Programm - Universität für angewandte Kunst Wien

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10.11.2015
Interdisziplinäres Symposium zu Raum und Geschlecht und deren Wechselwirkungen
In einem Diskurs mit Künstler_innen und Expert_innen, oszillierend zwischen Performance, Lecture und Installation,
sollen experimentelle Aktions- und Wahrnehmungsräume hervorgebracht werden.
26. November 2015, 11:00 bis 19:00 Uhr, Sigmund Freud Museum Wien, Lounge
In der Kooperation an der Schnittstelle Kunst und Architektur über mehrere Jahre hinweg, suchen Katharina
Heinrich und Roland Hampl kontinuierlich nach neuen, alternativen bzw. erweiterten Raumbegriffen in soziopolitischen Kontexten und deren Umsetzung mit künstlerischen Mitteln. Vor dem Hintergrund der Intensivierung
von Globalisierungsprozessen einerseits und des fortschreitenden Wandels des Geschlechterverständnis
andererseits, beginnen die bisher isoliert bearbeiteten Forschungsfelder Raum und Geschlecht und deren
Dynamiken verschränkt in den Fokus genommen zu werden.
Überzeugt von der gesellschaftlichen Relevanz dieses Themas versuchen Katharina Heinrich und Roland Hampl im
Rahmen des Symposiums gemeinsam mit Expert_innen innovative Strategien zu erproben, die neue Denk - und
Handlungsräume aufmachen und letztlich neue, humanere Lebensformen ermöglichen.
Wir fragen nach dem anderen Raum, jenseits des Starren, jenseits der gängigen Geschlechter- und
Raumannahmen: ist der andere Raum (re)produzierbar, verkörperbar, darstellbar ?
wenn ja - wie ?
Doris Uhlich (A), Tänzerin und Choreografin: „Der Mensch ist ein wandelndes Körperarchiv. Wir lagern nicht nur im
Gehirn, sondern auch in unserem Körperfleisch und in unseren Knochen externe Strukturen ein. Damit meine ich z.
B. Gesellschaftsstrukturen, Denkweisen etc.“ Renate Stuefer (A), Architektin zeigt über ein Forschungsprojekt mit
Kindern spielerische Methoden des „Definitionsoffenen Raumgestaltens“.
Nina Schuster (D), Soziologin mit
Schwerpunkt Gender und Queer Studies erforscht in ihrer Publikation „Andere Räume“ den Begriff der queeren
Räume und geht dabei auf soziale Praktiken der Raumproduktion ein.
Hans Scheirl (A), Filmemacher,
Performance-Künstler und Maler überschreitet mit seinem künstlerischen Schaffen vordefinierte Genres,
Klassifizierungen und Grenzen und formuliert Identitäten neu. Roland Maurmair (A), freischaffender Künstler,
Medien- und Primitivtechnologe liefert Möglichkeiten, die persönliche Naturwahrnehmung zu erhöhen, um den
urbanen Raum als lebendig zu erfahren. Katharina Heinrich (A), bildende Künstlerin, stellt in der Dekonstruktion
als gezielte Strategie ihrer Arbeitsweise ungewohnte Raum - Körperbezüge her. Roland Hampl (A), Architekt
erarbeitet am Beispiel von Que[e]rbau andere Denk- und Handlungsmodelle bei denen die Qualitäten von Raum
nicht nur im Funktionieren liegen, sondern in der gelebten Begegnung in und mit dem Raum. Waltraud Ernst (D),
Philosophin und Literaturwissenschafterin fragt nach interaktiven Konstitutionen von materiellem versus virtuellem
Raum/ Stadtraum und danach wie heute Verfügungsgewalten über materielle Ressourcen und/oder Räume
verhandelt werden. Willi Dorner (A, UK), Choreograph, implantiert mit seinen Urban Bodies Körperformationen
im urbanen Raum und gibt damit Einsichten in eine differenziertere Wahrnehmung der Umwelt. Bernhard Cella
(A), konzipiert in seinem Atelier den Salon für Kunstbuch – das Modell einer Buchhandlung im Maßstab 1:1,
welches sich als eigenständige, prozesshaft wachsende Skulptur entwickelt.
Katharina Heinrich, Bildhauerin, Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien (MS Prof. Bruno Gironcoli), bezieht sich in ihrer Arbeit
(Skulptur, Installation, Video, Performance) auf ein fluides Raumverständnis. Raum ist nicht Behälter, nicht steriler White Cube, sondern
Prozess sozialer Handlungen, Bewegungen, sowie auch Skulptur nicht starr sondern vielmehr ein aus Raum – und Körperrelationen
verdichteter, stets offener und wandelbarer Prozess ist. Nationale und Internationale Ausstellungen in Wien, Berlin, Mexico, Rom, Paris, New
York, St. Petersburg, Novi Sad. Längere Arbeitsaufenthalte in Paris, Norwegen, Rom, Paliano und Berlin. Lektorin an der Univ. f. angewandte
Kunst, Abt. Textil – freie, angewandte und experimentelle künstlerische Gestaltung.
