2002/11 - Jagd-Corps Artemis

Weicheisenschrote
Flintenmunition unter Beschuss
Bei den herrschenden politischen Verhältnissen können wir Jäger
davon ausgehen, dass der Gebrauch von Bleischroten an und über
Gewässern bald verboten wird. Gerhard Schröter, Haupturheber
des Leitfadens für jagdliches Schießen (Jagd-Corps Artemis), gibt
Tipps für die richtige Umstellung auf sogenannte Stahlschrote.
D
a wir Bayern die Entenjagd auch ohne
Berliner Vorgaben
umweltschonend betreiben
wollen, sollten wir wissen,
dass es Wismuth, Zink und
Weicheisenschrote als Alternative zur gängigen Bleimunition gibt. Beim Gebrauch
dieser
Weicheisenschrote
gilt es zur Unfallvermeidung
einiges zu beachten. So sind
dünnwandige Flintenläufe,
meist Schrotläufe von Kombinierten oder alten Flinten,
für Weicheisenschrote stets
ungeeignet. Robuste Flintenläufe vertragen sie dagegen
bis 3,2 (3,25) mm Körnung,
bei Kaliber 20/70 bis 2,6 mm
Körnung. Bei Polychokes
darf man keine Stahlschrote
verwenden, bei Wechselchokes nur nach Absprache mit
einem Büchsenmacher. Über
Halbchokes sollte man sie
vermeiden.
Weil sich bei manchen Flinten durch diese Schrotarten
die wirksame Schussweite
deutlich verringert, müssen
Deckung und Treffpunktlage
durch Anschießen ermittelt
werden.
Ein sogenannter Stahlschrotbeschuss ist erforderlich,
wenn aus Gründen der wirksamen Schussweite Weicheisenschrote mit Körnungen
über 3,2 (3,25) mm verwendet werden sollen.
Der jeweilige Flintenlauf wird
dabei zunächst einem Magnumbeschuss
unterzogen.
Nachdem er ein V für bestandenen „verstärkten Beschuss“
unter dem Bundesadler erhält (s. oben links), wird nach
dem weiteren Beschuss mit
grobkörnigem Weicheisenschrot zusätzlich eine Lilie für
den Stahlschrotbeschuss eingestempelt (s. oben rechts).
Übrigens: Für jede Magnumpatrone braucht der Flintenlauf einen Magnumbeschuss.
Im Zweifel klären Sie das bei
Ihrem Büchsenmacher oder
dem Beschussamt, erst recht,
wenn es sich um ausländische
Waffen und deren Beschusszeichen handelt. Nichtbeach-
tung ist eine Ordnungswidrigkeit, von Haftungsfragen bei
Unfällen ganz zu schweigen.
Die Gefahrenschussweite in
Tiefe und Breite erhöht sich
bei grobkörnigen Schroten.
Faustregel: „Körnung mal
100“! Die Gefahr, dass Weicheisenschrote zum Beispiel an
überhängenden Ästen am
Ufer abprallen, ist höher als
bei Bleischroten. Man wird
also die Strichschneisen besser
erkunden müssen. Aktiven
Wasserwildjägern wird der
Kauf einer Flinte mit Stahlschrotbeschuss eine echte
Überlegung bedeuten.
Zur Produkthaftungsvermeidung ist es ratsam, Abnehmer
der Beute darauf hinzuweisen,
dass sie mit Weicheisenschroten erlegt wurde.
Ergänzung : Alle Flinten-Hochleistungspatronen (sogenannte
Magnum), bedürfen stets einer Waffe mit Stahlschrotbeschuß.
Hochleistungspatronen im Kalieber 12 dürfen der Körnung 4
mm, nur aus Chokes bis 1/2 Chokes (1/2; 1/4; Zylinder), KEIN
VOLL UND 3/4 CHOKE !
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■ Jagd in Bayern 11/2002 ■
JiB_11_02_Stahlschrote_repro.in 21
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16.10.2002, 15:52:27 Uhr