August 2015 VIAVISION TTIP VOLKSWAGEN NACHRICHTEN AUS DER MOBILEN ZUKUNFT Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert ger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | I Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis A tis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama Manuel Barroso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pou Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schw zer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David We ner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätoriu Ohoven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neuga Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Fro man | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Romp ane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignaci Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Ce Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. U Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Man roso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar G riel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitze Dr. Hubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate kiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mari ven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | T kins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | D Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Fro man | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Romp ane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignaci Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Ce Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. U Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Man roso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar G riel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitze WER WIE VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 1 WAS 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP I nhalt Über den Teich 2 Status quo 4 Wer will was? 6 Wer verhandelt TTIP? 10 TTIP – Chancen und Risiken 14 Dafür oder dagegen? 18 Glossar 20 Über den Teich So kommt ein deutsches Auto nach Amerika* Die Idee ist so alt wie der Handel selbst: freier Warenverkehr über die Ländergrenzen hingweg. Keine Zölle, die den Export belasten; einheitliche Gesetze, die die freie Verkäuflichkeit der Waren überall möglich machen. Die Realität? Sieht häufig ganz anders aus. Hafen von Davisville, Rhode Island, 16. Februar: Ankunft im Hafen 24 Stunden vor Einlaufen des Schiffs wird die Frachtliste an die Beamten der Customs and Border Protection übermittelt. Wird ein Fahrzeug-Barcode beim Verlassen des Schiffs gescannt, wissen die Beamten, dass das Fahrzeug im Hafen ist. Kurz darauf erfolgt die Freigabe. I mpressum www.viavision.org Herausgeber Volkswagen Aktiengesellschaft Konzernkommunikation Brieffach 1971, 38436 Wolfsburg Telefon: 05361/9-87603 Fax: 05361/9-21952 Verantwortlich (V.i.S.d.P.) Dr. Thomas Steg, Generalbevollmächtigter für Außen- und Regierungsbeziehungen, Volkswagen Konzern Redaktion Stefanie Huland, Michaela Möller, Kathi Preppner Volkswagen: Michael Scholing-Darby Kontakt: [email protected] Verlag Verlag Rommerskirchen GmbH & Co. KG Mainzer Straße 16-18, Rolandshof 53424 Remagen, Telefon: 02228/931-0 www.rommerskirchen.com Druckerei L.N. Schaffrath GmbH Marktweg 42-50, 47608 Geldern Quellen (soweit nicht anders angegeben): Seite 4-5: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Europäische Kommission; Seite 10-14: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, CDU, CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Corporate Europe Observatory, Europäische Kommission, Fraktion Die Linke im Bundestag, SPD-Parteivorstand, U.S. Department of State, United States Trade Representative Alle in dieser Ausgabe verwendeten Grafiken sind unter Angabe der Quelle VIAVISION zum Abdruck freigegeben. United States 4 Davisville Werkstatthalle, Davisville, Rhode Island, 16. Februar: New York Der Feinschliff Ein amerikanischer Dienstleister gibt dem Fahrzeug die letzten Details, die jenseits des Atlantiks nötig oder vom Kunden gewünscht sind: eine Gummimatte im Kofferraum, die das Verrutschen der Einkäufe verhindert, spezielle Heckspoiler oder ein Spritzschutz h inter den Rädern. 5 North Atlantic Ocean New York, 26. Februar: Bereit für den Verkauf Nicht alle VW-Modelle nehmen den Weg über den Atlantik. Der Golf beispielsweise wird inzwischen in Puebla, Mexiko gefertigt und von dort in die USA geliefert. Grund: Mexiko und die Vereinigten Staaten haben bereits ein Freihandelsabkommen namens NAFTA. 6 * Die hier genannten Informationen orientieren sich am Artikel „Follow the VW Golf“, Capital, Mai 2014. 2 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 2 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP VW-Werk Wolfsburg, 21. Januar: Ein NAR-Auto läuft vom Band NAR steht für Nordamerika. Taucht dieses Kürzel in der Produktionsbeschreibung auf, gilt für die Arbeiter am Fließband besondere Aufmerksamkeit. Nicht alle der verbauten Teile dürfen diesseits und jenseits des Atlantiks gleich sein. Zum Beispiel brauchen Autos in den USA einen anderen Airbag. Das liegt an einer amerikanischen Verordnung, die vorschreibt, dass ein Airbag im Falle eines Unfalls auch für Insassen ausgelegt sein muss, die nicht angeschnallt sind. Ursache hierfür ist die fehlende Anschnallpflicht in den Vereinigten Staaten. 1 VW-Werk Wolfsburg, Ende Januar: Verpackt für die Reise Der NAR-VW läuft im sogenannten Finish-Bereich in Wolfsburg über die Prüflinien. Anschließend wird er in eine Schutzhülle verpackt, die Windschutzscheibe mit einem Barcode und einer kleinen US-Fahne versehen. Mit dem doppelstöckigen Autozug geht es dann Richtung Nordsee. Verschiebebahnhof Emden, 4. Februar: Alle Mann an Bord Pro Tag werden hier 5.500 Fahrzeuge umgeschlagen. Eins von ihnen ist der VW auf der Reise nach Amerika. Sein Barcode wird vor dem Verladen eingescannt. Die Zollanmeldung läuft über ein VW-eigenes System vollautomatisch im Hintergrund. Im Schiff stehen die Autos dicht an dicht, vorne sind 30 Zentimeter Platz, an der Seite zehn. 2 3 Emden Wolfsburg Germany Interview Ein Golf ist ein Golf ist ein Golf? Im Prinzip ja, allerdings gibt es marktspezifische Anforderungen, die die Entwicklung und Produktion für Autos diesseits und jenseits des Atlantiks berücksichtigen muss. Dr. Frank von Buch, Leiter Konzern-Entwicklungs steuerung bei Volkswagen, erklärt, wie es läuft. Wieso darf ein Auto, das für den europäischen Markt entwickelt und gebaut wurde, nicht in den USA auf der Straße fahren? Sowohl auf dem europäischen als auch dem amerikanischen Markt gibt es marktspezifische und gesetzliche Anforderungen, die ein Fahrzeug erfüllen muss. Diese sind in der Regel gleichwertig, führen aber zu unterschiedlichen Konstruktionen. In der Fahrzeugentwicklung müssen diese Vorgaben natürlich berücksichtigt werden. Oft sind von diesen parallelen Entwicklungen