Geschichte und Geschichten - Spaziergänge durch die Hofer Vergangenheit von Arnd Kluge, Stadtarchiv Hof Urheberrechtlicher Hinweis Der Text darf unter Hinweis auf die Quelle und den Autor für wissenschaftliche, publizistische und unterrichtliche Zwecke kostenfrei verwendet werden. Eine Reproduktion der Bilder bedarf der vorherigen Genehmigung durch das Stadtarchiv Hof und ist gebührenpflichtig. Die Einstellung ins Internet (auch teilweise oder in bearbeiteter Fassung) ist nicht erlaubt. Spaziergang 5: Künstler sehen Hof: Alte Stadtansichten und was aus der Stadt geworden ist Der Spaziergang beginnt an der Alten Plauener Straße oberhalb der Baustoffhandlung Gebhardt, etwa an der Einmündung der Thomasstraße. Die erste Ansicht ist eine Momentaufnahme Hofs am Beginn der Industrialisierung, um 1854 von einem unbekannten Künstler angefertigt. Sie ist eine von zahlreichen Stadtansichten, die vom Theresienstein aus aufgenommen wurden. Während keine einzige alte Stadtansicht aus Westen bekannt ist, ist unter den östlichen Standpunkten der Theresienstein der mit Abstand beliebteste vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Weiter durch die Alte Plauener Straße, an der Hinterseite der Meinels-Brauerei vorbei. Vor dem Jugendstil-Wirtschaftsgebäude „Haus Theresienstein“ rechts hinunter zum Festplatz am Musikpavillon. Die älteste bisher bekannte realistische Stadtansicht Hofs wurde im Januar oder Februar 1537 angefertigt von einem unbekannten Künstler, der Pfalzgraf Ottheinrich von Pfalz-Neuburg auf einer Reise begleitete, die diesen von seiner Residenz Neuburg an der Donau nach Krakau und auf einer anderen Route zurück führte. Hof befindet sich zusammen mit Gefrees und Bayreuth, den nächsten beiden Tagesstationen der Reisegruppe, auf einem gemeinsamen Bild. Der Künstler scheint auf der Reise unter Zeitdruck flüchtige Skizzen angefertigt zu haben, die er nach der Rückkehr zu aquarellierten Federzeichnungen ausarbeitete. Die Hofer Ansicht wurde wohl aus mehreren Skizzen zusammenkomponiert. Obwohl sie die Stadt realistisch wiederzugeben trachtet, soweit man dies im Vergleich mit späteren Ansichten und baugeschichtlichen Daten feststellen kann, sind dem Künstler aus der Erinnerung kleine Fehler unterlaufen. Außerdem ist er noch dem mittelalterlichen Konzept der „Bedeutungsgröße“ verhaftet, d.h. alles was wichtig ist, wird größer als in Wirklichkeit dargestellt. Die früheste realistische Stadtabbildung in Deutschland ist eine von Köln aus dem Jahr 1475, die Werner Rolevinck seinem Buch „Fasciculum temporum“ voranstellte, um dessen Druckort zu zeigen. Noch in der Zeit 1512-1516 wurde Hof (in dem von Kaiser Maximilian beauftragten Heldenepos „Theuerdanck“) in rein symbolischer Art abgebildet. Es ist unwahrscheinlich, dass sich eine noch wesentlich ältere Stadtansicht Hofs auffinden lässt. Bis vor kurzem hielt man das „Belagerungsbild“ aus dem Jahr 1553 für die älteste Hofer Stadtansicht. Auch dieses Bild, obwohl scheinbar vom Theresienstein aus aufgenommen, hat keine eindeutige Perspektive. Der Künstler bedient sich vielmehr der „Ballonperspektive“, er tut so, als sei er (zum Beispiel in einem Ballon) über die Stadt hinweggeschwebt. Ihm geht es darum, das Bild als Erinnerungs- blatt an die Teilnehmer der Hofer Belagerung zu verkaufen. Daher ist es wichtig, alle am Krieg teilnehmenden militärischen Formationen darzustellen. Dieses Konzept tut der Darstellung der Stadt gut, denn es entlastet sie von dem Auftrag, besonders bedeutende Gebäude herausgehoben, also übertrieben, abzubilden. Angeblich fertigte die Zeichnung zu dem Blatt der Hofer Maler und Goldschmied Hans Hegenberger der Ältere, geboren um 1520, gestorben am 19.3.1576, der in