Fr. 2.70 SAMSTAG, 17. OKTOBER 2015 Das Kleid als Ikone Was trug Jackie Kennedy, als JFK erschossen wurde? Richtig: Chanel INSERAT AZ 5000 Aarau | Nr 282 | 20. Jahrgang [email protected] 058 200 58 58 [email protected] 058 200 55 55 [email protected] 058 200 53 53 Franz Beckenbauer Holten Bestechungsgelder die WM 2006 nach Deutschland? LEBEN & WISSEN 4 SPORT 13 BT AM WOCHENENDE Wahlen Morgen Sonntag wird nicht nur ein neues eidgenössisches Parlament gewählt. In Baden steht auch der 1. Wahlgang um den Badener Stadtratssitz an. BT-Karikaturist Silvan Wegmann fragt sich, ob bereits im 1. Wahlgang eine Entscheidung fällt. Ob also die Wählerinnen und Wähler einen oder gleich zwei Kandidaten an der Urne hochgehen lassen. Aargauer Winzer erwägt Klage gegen Bayer SEITE 23 ■ Zivilschützer als Asylbetreuer im Aargau? SEITE 26 ■ Der Gotthard ist viel teurer als der Arlberg SEITE 5 ■ Der neue Hitler-Film sorgt für Aufregung SEITE 8 ■ So übernahm CS-Chef Urs Rohner die Macht SEITE 9 BT WOCHENKOMMENTAR über die National- und Ständeratswahlen von morgen Sieben Wünsche für den Wahlsonntag G ewisse Klischees setzen sich ewig fort. Zum Beispiel die Beurteilung des National- und Ständeratswahlkampfs. Stöbert man im Archiv, so entsteht der Eindruck, Journalisten würden jeweils ihre eigenen Artikel rezyklieren: «Nationalratskandidaten greifen zum Schlafmittel», schrieb die «Handelszeitung» 1999. «Zu fad, zu eintönig, zu langweilig war der politische Wettbewerb – so er denn überhaupt stattfand», analysierte 2003 die Aargauer Zeitung. «Es ist der langweiligste Wahlkampf seit langem. Die Parteien tun nichts», jammerte 2007 die «Weltwoche». «So langweilig war der Wahlkampf noch nie», schwatzte 2011 der «Blick am Abend» nach. Und die «Schweiz am Sonntag» stellte vor zwei Wochen fest: «2015 ist einer der bisher flausten Wahlkämpfe der letzten Jahrzehnte.» genommen hat, Wahlkampfveranstaltungen zu besuchen, etwa den az-Wahlkampfbus, und den Politikern den Puls zu fühlen, hat festgestellt: keine Spur von Flaute! Es gibt ihn, den Widerstreit der Ideen, der Werte und der Vorstellungen, wie die Schweiz der Zukunft gestaltet werden soll. Ja, vielleicht sogar mehr denn je. Oder sehnt sich jemand zurück in die Zeiten, als sich alles um Personen drehte – etwa mit den Wahlslogans «Blocher stärken! SVP wählen!» oder «Widmer-Schlumpf stärken! BDP wählen!»? Als vor allem über Stil diskutiert wurde und darüber, dass der damalige SVP-Präsident Ueli Maurer seine politischen Gegner als «Feinde» bezeichnete? Als irgendwelche Schaf- oder Scharia-Plakate die Gemüter erhitzten? Vielleicht sollten Kritiker den Spiess umdrehen und sich fragen: Erwarten wir nicht zu viel von einem Wahlkampf? Vielleicht sollten Kritiker aber auch einfach mal rausgehen. Wer sich die Mühe Darum sei hier eine Lanze gebrochen für die schweizweit fast 4000 National- und Ständeratskandidaten: Es ist nicht selbstverständlich, dass sie diese Mühe auf sich nehmen. Dass sie für ihre Überzeugungen kämpfen, Zeit und Geld investieren, auf Podien auftreten und auf der Strasse Flyer verteilen, im Wissen darum, dass es in der Politik kaum je Lorbeeren zu holen gibt, und vor allem: dass die allermeisten von ihnen ohnehin keinen Parlamentssitz erobern werden. INSERAT Danke, liebe Politikerinnen und Politiker! 