Neue Energie in der alten Mühle

Sonderdruck der Denkmalpflege des Kantons Bern
und der Zeitschrift UMBAUEN+RENOVIEREN, Archithema Verlag
www.be.ch/denkmalpflege und www.umbauen-und-renovieren.ch
DENKMALPFLEGE DES KANTONS BERN 2015
AUSGEZEICHNET
Neue Energie in der alten Mühle
Unter dem restaurierten
Dach ist die Mühle für die
Zukunft bereit.
Prix
spécial
La renaissance de
la scierie Paroz à
Saicourt.
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Das Potenzial
nutzen
Die Hofenmühle in Wohlen bei Bern ist heute ein bekannter
Schaubetrieb. Mit geeigneten neuen Nutzungen schafft die
Eigentümerfamilie Baumgartner die Basis für die Zukunft. Für ihr
aussergewöhnliches Engagement und ihre umsichtige Planung wird sie
mit dem Denkmalpflegepreis des Kantons Bern ausgezeichnet.
Text: Elisabeth Schneeberger, Denkmalpflege des Kantons Bern, Fotos: Markus Beyeler (15) und Regula Baumgartner (1), Redaktion: Silvia Steidinger
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1 Ein Kranz von Nebengebäuden
umgibt die Mühle. Neben dem Stöckli
von 1816 (rechts) und dem Mühlestock
(links) gehören auch ein Lagertrakt und
eine Scheune zur Anlage.
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Grosse Teile der Mühleinstallationen sind erhalten
und noch funktionsfähig.
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4
2 Die Mahlanlage ist das Reich von
Ernst Baumgartner. Mit derselben
Passion, mit der er die Einrichtungen
pflegt, arbeitet er die Geschichte der
Mühle anhand von Archivquellen auf.
3 Die ausgeklügelte Mechanik der
Mahlanlage in der «Oberen Mühle» ist
faszinierend.
4 Die Mühle wird seit 1994 nicht mehr
als Kundenmühle betrieben, zieht
als Schaubetrieb aber regelmässig ein
grosses Publikum an.
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Längsschnitt durch die Getreidemühle, Zustand 2000
UNTERE MÜHLE
OBERE MÜHLE
DACHRAUM
1
LAGERRAUM
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8
DACHRAUM
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1
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WASSERRÄDER (1920 ENTFERNT)
FRANCIS-TURBINE (SEIT 1920)
HILFSMOTOR (UM 1930)
WALZENSTÜHLE (1954)
ALTER RÖLLGANG
GRIESSPUTZMASCHINE (1954)
PLANSICHTER (1954)
SACKAUFZUG
TURBINENZULEITUNG
WASSERSCHLOSS
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ZIMMER
KÜCHE
ZIMMER
KÜCHE
EHEM. MÜHLERAUM
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1
Die Hofenmühle – ein erstrangiges Kulturgut
Text: Peter Bannwart, Plan (Längsschnitt): Rolf Bachmann
Die Hofenmühle befindet sich in landschaftlich reizvoller Lage am Ausgang des Mühlebachtals, etwas erhöht über dem Wohlensee.
Vermutlich war Hofen schon im Mittelalter ein
Mühlestandort. Ein erster Nachweis für die
Mühle findet sich in einem Plan von 1719.
Das heutige Mühlegebäude präsentiert sich
als beeindruckender, in drei Etappen entstandener Baukomplex. Der parallel zum Hang
stehende Kernbau, die «Obere Mühle»,
stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert. Im
Auftrag von Christian Etter wurde 1834 ein
mächtiger Anbau, die «Untere Mühle», angefügt. Wenig später entstand in gleicher
Firstrichtung der hangseitige Aufbau über dem
Kerngebäude. Während der Kernbau eine
schlichte Fachwerkkonstruktion unter einem
Ründedach ist, zeichnet sich der Anbau von
1834 durch eine repräsentative Giebelfassade
mit markantem, zweigeschossigem Mühlesockel aus. Wegen der Aufstauung der Aare zum
Wohlensee von 1920 wurde die Strassenführung verändert; das untere Sockelgeschoss
verschwand hinter einer Aufschüttung, wodurch die Hauptfassade ein Stockwerk verlor.
