Auswirkungen der Regulierungen von Basel III auf die

Auswirkungen der Regulierungen von Basel III auf die Dividendenpolitiken der vier
großen deutschen Banken - ein interpretatorischer Ansatz
Autoren
Florian Worm, Dominik Zabel, Julius Ludewig, Caroline Della Valle,
Stephan Weiher, Philip Daub, Fabian Otto, Sophie Tietze
Vorgelegt am 22.12.2015
Banking, Finance & Strategy Society e.V.i.Gr.
Inhalt
Einleitung ................................................................................................................................................. 3
Methodik ................................................................................................................................................. 3
Einführung in die Basel-Regulierungen ................................................................................................... 4
BIZ und Baseler Ausschuss für Bankenregulierung ............................................................................. 4
Basel I .................................................................................................................................................. 4
Basel II ................................................................................................................................................. 4
Basel III ................................................................................................................................................ 5
Hintergrund der Neuregelung ......................................................................................................... 5
Richtlinien von Basel III.................................................................................................................... 5
Commerzbank ......................................................................................................................................... 7
Deutsche Bank ......................................................................................................................................... 9
UniCredit ............................................................................................................................................... 10
ING Bank ................................................................................................................................................ 12
Fazit ....................................................................................................................................................... 14
Einleitung
Die Insolvenz der Bank Lehman Brothers im Jahre 2008 stellte die gesamte Finanzbranche auf
eine harte Probe. Ansteckungseffekte, auch Dominoeffekte genannt, bedrohten das weltweite
Finanzsystem. Dies war Anlass zur Einführung strengerer Regulierungen für den Bankensektor.
Die vom Baseler Ausschuss vorgeschlagenen Regelungen im Werk „Basel III“, die auf die
bereits formulierten und umgesetzten Vorgänger „Basel I“ und „Basel II“ folgten, sollten den
gesamten Finanzsektor erneut stärken und stabilisieren. In diesem Zuge wurde erstmals auch
das Augenmerk auf die sogenannte makroprudentielle Regulierung von Banken gelegt.
In dieser Arbeit, die ihm Rahmen der Forschungsprojekte der „Banking, Finance & Strategy
Society, entstand, befassen wir uns mit den Auswirkungen eben jener Regulierungen von Basel
III, die über die Capital Requirements Directives (CRD) der Europäischen Union umgesetzt
wurden, auf die Dividendenpolitiken der vier größten deutschen Bankhäuser. Namentlich sind
dies die Deutsche Bank AG, die Commerzbank AG, die ING Bank, als Tochter der
niederländischen ING Group (diese Bank ist nicht deutschen Ursprungs, weitere Ausführungen
dazu im zugehörigen Kapitel) und der UniCredit, die ebenfalls nicht oder nur teilweise
deutschen Ursprungs ist (auch dazu nähere Ausführungen im dazugehörigen Kapitel). Wie
wirken sich die Regulierungen von Basel III auf die Dividendenpolitiken der vier größten
Banken in Deutschland aus? Diese Fragen wollen wir im Rahmen einer Einzelbetrachtung aller
genannten Banken, sowie einem resümierenden und zusammenfügenden Schlussbemerkung
beantworten.
Kapitel 1 enthält eine allgemeine Beschreibung unserer Vorgehensweisen. Da sich
Kommilitonen verschiedenen Studienfortschritts mit dieser Arbeit befasst haben, werden hier
die auftretenden Schwierigkeiten erläutert. Das zweite Kapitel befasst sich sodann mit einer
näheren Einführung in die Regulierungswerke des Baseler Ausschusses und beleuchtet Basel I,
Basel II und insbesondere Basel III, auf welches sich diese Arbeit bezieht. Sodann folgen vier
einzelne Betrachtungen der Dividendenpolitiken der genannten Banken, die alle versuchen die
o.g. Forschungsfrage zu beantworten. Schlussendlich abschließen wird ein Fazit.
Methodik
Beginnend mit einem Überblick über den Ursprung der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) und den Baseler Ausschuss, konzentrieren wir uns im folgenden
Schritt zunächst auf einen Rückblick der vorangegangenen Regularien mit Namen Basel I und
II, bevor wir den Einfluss der Regulierungen von Basel III auf die Ausschüttungspolitik der
explizit gewählten Beispiele für Großbanken in Deutschland analysieren. Im nachfolgenden
Teil führen wir daher eine genaue Erörterung der Dividendenvergabepolitik für die Deutsche
Bank, Commerzbank, UniCredit und die ING-Bank für den Zeitraum von 2005 bis 2014 an.
Um sich dem späteren Zusammenhang verschiedener Ausschüttungsargumente und Basel III
bewusst zu werden, liefern wir zu Beginn eine genaue Übersicht über die wichtigsten
Änderungen der Richtlinien und Anforderungen für Kapital und Liquidität, die Basel III mit
seiner Einführung stellt. Für die genaue Zusammensetzung der Regularien konnten wir dabei
auf Informationen des Bundesfinanzministeriums und der Bundesbank zurückgreifen. Der
Hauptteil unserer Arbeit ist schließlich von der genauen Analyse der Ausschüttungspolitik der
vier gewählten Banken dominiert. Im Vergleich mit den zur Verfügung stehenden
Informationen über die Dividendenzahlungen auf Plattformen wie Yahoo Finance und
Bloomberg sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass nur Jahres- und Geschäftsberichte der
jeweiligen Bank selbst zuverlässige Werte liefern, weshalb sich die Argumente für eine
bestimmte Ausschüttungspolitik hauptsächlich auf diesen Quellen stützen.
