Michael Esken erobert Chefsessel

Verl
Montag, 28. September 2015
Bürgermeisterwahl
Kommentar
Eine Absage an
den Amtsinhaber
Von unserem Redaktionsmitglied
CHRISTOPH ACKFELD
Michael Esken ist der klare Sieger. 55,54 Prozent – das ist ein beachtlicher Erfolg. Der Kaunitzer
hat mit dem Versprechen gepunktet, einen neuen Politikstil zu
etablieren. Ansonsten lagen Paul
Hermreck und Michael Esken inhaltlich nicht weit auseinander.
So ist das Ergebnis auch als
Abwahl an den Amtsinhaber zu
sehen.
Paul Hermreck hat durch seinen Rücktritt vom Rücktritt
Glaubwürdigkeit verloren. Das
passte nicht zu dem Mann der
mitunter einsamen, aber immer
klaren Entscheidungen. Der Eiertanz gipfelte im Hin und Her um
Hermrecks Mitgliedschaft in der
CDU. Statt auszutreten – was nur
konsequent gewesen wäre –, blieb
er in der Partei. Hätte er Mut gehabt, wäre er schon auf dem Nominierungsparteitag gegen Esken
angetreten. Stattdessen versuchte
Hermreck im Wahlkampf zu suggerieren, dass ein Teil der Partei
hinter ihm stehe. Tatsächlich
wagten sich aber nur vereinzelte
Mitstreiter aus der Deckung.
Auch ist der bisherige Amtsinhaber in der Vergangenheit vielen
Bürgern kräftig auf die Füße getreten.
Michael Esken hat mit Rückendeckung der in Verl bestens vernetzten CDU vor allem einen besseren Umgang miteinander in den
Mittelpunkt gerückt. Einsame
Entscheidungen seien nicht seine
Sache. Verl hat sich für die risikolose, Stabilität versprechende Variante ausgesprochen. Michael
Esken hat im Rat eine klare Mehrheit hinter sich. Jetzt muss er aber
auch halten, was er versprochen
hat.
Verl
Annahme
Kleiderkammer
bleibt geschlossen
Der neue Chef im Rathaus: Michael Esken bejubelt sein Ergebnis zusammen mit Tochter Charlotte und seinen Parteifreunden. Mit 55,54 Prozent
der Stimmen setzte sich der Kaunitzer gegen Paul Hermreck durch.
Bilder: Steinecke
Michael Esken erobert Chefsessel
Von unserem Redaktionsmitglied
CHRISTOPH ACKFELD
Verl (gl). Was sich um 18.29
Uhr mit dem ersten Ergebnis des
Stimmbezirks Kaunitz andeutet,
ist um 19.10 Uhr Gewissheit: Ab
Mittwoch, 21. Oktober, sitzt Michael Esken in Zimmer 105 im
Verler Rathaus. Der Kandidat der
CDU holt in der Stichwahl 55,54
Prozent der Stimmen und ist neuer Bürgermeister in Verl.
Nahezu zeitgleich kommen die
Kandidaten am Rathaus an. Kurz
nach 19 Uhr brandet Applaus auf,
als sich Michael Esken mit seiner
Familie und dem CDU-Vorstand
im Schlepptau durch den Haupteingang den Weg in Richtung
Ratssaal bahnt. Paul Hermreck
nimmt den Seiteneingang.
Ein Endergebnis gibt es zu dieser Zeit noch nicht. Es fehlt ein
Wahlbezirk in Kaunitz, der Sieger aber steht schon fest: Michael
Esken. Paul Hermreck greift sich
das Mikrofon. Er gratuliert seinem Kontrahenten. „Ich wünsche
dir eine glückliche Hand“, sagt
der 59-Jährige. „Der Wahlkampf
war sehr spannend, aber auch
sehr anstrengend“, so Hermreck
und überlässt dem strahlenden
Sieger die Bühne.