Verbindung zu Lucas Cranach gestanden haben soll. Ein Nachweis dieser Vermutung ist jedoch nicht zu finden. Der Holzschnitt wurde von Hans Glaser in Nürnberg durchgeführt. Hans Glaser ist als Formenschneider, Drucker und Briefmaler in Nürnberg zwischen 1540 und 1561 nachweisbar. Die letzte Nachricht über ihn stammt aus dem Jahr 1571. Neben dem Hofer Belagerungsbild existiert im Germanischen National-Museum eine Reihe anderer Kriegsdarstellungen aus den Jahren 1553/54 von seiner Hand. Keine von diesen ist hinsichtlich der Maße und des Detailreichtums mit dem Hofer Blatt vergleichbar. Das Belagerungsbild im Germanischen National-Museum, die einzige bekannte Fassung des Bildes, besteht aus vier zusammengeklebten Teilen, aus drei Druckplatten gedruckt, die Klebestellen sind nicht passgenau. Bei der ansonsten sorgfältigen Beschriftung fällt ein nicht ausgefülltes Textfeld ins Auge. Möglicherweise handelt es sich um einen Probedruck, der nicht in den Handel kam. Die beiden folgenden Bilder stehen am Ende der zeichnerischen Beschäftigung mit Stadtansichten. Die Stadtansicht des Hofer Malers Adolf Hacker hat, obwohl Hacker „malerischer Realismus“ unterstellt wird, nicht mehr die Absicht, ein möglichst realitätsgetreues Bild der Stadt zu vermitteln, sondern einen bestimmten, hier: modern-heroischen, Eindruck beim Betrachter zu hinterlassen. Der Maler Adolf Hacker wurde 1873 in Schwarzenbach an der Saale geboren. Er verbrachte seine Jugend in Hof und besuchte im Anschluss an eine Lehre als Dekorations- und Zimmermaler die Rosenthalschule in München. Nach einem Direktoratsverweis infolge einer Rauferei bewarb er sich bei der Marine, wo er 1892 als Malersgast in Wilhelmshafen angenommen wurde. Zwei Jahre später war er zum „Malersmaat“ befördert und anerkannter Porträtist. Nach regem Ortswechsel besuchte er ab dem Wintersemester 1896/1897 die Malklasse der Kunstgewerbeschule in Hannover. 1898 wandte er sich wieder nach Heidelberg, wo er heiratete und sich niederließ. Ein Jahr später eröffnete er ein Atelier für Firmenmalerei, das zeitweise 60 Gehilfen beschäftigte, aber 1909 wegen säumiger Kunden liquidiert werden musste. Seine Frau betrieb in den frei gewordenen Geschäftsräumen einen Gebrauchtmöbelhandel und sicherte so den Familienunterhalt. Hacker widmete sich seiner künstlerischen Fortbildung. Stationen seines Studiums wurden Karlsruhe, hier studierte er unter anderem bei Thoma, Lovis Corinth in Berlin und die Akademie de La Grande Caumière in Paris. Seit 1912, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, in dieser Zeit war er wiederum bei der Marine, betrieb er ein Atelier in Heidelberg, seit 1918 auch eine Malschule. In Heidelberg entwickelte er sich zum malenden Stadtchronisten und erwarb sich den Ruf eines „Schnellmalers“. Der Künstler starb 1943 in Heidelberg. Das vorliegende Bild entstand 1906, in dem Jahr, in dem er seine erste private Gemäldeausstellung in Heidelberg durchführte. Die für diese Zeit charakteristische dunkel-tonige Malweise zeigt sich auch in der Hofer Ansicht. Die vorliegende Stadtansicht ist von fotografischer Präzision bei der Wiedergabe der baulichen Gegebenheiten wie auch von Licht und Schatten. Man könnte sie auf den ersten Blick für eine Fotografie halten. Man bediente sich hier noch einmal einer Zeichnung statt eines Fotos, vermutlich weil ein Breitbandpanorama dargestellt werden sollte, was man mit den damaligen technischen Mitteln der Fotografie nur unter Inkaufnahme starker Verzeichnungen hätte anfertigen können. Wenn später noch Stadtansichten gezeichnet wurden, so geschah dies aus primär künstlerischen Gesichtspunkten; für dokumentarische Zwecke stand nunmehr die Fotografie zur Verfügung. Die