Scheinwerfer und Rückleuchten, Gurtsysteme und Airbags, Korosseriebauteile und aggregatespezifische Anpassungen betroffen. Auch die Elektronik muss entsprechend modifiziert werden. Fortsetzung auf Seite 5 Dr. Frank von Buch, Leiter KonzernEntwicklungssteuerung bei Volkswagen 3 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 3 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP Status quo Freihandel in der Praxis Bereits seit 7o Jahren versucht die Europäische Kommission mit einer Reihe von Freihandelsabkommen die europäische Wirtschaft international wettbewerbsfähiger zu gestalten. Aus gutem Grund: Schätzungen des Internationalen Währungsfonds zufolge werden circa 9o Prozent der weltweiten Nachfrage zukünftig außerhalb der EU entstehen. Die Abkommen an sich sind inhaltlich breit gefächert und gehen heute meist weit über Zollregelungen und Exportsubventionen hinaus. Bestehende Freihandelsabkommen der EU (Auswahl): Mexiko Seit 2000 Das Freihandelsabkommen mit Mexiko ist eins der ältesten Abkommen der EU mit Staaten aus Lateinamerika, dicht gefolgt von dem mit Chile. Vor allem der Wegfall von Im- und Export zöllen hat die Rahmenbedingungen für den Handel zwischen den Partnerländern verbessert. Zentralamerika Seit 2013 Der Freihandelsteil des Assoziierungsabkommens der EU mit Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama ist seit zwei Jahren vorläufig in Kraft. Das Abkommen öffnet die Märkte auf beiden Seiten und hilft dabei, ein stabiles Geschäfts- und Investitionsumfeld zu etablieren. Gleichzeitig soll es den Wirtschaftsraum Zentralamerika stärken. Chile Seit 2002 Das Assoziierungsabkommen mit Chile schließt ein Freihandelsabkommen ein, ist aber weit mehr als das. Es bildet eine vertragliche Basis für einen politischen Dialog, Wirtschaftsbeziehungen und wirtschaft liche Zusammenarbeit. Das Abkommen enthält unter anderem Bestimmungen über den Warenverkehr, Dienstleistungen, Niederlassung, Investitionen, Kapitalverkehr, öffentliche Beschaffung, geistiges Eigentum, Wettbewerb und Streitbeilegung. Andengemeinschaft Seit 2013 Ziel des Freihandelsabkommens ist es, die Wirtschafts beziehungen zwischen der EU und den Mitgliedern der Andenregion, Kolumbien und Peru, durch verbesserte, transparentere und stabilere Handelsund Investitionsbedingungen wie zum Beispiel erhebliche Zolleinsparungen zu fördern und die regionale Integration zwischen den Andenländern zu stärken. Das Abkommen enthält zudem Bestimmungen über den Schutz der Menschenrechte, das Rechtsstaatsprinzip, Arbeitnehmerrechte und den Umweltschutz nach internationalen Standards. 4 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 4 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP Fortsetzung von Seite 3 Südkorea Seit 2011 Seit Juli 2o11 findet das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Südkorea Anwendung. Es war das erste einer neuen Generation von Freihandelsabkommen, das stärker als bisher nicht-tarifäre (siehe Glossar, Seite 2o) Handelsbarrieren abbauen soll. Es schafft Zölle weitgehend ab und soll den Handel mit Dienstleistungen sowie Investitionen erleichtern. Außerdem entfallen teure Prüf- und Zertifizierungsverfahren zum Beispiel für Verbraucherelektronik und Haushaltsgeräte. Weitere Punkte sind der Schutz des geistigen Eigentums, Wettbewerbspolitik und Nachhaltigkeit. Südafrika Seit 2000 Seit 2ooo regelt ein bilaterales Handels-, Entwicklungs- und Kooperationsabkommen die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Südafrika, das eine Freihandelszone zwischen den Partnern geschaffen hat. Das Abkommen verfolgt das Ziel, den Dialog zwischen den Parteien zu stärken, Südafrika in seinen wirtschaftlichen und sozialen Prozessen zu unterstützen sowie in die Weltwirtschaft zu integrieren, die regionale Zusammenarbeit zu fördern und den Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr auszuweiten. Wie viel länger dauert die parallele Entwicklung ver glichen mit der Entwicklung ausschließlich für einen Markt? Da das Fahrzeug von Anfang an als Ganzes, also für alle Zielmärkte entwickelt wird, kostet die Parallelentwicklung an sich keine Zeit. Die Einführung in die nachfolgenden Märkte findet gestaffelt in einem Zeitkorridor von drei bis sechs Monaten statt. Wie viel Mehrkosten entstehen durch die doppelte Entwicklung im Schnitt? Das ist je nach Land und Umfang der Anpassungsentwicklung und Erprobung unterschiedlich. Bei frühzeitiger Parallelentwicklung können erhebliche Synergien erschlossen werden. Welche Maßnahmen würden die Entwicklungsarbeit erleichtern? Ein großer Vorteil wäre, wenn Europa und die USA beispielsweise einen einheitlichen Rechts raum und eine gegenseitige Anerkennung von fahrzeugtech nischen Vorschriften und Zulassungsverfahren hätten, die den Herstellern rechtliche Sicherheit bieten. Idealerweise sollten neue Gesetze stets weltweit harmonisiert sein – hierzu bietet die UN-ECE bereits heute die nötigen Prozesse. Mit rund 50 Partnern pflegt die EU zurzeit internationale Handelsbeziehungen. Dazu kommen über 1.400 Investitionsschutzabkommen, die die Mitgliedstaaten der EU seit den späten 1950er Jahren unterzeichnet haben. Aktuell verhandelt die Union an mehreren Stellen über zukünftige Freihandelsabkommen, unter anderem mit Kanada, Indien, Japan sowie mit dem Verband Südostasiatischer Staaten (ASEAN). Die größte Aufmerksamkeit ziehen zurzeit die Verhandlungen mit den USA über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft auf sich. 5 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 5 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP Wer will was? Der TTIP-Beirat kommt zu Wort Ein so weitreichendes Freihandels- und Investitionsschutzabkommen wie TTIP wirkt sich auf viele Bereiche des öffentlichen Lebens aus und bewegt zahlreiche gesellschaftliche Gruppen und Akteure. Einige von deren Vertretern gehören dem TTIP-Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums an. In diesem Gremium diskutieren die Vorsitzenden von Gewerkschaften, Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden sowie sozialer und kultureller Einrichtungen regelmäßig über mögliche Folgen des Freihandelsabkommens. VIAVISION hat vier von ihnen zu ihren Standpunkten befragt. Welche Vorteile hat TTIP für die Automobilindustrie? Ein gemeinsamer transatlantischer Markt bietet erhebliches Potenzial: Die USA und die EU haben zusammen einen Anteil am Weltauto mobilmarkt von rund 4o Prozent. Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller 62o.ooo Fahrzeuge in die USA exportiert, das sind gut 14 Prozent aller deutschen Pkw-Exporte. Damit sind die USA nach Großbritannien das zweitwichtigste Exportland für die deutschen Automobilhersteller. Gemessen am Exportwert liegen die Vereinigten Staaten mit mehr als 2o Milliarden Euro sogar auf Platz eins. Trotzdem haben wir noch immer mit erheblichen Handelsschranken zu kämpfen. Zu den Zöllen kommen nicht-tarifäre Handelshemmnisse wie unterschiedliche technische Vorschriften: Reifen, Außenspiegel, Stoßfänger und vieles mehr müssen beim Export in die USA doppelt gebaut oder getestet werden. Das verursacht hohe Kosten. Handelsbarrieren abzubauen spart Zeit und Geld, auch das des Kunden. Experten haben errechnet, dass die bestehenden Doppelregulierungen und bürokratischen Hürden zwischen der EU und den USA einem Zoll von 26 Prozent entsprechen. Diese nicht-tarifären Handelshemmnisse zu beseitigen wäre ein echtes Konjunkturprogramm. Und der gesteigerte Wettbewerb brächte den Verbrauchern mehr Innovation in moderne Technik und noch bessere Autos. Foto: VDA Machen Sie sich Sorgen um sinkende Standards? Niemand will die hohen Sicherheits- und Umweltstandards verwässern. Diese sind im Übrigen in den USA auch sehr anspruchsvoll und teilweise noch höher als in Europa. Bei TTIP geht es nicht darum, Standards aufzuweichen, sondern Doppelregulierungen und Bürokratie abzubauen. Welche Punkte des Abkommens sind Ihnen besonders wichtig? „Die Beseitigung der Handelshemmnisse wäre ein echtes Konjunkturprogramm.“ Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie Neben der Beseitigung der Zölle setzen wir vor allem auf eine regulatorische Kooperation. Denn gemeinsame Regeln und Standards nutzen insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, die sich den bürokratischen Aufwand und die hohen Verwaltungskosten, die durch unterschiedliche Vorgaben auf beiden Seiten des Atlantiks bestehen, meist nicht leisten. Außerdem machen wir uns für einen modernen, reformierten Investitionsschutz stark. TTIP bietet die historische Möglichkeit, einen weltweiten Maßstab für fairen und sicheren Investitionsschutz zu etablieren. Ziel muss es sein, bis Ende kommenden Jahres die entscheidenden Weichen für dieses Jahrhundertprojekt zu stellen. Sonst besteht die Gefahr, dass der Elan verpufft. 6 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 6 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP „Wir brauchen einen wirklich fairen Handel.“ Was kritisieren Sie an den aktuellen TTIP-Verhandlungen? Grundsätzlich sind wir für Freihandel. Natürlich kann man über den Abbau von Zöllen und Handelsbarrieren sprechen. Und natürlich ist es sinnvoll, technische Standards diesseits und jenseits des Atlantiks zu vereinheitlichen, sei es der berühmte Rückspiegel oder der Blinker in der unterschied lichen Farbe. Es besteht jedoch die Gefahr, dass TTIP ein Geheimabkommen wird, da wir gar nicht genau wissen, was da tatsächlich stattfindet. Wir befürchten, dass sich in den Verhandlungen eine rein wirtschaftliche Sicht in den Vordergrund drängt und die soziale Dimension zu kurz kommt. Das würde bedeuten, dass Standards beim Umwelt- und Verbraucherschutz aufgeweicht und Arbeitnehmer- oder Mitbestimmungsrechte ausgehöhlt werden. Das werden wir nicht akzeptieren. Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall Was sind ihre konkreten Befürchtungen bezüglich der Arbeits- und Sozialstandards? Bei uns gelten die sogenannten ILO-Kernarbeitsnormen, in denen die Internationale Arbeitsorganisation die Minimalstandards für Arbeitnehmer geregelt hat. Von diesen acht Normen haben die USA bislang gerade einmal zwei anerkannt, nämlich das Verbot der Kinderarbeit und das Verbot der Sklaverei. Das ist uns zu wenig. Unserer Meinung nach müssen diese Normen im Rahmen des TTIP vollständig anerkannt werden. Die deutsche und die europäische Politik sind aufgefordert, sich gemeinsam mit uns dafür einzusetzen, dass die in Europa selbstverständlichen Arbeitnehmerrechte durch TTIP auch in den USA zur Regel werden. Europas Politik muss deutlich machen, dass die Beteiligung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen an Unternehmens entscheidungen ein Wettbewerbsvorteil ist. Es müsste einen freien und fairen Handel sicherstellen, bei dem wir uns auf die höchsten Standards aus den USA oder aus Europa einigen. Wir könnten vereinbaren, die Mitbestimmung auszubauen, und die Vereinigten Staaten unter schreiben die ILO-Kernarbeitsnormen für freie Gewerkschaf ten. Wir könnten uns auf die besten Umweltschutzstandards einigen. Und wir brauchen einen wirklich fairen Handel, mit dem Ausschluss des sogenannten Investorenschutzes und damit dem Ausschluss von Schiedsgerichtsverfahren. Dann könnten wir ein solches Handelsabkommen auch unterstützen. Foto: IG Metall Wie müsste ein Freihandelsabkommen aussehen, das die IG Metall mitträgt? 7 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 7 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP Dr. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrieund Handelskammertags Inwiefern können deutsche Unternehmen und insbesondere die Logistikbranche von TTIP profitieren? Die USA sind der wichtigste Exportmarkt Deutschlands außerhalb Europas. Durch TTIP würde ein überwiegend zollfreier transatlantischer Wirtschaftsraum entstehen, der für Exporteure besser zugänglich und transparenter wäre. Damit könnten die Exporte deutscher Produkte in die USA weiter steigen. Außerdem würde ein Engagement in der EU und den USA auch für Investoren aus Drittländern attraktiver – ein Vorteil für alle Branchen. Abgesehen davon würde ein erfolgreich verhandeltes TTIP wegweisende Maßstäbe setzen für andere Abkommen – und so helfen, noch weitere Märkte für deutsche Exporteure zu öffnen. Foto: DIHK/Thomas Kierok Was haben kleine und mittelständische Unternehmen von dem Freihandelsabkommen? „Nur ein sorgfältig aus gehandeltes Freihandels abkommen kann die Erwartungen erfüllen.“ Viele innovative Mittelständler haben ein hohes Interesse, den wachsenden US-amerikanischen Markt zu bedienen, allerdings sind die Handelsbarrieren derzeit mit hohen Kosten verbunden. Sie würden besonders stark von einer An erkennung vergleichbarer Produktzertifizierungen profitieren. Auch eine schnellere Zollabwicklung, transparente Ursprungsregeln und die Erleichterung von kurzen Ge schäftsaufenthalten in den USA würden insbesondere kleine und mittlere Unternehmen beim Export unterstützen. Sind Sie mit den aktuellen Verhandlungen zufrieden? Welche Punkte sollten aus Ihrer Sicht besonders beachtet werden? Bisher wurde intensive Vorarbeit geleistet, und wir hoffen, dass es in der zweiten Jahreshälfte in größeren Schritten vorangeht. Allerdings gilt auch angesichts der öffentlichen Diskussion zu TTIP: Gründlichkeit und Transparenz gehen vor Schnelligkeit. Wir müssen Ängste ernst nehmen, Missverständnisse klären und bewährte europäische Standards bewahren. Nur ein sorgfältig ausgehandeltes Freihandels abkommen kann die Erwartungen erfüllen und der Kritik standhalten. 