Die Getreidemühle war als Kunden- und
Handelsmühle bis 1994 in Betrieb. Grosse Teile der Installationen des 18. und frühen
19. Jahrhunderts sind in der «Oberen Mühle»
erhalten und auch noch funktionsfähig. Im
Jahr 1900 erfolgten der Einbau von Walzen-
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stühlen und wohl auch die Erneuerung der
Mahlgänge. Die drei oberschlächtigen Wasserräder wurden 1920 ausgebaut und durch eine
Francis-Turbine ersetzt. Der letzte Umbau der
bisherigen Sackmühle geschah 1954. Der Mühlekanal wurde 2007/08 instand gesetzt und
treibt seit 2011 ein Kleinkraftwerk an.
Das für den Mühlebetrieb notwendige Wasser wird bei der Wehranlage am Mühlebach
gefasst und über einen rund 500 m langen Kanal zur Anlage geleitet. Der teilweise in Betonrohren oder offen durch den Wald führende
Kanal erreicht durch einen in Sandstein gehauenen Tunnel das Wasserschloss oberhalb der
Mühle. Von hier aus wurde früher das Wasser
über die Mühleräder und später durch Druckrohre auf die Turbine geleitet.
Ein Kranz von Nebengebäuden umgibt
den zentralen Mühlebau. Das 1816 errichtete
Stöckli geht vermutlich auf ein älteres Ofenhaus zurück; in seinem Inneren sind zwei
mächtige Backöfen erhalten.
Der zum Hauptgebäude leicht versetzt angeordnete, schlichte Mühlestock entstand in
der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. An die Getreidemühle schliesst ein Lagertrakt an. Dieser
leitet über zur grossen, im 19. Jahrhundert
erbauten Scheune.
Auf einem Plan von
1719 (Staatsarchiv des
Kantons Bern) sind
ausser der Hofenmühle
noch weitere Gewerbebetriebe am Mühlebach
eingetragen: «Stampfi»,
«Ribi» und «Sagi».
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6
5 Für die Aufhängung der Laube hatte
Simon Baumgartner knifflige konstruktive Aufgaben zu lösen. Durch die
Glasplatte im Boden fällt mehr Licht in
die Küche im unteren Wohngeschoss –
eine Idee von Regula Baumgartner.
6 Das für die Arbeiten am Dach
aufgestellte Gerüst bot die günstige
Gelegenheit für die Restaurierung der
Ründi (Vordachverschalung) und der
Dekorationsmalereien.
7 Die Stube von 1834 im unteren
Wohngeschoss. In der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts wurde der Ofen
mit wiederverwendeten Kacheln neu
aufgesetzt.
8 Die bemalten Ofenkacheln stammen
teilweise vom bekannten Ofenmaler
Johann Heinrich Egli. Die wiederverwendeten Kacheln wurden mit
Eisenbändern fixiert.
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«Bei allen Massnahmen überlegen wir uns die Folgen genau,
damit wir für die Zukunft nichts verbauen.»
Regula Baumgartner, Bauherrin
A
n der Fassade des stattlichen
Mühlegebäudes präsentiert die
frisch restaurierte Inschrift von
1834 die Namen der Bauherrschaft: Christen Etter und Anna
Imhoof. Das Haus mit dem hohen Sockel ist
charakteristisch für Mühlebauten, genauso wie
der Standort am Hangfuss, wo der Mühlekanal
das Wasser früher zu den Wasserrädern führte.
Auf dem Areal wird intensiv gearbeitet. Die
Eigentümer, Regula und Niklaus Baumgartner, führen einen Landwirtschaftsbetrieb.
Künstler und Handwerker gehen ein und aus.
Nur die grossen Mehlsäcke sucht man vergebens: Seit zwanzig Jahren wird die Mühle nicht
mehr als Kundenmühle betrieben. Als Schaumühle zieht sie jedoch regelmässig ein grosses
Publikum in ihren Bann.
Die Mahlanlage ist das Reich von Vater
Ernst Baumgartner. Der 94-Jährige pflegt mit
Hingabe die beeindruckenden Einrichtungen.
Seine grosse Passion ist die Geschichte, die er
für die Hofenmühle anhand von Archivquellen
aufarbeitet. In der «Unteren Mühle» von 1834
befinden sich zwei grosszügige Wohnungen.
Die aufgefrischten Hauptstuben mit qualitätvollen bauzeitlichen Fenstern, Täferausstattung und Kachelöfen vermitteln heute noch
einen Eindruck von der damaligen Welt.
