Agora Energiewende

Die Rolle von IKT in einem Strommarkt mit
immer mehr Erneuerbaren Energien
Megatrends und Handlungsfelder
DR. PATRICK GRAICHEN | 23.06.2015, FAZ-ZUKUNFTSFORUM
Agora Energiewende – wer sind wir?
19 Fachleute für Energiepolitik mit breiter Erfahrung
Berlin, 23.06.2015
→
Denk- und Politikwerkstatt mit der
Mission die Energiewende zu einem
Erfolgsmodell zu machen
→
Dialog und wissenschaftliche Expertise
→
Projekt der Stiftung Mercator und
European Climate Foundation mit
Finanzierung 2012-2017
→
Unabhängig und überparteilich
2
Rat der Agora
Rainer Baake
Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer
Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Ratsvorsitzender, Direktor des IASS
Forschung
Bundespolitik
Jochen Flasbarth
Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bauen
und Reaktorsicherheit
Hildegard Müller
Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes
der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW)
Energiewirtschaft
Stadtwerke
Franz Untersteller
Lothar Schulze
Mitglied der Geschäftsführung der Windwärts
Energie GmbH
Landespolitik
Erneuerbare
Energien
Christian Pegel
28 Mitglieder
Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung
Mecklenburg-Vorpommern
Stromintensive
Unternehmen
Dr. Martin Iffert
Europäische
Union
Vorstandsvorsitzender der Trimet Aluminium AG
Netzbetreiber
Boris Schucht
Vorsitzender der Geschäftsführung der
50Hertz Transmission GmbH
Minister für Umwelt, Klima und Energie-wirtschaft BadenWürttemberg
Verbraucherschutz
Bundesbehörden
Umweltverbände
Mechthild Wörsdörfer
Direktorin, Generaldirektion Energie, EU-Kommission
Gewerkschaften
Jochen Homann Präsident der
Bundesnetzagentur
Michael Vassiliadis
Vorsitzender der IGBCE
Berlin, 23.06.2015
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Zentrale Trends im Strommarkt der
nächsten Jahre
Berlin, 23.06.2015
4
1. Die Kosten von Wind- und Solarstrom sinken weiter…
Stromgestehungskosten bei Neu-Investitionen
Berlin, 23.06.2015
→
Stromgestehungskosten sinken von
derzeit 6-9ct/kWh für Wind Onshore und
8-9ct/kWh für PV auf 4-7ct/kWh für Wind
und PV in den nächsten 10-15 Jahren
→
Selbst unter Berücksichtigung von
Integrationskosten werden die
Erneuerbaren Energien auf Augenhöhe
mit den Konventionellen sein
→
In Ländern mit hohem Wind- und
Solardargebot sind Erneuerbare dann
deutlich günstiger als andere
Stromerzeugungsoptionen
→
Umbau hin zu einem Stromsystems mit
hohen Anteilen Erneuerbarer Energien
deswegen unabhängig von politischen
Konstellationen
5
…und die Stromerzeugung der Erneuerbaren Energien steigt
laut Ausbaukorridor der Bundesregierung auf 40-45% bis 2025
und 55-60% bis 2035…
Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien 2000-2035
→
Stromgestehungskosten sinken von
derzeit 6-9ct/kWh für Wind Onshore und
8-9ct/kWh für PV auf 4-7ct/kWh für Wind
und PV in den nächsten 10-15 Jahren
→
Selbst unter Berücksichtigung von
Integrationskosten werden die
Erneuerbaren Energien auf Augenhöhe
mit den Konventionellen sein
→
In Ländern mit hohem Wind- und
Solardargebot sind Erneuerbare dann
deutlich günstiger als andere
Stromerzeugungsoptionen
→
Umbau hin zu einem Stromsystems mit
mindestens 80 Prozent Erneuerbaren
Energien deswegen unabhängig von
politischen Konstellationen
AGEB 2015, ab 2015: Eigene Berechnungen auf Basis von NEP 2015 (Szenario B1)
Berlin, 23.06.2015
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…und dies gilt auch weltweit.