„Das ist ein stolzes Ergebnis“,
sagt Esken, der beteuert, dass er
sich vor 20 Jahren nicht hätte
träumen lassen, mal gegen Paul
Hermreck als poltischen Gegner
anzutreten. Esken hat in jungen
Kaunitz bleibt die
Hochburg der CDU
Nicht glücklich: Hermreck-Unterstützer Luc Solemé.
Zitate
a „Ich gehe davon aus, dass ich
am 21. Oktober ein Büro vorfinde,
ich dem ich arbeiten kann. Ich
brauche
keinen
besonderen
Schreibtisch oder Stuhl.“
Michael Esken auf die Frage, ob
er die Möbel von Paul Hermreck
übernehmen wird. Der Amtsinhaber hatte Anfang des Jahres erklärt, dass ihm die Möbel in seinem Büro im Rathaus gehören.
Verl (ack). Ein Blick auf die
Zahlen verrät: Die Stadt ist gespalten. Wie schon vor zwei Wochen hat Michael Esken in Kaunitz überzeugt. In seinem Heimatdorf siegte er in allen drei Bezirken deutlich, im Stimmbezirk
drei holte er gar 77,31 Prozent der
Stimmen.
Paul Hermrecks Hochburg lag
erneut in Sürenheide. Dort gewann er in den drei Wahlbezirken. Im Bezirk St.-Georg-Schule
(Klasse drei) entfielen 71,27 Prozent der Stimmen auf Paul Hermreck. Auffällig, dass in diesem
Wahlbezirk die Beteiligung im
Vergleich zum ersten Durchgang
vor zwei Wochen deutlich angestiegen ist. 41,2 Prozent wählten
am Sonntag, vor zwei Wochen
waren es noch 31,6 Prozent. In
Verl holte Paul Hermreck nur in
zwei Bezirken mehr Stimmen als
sein Gegner: am Bühlbusch und
in der Realschule. In Bornholte
und Sende erreichte Esken mehr
Stimmen.
Leicht zurückgegangen ist die
Beteiligung. 54,9 Prozent der
20 737 Wahlberechtigten gaben
ihre Stimme ab. Im ersten Durchgang waren es noch 58 Prozent
gewesen.
a „Ich bin zufrieden und wahnsinnig erleichtert, dass alles, was
wir uns vorgenommen hatten,
auch in Erfüllung gegangen ist.“
Gabi Nitsch, Vorsitzende der
CDU-Fraktion.
Auf dem Absprung: Paul Hermreck betrat durch einen Nebeneingang
das Rathaus und verschwand nach neun Minuten wieder.
a „Ich bin begeistert.“
Josef Lakämper, ehemaliger
CDU-Bürgermeister.
a „Michael Esken hat einen fulminanten Wahlkampf gemacht.“
Peter Heethey, als Kandidat der
SPD im ersten Wahlgang ausgeschieden.
a „Es wurde Zeit für einen Wechsel.“
Johannes Wilke, Grüne.
Sehr zufrieden war CDU-Parteichef Matthias Humpert. „Wir
haben unseren Vorsprung gehalten“, sagt er mit Blick auf die
1249 Stimmen, die Esken mehr
geholt hat. Man werde die Wahl in
den nächsten Tagen analysieren,
so Humpert. Auf der Tagesordnung steht dann auch ein Ausschluss von Paul Hermreck aus
der Union. „Vielleicht zieht er ja
auch selber Konsequenzen“, so
Humpert. Auch über die Personalie Jan Böttcher soll dann gesprochen werden. Der CDU-Ratsherr hatte für Hermreck Wahlkampf gemacht. FDP-Mann Ulrich Klotz fände es gut, wenn er
sich für die Liberalen entscheiden
würde. „Dann hätten wir wieder
Fraktionsstatus.“
Bürgermeisterwahl
in Verl
Michael Esken,
CDU
Stich
l
Wah
6 261 Stimmen
55,54 %
Paul Hermreck,
Einzelbewerber
mit Unterstützung von FDP und Teilen der FWG
5 012 Stimmen
44,46 %
CDU in Feierlaune: (v. l.) Matthias Humpert, Gabi Nitsch, Ferdinand
Hollenhorst und Annette Kappelmann.