Einführung in die Basel-Regulierungen
BIZ und Baseler Ausschuss für Bankenregulierung
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich wurde im Jahre 1930 gegründet. Anlass war
die Abwicklung der Reparationszahlungen Deutschlands nach dem 1. Weltkrieg. Ihre Aufgaben
in der heutigen Zeit sind die Koordination der verschiedenen Zentralbanken untereinander und
die Bildung verschiedener Ausschüsse. Solche sind u.A. der Ausschuss für Zahlungsverkehr
und Marktinfrastruktur, sowie der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht.
Der Baseler Ausschuss wurde 1974 gegründet. Dies war eine Konsequenz des Konkurses der
Herstatt-Bank. Da der Verlust aller Kundeneinlagen drohte, beschlossen die an der BIZ
beteiligten Staaten neue Regelungen für das Eigenkapital von Banken zu treffen, damit die
Sparer nicht durch Spekulationen der Bank betroffen werden können. Die Aufgaben des
Ausschusses sind der Informationsaustausch zwischen den angehörenden Zentralbanken,
Verbesserung der bestehenden aufsichtsrechtlichen Regelungen und die Empfehlung neuer
Richtlinien (Basel I, II und III).12
Basel I
Die ersten Basel-Richtlinien (Basel I) wurden 1988 vom Basler Ausschuss vorgelegt. Da
vermehrt die Banken aufgrund der bestehenden Konkurrenz ihr Eigenkapital zu Gunsten
riskanter Geschäfte vermindert haben, bestand die Befürchtung des Einbrechens der
Eigenkapitalquoten bei den Kreditinstituten. Der Basler Ausschuss stellte dafür die Basel I
Richtlinien auf, um diesem Problem zuvorzukommen. In den Richtlinien wurden Vorgaben
zum
Mindesteigenkapital,
neue
aufsichtsrechtliche
Überprüfungsprozesse
und
Offenlegungspflichten der Kreditinstitute geregelt. Diese Regelungen wurden in über 100
Ländern umgesetzt.3
Basel II
Basel II verschärfte die bestehenden Regelungen von Basel I. Es wurde kritisiert, dass sich die
Vorschriften aus dem ersten Abkommen nicht am tatsächlichen Risiko der Banken orientierten,
weshalb im Jahre 2004 die neuen Basel II Vorgaben eingeführt wurden. In diesen wurden die
bisherigen Anforderungen an das Mindesteigenkapital erhöht, neue Überwachungsprozesse
implementiert und eine erweiterte Offenlegungspflicht der Institute eingebaut. Diese sollten ein
1
Hartmann-Wendels (2010): Bankbetriebslehre, S. 92 f.
Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, Charta, S. 1
http://www.bis.org/bcbs/charter_de.pdf
(abgerufen am 02.12.2015)
3
BIS, History of the Basel Committee
http://www.bis.org/bcbs/history.htm
(abgerufen am 02.12.2015)
2
besseres Bild über das Risikoprofil der Banken eröffnen und so die Möglichkeit zum
frühzeitigen Einschreiten ermöglichen.4
Basel III
Hintergrund der Neuregelung
Die Finanzmarktkrise von 2007 zeigte den Regulatoren die noch zu behebenden Schwächen
der bisherigen Regulierung auf. Banken waren trotz verschärfter Vorgaben zum Teil nicht in
der Lage, Risiken globaler Krisen zu bewältigen. Da es nun auch wieder Auswirkungen auf
Kunden der Banken, sowie auch auf die Steuerzahler der einzelnen Länder gab, verfasste der
Basler Ausschuss ein neuerliches, verbessertes Regelwerk unter dem Namen Basel III. Hiermit
sollten die Risiken auf Bankkunden, Steuerzahler, sowieso das Risiko der Engpässe bei
Kreditvergaben – und somit de facto eine Schwächung des Investitionsvolumens der
Gesamtwirtschaft – vermindert werden.
Richtlinien von Basel III
Basel III besteht aus zwei Säulen. Die erste Säule ist die Kernkapitalanforderung und die zweite
die Anforderungen an die Liquidität des Institutes. Um den Banken eine Übergangszeit zur
Umsetzung der Kernkapitalrichtlinien zu gewähren, wurde die Einführung von Basel III auf
einen Zeitraum von 2013 – 2019 gestreckt.
Kernkapitalanforderungen
Das Kernkapital einer Bank ist in fünf Größen eingeteilt.





4
Hartes Kernkapital:
Besteht aus eingezahltem Kapital, Gewinnvorträgen und offenen Reserven
Weiches Kernkapital:
Dieses besteht zum Großteil aus stillen Einlagen und Schuldverschreibungen
Ergänzungskapital:
Hierbei handelt es sich um offene Verbindlichkeiten gegenüber den Kreditinstituten
(Forderungen der Kreditinstitute gegen Dritte), welche die aufsichtsrechtlichen
Rahmenbedingungen erfüllen
Kapitalerhaltungspuffer:
Der Kapitalerhaltungspuffer soll verhindern, dass das Eigenkapital eines
Kreditinstitutes während einer Krise zu schnell aufgezehrt wird. Dieser Puffer wird de
facto auf die Kernkapitalgrößen aufgeschlagen.
Antizyklischer Kapitalerhaltungspuffer:
Ähnlich wie der Kapitalerhaltungspuffer soll auch der antizyklische
Kapitalerhaltungspuffer Risiken abfangen, in diesem Fall Risiken im Kreditgeschäft der
Banken5
BIS, History of the Basel Committee
http://www.bis.org/bcbs/history.htm
(abgerufen am 02.12.2015)
5
BMF, Einfach erklärt: Was ist Basel III?