Globale Investitionen in Stromerzeugungstechnologien
→
Stromgestehungskosten sinken von
derzeit 6-9ct/kWh für Wind Onshore und
8-9ct/kWh für PV auf 4-7ct/kWh für Wind
und PV in den nächsten 10-15 Jahren
→
Selbst unter Berücksichtigung von
Integrationskosten werden die
Erneuerbaren Energien auf Augenhöhe
mit den Konventionellen sein
→
In Ländern mit hohem Wind- und
Solardargebot sind Erneuerbare dann
deutlich günstiger als andere
Stromerzeugungsoptionen
→
Umbau hin zu einem Stromsystems mit
mindestens 80 Prozent Erneuerbaren
Energien deswegen unabhängig von
politischen Konstellationen
IRENA, REN 21
Berlin, 23.06.2015
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2. Energieeffizienz setzt sich durch.
Entwicklung von Bruttostromverbrauch und Bruttoinlandsprodukt
→
In Industrie und Politik hat sich Energieund Ressourceneffizienz als zentrales
Paradigma für Produkte, Anlagen und
Produktionsprozesse durchgesetzt
→
Jede neue Produkt- und
Anlagengeneration ist effizienter als die
alte, durch Investitionszyklen deswegen
stetiger Effizienzeffekt
→
Kaum Rebound-Effekte erkennbar, eher
sinkende Stromnachfrage in Deutschland
und Europa
→
Steigerung der Stromnachfrage insofern
nur durch zusätzlichen Verbrauch in
angrenzenden Sektoren (Wärme und
Verkehr)
(indexiert, 1990=100)
Eigene Berechnungen auf Basis AGEB 2015 und Statistisches Bundesamt 2015
Berlin, 23.06.2015
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2. Energieeffizienz setzt sich durch.
Lampen im Vergleich
Glühlampe: 10 lm/W
(60 Watt für 600 Lumen)
Berlin, 23.06.2015
Energiesparlampe: 60-80
lm/W
(8-10 Watt für 600
Lumen)
→
In Industrie und Politik hat sich Energieund Ressourceneffizienz als zentrales
Paradigma für Produkte, Anlagen und
Produktionsprozesse durchgesetzt
→
Jede neue Produkt- und
Anlagengeneration ist effizienter als die
alte, durch Investitionszyklen deswegen
stetiger Effizienzeffekt
→
Kaum Rebound-Effekte erkennbar, eher
sinkende Stromnachfrage in Deutschland
und Europa
→
Steigerung der Stromnachfrage insofern
nur durch zusätzlichen Verbrauch in
angrenzenden Sektoren (Wärme und
Verkehr)
LED: 60-140 lm/W
(4 -10 Watt für 600
Lumen)
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3. Flexibilität wird zum zentralen Paradigma des Stromsystems
Stromerzeugung 2022, Simulation basierend auf Wetterdaten von 2011
GW
GW
Anfang April (KW 14)
80
80
60
60
40
40
20
20
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Das Stromsystem der Zukunft wird von
stark schwankender, wetterabhängiger
Stromerzeugung geprägt
→
Das gesamte Stromsystem muss
deswegen flexibel werden
→
Flexible fossile Kraftwerke,
Biomassekraftwerke, Nachfrage, Powerto-X-Anlagen und Speicher reagieren auf
Wind- Und Solarstromerzeugung
→
Im Strommarkt und bei den
Systemdienstleistungen ist deswegen ein
technologieneutraler Wettbewerb
zwischen allen Flexibilitätsoptionen
entscheidend
Ende November (KW 47)
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
Stromnachfrage
Fossile Kraftwerke
Wind Onshore/Offshore
Photovoltaik
Wasser
Biomasse
Eigene Darstellung basierend auf Agora Energiewende (2012)
Berlin, 23.06.2015
→
So
10
3. Flexibilität wird zum zentralen Paradigma des Stromsystems
Residuallast in einer Beispielwoche im Februar 2022
