Zahlen, Daten, Fakten zu Jugendgewalt

Juni 2015
Zahlen, Daten, Fakten zu Jugendgewalt
Im Folgenden werden aktuelle Daten zur Anzahl jugendlicher Tatverdächtiger insgesamt, zur
Entwicklung von Jugendkriminalität im Allgemeinen und Jugendgewalt im Besonderen sowie zu
strafrechtlichen Sanktionen angeführt. Die Zusammenstellung schließt ergänzende Tabellen zur
Verteilung nach Alter (Vergleich zur Anzahl der erwachsenen Straftäter), nach Geschlecht
(Höherbelastung männlicher Jugendlicher im Vergleich zu weiblichen Jugendlichen), zur
Viktimisierung und weiteren relevanten Bereichen ein (siehe Anhang). An den entsprechenden
Stellen werden zudem Erkenntnisse aus regionalen Dunkelfeldstudien herangezogen – in Ermangelung kontinuierlicher bundesweiter Dunkelfeldstudien (vgl. PSB 2006, S. 256).
Hinweise zur Reichweite der überwiegend polizeilichen Daten
•
In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden alle der Polizei bekannt gewordenen
Straftaten ausgewiesen (Hellfeld der offiziell registrierten Kriminalität). Ihre Aussagekraft
hat Grenzen: so verbleiben Delikte, die nicht angezeigt bzw. ermittelt werden, im Dunkelfeld und ein An- oder Absteigen von Zahlen in der PKS kann sowohl in einer Veränderung
der tatsächlichen Kriminalität begründet sein, ebenso aber auch in einer Verschiebung der
Hellfeld-Dunkelfeld-Relation – etwa durch eine veränderte Anzeigebereitschaft.
•
Aussagekräftiger als die absoluten Zahlen sind die angeführten Vergleichszahlen: die Tatverdächtigenbelastungszahlen (= deutsche Tatverdächtige ab 8 Jahre der jeweiligen Personengruppe auf je 100.000 Einwohner derselben Altersgruppe). Diese Zahlen können sinnvollerweise nur für deutsche Personengruppen berechnet werden, da bei den Personen ohne
deutsche Staatsangehörigkeit (z. B. aufgrund „illegaler“ Aufenthalte) die Grundgesamtheit
nicht bekannt ist.
•
Die PKS birgt im Hinblick auf die Erfassung nichtdeutscher Tatverdächtiger folgende
Probleme: Ein deutlicher Anteil der polizeilich registrierten Nichtdeutschen sind nicht melderechtlich erfasst (Touristen, Grenzpendler etc.), werden aber leicht der ausländischen
Wohnbevölkerung zugerechnet; Bestandteil der Statistik sind Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylgesetz, die deutsche Personen nicht begehen können; hinsichtlich der Sozialstruktur sind Nichtdeutsche im Durchschnitt jünger, häufiger männlich, leben eher in Großstädten, gehören zu einem größeren Anteil unteren Einkommens- und Bildungsschichten an
und sind häufiger arbeitslos; dies führt zu einem höheren Risiko, als Tatverdächtige polizeiauffällig zu werden (BKA 2010, S. 105). Zu beachten ist auch, dass in der PKS nur zwischen
deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen unterschieden wird, der Migrationshintergrund von Jugendlichen wird nicht ausgewiesen.
•
Die deutliche Diskrepanz zwischen der Anzahl der Tatverdächtigen und der geringeren Anzahl an Verurteilten ist durch Ausfilterungsprozesse (Einstellung von Ermittlungsverfahren)
und durch andere strafrechtliche Bewertungen der Delikte bzw. der Deliktschwere erklärbar.
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1
Zahlen, Daten, Fakten zu Jugendgewalt
1 In Kürze
Jugendgewalt
•
•
•
ist episodisch, d. h. meist ein vorübergehendes Phänomen im Lebenslauf
entsteht zumeist eher situativ und in der Gruppe
vollzieht sich oft in der gleichen Alters- und Geschlechtergruppe, d.h. Jugendliche sind sowohl Täter als auch Opfer
2 Anzahl und Entwicklung jugendlicher Tatverdächtiger
insgesamt
Die aktuelle Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik verzeichnet einen weiteren
Rückgang der Jugendkriminalität sowie der Jugendgewalt.
