Die waffentechnische und ballistische Problematik bei der

Verein Züricher Jagdaufseher
Vortrag am 17.01.2016
Die waffentechnische und
ballistische Problematik bei der
Verwendung bleifreier
Jagdbüchsengeschosse
Referent: Helmut Kinsky
Ballistik
Innenballistik
(Vorgänge in der Waffe während der
der Schussentwicklung)
Abgangsballistik
(Störungen des Geschosses beim
Austritt aus der Mündung durch Waffe
und Pulvergase)
Außenballistik
(Bahn des Geschosses durch die Luft,
einschließlich der Störungseinflüsse)
Endballistik (Zielballistik)
(Eindringen des Geschosses in das
Ziel)
Ballistik
Unterschiedliches Verhalten bleifreier gegenüber
bleihaltiger Geschosse:
Innenballistik
(bleifreie Geschosse lagern vermehrt Geschossmaterial im
Lauf ab
die Dralllängen sind nicht an das Material der bleifreien
Geschosse angepasst)
Außenballistik
(die bleifreien Geschosse zeigen bei Berührung mit
Hindernissen gegenüber den bleihaltigen Geschossen,
teilweise ein unterschiedliches Verhalten)
Endballistik (Zielballistik)
(die Fluchtstrecken des beschossenen Wildes sind bei
Verwendung bleifreier Geschosse siknifikant größer als
bei bleihaltigen, wenn auf größere Entfernungen
geschossen wird)
Innenballistik
(Systemverträglichkeit Waffe – Munition)
Als Systemverträglichkeit bei Jagdbüchsen werden alle
Auswirkungen auf das Waffensystem bezeichnet, die
beim permanenten Schießen, ohne zwischenzeitliches
Reinigen auftreten (Läufe mit Zug/Feldprofil).
Darunter sind Laufablagerungen zu verstehen, die
unkontrollierbare Gasdruckschwankungen und damit eine
erhöhte Belastung des Verschlusses und eine
Vergrößerung des Streukreises zur Folge haben können.
Innenballistik
(Systemverträglichkeit Waffe - Munition)
Kupferhaltige
Geschossmäntel oder
Kupfer-VollGeschosse neigen zu
Abrieb.
Folge:
Beeinträchtigung der
Schusspräzision, der
Treffpunktlage und
des Gasdruckes.
Einflüsse von Geschossablagerungen
(Kal. 308 Win. Barnes TSX)
7,61
Streuung in mm
70
60
7,62
50
40
30
7,63
20
10
0
7,64
0
10
20
30
Schusszahl
40
50
60
Felddurchmesser in mm
80
Tryck: Mpa
7mm WBY
Kal. 7mm – bleifreies
Solidgeschoss
590
570
550
530
510
490
470
450
430
410
1 20 39 58 77 96 115 134 153 172 191 210 229 248 267 286 305
Antal skott:305
7mm WBY
Kal. 7mm – bleifreies
Solidgeschoss
1010
Vo: m/s
1000
990
980
970
960
1 21 41 61 81 101 121 141 161 181 201 221 241 261 281 301
Antal skott:305
Schusspräzision bleifreier Geschosse
Die Dralllängen der Büchsenläufe sind auf
Bleikerngeschosse abgestimmt.
Bei Verwendung von bleifreien Geschossen
müssten die Dralllängen kürzer sein, da die
kaliberspezifischen Geschossmassen wegen
der geringeren Dichte von Kupfer meist
niedriger sind.
Konsequenzen
Materialablagerungen im Lauf:
Regelmäßig den Lauf mit kupferlösenden
Mitteln reinigen und dann mit Waffenöl
konservieren
Probleme mit der Schusspräzision:
Dabei bleibt nichts anderes übrig, als
verschiedene Geschossfabrikate zu schießen
um ein geegnetes Geschoss zu ermitteln
Außenballistik
Störungseinflüsse auf die Geschosse durch
Hindernisse in der Flugbahn
Versuchsdurchführung
Kal. .243 Win.
Kal. .308 Win.