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8
Die richtigen Schwerpunkte setzen ▪ Der kon-
tinuierliche Unterhalt der historischen Gebäude ist eine grosse Aufgabe für Regula und
Niklaus Baumgartner. Ihre Strategie: Schwerpunkte setzen und die Eingriffe auf das Notwendige beschränken. Das oberste Ziel ist die
langfristige Erhaltung und Nutzbarkeit. «Bei
allen Massnahmen überlegen wir uns die Folgen genau, damit wir für die Zukunft nichts
verbauen», erklärt die Bauherrin. «Wir machen so viel wie möglich selbst, und alle, die
hier wohnen und arbeiten, helfen mit. Bei historischen Bauten braucht es spezielle Kenntnisse der Materialien und Bautechniken. Wir
suchen die geeigneten Fachleute und lassen
uns genau anleiten. Die Denkmalpflege mit
ihrem Spezialwissen und ihrer Erfahrung ist
uns dabei eine grosse Hilfe.»
Zum Bauherrenalltag gehören auch Überraschungen: Im unteren Sockelgeschoss stiessen
Baumgartners vor zehn Jahren unter längst ›
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Aus den ehemaligen Ökonomie- und
Nebenräumen wurden inspirierende Ateliers.
stillgelegten früheren Mahleinrichtungen
auf einen alarmierenden Hausschwammbefall.
Sofort mussten alle betroffenen Bauteile entfernt werden. Die Eigentümer machten aus der
Situation das Beste; sie zogen wieder einen
Zwischenboden ein und schufen einen stimmungsvollen Raum, der gegenwärtig als Ausstellungsraum dient.
›
Teamarbeit ▪ Von ihrer Grundstrategie liessen
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sich Baumgartners auch 2013 leiten, als eine Instandsetzung des Daches der «Unteren Mühle»
unumgänglich wurde. Sie verzichteten auf den
Ausbau des Dachgeschosses, der unverhältnismässig grosse bauliche Eingriffe und hohe Kosten verursacht hätte, und entschieden sich für
die Restaurierung; die alte Tragkonstruktion
wurde repariert, Lattung und Ziegel sind neu.
Die einzige Zutat ist das heutigem Standard entsprechende Unterdach. Somit ist die Hülle wieder intakt, und den nächsten Besitzerinnen und
Besitzern stehen alle Optionen offen.
Die jüngere Generation engagierte sich mit
vollen Kräften bei den Bauarbeiten: Simon
Baumgartner, ausgebildeter Zimmermann
und Holzbauingenieur, übernahm die Planung
und Bauleitung und arbeitete gemeinsam mit
seinem Bruder Beat und einem Team von
Freunden und Bekannten während mehrerer
Wochen auf dem Dach des Elternhauses. «Als
Ingenieur müsste ich dieses Dach heute anders
konstruieren», sagt er, «der historische Dachstuhl ist einfacher konzipiert als ein moderner,
aber sehr durchdacht. Das hat mich beeindruckt. Was beschädigt war, haben wir genau
gleich ersetzt. So bleibt die Konstruktion stabil,
und wir haben viel Planungsarbeit gespart.»
Peter Ernst, der verantwortliche Bauberater
der Denkmalpflege, hebt die überaus sorgfältige Arbeit hervor. «Der Aufwand im Vorfeld
und die Suche nach den geeigneten Massnahmen lohnen sich immer», ist er überzeugt. Er
hat die Besitzer unter anderem bei den Speziallösungen für das Unterdach und für die Aufhängung der instabil gewordenen Seitenlaube
unterstützt. Ausserdem vermittelte die Denkmalpflege einen finanziellen Beitrag.
Das für die Dacharbeiten aufgestellte Baugerüst bot eine günstige Gelegenheit für die
Restaurierung der Ründi und der Dekorationsmalereien an der Fassade. Regula Baumgartner führte die Malerarbeiten gemeinsam mit
einem kleinen Team aus. Das Holzwerk ›
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9 Beat Baumgartner betreibt auf dem
Mühleareal eine Fahrradwerkstatt.
10 Bernhard Wyss beim Töpfern in
seinem Atelier in der «Unteren Mühle».
11 Im ehemaligen grossen Mühleraum
wurde ein neuer Zwischenboden eingezogen. Der neu gestaltete Raum dient
gegenwärtig als Ausstellungsraum.