Im Jahr 2014 wurden insgesamt 644.221 Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene zwischen 14 und unter 25 Jahren einer Straftat verdächtigt. Die Straftaten Jugendlicher sind im
Vergleich zu Erwachsenen meist weniger schwer und umfassen insbesondere Ladendiebstahl,
leichte Körperverletzung und Sachbeschädigung. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über
die Tatverdächtigenbelastungszahlen, unterteilt nach Altersgruppen.
Tab. 1: Übersicht über die Tatverdächtigenbelastungszahlen deutscher tatverdächtiger
Jugendlicher in den Jahren 2012 bis 2014 – alle Delikte
Lesehilfe: Der Wert 5.615,7 in der Tabelle bedeutet, dass 5.615,7 von 100.000 deutschen Jugendlichen zwischen 14 und unter 18 Jahren im Jahr 2012 einer Straftat verdächtigt wurden, in anderen Worten knapp 6
Prozent.
Alter
2012
2013
2014
Unter 14 Jahre
1.448,3
1.295,3
1.231,6
14 bis unter 18 Jahre
5.615,7
5.232,7
5.010,0
18 bis unter 21 Jahre
6.596,8
6.353,5
6.238,9
21 bis unter 25 Jahre
5.524,8
5.407,3
5.301,8
Quelle: BKA: PKS Zeitreihen, Tabelle 40 – insgesamt.
3 Entwicklung von Jugendgewalt
Gewalttaten (vor allem schwere Körperverletzung und Raub) machen nur einen kleinen Teil der
gesamten Jugendkriminalität aus. Die aktuellen Aufschlüsselungen der Gewaltkriminalität 1 in
der PKS 2014 zeigen folgende Aufteilung nach Altersgruppen.
1 Unter dem Summenschlüssel Gewaltkriminalität werden folgende Delikte zusammengefasst: Mord; Totschlag und Tötung
auf Verlangen; Vergewaltigung und sexuelle Nötigung; Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer; Körperverletzung mit Todesfolge; gefährliche und schwere Körperverletzung; erpresserischer Menschenraub; Geiselnahme; Angriff auf den Luft- und Seeverkehr. Nicht enthalten sind leichte Körperverletzungsdelikte.
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Abb. 1: Gewaltkriminalität nach Altersgruppen 2014 (in Prozent und absoluten Zahlen)
(Schlüssel 892000)
4,2% (6.961
Tatverdächtige)
unter 14 Jahre
14 bis unter 18 Jahre
18 bis unter 21 Jahre
13,0% (21.646)
über 21 Jahre
13,2% (22.039)
69,7% (116.373)
Quelle: Eigene Grafik nach: BKA: PKS Zeitreihen, Tabelle 20 – insgesamt.
Die Anzahl polizeilich registrierter jugendlicher Tatverdächtiger von Delikten, die der Gewaltkriminalität zugeordnet werden, ist – wie die Anzahl jugendlicher Tatverdächtiger insgesamt –
zwischen den Jahren 2013 und 2014 weiter zurückgegangen und wird in der nachstehenden
Tabelle entlang der Altersgruppen ausdifferenziert.
Tab. 2: Übersicht über die Tatverdächtigenbelastungszahlen deutscher tatverdächtiger
Jugendlicher in den Jahren 2013 und 2014 – Gewaltkriminalität
(Schlüssel 892000)
Alter
2013
2014
Veränderungen in
%
Unter 14 Jahre
142,7
136,7
-4,2 %
14 bis unter 18 Jahre
620,5
550,9
-11,2 %
18 bis unter 21 Jahre
821,3
743,6
-9,5 %
21 bis unter 25 Jahre
600,0
550,4
-8,3 %
Quelle: BKA: PKS Zeitreihen, Tabelle 40 – insgesamt.
