Vorlesung 4

c) Elemente oberhalb Fe
Neutroneneinfang: (Z,A) + n → (Z, A+1) + γ
β-Zerfall: (Z, A+1) → (Z+1 , A+1) + e− + ν̄e
s(low)-process: Rate ωn << ωβ
entlang Stabilitätstal der Nuklidkarte
Neutronen (mit geringem Fluß) aus z.B.
22
25
10 Ne + α →12 Mg + n - 0.5 MeV
oder
13
16
6 C + α →8 O + n - 0.9 MeV
findet vornehmlich im Roten Riesen statt.
r(rapid)-process: Rate ωn >> ωβ
Neutronenreiche Seite des Stabilitätstals
Neutronen (hoher Fluß, ca. 1032 / m2 · s
findet vornehmlich in Supernovaexplosion statt.
Die Elementhäufigkeiten aus s- und r-Prozessen zeichnen sich durch Peaks nahe bei den
magischen Neutronenstrahlen aus. Oberhalb N = magisch sackt die n-Einfangrate ab. Diese
Peaks liegen bei s-Prozessen bei höherer Gesamtnukleonenzahl A als bei r-Prozessen (→
Bilder).
Seltenere neutronenarme Isotope stammen aus p-Prozessen: (p, γ) und (p, n) Reaktionen
vornehmlich in SNII Explosionen.
b) Ablauf der Supernova-Explosion
Ende der Brennphase (→ ... Si, ... Fe), Vorräte nehmen ab. Stabilisierung gegen Gravitation
durch e− Entartungsdruck (Pauli-Prinzip).
Grenze für Stabilisierung (Herleitung s. Perkins):
MChandrasekar = 1.4M
(Wenn M < MCh : Weißer Zwerg, R ≈ 1% von R ,
12
C - Core, stabil gegen Kollaps.)
>
Wenn M ∼ 10 M :
Nach Si-Brennen und α-Einfang bis Fe: MCore > MCh −→
I. Kollapsphase
• TP hoton > 2.5M eV → Photo-Kernspaltung
γ+56 Fe → 13 4 He + 4n ,
γ+4 He → 2p + 2n
• “Neutronisation”
e− + p → n + ν e
−→ e− Entartungsdruck schwindet
−→ freier Fall innerhalb 0.1s
−→ Neutronen-Core, R ≈ 50km, Dichte wie Nukleonen im Kern (∼ 1fm Abstände),
Entartungsdruck der Neutronen (Pauli-Prinzip) = Gravitationsdruck
Neutrinos: νe tragen in der ersten Kollapsphase ca. 50% der insgesamt von der SN abgestrahlten Energie fort, ca. 1056 Neutrinos, Eν = wenige MeV.
II. Neutrinoheizen
Mit steigender mittl. Energie der Neutrinos sinkt deren freie Weglänge, bis sie bei ca. 15 MeV
kleiner als der Core-Radius ist → Neutrinos werden absorbiert (“ν − trapping”), beschleunigtes Aufheizen und beschleunigte Neutronisation.
Thermale Phase aller Neutrino-Flavours:
γ ↔ e+ e− ↔ νi ν̄i
(i = e, µ , τ )
Neutrinos entkommen, wenn ihre Energien in dem Bereich liegen, in dem die SN für sie
“durchsichtig” ist. Der Bereich hängt wegen der verschiedenen Wirkungsquerschnitte (s.
Folie) vom Neutrinotyp ab.
Emissionsenergien:
E(νe ) = 10 − 15, E(ν¯e ) = 15 − 20, E(νµ,τ ) = 20 − 30MeV
Im Fall der SN 1987A wurden die ν¯e aus dieser thermalen Phase nachgewiesen.
III. Schockwellen
Implosion der äußeren Schichten, Emission von Licht und Materie (insbesondere auch durch
r-Prozesse angereicherte schwere Kerne) - s. Bilder
Woher kommt die Energie in SN?
Gravitationsenergie!
Beispiel:
2
∆Egrav = 35 γ MR = 1048 J
c) Beobachtung von Neutrinos aus SN1987A
Wasser-Cherenkov Detektoren, unterirdisch, in Kamiokande (Japan) und IMB (USA), aufgebaut für Nachweis von Protonzerfällen.
