Handreichung zur kompetenzorientierten Reife- und Diplomprüfung in Evangelischer Religion an Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik Die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen stehen unter folgendem Link: https://www.bmbf.gv.at/schulen/unterricht/ba/reifepruefung_bhs.html Der Themenpool für die mündliche Reifeprüfung wird schulintern geregelt. Die Aufgabenstellungen für die mündliche Reifeprüfung in Evangelischer Religion müssen kompetenzorientiert sein. Sie bestehen aus 3 Teilen: Reproduktion – Transfer – Reflexion und Problemlösung Bei der Erstellung der Aufgaben ist es sinnvoll, Operatoren (handlungsinitiierende Verben, die angeben, welche Lösungen erwartet werden) zu verwenden. Operatoren für Reproduktion: (be)nennen, bestimmen, beschreiben, wiedergeben, zusammenfassen Transfer: untersuchen, erschließen, analysieren, einordnen, vergleichen, erklären, erläutern, in Beziehung setzen, charakterisieren Reflexion und Problemlösung: deuten, interpretieren, beurteilen, bewerten, Stellung nehmen, kommentieren, begründen, erörtern, diskutieren, sich auseinandersetzen, überprüfen, entwerfen, gestalten, appellieren Die folgende Liste bietet entsprechend dem im Lehrplan aufgelisteten Lehrstoff Möglichkeiten und Gedankenanstöße zur Formulierung von Aufgabenstellungen: 1. GOTT 1.1. Reproduktion: Christliches Gottesbild (Trinität, Schöpfer, verschiedene bibl. Gottesbilder, Menschwerdung Gottes, Erlösung), verschiedene Gottesbilder (weiblich, männlich, rettend, strafend, schützend, ordnend usw.) und Argumente der Religionskritik kennen u. benennen. Kindliche Gottesbilder kennen und beschreiben; kindliche Entwicklungsstufen des Gottesbildes benennen. 1.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Eigene Gottesbilder artikulieren und mit christlichen und anderen Gottesbildern vergleichen. Fähig sein, heutige explizite und implizite Gottesbilder und kindliche Gottesbilder zu erkennen und zu vergleichen. 1.3. Gestalten/Handeln: Zu christlichen und anderen Gottesbildern kritisch Stellung nehmen. Kindgerecht und verantwortungsbewusst Gottesbilder erörtern und reflektieren. Sich anhand von Bilderbüchern mit Gottesbildern auseinandersetzen und diese bewerten. 2. SPIELE UND FESTE 2.1. Reproduktion: Lebensfeste, Kirchenjahresfeste und Hintergrund ihrer Rituale kennen, Feste anderer Religionen und Hintergrund neuer Feste kennen, bibl. Verankerung des Ruhetages beschreiben. 3. 4. 5. 6. 2.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Riten und Feste anderer Religionen vergleichen. Die (nicht nur christliche) Bedeutung von Feier- und Ruhetagen erklären (Erholung, Gemeinschaftspflege, Soziale Kontakte, Freundschaften pflegen). 2.3. Gestalten/Handeln: Wie kann das Leben sinnvoll gestaltet werden ( Stichwort „Ruhe“)? Feste mit Kindern im Kindergarten gestalten; welche Bücher und Materialien sind hierfür nötig? GLAUBEN 3.1. Reproduktion: Glauben im Lauf der Geschichte darlegen: Glaubensbegriffe/-definitionen Zentrale Begriffe der Reformation Epochen der österreichischen Kirchengeschichte Grundlagen anderer Konfessionen Biblische Inhalte wiedergeben: Der historische Jesus Einzelheiten aus dem biblischen Kanon Grundzüge paulinischer Rechtfertigung 3.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Biblisch-christliche Inhalte und Traditionen in diversen Medien kritisch beleuchten, Chancen und Schwierigkeiten der Vermittlung von Religion diskutieren; die Wahrheitsfrage aus verschiedenen Lebensbereichen und Blickwinkeln kritisch betrachten. Konfessionelle Unterschiede vergleichen. 