Prof.Dr.PeterGallmann D D1 Jena,Sommer2016 Deklination AllgemeineszurDeklinationimDeutschen – – – – Deklinierbar:Nomen(Substantiv),Artikelwort/Pronomen,Adjektiv KategorienderDeklination:Kasus,Numerus,Genus(=KNG) Nomen:festesGenus,DeklinationnachKasusundNumerus Artikelwort/Pronomen und Adjektiv: Deklination auch nach Genus. Aber keine Ge‐ nusunterscheidungenimPlural. – Kasus:KeineUnterscheidungvonNominativundAkkusativ,außerSingularMasku‐ linumundPersonalpronomender1./2.Person. D2 Substantiv – FestesGenus – Numerus‐undKasusflexionweitgehendentkoppelt(Ausnahme:schwacheMaskuli‐ na) D2.1 DiedreiGenera Jedes Substantiv (außer solchen, die nur im Plural vorkommen; = Pluraliatantum) ge‐ hörteinemGenusan:Maskulinum,FemininumoderNeutrum.AmSubstantivselbstist dasGenusnichtdirekterkennbar,esbestimmtaberdieFormvonArtikelwörternund Adjektiven(Wortgruppenflexion,→SkriptE). (1) TabellemitBeispielen: Maskulinum derLöffel dieserLöffel einsilbernerLöffel Femininum dieGabel dieseGabel einesilberneGabel Neutrum dasMesser diesesMesser einsilbernesMesser RegelhaftistdasGenusnurbeieinemTeilderPersonenbezeichnungen(undbeieinigen wenigenTierbezeichnungen). D2.2 Zum»Geschlecht«derPersonenbezeichnungen Bei Personenbezeichnungen spielen zwei Kategorien eine Rolle, die unbedingt ausei‐ nandergehaltenwerdenmüssen: – Genus=grammatischesGeschlecht – Sexus=semantischesGeschlecht ImFolgendenwirdvoneinemschlichtenKonzeptvonSexusausgegangen,dasdreiWer‐ tekennt: – sexusindifferent – spezifischmännlich – spezifischweiblich D Deklination 2 Eigentlichmüsstehiernochweiterdifferenziertwerden,etwadahingehend,inwieweit reinbiologischeMerkmaleeineRollespielen(→SexusimengenSinn,biologischesoder »natürliches«Geschlecht)oderabersozialeundpsychologischeMerkmale(→Gender, sozialesoderpsychologischesGeschlecht).BeidersozialenKategorieGenderistvieles imFluss(vgl.die58GenderklasseninderenglischenVersionvonFacebook;Frühjahr 2014). Außerdem spielt die kommunikative Relevanz eine Rolle: »sexusindifferent« heißtnicht,dasskeinbiologischesoderkeinsozialesGeschlechtvorhandenist(daswä‐ re»geschlechtslos«bzw.»sexuslos«,»genderlos«),sondernnur,dassdiespezifischege‐ schlechtlicheAusprägungimvorliegendenKommunikationszusammenhangkeineRolle spielt. Statt von sexusindifferentem wird auch von sexusunspezifischem, geschlechtsneutra‐ lem oder generischem Gebrauch gesprochen. Letzteres ist genau genommen nur eine Möglichkeit des sexusindifferenten Gebrauchs. Generische Aussagen beziehen sich im SinneallgemeinerAussagenaufbestimmteGattungen,wobeivondenjenigenBesonder‐ heitenderIndividuen,dieimvorliegendenZusammenhangirrelevantsind,abstrahiert wird. Die meisten substantivischen Personenbezeichnungen lassen sich einer der folgenden dreiKlassenzuordnen: – KlasseA:nursexusindifferenterGebrauch – KlasseB:nursexusspezifischerGebrauch – KlasseC:sowohlsexusspezifischeralsauchsexusindifferenterGebrauch