Liebe Gemeinde, der Countdown läuft ... Noch vier Tage, dann feiern wir die Geburt Jesu Christi. Wenn man aber in diesen Tagen aufmerksam unterwegs ist, hat man den Eindruck, die meisten Menschen verbinden mit Weihnachten etwas anderes: Es geht vor allem um … Geschenke! Man hat entsprechende Listen von Dingen, die sich die Liebsten oder wichtige Personen im Umfeld wünschen. Die Geschäfte haben längere Öffnungszeiten, damit hier niemand zu kurz kommt (trotz Zunahme des Online-Handels im Internet, der an keine Uhrzeiten gebunden ist). Und Ende letzten Monats gab es für viele Berufstätige das sog. „Weihnachtsgeld“, das den Umsatz in der Adventszeit ja auch noch einmal ankurbeln soll. Apropos „Umsatz“ – Was gibt ein deutscher Bürger pro Jahr wohl für Weihnachtsgeschenke aus? Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre waren das ca. 240,-- Euro. In 2014 sogar 259,-- Euro – das ist nicht gerade wenig. Woher kommt der Gedanke eigentlich – Sich an Weihnachten etwas zu schenken? Ursprünglich hat man sich an diesen Tagen gar nichts geschenkt; Diesen Brauch pflegte man in der Adventszeit am Nikolaustag. Entsprechend der Geschichte über diesen Bischof wurden allerdings ausschließlich Kinder beschenkt. In Folge der Reformation schaffte man im evangelischen Lager diese Gepflogenheit ab, da man ja keinen Namenstag feierte und diesen Mann auch nicht damit als Heiligen verehren wollte. Die Sache mit den Geschenken wurde dann stattdessen auf Weihnachten verlegt, der Kreis der Beschenkten irgendwann um die Erwachsenen erweitert. Und die Begründung dafür lautete: Gott hat uns an Weihnachten beschenkt, daran wollen wir auch erinnern, indem wir untereinander Präsente austauschen – Eigentlich gar kein schlechter Gedanke, oder? Dass uns der himmlische Vater an diesem Fest beschenkt hat, das drückte Paulus in einem seiner Briefe einmal so aus: Peter Stenger Seite 1 22.12.2015 Römer 8, 32b "Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" I.) Der schenkende Gott! Der Römerbrief ist eine brillante Darstellung unseres Heils: Paulus führt in den ersten Kapiteln aus, warum jeder Mensch Erlösung braucht. Dann entfaltet er, wie die Lösung Gottes für unsere Verlorenheit aussieht. Das Volk des Alten Bundes vergisst er in all dem auch nicht. Und zum Schluss kommt der Apostel darauf zu sprechen, wie sich diese Gerechtigkeit im Alltag von Gläubigen konkret auswirkt. Ich empfehle jedem Menschen, der auf der Suche nach Gott oder dessen Beziehung mit Jesus Christus noch ganz frisch ist, die Lektüre zweier biblischer Bücher: Da ist zum einen das Johannesevangelium, das anhand des Lebens und der Reden Jesu die gute Nachricht beinhaltet. Und zum anderen ist da eben der Römerbrief, tiefgründig und wirklich erschöpfend, um den Heilsplan Gottes zu verstehen. Paulus drückt hier inmitten seiner theologischen Reflexionen einen Wesenszug des Herrn aus, ohne den kein Mensch in einer lebendigen Beziehung zu IHM stehen könnte: Wir haben es hier mit einem schenkenden Gott zu tun. Was aber ist das Wesen eines Geschenks? 1.) Laut einem Lexikon ist es die freiwillige Übertragung von Eigentum (an einer Sache oder einem Recht) an einen anderen. 2.) Es ist an keine Gegenleistung geknüpft, sonst wäre es Teil eines Geschäfts oder im schlimmsten Fall sogar Gegenstand eines Bestechungsversuchs! 3.) Es passt zu dem Beschenkten („Was würde demjenigen eine Freude machen?“) 4.) Und es drückt auch etwas über den Geber aus („Was bin ich ihm wert?“ – Was sich nicht unbedingt an der Höhe des Geldbetrages feststellen lässt!) Peter Stenger Seite 2 22.12.2015 5.) Das Geschenk muss vom Beschenkten auch angenommen werden, sonst erreicht es sein Ziel nicht. All diese Eigenschaften lassen sich auch über den Inhalt des Predigtverses aussagen: 1.) Was Gott gegeben hat in Jesus Christus und was ER uns Tag für Tag schenkt, das tut ER freiwillig und nicht aus Zwang. Der himmlische Vater hat uns gegenüber überhaupt keine Verpflichtung, uns zu beschenken – Es ist alles Gnade! 2.) Gottes Gabe in Jesus Christus ist an keine Gegenleistung gebunden. ER hat Seinen Sohn für die ganze Welt gegeben, auch wenn ER dabei sicher wusste, dass die Mehrheit der Menschen dieses nicht erkennen bzw. annehmen würde. 3.) Dieses Geschenk passt zu dem, was wir zu einem Leben in der Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater nötig hatten – Sein Leben und vor allem Seinen Tod für unser Leben! Der Sohn Gottes musste in diese Welt kommen und etwas tun, nicht nur um uns zu veranschaulichen, wie der unsichtbare Gott aussieht, oder uns ein paar schöne geistliche Gefühle zu geben, sondern um uns zu retten! 