POSITIONSPAPIER BEWÄHRTE AUFTRAGSVERWALTUNG STÄRKEN – ARBEITSPLÄTZE IN RHEINLAND-PFALZ ERHALTEN Planung und Durchführung von Neubaumaßnahmen von Bundesstraßen sowie die Erhaltung und Wartung des bestehenden (Bundes-)Straßennetzes werden in bewährter Weise durch die Bundesländer ausgeführt. In Rheinland-Pfalz wird diese so genannte Auftragsverwaltung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Zentrale und in den Regionen vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) übernommen. CSU- Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt plant nun jedoch, diese gewachsenen und bewährten Strukturen der Auftragsverwaltung zu zerschlagen. Er will die gesamte Umsetzung des deutschlandweiten Bundesfernstraßenbaus einer neu zu schaffenden, zentralen Bundesinfrastrukturgesellschaft übertragen. Den Plänen der Bundesregierung ist aus rheinland-pfälzischer Sicht eine klare Absage zu erteilen: Die SPD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag steht dafür, dass die bewährten Zuständigkeiten und Abläufe erhalten bleiben. Eine Zerschlagung oder auch nur eine schleichende Schwächung der Straßenbauverwaltungen der Länder darf es nicht geben. Auch das offensichtliche Vorhaben, mit Hilfe der geplanten Gesellschaft die Planung und Ausführung des Fernstraßenbaus gänzlich zu zentralisieren, lehnen wir ab. Eine Umsetzung der Dobrindt-Pläne hätte zur Folge, dass Stadt- und Metropolregionen überproportional mit Projekten bedacht werden, während weniger wirtschaftsstarke oder ländliche Gebiete davon bedroht sind von den zentralistischen Planern vernachlässigt und damit abgehängt zu werden. Auch die derzeit praktizierte Auftragsvergabe an mittelständische lokale Unternehmen würde in Gefahr geraten. Die SPD-Landtagsfraktion steht eindeutig zur Stärkung des ländlichen Raums. Einer Verkehrspolitik, die ausschließlich an Ballungsräume denkt, erteilen wir eine klare Absage. Die SPD-Fraktion setzt darauf, die Zuständigkeiten lokaler Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger beizubehalten und auszubauen. Bei der Umsetzung muss weiterhin auf regional spezialisierte Verwaltungseinheiten beim LBM gesetzt werden. Die öffentliche Hand muss mit ausreichenden Mitteln die Infrastrukturinvestitionen vornehmen. Eine Ausweitung (teil-)privat finanzierter Straßenbauprojekte im Rahmen öffentlich-privater-Partnerschaften (ÖPP) lehnen wir ab. Straßenbau ist Daseinsvorsorge und muss deshalb staatliche Aufgabe bleiben. © SPD-FRAKTION IM LANDTAG RHEINLAND-PFALZ | GESCHÄFTSSTELLE 1 Bewährte Auftragsverwaltung stärken statt neue Doppelstrukturen zu schaffen Die Bundesauftragsverwaltung im Fernstraßenbau ist für Rheinland-Pfalz und Deutschland seit Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Das in der Verantwortung der Länder entstandene heutige deutsche Bundesfernstraßen- und Autobahnnetz ist eines der am besten ausgebauten und (auch im Lichte aktueller Finanzierungsdebatten) nach wie vor modernsten der Welt. Dass gerade der LBM Rheinland-Pfalz mit seinen hoch motivierten Beschäftigten effizient und qualitativ hochwertig arbeitet, beweist nicht zuletzt der überproportional hohe Mittelabruf unseres Landes beim Bund im Rahmen des Infrastrukturinvestitionspakets im vergangenen Jahr. Auch im Bereich der Landesstraßenbauverwaltungen gilt es, Modernisierungs- und Optimierungsmöglichkeiten auszuloten. Dem stellen wir uns gemeinsam mit den Beschäftigtenvertretungen und Gewerkschaften. Jedoch halten wir die Vorschläge der Bundesregierung für kontraproduktiv, da sie auf ineffizientere Doppelstrukturen und planerischen Zentralismus hinauslaufen: Statt die Betreuung der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen (wie bisher sachgerecht aufeinander abgestimmt) aus einer Hand zu gewährleisten, beabsichtigt der CSU-Bundesverkehrsminister, bestehende Synergie-, Bündelungs- und damit Kostensenkungseffekte ohne Not dem Aufbau einer Zweitstruktur zu opfern. Denn die Übertragung von Straßenprojekten in eine neu zu schaffende Gesellschaft wäre nichts anderes. Eine solche Parallelstruktur für Fernstraßen müsste ohne die mit den spezifischen örtlichen Gegebenheiten vertraute regionale Kompetenz der Landesverwaltungen auskommen. Das könnte sich insbesondere für die teilweise höchst sensiblen und klageträchtigen Abläufe eines förmlichen Planungsverfahrens äußerst negativ auswirken. Noch längere Verfahrenszeiten