Predigt vom 31.5.2015 „Geistliches Fitnesstraining“ von Pfarrer Steffen Tiemann Ihr Lieben, wie fit seid Ihr? Heute ist ja Happy Mosel. Und ich hoffe, dass eine ganze Reihe von uns nachher sich noch aufs Rad schwingen werden. Eine super Gelegenheit, seine Fitness auf dem Rad zu trainieren! Fitness ist etwas Tolles. Wer fit ist, der ist gesünder. Der lebt länger. Der sieht in Badehose oder –anzug besser aus. Darum will jeder gerne fit sein. Am liebsten über Nacht. Aber Fitness kriegt man leider nicht über Nacht. Fitness braucht Training. Mit Training kann man erstaunliche Dinge erreichen. Ich habe kürzlich gelesen von einem Mann, der da unglaubliches geschafft hat. Rich Roll, Jahrgang 1966. Der war alkoholabhängig und so übergewichtig, dass er nur schnaufend die Treppen hochkam. Und dieser Mann nahm sich vor, sein Leben zu ändern. Hörte mit dem Trinken auf, fastete und fing an zu laufen und Rad zu fahren. Jetzt nimmt der Mann am Ultraman teil. Ultraman, das ist die Steigerung des Ironman, die härteste Form des Triathlon. Ultraman heißt: 10 km Schwimmen. 421 Kilometer Radfahren und 84 Kilometer Laufen. Und das an 3 Tagen hintereinander. Es ist erstaunlich, was man durch Training erreichen kann! Ich möchte euch mal bitten, kurz aufzustehen. Fühlt doch mal die eigenen Muskeln. Spannt sie mal an! Im Unterarm. Oberarm. In den Oberschenkeln. In Bauch und Rücken. Unsere Muskeln sind wunderbar. Und sie sind so geschaffen, dass sie sich durch gezieltes Üben enorm entwickeln können. Hanteln zeigen. Wenn man täglich mit Hanteln trainiert, werden die Muskeln immer stärker. Man kann sich steigern, größere nehmen. Die Muskeln wachsen durch Training. Und umgekehrt – ohne Training erschlafft alles. Die Muskeln bauen ab. Man hängt dann irgendwann nur noch schlaff im Sessel. Fitnesstraining ist super gut und wichtig. Und was für den Körper gilt, das gilt auch für den Glauben. Wie fit bist du im Glauben? Predigtthesen2 Ich habe letztens eine Stelle in der Bibel entdeckt, die war mir bisher noch nie aufgefallen. Da ist von Gymnastik die Rede! Von geistlicher Gymnastik. Paulus schreibt das. Er hatte einen Schüler, den Timotheus. Dem schreibt der Apostel einen Brief. Da sagt er ihm (1. Tim. 4, 7-8): F: „Übe dich selbst in der Frömmigkeit! Denn die leibliche Übung ist wenig nütze; aber die Frömmigkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.“ Im griechischen Urtext heißt „Übe dich“: Gymnaze dich! Das ist ein Wort aus dem Sport. Da kommt unsere Gymnastik her. Gymazein heißt trainieren. Regelmäßig üben. Übe dich selbst in der Frömmigkeit. Frömmigkeit ist ein seltsames Wort. Das klingt so irgendwie lebensfern und unecht. Was hier mit Frömmigkeit übersetzt ist, mein einfach die Praxis des Glaubens. Das Ausleben des Glaubens. Mit Gott in einer guten Beziehung stehen und sein Leben im Sinne von Jesus gestalten. Hier steht also: Trainiere deine Glaubenspraxis! Halte Dich im Glauben fit! Für körperliche Fitness kann sich Paulus nicht ganz so begeistern. Die ist nur für wenig nütze. Aber eine fitte Glaubenspraxis – die ist in jeder Hinsicht nützlich. Jetzt in diesem Leben und im neuen Leben in Gottes Welt. Darum – trainiere sie! So wie unser Körper und das Gehirn Training braucht, so braucht es auch der Glaube. Ohne Übung wird der Glaube schlaff. Aber wenn du deinen Glauben trainierst, dann wird er wachsen können. In den USA hatte man vor ein paar Jahren eine Untersuchung durchgeführt. Mehrere tausend Christen wurden befragt, wodurch sie im Glauben weitergekommen sind. Und das Ergebnis war: Am Anfang des Glaubensweges waren es vor allem Gottesdienste, Predigten, der Hauskreis, also Impulse von anderen Menschen, die einen weiterbrachten. Aber im Laufe der Glaubensreise wird dann ein anderer Faktor immer wichtiger, so diese