Dass hier jedoch weiterhin ein hohes Niveau der polizeilich registrierten, insbesondere männlichen Jugendgewalt berücksichtigt werden muss, zeigt der Zeitreihenvergleich von 1987 bis
2014 in Abbildung 2.
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Abb. 2: Übersicht über die Tatverdächtigenbelastungszahlen der deutschen tatverdächtigen Jugendlichen nach Alter von 1987 bis 2014 – Gefährliche und schwere Körperverletzung (Schlüssel 222000)
1000
Tatverdächtige
pro 100.000 d.
Altersgruppe
insgesamt (ab
8 Jahre)
900
800
700
14 bis unter 18
Jahre
600
500
18 bis unter 21
Jahre
400
300
21 bis unter 25
Jahre
200
100
0
1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013
Quellen: BKA: PKS Zeitreihen, Tabelle 40 (1987-2014). Eigene Zusammenstellung der Arbeitsstelle Kinder- und
Jugendkriminalitätsprävention, München. Hinweis: Seit 2009 werden durch eine statistische Umstellung (bundeslandübergreifende Echttäterzählung) recht seltene Doppelzählungen ausgeschlossen, was zu leicht geringeren Zahlen führt.1997-1990: alte Bundesländer; 1991-1992: alte Bundesländer mit Gesamt-Berlin; ab 1993:
Bundesgebiet insgesamt.
Empirische Dunkelfeldstudien ergänzen die polizeilichen Hellfelddaten. Sie verzeichnen keinen
Anstieg der Jugendgewalt in den letzten Jahren (vgl. z. B. Boers/Walburg 2007; Baier et al.
2009). Im Hinblick auf die in der PKS langjährig zu beobachtende Zunahme polizeilich registrierter Jugendgewalt, verweisen diese vielmehr auf eine erhöhte Sensibilität einer Gesellschaft,
in der Gewalt weniger akzeptiert werde. So habe die Anzeigebereitschaft zugenommen, womit
das polizeilich bekannte Hellfeld vergrößert wurde (vgl. z. B. Baier et al. 2009, S. 11). Aktuelle
Ergebnisse wiederholt durchgeführter Schülerbefragungen belegen einen Rückgang der Häufigkeit von Gewaltdelikten junger Menschen (vgl. Baier 2013; vgl. hierzu auch Spiess 2013).
Als Vollerhebung ist die nachstehende Raufunfallstatistik an Schulen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung besonders aussagekräftig. Diese nimmt alle von Schulen der Unfallversicherung angezeigten Vorfälle schwerer Gewalttaten auf. In der Betrachtung der Entwicklung
zwischen 1993 und 2013 zeigt sich eine sinkende, an manchen Schulen zumindest gleichbleibende, Anzahl an Raufunfällen. Die Anzahl der erfassten Frakturen bei Raufunfällen an Schulen
befindet sich seit Jahren auf einem ziemlich gleichbleibenden Niveau. Entlang dieser Statistik
wird kein Anstieg der Jugendgewalt sichtbar und auch für die vielfach vorgebrachte Brutalisierung finden sich keine Anzeichen.
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Abb. 3: Raufunfälle und Raufunfälle mit Frakturen je 1.000 Schüler (1993-2013)
60
Raufunfälle an
Grundschulen
50
Raufunfälle an
Hauptschulen
40
Raufunfälle an
Sonderschulen
30
Raufunfälle an
Realschulen
20
Raufunfälle an
Gymnasien
Raufunfallraten
insgesamt
10
Raufunfallrate mit
Frakturen
0
Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – Statistik – Makrodaten, Schülerunfälle/gewaltbedingte Unfälle in der Schülerversicherung. Eigene Zusammenstellung der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention, München.