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Service/Einfach_erklaert/2010-11-04einfach-erklaert-basel-III-alternativversion.html
(abgerufen am 02.12.2015)
Liquiditätsanforderungen
Die Liquiditätsanforderungen der Banken werden mit zwei neuen Kennzahlen gemessen:


Liquidity Coverage Ratio (LCR)
Mit dieser Kennziffer soll die kurzfristige Liquiditätslage der Banken ermittelt werden.
Mit Hilfe der Kennzahl sichergestellt werden, dass Banken auch bei großen
Barmittelabflüssen 30 Tage liquide sind.6
Net Stable Funding Ratio (NSFR)
Mit den Anforderungen an die NSFR soll eine sichere Struktur des Aktivgeschäftes
(Kreditgeschäftes) sichergestellt werden. Sie errechnet sich aus dem Verhältnis des
vorhandenen Betrags zur Refinanzierung im Verhältnis zu dem benötigten Betrag für
eine Refinanzierung des Aktivgeschäftes.7
Schrittweise Einführung
Um den Banken eine Übergangszeit zum Aufbau der neuen Kapitalreserven zu
ermöglichen, wurde ihnen eine Frist von insgesamt sechs Jahren (2013-2019) vorgegeben.
Innerhalb dieser Frist müssen sie die nötigen Kapitalrücklagen aufbauen.8
(Grafik: IW policy paper 6/2015, S. 8)
6
Bundesbank, Liquiditätskennziffer
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Glossareintraege/L/liquiditaetsdeckungskennziffer.html
(abgerufen am 02.12.2015)
7
Bundesbank, Stabile Finanzierungskennziffer
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Glossareintraege/S/stabile_finanzierungskennziffer.html
(abgerufen am 02.12.2015)
8
Deutsche Bundesbank, Basel III Leitfaden, S. 5
https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Aufgaben/Bankenaufsicht/Basel/bankenaufsicht_base
l3_leitfaden.pdf?__blob=publicationFile
(abgerufen am 02.12.2015)
Commerzbank
Wie haben sich die Regelungen von Basel III zwischen 2005 und 2014 nun bei der
Commerzbank ausgewirkt? Im Gegensatz zur Deutschen Bank hat sich bei der Commerzbank
die Betrachtung der Dividendenausschüttungen im Verhältnis zum Gewinn der Bank, vor und
nach der in 2010 eingeführten Basel III Regelungen, als nicht relevant gezeigt.
Mit den Daten des Eigenkapitals ist es schwer, zu einem Ergebnis zu kommen, da die Definition
des Eigenkapitals komplex ist und diese mehrere Komponenten umfasst wie beispielsweise die
Gewinnrücklagen, die sich aus gesetzlichen Rücklagen, Rücklagen für eigene Aktien und die
sogenannten anderen Rücklagen zusammensetzen. Deswegen ist es sinnvoller, die absolute
Ausschüttungssumme ins Verhältnis zum EBT (earnings before taxes) zu setzen und diese
Kennzahl für den Zeitraum 2005-2014 zu betrachten.
Im Zeitraum von 2005 bis 2014 haben drei Dividendenausschüttungen stattgefunden: 0,50 Euro
pro Aktie in 2005, 0,75 Euro pro Aktie in 2006 und zum letzten Mal im Jahr 2007 mit einem
Betrag von 1,00 Euro pro Aktie.9 2005 beträgt der Gewinn der Commerzbank 1,7 Milliarden
Euro, wovon 328 Millionen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die Werte steigen 2006
weiter und erreichen 2007 einen Betrag von 2,5 Milliarden Euro Gewinn und einen Betrag von
657 Millionen Euro an Dividendenauszahlungen. Die Ergebnisse von 2008 sinken auf 430
Millionen Euro und besonders drastisch im Jahr 2009 mit einem Verlust von 4,6 Milliarden
Euro. 2010 gibt es wieder einen Gewinn mit einem Betrag von 1,3 Milliarden, In den
Folgejahren schwankt der Gewinn allerdings folgendermaßen: Von 2011 bis 2012 steigt der
Betrag von 507.000 Euro auf 905.000 Euro. 2013 sinkt er auf 232.000 Euro und steigt wieder
in 2014 auf 623.000 Euro.10
Die Dividendenrenditen stehen also nicht im Bezug zum Erfolg der Commerzbank. Offen bleibt
jedoch, ob der Ausfall der Dividendenzahlungen einen Zusammenhang mit Basel III hat oder
ob aufgrund der ausgebrochenen Finanzkrise in 2008 beschlossen wurde, dass keine Gewinne
mehr ausgeschüttet werden. Um dies zu beantworten wäre ein Rückblick auf die Finanzkrise
sinnvoll.
