anno MMXIV . Carla Magna 20 Jahre dreieck.triangle.driehoek UTA Göbel-Groß + Kirsten Müller-Lehnen 2014 Vor 20 Jahren haben sich engagierte Künstlerinnen zusammen gefunden, um gemeinsam stärker zu sein. Zwanzig Jahre bedeutet nicht nur das Bestehen eines Vereines, sondern für jede Einzelne eine lange Zeit des Engagements, der Diskussion, Ideen zu entwickeln, sie verwerfen oder umsetzen, es bedeutet viel Kreativität, Herzblut, große Toleranz und Vertrauen. „Eine Idee ausbrüten ist ähnlich wie Brotbacken, eine Idee muss wie ein Teig gehen - und das dauert seine Zeit. Begeisterung ist dabei eine dauerhafte Energiequelle und kommt beim Spiel, nicht bei der Arbeit. Verabreden wir uns also zum Spielen.“ So beschrieb Monika Brenner, eine Mitbegründerin des Vereins, die Entwicklung. Der engagierte persönliche Einsatz, die vielen Kooperationsprojekte und zahlreichen Ausstellungen zeigten, wie zukunftsweisend und erfolgreich die Idee „dreieck.triangle.driehoek“ für Künstlerinnen war und ist. Ist es tatsächlich so, dass Frauen als Künstlerinnen Konjunktur haben? Ja, Frauen als Künstlerinnen sind heute anerkannt, auch wenn sie in der Vergangenheit um diese Anerkennung hart kämpfen mussten. Hier hat sich ein Wandel eingestellt, den auch die Frauen vom „Förderverein Kulturschaffender Frauen in der Euregio Maas-Rhein e.V.“ mitbewirkt haben. Der Name „Triangle“ hat Symbolcharakter - und so wie eine Triangel im Orchester „die Aufgabe hat, dem Orchesterklang höchste Glanzlichter aufzusetzen“ (Wikipedia), so haben sie die Kunst in der Euregio bereichert und wunderbare Projekte entwickelt. Grenzüberschreitend, international, immer aktuell und faszinierend, aufrüttelnd und zeitkritisch. Seit zwanzig Jahren entsteht so ein beachtliches grenzüberschreitendes Netzwerk der Kunst, gestaltet von starken Künstlerinnen, starken Frauen, die erfolgreich und mutig nach vorne gehen. Im Karlsjahr wird die aktuelle Ausstellung unter dem Titel „anno 2014 – CARLA MAGNA“ eröffnet. Die Künstlerinnen werden vor Ort arbeiten, die bereits bestehende Ausstellung erweitern und wir, die Zuschauerinnen, erleben, wie Kunst entsteht. Wir erleben den Prozess des Miteinander-Wachsens, des Raum-Gebens und des Raum-Lassens in der Aula Carolina und die Verwandlung in einen Ort der Inspiration, der Energie und der künstlerischen Kraft, die die Arbeit der Frauen von dreieck.triangle.driehoek so einzigartig macht. Kirsten Müller-Lehnen Der Gründungsgedanke: Förderung von Kunst und Kultur für Frauen Dass die Gleichberechtigung von Frau und Mann sich auf alle Gebiete des Daseins erstreckt, ist ein ausdrückliches Gebot des Artikel §5 des Grundgesetzes. Die Chancengleichheit auch im Bereich der bildenden Kunst in der Berufsausübung, der öffentlichen Präsentation und Dokumentation zu fördern, war ein erklärtes Ziel der westdeutschen Frauenbewegung im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die Ergebnisse der Frauenforschung zeigten eindrucksvoll, dass bildende Künstlerinnen gegenüber männlichen Kunstproduzenten eklatant im Nachteil waren. Sie wurden in ihrem Berufswunsch weniger gefördert, erhielten weniger Stipendien, begannen ihre Ausstellungstätigkeit häufig erst nach dem Erlernen eines Brotberufes oder wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, bekamen seltener Ausstellungen angeboten, wurden nur marginal mit öffentlichen Ankäufen bedacht und ihre Präsenz in den großen Museen war verschwindend gering. Diese Ergebnisse vor Augen, bildeten sich Künstlerinnengemeinschaften, die sich vornahmen, Kunst von Frauen ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu bringen. Eines der herausragenden Beispiele war die Gründung des Bonner Frauenmuseums 1981. Die Änderung der Ungleichgewichte wurde ebenfalls in den Arbeitskanon der Gremien der kommunalen, Landes- und Bundesgleichstellungsstellen aufgenommen. In diese Aufbruchstimmung fiel die Gründung des Vereins dreieck.triangle.driehoek e.V., der sich als Förderverein kulturschaffender Frauen 1994 dem Ziel verpflichtete, Kunst von Frauen sichtbar zu machen. Mit dem Zusammenschluss der in der bildenden Kunst tätigen Frauen wurde ein Zeichen gesetzt, gemeinsam zu handeln. Und dies nicht nur in der Zielsetzung, Frauen als Kulturstiftende zu fördern, sondern auch in Übereinkunft einer Arbeitsform, die Isolation und Konkurrenz aufhebt und Frauen als Gestalterinnen und Trägerinnen von gemeinsamer Entwicklung begreift. Das gemeinschaftliche Bearbeiten von Themen und Projekten