Dr. Marcel Dissel spricht über Marktentwicklungen

6 MARKT UND BRANCHE // INTERVIEW
Wir sind auf einem guten Weg
HOLZLACKE // SEIT BEGINN DES JAHRES TRETEN DIE TREFFERT GRUPPE UND DIE FEYCO AG
UNTER DER GEMEINSAMEN MARKE FEYCO TREFFERT AUF. DR. MARCEL DISSEL, GROUP MANAGING
DIRECTOR WOOD COATINGS, SPRICHT SOWOHL ÜBER DIE NEUE AUSRICHTUNG ALS AUCH ÜBER DIE
DIFFERENZIERUNGSMÖGLICHKEITEN UND HERAUSFORDERUNGEN IM MARKT FÜR HOLZLACKE.
Inwiefern wirkt sich der neue Auftritt unter der gemeinsamen
Marke Feyco Treffert auf Ihre Holzlackaktivitäten aus?
Dr. Marcel Dissel: Feyco bietet ein sehr breites Sortiment für die
Märkte in der D-A-CH-Region an, während Treffert mit UV- und wasserbasierten Holzlacken auf den globalen Markt ausgerichtet ist. In
der langfristigen Ausrichtung sind sich beide Unternehmen sehr ähnlich und haben viele Berührungspunkte. Diese Kompetenzen haben
wir nun gebündelt und wollen sie effektiv nutzen.
In unserer neuen Organisationsstruktur arbeiten wir aus Business Units
heraus, die zum Beispiel auf die Segmente Möbel, Holzfassaden oder
Böden konzentriert sind. Hinzu kommt
das neuere Segment Türen, wo wir gutes Wachstumspotenzial sehen. Unser
gemeinsamer Ansatz unterstreicht die
Entwicklung hin zum System- beziehungsweise Lösungspartner.
Was bedeutet die Ausrichtung als
Lösungspartner?
Dr. Marcel Dissel: Um es überspitzt
auszudrücken, ist Feyco Treffert nicht
einfach nur ein Lieferant von Holzlacken.
Wir sind fest entschlossen, unseren
Kunden Mehrwert zu bieten, indem wir
sie bei Trends, Designs und in der Anwendungstechnik künftig noch besser
unterstützen und ihre Produktionsprozesse mit unseren Lösungen
prägen. Hierfür bauen wir unseren Dienstleistungsbereich aus. Das
neue Trainings- und Kompetenzzentrum in der Schweiz zum Beispiel,
das Ende des Jahres die Türen öffnet, unterstützt diese Ausrichtung.
In der Schweiz arbeiten Sie mit einer E-Business-Lösung für
einen kleinen Kundenkreis. Welche Erfahrung haben Sie bisher
damit gemacht?
Dr. Marcel Dissel: In der Schweiz bieten wir seit knapp einem Jahr
eine E-Business-Lösung für unsere Schreinerkunden an. Über diese
Plattform erhalten Kunden detaillierte Informationen zu Produkten und
nutzen diesen Weg auch, um ihre Bestellungen aufzugeben.
Derzeit laufen etwa 10 % aller Bestellungen über die Plattform. Gemessen am Gesamtumsatz hoffen wir bis Ende 2016 den Anteil auf
bis zu 20 % zu erhöhen. Derzeit konzentrieren wir uns hauptsächlich
auf kleine und mittelständische Unternehmen in der Schweiz. Unser
nächstes Ziel ist es, dieses Bestellverfahren auch in China umzusetzen.
Wie bewerten Sie den Markt für Holzlacke in den unterschiedlichen Regionen?
Dr. Marcel Dissel: Der Markt im Allgemeinen ist sehr fragmentiert.
Für alle Regionen gilt: Man muss sich differenzieren, um zu wachsen. Die
Geschäfte in Europa sind herausfordernd. Hier ist der Markt zwar stabil, jedoch tendenziell stagnierend. Erschwerend wirken sich derzeit
die politisch und wirtschaftlich angespannten Situationen im Osten
und Süden aus. Hinzu kommen die Wechselkurseffekte.
In Nordamerika sehen wir erste Anzeichen einer Erholung. Die Region
entwickelt sich im Bereich Holzlacke positiv. In Asien zeigt sich ein gemischtes Bild. Das Exportgeschäft mit
Holzfußböden aus China in Richtung
USA ist aufgrund der Antidumpingmaßnahmen eher mit Unsicherheit behaftet.
Darüber hinaus steigt der Wettbewerb
durch lokale Unternehmen. Positiv entwickelt sich der Markt für holzähnliche
Fußböden wie etwa LVT - Luxury Vinyl
Tile. Insbesondere im mittleren und gehobenen Preissegment ist ein steigender
Bedarf zu erkennen.
Welche Trends und Herausforderungen erkennen Sie im Markt für Holzlacke?
Dr. Marcel Dissel: Vor 15 Jahren war
der Holzlackmarkt von lösemittelhaltigen Systemen dominiert. Mittlerweile ist etwa der Einsatz von UV-Systemen steigend. Aber auch
wässrige Systeme nehmen diesbezüglich stark zu. Gerade in Asien
sehen wir eine stark steigende Nachfrage nach wässrigen Systemen, die sogar intensiver ist als in Europa oder Nordamerika. Wir
gehen davon aus, dass dieser Trend in Zukunft durch die Gesetzgebung gefördert und natürlich auch beschleunigt wird. Die Leistung
von wasserbasierten Systemen wie beispielsweise Spritzlacke, sind mit
den lösemittelhaltigen Systemen mittlerweile gleich auf. Dies sowohl
hinsichtlich Applikation als auch in Bezug auf die Trocknungszeit. Immer wichtiger wird es sein, innovative alternative Technologien zu entwickeln, die einerseits dem Umweltgedanken Rechnung tragen und
andererseits auch in der Leistung und im Preis wettbewerbsfähig sind.
Und gerade deshalb setzen wir den Schwerpunkt bei Innovationen in
den Bereichen UV- und wasserbasierte Systeme, mit denen wir uns in
etablierten und neuen Nischenmärkten weiterentwickeln und Marktanteile gewinnen können. Wir sind auf einem guten Weg.
Dieses Interview führte Damir Gagro
//Kontakt: [email protected]
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