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Wenn Kinder zum Islam konvertieren | Manuskript
Wenn Kinder zum Islam konvertieren
Bericht: Stephan Kloss
„Wer ist jetzt hier Ihre Tochter?“
„Das kann ich gar nicht mehr erkennen“
„Können Sie nicht erkennen wer das ist?“
„Nein“
Im vorigen Jahr zog Stefan S. mit seiner 15jährigen Tochter aus Kassel nach Leipzig. Der Stadt
wegen. Er fand Arbeit an einer Tankstelle. Die Tochter zieht er allein groß. Zur Mutter gibt es
keinen Kontakt. Bis zum Umzug schien alles normal in der Mini-Familie. Die Tochter ging zur
Schule und tanzte im Kasseler Karnevalsclub. An den Wochenenden gingen beide oft zum
Eishockey. Die Tochter ließ sich gern mit Spielerstars fotografieren. Kurz vorm Umzug
bekräftigt sie ihren christlichen Glauben.
„Was sind das für Fotos hier?“
„Das ist von der Konfirmation letztes Jahr im Mai“.
„.Letztes Jahr im Mai hatte sie Konfirmation?
„Ja“
Ende 2014. Ein paar Monate nach dem Umzug. Die Tochter von Stefan S. verändert sich
plötzlich. Sie trägt Schleier und konvertiert zum Islam.
Stefan S.
„Das ging dann wirklich von Dezember wo das angefangen hat ruckzuck. Ende Dezember,
so zwischen den Jahren, kurz nach Weihnachten.
Hat sie den Koran gelesen?
Den Koran hat sie sogar in ihrem Zimmer stehen.
Wenn man das Thema anschneidet macht sie sofort zu, wird aggressiv.“
Morgens geht die Teenagerin verschleiert zur Schule. Wir wollen Kontakt mit ihr aufnehmen.
Lange erfolglos, bis sie überraschend doch zurück ruft. Wir reden lange. Aus dem Gedächtnis
protokollieren wir.
„Ja, ich bin zum Islam übergetreten. Eine Freundin von mir geht in eine Moschee. Dort sind
wir hingegangen zum Imam. Beim ihm musste ich das Glaubensbekenntnis auf arabisch
und auf deutsch sprechen.“
Dass seine Tochter zum Islam übertrat, dafür macht Stefan S. einen 18jährigen Algerier
verantwortlich. Ihn und seine Familie hatte die Tochter in Kassel kurz vor dem Umzug
kennengelernt. Offenbar verliebte sich das Mädchen in den jungen Moslem.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Stefan S.
„In der Familie hat sie halt Wärme und Geborgenheit gefunden, so von den Frauen, von
der Mutter und von der Tochter, und das ist ein Part den ich nicht geben kann, und auch
ich nicht ersetzen kann. Die haben sie dann umgarnt und umschleiert. Die Wärme
gegeben, die sie vielleicht auch gesucht hat.“
„Mein Freund ist die einzige Person der ich vertrauen und der ich alles erzählen kann.“
Die Teenagerin fährt regelmäßig nach Kassel. Laut ihrem Vater besucht sie dort auch
Moscheen mit salafistischen Hasspredigern. Stefan S. fürchtet, dass seine Tochter durch
ihren Freund stark beeinfluss wird und in radikal-islamische Kreise abrutscht.
„Glauben Sie, dass der Umzug nach Leipzig sie so zum Absturz gebracht hat?“
Stefan S.
„Nein, ich meine es gibt tausende andere Familien in Deutschland, die einen Teenager
haben, die hunderte Kilometer umziehen … sicher war der Zeitpunkt ungünstig … Am
Anfang habe ich ja auch probiert, den Freund zu akzeptieren … ich habe mit der Zeit immer
mehr Negatives über ihn erfahren … dann habe ich gesagt, nein, der kommt mir nicht mehr
in die Wohnung, und dann fing der Stress richtig an.“
Seine Tochter meint dazu:
„Ich will nach Kassel zurückziehen. Dort habe ich meine Freunde. Meinen Vater will ich
nicht mehr sehen. Der Bruch mit ihm kam nach dem Umzug nach Leipzig.“
Der Vater sucht im Januar Hilfe beim Leipziger Jugendamt. Doch dort sieht man offenbar
keine Gefahr im Verzug. Das Amt erwirkt per Gericht sogar den Umzug des Mädchens zurück
nach Kassel - in eine betreute WG, gegen den Willen des Vaters. Das Amt argumentiert, das
geschehe zum Wohle der 15-jährigen. Doch nichts wird besser. Sie postet weiterhin
regelmäßig Fotos mit Kopftuch, trifft sich mit ihrem moslemischen Freund und schwänzt die
Schule. Der Vater setzt alle Hebel in Bewegung, holt die Tochter nach Leipzig zurück. Sie lebt
wieder bei ihm. Stefan S. bittet einen Stadtrat um Vermittlung mit dem Jugendamt.