12 Nach der Dachrestaurierung ist
die Gebäudehülle wieder intakt.
Die einzige Zutat ist das heutigem
Standard entsprechende Unterdach.
13 Dach und Hauptfassade vor der
Restaurierung: Die Ziegel waren
moosbewachsen und teilweise
zerbrochen, Lukarnen und Ründi in
schlechtem Zustand.
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14 Die Familie Baumgartner: An der
Restaurierung des Daches beteiligte
sich auch die jüngere Generation mit
vollen Kräften.
15 Der Mühlekomplex entstand in drei
Bauetappen. Die stattliche «Untere
Mühle» von 1834 prägt das Gesicht des
Ensembles am Mühlebach. Die
Aufnahme zeigt die Mühle um 1900.
16 Wegen der Aufstauung der Aare
zum Wohlensee von 1920 wurde die
Strassenführung verändert; das untere
Sockelgeschoss verschwand hinter
einer Aufschüttung, wodurch die
Hauptfassade ein Stockwerk verlor.
Kontaktadressen
Bauleitung Dach / Zimmerarbeiten
Simon Baumgartner
Sulgenrain 4, 3007 Bern
[email protected]
Bauberatung Denkmalpflege
Peter Ernst
Denkmalpflege des Kantons Bern
Münstergasse 32
3011 Bern
T 031 633 40 30
www.be.ch/denkmalpflege
«Wir machen so viel wie möglich selbst, und alle,
die hier wohnen und arbeiten, helfen mit.»
Regula Baumgartner, Bauherrin
erhielt den ursprünglichen kühlen Grauton
zurück, den der Restaurator ermittelt hatte.
Nun ist der sorgfältig aufgefrischte Hausspruch wieder so aktuell wie 1834: «(…) bleibe
dieses Haus hier stechen, (…) bis die Weld
wirt untergechen.»
le langfristig weiterbestehen kann, braucht es
geeignete neue Nutzungen. Die historischen
Gebäude in ihrer intakten Umgebung bilden
heute das grosse Potenzial. Ernst Baumgartner erinnert sich, wie seine Eltern vehement
dafür eintraten, auch die nicht mehr benötigten Gebäude zu erhalten. Unterdessen sind
aus den ehemaligen Ökonomie- und Neben-
räumen inspirierende Ateliers geworden.
Mit baulichen Anpassungen hielt man sich
zurück. So wird die unverwechselbare
Atmosphäre bewahrt, und die Räume bleiben
flexibel nutzbar.
Bereits setzt sich die Familie mit der nächsten Herausforderung auseinander: dem bevorstehenden Generationswechsel. «Nun sollen die Jungen ihre Ideen einbringen», sagen
Niklaus und Regula Baumgartner. Die Nachfolgegeneration ist genauso stolz auf die
Hofenmühle – die Zeichen stehen gut, dass
das geflügelte Wort der Dachdecker von 2013
Wirklichkeit wird: «Da cha de dr Maël witer
luege.» Der jüngste Spross der Familie wird
‹
demnächst zwei Jahre alt.
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16
›
Das Potenzial nutzen ▪ Damit die Hofenmüh-
Dachdeckerarbeiten
Michael Kohler
Eymattstrasse 200
3232 Hinterkappelen
T 079 763 37 49
Farbuntersuchung und -beratung
Bernhard Maurer
Hübeli 24
3182 Ueberstorf
T 031 372 81 30
[email protected]
Malereirestaurierung
Kornelia Bolli
Reichenbachstrasse 77
Postfach 642
3004 Bern
T 079 472 35 16
Natursteinarbeiten
Heidi und Richard Wyss
Mühlegasse 21C, 3033 Wohlen b. Bern
T 031 829 22 32
Schindel-Fassadenverkleidung Mühle
Gebr. Wenger AG
Gaselmattstrasse 53
3144 Gasel/Köniz
T 031 849 01 33
www.wenger-bedachungen.ch
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Ansteckendes Engagement
Über mehrere Generationen hinweg
hat die Familie Baumgartner das
historische Gebäudeensemble
sorgfältig gepflegt und genutzt. Sie
ist stolz auf ihre Mühle – besonders
auf das kürzlich restaurierte Dach.
Im Gespräch mit Regula und
Niklaus Baumgartner.
Interview: Elisabeth Schneeberger
Herr und Frau Baumgartner, mit welchen
Aufgaben beschäftigen Sie sich im Alltag
am häufigsten?
