Kluge Unternehmer wirtschaften nachhaltig

Praktische Weisheit
Prof. Dr. André Habisch
ein Beitrag zur Tagung:
Kluge Unternehmer wirtschaften nachhaltig
21. Januar 2016 – in Stuttgart-Hohenheim
http://downloads.akademie-rs.de/migration/20160121_habisch_praktische-weisheit.pdf
Prak&sche Weisheit BKU-­‐Abend – 21. Januar 2016 Kluge Unternehmer wirtscha>en nachhal@g. „Prak@scher Weisheit“ schlägt „neoliberale“ Rezepte Prof. Dr. André Habisch, KUE-­‐I, Wirtscha>sfakultät IN wiss. Berater des BKU und der UNIAPAC Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 2 Gliederung 1.  Das Konzept Prak@scher Weisheit 2.  Räume Prak@scher Weisheit 3.  Prak@sche Weisheit und Spirituelle Tradi@on 4.  Soziale Marktwirtscha> und Prak@sche Weisheit Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 3 Gliederung Das Konzept Praktische Weisheit
Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Die norma&ve Dimension prak@scher Weisheit 4 Begriff Prak@sche Weisheit unterscheidet sich grundsätzlich von moralisch neutraler Schlauheit und Zweckra@onalität oder gar unmoralischer Verschlagenheit. Sie hat das Ziel ihrer jeweiligen Handlungen im Prozess klar vor Augen. Sie will nicht nur die Dinge rich@g, sondern die rich@gen Dinge tun, um dieses Ziel zu erreichen. → Ohne einen inneren ethischen Bezugspunkt kann eine Person möglicherweise intelligent, erfolgreich oder gerissen, nicht aber prak@sch weise handeln! Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Die integra&ve Dimension prak@scher Weisheit 5 Begriff Prak@sch weises Handeln berücksich@gt bei der Auswahl der geeigneten Miael ra@onale wie persönliche Aspekte – und zwar im Licht der Besonderheiten einer spezifischen Situa@on. Deshalb be–
zieht Prak@sche Weisheit alle Informa@onsquellen – fachliche und persönliche -­‐ in Entscheidungen mit ein. Sie weiß ggf. zu improvisie–
ren, um konfligierende Interessen oder Zielkonflikte von Einzel–
personen und gesellscha>lichen Gruppen zu berücksich@gen (Tradi@on: Wagenlenkerin der Tugenden!) Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Die soziale Dimension prak@scher Weisheit 6 Begriff Prak@sche Weisheit enlaltet sich durch soziales Miteinander und in gesellscha>lichen Beziehungen. Sie gestaltet den Zusammenhang zwischen persönlichen Interessen und Zielen einerseits und Rahmen–
bedingungen in Organisa@on und Gemeinwesen andererseits. Ange–
zielt ist ein von ein von Gemeinsinn und Verantwortung getragenes (Zusammen-­‐) Leben. → Prak@sch weise Personen sind sensibel für Ihr persönliches und gesellscha>liches Umfeld. Sie können die eigenen Handlungen, Interessen und Ziele mit denen anderer Personen verknüpfen. Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 7 Gliederung Räume Praktischer Weisheit
Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Verdrängung Prak@scher Weisheit Zentralismus, Dirigismus und enge ökonomische Steuerung durch Anreize und Compliance Regeln führen zur Erosion von Prak@scher Weisheit (Schwarz/ Sharpe 2010): •  bei Anwälten und Bankern, denen anonymer Weabewerbsdruck und kleinteilige Anreizsteuerung jeden Freiraum nimmt. •  bei Lehrern, denen detaillierte Lernpläne eigenständige Schwerpunktsetzung verbieten. •  bei Richtern, deren Entscheidungsspielräume im Umgang mit jugendlichen Stra>ätern durch poli@sche Vorgaben beschniaen werden Es ist leicht, Handlungsräume Prak@scher Weisheit zu zerstören, aber sehr viel schwieriger, Räume prak@sch klugen Handelns wieder zu eröffnen. Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 8 Kann Prak@sche Weisheit gefördert werden? Prak@sche Weisheit und intrinsische Mo@va@on können nur indirekt gefördert werden: z.B. durch subsidiäre Entscheidungs–
spielräume, ein klar profiliertes professionelles Ethos, Eröffnung von Koopera@onsmöglichkeiten. Neugierde, Achtsamkeit und Wertschätzung Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 9 10 Gliederung Praktische Weisheit im Kontext
spiritueller Traditionen
Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Prak@sche Weisheit im Kontext spiritueller Tradi@onen 11 •  Alle großen spirituellen Tradi@onen haben Weisheitstradi@onen entwickelt •  Diese wachsen in einem Prozess der Umsetzung abstrakter Leitvorstellungen durch Verantwortungsträger in der Praxis •  Prak@sche Weisheit fließt auch in die Gestaltung wirtscha>licher, rechtlicher und poli@scher Rahmenbedingungen ein Kultur/ Anthropologie
Praktische
Weisheit
Religiöse Texte,
Theologie
Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Prak&sche Weisheit spiritueller Tradi&onen Beispiel : Die Formulierung der Prinzipien christlicher Sozialethik in der Industrialisierung Historischer Kontext: Ökonomische Entwicklung und Industrialisierung Prinzipien der Katholischen Soziallehre •  Not der Arbeiter und ihrer !  Engagement Christlicher Unternehmer, Familien, Kinderarbeit, Gewerkscha>ler, Ausbeutung durch Journalisten etc. 72 -­‐ Stundenwoche, !  Inkultura&on keine soziale Sicherung tradi&oneller Werte in neuen Kontext Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 12 13 Personalitätsprinzip Historischer Kontext: •  Instrumentalisierung des Menschen im Früh–
kapitalismus •  Menschenwürde wird Kapitalgütern unter–
geordnet Personalität !  Würde des Menschen als Geschöpf Goaes als Orien@erung auch in der Industriegesellscha> !  Humane Führung Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 14 Solidaritätsprinzip Historischer Kontext: •  Verstädterung und ‘Vermassung’ •  Anonyme und funk@onale Beziehungen •  Individualisierung staa Familiensolidarität Solidarität !  Konzept des Gemein–
wohls !  Soziales Engagement !  Lokalpoli@k Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 15 Subsidiaritätsprinzip Historischer Kontext: Subsidiarität •  Ökonomische !  Betonung von Zentralisie–rung: Solidarnetzwerken Kons@tu@on großer !  Regionale und sektorale Wirtscha>sräume Selbstverwaltung •  Poli@sche Zentralisierung Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 16 Gliederung Soziale Marktwirschaft und Praktische Weisheit
Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Prak&sche Weisheit in der Sozialen MarktwirtschaO •  Einfluss auf die Arbeits-­‐ und Sozialordnung der Bundesrepublik Deutschland: Subsidiärer Auzau des deutschen (Sozial-­‐)staats –  Starke Länder und Kommunen mit Budgetrecht: Verantwortung! –  Sozialsystem an ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ orien@ert: Sozialhilfe kommunal! –  Autonomie der Sozialverbände: bezieht Zivilgesellscha> mit ein (Caritas: Freiwillige hauptamtliche ursprünglich 10:1) Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 17 Prak&sche Weisheit in der Sozialen MarktwirtschaO •  Einfluss auf die Arbeits-­‐ und Sozialordnung der Bundesrepublik Deutschland: Subsidiärer Auzau des deutschen (Sozial-­‐)staats –  Struktur der Bundesanstalt für Arbeit: Trägerscha> der Sozialpartner –  ‚Organisierte Selbstorganisa@on‘ der Wirtscha> Pflichtmit–
gliedscha> in der IHK und duales Ausbildungssystem als ‚Public-­‐Privat-­‐Partnership‘ –  Delega@on staatlicher Autorität an ‚Körperscha>en des öffentlichen Rechts‘: Sozialversicherungsträger, Kirchen, Gewerkscha>en, GKV Spitzenverbände, Wissenscha>s-­‐
organisa@onen etc. (‚miaelbare Staatsverwaltung’ in Selbst-­‐
verwaltung) Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k 18 Prak&sche Weisheit in der Sozialen MarktwirtschaO 19 •  Soziale Marktwirtscha> setzt ausdrücklich auf Unternehmer als Bürger (CSR) und ihre gemeinwohlorien@erte Mitverantwortung im Kontext subsidiärer Entscheidungsfindung! –  Tarifautonomie –  Kammern und Verbände als ordnungspoli@sche Akteure –  duales Ausbildungssystem –  Anhörung bei Gesetzgebungsverfahren (mehrstufig!) –  Selbstregulierung in Branchenverbänden etc. etc. •  ‚implizites CSR‘ (Maaen and Moon 2008) Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Prak&sche Weisheit in der Sozialen MarktwirtschaO 20 •  ‚Soziale Marktwirtscha> ist moralisch voraussetzungsreicher als wir uns das gemeinhin vorstellen‘ (EKD Vorsitzender Engelhard 1997) •  Ethik nicht nur in der Gewinnverwendung, sondern auch in der Gewinnerzielung (CSR!) •  Freiheit in und durch Selbstbindung: freiwillige Befürwortung ordnungsrechtlicher Mindeststandards •  Betrieb als ‚Gemeinscha> von Personen‘ staa bloßer Handelsware am Finanzmarkt (‚commodi@liza@on of companies!‘) Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Prak&sche Weisheit Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! BKU-­‐Abend – 21. Januar 2016 Kluge Unternehmer wirtscha>en nachhal@g. „Prak@scher Weisheit“ schlägt „neoliberale“ Rezepte Prof. Dr. André Habisch, KUE-­‐I, Wirtscha>sfakultät IN wiss. Berater des BKU und der UNIAPAC Prof. André Habisch│ Claudius Bachmann Christliche Sozialethk und Gesellscha>spoli@k Diese Präsentation ist ausschließlich zum privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und
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