Birgittenschwester Pia Regina verstorben

Nachruf
Birgittenschwester
Pia Regina des
Klosters Altomünster
überraschend
gestorben
Von Gerhard Gerstenhöfer
Seit langem bin ich dem Birgittenkloster in
Altomünster verbunden. Durch mein kommunalpolitisches Interesse kam ich mit der
ehemaligen Priorin Mutter Antonia flüchtig
in Kontakt. Das waren ein paar Jahre nach
der Errichtung des Gästehauses. Einen ersten flüchtigen Kontakt hatte ich mit den
anderen Schwestern des Konvents beim
Birgittenjubiläum 2003. Wirklich gekannt
habe ich die Schwester Pia Regina aber erst
seit ihrem Silberjubiläum der ewigen Profess vor zwei Jahren. Im letzten Jahr hatte
der Arzt bei ihr einen Tumor festgestellt,
der operiert werden musste. Ich fuhr sie ins
Krankenhaus und zu verschiedenen Untersuchungsterminen. Das waren fast immer
Einladung zum
Jahrestreffen der
SBE
Das Jahrestreffen der internationalen Birgittengesellschaft (Societas Birgitta-Europa,
SBE) findet in diesem Jahr in der Zeit vom
Do 10. bis So 13. September in Bayern statt.
Daran sind alle bayerischen Orte mit birgittinischer Ordenstradition - das oberpfälzische Gnadenberg, das schwäbische Maihingen und das oberbayerische Altomünster
- beteiligt. Zu diesem Treffen sind alle eingeladen, die im Geiste der heiligen Birgitta
und der christlichen Tradition in Europa
freundschaftliche Beziehungen und kulturellen Austausch pflegen wollen. Die SBE ist
ein internationaler, ökumenischer Verein,
mit Sitz in Vadstena, mit aktiven Mitgliedern in den Niederlanden, in Dänemark, in
10
Tagesunternehmungen. Bei der Fahrt, im
Wartezimmer oder auch schon mal bei einer Tasse Kaffee danach hat sie mir viel von
sich erzählt. Ihre Vita beginnt am 20. März
1944 in Brandenburg. Es ist Krieg, ihr Vater wird verschleppt. Schwer traumatisiert
kommt die Familie zu Angehörigen nach
Aachen. Man betreibt ein Wollgeschäft, das
heute noch besteht. Sie erinnert sich noch
an Martin Schulz, den Europaparlamentspräsidenten, der in der Nachbarschaft
wohnte. Sie ging in eine Internatsschule.
Ich meine mich zu erinnern, dass sie dabei die Ursulinen genannt hatte. Sie hatte
schon frühzeitig den Wunsch gehegt, eine
Ordensfrau zu werden. Familienmitglieder
hätten sie aber zu einer Banklehre überredet. In der gleichen Bank ist sie bis zu ihrem endgültigen Entschluss, doch noch in
ein Kloster zu gehen, geblieben. Nachdem
sie sich bei verschiedenen Stellen informiert
hatte, entschied sie sich für das Birgittenkloster in Altomünster. Am 23. Januar 2013
feierte sie das Silberjubiläum ihrer Ewigen
Profess. Die Ewige Profess ist das Versprechen, dem Orden zeitlebens angehören zu
wollen. Vor Pater Michael de Koninck, dem
Spiritual des Klosters, erneuerte sie damals
in der Pfarr- und Klosterkirche öffentlich
ihr Ordensgelübde.
Schwester Pia Regina hieß mit ihrem bürgerlichen Namen Brigitte Hartmann, mit
ihrem Ordensnamen Maria Regina. Den
Namen Maria tragen alle Nonnen des Birgittenordens. In Verehrung des in Italien so
beliebten Heiligen Pater Pio, nannte sie sich
zusätzlich Pia. [Pater Pio: Francesco Forgione, 1887-1968, stigmatisierter Kapuziner,
2002 von Johannes Paul II. heiliggespro-
chen.] Sr. Pia Regina war oft in Italien und
beherrschte die italienische Sprache. Sie
bedauerte, nicht mehr dorthin fahren zu
können, stand aber noch in telefonischem
Kontakt mit Personen dortiger kirchlicher
und medizinischer Einrichtungen.