8 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 8 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP Warum lehnt der BUND TTIP ab? Inwiefern könnte das Freihandelsabkommen für die Umwelt nachteilig sein? Eine besondere Gefahr sehen wir in der geplanten regulatorischen Kooperation sowie dem Investitionsschutz. Durch die regulatorische Kooperation in TTIP soll erreicht werden, dass neue Gesetze in der EU und den USA gar nicht erst zu einem Handelshemmnis werden. Nach einem Vorschlag der Europäischen Kommission soll dafür der Handelspartner schon frühzeitig in den Gesetzgebungsprozess einbezogen werden. Auch private Akteure wie Unternehmen sollen bei vielen Gesetzesvorhaben konsultiert werden müssen. Schon jetzt werden Gesetzesvorhaben der EU von den USA als Handelshemmnis eingestuft und hinausgezögert oder abgeschwächt, wie das Beispiel der Kraftstoffqualitätsrichtlinie der EU zeigt. Diese Richtlinie sollte Kraftstoffe entsprechend ihrer Klimabilanz einstufen. Auf Druck der kanadischen und US-amerikanischen Regierungen, für deren Industrie das sehr klimaschädliche Öl aus Teersanden von hoher Bedeutung ist, wurde die Richtlinie stark verwässert und ist bis heute nicht in Kraft getreten. Auch die geplanten Sonderklagerechte für ausländische Konzerne werden einen zukünftigen Umwelt- und Verbraucherschutz erschweren. Bestes Beispiel hierfür ist die aktuelle Vattenfall-Klage gegen den deutschen Atomausstieg. Derartige Sonderklagerechte ermöglichen es ausländischen Konzernen, eine demokratisch beschlossene Maßnahme anzuklagen und gegebenenfalls zu verhindern. Die Verhandlungen zu TTIP finden trotz der Öffentlichkeitsinitiative der EU-Kommission weiterhin geheim und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Viele politische Entscheidungsträger wie Bun destagsabgeordnete und Politiker in den Städten und Kommunen werden nicht in die Verhandlungen eingebunden, obwohl das Abkommen massive Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger hat. Sogar die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben keinen uneingeschränkten Zugang zu den Dokumenten. Dies entspricht nicht unserem Verständnis von Demokratie. Vielmehr müssen alle relevanten Volksvertreter so frühzeitig in die Vertragsverhandlungen einbezogen werden, dass sie die Möglichkeit haben, die Vertragsinhalte zu gestalten. Wie müsste ein Freihandelsabkommen aussehen, das der BUND mitträgt? Wir fordern einen gerechten und sozial und ökologisch verträg lichen Handel. Wir brauchen eine Handels- und Investitionsschutzpolitik, die nicht ausschließlich nach einer Profitlogik ausgerichtet ist, sondern eine soziale und ökologische Entwicklung in allen Ländern fördert. Dafür bedarf es einer Politik, die zu höheren Standards zum Schutz von Mensch und Umwelt führt, die die Souveränität der Parlamente erhält, den Regulierungsspielraum von Regierungen gewährleistet, die Transparenz in globalen Wertschöpfungsketten erhöht, regionale Wirtschafts- und Energiekreisläufe fördert und eine Verantwortung und Rechenschaftspflicht von Unternehmen weltweit sanktionierbar macht. All das werden wir mit TTIP nicht erreichen – im Gegenteil. Foto: BUND/Julia Puder Was kritisieren Sie an den aktuellen Verhandlungen zu TTIP? „Wir fordern einen gerechten und ökologisch verträglichen Handel.“ Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland 9 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 9 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP Wer verhandelt TTIP? Diese Experten sitzen in Washington und Brüssel mit am Tisch Wenn TTIP kommt, betrifft es mehr als 8oo Millionen Menschen. Aber wer handelt das Abkommen eigentlich aus? Den Startschuss haben US-Präsident Barack Obama, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy im Februar 2o13 gegeben. Vier Monate später erhielt die EU-Kommission das Mandat, die erste Verhandlungsrunde fand im Juli desselben Jahres in Washington, D.C. statt. 5 31 Ignacio Garcia Bercero Chefverhandler (siehe Seite 12) 31 36 Die Verhandlungsführer der EU: Hiddo Houben stellvertretender Chefverhandler 14 17 Diese Köpfe leiten die Arbeitsgruppen: 36 auf Seiten der EU, 31 für die USA. Neben den verschiedenen Branchen gibt es auch Arbeitsgruppen für technische Handelshemmnisse, Ursprungsregeln und Investor-Staat-Streitbeilegung. Klassische Branchen: Rohstoffe und Energie Agrar Chemie Maschinenbau, Elektronik Finanzdienstleistungen, Investitionen Automobil Medizin, Kosmetik, Textil Lebensmittelsicherheit, Pflanzenschutz Weitere Arbeitsgruppen: Beschaffungswesen Marktregulierung Kleine und mittlere Unternehmen Streitschlichtung Geistiges Eigentum, Herkunftsbezeichnungen Rechtliche Fragen Zoll- und Handelserleichterungen Arbeit und Umwelt Wettbewerbspolitik 10 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 10 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP Die Verhandlungsführer der USA: Dan Mullaney Chefverhandler (siehe Seite 12) David Weiner stellvertretender Chefverhandler Kate Kalutkiewicz Assistentin des Chefverhandlers Isabella Detwiler Teamkoordinatorin Klassische Branchen: Rohstoffe und Energie Textil E-Commerce und Telekommunikation Finanzdienstleistungen Dienstleistung Agrar, Lebensmittelsicherheit, Pflanzenschutz Weitere Arbeitsgruppen: Wettbewerb Zoll- und Handelserleichterungen Rechtliche und institutionelle Fragen Kleine und mittlere Unternehmen Arbeit und Umwelt Ursprungsregeln Beschaffungswesen Lokale Handelshemmnisse Regulierungskooperation Geistiges Eigentum Marktzugang, Industriegüterzölle Staatliche Unternehmen Investitionen Regulierungsfragen, Transparenz Technische Handelshemmnisse 11 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 11 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP Die Handelsbeauftragten und ihre Chefverhandler: Cecilia Malmström Michael Froman Als EU-Kommissarin für Handel ist Cecilia Malmström für die TTIP-Verhandlungen verantwortlich. Die Schwedin gehört der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa an. Sie hat das Amt der Han delskommissarin im November 2o14 von Karel De Gucht übernommen, zuvor war sie Innenkommissa rin der EU. Ignacio Garcia Bercero Innerhalb der Generaldirektion Handel der Europäischen Kommission ist Ignacio Garcia Bercero unter anderem für die USA zuständig. Er leitet die TTIP-Gespräche für die EU. Garcia Bercero koordinierte auch die Arbeit der HLWG (siehe Glossar, Seite 2o). Er hat bereits Erfahrung mit Freihandelsabkommen: So war er an den Verhandlungen zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen GATT beteiligt und leitete auch die EU-Verhandlungen mit Südkorea und Indien. Von TEC bis TPA – Der Verlauf der Verhandlungen: 2007 April 2007: TEC Bevor die TTIP-Verhandlungen offiziell starten, wird 2007 der Transatlantic Economic Council (TEC) ins Leben gerufen. Dieser Wirtschaftsrat soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und der EU fördern. Zu den Interessenvertretern und Beratern des TEC gehören unter anderem der Arbeitgeberverband Businesseurope, die US-amerikanische Handelskammer und die BertelsmannStiftung. Handelsbeauftragter der US-Regierung ist der De mokrat Michael Froman, der damit federführend für das geplante Freihandelsabkommen verantwort lich ist. Er folgte im Juni 2o13 auf Ron Kirk. Vorher beriet Froman Präsident Barack Obama in internationalen