KlasseAumfasstPersonenbezeichnungen,dienursexusindifferentgebrauchtwerden. AlsNormalgenuskannmandasMaskulinumvermuten.RealspieltdasaberkeineRolle, eskommenfaktischalledreiGeneravor(lexikalischesWissen): (2) a. b. c. d. Maskulina:derMensch,derGast,derStar Feminina:diePerson,dieFachkraft,dieNachtwache Neutra:dasMitglied,dasIndividuum,dasKind OhneGenus(nurimPluralvorkommend):dieLeute WennsolcheSubstantivedocheinmalsexusspezifischverwendetwerdensollen,behilft mansichmitAdjektiven: (3) einweiblicher/männlicherFahrgast;einweiblicher/männlicherStar Ein Sonderfall von ausgeblendetem Sexus liegt bei Personen‐ und Tierbezeichnungen mitMerkmal»klein«,»niedlich«,»nichterwachsen«vor:SieweisenoftdasGenusNeut‐ rumauf. (4) a. dasKind,dasBaby,dasGirl b. AuchSuffixe:‐chen,‐lein(dasMädchen,dasBüblein;dasKätzchen);aber nicht‐ling(daher:derSäugling);→(6) c. dasFohlen,dasKüken,dasKalb d. dasKleine,dasJunge(Substantivierungen) e. DialektalauchweiblichePersonennamen:datAnna,sEva(Nüblingetal. 2013) D Deklination 3 Klasse B umfasst Personenbezeichnungen, die nur sexusspezifisch gebraucht werden. SiebeziehensichalsojenachdemnuraufmännlicheodernuraufweiblichePersonen. Dabeigilt:(a)spezifischmännlich=maskulinesGenus,(b)spezifischweiblich=femini‐ nesGenus: (5) a. derMann,derJunge,derHerr b. dieFrau,dieDame;dieChefin,dieFreundin Sonderfälle: – MorphologischeFaktorenhabennormalerweisemehrGewichtalssemantische.Dies zeigtsichbeiPersonenbezeichnungenmitdenSuffixen‐chenund‐lein(sogenannte Diminutive).SiehabenimmerdasGenusNeutrum;→(4): (6) das Mädchen, das Büblein, das Jüngelchen; das Herrchen, das Frauchen (einesHaustiers);(veraltet:)dasFräulein – AbweichendeEinzelfälle(lexikalischesWissen): (7) die Memme, die Tunte; das Model, das Weib (als neutrale Personenbe‐ zeichnungveraltet;heutepejorativ);derVamp Klasse C umfasst maskuline Personenbezeichnungen, die sowohl sexusspezifisch (Be‐ zugnuraufMänner)alsauchsexusindifferentgebrauchtwerden.NebensolchenMas‐ kulinastehtgewöhnlicheinefeminineAbleitung,diesexusspezifischaufweiblichePer‐ sonenreferiert(KlasseB),meistmitdemSuffix‐in: (8) Abiturient→Abiturientin;Agent→Agentin;Anhalter→Anhalterin;Bü r‐ ger→Bü rgerin;Chef→Che in;Erbe→Erbin;Favorit→Favoritin;Freund → Freundin; Gewinner→ Gewinnerin; Hersteller → Herstellerin; Kollege →Kollegin;Sieger→Siegerin;Teilnehmer→Teilnehmerin;Verbrecher→ Verbrecherin – BeispielefürdensexusspezifischenGebrauch: (9) a. DiesenBerichthatunserKorrespondentinNewYorkverfasst.DiesenBe‐ richthatunsereKorrespondentininNewYorkverfasst. b. NochimmerverdienenÄrztemehralsÄrztinnen.DiesesJahrschlossen37 Gärtnerund42GärtnerinnenihreLehreab. – BeispielefürdensexusindifferentenGebrauchderMaskulina: (10) Einige Politiker meinen, Ärzte verdienten zu viel. Die Schüler müssen in dieserGegendoftweiteSchulwegezurücklegen.JederGärtnerkenntdiese Schädlinge. Amsexusindifferenten(generischen)Gebrauchwirdkritisiert,dassersichformalnicht vomsexusspezifischenGebrauchunterscheidet,sodassinhaltlicheundkommunikative