Niklaus Baumgartner (NB) : Meine Hauptaufgabe ist die Landwirtschaft, die tägliche
Arbeit mit den Tieren. Ausserdem kümmere
ich mich um die Finanzen, und mich interessiert die Geschichte.
Regula Baumgartner (RB) : Ich bin vor allem
fürs Bauliche und fürs Organisatorische zuständig. Schon während der Lehre als Hochbauzeichnerin hätte ich mich gerne intensiver
mit Handwerkstechniken auseinandergesetzt.
Wenn es bei uns etwas zu reparieren gibt, frage
ich die Fachleute aus, bis ich weiss, wie ich
vorgehen muss.
Sie besitzen und verwalten ein kulturhistorisch wertvolles Gebäudeensemble. Wie
planen Sie den Unterhalt?
Kleinkraftwerk zu nutzen. Auf diese Weise
konnten wir ihn erhalten.
NB : Aber die Arbeiten waren viel teurer als
veranschlagt.
RB : In Zukunft sollten wir das alles noch besser
vermarkten können. Mit umweltfreundlicher
Energie verarbeitete Produkte aus der eigenen
Landwirtschaft könnte man zu einer «Marke»
machen. Dafür hätten wir hier gute Voraussetzungen: einen spannenden Ort, geeignete
Räumlichkeiten.
«Komfort können wir
nicht bieten. Die Leute
arbeiten hier, weil der
Ort sie inspiriert.»
RB : Wir erledigen jeden Tag eine Kleinigkeit …
Jedes Jahr arbeiten wir an zwei, drei grösseren
Projekten. Am aufwendigsten waren der Bau
des Kleinkraftwerks 2011 und die Dachrestaurierung 2013. Jedes Jahr überlegen wir: Was
ist am wichtigsten, was ist am dringendsten?
Ein Konzept für mehrere Jahre würde nicht
funktionieren. Oft müssen wir einfach kurzfristig handeln, beispielsweise wenn ein grosser Ast aufs Dach fällt.
Der Unterhalt ist aufwendig und das
Baubudget begrenzt. Wie gehen Sie da vor?
NB : Wir müssen genau im Griff haben, wie viel
wir ausgeben können.
RB : Bei jeder Baumassnahme versuchen wir.
auch die Nutzung zu optimieren, sodass wir
einen Mietzins erzielen oder verbessern können. Wichtig ist uns eine hohe Qualität; sonst
muss man die Bauteile bald wieder ersetzen.
NB : Oft gibt es Sachzwänge. So mussten wir
uns etwa entscheiden, ob wir den Mühlekanal
sanieren oder ihn aufgeben und zurückbauen.
RB : Schliesslich beschlossen wir, ihn durch ein
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Sie haben sich für die Restaurierung des
Daches und gegen einen Ausbau entschieden. Aus welchen Gründen?
NB : Der Ausbau wäre finanziell nicht tragbar
gewesen.
RB : In der historischen Dachkonstruktion ist
dies technisch sehr aufwendig.
NB : Wir hätten zudem mehr Licht gebraucht,
ein neues Treppenhaus, eine Brandmauer –
das hätte einen grossen Umbau ergeben.
RB : Bei so hohen Kosten müsste eine tolle
Wohnung entstehen, die einen entsprechenden Mietzins einbrächte. Der Dachraum wäre
attraktiv, aber es lässt sich keine eigenständige
Wohnung daraus machen. Wir fragen uns jeweils immer: Was bekommen wir? Was bezahlen wir dafür? Ist es das wert? Brauchen wir
das überhaupt?
Wohnen und arbeiten in Baudenkmälern.
Was bedeutet das für Sie?
RB : Ich finde es wunderbar, ein historisches
Gebäude zu besitzen. Aber die schöne Fassade
reicht nicht, das Innere gehört dazu. Diese
Struktur darf man nicht einfach verändern, …
NB : … sonst weiss man nicht mehr, ob man
sich in einem Bauernhaus oder in einem
Wohnblock befindet.
RB : Man muss sorgfältig überlegen, wo man
umgestalten kann. Viele reissen alles heraus.
Dabei kann man beispielsweise alte Böden und
Decken gut reparieren. So haben wir zum Beispiel in unserer Stube die im Lauf der Jahre
entstandenen Spalten im Deckentäfer geschlossen, sodass nun kein Schmutz mehr
herunterfallen kann.
