TAG DES JÜDISCHEN BUCHES 13. März 2016 Helferei Kirchgasse

Veranstalter:
„Verein für jüdische Kultur und Wissenschaft“
D
er „Tag des jüdischen Buches“ ist bereits zu einem festen
Termin im Zürcher Kulturkalender geworden. 2016 finden die
Veranstaltungen in der „Helferei“ statt.
Auch in diesem Jahr bleiben wir – mit Ausnahme der Sonderveranstaltung am Abend
– beim Prinzip des freien Eintritts, in der Hoffnung, dass sich die Besucher mit einem
freiwilligen Beitrag an den Kosten beteiligen. Am meisten freuen wir uns natürlich,
wenn Sie sich entschliessen, Mitglied im „Verein für jüdische Kultur und Wissenschaft“
zu werden (www.vjkw.ch).
Über die tagsüber stattfindenden Gespräche und Lesungen informieren wir Sie auf
den Innenseiten. Zusätzlich weisen wir auf die Sonderveranstaltung am Abend hin, zu
der wir prominente Gäste erwarten:
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unterstützt durch:
TAG DES
JÜDISCHEN
BUCHES
13. März 2016
Helferei
Kirchgasse 13,
8001 Zürich
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„Nazi! Nazi!“ Mit diesem Ruf stürmt Beate Klarsfeld am 7. November 1968 auf
dem Bundesparteitag der CDU den Vorstandstisch und ohrfeigt den Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger. Kiesinger war 1933 in die NSDAP eingetreten und
hatte während des Zweiten Weltkriegs in der Rundfunkpolitischen Abteilung
des Auswärtigen Amtes gearbeitet. Die Ohrfeige ist der Startschuss für die
Lebensaufgabe von Beate und ihrem Mann, dem Franzosen Serge Klarsfeld: als
konsequente Nazijäger verfolgen die Klarsfelds die Schreibtischtäter und die
Schlächter des Holocaust – in Deutschland, wo sie straffrei leben, im Nahen Osten
und in Südamerika, wohin viele geflohen sind. Sie entreißen ihre Opfer dem
Vergessen, veröffentlichen ihre Bilder und Namen. Die Erinnerungen des Paares
sind Zeugnis ihres lebenslangen Kampfes für die Rechte der Opfer und zugleich
bewegendes Dokument einer großen Liebe.
Beate und Serge Klarsfeld erzählen im Gespräch in deutscher und französischer
Sprache über ihr Leben und über ihre Mission.
Moderation Gesa Schneider, Leiterin des Literaturhauses Zürich
Eintritt: Fr. 25.—. Da wir für diese Sonderveranstaltung mit einem grossen Publikumsinteresse rechnen, empfehlen wir Ihnen, sich Ihre Eintrittskarten rechtzeitig
zu besorgen. Die Karten gibt es in der Buchhandlung am Hottingerplatz, Hottingerstr.44, 8032 Zürich oder über deren Website: www.buchah.ch.
…
20.00 Uhr
Beate und Serge Klarsfeld
„Erinnerungen – Mémoires“ (Piper)
Tag des jüdischen Buches:
Das Programm
11:00
Lesung und Gespräch:
Felix Stössinger: „Interniert – In Schweizer Flüchtlingslagern“ (Merian)
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er österreichisch-jüdische Journalist Felix Stössinger rettete sich 1942 im
letzten Moment vor dem Zugriff der Gestapo vom besetzten Frankreich aus
über die Schweizer Grenze und war dann zwei Jahre lang in verschiedenen
Flüchtlingslagern interniert. Sein präzis beobachtetes literarisches Tagebuch,
das er in dieser Zeit führte, gibt nicht nur einen äusserst lebendigen und in
vielen Punkten überraschenden Einblick in die Organisation und die Alltagsprobleme dieser Lager, sondern beschreibt auch – für uns Nachgeborene manchmal
schmerzhaft – das nicht immer vorbildliche Verhalten der Schweizer Bewacher.
So hiess den auch der Titel der ersten Publikation „Zwischen Tell und Gessler“.
Der Merian-Stiftung in Basel gebührt Dank dafür, die Publikation dieser lange
nicht zugänglichen Texte in einer sehr schönen Ausgabe ermöglicht zu haben.
Der Mitherausgeber Peter-Jakob Kelting gibt Einblicke in die Entstehungsgeschichte und die Wiederentdeckung dieses Manuskripts. Die Ausschnitte aus
Felix Stössingers Tagebuch liest Isabelle Menke vom Schauspielhaus Zürich.