bei Infrastrukturprojekten wären die Folge. Zudem ist mit mehr Bürokratie zu rechnen: Wenn planerische Doppelstrukturen in einem eng verknüpften Straßennetz entstehen, dann wird ein erheblicher und bisher nicht notwendiger Abstimmungsbedarf zwischen dann organisatorisch streng getrennten Ebenen geschaffen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass allein die Schaffung einer neuen Struktur zu hohen Kosten führen wird. © SPD-FRAKTION IM LANDTAG RHEINLAND-PFALZ | GESCHÄFTSSTELLE 2 Regionale Verantwortung sichert regionale Arbeitsplätze – Wir stehen zum LBM! Zwar betont der CSU-Bundesverkehrsminister in jüngster Zeit häufig, dass die jeweils mit dem Bundesfernstraßenbau betrauten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Länder ohne persönliche Nachteile in die von ihm geplante Bundesinfrastrukturgesellschaft übernommen werden sollen. Dennoch ist – bei Umsetzung der Pläne – zumindest mittelfristig mit negativen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze im Bereich des Straßenbaus und auf die rheinland-pfälzische Wirtschaft zu rechnen. Allen Beteuerungen zum Trotz ist zu befürchten, dass die versprochenen Effizienzsteigerungen über kurz oder lang durch Rationalisierungen im Personalbereich erreicht werden sollen. Spätestens im Falle notwendiger Stellennachbesetzungen droht ein schleichender Aderlass von verfügbaren Arbeitsplätzen im rheinland-pfälzischen Straßenbau. ÖPP ist kein Allheilmittel Das Konzept des CSU-Bundesverkehrsministers sieht außerdem vor, es der von ihm geplanten Gesellschaft zu erlauben, vermehrt privates Kapital zur Umsetzung einzelner Projekte zu gewinnen. Hieran ist begrüßenswert, dass der Bund beginnt, sich über eine Verbesserung der Finanzausstattung für die bundesweite Infrastruktur Gedanken zu machen. Das Finanzierungsmodell der öffentlich-privaten-Partnerschaften (ÖPP) lehnen wir für den Fernstraßenbau jedoch ab. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich ÖPPModelle keinesfalls zur dauerhaften Behebung dieses Investitionsdefizits eignen. Der Straßenbau und -erhalt muss aus unserer Sicht weiterhin als Gemeinwohlaufgabe verstanden werden; die zu erwartenden Renditeverlangen privater Investoren lassen sich mit dieser Sichtweise nur schwer grundsätzlich vereinbaren. Diese Sicht teilt auch der Bundesrechnungshof, der bereits 2014 sieben ÖPP-Projekte des Bundesverkehrsministeriums überprüft und für unwirtschaftlich befunden hat. Er kritisiert auch die aktuellen Pläne des Ministers scharf: © SPD-FRAKTION IM LANDTAG RHEINLAND-PFALZ | GESCHÄFTSSTELLE 3 Ein verstärkter Fokus auf ÖPP führt zu einer Schwächung der mittelständischen Wirtschaft, weil nur große Unternehmen in der Lage sind, die notwendige Finanzierung sicherzustellen. Somit würde die regionale mittelständische Wirtschaft von den Plänen Dobrindts und Schäubles gleich doppelt negativ betroffen. Private Investoren erhalten am Finanzmarkt schlechtere Zinskonditionen als eine staatliche Finanzierung sie realisieren kann. Somit würden die Bürgerinnen und Bürger die Rendite privater Investoren über ihre Steuern finanzieren. Wir meinen: Ein schlechter Tausch! Durch das Konzept der Unions-Minister drohen Fehlanreize, die unabhängig von der jeweiligen Sinnhaftigkeit zu einer Bevorzugung von ÖPP-Projekten führen kann. Dies ließe sich mit unserer gemeinwohlorientierten Sichtweise keinesfalls vereinbaren. Bundesinfrastrukturgesellschaft? Nicht mit uns! Aus den ausgeführten Gründen halten wir die Pläne der Union zur Zerschlagung des LBM und den Straßenbauverwaltungen anderer Länder im Ergebnis für nicht tragbar. Die ins Feld gebrachten Vorteile erweisen sich bei näherer Betrachtung als nicht durchgreifend oder reichen nicht aus, um die hier dargestellten Nachteile aufzuwiegen. Eine Bundesinfrastrukturgesellschaft lehnen wir ab. Unser Weg ist klar: Notwendig ist eine verbesserte Finanzierung der Infrastruktur innerhalb des bewährten Systems. Die Länder benötigen mehr Bundesmittel für die Planung und Umsetzung der lokalen Projekte, statt eine zusätzliche Verwaltungseinheit. Der Bundesverkehrsminister sollte sich auf die Erfüllung seiner aktuellen Aufgaben – z. B. die Erarbeitung des neuen Bundesverkehrswegeplans – konzentrieren, statt diese Pläne weiter zu verfolgen. © SPD-FRAKTION IM LANDTAG RHEINLAND-PFALZ | GESCHÄFTSSTELLE 4
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