Die Finanzkrise Ende des Jahres 2008, auch Subprime-Krise genannt, ist ursprünglich in
Amerika entstanden, weil Banken auf unverantwortliche Weise zu viele Kredite an US Bürger
vergeben haben, die eine schlechte Bonität hatten und nicht in der Lage waren, ihre Schulden
zuzüglich hoher Zinsen zurückzuzahlen. Da diese Kredite meist für die Finanzierung eines
Eigenheimes genommen wurden, kann man für Banken durchschnittlich 250 000 Dollar
Forderungen pro Haushalt annehmen, die von den Kreditnehmern nicht beglichen werden
konnten und dadurch zu einem dramatischen Verlust bei den Banken geführt haben. Die
9
Commerzbank: Dividende
https://www.commerzbank.com/de/hauptnavigation/aktionaere/aktie/dividende/dividende.html
(abgerufen am 14.12.2015)
10
Finanzen.net, Commerzbank Bilanz und GuV
http://www.finanzen.net/bilanz_guv/Commerzbank
(abgerufen am 14.12.2015)
Bankenregulierung sorgte dafür, dass Banken bei den Kreditvergaben sehr sorgsam vorgehen11
sowie für eine deutliche Anhebung des von den Banken zu haltenden Eigenkapitals.12
Um sich den Anforderungen von Basel III anzupassen, hat die Commerzbank bis 2012
verschiedene Maßnahmen geplant und auch erfüllt: Zunächst sollte die Risikoaktiva gemäß der
aktuellen Planung um weitere rund 17 Milliarden Euro deutlich reduziert werden. Außerdem
sollten durch ein effizientes Kapitalmanagement regulatorische Kapitalabzüge für
Verbriefungspositionen deutlich verringert werden und schließlich sollten die Gewinne aus
dem ersten und zweiten Quartal des Jahres 2012 zur Stärkung des Eigenkapitals verwendet
werden, was ein expliziter Grund für den Ausfall der Dividendenauszahlungen wäre.13
Seit der Finanzkrise haben die regulatorischen Anforderungen von Basel III zugenommen, doch
die Commerzbank hat die geforderte Kapitalerhöhung erzielt und sogar ihre Kreditvergabe
erhöht. Markus Beumer, Mitglied im Vorstand der Commerzbank sagte dazu, dass sich „im
Jahr 2011 [die Commerzbank] trotz Umsetzung der Maßnahmen zur Stärkung [ihrer]
Kapitalbasis beispielsweise in Deutschland das an mittelständische Unternehmen ausgereichte
Kreditvolumen insgesamt erhöht [hat]".14
Das Bestehen des Stresstests der Commerzbank in 2010 hat zwar keinen direkten
Zusammenhang mit ihrem Gewinn, allerdings ist es ein deutliches Zeichen ihrer Stabilität und
Stressresistenz, was wiederum zu einer weiteren positiven Entwicklung der Bank führen kann.
Nun sind nämlich die Risiken reduziert, was in den Jahren 2008 und 2009 nicht der Fall
gewesen ist und die Commerzbank kann beweisen, dass sie trotz der schwierigen Bedingungen
gut aufgestellt und auch zukünftig gesichert ist.15
Der Ausfall der Dividendenausschüttungen seit 2008 sagt also nichts über den Gewinn der Bank
aus, lässt sich aber dadurch begründen, dass die Gewinne der Commerzbank direkt dem
Kernkapital zufließen, um die Kapitalbasis zu stärken und um die Basel III Regelungen
anzuwenden. Basel III sowie die Finanzkrise haben also im Zeitraum von 2005 bis 2014 in der
Ausschüttungspolitik eine wichtige Rolle gespielt.
11
Bundeszentrale für politische Bildung, Die Subprime-Krise in den Vereinigten Staaten
http://www.bpb.de/politik/wirtschaft/finanzmaerkte/55766/subprime-krise?p=all
(abgerufen am 14.12.2015)
12
Bundeszentrale für politische Bildung, Regulierung der Finanzkrise
http://www.bpb.de/politik/wirtschaft/finanzmaerkte/65435/regulierung-der-finanzmaerkte?p=all
(abgerufen am 14.12.2015)
13
Commerzbank, IR-Nachrichten vom 19.01.2012
https://www.commerzbank.de/de/hauptnavigation/aktionaere/service/archive/irnachrichten_1/2012_7/ir_nachrichten_detail_12_3532.html
(abgerufen am 19.12.2015)
14
Commerzbank, IR-Nachrichten vom 19.01.2012
https://www.commerzbank.de/de/hauptnavigation/aktionaere/service/archive/irnachrichten_1/2012_7/ir_nachrichten_detail_12_3532.html
(abgerufen am 19.12.2015)
15
Commerzbank, IR-Nachrichten vom 23.07.2010
https://www.commerzbank.de/de/hauptnavigation/aktionaere/service/archive/irnachrichten_1/2010_4/ir_nachrichten_detail_10_2814.html
(abgerufen am 19.12.2015)
Deutsche Bank
Dass Regulierungsmaßnahmen im Finanzsektor notwendig sind, ist spätestens durch die
Finanzkrise gezeigt worden. Sowohl die enorme Marktmacht systemrelevanter Banken, als
auch deren hohe Komplexität hinsichtlich ihrer Unternehmensstruktur und ihrer Bilanz sind
zwei große Risikofaktoren für die gesamte Wirtschaft. Bei Insolvenzgefahr oder im
tatsächlichen Insolvenzfall können diese die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden.
Diese Gefahr ist durch die Lehman-Pleite im Jahr 2008 verdeutlicht worden. Daher ist die
Einführung strengerer Regulierungen und Vorschriften in Bezug auf die Eigenkapital- und die
Liquiditätsausstattung eben dieser systemrelevanten Banken notwendig. Die Frage, welche erst
retrospektiv beantwortet werden kann, ist, welchen Einfluss Basel III tatsächlich auf die
Ausschüttungspolitik der großen deutschen Banken hat. Im Folgenden wird die Deutsche Bank,
welche mit einer Bilanzsumme von rund 1,7 Billionen Euro (Stand 31.12.2014)16 die größte
deutsche Bank ist, dahingehend untersucht, wie sich ihre Ausschüttungspolitik mit der
Einführung von Basel III verändert hat. Betrachtet wird hierbei der Zeitraum 2005 bis 2014.
Die Dividendenzahlungen pro Aktie für die Geschäftsjahre 2005 bis 2007 variieren in ihrer
absoluten Höhe und liegen zwischen 2,50 € und 4,50 €17. Betrachtet man jedoch das relative
Verhältnis des Ausschüttungsbetrages pro Aktie und dem Gewinn pro Aktie stellt man fest,
dass der prozentuale Anteil der Dividende am Gewinn pro Aktie immer zwischen 30,05% und
32,81% liegt und somit ein klares Niveau zu erkennen ist. Nach dem Geschäftsjahr 2007 ist ein
deutlicher Schnitt in der Dividendenpolitik der Deutschen Bank zu erkennen. Durch die
Auswirkungen der Finanzkrise wird ein Jahresfehlbetrag von rund 3,89 Mrd. € ausgewiesen.
Dennoch wird ein Betrag von 0,50 € pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet. Diese Dividende
wird im Jahresbericht von 2008 als Zeichen der Zuversicht in die Zukunft und der Verpflichtung
gegenüber den Aktionären der Deutschen Bank beschrieben.18
Für das Geschäftsjahr 2009 wurde eine Ausschüttung von 0,75 €19 je Aktie beschlossen. Die
moderate Erhöhung um 0,25 € je Aktie erklärt die Geschäftsführung damit, dass trotz des
schwierigen Umfeldes nach der Finanzkrise und der dadurch hervorgerufenen Diskussionen
über neue Regulierungsmaßnahmen ein gutes Ergebnis erzielt worden sei, und dass die
Aufstockung der Eigenkapitalbasis im Vordergrund stehe. Gleichzeitig wolle man die
Privataktionäre aber berücksichtigen.20 Im Geschäftsjahr 2010 bleibt die Dividende je Aktie
unverändert gegenüber dem Vorjahr. Jedoch ist die Bardividende mit 697 Mio. € höher als die
des Vorjahres mit 466 Mio. €21.Grund hierfür ist eine Kapitalerhöhung um 10,2 Mrd. € Als
Grund für die Kapitalerhöhung wird im Geschäftsbericht 2010 zum einen die Übernahme der
Deutschen Postbank AG aufgeführt22. Zum anderen wird erläutert, dass der Dividende von 0,75
€ ein um knapp 50% stärkeres Eigenkapital zugrunde liegt, um den steigenden
Eigenkapitalanforderungen an Banken gerecht werden zu können23. Die Kapitalerhöhung mit
dieser Begründung zeigt zwar den Einfluss von Basel III auf die Geschäftspolitik, jedoch ist
keine Restriktion in der Ausschüttungspolitik zu erkennen.
16
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2014, Seite 351
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2010, Seite 63
18
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2008, Seite 5
19
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2010, Seite 63
20
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2009, Seite 27
21
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2010, Seite 291
22
Ebd., Seite 37
23
Ebd., Seite 38
17
Im Geschäftsbericht 2011 wird der Einfluss der Regulierungsmaßnahmen auf die
Ausschüttungspolitik deutlich sichtbar. Die unveränderte Dividende von 0,75 € pro Aktie wird,
trotz des Zuwachses des Ergebnisses vor Steuern von 3,975 Mrd. € (2010) auf 5,390 Mrd. €
(2011), mit den erhöhten Eigenkapitalstandards begründet. Der im Vergleich zum Vorjahr
prozentual geringere Ausschüttungsbetrag hilft der Bank die Tier-1-Kernkapitalquote von 8,7%
auf 9,5% zu heben und somit vorzeitig die durch Basel 2.5 geforderten, aber noch nicht
bindenden 9% zu überschreiten. Die Bank sei durch diese Maßnahme gut auf die kommenden
Basel III Anforderungen vorbereitet.24
Die konstante Dividende für 2012 wird mit der für das Geschäftsjahr 2011 erläuterten Erklärung
begründet.25 Auffällig ist jedoch, dass der Gewinn je Aktie mit 0,25 € wesentlich geringer ist
als die Dividende. Das relative Verhältnis von Ausschüttung und Gewinn pro Aktie beträgt, bei
einem Gewinn vor Steuern von 784 Mio. €, 300%.26 Dieses hohe relative Verhältnis zwischen
Ausschüttung und Gewinn pro Aktie kann sowohl als positives Zeichen für die bestehenden
Aktionäre, als auch als Werbung für neue Investoren interpretiert werden, da im Juli 2011
bekannt gegeben wurde, dass zum 01. Juni 2012 Anshu Jain und Jürgen Fitschen als
Doppelspitze die Führung der Deutschen Bank von Josef Ackermann übernehmen werden.27
In den Geschäftsjahren 2013 und 2014 wurde die Dividende ebenfalls unverändert bei 0,75 €
belassen. Gleichzeitig wurden zur weiteren Stärkung der Eigenkapitalbasis zwei weitere
Kapitalerhöhungen in Höhe von 2,96 Mrd. € (2013)28 und 1,75 Mrd. € (2014)29 durchgeführt.
Dass Basel III Auswirkungen auf die Geschäftspolitik der Deutschen Bank hat und auch
zukünftig
haben wird, ist offensichtlich und im Zuge der Regulierungsmaßnahmen auch
nicht zu vermeiden. Ein direkter Einfluss auf die Ausschüttungspolitik ist jedoch nicht deutlich
zu erkennen. Durch die erhöhten Eigenkapitalanforderungen ist der Vorstand in der
Gewinnausschüttung zwar restringiert, aber man sieht im Jahr 2012, dass trotz eines sehr
geringen Gewinns pro Aktie eine gleichbleibend hohe Dividende ausgeschüttet wird. Daraus
kann abgeleitet werden, dass die Dividendenpolitik ein von der BASEL-Regulierung
unabhängiges Instrument zu sein scheint, dass von Bankenseite genutzt wird, um das Vertrauen
der Kunden zu stärken.
