Kommunalwahl in Habichtswald Es könnte viel bunter werden Vier Parteien stellen insgesamt 54 Bewerber zur Wahl – 23 Sitze im Gemeindeparlament werden vergeben VON ANTJE THON HABICHTSWALD. Diese Wahl in Habichtswald wird anders. Erstmals gibt es vier Parteien und Gruppen, die um die Gunst der Wähler buhlen und möglichst mit viel Personal in die Gemeindevertretung einziehen wollen. Bislang hatte die SPD das Sagen, die CDU trat eher als Minderheit auf. Bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren galoppierten die Sozialdemokraten der CDU davon – 17 Sitze gab es für die SPD, sechs für die Christdemokraten. Nun wollen auch die FDP, die es letztmals 1981 in das Gremium geschafft hatte, und die Wählergemeinschaft, eine neue politische Gruppe, mitmischen. Ob sie Stimmen von SPD oder CDU auf sich ziehen können, macht den Ausgang der Wahl spannend. Ingesamt gehen 54 Bewerber ins Rennen – die CDU hat 16 Kandidaten aufgestellt, die SPD 30, die FDP zwei und die Wählergemeinschaft Habichtswald sechs. Infos zur Wahl gibt es im Netz unter www.habichtswald.de unter dem Suchbegriff „Wahlen“. Habichtswald Ein Überblick Einwohner: 4995 Wahlberechtigte: 4189 Antretende Parteien: SPD, CDU, FWG, FDP Erlebnisbad Habichtswald: Vier Parteien wollen in die Gemeindevertretung Habichtswald einziehen und dann auch über die Freizeiteinrichtungen mitbestimmen. Foto: Archiv In Habichtswald gibt es keine Ortsbeiräte. Die Wähler können ihre Stimme in vier Wahllokalen abgeben. In Dörnberg bei Feuerwehr und Kindergarten, in Ehlen im DGH und in der Schule. (ant) Vier Fragen, vier Antworten – Die Spitzenkandidaten der Parteien Das sagen die Parteien in Habichtswald Kandidaten zu Wohnungsbau, zur kommunalen Zusammenarbeit, Tourismus und Herausforderungen Hans-Georg Nußbeck (SPD) Nicolas Schroller (CDU) Jörg Deichmann (FWG) Oliver Handke (FDP) Sollte das Baugebiet in Ehlen genauso gut ankommen wie das in Dörnberg, haben in vier Jahren 100 Menschen in der Gemeinde ein neues Zuhause gefunden. Soll dieser Trend fortgesetzt werden? Die Politik in Wiesbaden drängt kleinere Kommunen, sich mit Nachbargemeinden zusammenzuschließen, um so Geld zu sparen. Was halten Sie von diesem Vorschlag? Der Welterbe-Titel beschert dem Bergpark Wilhelmshöhe jede Menge Touristen. Welche Idee haben Sie, damit Habichtswald am Besucher-Zuwachs partizipiert? Welches ist die größte Aufgabe, der sich die Menschen in der Gemeinde in den kommenden fünf Jahren stellen müssen? Ein wichtiges Anliegen der SPD Habichtswald ist es, insbesondere jungen Familien preiswerten Baugrund anzubieten. Vorrang vor weiteren Neubaugebieten hat jedoch in den nächsten Jahren die Schließung von Baulücken und dies vornehmlich im Ortsteil Dörnberg. Zusammenschlüsse sind problematisch. Ohne ein Votum der Bürger geht nichts. Bei noch größeren Gemeinwesen fürchten die Bürger um ihre Identität und Einflussnahme. Wir setzen auf interkommunale Zusammenarbeit. Verwirklicht wurden bereits der Wasserbeschaffungsverband, der Ordnungsbehördenbezirk, die Standesamtsaufgaben und die Wartung von FeuerwehrGeräten. Derzeit verhandeln wir die Kassengeschäfte zusammenzufassen. Es ist ja nicht nur der Besucherzuwachs durch den Welterbe-Titel. Saisonal sind auch die Tagungshotels in der prosperierenden Stadt Kassel ausgebucht. Habichtswald ist wegen der Nähe zum Zentrum und dem Autobahnanschluss gefordert. Wir versuchen, die Ansiedlung eines Hotels zu verwirklichen und das Angebot der Wohnmobil-Stellplätze attraktiver zu gestalten. Denkbar ist, einen Fahrdienst zum und vom Bergpark per Planwagen anzubieten. Die Integration von Neubürgern und eventuell auch Flüchtlingen. In beiden Ortsteilen sind viele neue Mitbürger durch die Neubaugebiete hinzugekommen. Sie und die Flüchtlinge in die Gemeinschaft zu integrieren, durch Betreuung in Kindergärten, Grundschule und Hort, mit Vereinen und Verbänden, ihnen die Geschichte der Ortsteile und vieles andere mehr näher zu bringen, wird eine nicht einfache Aufgabe sein, die auf alle Bürger zukommt. Ja, unbedingt. Nur durch Zuzug können wir dem Einwohnerrückgang entgegenwirken. In den letzten 20 Jahren hat die Gemeinde rund 250 Bauplätze geschaffen, aber zeitgleich mehr als 400 Einwohner verloren. Dieser Trend muss sich umkehren. Hausbauprojekte unterliegen immer mehr technischen Risiken, die Finanzierung für Familien wird schwieriger. Deshalb setzen wir uns für Erhalt und Erneuerung bestehender Strukturen ein, um alten Dorfkerne zu erhalten. Wer soll steigende Kosten bei gleichzeitig sinkenden Einwohnerzahlen noch bezahlen? Wachsende Verwaltungsausgaben schmälern die Renten und Einkommen der Familien jeden Monat. Hier bietet die CDU-Landesregierung Anreize, die Verwaltungen modern und