246 werden es schaffen, morgen Abend wissen wir mehr. Wie immer es herauskommt – hoffentlich gehen diese sieben Wünsche in Erfüllung: 1. Zurück zur Sachlichkeit in der Flüchtlingsdebatte: Kein Thema emotionalisiert mehr und führt zu bisweilen erschreckenden Hasstiraden. Na- türlich soll jedes Land darüber befinden, wie viele Menschen es aufnehmen will. Aber dazu bedarf es weder des Angstschürens von rechts noch des Negierens jeglichen Missbrauchs von links. Mehr Nüchternheit tut not, damit die Schweiz eine Balance findet zwischen ihrer humanitären Tradition und einem Augenmass dafür, wer kommen kann und wer nicht. 2. Christian Dorer «Darum sei hier eine Lanze gebrochen für die schweizweit fast 4000 Nationalund Ständeratskandidaten: Es ist nicht selbstverständlich, dass sie diese Mühe auf sich nehmen.» Eine Lösung mit Europa: Mehr als eineinhalb Jahre sind seit dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative vergangen. Passiert ist seither nichts, niemand wollte sich vor den Wahlen die Finger an der heissen Kartoffel verbrennen. Die Bevölkerung aber hat ein Recht zu wissen, wie es weitergeht – und sei es, dass es am Ende nochmals eine Abstimmung gibt über die Frage: bilaterale Verträge oder wortgetreue Umsetzung? 3. Kein Klamauk bei den Bundesratswahlen: Sobald morgen Sonntag die Resultate feststehen, rücken die Bundesratswahlen vom 9. Dezember in den Fokus. Eveline Widmer-Schlumpf oder ein zweiter SVP-Bundesrat? Von der Stärke her hat die SVP Anrecht auf einen zweiten Sitz. Zuerst jedoch muss sie jemanden präsentieren, der mindestens so fähig ist wie Widmer-Schlumpf. 4. Weniger Gesetzesflut: In der letzten Legislatur hat das Parlament 432 Bundesgesetze und -beschlüsse erlassen. Vielleicht ist es bei uns noch erträglicher als anderswo. Doch längst ist auch die Schweiz weit davon entfernt, ein schlanker Staat zu sein. Das neue Parlament sollte deshalb für jedes neue Gesetz mindestens ein altes abschaffen müssen! 5. Mehr Ernsthaftigkeit: Selbstprofilierung gehört in der Politik dazu, und wir Medien machen da zugegebenermassen gern mit. Doch sie übersteigt manchmal das erträgliche Mass – wenn Vorstösse einzig des Tamtams wegen eingereicht werden. 6. Mehr langfristiges Denken: Politiker haben vor allem die nächsten Wahlen im Hinterkopf – und handeln auch danach. Dabei gibt es viele Themen, die einen längeren Horizont erfordern, etwa die Reformen der Altersvorsorge oder die Energiewende. Ein guter Politiker kann seinen Wählern auch unangenehme Wahrheiten vermitteln. 7. Mehr Kompromissbereitschaft: Jeder soll für seine Überzeugungen kämpfen. Aber am Ende braucht es einen Entscheid, hinter dem alle stehen. Die Fähigkeit zum Kompromiss hat die Schweiz erfolgreich gemacht, weil man weiterkommt, wenn alle am selben Strick ziehen, als wenn man sich gegenseitig blockiert. Heute wird die Bereitschaft zum Kompromiss oft als Schwäche statt als Stärke gesehen – ein Irrtum! @ [email protected] INSERAT BADEN-WETTINGEN 27 AARGAUER ZEITUNG SAMSTAG, 17. OKTOBER 2015 5 Berner Fragen an 3 Badener Baden Morgen Sonntag steht in Baden nicht nur der erste Wahlgang des Stadtratswahlkampfs an. Nein, der Fokus ist auch ganz auf Bundesbern und die eidgenössischen Wahlen gerichtet. Wie haben eigentlich die drei Stadtratskandidaten abgestimmt und wie stehen sie zu nationalen Fragen? Erich Obrist (parteilos, 55) Mario