Verl (ack). Mit dem Ergebnis
ist klar: Nun kommt das, was
Paul Hermreck Ende vergangenen Jahres schon einmal verkündet hatte: der Abschied aus der
Politik. Offiziell endet die Amtszeit von Paul Hermreck am
Dienstag, 20. Oktober, um Mitternacht. Allerdings hat der Amtsinhaber noch einige Urlaubstage
auf dem Deckel. Genau 142 Tage,
wie Hermreck am Sonntagabend
betonte.
Das heißt: Allzu oft wird er
nicht mehr anzutreffen sein an
der Paderborner Straße – zumindest nicht in seiner Funktion als
Bürgermeister. Genaugenommen
sogar gar nicht mehr. „Ab Montag
wird Heribert Schönauer die Geschäfte führen“, sagt Hermreck.
Das sei mit dem Ersten Beigeordneten abgesprochen.
Und wie geht es nun weiter mit
dem Versicherungskaufmann, der
seit 2004 die Geschicke der Stadtverwaltung geführt hatte? Hermreck könnte in Rente gehen. Da er
seit mehr als acht Jahren im Amt
und älter als 45 Jahre als ist, steht
im direkt eine Pension zu.
Allerdings hat Paul Hermreck
nicht vor, die Füße hochzulegen.
Bergstraße
Weihnachtsbäume
beschädigt
Bornholte (gl). Mehrere Tannenbäume sind an der Bergstraße beschädigt worden. „Als
ich am Freitag in meine Weihnachtsbaum-Schonung an der
Bergstraße kam, traute ich erst
meinen Augen nicht“, schreibt
Besitzer Paul Tillmann. An
etwa 20 bis 25 schlagreifen,
rund zwei Meter hohen Tannenbäumen seien Spitze und
Krone abgebrochen worden. Er
habe Anzeige erstattet, so Tillmann. Wer Hinweise hat, sollte
sich mit Paul Tillmann,
w 05246/2065, in Verbindung
setzen.
City-Rennen
Laufschuhe für
Flüchtlinge gesucht
unterstützt von CDU
Hermreck nimmt
direkt Resturlaub
a „Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht. Dass es bei
zehn Prozent Vorsprung geblieben ist, hätte ich nicht gedacht.“
Dr. Ulrich Klotz, Ratsmitglied
der FDP.
a „Wir gratulieren Michael Esken, für dessen Wahl wir uns im
Vorfeld ausgesprochen hatten.
Wir gehen jetzt von einer guten
Zusammenarbeit im Rat aus.“
Simon Lütkebohle, stellvertretender
Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90/Die Grünen.
Jahren zusammen mit Hermreck
für die CDU in Verl im Rat gesessen. Jetzt übernimmt er von Paul
Hermreck das Amt und wendet
sich noch am Abend an die Mitarbeiter im Rathaus: „Egal was man
Ihnen erzählt hat: Wir werden einen guten Umgangston miteinander pflegen.“
Politikstil ist das Stichwort:
Michael Esken trifft am Sonntagabend auch auf Dr. Ulrich Klotz,
FDP-Ratsherr und HermreckUnterstützer. „Jetzt wird alles auf
Null gesetzt“, sagt der Kaunitzer.
Er hätte sich gewünscht, dass die
FDP zumindest mal mit ihm geredet hätte, bevor man Hermreck
nominierte, so Esken zu Klotz. Es
war das erste Aufeinandertreffen
der beiden Politiker.