Roland Hampl, Architekt, Studium der Architektur an der TU Wien und L`viv, beschäftigt unter anderem die Erkenntnis, dass Sichtbarkeiten ein
Ausdruck einer Grenzziehung zwischen Eingeschlossenem und Ausgeschlossenem sind und sucht daher immer wieder in seinen Arbeiten nach
dem Unsichtbaren und den Möglichkeiten dessen Erlebens außerhalb des materiell repräsentierten Raumes. Ebenso beim aktuell in Umsetzung
befindlichen Co-Housing Projekt Que[e]rbau in Wien, dabei soll que[e]r anzeigen, dass selbst die „Identitäten“ der Bewohner_innen sowie die
erdachten Räume im gemeinsamen Haus dynamisch sind, sie sind fließend und sie sind provisorisch. Seit 2002 Mitarbeit in verschiedenen
(inter)nationalen Architekturbüros sowie als freier Planungs-, Design-, Medien- und Prozessgestaltungs- Consultant.
Gemeinsame Arbeiten an der Schnittstelle Kunst und Architektur:
Auda _Blocks (Soundinstallation, Wien Aspern, 2014)
Anstößige Kommunikation_Zeichen des Anstoßes (Anton Bruckner Privatuniversität Linz, 2013)
urbANatomien (Explorationen an den Rändern der Stadt; Berlin, Wien, 2012)
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Programm Symposium 26.11.2015, Sigmund Freud Museum Wien, Lounge
11.00
Eröffnung durch Monika Pessler, Direktorin des Sigmund Freud Museum Wien
11.10
Der Raum zwischen Innen und Außen – Sichtbarkeiten Unsichtbarkeiten
Monika Pessler im Gespräch mit Katharina Heinrich und Roland Hampl
12.00
Zur Verwobenheit von Raumproduktion und Geschlecht aus der Perspektive der
Praktiken – Nina Schuster
12.40
RaumErgreifen. Kollektive überschreiten Geschlechtergrenzen an der Schnittstelle
materieller und virtueller Raumvorstellungen – Waltraud Ernst
13.20
"Zutrittskämpfe? Interpenetrationstraumas? Kastrationsspielwiese!!! ‐ Hans Scheirl
14.00
Gesprächsrunde mit Nina Schuster, Waltraud Ernst und Hans Scheirl
14.20
Pause mit Brot und Suppe
15.00
Räume und Träume - Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Universität
15.15
Animalforms – Roland Maurmair
15.55
Die Joker - Performance zur Materialität des Nichtunterschieds in drei Abschnitten –
Bernhard Cella
16.35
Bodies – Willi Dorner
17.15
Pause mit Kaffee und Kuchen
17.30
Definitionsoffene Räume für Selbstbildungsprozesse – Renate Stuefer
18.10
Raum ist Fleisch. Doris Uhlich / Boris Kopeinig
19.00
Resümee
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Biografien Protagonist_innen
Doris Uhlich studierte „Pädagogik für zeitgenössischen Tanz” am Konservatorium Wien, war Spielerin in
theatercombinat 2002-2009 und seit 2006 entwickelt sie eigene Projekte. Sie war „bemerkenswerte
Nachwuchs-Choreografin“ im Jahrbuch von Balletttanz 2008, „Tänzerin des Jahres“ in der Zeitschrift
„tanz“ 2011 und 2013 erhielt sie den „award outstanding artist“ in der Kategorie „Darstellende Kunst“
des bmu:kk.
Boris Kopeinig ist Medienkünstler und Dj mit Vorliebe für technoide Rhythmen und
synthetische Frequenzmuster. Techno basiert für ihn auf vermutlich uralten Ritualen, bei denen es
darum geht, Körper in Schwingung zu versetzen und die Konsistenz des Körpers und der Wahrnehmung
zu verändern.
Renate Stuefer ist Architektin (Institut für Kunst und Gestaltung 1, TU Wien) und Netzwerkpartnerin von
Bink – Initiative für Baukulturvermittlung. Ihre Forschungs- und Projektschwerpunkte sind Lernumgebungen für aktive selbstbestimmte Lernprozesse, die durch das Spiel mit und der Bewegung im
Raum entstehen sowie die gesellschaftliche Sensibilisierung für Raumfragen mit der Methode des
definitionsoffenem Raumgestalten und der partizipativen Aktionsforschung. Das Medium Film nutzt sie
für künstlerisch-dokumentarische und Kamera-ethnografische Studien.
Nina Schuster, Dr. phil. ist Soziologin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Stadt- und
Regionalsoziologie an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund. Ihre Forschungsschwerpunkte sind
Gender und Queer Studies, interdependente soziale Ungleichheit, die Verschränkung und gegenseitige
Konstituierung von Raum und Geschlecht, Stadtsoziologie sowie qualitative Methoden empirischer
Sozialforschung. Sie ist Mitbegründerin von sub\urban. Zeitschrift für kritische Stadtforschung.