4 Differenzierung nach Gruppen
Im Folgenden werden Angaben zu Jugendgewalt, differenziert nach Geschlecht, Opferwerdung
und nichtdeutsche Tatverdächtige, dargestellt. Sowohl die polizeilichen Daten wie auch Dunkelfelduntersuchungen zeigen, dass männliche Jugendliche mehrfach stärker belastet sind als weibliche Jugendliche.
Tab. 3: Übersicht über die Tatverdächtigenbelastungszahlen der deutschen tatverdächtigen Jugendlichen im Jahr 2014 – alle Delikte, differenziert nach Alter und Geschlecht
Lesehilfe: Der Wert 6.697,8 in der Tabelle bedeutet, dass 6.697,8 von 100.000 männlichen deutschen Jugendlichen zwischen 14 und unter 18 Jahren im Jahr 2014 einer Straftat verdächtigt wurden, in anderen Worten
etwa 6,7 Prozent.
Alter
Gesamt
Männlich
Weiblich
Unter 14 Jahre
1.231,6
1.709,6
727,7
14 bis unter 18 Jahre
5.010,0
6.697,8
3.230,6
18 bis unter 21 Jahre
6.238,9
9.289,2
3.021,3
21 bis unter 25 Jahre
5.301,8
7.876,6
2.617,4
Quelle: BKA: PKS Zeitreihen, Tabelle 40.
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Da sich Jugendgewalt meist unter männlichen Jugendlichen ereignet, trägt diese Gruppe auch
das höchste Viktimisierungsrisiko, wie aus der nachstehenden Tabelle deutlich wird. Über die
Geschlechter hinweg betrachtet sind insgesamt über drei Viertel aller Opfer jugendlicher Gewalthandlungen selbst Jugendliche.
Tab. 4: Opfer von Gewaltkriminalität im Jahr 2014 insgesamt – nach Alter und Geschlecht (Schlüssel 892000) (absolute Zahlen)
Alter
Gesamt
Männlich
Weiblich
9.751
6.751
3.000
14 bis unter 18 Jahre
21.305
14.720
6.585
18 bis unter 21 Jahre
24.818
18.364
6.454
Unter 14 Jahre
Quelle: BKA: PKS Zeitreihen, Tabelle 91.
Um das Viktimisierungsrisiko einzuschätzen, sind wiederum Dunkelfelduntersuchungen von
großer Bedeutung. Eine Schülerbefragung aus dem Jahr 2007/2008 weist dazu aus, dass etwa
jeder fünfte Jugendliche im letzten Jahr Opfer einer Gewalttat wurde (vgl. Baier et al. 2009).
Die Betrachtung nichtdeutscher Tatverdächtiger ist nur mit Hilfe von Sonderauswertungen der
PKS möglich. Diese weisen darauf hin, dass die Belastungszahlen nichtdeutscher Jugendlicher
bei Raubdelikten und Körperverletzungen zwei bis vier Mal höher sind im Vergleich zu den
Zahlen deutscher Tatverdächtiger (Naplava 2010, S. 231). Dunkelfeldstudien erlauben differenziertere Aussagen (Höherbelastung einzelner ethnischer Migrationshintergründe bei Naplava
2003; Wetzels et al. 2001 vs. keine Unterschiede bei Boers et al. 2006).
5 Verurteilte Jugendliche
Nach dem Jugendstrafrecht wurden in Deutschland im Jahr 2013 insgesamt 81.737 Jugendliche
verurteilt, die zum Tatzeitpunkt zwischen 14 und unter 18 Jahren alt waren oder nach der Entscheidung des Gerichts als Heranwachsende zwischen 18 und unter 21 Jahre unter das Jugendstrafrecht gefallen sind. Davon wurden 27.887 zu einer Erziehungsmaßregel, 59.677 zu Zuchtmitteln und 13.187 zu Jugendstrafe (überwiegend (7.991) zur Bewährung ausgesetzt) verurteilt
(vgl. Statistisches Bundesamt 2015).
Die Entwicklung der Verurteiltenbelastungszahlen zwischen 1987 bis 2013 zeigt die nachstehende Abbildung.