Michael Weickert, CDU, Stadtrat Leipzig
„... ich glaube, hier ist das Problem nicht so wirklich erkannt worden ... das verdeutlichte
sich umso mehr, als Herr ... mir von seinen Bemühungen berichtet hat, mit dem Amt ins
Gespräch zu kommen und dagegen Mauern, gegen Wände gelaufen ist … da war ja häufig
das Prinzip, Probleme werden sofort gelöst in dem man sie verdrängt … es kann sein dass
dieser Fall vielleicht auch Präzedenz schafft wenn es darum geht wie gehen wir mit
Jugendlichen um, die in radikal-islamische Kreise abdriften.“
Auf unsere Anfragen für ein Interview vor der Kamera reagiert das Jugendamt nicht.
Stefan S. holt sich im Frühjahr bei Solveig Prass Rat. Prass beschäftigt sich mit religiösem
Extremismus und gehört zu einem bundesweiten Experten-Netzwerk, das Eltern hilft, deren
Kinder zum Islam übergetreten sind. Seine Tochter sei kein Einzelfall.
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verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Solveig Prass, Projekt „Beratung und Prävention zu Sekten und Kulten“
„Das Mädchen ist zwar zum Islam übergetreten aber weiß nicht was Islam ist und lebt ihn
auch nicht. Das heißt, sie ist unwahrscheinlich hoch gefährdet, sich radikalisieren zu
lassen. Und das ist die Angst des Vaters. Nicht der Islam ist das Problem - oder daß sie
konvertiert ist, sondern die Angst, daß sie sich in die extremistischen Kreise bewegt. Denn
der Freund dieses Mädchens bewegt sich in diesen Kreisen ... Zurzeit kämpfen wir
eigentlich um jeden Jugendlichen, nicht ausreisen zu lassen ... ist der ganz klare Fall, die
abgefischt wird. Wenn die an die falschen Personen kommt, ist sie weg.“
Abgefischt und weg nach Syrien in den sogenannten Islamischen Staat. Uns gegenüber stellt
es die Tochter anders dar:
„Meinem Freund und mir haben sie beim Jugendamt gesagt, wir seien IS-gefährdet und
würden irgendwann nach Syrien fahren. Das ist Quatsch. Wir wussten überhaupt nicht,
was los ist. Die haben gesagt, wir wären naiv. Und die haben auch gesagt, der
Verfassungsschutz ist informiert. Ich weiß überhaupt nicht, was ein Verfassungsschutz
macht“.
Ihr Freund sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft - wegen diverser Gewaltdelikte. Stefan S.
unterbindet den Kontakt zwischen ihm und seiner Tochter. Solveig Prass organisiert im
Sommer für das Mädchen eine sogenannte De-Radikalisierung auf Mallorca. Eine Woche bei
einem Imam, der sie über ihren Irrweg aufklären sollte. Ohne Erfolg.
„Sie möchte halt weg von mir, und in eine eigene Wohnung. Auch nicht eine WG und so“.
Die Tochter wohnt zwar wieder bei ihm. Doch das Verhältnis ist nicht gut. Wie kann dem
Mädchen am besten geholfen werden? Vater, Jugendamt und Experten beschäftigt das.
Aus dem Leipziger Jugendamt gibt es zumindest ein hoffnungsvolles Signal. Es wolle Stefan S.
jetzt besser unterstützen. Für ihn ist klar: Aufgeben kommt nicht in Frage.
„... das kann man nicht als Vater. Man hat 15 Jahre sein Bestes probiert. Sie muss einfach
nur mal wach werden...!“
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