Moderation: Charles Lewinsky
14:00
Lesung Emanuel Bergmann:
„Der Trick“ (Diogenes)
1
934, in Prag, bestaunt Rabbinerssohn Mosche Goldenhirsch im Zirkus die Zauberkunststücke des legendären ›Halbmondmanns‹ – es ist um ihn geschehen.
Er rennt von zu Hause weg und schließt sich dem Zirkus an, der nach Deutschland weiterzieht. 2007, in Los Angeles, klettert der zehnjährige Max Cohn aus
dem Fenster seines Zimmers, um den Großen Zabbatini zu finden, einen alten,
abgehalfterten Zauberer. Der Junge ist überzeugt: Nur Magie kann seine Eltern,
die vor der Scheidung stehen, wieder zusammenbringen. In Los Angeles treffen
sie aufeinander: ein kleiner Junge, der an alles, und ein alter Mann, der an
nichts mehr glaubt. Ein Zaubertrick hat sie zusammengebracht. Eine Geschichte,
die Zeiten und Kontinente umspannt, ein Roman über die Zerbrechlichkeit des
Lebens und den Willen, sich verzaubern zu lassen. Emanuel Bergmann, geboren
1972 in Saarbrücken, ging nach dem Abitur nach Los Angeles, um dort Film und
Journalismus zu studieren. Er war viele Jahre lang für verschiedene Filmstudios,
Produktionsfirmen und Verlage in den USA und Deutschland tätig. Er übersetzt
Bücher und schreibt Zeitungsartikel. Und jetzt auch Romane. Moderation: Michael Guggenheimer
15:30
Dr. Sylvia Asmus, Frankfurt/M.:
„Vom Suchen und Finden, Bewahren und Vermitteln - Das Deutsche
Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek“
H
abent sua fata libelli. Aber es haben nicht nur Bücher ihre Schicksale, auch
die Umkehrung des alten lateinischen Sprichworts hat ihre Berechtigung:
Schicksale haben ihre Bücher. Wohl nirgends wird das so deutlich wie in den
Publikationen der Dichter und Denker, die von den nationalsozialistischen
Herrenmenschen aus dem Land der Dichter und Denker vertrieben wurden.
Sylvia Asmus ist die Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945, einer Sondersammlung der Deutschen Nationalbibliothek, mit der Aufgabe, sowohl
die Veröffentlichungen als auch die Unterlagen des deutschsprachigen Exils
während der Zeit der NS-Diktatur zu sammeln. Dazu gehören alle zwischen
1933 und 1950 von deutschsprachigen Emigranten im Ausland veröffentlichten
Bücher und Broschüren aus den Bereichen Literatur, Politik, Wissenschaft und
jüdische Emigration, außerdem die von ihnen herausgegebenen Zeitschriften,
sowie persönliche Nachlässe deutschsprachiger Emigranten aller Fachgebiete
und Berufsgruppen, Archive von Exilorganisationen und Einzelautografen.
Moderation: Prof. Andreas Kilcher
17:00
Lesung Sacha Batthyany:
„Und was hat das mit mir zu tun?“ (Kiepenheuer und Witsch)
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ahrzehnte nach der Schoah sind es nicht nur die Nachkommen der Opfer, die
unter den schrecklichen Geschehnissen jener Jahre leiden – auch die „Erben“
der Täter tun sich schwer, die Taten ihrer Vorfahren für sich zu verarbeiten.
Wenige Wochen vor Kriegsende gab Gräfin Thyssen-Batthyány im österreichischen Rechnitz ein rauschendes Fest. Gegen Mitternacht verliessen die Gäste
das Schloss und erschossen 180 Juden, die am Bahnhof auf den Weitertransport
warteten. Wie genau es zu diesem Massaker kam. ist bis heute unklar.
Sacha Batthyany, Washington-Korrespondent des TagesAnzeigers ist der
Grossneffe jener Gräfin. Die Frage des Schriftstellers: „Und was hat das mit dir
zu tun?“ war für ihn der Anlass zu einer Spurensuche, die ihn ins alte Ungarn
führte, ins Österreich der Nachkriegszeit, in die Schweiz der Gegenwart, in die
Lager des Gulag nach Sibirien, auf die Couch eines Psychoanalytikers und bis ins
Wohnzimmer einer Auschwitz-Überlebenden in Buenos Aires. Er entdeckte dabei ein Geheimnis, das seinen Blick auf seine Familie und sich selbst veränderte.
Moderation: Michael Guggenheimer