In Ihrer Stube ist es angenehm warm, ...
NB : … aber der Energieverlust ist gross. Im-
merhin heizen wir CO2-neutral mit Holz aus
dem eigenen Wald.
RB : Hier zu dämmen, wäre bauphysikalisch
sehr heikel. Wir würden riskieren, die Bausubstanz zu zerstören. Demnächst müssen wir die
Trauffassade neu streichen. Ich hoffe, dass die
Denkmalpflege uns Ideen geben kann, wie wir
bei dieser Gelegenheit energetisch trotzdem
etwas verbessern können.
Wie wird die Mühle mit ihren Nebengebäuden heute genutzt?
RB : Die Mühle ist jetzt ein Schaubetrieb. Die
Möglichkeiten sind jedoch bei weitem noch
nicht ausgeschöpft.
NB : Wir vermieten viele der Räume. Bildhauer
arbeiten bei uns, ein Faltbootverkäufer, eine
Künstlerin; es gibt ein Töpferatelier, und unser
Sohn betreibt eine Fahrradwerkstatt.
RB : Wir wählen Mieterinnen und Mieter aus,
die hierher passen. Dass man an einem spannenden Ort, in einem aussergewöhnlichen Gebäude etwas machen kann, ist unser Markenzeichen geworden. Komfort können wir nicht
bieten. Aber die Leute kommen hierher, weil
der Ort sie inspiriert.
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1
La renaissance d’une
scierie du XVIIIe siècle
La commission d’experts pour la protection du patrimoine
du canton de Berne rend hommage à la Fondation de la scierie
Paroz à Saicourt qui, par son travail et sa persévérance, fait
revivre une scierie du XVIIIe siècle.
Textes: René Koelliker et Bernard Wick, Photos: Jacques Bélat, Rédaction: Silvia Steidinger
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1 Vue d’ensemble des deux
bâtiments qui forment la scierie de
Saicourt. On reconnaît le canal
d’apport d’eau, la roue à augets et les
mécanismes de transmission. Ces trois
éléments sont actuellement en parfait
état de marche.
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L
a scierie de Saicourt est un important témoin de l’histoire socio-économique de l’ancien Évêché de Bâle.
À ce jour, la mention la plus ancienne de l’existence d’une scierie à
Saicourt date de 1657. Un document privé fait
mention d’une scierie bâtie par Henri Sautebin
au milieu du XVIIe siècle. Le bâtiment en question n’existe plus et a certainement été remplacé par la construction actuelle, datée de 1785.
L’ensemble comprend deux corps de bâtiment, l’un servant de scierie, l’autre, en maçonnerie, abritant un local de fonction. Une poutre
datée de 1785 et portant les initiales «I» ou
«J», «L» et «R» atteste probablement l’année
de construction. Au-dessus de la date et des
initiales se trouvent gravés l’équerre et le compas, outils symbolisant le charpentier.
bielle manivelle, permet au mouvement circulaire de se transformer en mouvement vertical.
Une scierie de type classique ▪ Le bâtiment
Les travaux de rénovation ▪ Robert Paroz, le
reprend le type classique de la scierie: le premier niveau héberge les mécanismes de transmission, tandis que le second, constitué d’une
structure à poteaux soutenant d’imposantes
sablières, abrite la scierie. Cette partie de la
scierie reste largement ouverte afin de manipuler aisément les grandes billes de bois. C’est
à ce niveau que se trouvent la scie à cadre et le
chariot qui se déplace sur un rail. Le canal aérien extérieur alimente en dessus la roue à
augets. La force hydraulique permet d’actionner l’ensemble du mécanisme qui, à l’aide d’une
dernier propriétaire, cessa son activité sans
trouver de successeur: la scierie devient inactive. Sans l’engagement d’une poignée de volontaires, ce précieux témoin serait devenu la
proie du temps.
Les travaux entrepris de 2008 à 2013 concernent la scie, le bâtiment où se trouvent les
diverses installations de transmission et la scie,
les accès et l’amenée aérienne d’eau. Les principaux problèmes à résoudre se concentraient sur
les infiltrations d’eau, l’humidité et une fondation déficiente qui déstabilisait le bâtiment.
2
2 Une scierie classique conservant la
scie à cadre qui, à l'aide d'une bielle
manivelle, permet au mouvement
circulaire de se transformer en
mouvement vertical et au chariot de
se déplacer sur un rail.