UniCredit
Zu den größten deutschen Universalbanken zählt auch die Unicredit Bank AG, besser bekannt
unter ihrem vormaligen Namen Hypovereinsbank, welcher heute noch als ihr Markenname
fortbesteht. Hierbei handelt es sich für den gesamten Untersuchungszeitraum um einen
Tochterkonzern der italienischen Unicredit S.p.A.30 Da die Unicredit Bank AG seit 2009 im
Falle eines Bilanzgewinns diesen komplett an das Mutterunternehmen Unicredit S.p.A.
ausschüttet, haben ihre Dividendenausschüttungen keine Aussagekraft für diese Untersuchung.
24
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2011, Seite 38
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2012, Seite 36
26
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2012, Seite 65
27
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2011, Seite 23
28
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2013, Seite 38
29
Deutsche Bank, Geschäftsbericht 2014, Seite 35f.
30
Vgl. UniCredit, HypoVereinsbank wird Mitglied der UniCredit Group
http://geschichte.hypovereinsbank.de/export/sites/history.hypo/de/von-hvb-zu-unicredit/dasentscheidungsjahr-2005.html, abgerufen am 06.12.2015
25
Um die Unicredit Bank AG als wichtige deutsche Großbank nicht auszublenden, betrachten wir
hier die Dividendenpolitik der Unicredit Group, welche 2014 immerhin etwa ein Sechstel ihres
Umsatzes in Deutschland erzielte.31
Kennzahlen
Unicredit
Dividende/Aktie (€)
Ausschüttungssumme (Mio. €)
Ergebnis vor Steuern
(EBT, Mio. €)
Ausschüttungssumme/EBT (%)
Ausschüttungssumme/Eigenkapital
(%)
Kernkapitalquote
(CET1, %)
Gezeichnetes Kapital
(Mio. €)
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
0,22
2.276
0,24
2.486
0,26
3.431
0,00
0,5
0,03
550
0,03
550
0,00
0
0,09
512
0,10
570
0,12
697
4.068
7.862
9.207
-7.111
-401
-15.318
3.679
31,62
37,27
25,29
0
-127,65
-3,72
18,94
5,82
5,82
5,49
0,00
2.92
3
18,8
2
0,87
2.175
55,95
4.99
5
0,01
0,81
0,00
0,77
1,14
1,32
5,33
5,82
5,83
6,58
8,47
8,58
8,40
10,84
9,60
10,26
5.195
5.219
6.683
6.68
4
8.39
0
9.649
12.14
8
19.648
19.655
19.906
Wie aus dieser Tabelle hervorgeht32, schüttete die Unicredit bis 2007 eine stetig steigende
Dividendensumme aus, die konstant etwa zwischen einem Drittel und der Hälfte des
Vorsteuergewinns betrug. Im Jahr 2008 wurde die Dividende trotz Milliardengewinns quasi
gestrichen. In den Folgejahren erreichte die Unicredit weder den Gewinn noch die Dividende
betreffend auch nur annähernd Vorkrisenniveau. Die Ausschüttungssumme hat sich nach
Jahren zwischen kleineren Gewinnen und schweren Milliardenverlusten auf ein gemäßigtes,
seit 2012 leicht ansteigendes Niveau eingependelt. Das Verhältnis der Ausschüttung relativ
zum Eigenkapital zeigt die Entwicklung noch deutlicher. Wurden bis 2007 noch über 5% des
Eigenkapitals ausgeschüttet, so war es in den Folgejahren bis heute konstant lediglich nahe 1%.
Ob die Regularien von Basel III direkten Einfluss auf die Dividendenausschüttung genommen
haben, ist nicht sicher zu beantworten. Eine starke zeitliche Korrelation besteht jedoch
durchaus, da die Ausschüttungen seit der Verabschiedung von Basel III auf niedrigem Niveau
verharren. Allerdings haben sicher auch insbesondere die Milliardenverluste 2011 und 2013 die
Konzernleitung zu einer vorsichtigeren Dividendenpolitik verleitet bzw. gezwungen. Für die
Verluste dieser Jahre sind hauptsächlich konzernspezifische Ursachen wie Abschreibungen auf
Beteiligungen, faule Kredite oder italienische Staatsanleihen ursächlich.33
Interessanterweise wurde 2012 und 2013 trotz Vorsteuerverlusten eine Dividende
ausgeschüttet, welche nach dem Milliardenverlust 2011 noch ausgefallen war. Dies könnte ein
Signal sein, die Aktionäre nach schwerwiegenden Kapitalerhöhungen besänftigen und
31
Vgl. UniCredit, Country by Country Reporting
https://www.unicreditgroup.eu/en/investors/financial-reports/2014/country-by-country-reporting---atdecember-31--2014.html, abgerufen am 06.12.2015
32
UniCredit, Historical Figures
https://www.unicreditgroup.eu/en/investors/share-information/historical-figures.html
(abgerufen am 16.12.2015)
33
Manager Magazin, Unicredit schöpft nach Desaster wieder Mut
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/banken/a-824085.html, abgerufen am 06.12.2015
potentielle Investoren nicht abschrecken zu wollen. Denn die große Kapitalerhöhung 2012,
welche die Einhaltung der vorgeschriebenen Kernkapitalquote zum Ziel hatte, fiel schwach aus.