Missverständnisse entstehen können, z.B. der Eindruck, dass Frauen gar nicht mitge‐ meintsind.ExperimentestützendieseAnnahme.AusdiesemGrundwirddersexusin‐ differenteGebrauchderMaskulinaoftvermieden;stattdessenwerdenPaarformenge‐ braucht: (11) Alle Schülerinnen und Schüler sind herzlich eingeladen. (Anrede:) Liebe ZuschauerinnenundZuschauer! D Deklination 4 AußerdemkommenPersonenbezeichnungenderKlasseAinFragesowiesubstantivier‐ te Adjektive und Partizipien im Plural (siehe nachstehend); die kommunikative Wir‐ kungdieserMittelscheintabergeringerzusein(Stahlberg/Sczesny2001).DaPaarfor‐ men–abgesehenvomangestrebtendeutlichenBezugaufweiblicheundmännlichePer‐ sonen–vielRedundanzaufweisen,werdensieingeschriebenerSpracheoft(ingespro‐ chener zumindest gelegentlich) verkürzt. Die amtliche Rechtschreibung nimmt (be‐ wusst)dazunichtStellung: (12) a. b. c. d. e. f. g. h. AbsolventenundAbsolventinnen Absolventen/Absolventinnen Absolventen/‐innen Absolvent/‐innen Absolvent/innen AbsolventInnen Absolvent_innen Absolvent*innen FürsubstantivierteAdjektiveundPartizipiensowiefürdiemeistenPronomengelten beiBezugaufPersonendiefolgendenRegeln: – ImSingularwerdendiemaskulinenFormenwiedieSubstantivederKlasseC(a)se‐ xusspezifisch(BezugaufmännlichePersonen)oder(b)sexusindifferentverwendet: (13) a. VölligverzweifeltstehtMarcellaeinemFremdengegenüber,dereinstihr Geliebterwar.(Internetbeleg) b. WozuistmangegenübereinemFremdenmoralischverpflichtet?Aufun‐ seremPlanetenkenntjederjedenübersechsEcken.(Internetbelege) – DiefemininenFormendesSingularssindimmersexusspezifisch(Bezugaufweibli‐ chePersonen). (14) SiewareineFremde,diekeineHoffnunghatte.DiegroßeAngst,diedube‐ schreibst,kenntjedehierimForum.(Internetbelege) – ImPluralistnureinesexusindifferenteEinheitsformvorhanden: (15) a. einNeuer,eineNeue→vieleNeue b. derStudierende,dieStudierende→dieStudierenden c. Dashatschonmanchererfahren.Dashatschonmancheerfahren.→Das habenschonmancheerfahren. Wenn sichergestellt werden soll, dass ein Ausdruck sexusindifferent zu verstehen ist, verwendetmansingularischePaarformenoderPluralformen: (16) a. Dann tragen Sie dafürSorge, dass deroderdieNeue am ersten Tag nicht alleindasteht.DerRektorbegrüßtedieNeuen. b. Natürlich kennt jeder und jede mindestens eine Person, die raucht und von Tabak abhängig ist. Natürlich kennen alle mindestens eine Person, die… Bestimmte Pronomen werden vornehmlich sexusindifferent gebraucht (a). Sie haben wiedieSubstantivederKlasseCmaskulinesGenus,wiemananwiederaufnehmenden D Deklination 5 Pronomenablesenkann(b).BeispezifischemBezugaufweiblichePersonensetztsich aberzuweilenderSexusdurch(c). (17) a. wer,jemand,jedermann,niemand,man b. MansiehthiervorlauterRauchseine/*ihreeigeneHandnichtmehr.Wer hatseinegroße(oderkleine)LiebeübersInternetkennengelernt?(Inter‐ netbeleg) c. Natürlich muss sich niemand,die das nicht will, an die offiziellen Vorga‐ benhalten.