Verl (gl). Die Caritas in Verl
schließt wegen der Baustelle
im Zentrum vorübergehend die
Kleiderannahmestelle an der
Gütersloher Straße. Man müsse Konsequenzen ziehen, heißt
es in einer Mitteilung. „Wegen
teils chaotischen Park- und
Rangierverhältnissen in der
vergangenen Woche sieht sich
die Caritas zu dieser Maßnahme gezwungen“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation. Vom 29. September bis
zum 27. Oktober werden keine
Spenden angenommen. „Sollten die Bauarbeiten früher abgeschlossen werden als geplant, können wir auch wieder
zu einem geregelten Betrieb
übergehen“ , sagt Elisabeth
Reineke von der Caritas. Am
Dienstag, 3. November, können
wieder Kleiderspenden abgegeben werden. Unberührt von
dieser Maßnahme ist der Verkauf. Er findet wie gewohnt
freitags von 15 bis 18 Uhr statt.
Er will weiter arbeiten, wie das
(noch amtierende) Stadtoberhaupt betonte. Aber der neue Job
werde nicht in der Nähe sein, so
Hermreck, der um 19.01 Uhr den
Ratssaal durch einen Nebeneingang betrat und um 19.10 Uhr in
Begleitung von Ehefrau Adelheid
wieder verließ. Wo und wann genau er eine neue Stelle antreten
wird, wollte der 59-Jährige nicht
verraten.
Klar ist, dass Hermreck in den
nächsten Wochen seine Möbel abholen wird. In seinem Büro im
Rathaus stehen Tische und Stühle, die er schon in seiner Zeit als
Versicherungskaufmann genutzt
hatte. Wann genau Hermreck sein
Zimmer räumt, wusste er noch
nicht. Aber: „Die Möbel kommen
in mein neues Büro“, so der
59-Jährige. „Ich wollte nicht ehrenvoll in den Ruhestand verabschiedet werden“, sagte Hermreck in seiner Ansprache im Ratssaal, noch bevor das endgültige
Ergebnis feststand. Er habe um
das Amt kämpfen wollen. Und er
hat verloren. Er ruft die, die für
ihn gekämpft hatten, auf, zusammenzuhalten. „Ihr könnt für frischen Wind sorgen“, sagt Hermreck und trat den Rückzug an.
Verl (gl). Am Freitag, 2. Oktober, bevölkern wieder die
Läufer die Innenstadt. In diesem Jahr sind auch in Verl lebende Flüchtlinge zum Citylauf eingeladen worden. Die
ersten Anmeldungen liegen
vor. „Und es zeigen sich auch
die ersten Probleme. Es fehlt
an Laufschuhen“, schreibt der
Turnverein, der den Lauf organisiert. Er bittet um Spenden.
Besonders die Größen 41 bis 43
werden benötigt. Die Schuhe
können Montag, Mittwoch
oder Freitag zwischen 7 und
12.30 Uhr sowie am Donnerstag zwischen 18 und 21 Uhr in
der Geschäftsstelle an der St.Anna-Straße abgegeben werden. Weitere Termine können
unter w 05246/3123 vereinbart werden.
Dienstag
Treffpunkt Trauer
im Café Klüter
Verl (gl). In Situationen der
Trauer kann es laut einer Mitteilung der Hospizgruppe sehr
hilfreich sein, sich mit Menschen zu treffen, die ähnliche
Erfahrungen machen. Deshalb
bietet die Gruppe den Treffpunkt Trauer und Begegnung
an. Nächster Termin ist am
Dienstag, 29. September, von
16 bis 18 Uhr in einem separaten Raum des Cafés Klüter an
der Bürmannstraße 10 in Verl.
Das Treffen ist offen für Menschen, die eine Verlustsituation
erleben – unabhängig von Alter und Weltanschauung und
davon, wie lange der Verlust
zurückliegt. Alle, die sich für
dieses kostenfreie Angebot interessieren, sind eingeladen.
Auf Wunsch werden Einzelgespräche angeboten.