Eigene Darstellung basierend auf Agora Energiewende (2012)
Berlin, 23.06.2015
→
Das Stromsystem der Zukunft wird von
stark schwankender, wetterabhängiger
Stromerzeugung geprägt
→
Das gesamte Stromsystem muss
deswegen flexibel werden
→
Flexible fossile Kraftwerke,
Biomassekraftwerke, Nachfrage, Powerto-X-Anlagen und Speicher reagieren auf
Wind- Und Solarstromerzeugung
→
Im Strommarkt und bei den
Systemdienstleistungen ist deswegen ein
technologieneutraler Wettbewerb
zwischen allen Flexibilitätsoptionen
entscheidend
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4. Dezentrale Erzeugung ergänzt als neues Strukturmerkmal
die zentralen Strukturen
Anzahl von Windenergie- (rechte Achse) und PV-Anlagen (linke Achse)
Bundesnetzagentur 2015, BWE 2015
Berlin, 23.06.2015
→
Zubau in den Bereichen Wind Onshore,
Solar, Speicher und Backup-Kraftwerken
wird breit über die Republik verteilt sein.
→
Zunehmende Anzahl von dezentralen
Anlagen dienen unmittelbar ganz oder
teilweise der Eigenversorgung von
Erzeugern
→
Deswegen wird das Stromsystem nicht
mehr von wenigen sondern tausenden
Akteuren geprägt, Energieerzeugung
haben das Potenzial zum LifestyleProdukt zu werden
→
IT-Technik wird dezentrale Lösungen
begünstigen und zusammenbündeln, mit
der Möglichkeit, aus vielen Klein-Anlagen
große Beiträge für das Gesamtsystem zu
erreichen
12
5. Strom wird immer mehr zur Leittechnologie, auch für den
Wärme- und Verkehrssektor
Absatzzahlen für Heizungswärmepumpen
→
Dekarbonisierung im Wärme- und
Verkehrssektor vermutlich nur über
deutlich stärkere Nutzung von Strom
leistbar, wobei der
Gesamtstromverbrauch von Effizienz
abhängt
→
Nutzung von Strom in GroßWärmepumpen und Power-to-HeatAnlagen wird ökonomisch attraktiv
→
Degression der PV-Kosten lässt
dezentrale Power-to-Heat-Lösungen mit
Solarstrom entstehen
→
Elektromobilität wird aufgrund von CO2und Luftschadstoff-Regulierung weiter
verfolgt bis Durchbruch bei
Batteriekosten erfolgt
Bundesverband Wärmepumpe e.V.
Berlin, 23.06.2015
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Informations- und Kommunikationstechnologien als Enabler der Energiewende
Berlin, 23.06.2015
I) IKT als Enabler für Flexibilität:
Ein hochflexibler Strommarkt 2.0 organisiert den Ausgleich
von EE, fossilen Erzeugern, Nachfragern und Speichern
Berlin, 23.06.2015
→
Das Stromsystem der Zukunft ist von
einer großen Anzahl an Akteuren
geprägt, die ein volatiles Verhalten haben
→
Hierfür ist hoch flexibler Strommarkt 2.0
nötig, der durch kurzfristige Preissignale
System zum Ausgleich bringt
→
Außerdem auch ein kurzfristiger Markt für
Systemdienstleistungen, damit alle
Flexibilitätsoptionen technologieneutral
konkurrieren können
→
Verteilnetzbetreiber werden ihre Netze
durch IT proaktiv managen
15
II) IKT als Enabler für Energiemanagement in der Industrie:
Aus Effizienz und Flexibilität wird Flex-Efficiency
© Deutsche Bank
Berlin, 23.06.2015
→
Höhere Effizienz senkt Kosten des
Gesamtsystems deutlich
→
Einsparung hat zukünftig einen höheren
Wert wenn weniger Wind- und/oder
Sonnenstrom verfügbar sind, Flexibilität
bekommt auf Nachfrageseite eine
vergleichbare Bedeutung
→
Lastmanagement und Energieeffizienz
verschmelzen zu dem Konzept der FlexEfficiency als Design für neue Anlagen
und Geräte
→
Energieeffizienz-Politik dient der