Wirtschaftsangelegenheiten. Dan Mullaney Chefverhandler der USA ist Dan Mullaney. Er ist im Büro des Handelsbeauftragten Michael Froman für Europa und den Mittleren Osten zuständig. Mullaney arbeitete zuvor in Brüssel, wo er die Handelsinteressen der USA in den Institutionen der EU vertrat. Davor leitete er bereits Verhandlungen zu Freihandels abkommen und befasste sich unter anderem mit geis tigem Eigentum, technischen Handelshemmnissen sowie Lebensmittelsicherheit und Pflanzenschutz. Juli 2013: November 2013: Dezember 2013: 1. Verhandlungsrunde, Washington, D.C. 2. Verhandlungsrunde, Brüssel 3. Verhandlungsrunde, Washington, D.C. 2011 November 2011: HLWG Der TEC gründet eine Arbeitsgruppe, um Maßnahmen zu erarbeiten, die das Handelsund Investitionsaufkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU erhöhen: die High Level Working Group on Jobs and Growth (HLWG). Diese Arbeitsgruppe empfiehlt im Februar 2013 in ihrem Abschlussbericht den beteiligten Ländern, ein umfassendes Freihandels- und Investitionsabkommen auszuhandeln. 2012 2013 Januar 2012 bis April 2013: Lobbykontakte Im Vorfeld der eigentlichen Verhandlungen finden zahlreiche Treffen zwischen der Generaldirektion Handel der EU-Kommission und verschiedenen Interessenvertretern statt. Die zahlreichsten Lobbykontakte gibt es laut der NGO Corporate Europe Oberservatory zur Agrarwirtschaft, gefolgt von branchenübergreifenden Lobbyvertretern. Auf Platz drei folgen Lobbyisten aus den Bereichen Gesundheitstechnologie und Pharmaindustrie, dann kommt die Chemieindustrie und danach die Automobilindustrie. 12 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 12 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP Wie stehen die deutschen Parteien zu TTIP? ++ + Die CDU/CSU-Fraktion ist für das geplante Freihandels abkommen. Die Christdemokraten versprechen sich davon einen wirtschaftlichen Wachstumsschub. Die CDU stuft TTIP für die Exportnation Deutschland sogar als „überlebenswichtig“ ein. Die Absenkung von Sozial- und Umweltstandards steht dabei nicht zur Diskussion. Auch die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt die TTIPVerhandlungen, da der freie Waren- und Dienstleistungsverkehr Arbeitsplätze schaffe und sichere. Sie betont jedoch, dass Arbeitnehmerrechte, Verbraucher schutz-, Sozial- und Umweltstandards nicht gefährdet werden dürfen. – – Die Linke ist gegen TTIP. Sie sieht Verbraucherschutz-, Umwelt- und Arbeitsrechtsstandards bedroht. Die Par tei kritisiert zudem „die intransparenten und undemo kratischen Verhandlungen“, die von Konzerninteressen getrieben seien. Die Grünen begrüßen grundsätzlich Initiativen zur Ver tiefung der Handelsbeziehungen. Sie fordern jedoch einen Stopp der aktuellen Verhandlungen, da sie befürchten, dass soziale und ökologische Standards zu kurz kommen. Außerdem fordern sie, dass die Öffentlichkeit und das Europäische Parlament stärker in die Verhandlungen eingebunden werden. März 2014: 4. Verhandlungsrunde, Brüssel Mai 2014: 5. Verhandlungsrunde, Arlington, Virginia Februar 2015: 8. Verhandlungsrunde, Brüssel Juli 2014: 6. Verhandlungsrunde, Brüssel September/Oktober 2014: 7. Verhandlungsrunde, Chevy Chase, Maryland April 2015: 9. Verhandlungsrunde, New York 2014 Januar 2014: Beratungsgremium der EU Die Europäische Kommission richtet ein Expertengremium ein, das die Verhandlungsführer der EU beraten und dafür sorgen soll, dass Interessenvertreter gehört werden. Der Gruppe gehören neben EU-Chefverhandler Ignacio Garcia Bercero 16 weitere Mitglieder an, darunter Roxane Feller vom Lobbyverband der europäischen Lebensmittelindustrie, FoodDrinkEurope, Felix Neugart vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag, Tom Jenkins vom Europäischen Gewerkschaftsbund und Pieter de Pous vom Europäischen Umweltbüro. 2015 Mai 2014: Beirat des BMWi Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ruft einen TTIP-Beirat ins Leben. Das Gremium trifft sich zu regelmäßigen Diskussionen über Themen wie Verbraucherschutz, Kultur und Daseinsvorsorge und trägt damit zur deutschen Positionierung in den Verhandlungen bei. Dem Beirat gehören 22 Mitglieder an – von Frank Bsirske, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, über Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, bis zu Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie. Dezember 2016: Präsidentschaftswahl in den USA 2016 Juni 2015: Fast-Track-Abkommen Der US-Kongress stimmt der sogenannten Trade Promotion Authority (TPA) zu, die Präsident Barack Obama größeren Spielraum beim Verhandeln von Freihandelsabkommen einräumt. Den Abkommen muss der Kongress nun nur noch zustimmen, er kann aber nachträglich keine Details mehr daran ändern. Darum wird TPA auch Fast Track („Überholspur“) genannt. Ende 2016: Frühestmög licher Abschluss eines um fassenden Abkommens Juli 2015: 10. Verhandlungsrunde, Brüssel 13 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 13 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP TTIP Die Chancen Wirtschaftswachstum, mehr Arbeitsplätze, Innovationsschub – die Europäische Kommission bemüht sich um ein Freihandelsabkommen mit den USA, das durch Zollabbau, leichteren Warentausch und eine gegenseitige Anerkennung technischer Standards Zeit und Geld sparen soll. Ihre Argumentation stützt sie unter anderem auf Studienergebnisse, die für TTIP eine Reihe realistischer Annahmen treffen. Diese zeigen für beide Seiten des Atlantiks klare Vorteile. Was steckt dahinter? Schafft TTIP neue Arbeitsplätze Foto: DGB/Simone M. Neumann Durch TTIP könnten sowohl in den EU-Mitgliedstaaten als auch in den USA neue Jobs entstehen. Eine Studie des Münchner ifo Instituts im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hält bis zu 400.000 neue Arbeitsplätze in der EU für möglich, davon 110.000 allein in Deutschland. Eine Analyse im Auftrag der BertelsmannStiftung prognostiziert sogar 181.000 neue Jobs in einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. ? 4oo.ooo neue Arbeitsplätze können laut ifo Institut durch TTIP in der EU entstehen, die BertelsmannStiftung prognostiziert sogar 181.ooo neue Stellen allein in Deutschland. Stefan Körzell, Bundesvorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes: „Ob, wie viel und wo TTIP Arbeitsplätze schaffen könnte, ist unklar. Bisherige Studien, angefangen von der EU-Kommission bis zu den Expertisen des ifo Instituts, schwanken zwischen Optimismus und sehr niedrigen Erwartungen. Selbst die optimistische Prognose geht von nur etwa 12.000 Jobs mehr pro Jahr für Deutschland aus, bei denen aber nicht mal Jobverluste gegengerechnet sind. Klar ist, dass sich der Handel in einzelnen Branchen vereinfachen kann, wenn Standards anerkannt und Zölle gesenkt werden. Dabei wird aber zu oft unterschlagen, welche negativen Folgen Handelsabkommen haben können, wenn Umweltschutz- oder Arbeitsstandards ignoriert werden. So haben die USA sechs von acht ILOKernarbeitsnormen (siehe unten) nicht ratifiziert.