Kal. 9,3x74R
Jeweils 3 Geschosstypen
Bleikern - bleifrei
Beschussmedien:
weicher Boden (Waldboden)
feste Straße
Äste 6mm Durchmesser
Baumstämme
Steinplatten
Rückpralluntersuchungen an
Steinen und Baumstämmen
Versuchsdurchführung
Auftreffwinkel:
2,5 - 5,0 -10 -15 – 25 Grad
Schussentfernungen:
25m - 50m – 100m
Ziel der Untersuchungen:
Ermittlung der Ablenkwinkel
Ermittlung des
Gefährdungsbereiches der
abgelenkten Geschosse
oder Geschossreste
Versuchsdurchführung
Versuchsaufbau für den Baumbeschuss
KS-Geschoss
Verbundkerngeschoss (TOG)
Barnes TSX - Geschoss
Zwischen bleihaltigen und bleifreien Geschossen
gibt es keine Unterschiede im Abgangs- und
Seitenwinkel. (Mittlerer Seitenwinkel ca. 2 Grad)
Bleifreie Geschosse fliegen nach dem Abprallen
weiter als bleihaltige Geschosse.
Bei der Reichweite ist beim Unterschied bleifrei –
bleihaltig eine Abhängigkeit vom Kaliber feststellbar.
Bleihaltige Geschosse mit sehr dickem Mantel
verhalten sich ähnlich wie bleifreie Geschosse.
Quelle: Dr.Kneubuehl
Bleifreie Geschosse haben nach dem Abprallen
eine größere Masse und eine größere Energie als
bleihaltige Geschosse.
Die mittlere Masse bleifreier Abpraller ist um ca.
36% größer als jene der bleihaltigen.
Die mittlere Energie bleifreier Abpraller ist um 28%
größer als jene der bleihaltigen.
Quelle: Dr.Kneubuehl
Ablenkungsverhalten bei unterschiedlichen Prellobjekten
Quelle: Dr. Kneubuehl
Schuss auf Sand
Quelle: Dr. Kneubuehl
Schuss auf eine Stahlplatte
Quelle: Dr. Kneubuehl
Einfluss der Drallrichtung auf die seitliche
Ablenkung (Sand)
Quelle: Dr. Kneubuehl
Einfluss der Härte des Prellobjektes auf
die seitliche Auslenkung
Quelle: Dr. Kneubuehl
Versuchsdurchführung
Vorbereiteter Beschuss „Waldboden“
Abgelenkte Geschosse von weichem Boden
RWS - Kegelspitz
Abgelenkte Geschosse von weichem Boden
Nosler - Partition
Abgelenkte Geschosse von weichem Boden
Brenneke TOG
Abgelenkte Geschosse von weichem Boden
Barnes TSX
Abgelenkte Geschosse von weichem Boden
Reichenberger HDBoH
Abgelenkte Geschosse von weichem Boden
Lapua Naturalis
Schüsse auf weichen Boden (Restmassen der Geschosse)
Kal. .243 Win.
Schussentfernung: 50m
bleihaltig.
bleifrei
2,5 Grad: 40%
2,5 Grad: 95,6%
5,0 Grad: 14,8%
5,0 Grad: 89,3%
Schüsse auf weichen Boden (Restmassen der Geschosse)
Kal. .308 Win.
Schussentfernung: 50m
bleihaltig
bleifrei
2,5 Grad: 57,0%
2,5 Grad: 93,5%
5,0 Grad: 41,0%
5,0 Grad: 98,1%
Schüsse auf weichen Boden (Restmassen der Geschosse)
Kal. 9,3x74R
Schussentfernung: 50m
bleihaltig
bleifrei
2,5 Grad: 66,1%
2,5 Grad: 99,4%
5,0 Grad: 48,0%
5,0 Grad: 96,9%
Geschossablenkung von weichem Boden
Quelle: Dr. Kneubuehl
Geschossablenkung von weichem Boden
Quelle: Dr.Kneubuehl
Mehrfachablenkung eines bleifreien Geschosses
Endballistk (Zielballistik)
Ausblick
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Deutschland
Entwicklung einer „Technischen Richtlinie“ zur Darstellung
des Leistungsvermögens der Jagd-Geschosse. Damit soll
dem Jäger eine Hilfe über die Verwendbarkeit der verschiedenen Geschosse anhand gegeben werden.
Dank für Ihre Aufmerksamkeit