beschleunigten Marktdurchdringung mit
effizienten Geräten und sollte FlexEfficiency in den Vordergrund rücken
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IKT als Enabler für neue Geschäftsmodelle direkt mit dem
Endkunden
Das vernetzte Haus
→
Kommunikationstechnologien kommen in
Industrie, Gewerbe und privaten
Haushalten auch im Energiebereich
flächendeckend zum Einsatz
→
IT und Big Data ermöglichen die schnelle
und automatisierte Koordination auch
kleiner Stromerzeugungs- und
Verbrauchseinheiten (IT als Enabler)
→
IT ermöglicht die Entwicklung neuer
Produkte und Dienstleistungen
→
Energieversorger konkurrieren mit ITUnternehmen um die Rolle als
Dienstleister für den (Prosumer-)Kunden
© slavun - Fotolia.com, eigene Illustration
Berlin, 23.06.2015
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Politische Handlungsfelder, damit IKT seine
Rolle als Enabler ausspielen kann
Berlin, 23.06.2015
Handlungsfeld Smart Meter: Klarer gesetzlicher Rahmen für
die Standards und den Roll-out von Smart Metern nötig
Geplanter Roll-Out von Smart Metern entsprechend BMWi-Verordnungspaket
Berlin, 23.06.2015
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Handlungsfeld Sicherheit und Datenschutz:
Aktive Rolle der Regulierung zum Schutz der Kunden nötig
Smart Meter im Hausgebrauch
→
Datenschutz: Stromkunden müssen
selbst entscheiden können, wer was mit
ihren Energiedaten machen kann
→
IKT-Revolution und Big Data stellen
Regulierung vor neue Aufgaben und
Herausforderungen im Bereich
Datenschutz, Datensicherheit, Steuerung
→
Datensicherheit: Stromsystem und Daten
der Kunden benötigen wirksamen Schutz
vor möglichen Angriffen von Hackern
→
Rollen der Akteure: Definition der Rolle
von Aggregatoren ist nötig, damit Markt
sich durch IKT voll entfalten kann
© nest
Berlin, 23.06.2015
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Handlungsfeld Sektorengrenzen:
Die Integration von Strom-, Wärme- und Verkehrssektoren
organisieren
Wärmepumpe
→
Stromspeicher, Power-to-Heat,
Elektromobile ermöglichen
Zusammenwachsen der Sektoren
→
Die sehr unterschiedlichen Abgaben bei
Strom, Wärme und Verkehr führen zu
teilweise kontraproduktiven Anreizen
→
Abgaben und Umlagen daher so
umorganisieren, dass die Integration der
Sektoren problemlos möglich ist
© Viessmann
Berlin, 23.06.2015
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Wo steht die Energiewende heute?
Daten stundenaktuell auf www.agora-energiewende.de
Immer aktuelle Erzeugungszahlen im Agorameter
→
Graphen zur Stromproduktion aus
Konventionellen und Erneuerbaren heute
→
Stromhandel mit den Nachbarländern
→
Strompreis und Erneuerbare
→
Stundenaktuelle Zahlen mit nur geringer
Verzögerung
www.agora-energiewende.de/agorameter
Berlin, 23.06.2015
22
Agora Energiewende
Rosenstraße 2
10178 Berlin
T +49 (0)30 284 49 01-00
F +49 (0)30 284 49 01-29
www.agora-energiewende.de
Alle Informationen auch zum Download unter www.agoraenergiewende.de
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Kommentare sind herzlich willkommen:
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Agora
Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation im Rahmen der Smart Energy for Europe Platform (SEFEP)
Berlin,
23.06.2015
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