Sonderpubli_Denkmalpflegepreis_2015_F_SpezPreis_ea.indd 14
3 Une structure à poteaux permet
de soutenir les imposantes sablières.
Les nombreuses ouvertures
permettent un maniement aisé des
grandes billes de bois.
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Hommage ▪ La commission d’experts décide
d’adjuger le prix spécial à la fondation de la
scierie Robert Paroz pour diverses raisons. Le
côté socioculturel du projet est exemplaire. Il
est de plus en plus rare de trouver des volontaires prêts à s’engager pour un objet appartenant à la communauté sans y trouver des intérêts personnels ou financiers. La fondation a su
recruter et motiver maints membres appropriés dans les domaines de la construction, de
la mécanique et de l’architecture. Au fil des
années de travail bénévole, ils ont su collaborer
harmonieusement avec le Service cantonal des
monuments historiques et ont restauré l’ensemble avec le respect nécessaire envers ce
bâtiment et son contenu historique.
Le canal aérien et le mécanisme sont parfaitement restaurés sur les plans historique et technique. Fonctionnels à 100%, ils remplissent ces
conditions et ont convaincu le groupe d'experts. Le fait de renoncer complètement à
toute source d’énergie électrique est explicitement louable. Le bâtiment est exempt de toute
conduite, éclairage et prise de courant.
Avec cette restauration, les membres de la
fondation ont atteint un but vraiment noble
et précieux. Pour les prochaines générations,
la fondation en est consciente, la tâche sera
de convaincre les futurs membres d’entretenir ce joyau et, surtout, de former des scieurs
aptes à manier cette fabuleuse machine, sans
‹
but lucratif.
Adresses de contact
Maître d’œuvre
Fondation de la Scierie Paroz à Saicourt
Jean-Paul Roethlisberger, président
Les Vieux Chemins 11
2712 Le Fuet
T 032 484 10 54
[email protected]
Conseiller technique
Olivier Burri
Service des monuments historiques du
canton de Berne, antenne Tramelan
Grand-Rue 126
2720 Tramelan
T 032 481 14 56
Denkmalpflege des Kantons Bern
Münstergasse 32
3011 Bern
T 031 633 40 30
www.be.ch/monuments-historiques
3
Menuiserie et bénévolat
Romain Boegli et Lucien Juillerat
Maçonnerie
Walter Ramseier
Chemin de la Cernière
2710 Tavannes
T 032 481 26 84
Charpente
Gilgen SA
Milieu du Village 10
2716 Saules
T 032 481 22 39
Terrassement
Paul Neukomm SA
Clos Devant 19
2716 Sornetan
T 032 484 93 36
Serrurerie
Denis Maille
Chemin des Lovières 1
2720 Tramelan
T 032 487 42 20
Commission d’experts pour la protection du patrimoine
Prix spécial 2015
Le prix spécial de la commission d’experts pour la protection du
patrimoine sera décerné pour la deuxième fois en 2015. Alors que
le prix principal récompense le traitement respectueux d’un monument exploité au quotidien, le prix spécial met en valeur des
travaux de restauration exemplaires ou des mesures de restauration isolées et spectaculaires.
Il ne s’agit pas «d’architecture de tous les jours» comme pour le
prix principal, mais de la restauration minutieuse d’un monument
exceptionnel à l’aide de mesures et de moyens sophistiqués. Tous
les types de bâtiments peuvent prétendre à cette distinction: les
églises, les châteaux, les auberges, les maisons et les villas, mais
aussi des constructions plus rares comme les colonnes météorologiques ou les murs de barrage. Le prix des monuments historiques et le prix spécial ont tous deux pour but de présenter le tra-
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vail du Service des monuments historiques à un large public et de
favoriser l’échange avec les partenaires. La commission d’experts
pour la protection du patrimoine constitue le jury externe chargé
de choisir le lauréat du prix spécial et apporte ainsi un regard extérieur sur les projets réalisés par le Service des monuments historiques. Elle prend sa décision en se basant à la fois sur des critères de valeur universelle, comme la qualité de la restauration, et
sur le caractère innovant et durable des solutions utilisées.
Le prix des monuments historiques et le prix spécial montrent la
richesse culturelle du canton et illustrent, du Jura à l’Oberland
bernois, tout ce qui est fait pour conserver ce patrimoine – en particulier par des maîtres d’ouvrage privés ou publiques et par des
spécialistes de l’architecture ou de l’artisanat, en collaboration
avec le Service des monuments historiques.