“ Die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO: • Abschaffung aller Formen der Zwangs- oder Pflichtarbeit, also jeder Form unfreiwilliger Arbeit, zu der ein Mensch unter Androhung von Strafe oder anderen Sanktionen gezwungen wird (Übereinkommen Nr. 29 und Nr. 105) • Abschaffung der Kinderarbeit; beinhaltet unter anderem die Einführung eines Mindestalters für die Beschäftigung von Kindern sowie das Verbot besonders schädlicher Formen der Kinderarbeit wie Sklaverei, Prostitution, Drogenhandel und -herstellung (Übereinkommen Nr. 138 und Nr. 182) •B eseitigung der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf aus ethnischen, politischen, religiösen, geschlechtlichen und anderen Gründen (Übereinkommen Nr. 100 und Nr. 111) • Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen (Übereinkommen Nr. 87 und Nr. 98) Acht Übereinkommen für menschenwürdige Arbeitsbedingungen beinhalten die ILO-Kernarbeitsnormen, die zwischen 1930 und 1999 von der Internationalen Arbeitsorganisation beschlossen wurden. Bisher haben die USA nur zwei dieser acht Normen ratifiziert: das Verbot der Kinderarbeit und das Verbot der Sklaverei. 14 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 14 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP Beflügelt TTIP n Forschung und Innovatio Durch den Wegfall der Zölle könnten laut Verband der Automobilindustrie allein die deutschen A utomobilhersteller insgesamt mehr als eine Milliarde Euro einsparen. Diese Mittel könnte die Industrie vor allem in die Forschung und Entwicklung investieren. ? 1.ooo.ooo.ooo Euro könnten laut VDA durch TTIP eingespart werden und vor allem Forschung und Entwicklung zugute kommen. Prof. Dr. Gerhard Prätorius, Leiter Nachhaltigkeit und Politische Kommunikation, Konzern Außen- und Regierungsbeziehungen, Volkswagen AG: „Forschung und Wissenschaft leben von einem intensiven internationalen Austausch. Je besser es gelingt, diesen offen, fair und diskriminierungsfrei zu organisieren, desto höher sind die Chancen für bessere Lösungen, für Innovationen, von denen alle profitieren – nicht zuletzt auch die Umwelt.“ ? Wächst die Wirtschaft dank TTIP Nach einer Studie des Londoner Forschungsinstituts Centre for Economic Policy Research (CEPR) könnten die Exporte der europäischen Automobilindustrie in die USA bis zu 150 Prozent steigen, geht man von einem ambitionierten Szenario (100 Prozent Zollabbau, 25-prozentiger Abbau von nicht tarifären Handelshemmnissen) aus. Gleichzeitig könnte das EU-weite Bruttoinlandsprodukt um 119 Milliarden Euro im Jahr wachsen. Um 15o Prozent könnten laut CEPR-Institut die Exporte der europäischen Automobilindustrie in die USA wachsen. Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft und des europäischen Mittelstandsdachverbands European Entrepreneurs: „Der deutsche Mittelstand steht hinter dem Freihandelsabkommen TTIP – allerdings nicht um jeden Preis. Unsere Klein- und Mittelbetriebe sind auf den freien Handel angewiesen. Rund 98 Prozent der 350.000 Exporteure sind mittelständische Unternehmen. Am Schluss bringt TTIP u nserer Wirtschaft Gewinn, wenn auch nicht den Zuwachs, den sich einige Politiker erträumen. B ürokratische Hürden fallen weg, und Mittelständler können Märkte erschließen, die ihnen bislang versperrt sind. Nachgebessert wer den muss TTIP insbesondere bei den Punkten Verbraucherschutz und Regulationsrat, vor allem aber bei den Investor-Staat-Schiedsverfahren. Ein solches Verfahren kostet fünf bis sechs Millionen Euro. Ein Kon zern kann das verschmerzen, ein Mittelständler zumeist nicht. Die Reformvorschläge von Handelskommis sarin Cecilia Malmström laufen auf einen Internationalen Handelsgerichtshof hinaus, auch das EU-Parla ment fordert öffentlich bestellte, unabhängige Berufsrichter. Damit könnte der deutsche Mittelstand leben.“ 15 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 15 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP TTIP Die Risiken Welche Schutzrechte werden Investoren eingeräumt? Dürfen die USA ihre Hühnchen nach Europa exportieren? Und müssen alle EU-Staaten dem Abkommen zustimmen? Noch steht nicht fest, wie TTIP aussehen und welche neuen Standards und Regulierungen das Abkommen mit sich bringen wird. Neben den Hoffnungen auf positive Effekte durch den freien Handel gibt es auch viele Befürchtungen. ? Foto: Europäische Kommission Haben wir sinkende Standards fürchten be zu ch ei er lb te it sm n be im Le Zu den berühmtesten Beispielen zählen das Chlorhühnchen, das zur Desinfektion nach der Schlachtung in ein Chlorbad getaucht wird, Fleisch von hormonbehandelten Rindern und genmanipulierte Lebensmittel. All das ist in den USA erlaubt – und könnte mit TTIP auch in den Supermarktregalen der EU landen, so die Befürchtung. Knackpunkt sind dabei die unterschiedlichen Systeme in Sachen Verbraucherschutz. In der EU gilt das Vorsorgeprinzip. Das heißt: Steht ein Produkt unter Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein, wird es gleich verboten. In den USA spricht man vom Nachsorgeprinzip: Der Verdacht reicht nicht aus. Es muss bewiesen sein, dass ein Lebensmittel schädlich ist, andernfalls ist es erst einmal erlaubt. Vytenis Andriukaitis, EU-Gesundheitskommissar: „Die hohen europäischen Lebensmittelstandards sind nicht Gegenstand der TTIP-Verhandlungen und werden es auch nicht sein. Europa hat unserer Meinung nach die besten Lebensmittelsicherheitsstandards weltweit, im Mittelpunkt steht die Gesundheit der europäischen Bürger. Die EU hat auch gegenüber anderen Ländern immer wieder hohe Standards für die Lebensmittelsicherheit vorgegeben. Ich sehe TTIP als Möglichkeit für Handels- und Wirtschaftswachstum, aber auch um im Ausland für unsere Lebensmittelstandards zu werben.“ Sind die TTIP-Verhandlungen okratisch intransparent und undem ? Nachdem die TTIP-Verhandlungen lange als Geheimverhandlungen kritisiert worden waren, hat die EUKommission einige Vorschläge für Gesetzestexte und Positionspapiere auf ihre Website gestellt. In der Kritik steht aber auch das Abstimmungsverfahren der EU: TTIP würde heimlich, still und leise verhandelt und dann schnell durchgewunken, ohne dass die nationalen Parlamente großen Einfluss darauf hätten. Tatsächlich müssen einem reinen Handelsabkommen nur die Mehrheit der EU-Regierungen und das EUParlament zustimmen. Sollte TTIP ein gemischtes Abkommen werden, müssen es hingegen alle Mitgliedstaaten ratifizieren. Prof. Dr. Tanja Börzel, Inhaberin des Lehrstuhls für Europäische Integration an der Freien Universität Berlin: „TTIP ist nicht mehr oder weniger demokratisch als jedes andere internationale Handelsabkommen. Solche völkerrechtlichen Verträge werden normalerweise von Staaten abgeschlossen, aber wir sind eben ein Binnenmarkt, da verhandelt die Kommission für die EU auf der Basis eines Mandats der Mitgliedstaaten. Natürlich lässt sich ganz grundsätzlich fragen, inwiefern internationale Verträge einer stärkeren demokratischen Legitimation bedürfen. Aber TTIP muss wie jedes internationale Abkommen vom Europäischen Parlament und höchstwahrscheinlich auch von allen Parlamenten der 28 Mitgliedstaaten ratifiziert werden. Die EU-Kommission und die Regierungen der Mitgliedstaaten müssen also darauf achten, dass sie ein Ergebnis verhandeln, das am Ende parlamentarische Mehrheiten findet.