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Abb. 4: Verurteilte deutsche Jugendliche je 100.000 Personen der strafmündigen Wohnbevölkerung von 1987 bis 2013 (im früheren Bundesgebiet einschließlich BerlinWest, seit 1995 einschl. Gesamt-Berlin, seit 2007 Deutschland) – Schwere und gefährliche Körperverletzung
250
200
Verurteiltenziffer
insgesamt (ab 14
Jahre)
150
14 bis unter 18
Jahre
100
18 bis unter 21
Jahre
50
21 bis unter 25
Jahre
0
1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013
Quellen: Daten 1978-2006: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007: Rechtspflege. Strafverfolgung. Lange
Reihen über verurteilte Deutsche und Ausländer nach Art der Straftat, Altersklassen und Geschlecht, 19762006. Daten 2007-2013: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015: Rechtspflege. Strafverfolgung. I.2; Lange
Reihen über verurteilte Deutsche und Ausländer nach Art der Straftat, Altersklassen und Geschlecht (Deutschland seit 2007). Eigene Zusammenstellung der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention,
München.
Am 31.03.2014 (Stichtagszählung) waren 4.729 männliche Personen und 181 weibliche Personen mit Jugendstrafe im Strafvollzug in Deutschland inhaftiert. Die Differenzierung hinsichtlich
des Alters zeigt, dass davon 465 männliche und 35 weibliche Jugendliche zwischen 14 und 18
Jahren alt waren (vgl. Statistisches Bundesamt 2015).
6 Maßnahmen
Statistiken und vor allem empirische Studien zeigen, dass die Jugendgewalt im letzten Jahrzehnt
nicht zugenommen, sondern eher abgenommen hat. In den letzten zwei Jahrzehnten sind in
den Handlungsfeldern Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Polizei und Justiz zahlreiche Strategien
der Kriminalitätsprävention im allgemeinen und der Gewaltprävention im speziellen entwickelt
und umgesetzt worden. Die Ausbildung dieses breiten und differenzierten Spektrums von überwiegend erzieherischen/pädagogischen Maßnahmen hat sicherlich einen Beitrag zur Verhinderung von Straftaten geleistet. Es gilt also, den eingeschlagenen Weg des Ausbaus der Präventionsstrategien fortzusetzen und die wichtige Rolle der Kinder- und Jugendhilfe weiterhin zu
befördern. Die Zielgruppenbezogenheit der Maßnahmen und eine an den Ressourcen der JuArbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalitätsprävention
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gendlichen orientierte Ausrichtung nehmen dabei einen besonderen Stellenwert ein. Darüber
hinaus ist eine Weiterentwicklung von opfer- und peerbezogenen Ansätzen wünschenswert.
Und nicht zuletzt sollte innerhalb der Maßnahmen der Kriminalitäts- bzw. Gewaltprävention
ein wissensbasiertes und reflexives Vorgehen im Sinne der betroffenen Kinder und Jugendlichen grundlegend sein.
7 Literatur:
Baier, D. (2013): Entwicklungen und Bedingungsfaktoren des Gewaltverhaltens – Ergebnisse wiederholt
durchgeführter Schülerbefragungen. In: Dölling/Jehle (Hrsg.): Täter – Taten – Opfer. Grundlagenfragen
und aktuelle Probleme der Kriminalität und ihrer Kontrolle. Forum Verlag Godesberg:
Mönchengladbach, S. 169-190.
Baier, D./Pfeiffer, C./Simonson, J./Rabold, S. (2009): Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von
Gewalt. Erster Forschungsbericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums des
Innern und des KFN, KFN-Forschungsbericht Nr. 107: Hannover.