3.3. Gestalten/Handeln: Die Auswirkungen der Reformation für heute beurteilen können. Den Umgang mit anderen Konfessionen und Religionen gestalten. Einen ökumenischen Gottesdienst oder eine interreligiöse Feier für die Schule planen. Katholischen MitschülerInnen erklären, was es bedeutet, evangelisch zu sein. RELIGIÖSE AUSDRUCKSFORMEN 4.1. Reproduktion: Die Bedeutung von Symbolen, neue religiöse Gruppierungen (Esoterik, Sonderformen) kennen und beschreiben. 4.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Gebet als religiöse Äußerung reflektieren. Religiöse Bekenntnisse erörtern. 4.3. Gestalten/Handeln: Rituale im Kindergarten gestalten (Tagesablauf, besondere Ereignisse, Abschied; Dank für Essen u.ä., Abschiedsfeiern, Reisesegen). Diskutieren, wann und ob eine religiöse Gestaltung zulässig oder angemessen ist. HOFFNUNG 5.1. Reproduktion: Den christlichen Hoffnungsbegriff, den Inhalt biblischer Hoffnungen und die Auswirkungen in der Kirchengeschichte wiedergeben. Das biblische Buch der Offenbarung und ausgewählte biblische Propheten kennen. Grundbegriffe der Rechtfertigungslehre kennen. 5.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Apokalyptisches Denken erklären. Zukunftsentwürfe und Weltvorstellungen mit biblischen Hoffnungen vergleichen. 5.3. Gestalten/Handeln: Aus christlicher Sicht zu einem konkreten Weltuntergangs-Szenario Stellung nehmen. Ein Mitschüler findet alles sinnlos. Erörtere, warum es sich lohnt weiterzuleben. Zu einem Liedtext über den Himmel Stellung nehmen. BEZIEHUNG UND GEMEINSCHAFT 6.1. Reproduktion: Beziehung von Kirche und Staat in der Geschichte kennen. Grundkenntnisse der Weltreligionen wiedergeben. 7. 8. 9. 10. 11. 6.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Verschiedene Lebens- und Gesellschaftsformen vergleichen. Inhalte aus den Weltreligionen erklären und vergleichen. 6.3. Gestalten/Handeln: Kritische Reflexion von menschlichen Beziehungen in vielfältigen Formen (Eltern-Kind/ multikulturelle u. multireligiöse Gesellschaft, Freundschaft, Liebe, Sexualität, eigene Beziehungsvorstellungen). Rollenbilder reflektieren. Die Entwicklung der Gewissensbildung und christliche Modelle der Urteilsfindung diskutieren LEBENSGESCHICHTE UND SCHÜLERPERSÖNLICHKEIT 7.1. Reproduktion: 7.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Kein Maturathema!!!! 7.3. Gestalten/Handeln: MÖGLICHKEITEN VON LEBENSGESTALTUNG UND SINNGEBUNG 8.1. Reproduktion: Die „letzten Fragen“ kennen. Die Biografie eines Menschen, der ein sinnvolles Leben geführt hat, wiedergeben. 8.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Medienangebote auf weltanschauliche und religiöse Motive befragen. Sinnfrage in Freiheit und Bindung erkennen 8.3. Gestalten/Handeln: Den Einfluss von Medien auf die (eigene) Lebensgestaltung reflektieren. Leistungsdenken in Schule und Beruf und dessen Auswirkung auf den Menschen analysieren. RELIGIÖSE KINDERERZIEHUNG 9.1. Reproduktion: Religionspädagogische Ansätze kennen. Konzepte und Formen der Trauer bei Kindern kennen und wiedergeben. 9.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Religionspädagogische Konzepte in Grundzügen vergleichen. Bibeln, Vorlese- und Liederbücher für Kinder vergleichen und ihre speziellen Aussagen erörtern. 