(Internetbeleg) D2.3 Numerus DieOppositionSingular–PluralistgekoppeltandassemantischeMerkmalderZählbar‐ keit.NichtalleNomendrückenetwasZählbaresaus! DieBildungderPluralformen: Grundregeln G1 Neutra/Maskulina →Pluralauf‐e Tisch→Tische G2 Feminina →Pluralauf‐en Frist→Fristen G3 Auslaut‐en,‐er,‐el →e‐Tilgung Teller→Teller,Ader→Adern Zusatzregeln Z1 Auslaut‐e →Pluralauf‐en Zeuge→Zeugen Z2 AuslautaufVollvokal →Pluralauf‐s Auto→Autos Z3 Femininaauf‐ee,‐ie,‐ei →Pluralauf‐en Allee→Alleen AllgemeineMuster,lexemgebundeneAnwendung L1 FemininamitPluralauf‐e Hand→Hände L2 Mask./NeutramitPluralauf‐en Staat→Staaten L3 Mask./NeutramitPluralauf‐er Feld→Felder L4 KonsonantischerWortausgang+‐s Hotel→Hotels Umlaut:Regelwissen(Normalfall:keinUmlaut) U1 Feminina+L1(e‐Plural) →Umlaut Hand→Hände U2 Maskulina/Neutra+L3(er‐Plural) →Umlaut Wald→Wälder Umlaut:allgemeinesMuster,lexemgebundeneAnwendung U3 Maskulina+G1 Maskulina+G1+G3 →±Umlaut Hund→Hundevs.Wolf→Wölfe Stapel→Stapelvs.Nagel→Nägel Tempus→Tempora;Tempo→Tempi SonstigeEinzelfälle D2.4 DieKasusflexiondesSubstantivs Substantive können nach dem Kasus flektiert werden. Das jeweilige Kasusmerkmal hängt vom Gebrauch im Satz ab und bestimmt nicht nur die Flexion des Substantivs, sonderndieganzedarausgebildeteNominalphrase.DieFlexionvonSubstantiven,Arti‐ kelwörtern und Adjektiven wirkt im Deutschen im Verbund, wobei Artikelwörter und stark flektierte Adjektive den Kasus eher deutlicher anzeigen als das Substantiv (→ SkriptE:Wortgruppenflexion). D Deklination 6 Bei der Kasusflexion des Substantivs kann man verschiedene Muster unterscheiden. MansprichthiervonFlexionsklassenoderDeklinationsklassen. Kasusformen imSingular Kasusformen imPlural I endungslos II stark III stark (Eigennamen‐ deklination) IV schwach V Nominativ Akkusativ Dativ Genitiv dieZahl dieZahl derZahl derZahl derRaum denRaum demRaum(e) desRaum(e)s Anna Anna Anna Annas derPrinz denPrinzen demPrinzen desPrinzen dieLeute dieLeute denLeuten derLeute Nominativ Akkusativ Dativ Genitiv dieRegel dieRegel derRegel derRegel dasSegel dasSegel demSegel desSegels Paris Paris Paris Paris’ derZeuge denZeugen demZeugen desZeugen dieSachen dieSachen denSachen derSachen DieKasusflexiondesSubstantivsberuhtweitgehendaufallgemeinenRegeln.Lexemge‐ bundenesWissenistfastnurinTeilbereichenderschwachenFlexionerforderlich. – DiefolgendenRegelnnehmennuraufNumerusundGenusBezug: (18) K1:Femininum+Singular→FlexionsklasseI(endungslos). K2:Maskulinum/Neutrum+Singular→FlexionsklasseII(stark) K5:Plural→FlexionsklasseV Die Regeln K3 und K4 sind spezifischer und führen zu den Sondermustern III und IV. WenndieaufgeführtenBedingungenzutreffen,habensiedenVorrang: (19) K3:Eigenname+artikellos→FlexionsklasseIII K4:Maskulinum+belebt+n‐Plural→FlexionsklasseIV(schwach) BeiderschwachenFlexiongibtesetwaeinDutzendWörtermitIrregularitäten: (20) Herz;Buchstabe;Name(n),Glaube(n),Haufe(n),Funke(n),Wille(n)… D3 ZurFlexionvonArtikelwörternundPronomen D3.1 Kasus,Numerus,GenusundPerson ArtikelwörterundPronomentragengrammatischeMerkmalederMerkmalklassenKa‐ sus,NumerusundGenus.MehrheitlichsindsienachdiesengrammatischenMerkmalen flektierbar: (21) a. Flexion nach dem Kasus: Das bin ich (Nominativ) → Dieses Foto zeigt mich(Akkusativ).