08.04.15 09:00
Denkmalpflege des Kantons Bern
Denkmalpflegepreis 2015
Die Denkmalpflege des Kantons Bern zeichnet mit dem Anerkennungspreis eine Bauherrschaft aus, die ein Baudenkmal mit Alltagsnutzung in Zusammenarbeit mit der Fachstelle sorgfältig restauriert und weiterentwickelt hat. Auch weniger beachtete – auf den
ersten Blick – unspektakuläre Bauten rücken in den Fokus: Die Denkmalpflege legt mit
dem Denkmalpflegepreis einen Akzent auf die zahlreichen charakteristischen, architektonisch, geschichtlich oder technisch interessanten Gebäude, welche die Identität unserer Dörfer und Städte genauso stark prägen wie Herrschaftsbauten und Kirchen, in deren Schatten sie oft stehen. Die Auszeichnung würdigt sowohl den respektvollen Umgang
mit dem Baudenkmal als auch innovative Lösungen. Zu den Kriterien gehören die
Qualität einer Restaurierung, die Sorgfalt in der Ausführung und die ökologische Nachhaltigkeit der Massnahmen. Im Vordergrund steht die Werterhaltung, nicht die Wertvermehrung. Mit einem angemessenen Budget soll Wohnqualität erhalten, optimiert
oder geschaffen werden.
Erziehungsdirektion
des Kantons Bern
Amt für Kultur/
Denkmalpflege
Direction de
l’instruction publique du canton
de Berne
Office de la culture/
Service des monuments historiques
1 Denkmalpflegepreis 2010
Umnutzung und Restaurierung des Schulhauses Mauss
in Mühleberg
www.be.ch/denkmalpflege
2 Denkmalpflegepreis 2011
Aussenrestaurierung eines
Wohnhauses in Hünibach bei
Thun
Die Denkmalpflege des Kantons Bern bedankt sich sehr herzlich bei der Familie Baumgartner, dem Fotografen Markus Beyeler
sowie bei der Redaktorin Silvia Steidinger.
Sonderdruck der Denkmalpflege des Kantons Bern
und der Zeitschrift UMBAUEN+RENOVIEREN, Archithema Verlag
www.be.ch/denkmalpflege und www.archithema.ch
3 Denkmalpflegepreis 2012
Innenumbau eines
Reihenhauses in Wabern
4 Denkmalpflegepreis 2013
Innenrestaurierung eines
Bauernhauses in Cortébert
Ausgezeichnet
Umnutzung und Restaurierung des Schulhauses
Mauss in Mühleberg, Kanton Bern
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Das Schweizer Magazin für Modernisierung erscheint sechsmal pro
Jahr. UMBAUEN+RENOVIEREN bietet Ihnen anschauliche Reports
aus den Bereichen Umbau und Sanierung, Werterhaltung und
Renovation sowie Umnutzung und Ausstattung. Dazu praktisches
Wissen über Ausbau, Haustechnik, Baubiologie und Gestaltungsfragen vom Grundriss bis zur Farbe, von der Küche bis zum Badezimmer. Jede Ausgabe steht unter einem thematischen Fokus, was
die präsentierten Objekte für den Leser vergleichbar macht.
www.umbauen-und-renovieren.ch und www.archithema.ch
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5 Denkmalpflegepreis 2014
Sanfte Sanierung eines
Wohnhauses in Muri bei Bern
Impressum
Herausgeber: Archithema Verlag AG, Rieterstrasse 35,
8002 Zürich, T 044 204 18 18, www.archithema.ch
Denkmalpflege des Kantons Bern, Münstergasse 32,
3011 Bern, T 031 633 40 30, www.be.ch/denkmalpflege
Verleger: Emil M. Bisig, [email protected]
Chefredaktion: Britta Limper, [email protected]
Redaktion: Silvia Steidinger, [email protected]
Grafik: Evelyn Acker, [email protected]
Bildtechnik: Thomas Ulrich, [email protected]
Druck: AVD Goldach, Sulzstrasse 12, 9403 Goldach
© 2015 Archithema Verlag AG
Jeder Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Erlaubnis
des Verlages, der Redaktion und der Denkmalpflege des
Kantons Bern gestattet.
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