Reaktionen von Neutrinos in H2 O:
ν¯e + p → n + e+
νe +16 O →16 F +e−
ν¯e +16 O →16 N + e+
νi + e− → νi + e−
(i = e, µ, τ )
trägt 7% bei
Der Neutrinoblitz wurde synchron in beiden Labors 7 Stunden vor der astronomischen
Beobachtung des Lichtblitzes beobachtet!
Ergebnisse:
1) Integrale ν-Luminosität L = 3 · 1046 J, erhalten durch Umrechnen von Detektorfläche und
>
Nachweiswahrscheinlichkeit auf 4π-Kugel mit Radius 160 000 Lichtjahre. L = 1058 Neutrinos
(1010 /cm2 auf Erde).
Mit der Energieverteilung der Neutrinos ergibt sich eine integrale Neutrinoluminosität von
L = 3 · 1046 J.
M2
Vergleich mit ∆EGravitation (15M⊙ ) ≈ 35 γ · RNeutronenstern
gibt Übereinstimmung (50% genau).
Damit ist das SN Kollapsmodell grob bestätigt. Die abgestrahlte Energie ist im Wesentlichen
die im Kollaps gewonnene Gravitationsenergie. Über 90% davon wird durch Neutrinos emittiert.
2) Obere Grenzen für magn. Moment und elektrische Ladung des Neutrinos (=0 laut Standardmodell) gewonnen aus oberen Grenzen für die ν Laufzeitunterschiede, die durch das
galaktische Magnetfeld hervorgerufen würden.
3) Obere Grenze für Neutrinomasse aus der gemessenen kleinen Laufzeitdifferenz. Für
m = 0 ( v = c für alle Werte der gemessenen Neutrinoenergie) wäre die Laufzeitdifferenz bei
simultaner Emission gleich Null. Die folgende Rechenaufgabe zeigt, wie aus den Meßdaten
(s. Folie) eine obere Massengrenze gewonnen werden kann.
Rechenaufgabe:
Bestimmung einer oberen Grenze für die Neutrinomasse
Am 23.2.1987 wurde eine Supernova-Explosion in einer 160 000 Lichtjahre entfernten Galaxie
beobachtet. Insgesamt 20 Neutrinos aus dem vorangehenden Kollaps des Supernova Kerns
(→ Bildung eines Neutronensterns) wurden in zwei unterirdischen Cerenkovzählern registriert. Die Energien dieser Neutrinos reichten von 7 bis 11 MeV. Welche obere Grenze für die
Neutrinomasse erhält man aus der Beobachtung, daß alle 20 Neutrinos innerhalb von 7s auf
der Erde eintrafen?
Lösung:
Eine obere Grenze erhalten wir unter der Annahme, alle Neutrinos seien gleichzeitig produziert worden und die unterschiedlichen Ankunftszeiten seien ausschließlich auf die verschiedenen Energien zurückzuführen.
Laufzeit t = Abstand d / β · c
i1
h
m2 c4 2
2√ 1
E =m·c
β = 1 − E2
1−β 2
h
i− 12
2 4
t = dc 1 − mE 2c
d
c
∆t = t1 − t2 =
m2 c4
E2
1−
m2 c4
E12
− 12
− 1−
<< 1, Wurzel entwickeln: [ ] = + 12
∆t =
h
d·m2 c4
2·c
1
E12
−
1
E22
m2 c4
E22
− 12 m2 c4
E12
−
1 m2 c4
2 E22
i
d = 160000 x 365 x 24 x 3600s · c = 5.0 x 1012 s · c
∆t = 7s ,
2
m =
m=
h
∆t·2·c
d·c4
q
1
E12
·
h
−
1
E12
eV 2
14
5·0.012 c4
i
=
1
E22
i−1
1
E22
−
1
72
=
−
1
112
MeV 2 = 0.012MeV 2
7s·2c
5 x 1012 s·c·c4
·
= 15 eV
obere Grenze.
c2
1
MeV 2
0.012