Boers, K./Walburg, C. & Reinecke, J. (2006): Jugendkriminalität – Befunde aus Duisburger und
Münsteraner Längsschnittstudien. In: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, Jg. 89/H. 2,
S. 63-87.
Boers, K. & Walburg, C. (2007): Verbreitung und Entwicklung delinquenten und abweichenden Verhaltens
unter Jugendlichen. In: Boers/Reinecke (Hrsg.): Delinquenz im Jugendalter. Erkenntnisse einer
Münsteraner Längsschnittstudie. Waxmann: Münster/New York/München/Berlin, S. 79-96.
BKA/Bundeskriminalamt (Hrsg.) (2015): Polizeiliche Kriminalstatistik 2014. Bundesrepublik Deutschland,
Wiesbaden.
Bundesministerium des Innern (2012): Polizeiliche Kriminalstatistik 2011 – IMK-Kurzbericht. Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden.
Bundesministerium des Innern (2013): Polizeiliche Kriminalstatistik 2012 – IMK-Kurzbericht. Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden.
Naplava, T. (2003): Selbst berichtete Delinquenz einheimischer und immigrierter Jugendlicher im
Vergleich. Eine Sekundäranalyse von Schulbefragungen der Jahre 1995-2000. In: Soziale Probleme,
14, S. 63-96.
Naplava, T. (2010): Jugenddelinquenz im interethnischen Vergleich. In: Dollinger/Schmidt-Semisch
(Hrsg.): Handbuch Jugendkriminalität. Kriminologie und Sozialpädagogik im Dialog. VS: Wiesbaden, S.
229-242.
PSB (2006)/Bundesministerium des Innern und Bundesministerium der Justiz (Hrsg.): Zweiter Periodischer
Sicherheitsbericht. Eigenverlag: Berlin.
Spiess, G. (2013): Jugendkriminalität in Deutschland. Zentrale empirische Befunde. In: Siegen: Sozial, 18
(2), S. 4-13.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2015): Rechtspflege, Strafverfolgung, Fachserie 10/Reihe 3, 2013,
Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2015): Rechtspflege, Strafvollzug, Fachserie 10/Reihe 4.1, 2014,
Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2015): Rechtspflege, Strafverfolgung, 1.2 Lange Reihen über verurteilte
Deutsche und Ausländer nach Art der Straftat, Altersklassen und Geschlecht, Wiesbaden.
Wetzels, P./Enzmann, D./Mecklenburg, E./Pfeiffer, C. (2010): Jugend und Gewalt. Eine repräsentative
Dunkelfeldanalyse in München und acht anderen deutschen Städten. Nomos: Baden-Baden.
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8 Anhang
Abb. 1: Tatverdächtigenbelastung der Deutschen bei Gewaltkriminalität (im Jahr 2012)
Quelle: BKA 2013, S. 264.
Hinweis: Unter dem Summenschlüssel Gewaltkriminalität werden folgende Delikte zusammengefasst: Mord;
Totschlag und Tötung auf Verlangen; Vergewaltigung und sexuelle Nötigung; Raub, räuberische Erpressung
und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer; Körperverletzung mit Todesfolge; gefährliche und schwere Körperverletzung; erpresserischer Menschenraub; Geiselnahme; Angriff auf den Luft- und Seeverkehr. Nicht enthalten
sind leichte Körperverletzungsdelikte.
Abb. 2: Gewaltkriminalität nach Alter und Geschlecht (im Jahr 2013)
Quelle: BKA, 2014, S. 253.
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Zahlen, Daten, Fakten zu Jugendgewalt
Quelle: BKA 2014, S. 253.
Abb. 3: Opfergefährdung bei vollendeter gefährlicher und schwerer Körperverletzung
und darunter auf Straßen, Wegen oder Plätzen – Schlüssel 222000 und 222100
(im Jahr 2011)
G42
Quelle: BKA 2012, S. 169.
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Abb. 4: Wegen Verbrechen und Vergehen Verurteilte nach Deliktgruppen (im Jahr 2012)
Quelle: Statistisches Bundesamt 2014, S. 12.
Abb. 5: Wegen Verbrechen und Vergehen verurteilte Deutsche (bis einschließlich 2012)
Quelle: Statistisches Bundesamt 2014, S. 12.
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