestand Vertikale Absprachen • Festlegung von Wiederverkaufspreisen • Festlegung von Handelsspannen • Export-/Importverbote (EU) ... sind regelmäßig verboten. 14 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Tatbestand Abgestimmtes Verhalten • Abgestimmtes Marktverhalten ist in gleichem Umfang verboten wie ein den Wettbewerb beschränkender Vertrag. • Abgestimmtes Verhalten ist jede gegenseitige Verständigung über das künftige Marktverhalten. • Das Nachahmen des Verhaltens eines anderen Unternehmens oder gleichförmiges Verhalten mehrerer Unternehmen sind kein abgestimmtes Verhalten. • Der Indizienbeweis ist zulässig. • Exkurs: Auch Korrespondenz mit dem Inhouse Counsel kann als Beweismittel verwertet werden (s. EuG v. 17.9.2007 i. S. Akzo Nobel, Akcros ./. Kommission, T-125/03, T-253/03, bestätigt durch EuGH am 14.09.2010). 15 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Bußgeld und Kriminalstrafe Land individuell Unternehmen Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 10* Jahren; Geldstrafe bis zu $ 1.000.000* Geldstrafe bis zu $ 100 Mio* oder 2facher Mehrerlös / Schaden ./. Bußgeld bis zu 10 % des weltweiten Konzernumsatzes - Bußgeld bis zu € 1.000.000* - Submissionskartelle: Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder Geldstrafe Bußgeld bis zu € 1.000.000* bzw. 10 % des weltweiten Konzernumsatzes* *: neu seit 2005 16 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren EU-Bußgeld-Leitlinie vom 01.09.2006 Berechnung des Bußgeldes aus folgenden Faktoren: (1) Prozentsatz vom relevanten Umsatz (≤ 30%) je nach Schwere des Verstoßes x (2) Zahl der Jahre der Beteiligung + (3) „Eintrittsgebühr“ +/(4) Zuschläge/Abschläge Absolute Obergrenze: 10% vom weltweiten Konzernumsatz 17 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Zum Durchgriff auf die Konzernobergesellschaft s. EuGH v. 10.9.2009 i. S. Akzo Nobel et al. ./. Kommission (C-97/08) Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Die europäische „Kronzeugenregelung“ - Fälle • Immunität vor Geldbußen, • wenn der Kommission die Existenz des Kartells unbekannt war oder ihr ausreichende Beweismittel fehlten • für die erste Anzeige / die erste Vorlage ausreichender Beweismittel • Ermäßigung der Geldbuße, wenn • Kenntnis der Kommission oder Dritter für Immunität qualifiziert und • Beweismittel erheblichen Mehrwert darstellen 30-50 % Ermäßigung für das erste Unternehmen 20-30 % Ermäßigung für das zweite Unternehmen < 20 % Ermäßigung für jedes weitere Unternehmen 18 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Die europäische „Kronzeugenregelung“ • Voraussetzungen: • sofortige Einstellung der Beteiligung (Ausnahmen jetzt möglich) • uneingeschränkte Zusammenarbeit (nicht mehr nur für Immunität) • strenge Regeln für die Sicherung von Dokumenten (neu) • keine Ausübung von Zwang zur Teilnahme am Kartell (Immunität) • Verfahren: • Antrag mit Beschreibung und Beweismitteln (ggf. hypothetisch; evtl. “Marker“) • Prüfung mehrer Anträge nach Reihenfolge des Eingangs • Gewährung bedingter Immunität. • Kommision muss nicht tätig werden. • Strafnachlass für „direct settlements“. „Kronzeugenregelungen“ weltweit: 19 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren USA: Individual Accountability for Corporate Wrongdoing 1. To be eligible for any cooperation credit, corporations must provide to the Department all relevant facts about the individuals involved in corporate misconduct. 2. Both criminal and civil corporate investigations should focus on individuals from the inception of the investigation. 3. Criminal and civil attorneys handling corporate investigations should be in routine communication with one another. 4. Absent extraordinary circumstances, no corporate resolution will provide protection from criminal or civil liability for any individuals. 5. Corporate cases should not be resolved without a clear plan to resolve related individual cases before the statute of limitations expires and declinations as to individuals in such cases must be memorialized. 