Bleibenden Verdienst für das Kloster erwarb sich Schwester Pia Regina mit dem
Erstellen einer Druckvorlage für die Ordensregel mit dem speziellen Dekret vom
24.10.1992 für Altomünster.
Mit der Schwester Pia Regina lernte ich eine
tiefgläubige Frau kennen. Am Anfang kam
mir das kindlich vor, wenn sie zu mir ins
Auto stieg und in gereimter Form Gottes
Segen und den Beistand gleich einer ganzen
Reihe von Heiligen erbat. Pia Regina hatte
oft Angst. Sie machte sich Sorgen, ob sie
ihren Lebensabend im Kloster würde verbringen können. Sie hatte ein eigenes Mobiltelefon. Damit rief sie mich an, wenn sie
jemand brauchte, der ihr geduldig zuhörte.
Glücklich war sie über ihre Rente, die sie
sich als Bankangestellte erworben hatte, um
der klösterlichen Gemeinschaft nicht zur
Last fallen zu müssen. Sie hing sehr an den
persönlichen Dingen, die sie mit nach Altomünster gebracht hatte, besonders ihr Klavier, ihre Laute und die zahllosen Büchlein
über Heilige sowie Votivbilder.
Nach Ihrer Operation, die gut verlaufen
war, hatte sie neuen Lebensmut gefasst. Zur
Sicherheit hatte sie sich auch noch der Chemotherapie und der Strahlenbehandlung
unterzogen. Sie wollte bis 2033 leben, weil
sich da der Tod Jesu Christi, ihrem Bräutigam, zum zweitausendsten Mal jährte. Jetzt
ist alles jäh zu Ende gegangen, für sie eine
von Gott fürsorgliche Lösung.
Schweden und in Deutschland.
Besonders hinzuweisen ist auf Veranstaltungen in Maihingen und in Gnadenberg.
In Maihingen wurde das Rieser Bauermuseum umgestaltet und in diesem Jahr neu
eröffnet. „Dieses Regionalmuseum bietet
in zwei ausgedehnten, denkmalgeschützten
Gebäuden der Klosteranlage Einblicke in
die Volks- und Alltagskultur Nordschwabens. Wie man früher lebte und wohnte,
vor allem aber, wie in der Landwirtschaft
gearbeitet wurde, wird in der abwechslungsreichen Ausstellung dokumentiert.“
Altbürgermeister Franz Zekl, auch ein guter
Freund unseres Klosters, wird die Teilnehmer durch die Ausstellung und auch ansonsten durch den ganzen Tag führen. Gerade
der Besuch in Kloster Neresheim sollte auf
gutes Interesse stoßen.
In Gnadenberg entstand mit großem fachlichen und finanziellen Aufwand sowie eh-
renamtlichem Engagement der Klosterstadl
mit Ausstellungs- und Vortragsräumen. Im
Juli dieses Jahres erfolgte die Eröffnung, an
der ja auch eine größere Delegation von Altomünster am Pontifikalamt mit anschließender Einweihung teilgenommen hat. Die
in Altomünster gut bekannte Projektleiterin, Frau Dr. Sandra Frauenknecht, wird die
Führung selbst übernehmen und dabei die
Geschichte und die Baugeschichte erläutern. Als weitere regionale Besonderheit,
können sich die Teilnehmer und Gäste auf
den König-Ludwig-Kanal freuen.
Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme.
Natürlich können Sie auch an jedem einzelnen Programmpunkt teilnehmen.
Societas Birgitta-Europa
im Namen von Präsident Marc van den
Brand, Uden/NL
Gerhard Gerstenhöfer, Geschäftsleiter
Kulturspiegel Altoland
Ausgabe 45, September 2015