“ 16 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 16 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP Könnten Investoren über Schiedsgerichte die nationale Gesetzgebung aushebeln? Foto: Christian Kruppa Es geht um das I in TTIP, um den Teil des Abkommens, der Direktinvestitionen im Ausland schützen soll. Diese Hilfe soll den Investoren durch die sogenannte Investor-Staat-Streitbeilegung (siehe Glossar, Seite 20) gewährleistet werden. Die Befürchtung: Durch die Androhung von Schadensersatzforderungen könnten Investoren indirekt Regierungen erpressen. Es könnte eine Paralleljustiz entstehen, die sich der öffent lichen Kontrolle entzieht. Aufgrund der massiven Kritik an diesem System hat Handelskommissarin Cecilia Malmström im Mai Reformvorschläge unterbreitet. Anfang Juli hat das EU-Parlament gefordert, Streitfälle zwischen Investoren und Staaten „in öffentlichen Verfahren transparent von öffentlich bestellten, unabhängigen Berufsrichtern“ verhandeln zu lassen und eine Berufungsinstanz einzurichten. Den Parlamentariern ist wichtig, dass „Ziele des Gemeinwohls nicht durch private Interessen untergraben werden können“. ? Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie: „Im Gegensatz zum nationalen Rechtsweg bieten Investor-Staat-Schiedsverfahren nicht die Möglichkeit, inländische Gerichtsurteile und sogar nationale Gesetze zu kippen. Investor-Staat-Schiedsverfahren sind unabkömmlich, um Investitionen im Ausland angemessen gegenüber politischen Risiken zu schützen. Anstatt sie kategorisch abzulehnen, fordert der BDI, bestehende Verfahren zu verbessern und einen modernen Investi tionsschutz zu etablieren. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung der Transparenz, die Präzisierung von Konzepten wie der indirekten Enteignung oder auch der fairen und gerechten Behandlung, die Einführung eines Schutzmechanismus gegen unseriöse Klagen sowie die Etablierung eines Berufungsverfahrens.“ Würde TTIP die weltweite Kluft zwischen Arm und Reich vergrössern ? Foto: Fotostudio Clemens Ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA würde nicht nur die Menschen von San Francisco bis Sofia betreffen – es hätte auch Auswirkungen auf Entwicklungsländer, für die die beiden mächtigen Handelspartner wichtige Märkte sind. Die Befürchtung: TTIP könnte den globalen Süden benachteiligen. Da die TTIP-Partner durch ihre geringeren Handelskosten wettbewerbsfähiger wären, könnte es sein, dass EU-Staaten künftig bestimmte Produkte lieber aus den USA importieren als aus ärmeren Ländern. Uli Schoof, Co-Autor einer TTIP-Studie der BertelsmannStiftung: „Grundsätzlich ist nicht davon auszugehen, dass TTIP allein zu einer deutlichen Vergrößerung der Kluft zwischen armen und reichen Ländern führen wird. Zwar wirken sich die Handelsumlenkungseffekte durch TTIP tendenziell negativ für Drittländer aus. Gleichzeitig kann es aber mittel- bis langfristig zu einer flexiblen Anpassung und Übertragung von Produktregelungen zwischen EU und USA einerseits und Drittländern andererseits kommen, welche wiederum positive Handels- und Wohlfahrtseffekte auch für Entwicklungsländer haben könnten. Selbst wenn man von einem tiefgreifenden Abkommen und einer ausbleibenden Übertragung ausgeht, scheinen die negativen Wohlfahrtseffekte für Drittländer nach neuesten Berechnungen eher gering zu sein. Sollte es zudem gelingen, dass Abkommen offen auszugestalten, zum Beispiel durch Öffnungsklauseln für andere Länder, könnten auch Dritt- und Entwicklungsländer von TTIP langfristig profitieren und würden keine Benachteiligung erfahren.“ 17 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 17 17.07.15 11:49 VIAVISION TTIP Dafür oder dagegen? So denkt Europa über TTIP Schon lange diskutieren die Politiker der EU und USA über ein mögliches Handelsabkommen, das seit 2o13 konkret als TTIP verhandelt wird. Begleitet werden die Gespräche von der kritischen Berichterstattung deutscher Medien, die die Sorgen und Befürchtungen der Bundesbürger spiegeln. Vor allem die Debatten um Lebensmittelstandards und Schiedsgerichte lassen die Kritik in Deutschland immer wieder aufflammen. EU-weit jedoch fällt das Stimmungsbild eher positiv aus: Umfragewerte aus den einzelnen EU-Mitgliedstaaten weisen auf einen mehrheitlichen Zuspruch zu TTIP hin. Belgien Frankreich Kroatien 66% 67% 50% 26% Griechenland 71% Portugal Litauen 23% 9% Polen Luxemburg Irland 71% 16% 17% Italien Finnland 11% 43% 14% 17% 73% 40% 15% 11% 17% 12% 16% 72% Republik Zypern Malta 62% 58% 22% 20% 60% 79% 65% 19% Estland 8% 16% Grossbritannien 12% 53% 18% 7% 17% 39% 66% 61% 22% 17% Österreich 32% Dänemark 8% Lettland 64% 14% 18% 10% 18% Bulgarien 74% 23% 32% 8% 21% Niederlande 59% 75% 11% 14% 25% 16% 18 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 18 17.07.15 11:49 August 2015 TTIP EU 58% Eine Mehrheit der Europäer unterstützt ein Freihandelsund Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA, knapp ein Viertel ist dagegen. In 25 von 28 Mitgliedstaaten der EU spricht sich eine Mehrheit für eine solche Handelsvereinbarung aus. In 20 Staaten liegt der Zuspruch sogar bei mindestens 60 Prozent, angeführt von Dänemark, Irland, den Niederlanden, Estland, Litauen, Malta, Polen und Rumänien mit einer großen Mehrheit von über 70 Prozent. Abweichler von diesem Stimmungsbild sind Deutschland, Luxemburg und Österreich. 25% 17% USA Deutschland 50% 39% 41% 21% 20% Rumänien 29% Slowenien Spanien 75% 14% 31% 19% 12% 18% Slowakei 62% 26% 26% dafür dagegen 12% weiß nicht Quelle Umfrage-Grafiken EU: Copyright European Union, Eurobarometer; Stand: November 2014; http://tinyurl.com/ o3sjf8t; The European Union does not endorse changes, if any, made to the original data and, in general terms to the original survey and such changes are the sole responsibility of the author and not the European Union. Quelle Umfrage-Grafik USA: 2015 Pew Research Center survey (Q5); Stand: Mai 2015 28% 10% Tschechische Republik 59% 15% 62% 63% 57% 11% Schweden Ungarn 62% 25% 13% Verlässliche Partner: Deutschland und die USA Trotz unterschiedlicher Positionen in politischen Einzelfragen, wie zum Beispiel zum Umgang mit Russland, zum Freihandel und zu Deutschlands globaler militärischer Rolle, sehen Deutsche und Amerikaner ineinander verlässliche Verbündete: Laut einer Umfrage des Pew Research Center aus dem Frühjahr 2015 gelten für 62 Prozent der Deutschen die USA als verläss licher Partner, 72 Prozent der Amerikaner vertrauen der Bundesrepublik. 