9.3. Gestalten/Handeln: Existentiell belastende Situationen im Kindergarten religiös begleiten. Eine Leseliste mit 5-10 empfehlenswerten Bilderbüchern für den Elternabend zusammenstellen und die Auswahl begründen. LEBEN UND UMWELT 10.1. Reproduktion: Die biblischen Schöpfungsgeschichten kennen und wiedergeben. Christliches Menschenbild darlegen. Das Verhältnis von Menschenrechten und Christentum kennen, Friedensethik und Gewaltlosigkeit (Bergpredigt, christl. VertreterInnen) kennen. 10.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Untersuchen, wo und wann Leben in unserer Gesellschaft bedroht ist (Abtreibung, Todesstrafe, Suizid, Euthanasie). Problematik und Chancen der Gentechnik erörtern. Für und Wider der Abtreibung erläutern. Den Schöpfungsauftrag mit dem Ringen um einen angemessenen Umgang mit der Umwelt in Beziehung setzen. 10.3. Gestalten/Handeln: Eine begründete Stellungnahme zu Abtreibung/Reproduktionsmedizin/Euthanasie schreiben. Überlegen, was man einem Menschen sagen kann, der in vitro erzeugt worden ist. Wie kann Nachhaltigkeit im Kindergarten verwirklicht werden? EINE WELT 11.1. Reproduktion: Einen (aktuellen) Konflikt beschreiben und die Auswirkungen auf die Gesellschaft zusammenfassen. Humanitäre Hilfsorganisationen beschreiben. 11.2. Transfer/Deuten/Urteilen: Christliche Grundaussagen auf diakonisches Handeln beziehen. Beurteilen, ob Spenden einen Sinn haben. Die Arbeit der Diakonie charakterisieren. Bettelverbote in verschiedenen Städten erläutern. 11.3. Gestalten/Handeln: Eine Kampagne entwerfen, durch die Flüchtlinge/Arbeitslose/ Straßenkinder unterstützt werden sollen. Diskutiere die Vor- und Nachteile eines sozialen Jahres nach der Matura Begründe, ob, wann und warum man einem Bettler etwas geben soll. Aufgabenstellungen könnten lauten wie folgende, die von T. Merz ausgearbeitet wurden: 1) Interreligiöse Ansätze im Kindergarten durch Festgestaltung Durch die wachsende Zahl muslimischer Kinder im Kindergarten werden an die KindergartenpädagogInnen neue Anforderungen gestellt. Gemeinsames Feiern bietet eine gute Möglichkeit sich anzunähern. Benennen Sie Grundlagen der Festgestaltung und Feieranlässe Vergleichen Sie die Vorbereitungen für das islamische Zuckerfest mit den Weihnachtsvorbereitungen Planen Sie anhand der Buches „Felix und der Nikolaus“ eine Umsetzung für eine interreligiöse Feier im Kindergartenbereich 2) Erzählen biblischer Geschichten Ein elementarer Bestandteil christlich-religiöser Erziehung ist das Erzählen biblischer Geschichten. Zählen Sie Grundregeln zum Erzählen biblischer Texte auf und erklären Sie den sogenannten POZEK-Schlüssel (oder Auswahlkriterien aufzählen) Vergleichen Sie verschiedene Erzählperspektiven bei der Erarbeitung bibl. Texte miteinander Gestalten Sie die Geschichte vom „Barmherzigen Samariter“ für eine Kindergartengruppe 3) Kind und Tod Ein familiärer Todesfall bedeutet für ein Kind eine Extremsituation und stellt alle, die mit dem Kind umgehen, vor eine schwere Aufgabe. Erklären Sie das kindliche Todesverständnis nach Nagy oder Beschreiben Trauerreaktionen des Kindes und den möglichen Umgang damit Vergleichen Sie die christliche Hilfen für trauernde und sterbende Kinder, die R. Schindler anbietet Erarbeiten Sie ein kurzes Ritual für den Kindergarten und wenden Sie dabei (mindestens) eines der vorliegenden Bilderbücher an! Weitere ausgearbeitete Aufgaben für die Matura in BHS stehen in „Das Wort“ Jg. 69/ Nr.1/2015 Jänner 2016, Theresia Merz & Christine Todter
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