→DieserKerlaufdemFotogleichtmir(Dativ). b. FlexionnachdemNumerus:meinBuch→unserBuch;meinBuch→mei‐ neBücher c. Flexion nach dem Genus: dieser Löffel → diese Gabel → dieses Messer; seinBuch→ihrBuch d. Aber feste Merkmale: jemand (Singular Maskulinum), nichts (Singular Neutrum) D Deklination 7 Die grammatische Person spielt bei Personal‐, Reflexiv‐ und Possessivpronomen eine Rolle: (22) fürmich,fürdich,fürihn/sie;meine,deine,seine/ihreSachen EsgeltendanndiefolgendenRegeln: – ArtikelwörterstimmenmitdemSubstantivinKasus,NumerusundGenusüberein. – Pronomen können sich auf ein Substantiv, eine Substantivierung oder ein anderes Pronomen beziehen (genauer: auf die damit gebildete Nominalphrase). Sie über‐ nehmendannPerson,NumerusundGenus(abernichtdenKasus). – WenneinPronomenkeinBezugsworthat,kommenbeimGenussemantischeRegeln zurAnwendung. D3.2 DiebeidenDeklinationsmusterderPronomen Pronomen und Artikelwörter folgen zwei Flexionsmustern. Das dominante ist das ad‐ jektivische,sobezeichnetnachseinerÄhnlichkeitmitderstarkenadjektivischenFlexi‐ on. D3.2.1 AdjektivischflektierteArtikelwörterundPronomen AlsPrototypfürdieadjektivartigeFlexionkanndasDemonstrativumdieserangesehen werden. Wenn man von einer traditionellen Abfolge der Genus/Numerus‐Merkmale undderKasusmerkmaleausgeht,ergibtsichdasfolgendeParadigma: Maskulinum Femininum Neutrum Plural Nominativ dieser(Löffel) diese(Gabel) dieses(Messer) diese(Leute) Genitiv dieses(Löffels) dieser(Gabel) dieses(Messers) dieser(Leute) Dativ diesem(Löffel) dieser(Gabel) diesem(Messer) diesen(Leuten) Akkusativ diesen(Löffel) diese(Gabel) dieses(Messer) diese(Leute) Schon früh ist aufgefallen, dass in den insgesamt 16 Zellen des Paradigmas nur 5 En‐ dungenauftreten:‐e,‐er,‐en,‐em,‐es.ZueinemetwasbesserenVerständnisgelangtman mitdenfolgendenAnnahmen: – Es gibt nur eine begrenzte Anzahl exakt passender Flexionsendungen. Allerdings sindesmehrals5,dasheißt,manmussauchbeiderNeuordnungflexivischeHomo‐ nymieannehmen. – Bei Dativ und Genitiv des Femininums sind zwei homonyme Formen auf ‐er ange‐ setzt,weilhiereinigePronomendifferenzieren(ihrer≠ihr;derer≠der). – Die Funktionen der fehlenden Formen werden durch Formen mit möglichst ähnli‐ chenMerkmalenausNachbarzellenübernommen.DieErsatzformensinddannhin‐ sichtlichbestimmterMerkmaleunterspezifiziert. – ImSingularfüllenauchFormenauf‐endieLücken;siehängenimheutigenSystem (aber nur teilweise sprachgeschichtlich) mit den schwachen Formen der Adjektive zusammen. D Deklination 8 Ausgangspunkt:dieexaktpassendenFlexionsendungen. Neutrum Maskulinum Femininum Plural Nominativ dies‐es(Messer) dies‐er(Löffel) dies‐e(Gabel) Akkusativ Dativ dies‐em(Messer) dies‐er(Gabel) dies‐en(Leute) Genitiv dies‐es(Messers) dies‐er(Gabel) DieAusweitungaufbenachbarteParadigmenzellenführtzudenerwähntenFeldernmit gleichenEndungen,densogenanntenSynkretismusfeldern: Neutrum Maskulinum Femininum Plural Nominativ dies‐es(Messer) dies‐er(Löffel) dies‐e(Gabel) ←dies‐e(Leute Akkusativ ↑dies‐es(Messer) dies‐en(Löffel) ↑dies‐e(Gabel) ↑dies‐e(Leute) Dativ dies‐em(Messer) ←dies‐em(Löffel) dies‐er(Gabel) dies‐en(Leuten) Genitiv dies‐es(Messers) ←dies‐es(Löffels) dies‐er(Gabel) ←dies‐e(Leute BeidiesererscheintimSingularnureineeinzigeFormauf‐en,inderTabellekursivge‐ setzt.EsgibtimDeutschenaberdieTendenz,denGebrauchdieserEndungauszuweiten. ImGenitivSingularNeutrumundMaskulinumistdieEntwicklungschonweitvorange‐ schritten: (23) dieLösungjedes/jedenProblems,dieWurzelalles/allenÜbels Die auch im Ausgangsschema angenommenen Fälle von flexivischer Homonymie (vgl. etwadiedreiFällevondies‐er)werdenbeider/die/dasdurchLangformenundbeson‐ dereVokalqualitätweitgehendaufgelöst;dieLangformenerscheinenallerdingsnurim GebrauchohnefolgendesSubstantiv.DerStammdiesesLexemsbestehtauseinemblo‐ ßend‐: Neutrum Maskulinum Femininum Plural Nominativ d‐as d‐er d‐ie ←d‐ie Akkusativ ↑das d‐en ↑d‐ie ↑d‐ie Dativ d‐em ←d‐em d‐er d‐enen Genitiv d‐essen ←d‐essen d‐erer/d‐eren ←d‐erer/d‐eren Ähnlich ist die Flexion des Personalpronomens der 3.Person, er/sie/es, zu beurteilen. DieflexivischeHomonymiewirdaußerdem(a)durchdasZusammenwirkenderFlexi‐ onsformen innerhalb der Nominalphrase (Wortgruppenflexion) oder (b) durch die KongruenzmitdemfinitenVerbaufgelöst: (24) a. Ichnehme[dies‐eGabel]vs.[dies‐eGabel‐n] b. Manch‐ekenn‐tdasvs.Manch‐ekenn‐endas. EinSonderfallsinddieArtikelwörterdesTypsein,kein,meinmitendungslosenFormen imNominativdesMaskulinumsundimNominativ/AkkusativdesNeutrums.BeimGe‐ brauch ohne unmittelbar folgendes flektiertes Wort erscheinen allerdings Endungen D Deklination 9 ähnlichwiebeidieser(kein‐es/kein‐s,kein‐er);zuEinzelheitendesGebrauchsundzuei‐ nerErklärungsieheSkriptE(Wortgruppenflexion): Neutrum Maskulinum Femininum Plural Nominativ kein(Messer) kein(Löffel) kein‐e(Gabel) ←kein‐e(Leute) Akkusativ ↑kein(Messer) kein‐en(Löffel) ↑kein‐e(Gabel) ↑kein‐e(Leute) Dativ kein‐em(Messer) ←kein‐em(Löffel) kein‐er(Gabel) kein‐en(Leuten) Genitiv kein‐es(Messers) ←kein‐es(Löffels) kein‐er(Gabel) ←kein‐er(Leute) D3.2.2 SubstantivischflektierteArtikelwörterundPronomen AlsPrototypfürsubstantivischeFlexionkannmandasPronomenjedermannansehen: (25) a. b. c. d. Nominativ: Akkusativ Dativ Genitiv jedermann jedermann jedermann jedermanns EinebesondereKasusformexistierthiernurfürdenGenitiv,dieübrigenFormensind endungslos.VielederhierhergehörendenWörterbildenallerdingsgarkeinenGenitiv, sodassgegebenenfallsaufKonstruktionenohneGenitivausgewichenwerdenmuss: (26) Der Kauf so *etwas / *etwessen muss gut überlegt sein. (Aber mit von + Dativ:DerKaufvonsoetwasmussgutüberlegtsein.) ZudensubstantivischflektiertenArtikelwörternundPronomenzählen: (27) a. jedermann,etwas,nichts,genug b. einbisschen,einwenig,einpaar c. derlei,vielerlei,mancherlei,dreierlei(undweitereauf‐erlei) Schwankend: (28) Anna weiß viel/vieles. Ich habe jemand/jemanden(niemand/niemanden) ge‐ sehen. D4 DieflektiertenFormendesAdjektivs Jedes Adjektiv kann stark und schwach flektiert werden. Das Flexionsmuster ist dabei nichtwiebeimSubstantivvorbestimmt,sondernsyntaktischgesteuert(zueinerErklä‐ rungsieheSkriptE:Wortgruppenflexion): – WenndemAdjektiveinArtikelwortmitFlexionsendungvorangeht,wirddasAdjek‐ tivschwachflektiert,sonststark. Die starken Endungen des Adjektivs entsprechen denjenigen bei Artikelwörtern und Pronomen,insbesonderedemMusterdieser–abgesehenvomGenitivSingularMaskuli‐ numundNeutrum,derimheutigenDeutschimmerauf‐enausgeht.ErklärungdesMus‐ ters:wiebeidieser(sieheoben). D Deklination 10 Singular Plural Neutrum Maskulinum Femininum Nom. kaltesWasser kalterRauch kalteMilch kalteSachen Akk. kaltesWasser kaltenRauch kalteMilch kalteSachen Dat. kaltemWasser kaltemRauch kalterMilch kaltenSachen Gen. kaltenWassers kaltenRauchs kalterMilch kalterSachen BeimAdjektivgibtesnurzweischwacheEndungen:‐eund‐en.DieEndung‐ensteht – imPlural – imDativundimGenitiv – nurbeimSingulardesMaskulinumsauchimAkkusativ SonststehtdieEndung‐e.Manfindethier(wieauchbeidenstarkenFormen)eineKon‐ stantewieder:ImDeutschenunterscheidensichNominativundAkkusativnurimSingu‐ lardesMaskulinums(sowiebeider1./2.PersondesPersonalpronomens).Siehedazu diefolgendeTabelle: Singular Plural Neutrum Maskulinum Femininum Nom. dieseskalteWasser dieserkalteRauch diesekalteMilch diesekaltenSachen Akk. dieseskalteWasser diesenkaltenRauch diesekalteMilch diesekaltenSachen Dat. diesemkaltenWasser diesemkaltenRauch dieserkaltenMilch diesenkaltenSachen Gen. dieseskaltenWassers dieseskaltenRauchs dieserkaltenMilch dieserkaltenSachen Da die Flexion des Adjektivs strikt syntaktisch gesteuert ist, reicht es grundsätzlich, wennmanweiß,welcheArtikelwörterbeiwelchenMerkmalenFlexionssuffixe(Endun‐ gen) tragen oder nicht. Das gilt insbesondere auch für die Artikelwörter des Typs ein, kein, mein. Hier muss man sich zwei suffixlose Formen merken: Nominativ Singular MaskulinumsowieNominativ/AkkusativSingularNeutrum(sieheoben).Dassnachdie‐ senFormendasAdjektiveinestarkeEndungträgt,sonstabereineschwache,ergibtsich direktausderGrundregel.InderfolgendenTabellesindnurdiestarkenEndungenfar‐ bighinterlegt: Singular Plural Neutrum Maskulinum Femininum Nom. keinkaltesWasser keinkalterRauch keinekalteMilch keinekaltenSachen Akk. keinkaltesWasser keinenkaltenRauch keinekalteMilch keinekaltenSachen Dat. keinemkaltenWasser keinemkaltenRauch keinerkaltenMilch keinenkaltenSachen Gen. keineskaltenWassers keineskaltenRauchs keinerkaltenMilch keinerkaltenSachen
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