Bildverfremdung durch Anfertigung eines Panoramas, das man vom angeblichen Standpunkt des Künstlers aus nicht wahrnehmen kann, ist eine häufig angewandte Methode. R. Frank zeichnete 1919 die Vorlage für den Druck, der durch die Kunstanstalt Gebr. Plettner in Halle erfolgte. Hinunter zum Teppichbeet und von dort zum Eingang des Stadtparks „Theresienstein“ an der Mündung der Straße „Sand“. Hier etwa dürfte der Künstler der Urzeichnung des folgenden Bildes gestanden haben. Heute ist von hier aus nichts mehr zu erkennen, da eine Häuserreihe das Blickfeld verdeckt. Diese Stadtansicht ist ein interessantes Beispiel für eine typische Vorgehensweise im Buchdruck und im Kupferstichgewerbe des 18. Jahrhunderts. Der Stich, der von einem Kupferstecher aus einer der in diesem Handwerk führenden Städte als Auftragsarbeit für ein Hofer Buch hergestellt wurde, wurde ebenfalls als Einzelblatt verwendet. Mehrere Hofer Verleger benutzten ihn Jahrzehnte lang parallel. Im Auftrag des Verlags Bodenehr in Augsburg wurde er „abgekupfert“, um ihn in das große VedutenSammelwerk „Europens Pracht und Macht“ aufzunehmen. Auf den ältesten bekannten Fassungen der Ansicht aus dem Jahr 1736 wird Melchior Rein aus Augsburg als Stecher erwähnt. Im gleichen Jahr erschien ein Buch, in dem ein „Brühl“ aus Leipzig als Zeichner und Stecher genannt wird. Welcher von beiden den ersten Stich anfertigte oder ob sie auf eine gemeinsame Vorlage eines nicht bekannten Dritten zurückgriffen, ist nicht mehr festzustellen. Die Varianten des Bildes unterscheiden sich durch einen verschieden starken Strich der Linienführung sowie Details wie die Wetterfahnen der Kirchtürme, die Linienführung am Himmel, die Ausführung der Wappen und die Staffagen. Ihre Grundstruktur ist jedoch stets ähnlich. Es geht weiter in Richtung Eisteich, unterhalb des Teppichbeetes entlang, ungefähr bis zu dem Punkt, an dem der Weg zum Sonnentempel aufsteigt. Dieser zwischen 1890 und 1898 entstandene Stich wurde nicht mehr nach einer Zeichnung, sondern nach einem Foto hergestellt. Das Foto fand über rund zwanzig Jahre vielseitige Verwendung zur Illustration von Büchern und als Vorlage für Ansichtskarten. Noch aus dem Jahr 1917 datiert eine Ansichtskarte der Hofkunstanstalt Löffler & Co. in Greiz, die das Foto verwendete. Das Blatt wurde gedruckt bei Oskar Consée in München nach einer Fotografie von Karl Klotz aus Hof. Karl Gottlob Klotz wurde am 7.1.1835 in Glashütte in Sachsen geboren, er starb am 18.6.1898 in Hof. Er betrieb in der Allee (heute: Lessingstraße) in Hof das Gewerbe der Fotografie. Außerdem zeichnete er Landkarten der Hofer Umgebung unter Benutzung der topografischen Karten und produzierte Ansichtskarten. In Hof eröffnete Georg Könitzer, der sich als Maler, Zeichner und Lithograf betätigte, gegen 1860 ein Fotostudio, vermutlich das erste in Hof. Im Gewerbekataster wird vor 1863 außerdem ein Christian Götz als Fotograf in Hof erwähnt. Karl Klotz, der das Gewerbe 1865 anmeldete, führte sein Geschäft später auf das Jahr 1857 zurück, wobei unklar ist, ob er 1857 schon als Fotograf arbeitete. Im Jahr 1863 meldete August Gemeinhardt, 1866 Friedrich Schellbach das Gewerbe des Fotografen in Hof an. Könitzers Nachfolger als Fotograf wurde 1873 Ernst Rudolph. Im selben Jahr begann Wolfgang Raithel mit der Tätigkeit als Fotograf. Diesen frühen Fotografen folgten ab Mitte der 1880er Jahre zahlreiche weitere. Zu einer größeren Verbreitung kam die Fotografie in der Hofer Region seit der Mitte der 1880er Jahre. Seit dieser Zeit liegen als fotografische Platte oder in der Verarbeitung zur Ansichtskarte Ortsansichten aus der Region in großer Zahl vor. Jetzt hinauf zum Sonnentempel und einige Meter weiter in Richtung