effizient aufzustellen. Das Ziel ist nicht der Verlust von Identität, sondern eine zukunftsfähige, leistungsstarke und dabei bezahlbare Verwaltung. Das möchten wir als CDU gemeinsam mit den Bürgen angehen. Wir unterstützen die Handwerks- und Handelsbetriebe und setzen uns für deren Erhalt ein. Dazu gehören auch die Gaststätten- und Fremdenverkehrsbetriebe. Die Förderung dieser Betriebe und Neuansiedlungen aus den Bereichen Kleinhandel und Kunsthandwerk können Tages- und Wandertouristen vom Habichtswald und Herkules in unsere Orte locken. Die Buslinie 22 über den Herkules muss erhalten bleiben und eine kürzere Taktung bekommen. Beim demografischen Wandel werden Erhalt und Erneuerung bestehender Strukturen eine große Aufgabe. Habichtswald muss für Investoren und Bürger noch attraktiver gestaltet werden. Sorge bereitet uns die Verschuldung der Gemeinde, die sich in den letzten Jahren verdoppelt hat. Das muss sich ändern. Wir sind für den Ausbau wohnortnaher Angebote, wie Kita, Schule, Einkaufs- und Sportmöglichkeiten, medizinische Versorgung und die Möglichkeit zur Pflege zu Hause. Das Thema Bevölkerungsentwicklung ist für Habichtswald wichtig. Am Bedarf der Habichtswälder und der Neubürger orientiert, möchten wir auch zukünftig Menschen die Möglichkeit geben, hier zu bauen. Dabei dürfen die Ortskerne nicht vernachlässigt werden. Es gilt Leerstand zu vermeiden. Oft werfen nicht nur der Kauf, sondern auch der Umbau einer Bestandsimmobilie Fragen auf. Fördermöglichkeiten müssen aufgezeigt werden. Ein Zusammenschluss bei der Erledigung von gemeindlichen Aufgaben ist unumgänglich. Der Ordnungbehördenbezirk und das sich mit Breuna abzeichnende Dienstleistungszentrum IKZ Finanzen zeigen, dass dies auch unter dem Kostenaspekt nötig ist. Zusätzlich sparen könnte man bei gemeinsamen Bauvorhaben, der Anschaffung von Großgeräten und IT (Hardware, Software, Support). Uns ist es wichtig, dass Habichtswald eigenständig bleibt. Neben der Einbindung in die Touristische Arbeitsgemeinschaft ist verstärkt auf eine Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Museumslandschaft Hessen Kassel zu setzen. Es fehlt an einem gemeinsamen Konzept. Bedarf sehen wir bei der Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten und dem Ausbau der gastronomischen Angebote. Regionale Wander- und Radwege führen an den Ortsteilen vorbei. Das muss sich ändern. Die Auswirkungen des demografischen Wandels stellt die Gemeinde vor neue Aufgaben. Neben der Integration von Flüchtlingen ist der gesellschaftliche Zusammenhalt generationenübergreifend zu fördern. Habichtswald soll für junge Menschen, Familien und Senioren zukunftsfähig sein. Dazu zählt die Sicherung der Kindergärten und Grundschulen. Die Mobilität, insbesondere Älterer, ist zu gewährleisten. Der Bürgerbus ist ein erster Schritt. Kassel platzt aus allen Nähten, das macht nahe Gemeinden attraktiv. Wenn Bedarf besteht, wollen wir weitere Flächen bereitstellen. Solange die Ausgangslage, z.B. durch günstige Baukredite gegeben ist, versuchen wir, Habichtswald für neue Bürger attraktiv zu machen. Das hört nicht beim Ausweisen von Bauland auf. Wir brauchen eine gute Infrastruktur und ein interessantes Dorfleben mit einer Nahversorgung. Mit dem Zuzug von Bürgern muss das Gemeindeleben verbessert werden. Wir sind der Meinung, dass diese Entscheidung mit den Bürgern getroffen werden muss. Wir befürworten, dass gemeinsame Aufgaben, gemeindeübergreifend angepackt werden. Einrichtungen, die von der Kommune finanziert werden (Freibäder), sollen gemeinsam gestemmt werden. Wir wollen dem Bürger die Möglichkeit geben, mit einer Eintrittskarte, alle Freizeitangebote der Region zu nutzen. Dafür müssen die Kommunen zusammenarbeiten. Wir wollen den Tourismus stärken und Anreize schaffen, dass Touristen Habichtswald erleben. Wir haben das Potenzial, uns über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. Wir arbeiten an einen Konzept, um die Attraktivität zu erhöhen. Eine gemeindeübergreifende Strategie ist nötig. Tourismus kann die Region beleben, den Einzelhandel stärken. Dafür wollen wir die Betreiber der Freizeiteinrichtungen ins Boot holen. Es fehlt an Unterkünften und Ausflugszielen mit Gastronomie. Wir wollen in den nächsten fünf Jahren Habichtswald als Kommune im Kreis stärken. Dazu ist es unser Auftrag, gemeinsam mit den Bürgern, Lösungen finden. Wir müssen versuchen, unsere Gemeinde attraktiv zu gestalten, für Neubürger ebenso wie für Unternehmen. Und die größte Herausforderung wird sein, entgegen dem allgemeinen Trend, die Landflucht zu stoppen. Dazu gehört ein vernünftiges ÖPNV- Konzept, ein starker Mittelstand und die Investitionen in die Infrastruktur.
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