«Fühlen Sie sich jetzt ?»

Datum: 31.12.2015
Hauptausgabe
Neue Luzerner Zeitung
6002 Luzern
041/ 429 51 51
www.luzernerzeitung.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 73'088
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 140.006
Abo-Nr.: 1093805
Seite: 23
Fläche: 66'755 mm²
«Fühlen Sie sich jetzt <hirngewaschen>?»
Prediger Andreas Boppart spricht vor Tausenden Gläubigen an der Explo 15 in der Messe Luzern.
Bild Philipp Schmidli
LUZERN Andreas Boppart,
Gastgeber der Explo15, will
Menschen mit Gott bekannt
machen. Dafür gibt er viel
darin eine Chance für die Landeskirchen: Mein Wunsch ist, dass die Leute nicht nur
Die Menschen können von der Grosskon- mich sehen, sondern wie Gott in mir lebt.
ferenz in ihre lokale Kirche mit aufgefrisch-
tem Glauben zurückgehen.
Campus für Christus will Menschen
Persönliches preis.
näher zu Gott bringen. Wie wichtig ist
dabei das Missionieren?
Popstars gefeiert werden, zu dieser Boppart: Viele haben das Bild vom keulenAnziehungskraft bei?
schwingenden Missionar im Kopf. Das ist
Boppart: Ich würde sie nicht als Stars be- nicht unsere Vorstellung von Mission. Ich
zeichnen. Es sind ganz normale Menschen. bin als Christ der Nächstenliebe verpflich-
INTERVIEW BEATRICE VOGEL
Aber gerade darin liegt ihre Kraft: Sie tet und trage meinen Glauben in die Welt
können durch ihr Leben, in dem sie viel hinaus. Das bedeutet: gute Sachen tun und
[email protected]
Was tragen die Prediger, die teils wie
erreicht haben, andere Menschen inspirie- darüber reden. Ich will die Menschen mit
Andreas Boppart, die Explo 15 zieht ren und als Vorbilder wirken.
Gott bekannt machen.
Tausende Menschen an, während tra-
ditionelle Kirchen leer bleiben. Wie
Sie stehen selbst regelmässig auf der
Bühne. Sind Sie eine Rampensau?
ist das ein Boppart: (Lacht.) Was für ein hässliches
Zeichen, dass Menschen grundsätzlich Wort! Aber ich muss sagen, ich fühle mich
einen Hunger nach Spiritualität haben. wohl auf der Bühne. Ich liebe die Dynamik
erklären Sie sich das?
Andreas Boppart: Für mich
Mancher findet es vermessen, anderen
den eigenen Glauben aufzuzwingen.
In Zusammenhang mit Freikirchen fällt
oft das Wort «Gehirnwäsche».
Viele haben verlernt, dieses Bedürfnis in der Masse, weil man Gott in der Gemein- Boppart: Fühlen Sie sich jetzt «hirngewa-
der Kirche auszuleben. Sie finden hier schaft anders erlebt als allein. Andererseits schen»?
einen neuen und modernen Zugang - auch macht die Bühne etwas mit dem Menschen,
durch das gemeinsame Erleben. Ich sehe was er nicht ist. Viele gehen daran kaputt.
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Nein.
ARGUS der Presse AG
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
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Boppart: Gut. Es darf nämlich nie passie-
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sellschaftsphänomen, dass viele Menschen
ren, dass jemand den eigenen Glauben
anderen aufzwingt. Das hat nichts mit am Single-Dasein leiden. Ihnen wollen wir
Religion zu tun. Skeptiker haben meist damit entgegenkommen.
Angst vor dem Unbekannten. Für mich ist
Explo: Ein Video von der Explo 15 finden Sie auf
Freikirchen werden oft dafür kritisiert,
dass ihre Mitglieder den Dreizehnten
www.luzernerzeitung.ch/video
zu glauben, was er will.
abliefern.
Boppart: Ich finde es lustig, dass dies ver-
Welcher Kirche gehören Sie an?
Boppart: Ich bin re-
urteilt wird. Schliesslich bezahlt man für
jede Sportklub- oder Partei-Mitgliedschaft
einen Beitrag, damit man mitmachen darf.
Spenden an Freikirchen sind absolut freiwillig. Ich spende, weil ich so viel von Gott
geschenkt bekommen habe und etwas aus
Dankbarkeit zurückgeben möchte. Ausserdem sind Freikirchen auf die Spende an-
«Wenn ich will, dass
Menschen mit mir an
Gott glauben, muss
ich ihnen zeigen, wie
er in mir lebt.»
Mission eine Einladung zum Gespräch.
Jeder hat die Freiheit,
formiert und engagiere
mich seit meiner Jugend in Freikirchen.
Heute bin ich in vielen
verschiedenen Kirchen
unterwegs, auch in der
katholischen. Mein Glaube ist nicht an eine
Institution gebunden.
Löst das keine Irritationen aus?
Boppart: Doch. Aber genau darum gibt es
ANDREAS BOPPART
gewiesen, weil sie vom Staat nichts erhalten.
Die Explo-Besucher sind auffallend
fröhlich. Werden hier die negativen
Seiten des Lebens totgeschwiegen?
die Explo. Sie soll Leute verschiedener Boppart: Überhaupt nicht! Wir reden hier
Konfessionen verbinden und den Aus- auch über Niederlagen und Leid. Es soll
keine künstliche Freude erzeugt werden.
tausch fördern. Denn wir haben alle den- Aber ich habe als Christ eine Grundfreude
und Gelassenheit, weil ich weiss, wo mein
selben Glauben.
Leben hinführt.
Trotz der Offenheit für alle: Gibt es
Wo führt denn Ihr Leben hin?
Grenzen der Toleranz, etwa bei Scientologen oder Piusbrüdern?
Boppart: Uns erwartet nach dem Tod etwas
Boppart: Wir bekennen uns nicht zu Ins- unbeschreiblich Schönes. Das gibt mir eine
titutionen, sondern zu Jesus Christus. Jeder Perspektive und Hoffnung.
ist willkommen. Natürlich gibt es immer
Dinge, die wir beim anderen nicht ver-
Sie erzählen sehr persönliche Dinge
stehen. Aber statt diese
über sich, auch in Ihren Büchern. Was
Dinge zu suchen, wolbezwecken Sie mit diesem öffentlichen
len wir das VerbindenSeelenstriptease?
de ins Zentrum stellen. Boppart: Ich habe keine exhibitionistische
Bewegungen aber, die Ader. Aber ich habe festgestellt, dass Glau-
Christus und die Erlösung, die wir durch
ihn haben, nicht ins
Zentrum stellen, sind
trennend und unterstützen wir nicht.
be für viele Leute etwas sehr Abstraktes
ist. Indem ich von persönlichen Erfahrungen erzähle, kann ich für sie ein Beispiel
geben, wie man Glaube leben kann. Wenn
ich will, dass Menschen mit mir an Gott
glauben, muss ich ihnen zeigen, wie er in
mir lebt.
An der Explo gibt es auch Speeddating.
Soll dadurch «christlicher Nachwuchs» ZUR PERSON
produziert werden?
Andreas Boppart (36) ist Sekundarlehrer, Theologe,
Boppart: Das Speeddating ist eines jener Prediger und Buchautor. Seit 2013 leitet er Campus
Angebote, die nichts mit Glauben zu tun
haben. Aber es ist ein postmodernes Ge-
für Christus Schweiz. Mit seiner Frau Tamara und
den vier Töchtern lebt er in Jenins GR.
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