Das Ergebnis war ein scharfer Kurseinbruch.34
Die Unicredit schlug einen Mittelweg ein, indem sie zwei Mal die Dividende bei Unsicherheit
oder Misserfolg für ein Jahr aussetzte. Diese über mehrere Jahre zu streichen, wagte sich die
Konzernführung dann allerdings nicht. Andererseits waren die Ausschüttungen aus absoluter
wie relativer Sicht dennoch nicht sonderlich ergiebig.
Festzuhalten bleibt, dass die Anforderungen von Basel III sicher eine Ursache für die
zurückhaltende Dividendenpolitik sind. Kausalität ist angesichts weiterer gewichtiger Faktoren
wie der noch nicht verschwundenen Krisensymptome gerade in Italien und der hohen Summe
fauler Kredite jedoch nicht anzunehmen. Die Unicredit hat die Anforderungen von Basel III
primär mit Kapitalerhöhungen und „Bilanzbereinigung“35 erfüllt. Goldene Zeiten für Aktionäre
der Unicredit gehören wohl der Vergangenheit an.
ING Bank
Jahr Ergebnis vor
Steuern (Mio. €)
2005 4.876
2006 5.024
2007 4.454
533
2008
500
2009
2010 5.983
2011 5.299
2012 4.543
2013 4.233
2014 3.855
34
Dividende/Aktie
(€)
1,51
3,87
2,80
9,14
0,00
0,43
6,45
4,57
6,35
2,63
Ausschüttung gesamt
(Mio. €)
701
1.800
1.300
4.250
0
2.000
3.000
2.125
2.955
1.225
Tier 1 Ratio
(Kernkapitalquote)
7,32%36
7,63%37
7,39%38
9,32%39
10,23%40
12,25%41
11,69%42
14,35%43
13,53%44
13,29%45
Vgl. Telebörse, UniCredit stolpert
http://www.teleboerse.de/aktien/UniCredit-stolpert-article5169041.html, abgerufen am 06.12.2015
35
Handelsblatt, 14 Milliarden Verlust für Unicredit
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/italiener-raeumen-auf-14-milliardenverlust-fuer-unicredit/9602128.html, abgerufen am 06.12.2015
36
ING Bank, Annual Report 2005, S. 11, 12, 52
37
ING Bank, Annual Report 2006, S. 11, 67
38
ING Bank, Annual Report 2007, S. 11, 112
39
ING Bank, Annual Report 2008, S. 13, 125
40
ING Bank, Annual Report 2009, S. 13, 133
41
ING Bank, Annual Report 2010, S. 15, 134
42
ING Bank, Annual Report 2011, S. 17, 140
43
ING Bank, Annual Report 2012, S. 19, 170
44
ING Bank, Annual Report 2013, S. 19, 205
45
ING Bank, Annual Report 2014, S. 21, 204
Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass die ING Groep N.V. als Muttergesellschaft für die
ING Bank und die ING Versicherung agiert46, wobei in meiner Ausarbeitung nur die Analyse
der ING Bank von Bedeutung ist. Daraus lässt sich schließen, dass Ereignisse und
Veränderungen innerhalb der ING Groep auch Auswirkungen auf die Geschäftspolitik der ING
Bank haben.
In den Jahren 2005 bis 2007 zeigt sich nur eine geringe Schwankung des Ergebnisses vor
Steuern. Auch die Kernkapitalquote bewegt sich lediglich zwischen 7,32% im Jahr 2005 und
7,39% im Jahr 2007.
In den Jahren 2007 und 2008 zeigt sich eine erhebliche Änderung des Ergebnisses vor Steuern.
Dieses sinkt von 4.454 Mio. € im Jahr 2007 auf einen Wert von 533 Mio. € im Jahr 2008. Dieser
starke Rückgang resultiert aus der Finanzkrise. Ende 2008 musste ING aufgrund der
Finanzkrise mit 10 Milliarden Euro vom Staat gestützt werden47. Im Gegensatz dazu ist die
Dividende je Aktie im Jahr 2008 mit einem Wert von 9,14€ sehr hoch. Diese ist jedoch mit dem
Ergebnis aus 2007 ins Verhältnis zu setzen.
Aus dem Rückgang des Ergebnisses im Jahr 2008 resultiert wiederum, dass im Jahr 2009 keine
Dividende ausgeschüttet wurde. Das führte dazu, dass sich die Kernkapitalquote um 0,91 %
von 2008 bis 2009 erhöht.
Trotz der einbehaltenen Gewinne sinkt das Ergebnis vor Steuern von 2008 bis 2009 um 33
Millionen Euro. Dieser Rückgang im Jahr 2009 ist vor allem auf die teilweise Rückzahlung der
Staatshilfen aus dem Jahr 2008 zurückzuführen48.
Ende 2009 führte die ING Groep eine Kapitalerhöhung im Wert von 7,5 Milliarden durch. Die
Kapitalerhöhung sollte unter anderem auch dazu beitragen, die Staatshilfen zurückzuzahlen49.
Durch die Kapitalerhöhung stieg auch das Ergebnis vor Steuern im Jahr 2010 auf 5.983 Mio. €
an.
Im Jahr 2013 musste sich der niederländische Konzern ING auf Druck der Europäischen
Kommission aufspalten. Dabei wurden das Bank- und das Versicherungsgeschäft voneinander
getrennt. Ziel war es, das Risiko zu verringern und das Geschäft des Konzerns zu minimieren50.