4.) Das Geschenk drückt etwas über den Geber bzw. über den Wert, den ich bei ihm habe, aus: Gott hat nicht nur irgendetwas gegeben, sondern sich selbst. Und ER ist zu 100% für uns in diese Welt gekommen (Glaubensbekenntnis: „Wahrer Mensch und wahrer Gott“) und ist zu 100% für uns gestorben und auferstanden – Wie wertvoll müssen wir Menschen für IHN sein! 5.) Zu dem Punkt komme ich gleich noch... Gott hat seinen Sohn für uns nicht verschont, sondern dahin gegeben. Da leuchtet Karfreitag auf, aber zugleich eben auch Weihnachten: Kein Karfreitag ohne Weihnachten. Und Weihnachten ohne Karfreitag wäre letztlich umsonst. Wenn wir glauben, der Herr hätte sich erst am Kreuz für uns dahin gegeben, der denkt zu kurz. Schon die Menschwerdung, das Verlassen der himmlischen Herrlichkeit, das Kommen in die Begrenztheit menschlichen Lebens und dann noch das „Ja!“ zu einem Dasein als „Knecht“, der anderen dient – Eigentlich völlig unangebracht! Peter Stenger Seite 3 22.12.2015 Stellt Euch einmal vor, Barack Obama würde sein Amt als Präsident aus freien Stücken aufgeben und sich dafür entscheiden, von nun ab Toiletten in den Slums von Kalkutta zu putzen – Selbst der Vergleich kommt nicht heran an das, was da an Weihnachten geschah – Für uns! II.) Alles! Nun schreibt Paulus hier, dass uns Gott „alles“ schenkt. Auch wenn er das in eine Frage packt, sie ist letztlich doch rhetorischer Natur und verlangt die Antwort „Natürlich tut das Gott – Uns alles schenken!“ Aber was ist denn „alles“? Oder was verbirgt sich denn dahinter, wenn der Apostel an anderer Stelle im Kolosserbrief schreibt, dass in Christus alle himmlischen Schätze verborgen sind (Kol. 2, 3)? Was hat uns denn der himmlische Vater in IHM alles geschenkt. Ich will uns das anhand einer Auswahl verschiedener Bibelstellen einmal vor Augen malen. Dabei sind mir die sog. „Ich bin Worte“ Jesu wichtig geworden: Joh. 6, 35: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ Versorgung für mein Leben in allem, was ich brauche Joh. 8, 12: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Orientierung für erfülltes Leben im „hier und jetzt“ Joh. 10, 14: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“ Erkenntnis wer Gott ist Joh. 11, 25-26: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ Ewiges Leben Joh. 14, 6: “Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Zugang zum Vater im Himmel Joh. 15, 5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Quelle zu einem fruchtbaren und sinnvollen Leben Das war nur ein Ausschnitt zu der biblischen Beschreibung dessen wie das Geschenk Gottes in Jesus Christus für uns aussieht. Peter Stenger Seite 4 22.12.2015 Damit wir in den Genuss dieser und anderer Gaben Gottes kommen müssen wir zwei Dinge tun, die ich vorhin unter Punkt 5.) allgemein genannt habe: Zum einen: Die Präsente annehmen – Wer sich nichts schenken lässt, wird leer ausgehen. Das gilt vor allem beim Herrn. Wir haben nichts von dem, was ER uns gibt, verdient, sondern dürfen und müssen es einfach dankbar annehmen. Wer sind wir, dass wir glauben, wir könnten IHM irgendetwas als Vor- oder Gegenleistung geben, was IHM nicht sowieso schon gehört? Und zum anderen: Die Geschenke auspacken – So schön Verpackungen auch aussehen mögen, es kommt auf den Inhalt an. Wir dürfen das zum Beispiel nicht nur bekennen, dass der Herr unser Versorger ist, wir dürfen es auch im Glauben empfangen und leben mitten in den Herausforderungen des Alltags. Und wir dürfen nicht nur lesen, was die Bibel als Orientierung zu bestimmten Lebensthemen sagt, sondern diese Wahrheiten im Gehorsam auch anwenden. Es ehrt Gott, wenn wir Seine Geschenke annehmen und auch auspacken. Und ich wage zu behaupten, das ist heute Vormittag hier eine richtige „Veranstaltung der Wohlhabenden“ – Wir sind reich beschenkt in Jesus Christus. Und das hat seinen Grund darin, dass Gott an Weihnachten in Seinem Sohn Mensch geworden ist, um für uns am Kreuz von Golgatha zu sterben und am dritten Tag wieder aufzuerstehen: "Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" Ich lade uns daher ein in einer Zeit der Besinnung darüber nachzudenken, was das größte Geschenk ist, das mir der Herr in meinem Leben gemacht hat. Peter Stenger Seite 5 22.12.2015
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