Tennishalle bis zum Jean-PaulGedenkstein. Dieses Bild steht stellvertretend für zahlreiche weitere aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die den Stolz der Hofer auf ihren Stadtpark „Theresienstein“ verraten. Nach Planungen ab 1816 wurde dieser seit 1819 über Generationen hinweg angelegt. Es soll sich um den ältesten Bürgerpark Bayerns handeln. Im Mittelpunkt des Bildes stehen weniger die Stadt, die sich im Hintergrund hält, oder die auf den Wiesen vor der Stadt paradierende Landwehr als vielmehr der Sonntagsausflug des Hofer Bürgertums in seinen Stadtpark. Zu dem nach dem Konzept des englischen Gartens angelegten Theresienstein gehörten zahlreiche Staffagen, zwischen denen Blickachsen existierten. Eine dieser Staffagen war der abgebildete Sonnentempel, der allerdings 1848 schon wieder abgerissen wurde. Er wurde nachgebaut zur Landesgartenschau 1994, als man versuchte, wieder an die Tradition des englischen Gartens anzuknüpfen. Allerdings weisen die modernen Nachbauten der Parkstaffagen nur entfernte Anklänge an die Originalstaffagen auf, da die Materialien (Stahl statt Holz) und die Farbgebung (grellbunt statt gedeckt) geändert wurden und die früheren Blickachsen längst zugewachsen sind. Herkules Hoessel wird als Zeichner und Stecher der Vedute genannt. Von ihm ist außer der Hofer Ansicht, die um 1830 entstand, ein Aquarell des Marktplatzes von Prenzlau in der Uckermark aus dem Jahr 1828 bekannt. Einige Schritte unterhalb des Sonnentempels, leicht östlich davon. Das Bild wurde von fast demselben Standort wie das vorige gezeichnet. Es zeigt aber eine ganz andere Auffassung des Sujets als jenes. Die mittlerweile ziemlich bewachsenen Hänge des Theresiensteins sind nur noch der Ausgangspunkt für den Künstler, der die industrialisierte Stadt zeigen will. Der Stolz der Bürger hat sich vom Stadtpark auf die durch qualmende Schornsteine symbolisierten Fabriken verlagert. Ludwig Carl Bollmann zeichnete die Vorlage und stellte die Lithografie her, die 1868 in der Lithographischen Anstalt von Franz Carl Dietsch in Gera gedruckt wurde. Weiter nach Osten bis zum AWO-Kindergarten und von dort nördlich in Richtung Stadtgärtnerei. Die Vorlage zum nächsten Bild wurde ungefähr in der Mitte zwischen dem AWO-Kindergarten und der Stadtgärtnerei gezeichnet. Auch an dieses Bild, das ebenfalls zur Illustration von Druckwerken entstand, darf nicht der Maßstab der Abbildungstreue angelegt werden. Die Ansicht ist alles andere als topografisch präzise: Das Rathaus liegt viel zu tief, der Bahnhof fehlt, außerdem das 1858 errichtete Wohngebäude der Baumwollspinnerei. Die Ansicht der Lorenzkirche entspricht nicht dem tatsächlichen Erscheinungsbild, nicht zu reden von den beiden Kirchen rechts im Bild. Insgesamt wirkt die Stadt im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Ansichten unstrukturiert. Der Künstler bediente sich offenbar einer Vorlage, ohne die Stadt selbst in Augenschein zu nehmen. Bruno Heinrich Straßberger, geboren am 16.9.1832 und gestorben am 24.12.1910 in Leipzig, betätigte sich als Illustrator, unter anderem für die Leipziger Illustrierte Zeitung und für Veröffentlichungen der Verlage Brockhaus, Spamer und Hallberger. Das Blatt wurde 1864 oder 1865 geschaffen. Am AWO-Kindergarten vorbei, über die Heiligengrabstraße am Westufer des Lettenbachsees vorbei, auf dem Lettenbachweg (Fußweg am Südufer des Lettenbachsees) und (rechts hoch) Leimitzer Querfeldweg bis zur Einmündung des Leimitzer Querfeldwegs in die Wirthstraße am westlichen Beginn des Areals der Fachhochschulen. Wir haben es hier mit einer stark stilisierten Ansicht der Stadt zu tun, welche als Vorsatz von Jahreskalendern während des 18. Jahrhunderts in großer