Studie: geistliche Übungen. Geistliche Übungen, das sind Übungen für den Glauben, die man selbst durchführt und regelmäßig durchführt. Ich nenne mal ein paar mögliche Übungen: Predigtthesen3 Ø Schriftmeditation Einen kurzen Bibeltext eine Zeit lang bedenken – 10 Minuten, 20 Minuten –, Gottes Reden wahrnehmen, auf sich beziehen. Einen Text vielleicht eine Woche lang jeden Tag. Ø Freies Gebet Eine bestimmte Zeit am Tag, wo man mit Gott spricht, ihm sein Herz ausschüttet. Ihm dankt, ihn lobt. Ø Stille/Rückzug Vielleicht einmal im Jahr oder im Monat sich für einen Tag oder ein paar Tage in ein Kloster oder an einen stillen Ort zurückziehen. Ø Schweigen Ø Fasten Ø Tagebuch schreiben Es gibt noch andere Übungen. Und alle diese Übungen kann man ganz unterschiedlich gestalten. Letzten Sonntag hatte unser Vikar Christian Höhne gesagt, dass der Heilige Geist unser Personal Trainer ist. ER will uns helfen, im Glauben fit zu werden. Du kannst also Gott bitten, dir zu zeigen, welche Übung für dich dran ist. Was für dich gut ist. Vielleicht fragen sich gerade manche von Euch: Was soll ich mit Geistlichen Übungen anfangen? Ich bin ja gar nicht sicher, ob ich überhaupt an Gott glaube? Kann man sich den Glauben einfach so antrainieren? Das kann man nicht. Aber auch, wenn man Zweifel an Gott hat, kann man sich auf Gott einlassen. Probiere doch einfach mal aus, mit Gott zu sprechen. Oder einen Bibeltext zu meditieren. Oder einen ganzen Tag zu schweigen und Stille zu haben und schau, was dann passiert! Die Hauptschwierigkeit beim Fitnesstraining ist ja das Dranbleiben. Der Anfang ist meist leicht: Man nimmt sich was vor: So, ich will bis zu den Sommerferien 4 Kilo abnehmen oder meinen Blutdruck runterkriegen (so bei mir). Also drei Mal die Woche joggen! Wunderbare Übung. In der ersten Woche klappt es noch. In der zweiten regnet es gerade an dem einen Tag. Naja, dann kann ich ja nicht raus. In der nächsten Woche hat man dummerweise ständig Abendtermine. Und in der vierten Woche hat man eigentlich schon aufgegeben. Das Geheimnis des Übens ist das Dranbleiben. Durchhalten. Besser, sich nur wenig vornehmen, aber das dann wirklich konsequent durchziehen! Kleine Übungen, die zu einer festen Gewohnheit werden, können ganz erstaunliches bewirken. Im Körperlichen wie im Geistlichen. Eine Viertelstunde allein sein mit Gott, beten, schweigen oder die Schrift meditieren – das wird erstaunliche Predigtthesen4 Auswirkungen auf deinen Glauben haben. Aber wie schafft man das? Wie kann man dran bleiben in unserem vollgefüllten Alltag? Wie kriegt man sich motiviert? (F.Durch geistliche Übungen Eintauchen in Gott) Ich glaube, das kann nur gelingen, wenn man in diesen Zeiten mit Gott, in diesen Übungen, echte Gottesbegegnungen hat. Wenn wir in diesen Momenten eintauchen in Gott. Wenn wir also erleben, beim Bibellesen, beim Gebet, im Schweigen – Gott ist ganz nahe. Er ist wirklich da. Er redet zu mir. Gott trägt meine Sorgen. Er stärkt mein Vertrauen. Er berührt mich mit seiner Güte. So ein Eintauchen in Gott wird man nicht ständig erleben. Oft werden die geistlichen Übungen ganz trocken sein. Beim Hanteltraining sieht man auch nicht jedes Mal Fortschritte. Aber wenn wir an diesen geistlichen Übungen dranbleiben, dann geben wir unsere Seele Gott hin. Und immer wieder wird es vorkommen, dass Gott uns in der Tiefe unseres Seins berührt und wir etwas davon spüren, dass seine Gegenwart uns umfängt. Wenn du willst, dass dein Glaube wächst, dass du geistlich lebendig und fit bleibst, dann übe! Trainiere ernsthaft! Fang klein an und gib nicht auf! „Übe dich selbst in der Frömmigkeit! Denn die leibliche Übung ist wenig nütze; aber die Frömmigkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.“ Amen.
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