19 VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 19 17.07.15 11:49 G lossar VIAVISION_TTIP_15_NEU.indd 20 TTIP Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | P rof. Dr. Hubert W TTIP VIAVISION ger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isa Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis An kaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obam Manuel Barroso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous mar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Sch zer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | David WeiDie High Level Working Group on Jobs and Growth (HLWG) ner | Kate Kalutkiewicz | Isabella | Czuecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja B wurde im November 2011 gegründet, D umetwiler Maßnahmen erarbeiten, die das Handelsund Investitionsaufkommen Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | den Vereinigten Staaten und der EU erhöhen. Die Ohovenzwischen | Barack Overfasste bamaeinen | José Manuel Bder arroso Arbeitsgruppe Abschlussbericht, der EU | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugar und den USA empfiehlt, ein umfassendes Freihandelsund Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Jenkins | P ieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Investitionsschutzabkommen auszuhandeln. Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | PQuelle: rof.Europäische Dr. HKommission ubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | D Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof Dr. Tanja Börzel | Uauf lrich Grillo Die .Investor-Staat-Streitbeilegung, Englisch Inves- | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | tor-State Dispute Settlement (ISDS), ist ein internationales Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Rompu Schiedsverfahren. Es wird zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen einem und einem xane Feller | Felix Nausländischen eugart | TInvestor om Jenkins | PStaat ieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank anstelle eines nationalen Gerichts eingesetzt. Es gibt einige Buch | MIdeen atthias Wissmann | Detlef W etzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignacio zur Reform solcher Schiedsverfahren, wie zum Beispiel die Einrichtung eines ständigen internationalen Bercero | Hiddo Houben | Dan Mullaney | DInvesavid Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cec titionsgerichtshofs sowie einer Revisionsinstanz. Malmström | M Froman | PWirtschaft, rof. D r. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Ul Quellen: ZBWichael – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaftsdienst; United Nations Conference on Trade and Development Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manu roso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar Gab Zu den tarifären Handelshemmnissen zählen in erster Linie riel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer Zölle. Man spricht auch von tarifärer Protektion, weil es sich um eine Maßnahme handelt, die der | H in- iddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate K Dr. Hubert Wprotektionistische eiger | Ignacio Garcia Bercero ländischen Wirtschaft Vorteile verschafft. Dieses Ziel haben kiewicz | I sabella Detwiler | Cecilia Malmströmzu | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich auch die zahlreichen nicht-tarifären Handelshemmnisse, denen zum Beispiel technische Standards, Importquoten Grillo | V ytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario sowie Verpackungs- und Kennzeichnungsvorschriften zählen. ven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | To Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon kins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | De Wetzel | D . Eric Schweitzer | Prof . Dr. H ubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | D Der r transatlantische Wirtschaftsrat, auf Englisch Transatlantic Economic Council (TEC), wurde während eines EU-USMullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael FroGipfels im April 2007 vom damaligen US-Präsidenten man | Prof . DW. r.Bush, Tanja Börzel | U lrich G rillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | George der damaligen Vorsitzenden des Europä ischen Rats, Angela Merkel, und dem damaligen EU-KomDr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Rompu missionspräsidenten José Manuel Barroso ins Leben gerufen. Er soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit xane Feller | F elix Neugart | T om Jenkinszwischen | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank den USA und der EU fördern. Im November 2011 gründete Buch | Mderatthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | Prof. Dr. Hubert Weiger | Ignacio Wirtschaftsrat die Arbeitsgruppe HLWG. Quelle: Europäische | D Kommission Bercero | Hiddo Houben | Dan M ullaney avid Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cec Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Ul Ursprungsregeln sollen | P die Herkunft bestim-Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manu Schoof | S tefan Körzell rof. Deiner r. GWare erhard men. Das ist oft schwierig, da viele Waren aus den Erzeugroso | Hnissen erman van R ompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar Gab mehrerer Länder bestehen. Darum gibt es in diesem Bereich eine Vielzahl von Bestimmungen und Regelungen. riel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | Detlef Wetzel | Dr. Eric Schweitzer Die sogenannten präferenziellen Ursprungsregeln ziehen Dr. Hubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero geringere Zollabgaben oder sogar Zollfreiheit nach sich. | H Die iddo Houben | Dan Mullaney | David Weiner | Kate K nicht-präferenziellen Ursprungsregeln bilden die Grundlage kiewicz | I sabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel, Ulrich für handelspolitische Maßnahmen wie zum Beispiel Anti- Dumping-Abgaben oder andere | D Schutzmaßnahmen für | S die tefan Körzell | Prof. Dr. Gerhard Prätorius | Mario Grillo | V ytenis Andriukaitis r. Uli Schoof inländische Industrie. Sie werden außerdem für statistische ven | Barack bama | J osé Manuel Barroso ZweckeO verwendet. Da in einer Freihandelszone jedes | H Landerman van Rompuy | Roxane Feller | Felix Neugart | To sein eigenes Zollregime hat, müssen spezifische Ursprungskins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank von Buch | Matthias Wissmann | De regeln erarbeitet werden. Wetzel | Dr. Eric Schweitzer | PQuelle: rof.Europäische Dr. HKommission ubert Weiger | Ignacio Garcia Bercero | Hiddo Houben | D Mullaney | David Weiner | Kate Kalutkiewicz | Isabella Detwiler | Cecilia Malmström | Michael Froman | Prof. Dr. Tanja Börzel | Ulrich Grillo | Vytenis Andriukaitis | Dr. Uli Schoof | Stefan Körzell | 20 Dr. Gerhard Prätorius | Mario Ohoven | Barack Obama | José Manuel Barroso | Herman van Rompu xane Feller | Felix Neugart | Tom Jenkins | Pieter de Pous | Sigmar Gabriel | Frank Bsirske | Dr. Frank 17.07.15 11:49
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