Auflage verbreitet wurde. Das Bild der Stadt, das von dieser Ansicht erzeugt wurde, war in Teilen fantastisch. Der unbekannte Künstler zeigt die Stadt von zwei Standorten aus. Er verzichtet auf viele Einzelheiten zugunsten eines Gesamteindrucks der Stadtsilhouette. Die überdimensionierten Gebäude des Vordergrundes suggerieren eine räumliche Nähe des Betrachters und implizieren einen tatsächlich nicht eingenommenen Standpunkt. Sie symbolisieren zwei Areale, die an entgegengesetzten Enden weit außerhalb der Stadt gelegen sind: den Jaspisstein und das Gebiet um die Heilig-Grab-Kirche. Die ehemals tatsächlich vorhandene Kirche wurde bereits 1553 zerstört. Es handelt sich in dem vorliegenden Blatt also um ein Fantasiegebäude, eine Chiffre für eine Flurbezeichnung von lebendiger Tradition. Weisen die beiden vorigen Bilder schon zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten auf, so muss das folgende Bild aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts als völlig irreal bezeichnet werden. Der hier angenommene Standort in der Nähe der heutigen Fachhochschulen ist fiktiv, da auch dieser Künstler überhaupt keinen Standpunkt gehabt haben dürfte; er war vermutlich nie in Hof. Die Hügellinie am Horizont könnte allerdings, soweit heute noch zu erkennen, mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Die Saale liegt in einem falsch ausgerichteten Flussbett, ihre Fließrichtung ist falsch. Die Bezeichnung „Baraitische[s] Thor“ ist in Hof ungebräuchlich, das so bezeichnete ist das „Brückentor“. Die als „Vorstadtische Kirch“ benannte Kirche kann als Hospitalkirche identifiziert werden, die zwar tatsächlich in der Vorstadt steht, für die ein derartiger Name allerdings nie gebräuchlich war. Die Stadt Hof besaß in ihrem Befestigungsring nur zwei ausgeprägte Stadttore, daneben wies die Mauer drei sogenannte „Türlein“ auf, ein „Inneres Thor“ ist nicht existent. Das übergroß gezeichnete Schloss brannte 1743 ab, in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts war davon nichts mehr zu sehen. Das Gymnasium ist viel zu nahe an der Michaeliskirche. Der Bereich zwischen Michaeliskirche und Schloss ist derartig gerafft, dass das für die Stadt Hof bedeutende Rathaus keinen Platz zwischen den übriggebliebenen Häusern hat. Interessant ist auch die Stadtmauer. Betrachtet man die Stadt heute an Ort und Stelle, so findet sich noch ein Stadtmauerrest an der Ecke Sigmundsgraben/Lessingstraße, was in etwa der gezeichneten Stadtrandsituation entspräche, aber die Darstellung lässt sich anhand einer historischen Stadtmauersituation nicht nachvollziehen. Der Zeichner der Vedute verfolgt die Absicht der romantisierenden Darstellung mit Betonung der mittelalterlichen Stadtelemente Schloss und Stadtmauer. Den fortifikatorischen Charakter unterstreicht er durch die hohe Anzahl der die Silhouette prägenden Stadttürme und den die Stadt nach außen abschließenden Mauerring. Die Gestaltung des Schlosses ist ein Fantasiegebilde, das sich an dem Bild mittelalterlicher Schlösser orientiert, doch mit der historischen Situation in Hof nichts gemein hat. Andererseits betont der Zeichner die barocken Elemente, die in großer Anzahl schmückendes Beiwerk der Stadtansicht bilden. Diese städtische Situation wurde nach einem nicht bekannten Plan rekonstruiert. Von hier geht es ca. 200 Meter stadteinwärts die Wirth-Straße entlang und dann links durch die Gabelsbergerstraße bis zur Kreuzung mit der Christoph-Klauß-Straße. Bei Interesse empfiehlt sich anstelle dessen ein Abstecher: ein längerer Fußmarsch zum Wartturm (Wirthstraße und Enoch-Widman-Straße stadtauswärts bis zum Ende, nach Leimitz hinein, von dort die Haidter Straße Richtung Süden, hinter der Einmündung