PH FHNW «SpielRäume» im Kindergarten Quartierkindergärten sind als Bildungsinstitutionen interessante Gebäude. Die meist eingeschossigen Bauten ermöglichen den direkten Zugang zum Aussenraum, der für das Spielen und Lernen genutzt wird. Der Hauptraum bietet Platz für unterschiedliche Lernformen wie geführte Aktivitäten in der Grossgruppe oder das Arbeiten in Kleingruppen im Freispiel. Wir haben untersucht, wie die Räume von den Lehrpersonen und Schüler/innen genutzt werden und welche Entwicklungsmöglichkeiten sich für den Kindergarten ergeben. Raumnutzung und Sozialformen Zum Beispiel wurde der Zusammenhang von Raumnutzung und Sozialformen untersucht. Die Geführte Aktivität fi ndet häufig in einer Kreisbestuhlung statt. Der Rest des Raumes steht in dieser Zeit leer. Es gibt jedoch Möglichkeiten einer parallelen Raumnutzung, wenn die Kinder im Raum verteilt arbeiten und nur eine Halbklasse im Kreis unterrichtet wird. Eine weitere Möglichkeit, im Hauptraum mehr Platz zu schaffen, ist die Gestaltung des Sitzkreises in variabler Form mit Kissen oder Schemeln. Das Rollenspiel fi ndet oft in einer abgegrenzten Nische im Hauptraum statt, wo eine Rollenspielecke (VerkäuferliLaden) eingerichtet ist. Alternativ dehnen die Kinder ihr Rollenspiel aktiv bis in die Gruppenräume hinein aus. So gehen Kinder beim Einkaufen in einen Laden, der sich in einem nebenan liegenden Raum befi ndet, sodass die Kinder wirklich einkaufen gehen. Auf dem Rückweg bringen sie in der Bauecke noch etwas zu Essen vorbei. Für einzelne Tätigkeitsbereiche wie Malen oder Musizieren gibt es Kindergärten, die gemeinsam betriebene Funktionsräume oder auch Funktionsbereiche eingerichtet haben. In Doppelkindergärten können diese von beiden Klassen genutzt werden. Auch so lässt sich durch einfache organisatorische Absprachen Raum sparen und funktionell aufwerten, weil zwei Kindergartenklassen in einem KG-Gebäude dieselben Funktionsräume oder Funktionsbereiche nutzen. Mehrere Funktionen der Garderobe Schliesslich fällt auf, dass die Garderobe grundsätzlich multifunktional genutzt wird. Sie dient neben der Funktion als Garderobe auch als Begrüssungs- und Verabschiedungsraum. Wenn der Raum entsprechend mit kindgerechtem Bodenbelag ausgerüstet ist, dient er auch als Werkplatz im Freispiel oder als Arbeitsplatz für die Heilpädagogin, wenn diese Förderunterricht in Kleingruppen oder mit Einzelkindern macht. Jedoch kann die Verortung des Förderunterrichts in einem multifunktionalen Raum auch zu Problemen wie zum Beispiel Lärm und Störungen führen. Schliesslich haben wir auch den Arbeitsplatz der Lehrperson untersucht. Wenn der Arbeitsplatz im Hauptraum angelegt ist, hat das den Vorteil, dass sie alle Kinder im Blick hat, aber auch den Nachteil, dass die Lehrperson keinen Rückzugsraum hat. Eine Möglichkeit für alle Lehrpersonen in einem Doppelkindergarten – das sind leicht zwischen sechs bis acht Lehrpersonen – ist die Einrichtung eines gemeinsamen Arbeitsraums, der dann auch für die gemeinsame Vorbereitung des Unterrichts dienen kann. Martin Straumann, Institut Vorschulund Unterstufe Braun D., Hobbs S., Höchner M., Johann N., Schumacher Ch., Straumann M., Weichbrodt J. (2015): SpielRäume. Möglichkeiten der Raumnutzung im Quartierkindergarten aus der Perspektive von Architektur, Pädagogik und Psychologie. Windisch: FHNW. 140 Seiten. Franken 25.– plus Versandkosten. Bestellung bitte an: [email protected] Verschiedene Räume können unterschiedliche Funktionen haben: Aus der Garderobe wird ein Znüniraum. Foto: Adriana Bella. Schulblatt AG/SO · 20/2015 Studie. Eine interdisziplinäre Gruppe von Forschenden der FHNW hat vier Quartierkindergärten hinsichtlich der Raumnutzung durch Lehrpersonen und Schulkinder untersucht. Die Ergebnisse sind in der neuen Publikation «SpielRäume» dargestellt. 35
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