46
ING- Unser Unternehmen
http://www.ingbank.de/de/ueber-uns/unser-unternehmen, abgerufen am 08.12.15
47
Manager Magazin, EU-Auflage sorgt für rote Zahlen,
http://www.manager-magazin.de/finanzen/artikel/a-678371.html, abgerufen am 08.12.15
48
ING - ING completes rights issue and State repayment
http://www.ing.com/Newsroom/All-news/Press-releases/PR/ING-completes-rights-issue-and-Staterepayment.htm, abgerufen am 08.12.15
49
Finanzen.net – ING gibt Details zu Kapitalerhöhung bekannt
http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/ING-gibt-Details-zu-Kapitalerhoehung-bekannt-708291, abgerufen
am 08.12.15
50
Süddeutsche Zeitung, ING zerschlägt sich selbst
http://www.sueddeutsche.de/geld/auf-druck-der-eu-ing-zerschlaegt-sich-selbst-1.145043, abgerufen am
08.12.15
Die vollständige Rückzahlung der Staatshilfen erfolgte im Jahr 201451.
Zusammenfassend lassen sich keine Auswirkungen von Basel III auf die Dividende bzw. auf
das Ergebnis vor Steuern erkennen. Dies wird unter anderem auch dadurch bestätigt, dass die
Kernkapitalquote schon seit 2005 die Mindestanforderungen nach Basel III (6%) erfüllt und
deshalb kein Kapital zur Steigerung der Kernkapitalquote einbehalten werden musste. Die
Schwankungen innerhalb der Kennzahlen sind auf die oben genannten Ursachen
zurückzuführen.
Fazit
Bringt man nun die Analysen der Auswirkung der Regulierungsmaßnahmen um BASEL III auf
die Dividendenpolitik der vier größten deutschen Banken zusammen, so ergibt sich ein
gemischtes Bild. Während bei der Commerzbank ein klarer Einfluss des Regulierungspakets
erkennbar wird, da die Bank nach dessen Einführung gänzlich auf die Ausschüttung von
Dividenden verzichtete, um die Gewinne in voller Höhe dem Kernkapital zufließen zu lassen,
tritt dieser Effekt bei den anderen drei untersuchten Banken nicht so deutlich hervor. Bei der
UniCredit ist wenigstens noch ein gewisser Zusammenhang zwischen dem deutlichen
Rückgang der Dividendenzahlungen und den verstärkten Regulierungsmaßnahmen zu
vermuten; dass die Höhe der Dividendenausschüttungen sowohl absolut als auch relativ zum
Gewinn jedoch allein wegen der Regulierungsmaßnahmen um BASEL III derart deutlich
zurückgegangen ist, ist angesichts der Risiken, der sich die Bank ausgesetzt sah – man bedenke
hier vor allem die Finanzkrise und die hohe Summe fauler Kredite – zu bezweifeln. Im Falle
der ING Bank und der Deutschen Bank ist sogar ganz grundsätzlich kein Zusammenhang der
Dividendenpolitik und des Regulierungspakets BASEL III erkennbar. Dies zeigt sich besonders
deutlich bei der Deutschen Bank, die ihren Anteilseignern im Jahr 2012 trotz der
Regulierungsanforderungen und einem schlechten Ergebnis, eine Dividende zahlte, die um
300% höher war, als der Gewinn pro Aktie.
Zusammenfassend lässt sich somit schlussfolgern, dass die Auswirkungen der BASEL III
Regulierung auf die Dividendenpolitik der vier größten deutschen Banken je nach Kreditinstitut
ganz unterschiedlich waren. Zu erklären ist dies insbesondere damit, dass die verschiedenen
Banken vor Bekanntwerden von BASEL III ganz unterschiedlich mit Kernkapital ausgestattet
waren. Während beispielsweise die ING Bank bereits seit 2005 die von BASEL III geforderte
Kernkapitalquote von 6% erfüllte, mussten im Falle der Commerzbank Gewinne einbehalten
werden, damit diese Quote erfüllt werden konnte.
Um die Effekte der BASEL III Regulierung auf die Geschäftstätigkeit der Banken zu
analysieren, stellt sich rückblickend die Höhe der Dividendenzahlungen – auch zum Gewinn
ins Verhältnis gesetzt – als nur bedingt geeignete Kennzahl heraus. Für eine weitergehende
Untersuchung des oben genannten Zusammenhangs würde es sich daher anbieten, die
verschiedenen Politiken der Banken genauer anzusehen. In einem qualitativen Ansatz könnte
so – zum Beispiel durch die Führung von Befragungen der für die Politiken Verantwortlichen
– ein Eindruck über die genauen Intentionen gewonnen werden. Warum wurde bei der
Deutschen Bank eine Dividende von 300% des Gewinns ausgeschüttet? Was genau brachte das
51
Die Welt, ING zahlt Staatshilfe voll zurück, steigert den Quartalsgewinn
http://www.welt.de/newsticker/bloomberg/article134006570/ING-zahlt-Staatshilfe-voll-zurueck-steigert-denQuartalsgewinn.html, abgerufen am 08.12.15
Management der Commerzbank dazu, den Gewinn vollends einzustellen und nicht als
Dividenden auszuschütten? Durch die einfache Betrachtung von Sekundärdaten ist eine solche,
tiefergehende Analyse kaum möglich. Die konkrete und intensive Beobachtung und
retrospektive Beurteilung der einzelnen Politiken hingegen – ohne etwaige Vergleiche mit
anderen Banken – könnte interessante Aufschlüsse bringen.