auf die Verbindungsstraße Hof-Jägersruh in gleicher Richtung weiter auf einem Feldweg). Wie später Straßberger von Leipzig aus zur Illustrierung von Büchern eine Hofer Stadtansicht anfertigte, so ging bereits Christian Romstet fast zwei Jahrhunderte vorher vor. Romstet vereint drei verschiedene Perspektiven in einem Bild, da es ihm nicht um die korrekte Angabe aller Einzelheiten, sondern um die Abbildung einzelner – der „wichtigen“ – Gebäude geht. Hof ist nach diesem Konzept keine geschlossene Stadt, sondern eine Ansammlung bedeutungsvoller Bauten. Da das Bild für ein Buch entstand, das 1701 erschien, ging es darum, die im Buch genannten Schauplätze dem auswärtigen Leser zu veranschaulichen. Entgegen der Bildbeschriftung ist nicht eine Ansicht mit Blickrichtung nach Westen zu sehen. Tatsächlich setzt sich das Bild aus zwei Ansichten zusammen: Als Blickrichtung auf die südliche Hälfte der Stadt ist ein Gebiet in der heutigen Fabrikvorstadt anzunehmen, während die rechte Bildhälfte von Nordosten gezeichnet wurde. Hinzu tritt allerdings noch ein dritter Blickwinkel. Die falsche Reihenfolge der Gebäude im Vordergrund, bei der sich der Wartturm in der Mitte befindet, ergibt sich, wenn man die Landschaft aus der Stadt heraus, zum Beispiel von der heutigen Straße „Altstadt“ aus betrachtet. Dann ist auch der Wartturm nach hinten versetzt. In der Zeichnung wurden infolgedessen - der Betrachter sieht ja das Bild von der gegenüberliegenden Seite - Heiliges Grab und Jaspisstein vertauscht. Die Altstadt liegt viel zu hoch, auch die Obere Steinerne Brücke setzt nicht an dem Lorenzberg an. Die Topografie des Teufelsberges und Hofecks sind stark übertrieben, die Berge zu hohen Kegeln mutiert. Vom Wartturm aus gelangt man zur Ecke Gabelsbergerstraße/Christoph-Klauß-Straße, indem man noch ein kleines Stück am Wartturm vorbei auf dem Feldweg Richtung Süden weitergeht und bei der nächsten Gelegenheit – ebenfalls auf einem Feldweg – Richtung Stadtmitte abbiegt. Man kommt zur Oelsnitzer Straße, der man stadteinwärts folgt, bis die Breslauer Straße rechts abzweigt. Die Breslauer Straße führt zur Gabelsbergerstraße, der man einige Meter links bis zur Kreuzung mit der ChristophKlauß-Straße folgt. Der Standort veranschaulicht, welchen Zuwachs an Bausubstanz Hof in den letzten 150 Jahren erfahren hat: Von dem einstmals freien Blick des Künstlers zur Stadtmitte ist heute nichts mehr zu ahnen. Dem Künstler geht es hier allerdings weniger um die Stadtdarstellung als um die Abbildung eines Ereignisses und konkreter Personen. Eine festliche Übung der Hofer Landwehr wurde zum Anlass genommen, um die führenden Persönlichkeiten der Landwehr zu porträtieren. Das Blatt wird der Überlieferung zufolge dem Hofer Maler Christian Lorenz Söllner zugeschrieben, der am 24.2.1811 in Hof geboren wurde und hier am 14.2.1856 starb. Im Anschluss an sein Studium an der Kunstakademie in München kehrte er nach Hof zurück. Er arbeitete vorwiegend als Porträtist. Das Museum Bayerisches Vogtland in Hof präsentiert in seiner Dauerausstellung ein datiertes und signiertes Porträt Friedrich Ernst Jördens von 1842, das von Söllner stammt. Söllner ist ein Beispiel eines Künstlers, dem es nicht gelang, über eine Kümmerexistenz hinauszukommen. In Hof schaffte es während des 19. Jahrhunderts lediglich Georg Könitzer, von den Einnahmen der künstlerischen Tätigkeit einigermaßen zu leben, wenngleich auch Könitzer zusätzlich andere Arbeiten übernahm (Fotograf, Zeichenlehrer). Das Gemälde ist undatiert, es lässt sich nach baugeschichtlichen Kriterien zwischen 1829 und 1848 einordnen. Ein kleines Stück weiter durch die Gabelsbergerstraße zur Leimitzer Straße. Man wählt einen Standpunkt oberhalb des „Gärtla“ (Spielplatz), von dem aus man durch die Ottostraße auf die Stadt blicken kann. Der Künstler des folgenden Blattes stand viel weiter außerhalb der Stadt an der Leimitzer Straße, doch würde ein derartiger Standpunkt angesichts der dichten Bebauung heutzutage nichts nutzen. Der Standort des Künstlers für dieses Blatt ist für Hof einzigartig. Der Blick des Zeichners führt dem Betrachter die neuzeitliche Stadt Hof mit ihren modernen, klar gegliederten Wohngebäuden und Fabriken vor, letztere hoch und von schlossartiger Repräsentanz. Die Schornsteine treten gleichberechtigt neben die traditionellen Bauwerke. Die Lichtregie innerhalb des Blattes unterstützt die Helligkeit und Klarheit der modernen Gebäude. Sie betont die neu errichtete Marienkirche, die sich auf dem höchsten Punkt des Stadtkomplexes befindet. Die negativen Begleiterscheinungen der Industriestadt, wie ihre Verschmutzung, werden ausgeblendet, alles erscheint im verklärenden Licht von klar strukturierter Modernität und Wohlstand. Diesen Eindruck vermitteln sogar die saubere Straße und die ordentlichen Felder. Vom heutigen Standpunkt aus ist interessant, dass die Stadterweiterung Richtung Osten sich damals erst in den Anfängen befand. Insofern vermittelt das Blatt – entgegen den Intentionen des Künstlers – noch den vorindustriellen Charakter der Stadt, an deren Peripherie die Bürger ihre Gärten und Felder haben. Baugeschichtliche Daten ergeben eine Bilddatierung zwischen 1878 und 1880. Durch die Ottostraße stadteinwärts bis zur Einmündung in die Fabrikzeile. Schräg links auf der anderen Seite bis zum Parkplatz des Netto-Supermarktes. Den Hintergrund der 1647 angefertigten Darstellung bildet das Weichbild der Stadt Hof mit der auf einem überzeichneten Hügel stehenden Lorenzkirche links, zu ihren Füßen die sich auf einem Hangrücken ausbreitende Altstadt mit dem Hofer Schloss in der Neustadt am rechten Rand. Die Stadtansicht dient als Ortshinweis, topografische Genauigkeit ist nicht das Ziel. Dies rechtfertigt eine wenig differenzierte Gestaltung der einzelnen Gebäude einschließlich der städtebaulichen Höhepunkte Kirche und Schloss. Interessant ist das Bild weniger als Stadtansicht denn als volkskundlicher Beleg für die Tradition des Hofer Schlappentages. Außerdem belegt es die von Beginn an engen Bindungen der Altstadt an die Neustadt, obwohl die Altstadt offiziell erst 1811 nach Hof eingemeindet wurde. Die Darstellung zeigt im Vordergrund eine Szene des „Vogelschießens“ der Hofer Armbrustschützen. Das Zentralmotiv bildet eine Vogelstange, deren imponierende Größe weniger auf die Länge der Stange oder die Größe des sie bekrönenden Vogels zurückzuführen ist, sondern auf die Mächtigkeit der stabilisierenden Hilfskonstruktion. Ein Armbrustschütze richtet von rechts seine Waffe auf den Vogel. Rechts von ihm, nach hinten versetzt, ein Mann in schwarzen Gewändern, der mit der rechten Hand zur besseren Sicht die Augen beschattet. Vier Kinder beobachten die Szene. Links von der Stange, im Vordergrund, eine dreiteilige Personengruppe: zunächst ein dem Betrachter zugewandter Trommler, hinter diesem ein stehender Mann, der in ein gestreiftes, auffälliges Gewand gekleidet ist und ein brettartiges Schlagholz in der erhobenen rechten Hand hält. In leicht gegrätschter Haltung und dabei etwas in die Knie gehend, ist er im Begriff, auf einen vor ihm an einer Bank knienden Mann einzuschlagen, der die Arme auf der Bank verschränkt, das Gesicht zu ihm gewendet. Im Mittelgrund neben dieser Gruppe zwei Reihen mit je drei in den Boden gesteckten schwarz-weißen Flaggen (in den markgräflichen Farben) an gestreiften Stöcken. Rechts am Bildrand ein einfaches Holzgebäude. Vor der weit geöffneten Tür