Ausgewählte Publikationen: Andere Räume. Soziale Praktiken der Raumproduktion von Drag Kings und
Transgender, transcript 2010; Queer Spaces, in: Handbuch Stadtsoziologie, hrsg. von Frank Eckardt,
Springer VS 2012; Ambivalente Sichtbarkeitspolitiken in der vielfältigen Stadt, in: Inclusive City:
Überlegungen zum gegenwärtigen Verhältnis von Mobilität und Diversität in der Stadtgesellschaft, hrsg.
von Melanie Behrens et al., Springer VS 2015.
Hans Scheirl, Künstler und Filmemacher. Zwischen 1979 und 1998 entstanden über 50 Filme, die
auf performative Weise Normen der Sexualität und gender Identität herausfordern. Er malt seit 1995.
2003 Schwenk zur "Malerei_Installation" im Zuge seines M.A. Studiums auf dem Saint Martins College of
Art in London. Empfänger des österreichischen Staatsstipendiums für Bildende Kunst 2006. Seit Herbst
2006 Professor für "Kontextuelle Malerei" an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Erhält 2012 den
Preis der Stadt Wien für bildende Kunst. Zahlreiche Ausstellungen und Filmscreenings im In‐ und
Ausland.
Roland Maurmair Geboren 1975 in Innsbruck.
Lebt und arbeitet in Wien als freischaffender Künstler, Medien- und Primitivtechnologe. Studium der
Visuellen Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst. Promotion am Institut für Kunstund Wissenstransfer. Zahlreiche Ausstellungen und Präsentationen im In- und Ausland. Unter anderem:
"Artist statement", Parallel Vienna / "vor lauter Wald", kunstraum BERNSTEINER; Wien / "Herde – Rudel
– Schwarm", Ortner2; Wien / "Rabbitism" Eikon schAUfenster, Quartier 21, Museumsquartier Wien /
"Dandelion", Swingr; Wien / "Landcruiser", Kunstraum Innsbruck / "Sculpturepark", UNO Fine Arts
Gallery (mit P. Haselwanter); New Orleans/USA / "Un space", MAK Gegenwartskunstdepot
Gefechtsturm Arenbergpark; Wien
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Waltraud Ernst, Dr. phil., M.A., Philosophin, Universitätsassistentin am Institut für Frauen- und
Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität Linz; Publikationen zum Thema: Umkämpfte
Räume. Die Stadt als Ort der Instanziierung und Infragestellung von Geschlechterordnungen, in: Dörte
Kuhlmann/ Sonja Hnilica/ Kari Jormakka (Hg.), Building Power. Architektur, Macht, Geschlecht, Wien:
edition selene 2003, 233-259. Cyberspace: Mobile Räume für mobile Menschen? Epistemologische
Überlegungen im Spannungsfeld von Geschlecht, Migration und ICT, in: Annika McPherson, Barbara
Paul, u.a. (Hg.): Wanderungen. Migrationen und Transformationen aus geschlechterwissenschaftlichen
Perspektiven, Bielefeld: transcript, 2013, 151-166.
Willi Dorner studierte Tanz, analytische Tanzpädagogik und arbeitet als Choreograf in Wien. Willi
Dorners Bühnen- und Site specific-Arbeiten werden weltweit gezeigt. Willi Dorner interessiert,
Veranstaltungen zu kreieren, die dem Publikum die Möglichkeit neuer Erfahrungen, Einsichten und eine
differenzierte Wahrnehmung des täglichen Lebens geben. Seine interdisziplinären Arbeiten entstehen in
Zusammenarbeit mit KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen aus den verschiedensten Gebieten.
Zusammen mit VideokünstlerInnen entstanden Kurzfilme (u.a. Treid, „mazy“, „bodytrail“ bei
Diagonale09, set in motion bei CrossingEurope 2012 und „every-one“ Diagonale 2015).
Bernhard Cella (1969) - lebt in Wien, Studium: Akademie der Bildenden Künste Wien, Hochschule für
Bildende Künste Hamburg, Kunstuniversität Linz (Bühnenbild und frei Kunst) www.cella.at / 2014
„Schleusen“ Kieslerstiftung Wien, „ ich will wissen wie ihr wohnt“ Kunstverein Hamburg (EA), 2013 How
to disappear completely“, MAK Wien, 2012 „collecting books“ (EA) PS1 NY, (EA) 2011 "H.U. Obrist neben
H.U. Obrist", 69 Abzeichnungen im Maßstab 1:1, Vienna Art Week, 2011 Salon für Kunstbuch, 1:1 Modell
einer Buchhandlung 21er Haus Wien, Multimedia Installation, 2011 Gruppenbild mit Dame ohne
Gesichtserkennung“, Festivan der Regionen OÖ(EA), 2011 Does text inspire me? Multi-lingual Reading
Performance CCA Tbilisi (EA), 2011 „The Future will be“ 3D-Wolken, Open Space /Art Cologn, 2010 NOISBN, Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig (EA) Publikation
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