Delvecchio (FDP, 56) Jürg Caflisch (SP, 53) Ehemaliger SP-Einwohnerrat, Präsident der Kulturstiftung Pro Argovia. Lehrbeauftragter für Bildnerisches Gestalten an der Alten Kanti Aarau. Geschäftsführer Meier Druck AG mit Sitz in Dättwil. Zunftmeister der Zunft zur Sankt Cordula und Generalsekretär Ambassador Club International. VCS-Präsident VCS Sektion Aargau, Grossrat Aargau und ehemaliger SPEinwohnerat. Leiter Fachstelle Schulsozialarbeit Kanton Zürich. Welche zwei Personen haben Sie in den Ständerat gewählt? Pascale Bruderer Wyss. Philipp Müller, Ruth Humbel. Pascale Bruderer, Irène Kälin. Sind Sie für einen zweiten SVP-Sitz im Bundesrat? Ja. Ja. Nein. Was ist Ihnen wichtiger: Bilaterale oder Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative? Bilaterale. Die Initiative wurde am 9. Februar 2014 angenommen, der Volkswille muss respektiert und gleichzeitig für den Erhalt der überlebenswichtigen Bilateralen gekämpft werden. Ganz klar Bilaterale. Sind Sie für den Atomausstieg? Ja. Nein. JA!!! Welchen Politiker haben Sie auf Ihrer Nationalratsliste kumuliert? Gabriela Suter. Thierry Burkart. Mehrere (und auch panaschiert!). Wo würden Sie das Rentenalter festlegen? 65 mit Flexibilität. 67. 65. Welches Bundesratsmitglied überzeugt sie am meisten? Alain Berset. Didier Burkhalter. Alain Berset. Baden Das Parkhaus des Trafo-Gebäudes bietet bekanntlich Platz für zahlreiche Autos. An diesem Wochenende werden dennoch 157 Fahrzeuge auf dem Vorplatz und in den Innenräumen parkieren – die Ausstellung des Auto Gewerbe Verbands Schweiz (AGVS) steht auf dem Programm. Über den roten Teppich gelangen die Besucher vom Zelt auf dem Aussenplatz ins Innere, wo sich 46 Aussteller aus der Region auf zwei Etagen präsentieren. Während dreier Tage gilt im Trafo das Motto «Autos, Eleganz und Glamour». Es gibt unter einem Dach von Sportwagen über Familienautos bis zu leichten Nutzfahrzeugen alles zu vergleichen. Gestern wurde die Messe feierlich eröffnet: Martin Sollberger, Chris Regez, André Tinner und Thomas Lütolf (v. l.) freuen sich auf die bereits siebte Auflage der Ausstellung am Standort Baden. Grosser Pluspunkt zu letztem Jahr: Die Parkgarage im Untergeschoss wird nicht mehr als Ausstellungshalle benutzt, sondern steht den Besuchern zur Verfügung. Der AGVS wird selber mit einem Stand vertreten sein, was insbesondere für Jugendliche interessant sein dürfte. Können sie sich doch über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Autobranche informieren. Die Ausstellung im Trafo-Gebäude dauert noch bis Sonntag. FOTO: STEFAN HÜRST ✒ Wochengeflüster Wahlempfehlung einmal anders ✒ Forderung Marianne Binder-Keller (CVP) kandidiert für den Nationalrat und wirbt um die Gunst der Wähler mit zahlreichen Plakaten. Sie möge es überhaupt nicht, wenn diese verschmiert werden, sagte sie kürzlich. An einem der verunstalteten Plakate dürfte sie aber Freude haben: Gefordert wird darauf ihre Wahl in den Badener Stadtrat. ✒ Unsicherheit Der Obersiggenthaler Einwohnerrat hat eine Steuerfusserhöhung beschlossen – zumindest ist davon auszugehen. Für Unsicherheit sorgt die Tatsache, dass die Stimmenzählerinnen und Stimmenzähler fast jede zweite Abstimmung in der Sitzung wiederholen lassen mussten, weil sie sich verzählt hatten. (PKR) INSERAT
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