steht ein Mann mit einer Armbrust. Links neben ihm ein Herr, der sich mit einem Brettspiel mit zwei Kugeln beschäftigt, das auf einem Tisch steht. Hinter diesem Tisch drei Kinder, das mittlere hält ein Tambourin hoch. Im bildrandnahen Vordergrund sind die Rückenfiguren zweier sitzender Paare, jeweils Mann und Frau, zu sehen, die das Geschehen verfolgen. Dahinter eine Gruppe an der Kegelbahn, die horizontal hinter der Vogelstange verläuft. An ihrem linken Ende beobachtet ein stehender Mann das Spiel, rechts ist die kegelnde Gruppe dargestellt. Einer von ihnen hält eine Kugel in der Hand, im Begriff sich, nach rechts laufend, aus der Gruppe zu lösen und die Kugel auf die Kegelbahn, auf der nur noch wenige Kegel stehen, zu schleudern. Hinter der Kegelbahn befindet sich die Anlage der Feuerschützen mit einer einfachen Schießbude links am Bildrand. Ein Mann steht am Eingang zu der Bude und behält die gegenüberliegende Zielscheibe im Blick. In der Bude selbst ein auf den Schuss wartender Mann, vor sich ein Gewehr auf dem Tisch. Neben ihm ein Gewehrschütze, der schießt. Die Vogelstange der Hofer Armbrustschützen wird das erste Mal 1553 erwähnt. Sie befand sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts am Oberen Anger rechts der Saale, neben ihr stand eine bescheidene Schießhütte, wohl die Schießbude links im Bild. Erst 1795 erhielten die Vogelschützen ein Schießhaus. Noch Georg Könitzer zeigt die Vogelstange in seinen 1850/55 datierten Lithografien. Zur Entstehungszeit dieses Bildes war die Armbrust als Kriegswaffe nicht mehr konkurrenzfähig, doch die Markgrafen zu Brandenburg als Landesherren bestanden auf der Verpflichtung der Hofer Bürgerschaft, an Schießübungen teilzunehmen. Allerdings war diese Verpflichtung, wie das Bild belegt, bereits zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges vor allem ein gesellschaftliches Ereignis und Vergnügen. Die außergewöhnliche Kleidung des Mannes mit dem Schlagholz lässt auf einen derben, scherzhaften Brauch schließen: Wer sich nicht regelgerecht verhielt, wurde mit einem Klaps auf das Hinterteil bestraft. Dieser Brauch ist heute noch beim Jahrestag der Hofer Maurerbrüderschaft üblich, wo diejenigen mit dem „Pritscher-Baggel“, einem großen, flachen Holzprügel, geschlagen werden, die gegen die ausgeprägten Formalvorschriften der Brüderschaft, zum Beispiel die Grußformeln, verstoßen. Der Spaziergang macht augenfällig, dass die alten gezeichneten oder gemalten Stadtansichten, obwohl sie dokumentarische Geltung beanspruchen, mit großer Vorsicht zu betrachten sind. Das Ablaufen der (angeblichen) Standpunkte der Künstler legt dar, dass die Künstler in Wirklichkeit oftmals mehrere Standpunkte in ein einziges Bild hineinkomponiert, perspektivische Verzerrungen künstlich ausgeglichen oder eine „Bedeutungsperspektive“ eingenommen, d.h. „wichtige“ Gebäude groß und detailliert, „unwichtige“ klein und schmucklos (oder gar nicht) wiedergegeben haben. Die Standpunkte der alten Stadtansichten sind heutzutage durchweg mit Häusern oder Bäumen verbaut. Will man einen Überblick der erheblich gewachsenen Stadt gewinnen, so muss man sich weit an die Peripherie begeben. Die beste Sicht bieten der Bismarckturm im Westen der Stadt und der Wartturm im Osten, während die ehemals beliebten Standorte im Stadtpark Theresienstein ihn kaum mehr gestatten. Eine „malerische“ Stadtansicht, wie sie den Künstlern vor allem im 19. Jahrhundert als Ideal vorschwebte, ist ohnehin nicht mehr möglich, da die Wucherungen der bebauten Areale in sämtliche Himmelsrichtungen, meist ohne Rücksicht auf natürliche Geländeformationen, kein „malerisches“ Stadtbild mehr ergeben.
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