6. Civil attorneys should consistently focus on individuals as well as the company and evaluate whether to bring suit against an individual based on considerations beyond that individual’s ability to pay. Quelle: Sally Quillian Yates, Speech at NYU, September 10, 2015, im Web unter: http://www.justice.gov/opa/speech/deputy-attorney-general-sally-quillian-yates-delivers-remarks-new-york-university-school 20 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Zivilrechtliche Rechtsfolgen Schadensersatzanspruch aus § 33 Abs. 3 GWB; ausgeweitet durch die 7. GWB-Novelle Schadenersatzanspruch aus § 33 Abs. 3 GWB i. V. m. Art. 101 Abs. 1 VAEU (und vergleichbaren Vorschriften anderer EU-Mitgliedsstaaten; vgl. die neue EUSchadensersatz-Richtlinie) Treble damages, aber nicht mehr zu Lasten von Kronzeugen 21 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Besonderheiten des US-Verfahrens • Jury Proceedings • Discovery • Class Actions • Klagen indirekter Käufer 22 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen/ Verfahren Ein Beispiel aus den USA 23 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen/ Verfahren Entwicklung der Praxis Zulässigkeit der Klage bestätigt durch OLG Düsseldorf v. 14.5.08, VI U (Kart) 14/07; BGH v. 7.4.09, KZR 42/08, GRUR-RR 2009,319; LG Düsseldorf v. 17.12.13, 37 O 200/09: unbegründet; OLG Düsseldorf v. 18.2.15, VI U 3/14: Berufung zurückgewiesen; Erfolg in der Sache 2013 in NL (Gas Insulated Switchgear) 24 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren US- und andere Verfahren vs. EU-Kronzeugenregelung • Problem: Der Kläger darf die Herausgabe belastender Dokumente verlangen, auch schriftlicher Anträge unter der Kronzeugenregelung. • Jede Offenlegung eines Antrages würde die Effizienz der Kronzeugenregelung stören. • Lösung der Kommission: mündliche Antragstellung („paperless testimony“) • Zugriff von Klägern auf vorgelegte Dokumente? EuGH v. 14.06.2011, ABl. C 232,5 (Pfleiderer) verweist auf die Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten -> z. Z. relevantes Risiko 25 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Schadensersatz: Neu im deutschen und EG-Recht • Anspruchsberechtigt jetzt: jeder Betroffene, d. h. „wer als Mitbewerber oder sonstiger Marktbeteiligter durch den Verstoß beeinträchtigt ist.“ • „Passing-on-Defence“ ausgeschlossen (s. aber BGH v. 28.06.2011 – KZR 75/10 Durchschreibpapier) • Auch indirekte Abnehmer begünstigt (a.a.O.) • Verzinsungspflicht ab Schadenseintritt • Tatbestandswirkung für kartellbehördliche Entscheidungen: Aber welcher Behörden? Auch gegenüber Kronzeugen? • Verjährungshemmung durch laufende Kartellverfahren Modifizierung durch die am 17.04.2014 durch das EP angenommene EU-Richtlinie über Schadensersatzklagen (…) wg. Zuwiderhandlungen gegen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen (…), im Web unter: http://ec.europa.eu/competition/antitrust/actionsdamages/documents.html 26 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren EU-Schadensersatz-Richtlinie • Voller Schadensausgleich; Überkompensation ausgeschlossen (Art. 2) • Anordnung der Vorlage von Beweismitteln durch das Gericht (vorbe-haltlich Verhältnismäßigkeit und eines evtl. Berufsprivilegs) (Art. 5) • Begrenzter Schutz des Kronzeugen (Art. 6) • Abgestufte Bindungswirkung behördlicher Entscheidungen (Art. 9) • Verjährung: 5 Jahre ab Kenntnis, ggf. unterbrochen durch behördliches Tätigwerden (Art. 10) • Im Prinzip gesamtschuldnerische Haftung der Kartelltäter (Art. 11) • Anspruchsberechtigt ist der direkte oder indirekte Kunde, bei dem der Schaden geblieben ist; „passing-on defence“ möglich (Art. 12 ff.) • Schädigung vermutet, Schaden kann geschätzt werden (Art. 13) 27 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellverbot: Rechtsfolgen / Verfahren Internationale Zusammenarbeit zwischen den Kartellbehörden • Übereinkommen über die Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Kartellbehörden • Sonderfall European Competition Network (ECN) • Informationsaustausch • I.d.R. kein Austausch vertraulicher Informationen, aber USA: Rechtsgrundlage im International Antitrust Enforcement Assistance Act, 15 U.S.C. §§ 6201-6212 (1994) Tendenz zum weiteren Ausbau der Zusammenarbeit Ein weiterer Ausbau des Informationsaustausches kollidiert mit der Verschiedenartigkeit der Rechtssysteme und unterschiedlich strukturierten rechtsstaatlichen Garantien. 