bewirkt eine Multiplikation von Fachkompetenz, die geeignet ist, das Spektrum der Sparten weit zu öffnen. Diversivität verlangt Akzeptanz, Beharrungsvermögen und das Potential, Konflikte in Schubkräfte zu verwandeln. Mit dieser Energie entstehen Lösungen, die überraschen und geeignet sind, die Freiheit der Kunst größtmöglich auszuschöpfen. Die Gewichtung der Geschlechter unter den Kunstschaffenden ist nicht ad acta gelegt. Aber das wird sich auch noch ändern. Nach uns kommt nicht die Sintflut, sondern Frauen, die selbstbewusst neue Qualitätsbegriffe setzen, inspirativ arbeiten, konfrontieren, vielleicht provozieren. Uta Göbel-Groß Ein Verein wird 20 Jahre alt Frauen, Künstlerinnen treffen sich, um mit Pinsel, Palette und Farben, mit Stift, Linien und Papier, mit Collage und allerlei Fundstücken, mit Metall, Holz, Stein und Haar, mit Installation, Foto, Video und neuen Medien der Kunst- & Kulturlandschaft in der Euregio Maas-Rhein auf die Pelle zu rücken. Sie präsentieren sich in Ausstellungen, sie inszenieren Performances, sie führen grenzüberschreitende Projekte durch insofern sind wir 3-Länder-geprägt - und sitzen in Symposien gemeinsam an der Auseinandersetzung über und der Herstellung von Kunst. Seit 20 Jahren existiert der Künstlerinnen-Verein dreieck.triangle.driehoek nun schon in der Euregio MaasRhein, mit Aachen als Zentrum. Die Mitgliedsfrauen treffen sich zweimal im Monat, um im Nebeneinander und Miteinander Projekte zu konzipieren, zu organisieren und umzusetzen. Themen werden gemeinsam gesucht und beschlossen, Gesellschaftsrelevanz hinterfragt und die kunstgeschichtliche Positionierung abgefragt. Kunsttheoretische Inhalte werden dabei ebenso diskutiert wie präsentatorische Fragestellungen gelöst, Themenkomplexe ebenso erörtert wie internationale Zusammenarbeiten mehrsprachig umgesetzt. Kaum eine Ausstellung von dreieck.triangle.driehoek kommt ohne Konzept aus. Das visuelle Miteinander in thematisch angelegten Ausstellungen ist stets im Fokus. Fast alle Projekte haben einen internationalen Charakter - allein in der Gruppe sind 5 Nationalitäten vertreten. Durch kontinuierliches „über-die Grenzen“Arbeiten hat sich in den zwei Jahrzehnten der künstlerischen Arbeit ein komplexes Netzwerk an Kontakten in die Nachbarländer Belgien und die Niederlande gebildet. Symposien führten Künstlerinnen aus Serbien und den USA in die Euregio und vice versa zu dreieck, um hier vor Ort gemeinsam zu arbeiten und auszustellen. Studienaufenthalte führten darüber hinaus in weitere Länder Europas, in die USA und nach Südafrika. Das Profil von dreieck.triangle.driehoek setzt sich aus diesen beiden Aspekten zusammen: der engen Gemeinsamkeit in der Konzeption von kulturrelevanten Ausstellungsprojekten und der Internationalität der Gruppe. Es ist für uns Alltag, in Diskursen unsere Themen für die Zukunft zu finden; es ist Alltag, manchmal entlang von Sprach- und kulturellen Denkbarrieren Lösungen zu entwickeln, sich in Hängungen und Präsentationen individuell und Hand-anlegend einzubringen, Eröffnungen zu gestalten, die Gruppe und die eigene, individuelle Kunst zu vertreten und sich konsequent kontinuierlich einer kritisch-interessierten Öffentlichkeit im Sinne des Grundgedankens zu präsentieren. Es ist Alltag, Künstlerin zu sein. – Es ist wunderbar ungewöhnlich, dass dies schon seit 20 Jahren mit großem Engagement der kreativen Köpfe gelingt. „Mit dem Thema "anno MMXIV . Carla Magna" knüpfen wir weitestgehendst an das Karlsjahr in Aachen an; CARLA MAGNA – ist ein peppiger Titel mit Anknüpfung an den „ollen Karl“; die Große, die Freie; wir betonen, dass auch wir heute überregional, euregional arbeiten und uns vernetzen; wir sehen uns in der Tradition des gerühmten Kaisers; hier in der Ausstellung beleuchten wir mit weiblich geführtem Pinsel und Stift Historie und Gegenwart von Frauenleben und Lebenskunst, visualisieren mit spitzer Feder und kritischem Blick Vergangenheit und Jetztzeit; wir schauen hinaus und auf uns selbst - Raum für Eigenpräsentation und Selbstdarstellung.“ UTA Göbel-Groß „CARLA MAGNA – betont unsere feministische Wurzeln und unser Credo: „gemeinsam sind wir stark“; wenn wir die weibliche Form nutzen, sprengen wir Grenzen und schaffen so unseren Raum. CARLA MAGNA – das sind wir alle, die heutige Zeit braucht den Stempel der weiblichen Sicht; Kunst schafft Raum, Kunst braucht Raum, wir nehmen uns den Raum!“ Kirsten Müller-Lehnen
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