28 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellbekämpfung im Unternehmen Wie kommt es zu Kartellverfahren? • Vermeintliche „wirtschaftliche Notwehr“ bei Problemprodukten (vs. Strukturmaßnahmen) • Aufdeckung von Kartellrechtsverstößen durch gekündigte oder abgefundene Mitarbeiter • beteiligte Unternehmen (begünstigt durch Immunitätsprogramme; auch Imagefrage! • betroffene Unternehmen (Kunden!) • Behörden (Erkennbarkeit; Zufallsfunde) • externe Faktoren, bis hin zum Ehepartner 29 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Kartellbekämpfung im Unternehmen Vorsorgemaßnahmen zur Risikominderung • Verhaltensrichtlinien für kartellrechtskonformes Verhalten als Bestandteil der „Company Policy“ kann strafmildernd wirken. • Disziplinarmaßnahmen gegen Mitarbeiter bei Rechtsverstößen (bis hin zu Kündigungen) • Evtl. Installierung eines Ombudsmanns oder einer Hotline • Regelmäßige Information der Führungskräfte über die kartellrechtlichen Vorgaben • Optional E-Learning-Programme • Instruktion aller Mitarbeiter zur Nichtteilnahme an Besprechungen, sobald die Gefahr einer Kartellabsprache aufkommt 30 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Thesen 1. Die erhöhten Bußgelder für Hard-Core-Kartelle wirken sich nachhaltig aus auf Täter und Dritte (Beschäftigte, Aktionäre, dritte Staaten). 2. Internationale Kartelle unterliegen nach dem Auswirkungsprinzip dem Recht aller betroffenen Staaten. 3. Die aktuelle Europäische Kartellverordnung hat das Zweischrankenkonzept etwas zurückgedrängt. 4. Nicht Kartellverträge, sondern ein „nur“ abgestimmtes, oft kollusiv verdecktes Verhalten bilden den Schwerpunkt der Hard-Core-Kartelle der letzten Jahre. 5. Die heutigen Sanktionsdrohungen genügen allen generalpräventiven Anforderungen. 6. Die Verfolgung von Kartellen in den USA ist effizient, widerspricht aber in vielem europäischem Rechtsempfinden. 31 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Thesen 7. Die europäische Kronzeugenregelung war bisher effizient, hat aber im Netzwerk der Behörden zu Problemen geführt. 8. Schadensersatzansprüche von Kartellopfern sollten auch international konfliktfrei mit dem öffentlichen Kartellrecht und dem übrigen Zivilrecht harmonieren; sie sind davon mehr denn je entfernt. 9. Die Verwirklichung des „Anwaltsprivilegs“ für Syndici ist verbesserungsbedürftig. 10. Kartelle sind meist nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch betriebswirtschaftlich schädlich, indem sie nötige Strukturmaßnahmen verhindern. 11. Die Zuversicht mancher Unternehmensmitarbeiter, Kartelle blieben unentdeckt, ist irrig. 12. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter durch Verhaltensrichtlinien, Schulungen, ggf. Disziplinarmaßnahmen zur strikten Respektierung des Kartellverbotes anhalten. 32 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 1 Das US-Kartellverbot - Sherman Act Section 1 (15 U.S.C. § 1). Every contract, combination in the form of trust or otherwise, or conspiracy, restraint of trade or commerce among the several States, or with foreign nations, is declared to be illegal. Every person who shall make any contract or engage in any combination or conspiracy hereby declared to be illegal shall be deemed guilty of a felony, and, on conviction thereof, shall be punished by fine not exceeding $ 100.000.000* if a corporation, or, if any other person, $ 1,000,000*, or by imprisonment not exceeding 10* years, or by both said punishments, in the discretion of the court. Die Pflicht zum Ersatz des Zweifachen des Gewinns / des finanziellen Schadens folgt aus 18 U.S.C. §§ 3571 - 3572 (1994) *Verschärfungen 2005 Kommentierung: Blechman / Bernstein, in: Frankfurter Kommentar zum GWB, US Antitrust Recht 33 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 2 Extraterritoriale Anwendung des US-Kartellrechts Sherman Act Section 6a (Foreign Trade Antitrust Improvement Act, 15 U.S.C. § 6a(1982)). Sections 1 to 7 of this title [15 U.S.C.] shall not apply to conduct involving trade or commerce (other than import trade or import commerce) with foreign nations unless (1) such conduct has a direct, substantial, and reasonably foreseeable effect (A) on trade or commerce which is not trade or commerce with foreign nations, or on import trade or import commerce with foreign nations, or (B) on export trade or export commerce with foreign nations, of a person engaged in such trade or commerce on the United States; and (2) such effect gives rise to a claim under the provisions of sections 1 to 7 of this title, other than this section. If section 1 to 7 of this title apply to such conduct only because of the operation of paragraph (1) (B), then sections 1 to 7 of this title shall apply to such conduct only for injury to export business in the United States. Vgl. auch Hartford Fire Insurance Co. v. California Merret Underwritting Agency Management Ltd., 509 U.S. 764, 797 (1993) und Empagran S.A. et al vs. F. Hoffmann-La Roche Ltd. et al; No. 01-7115 (D. C. Cir.) (2003), aufgehoben durch den US Supreme Court am 14.6.2002 34 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 3 Bußgeldberechnung und -statistik Europäische Kommission: Leitlinien für das Verfahren zur Festsetzung von Geldbußen gemäß Art. 23 Abs. 2 Buchstabe a) der Verordnung (EG) Nr. 1/2003, ABl. C 210 vom 01.09.2006, S. 2. Aktuelle EU-Statistik im Web abrufbar unter: http://ec.europa.eu/competition/cartels/statistics/statistics.pdf Bundeskartellamt: Bekanntmachung Nr. 38/2006 (über die Festsetzung von Geldbußen nach § 81 Abs. 4 Satz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) gegen Unternehmen und Unternehmensvereinigungen – Bußgeldleitlinien – vom 15. Dezember 2006), im Internet unter: bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/06_Bussgeldleitlinien_Logo.pdf, nicht mehr angewandt seit dem 19.04.2013 wegen: BGH v. 26.02.2013, KRB 20/12, WuW 2013, 609 = WuW/E DE-R 3861 – Grauzementkartell, kommentiert im „Kartellblog“ unter: http://kartellblog.de/ 2013/04/26/bgh-in-grauzement-die-kappung-der-kappungsgrenze/ Statistik:http://de.statista.com/statistik/daten/studie/158809/umfrage/vom-bundeskartellamtverhaengte-bussgelder 35 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 4 Bonusregelungen - Beispiele US Department of Justice: Corporate Leniency Policy, issued August 10, 1993; im Internet unter: www.justice.gov/atr/public/guidelines/0091.htm Industry Canada - Competition Bureau: Immunity Program under the competition act, June 6, 2010; im Web unter: www.competitionbureau.gc.ca/eic/site/cbbc.nsf/eng/03248.html EU-Kommission: Mitteilung der Kommission über die Nichtfestsetzung oder die niedrigere Festsetzung von Geldbußen in Kartellsachen, ABl. C 298 vom 8.12.2006, S. 7 Mitteilung der Kommission über die Durchführung von Vergleichsverfahren (…), ABl. C 167 vom 02.07.2008, S.1 36 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 5 Bonusregelungen - weitere Beispiele European Competition Network: Das ECN-Kronzeugenregelungsmodell, im Internet unter: http://ec.europa.eu/comm/competition/antitrust/ecn/ecn_home.html Bundeskartellamt; Bekanntmachung Nr. 9/2006 über den Erlass und die Reduktion bei Geldbußen in Kartellsachen – Bonusregelung – vom 7. März 2006; im Internet unter: http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Merkblaetter/Merkblaetter_ deutsch/06_Bonusregelung.pdf Office of Fair Trading; im Internet unter: Leniency in cartel cases, www.oft.gov.uk/shared_oft/business_leaflets/ ca98_mini_guides/oft436.pdf 37 © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 6 Mehrfache Verfolgung derselben Kartellabsprache? ... aus Sicht des ... ... EU-Rechts 38 ... deutschen Rechts Mehrfache Verfolgung durch dieselbe Behörde OWiG) wegen desselben Verstoßes Ne bis in idem Ne bis in idem (Art. 103 III GG, 84 I, II 1) EU-vs. nationales Kartellrecht Lt. EuGH nur Anrechnungspflicht bzgl. bereits ergangener Sanktionsentscheidungen (analog Art. 90 II EGKSV) Anrechnungspflicht (§ 51 StGB) mehrfache Verfolgung durch verschiedene Behörden nach Art. 81 EGV Ne bis in idem (s. aber die Erwägungen im LysinFall) Ne bis in idem erneute Verfolgung nach Verfolgung in einem Drittstaat Auch Anrechnungspflicht verneint in den Fällen Lysin (C-397/03) und Spezialgraphit (C-328/05) Anrechnungspflicht © Dr. Hans-Martin Feldkamp Anlage 7 Internationale Zusammenarbeit - Beispiele Agreement between the European Communities and the Government of the United States of America regarding the application of their competition laws, signed September 23, 1991; ABl. L 95 v. 27.4.1995, S. 45 ff.; ABl. L 131 v. 15.6.1995, S. 38 Agreement between the Government of the U.S.A. and the European Communities on the application of positive comity principles in the enforcement of their competition laws, signed June 3/4, 1998; ABl. L 173 v. 18.6.1998 Agreement between the Government of Canada and the European Communities regarding the application of their competition laws, date: 17.06.1999; Abl. L 175 v. 10.7.1999 39 © Dr. Hans-Martin Feldkamp
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